Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Patrouillenschiff P-47: Teil 3 & 4: "Meuterei" und "Zwischen den Fronten"
Patrouillenschiff P-47: Teil 3 & 4: "Meuterei" und "Zwischen den Fronten"
Patrouillenschiff P-47: Teil 3 & 4: "Meuterei" und "Zwischen den Fronten"
eBook256 Seiten3 Stunden

Patrouillenschiff P-47: Teil 3 & 4: "Meuterei" und "Zwischen den Fronten"

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

"Patrouillenschiff P-47" ist eine "Space Opera" im Stil klassischer Heftromane, aufgeteilt in sechs Episoden: Der Angriff, Gegen die Zeit, Meuterei, Zwischen den Fronten, Dämonen und Akis Kampf.

Dieses E-Book enthält die Episoden 3 "Meuterei" und 4 "Zwischen den Fronten".

Klimatische Katastrophen haben die Natur des Planeten Yama zerstört. Ein Bürgerkrieg tobt um die letzten Wasserreserven. Der blutjunge Soldat Aki Baku sehnt sich nach Frieden. Um eine neue Wasserquelle für seine Heimat zu finden, stiehlt er das legendäre Patrouillenschiff P-47 und bricht zu den Sternen auf. Begleitet wird Aki von seinen besten Freunden Tara und Riko, dem stummen Wissenschaftler Pyke, einem zwielichtigen Ex-General namens Ty Sorro sowie der Androidin Nava. Gemeinsam begegnen sie zahlreichen Gefahren auf ihrem Weg durch die Weiten des Weltraums...

Alle weiteren Episoden liegen ebenfalls als E-Books vor.
SpracheDeutsch
Herausgebermainebook Verlag
Erscheinungsdatum2. Apr. 2021
ISBN9783948987183
Patrouillenschiff P-47: Teil 3 & 4: "Meuterei" und "Zwischen den Fronten"

Mehr von Kurt Thomas lesen

Ähnlich wie Patrouillenschiff P-47

Titel in dieser Serie (3)

Mehr anzeigen

Ähnliche E-Books

Science-Fiction für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Patrouillenschiff P-47

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Patrouillenschiff P-47 - Kurt Thomas

    Teil 3:

    Meuterei

    1

    Im Norden von Yama

    Peitschenhiebe, Elektroschocks, Laser-Folter. Roi Baku war auf die größtmöglichen Grausamkeiten gefasst gewesen, als man ihn aus dem Gefängnis in Ambrakia geholt und nach Delion gebracht hatte, dem Landsitz der adeligen Basco Familie. Ihr jüngster Spross, Kail Basco, wollte Vergeltung üben für den Tod seines Vaters, dessen Kreuzer der Captain bei einer Weltraumschlacht vernichtet hatte. Um den Rachedurst zu stillen, war dem hinterlistigen Baron jedes Mittel recht. Angefangen bei der Zerstörung von Edon, der Heimatstadt Roi Bakus, bis zur Jagd auf seinen Sohn Aki, dem an Bord des Patrouillenschiffs P-47 die Flucht zu den Sternen geglückt war. Deswegen hatte Roi damit gerechnet, in Bascos Herrenhaus nicht besser als Abschaum behandelt zu werden. Weit gefehlt. Seit seiner Ankunft vor annähernd zwei Monaten genoss er die Privilegien eines Ehrengastes.

    Wie jeden Morgen, so erwachte er auch an diesem Tag auf seidenen Laken. Warmes Sonnenlicht fiel durch die Balkonfenster in sein helles, großzügig eingerichtetes Schlafzimmer, das im ersten Stock der Villa lag. Roi gähnte herzhaft, streckte sich und schlüpfte aus dem geräumigen Bett. Im Bad nahm er eine Dusche – den Luxus gab es im Süden aufgrund des Wassermangels schon lange nicht mehr – und rasierte sich den Kopf und das Gesicht, wobei er die Barthaare an Oberlippe und Kinn stehen ließ. Nach der Morgentoilette zog er einen dunkelblauen Overall an, den ihm Bascos mechanische Bedienstete als Ersatz für seine zerrissene Uniform ausgehändigt hatten. Dann sah er sich zum wahrscheinlich fünfhundertsten Mal nach einer Fluchtmöglichkeit aus dem goldenen Käfig um. Die Fenster und Türen waren durch ein elektromagnetisches Siegel gesichert. Nichtsdestotrotz würde sich der Captain heute so wie an allen anderen Tagen das Hirn über Ausbruchsstrategien zermartern.

    Denn eines stand fest: Seine luxuriöse Sonderbehandlung diente ausschließlich dazu, Kail Bascos perverse Lust auf die spätere Abrechnung zu steigern. Sobald der Baron die Suche nach Aki beendete, ob erfolgreich oder nicht, und nach Hause zurück käme, wäre Rois Leben keinen Tropfen Kaktuswasser mehr wert. Aus tiefstem Herzen wünschte er sich, Aki möge Basco ein Schnippchen schlagen. Da der Junge genügend Mut gehabt hatte, P-47 aus dem Raumhafen zu stehlen, müsste es ihm doch auch gelingen, mit diesem eingebildeten Blaublüter fertig zu werden.

    Andererseits war Aki kein geborener Kämpfer, obwohl er vom stolzen Kriegervolk der Husu abstammte. Es steckte zu viel von seiner Mutter in ihm. Das Herz der schönen Nandi war angefüllt gewesen mit Menschenliebe und grenzenloser Gutmütigkeit. Sie hatte selbst dann noch an die Versöhnung zwischen Nord und Süd geglaubt, als der Krieg unvermeidlich geworden war.

    »Geliebte Nandi, wie sehr hast du dich geirrt«, flüsterte Roi. Traurig dachte er an jenen Luftangriff vor vierzehn Sonnenjahren, bei dem er seine Frau viel zu früh verloren hatte. »Es wird keinen Frieden geben, bis die Adelsbrut besiegt ist – oder ausgemerzt.« Kampflustig ging er aus dem Zimmer und über die gewundene Treppe hinunter ins Erdgeschoss.

    Im Speisezimmer hatte Serva, der Service-Androide, den Tisch für das Frühstück gedeckt.

    »Schönen guten Morgen, Captain Baku«, grüßte er in einem melodischen Ton. »Haben Sie gut geschlafen?«

    »Ausgezeichnet, danke.«

    Serva nickte höflich. »Möchten Sie Maisbrot mit Zitrusmarmelade, Haferflocken mit Soja-Quark oder lieber gegrillte Pflanzenwurst?«

    »Von jedem etwas.« Roi setzte sich an den Tisch. »Weißt du, ich muss bei Kräften bleiben, um die Foltern auszuhalten, die dein Meister garantiert für mich bereit hält.«

    Der kahlköpfige Kunstmensch zeigte nicht die kleinste Reaktion auf die Bemerkung. In seinem Butler-Anzug und mit einem eingestanzten Lächeln im bleichen Gesicht sah er harmlos aus wie eine Schaufensterpuppe. Roi hütete sich jedoch davor, ihn zu unterschätzen. In Servas Augen erkannte er dieselbe wache Intelligenz, die auch das Nava-Modell auf P-47 auszeichnete.

    »Was möchten Sie trinken?«, ertönte die nächste freundliche Frage. »Fruchtsaft oder Kaffee?«

    »Kaffee natürlich«, grinste der Raumschiffkommandant. »Ich wollt`s ja nicht glauben, dass der Norden noch soviel Wasser hat, um es beim Kochen von Bohnenkaffee zu verschwenden.«

    »Das Wasser meines Herrn stammt aus einer privaten Quelle.«

    »Die ganz Yama gehören wird, nachdem die Süd-Allianz den Krieg gewonnen hat«, sagte Roi selbstsicher, griff nach einem stumpfen Messer und schmierte Marmelade auf seine Maisbrotscheibe.

    Serva lächelte breiter als zuvor. »Sofern es zu diesem Triumph kommt – meinen Sie, dass Sie dann noch am Leben sein werden?«

    Ein kalter Schauder jagte über Rois Rücken, als er in das gleichmütige Gesicht des Androiden blickte. »Wirst du mein Henker sein, wenn dich Basco darum bittet?«

    »Ich bin ein Service-Modell. Es ist meine Aufgabe, jeden Wunsch meines Herrn zu erfüllen.«

    »Und wenn er etwas von dir verlangt, das du für falsch hältst?«

    »Wertungen stehen mir nicht zu.«

    »Schade. Ich habe gedacht, du wärst intelligent genug, um dir deine eigene Meinung über die Menschen zu bilden. Wie man sich täuschen kann«, meinte Roi provokant und biss in das Maisbrot.

    Den Vorwurf, es mangele ihm an Intelligenz, wollte Serva nicht auf sich sitzen lassen. Kerzengerade nahm er neben Roi Bakus Stuhl Aufstellung und sah zu ihm hinunter. »Bezüglich der menschlichen Rasse verfüge ich sehr wohl über eigene Ansichten, die aber nicht das Geringste mit der Pflichterfüllung zu tun haben, die ich meinem Herrn schulde. Als ein Mann des Militärs sollten Sie das verstehen, Captain. Haben Sie jemals den Befehl eines Vorgesetzten verweigert?«

    »Nein. Doch ich würd`s machen, falls der Befehl gegen die Moral verstößt.«

    »Moral?« Für einen Augenblick sah es so aus, als ob der Maschinenmensch in Gelächter ausbrechen wollte. »Ein Begriff, der im höchsten Maße subjektiv und ständigem Wandel unterworfen ist. Was der eine als Verbrechen ansieht, gilt einem anderen als Tugend. Ich richte mein Handeln nach den unumstößlichen Gesetzen der Logik aus. Und die Logik sagt mir, dass Sie mit Ihren Fragen herausfinden möchten, ob es möglich ist, mich zu überreden, meinen Herrn zu verraten und Sie freizulassen. Die Mühe können Sie sich sparen, Captain. Ich genieße zwar unsere kleinen Unterhaltungen, aber meine Loyalität gilt uneingeschränkt dem Mann, der Sie tot sehen will. Darf ich Ihnen jetzt den Kaffee einschenken?«, fragte er übergangslos.

    »Ja, danke«, murrte Roi. In Gedanken schimpfte er sich einen Idioten. Er hätte wissen müssen, dass Serva zu klug war, um seine Absicht nicht zu durchschauen. Die Maschine zum Verrat zu verleiten, konnte er getrost von der Liste möglicher Fluchtmethoden streichen.

    Serva ließ die Kaffeekanne sinken, hielt inne und griff sich ans Ohr. Über sein eingebautes Kommunikationsnetzwerk empfing er eine Sprachnachricht von der Roboter-Wache am Eingangstor.

    »Wir bekommen Besuch«, sagte er zu Roi. »Die Mutter meines Herrn ist eingetroffen.«

    »Kommt Sie, um mich zu sehen? Warum ist Sie nicht schon früher aufgetaucht?«

    »Die Baronin bevorzugt eine Stadtwohnung in Ambrakia. Das Landhaus empfindet sie als leer und einsam, seitdem ihr Mann, der verehrte Baron Dag Basco, auf tragische Weise ums Leben kam. Über die Umstände seines Todes wissen Sie wohl am besten Bescheid, Captain.«

    Roi Baku schmunzelte über Servas plumpen Versuch, ihm ein schlechtes Gewissen einzureden. Der Androide wollte, dass er sich schuldig fühlte, weil die Baronin seinetwegen zur Witwe geworden war. Darauf könnte er lange warten. Dag Basco hatte in einer fairen Schlacht den Kürzeren gezogen, Ende der Geschichte. Das Überlebensrecht gebührt allein dem Stärkeren, so lautete seit jeher die oberste Regel des Krieges. Roi sah keinen Grund, das Prinzip zu hinterfragen. In aller Ruhe aß er sein Maisbrot und trank den Kaffee.

    Plötzlich stieß ihm die braune Brühe bitter auf. Ob die Baronin die mörderischen Pläne ihres Sohnes teilte?, fragte er sich. War sie nach Delion gekommen, um die Rache zu vollstrecken?

    Unwillkürlich schloss sich seine Faust um das Frühstücksmesser, obgleich er mit der stumpfen Klinge wenig Schaden anrichten könnte. Vor allem, wenn er sich in einem Kampf gegen Servas übermenschliche Kräfte zur Wehr setzen müsste.

    Gespannt blickte Roi zur Tür.

    Die zarte Gestalt der Baronin von Delion schwebte herein. Reba Basco trug ein schwarzes, hochgeschlossenes Brokatkleid, das die Blässe ihrer Wangen unterstrich. Ausdrucksstarke Augen, grün schimmernd wie die einer Feline, sahen zwischen Roi Baku und Serva hin und her. »Was geht hier vor?«

    Serva wich einer direkten Antwort aus und flüchtete sich in eine Höflichkeitsfloskel. »Verehrte Baronin, darf ich Ihnen Captain Baku vorstellen?«

    »Ich weiß, wer er ist«, sagte sie harsch. «Ich kenne sein Gesicht aus den Nachrichten.« Reba wandte sich an den Kommandanten. »Meines Wissens nach sollten Sie in einem Gefangenenlager in Ambrakia sein. Wie kommen Sie in dieses Haus?«

    »Hab ich Ihrem Sohn zu verdanken«, sagte Roi mit einem Lächeln. »Der gute Kail möchte es mir so bequem wie möglich machen, bevor er mich umbringt.«

    Sie sog hörbar Luft ein. »Serva, stimmt das?«

    Der künstliche Diener verschränkte die Hände hinter dem Rücken. »Sagen wir, der Baron vertritt die Auffassung, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wird, wenn er das Gesetz selbst in die Hand nimmt.«

    »Unerhört!« Kails Mutter schüttelte den Kopf, sodass ihre schwarzgefärbten Haare nach beiden Seiten flogen. »Ein Lynchmord? Wie tief will er noch sinken? Und die Strategin ahnt natürlich nichts von seinen Machenschaften. Er hintergeht sie schon wieder. Lernt dieser dumme Junge denn nie dazu? Ist ihm nicht klar, dass er die Ehre unserer Familie in den Schmutz zieht? Kein Basco hat je im Ruf gestanden, ein heimtückischer Mörder zu sein.«

    Reba Basco drehte ihr aristokratisches Gesicht wieder dem Captain zu. »Sie sollen wissen, dass ich keinen Hass gegen Sie hege. Ihre Pflicht als Kommandant zwang Sie, das Schiff meines Mannes zu zerstören. Andernfalls hätte Dag Sie vernichtet. Es war ein Duell, aus dem nur ein Mann lebend hervorgehen konnte. Das Glück war diesmal auf Ihrer Seite.«

    »Gut, dass Sie`s so sehen«, sagte er angenehm überrascht.

    »Kail hatte kein Recht, sich als Richter aufzuspielen und Sie hierher zu verschleppen. Daher werde ich mich an die Strategin wenden und dafür Sorge tragen, dass man Sie zurück nach Ambrakia bringt.«

    Die Aussicht gefiel Roi. Das Leben im Lager war zwar kein Zuckerlecken, aber ein Ausbruch konnte dort vielleicht eher gelingen.

    Da hob Serva eine seiner feingliedrigen Hände. »Baronin, Sie werden nichts dergleichen unternehmen.«

    Reba kniff ihre Augenbrauen zusammen. »Willst du mir drohen? Bedenke, du bist nur eine Maschine. Ich kann dich jederzeit abschalten, wenn es mir beliebt.«

    »Ich weiß genau, was ich bin«, sagte der Service-Androide, wobei er mehr Selbstbewusstsein ausstrahlte als mancher General, dem Roi Baku begegnet war. »Und ich weiß, wer Sie sind, Gnädigste. Eine liebende Mutter«, betonte Serva. »Haben Sie daran gedacht, wie die Strategin reagiert, wenn sie aus Ihrem Munde von den Heimlichkeiten meines Herrn erfährt? Sie wird ihn strengstens bestrafen. Unehrenhafte Entlassung aus der Flotte, Entzug des Adelstitels, öffentliche Demütigung, eventuell Gefängnis. Ich diene ihm lange genug, um zu wissen, dass er lieber tot wäre, als diese Schande zu ertragen. So fehlerhaft das Verhalten Ihres Sohnes für Sie sein mag, können Sie es über sich bringen, ihn auf diese Weise zu verdammen?«

    Im Hinterkopf machte sich Captain Baku eine Notiz. Falls er mal in die Verlegenheit käme, einen Strafverteidiger zu benötigen, würde er sich an Serva wenden. Der Knabe verstand es, sein Gegenüber auf die sanfte Tour weich zu kochen. Roi brauchte keine hellseherischen Fähigkeiten, um zu wissen, dass er sich die Rückkehr ins Lager abschminken konnte.

    In Rebas Augenwinkeln glitzerten Tränen, als sie ihn ansah. »Haben Sie Kinder?«

    »Einen Sohn. Aki. Er ist siebzehn Sonnenjahre alt. Kail sucht den Weltraum nach meinem Jungen ab, um ihn vor meinen Augen hinrichten zu können.«

    Reba Basco schloss kurz die Augen und atmete schwer. »Kail ist im Grunde seines Herzens kein schlechter Mensch. Der Verlust seines Vaters hat ihn aus der Bahn geworfen. Ich kann ihn nicht auch noch verdammen, wie Serva sagte. Das würde mein Sohn nicht überleben. Es tut mir leid, Captain, aber ich sehe im Moment keine Möglichkeit, Ihnen zu helfen. Können Sie meine Entscheidung verstehen?«

    »Sie werden lachen, ich verstehe sogar Kails Wunsch nach Rache. Mir ging`s genauso«, gestand Roi. »Dag führte den Luftangriff, bei dem meine Frau ums Leben kam. Im Gegenzug tötete ich ihn. Und dafür will Kail nun Aki und mich bluten lassen. Das ist der Kreislauf des Krieges. Er zwingt die Menschen, ihre härtesten Seiten zu entdecken, um zu überleben.«

    »Interessante Hypothese«, meinte Serva. »Demnach wäre Krieg eine Notwendigkeit für die menschliche Entwicklung.«

    «Zum geistigen Fortschritt der Menschheit tragen Kriege jedenfalls nicht bei«, entrüstete sich Reba. »Den Frieden zu suchen und zu bewahren ist eine weitaus lohnendere Herausforderung.«

    Durch Rois Herz fuhr ein Blitz. Rebas Appell hatte ihn an Nandi erinnert. »Meine Frau hätte sich gut mit Ihnen verstanden.« Er zog einen Stuhl neben sich zurück. »Kommen Sie, Baronin, nehmen Sie Platz. Trinken Sie einen Kaffee mit mir. Unterhalten wir uns und vergessen die Politik für eine kleine Weile.«

    Sein einladender Tonfall und die respektvolle Haltung ihr gegenüber veranlassten Reba, auf den Vorschlag einzugehen. Eine Sonnenstunde lang plauderten sie miteinander wie gute Nachbarn, die kein Schützengraben und keine Raumschlacht trennte. Dennoch dachte Roi Baku daran, das Frühstücksmesser im Ärmel seines Overalls verschwinden zu lassen. Als Stichwaffe taugte es nicht. Als Werkzeug zur Manipulation der Überwachungselektronik in seinem Zimmer könnte es dagegen von Nutzen sein.

    2

    Persönliches Computerlogbuch des Captains Aki Baku.

    150. Tag an Bord von P-47.

    Im Weltraum lauert ein Feind, den man weder sehen noch hören kann. Dieser Feind nennt sich Langeweile. Auf dem Schiff gibt es nichts Sinnvolles zu tun, ehe der Planet Vaga in Sichtweite ist, was frühestens in achtzig Tagen der Fall sein dürfte. Trübe Aussichten. Für meine Freunde und mich besteht die größte Herausforderung darin, die Zeit zwischen Aufstehen und Schlafengehen totzuschlagen. Das mag sich nicht dramatisch anhören. Doch die Eintönigkeit könnte zu einem ernsthaften Problem werden. Ich bemerke, wie gereizt die Atmosphäre unter uns ist. Wegen jeder Kleinigkeit wird gestritten. Ich frage mich bange, wann es zur ersten Schlägerei kommt.

    In dem schmalen Schlauch, den sie Offiziersmesse nannten, gab es nur einen Tisch, an dem man beengt auf einer Sitzbank und zwei Stühlen sitzen konnte. Tara Lautan hatte einen der Stühle belegt, um das Fell ihres Schoßtieres Kiri zu bürsten. Daneben saß die Androidin Nava. Sie sah unverwandt Ty Sorro an, der ihr gegenüber auf der Sitzecke hockte und Spielkarten an Pyke Mook und Riko Kamao verteilte, die ihn links und rechts flankierten.

    »Ich möchte dieses Spiel erlernen«, bat Nava.

    »Gern, Schatz«, lächelte Ty. »Es heißt Makau. Die Regeln sind recht einfach. Es gibt einen Bankier und eine bestimmte Zahl von Spielern, in unserem Fall drei. Riko, Pyke und dich. Ich übernehme die Rolle des Bankiers. Jeder Spieler erhält von mir eine Karte. Weitere Karten kann man dazu kaufen.«

    »Kaufen? Ich besitze kein Geld«, sagte sie.

    Riko stöhnte und griff sich an seinen Lockenkopf. »Wieso müssen Maschinen immer alles wörtlich nehmen? Kaufen heißt nicht, dass man dafür bezahlen muss. Man verlangt die Karte und kriegt sie, fertig.«

    »Ein verwirrendes Sprachbild«, fand die künstliche Frau.

    Ty fuhr fort, die Regeln zu erläutern. »Gewonnen hat, wer möglichst schnell neun Punkte in der Hand hat. Das Ass zählt einen Punkt, Zehner und Bilder null, die übrigen Karten nach ihrer Augenzahl. Bekommt man als erste Karte eine 9, ist das ein sogenannter großer Schlag, und man erhält die doppelte Summe seines Einsatzes, es sei denn, der Bankier hat auch einen großen Schlag.«

    Wieder hakte Nava ein. »Sie sprachen von einem Einsatz. Spielen wir doch um Geld?«

    »Normalerweise ja. Da wir an Bord kein Geld haben, spielen wir um etwas Essbares. Zwiebackstücke.«

    Pyke schob Nava einen halben Zwieback über den Tisch, damit sie Kapital für ihren Spieleinsatz hatte. Der kleine Kiri bekam Stielaugen, als er die Knabberei witterte.

    »Pass auf, dass dir das Pelzvieh nicht alles wegfrisst«, warnte Riko.

    Tara schob den Schirm ihrer Pilotenmütze aus der Stirn. »Wenn du ihn nochmal Pelzvieh nennst, kriegst du eine gelangt.«

    »Von dir? Da lachen ja die Hühner.«

    Aki, der als Beobachter im Durchgang des Schotts lehnte, spürte die wachsende Spannung zwischen den Streithähnen. Er glaubte, auf einem Fusionstorpedo zu sitzen, das jederzeit aus dem Rohr schießen konnte. Aber noch musste er nicht eingreifen, denn Ty nahm wieder das Heft in die Hand.

    »Wer zu viele Karten kauft und mehr als neun Punkte hat, verliert seinen Einsatz sofort«, sagte er. »Verkauft sich der Bankier, gewinnen alle Spieler. Hat ein Spieler weniger als neun Punkte, aber mehr als der Bankier, gewinnt er den einfachen Einsatz. Hat er weniger Punkte, verliert er. Bei Punktgleichheit gewinnt immer der Bankier. Soweit alles verstanden?«

    »Ich habe die Regeln abgespeichert«, antwortete Nava.

    »Perfekt, dann kann`s losgehen.«

    Die Spieler brachen kleine Zwiebackstücke ab und legten sie auf den Tisch.

    Ty teilte die ersten Makau-Karten aus. Pyke bekam eine Karo 7, Riko den wertlosen Pik Buben

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1