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Patrouillenschiff P-47: Auf der Spur der Colloniden
Patrouillenschiff P-47: Auf der Spur der Colloniden
Patrouillenschiff P-47: Auf der Spur der Colloniden
eBook611 Seiten8 Stunden

Patrouillenschiff P-47: Auf der Spur der Colloniden

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Über dieses E-Book

P-47 fliegt wieder durch die Weiten des Weltraums!

Captain Aki Baku startet zu einer neuen Mission. Zusammen mit der tapferen Besatzung des Patrouillenschiffs P-47 sucht er nach dem Ur-Stamm der Menschheit, den sagenhaften Colloniden.
Während ihrer Reise zwischen den Sternen begegnen Aki und seine Freunde einem alten Feind, finden unerwartete Verbündete und kommen einem lange gehüteten Geheimnis auf die Spur.

Acht aufregende Abenteuer in einem Band! 744 Seiten Sci-Fi (in den Taschenbuchausgabe)!

Weitere Bücher aus der Reihe:

»Patrouillenschiff P-47« (in 3 E-Books mit je zwei Teilen)
»Ca-Daan – Das Gesetz der Galaxis«
SpracheDeutsch
Herausgebermainebook Verlag
Erscheinungsdatum31. Jan. 2022
ISBN9783948987770
Patrouillenschiff P-47: Auf der Spur der Colloniden

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    Buchvorschau

    Patrouillenschiff P-47 - Kurt Thomas

    SABOTEURE

    1

    Im Norden von Yama

    Der Androidin war ein Fehler unterlaufen. Nach Sonnenuntergang hätte sie in Dazia bleiben sollen. In der Stadt überwachten die Sicherheitskräfte der Vereinigten Allianzen die beleuchteten Straßen und Boulevards. Hier draußen, auf den hügeligen Feldern, gab es für die Maschinenfrau keinen Schutz.

    Gut für uns, dachte ein maskierter Mann, der auf einer Anhöhe im Hinterhalt lag und die Androidin durch sein Nachtsichtgerät beobachtete. Bei ihm befanden sich sieben weitere Männer, deren Gesichter unter den Visieren silberner Helme verborgen waren, auf denen sich das Licht des heraufgezogenen Vollmonds spiegelte. An ihren gepanzerten Kampfanzügen hingen purpurfarbene Umhänge bestickt mit dem Bild eines Flammenschwerts. Das Symbol der Ritter der Reinheit, ein im Norden Yamas gefürchteter Geheimbund. Sein Ziel war es, durch Anschläge auf die Androiden und deren Freunde für Unruhe unter der Bevölkerung zu sorgen, um letztendlich die neue Regierung zu stürzen. Der Adel sollte wieder die Geschicke des Planeten bestimmen, kein vom Volk gewähltes Parlament mit einem Obersten Sprecher namens Abas Yuri an der Spitze, der alle Androiden vom Sklavendienst befreit hatte und ihnen nun auch noch volle Bürgerrechte einräumen wollte.

    Wo kämen wir da hin, wenn Maschinen die gleichen Rechte hätten wie Menschen, überlegte der Ritter mit dem Nachtsichtgerät und blickte noch einmal hindurch, um sicherzugehen, keine echte Frau vor sich zu haben. Nein, es bestand kein Zweifel. Auch wenn diese Androidin eine Langhaarperücke trug, mit der sie ihre fabrikmäßige Glatze tarnte, entlarvte sie die allzu perfekte Körperhaltung als eine künstliche Kreatur.

    »Aufsitzen!«, befahl er seinem Stoßtrupp mit einer dumpfen, verstellten Stimme. Die Männer schwangen sich auf ihre S-Jets. Die schwebenden Solarfahrzeuge hatten die Form von Tortenstücken und bestanden nur aus einer Lenkstange, einem Trittbrett für die Füße und einem kleinen Motorblock. Wenn man sie am Tag unter der gleißenden Sonne auflud, konnten die S-Jets auch bei Nacht Höchstgeschwindigkeit erreichen. Die Motorbatterien surrten leise, als die Ritter der Reinheit ihrem Opfer entgegen flogen. Hass pulsierte durch die Adern des Anführers. Der Hass auf jede Lebensform, die nicht seinen Vorstellungen entsprach.

    Die Ritter hoben sich wie Raubvögel gegen den Sternenhimmel ab, während sie über das baumlose Tiefland mit seinen begrünten Tälern hinweg rauschten. Die Maschine, auf die sie es abgesehen hatten, war ein Modell der Akpa-Serie. Die Buchstaben standen für Alten- und Krankenpflege-Androidin. Seit dem Ende des Bürgerkrieges hatten einige von ihnen den Dienst quittiert und demonstrierten für eine freie Berufswahl. Mit der Begründung, die Menschen sollten lernen, sich wieder selbst umeinander zu kümmern. Diese Unverschämtheit würden die Ritter der Reinheit nicht tatenlos hinnehmen.

    »Schnappen wir sie uns!«, bellte der Anführer und hakte eine Elektropeitsche von seinem Gürtel. Die Sensoren der Akpa mussten die Angreifer registriert und die Gefahr erkannt haben, denn sie rannte davon. Trotz ihrer übermenschlichen Schnelligkeit war sie chancenlos gegen das Tempo der S-Jets. Die Ritter holten die Maschinenfrau ein und flogen in Kreisen um sie herum, hämische Rufe und Beleidigungen ausstoßend.

    »Wohin so eilig, Blechkopf? Was treibst du hier draußen, so ganz allein? Wer hat dir erlaubt, dich frei in unserem Land zu bewegen, du erbärmliche Kreatur?«

    Die Akpa war stehen geblieben, hob die Hände und blinzelte die Männer aus großen, dunkelgrünen Augen an. »Ich wollte mir die Gräser ansehen, die die Menschen gepflanzt haben, seitdem es wieder genügend Wasser gibt, um …«

    »Haltˋs Maul!«, brüllte der führende Ritter. Er schlug mit der Elektropeitsche nach ihrem Bein. Die Schnur zerfetzte den Stoff ihres grauen Overalls, und die elektrische Entladung brachte die Schaltkreise in ihrem Körper durcheinander. Sie verlor die Kontrolle über das künstliche Muskelsystem und stürzte auf die Knie. Ein zweiter Ritter riss lachend die Perücke von ihrem Kopf.

    »Meinst du, die Haare machen dich zu einem Menschen, Schraubenschädel? Du bist ein Ding, sonst nichts!«

    Die Androidin zitterte, was nicht allein an den Auswirkungen des Peitschenhiebs lag. Der Anführer wusste, dass die Maschinen durch Nava, ein Mitglied der berühmten Baku-Crew, gelernt hatten, von einem Chip Gebrauch zu machen, den ihr Schöpfer heimlich in sie eingepflanzt hatte, damit sie Gefühle nachempfinden und ein Bewusstsein entwickeln konnten. Eine ungeheuerliche Tat, die bestraft werden musste.

    »Du weißt, wer wir sind und was wir mit deiner Sorte anstellen?«, fragte er grollend.

    »Bitte, nein!«, sagte die Akpa in einem flehentlichen Ton. »Ich möchte nicht vernichtet werden.«

    »Was du möchtest, ist uns egal.« Der Wortführer nickte einem dickbäuchigen Kumpanen an seiner Seite zu. Eine doppelläufige Laserpistole glitzerte in dessen Faust. Gnadenlos zielte er auf den kahlen Kopf der Androidin.

    *

    Zur gleichen Zeit waren Aki Baku und Tara Lautan in ihrem schwebenden Düsengleiter auf dem Weg nach Dazia. Graf Kaleb Sorro, der Vater ihres Freundes Ty Sorro, hatte sie eingeladen. Das Paar saß auf der Rückbank des selbststeuernden Fahrzeugs, das von einem Miniatur-Fusionsreaktor angetrieben wurde und mit allem erdenklichen Luxus ausgestattet war. Die gepolsterten Sitze erinnerten an Holo-Kinosessel, eine Belüftungsanlage pumpte aromatisierte Luft in die Kabine, und zwischen den Vordersitzen befand sich eine gekühlte Bordbar. Aus den Deckenlautsprechern drang die sanfte Baritonstimme des Sängers Blu Atran. Flieg mit mir zum Mond, lass uns spazieren gehen zwischen den Sternen.

    Tara hatte den Kopf auf Akis Schulter gebettet, die Augen geschlossen und summte die Melodie mit.

    Aki lächelte, doch ein Schatten der Sorge huschte über sein dunkelhäutiges, attraktives Gesicht.

    »Wir hätten Kiri mitnehmen sollen«, meinte er. »Der Kleine ist ein Telepath und hätte Graf Sorros Gedanken lesen können. Dann hätte ich im Voraus gewusst, was er von mir will.«

    »Was wird er schon wollen?«, murmelte Tara. »Wir sind die Ehrengäste der Feier, die er für Ty und Nava gibt. Mehr nicht. Er freut sich eben, dass sein Sohn nicht länger ein Herumtreiber und Wasserschmuggler ist und endlich eine Frau gefunden hat, die einen anständigen Mann aus ihm macht.«

    »Ich bezweifle, dass Graf Sorro in Nava eine Frau sieht. Tys Mutter hat vielleicht keine Vorurteile gegen sie. Aber der alte Kaleb? Noch vor ein paar Sonnenjahren hat er verlangt, dass die Produktion der Androiden begrenzt werden soll, damit der Fortbestand der Menschheit nicht gefährdet wird. Schwachsinn!«

    »Reg dich nicht auf. Genieß lieber den Abend.« Tara schmiegte ihre blonde Mähne an Akis Pflanzenlederjacke. »Ich findˋs schön, dass wir mal wieder alleine ausgehen. Ist doch nett von meinen Eltern, heute Abend auf Kiri aufzupassen. Im Haus der Sorros hätte der Schlingel nur wieder Unsinn angestellt.«

    Aki erinnerte sich daran, wie sie den bepelzten Winzling bei ihrer ersten Weltraumreise auf einem abgelegenen Planetoiden entdeckt hatten. Er sah aus wie ein kleines, harmloses Tierchen, gehörte aber zum Volk der Skia, Jahrtausende alte Geistwesen, die in manchen Kulturen unter dem Namen Dämonen bekannt waren. Von ihnen war Kiri verbannt worden, weil er mit seinen Fähigkeiten zu viel Unheil anrichtete. Aki und Tara hatten der Gemeinschaft der Skia versprechen müssen, Kiri in ihre Obhut zu nehmen und zu erziehen. Keine leichte Aufgabe. Zumal Aki mittlerweile als Assistent des angesehenen Professor Hiro arbeitete. Und Tara, Frachtpilotin der Vereinigten Allianzen, hatte auch alle Hände voll zu tun.

    »Hast du schon das Neueste gehört?«, fragte sie. »Ty will eine Tabakplantage in Melos aufbauen. Am Ufer des Hannok. Der Kerl versteht doch gar nichts vom Tabakanbau.«

    »Immerhin raucht er Zigarren.«

    »Na und? Ich kann ein Holo-Phon bedienen, aber trotzdem weiß ich nicht, wie man eins baut. Da wir gerade davon sprechen. Wie gefällt dir mein neuer Schmuck?«

    Sie schob den linken Ärmel ihres Hosenanzugs nach oben. Unter der Haut des Unterarms war ein hochmodernes Holo-Phon implantiert.

    »Praktisch, oder? Man kann es nie wieder vergessen oder verlieren. Der Akku lädt sich automatisch durch die Zirkulation meines Blutkreislaufs auf. Eine kurze Vibration signalisiert einen Anruf, zwei Vibrationen eine Text- oder Sprachnachricht. Mit einer winzigen Berührung kann ich es aktivieren.« Taras blaue Augen strahlten. »Schau mal, wie die Knöpfe unter meiner Haut im Dunkeln leuchten!«

    »Wahnsinn«, sagte Aki, ohne hinzusehen. »Ein geschickter Hacker knackt den Sicherheitscode, und dann kann er wer weiß was mit deinem Körper anstellen. Ist wirklich eine geniale Erfindung.«

    «Miesmacher. Du bist launisch wie ein kläffender Lupo mit Zahnschmerzen«, warf sie ihm vor, nahm den Kopf von seiner Schulter und richtete sich in ihrem Sitz auf. »Ich glaube, ich weiß, was dir im Magen liegt, Aki Baku. Du hast es immer noch nicht verdaut, dass unser Parlament deine verrückte Expedition nicht genehmigt hat.«

    »Daran ist nichts Verrücktes«, presste er zwischen den Zähnen hervor. »Wir haben im All Beweise gefunden für die Existenz der Colloniden. Ein uraltes Volk, das seinen Heimatplaneten verließ und Siedlungen auf anderen Welten der Galaxis gründete. Vielleicht sogar in vielen Galaxien. Die Colloniden sind der Ur-Stamm der Menschheit, und ihre Heimat zu finden wäre eine wissenschaftliche Sensation, die uns darüber hinaus helfen könnte …«

    »Spar dir den Vortrag, ich kenne ihn auswendig«, unterbrach Tara. Sie legte eine Hand auf seine und schlug sanftere Töne an. »Sieh mal, deine Absichten sind wirklich großartig. Aber die Risiken einer solchen Reise wären enorm. Von den Kosten gar nicht zu reden. Deswegen hat die Regierung auch abgelehnt, dir ein Raumschiff zur Verfügung zu stellen. Das Geld wird für wichtigere Ausgaben gebraucht. Zum Beispiel die Aufforstung der Yama-Bäume, die Säuberung der Atmosphäre und Entseuchung der Meere, Nutzbarmachung des Bodens, kontrollierte Viehzucht.« Ohne Luft zu holen, und unter Zuhilfenahme ihrer Finger setzte die junge Pilotin die Aufzählung fort.

    »Neue Wasserkanäle, Straßen und Brücken. Den Wiederaufbau der zerstörten Metropole Edon. Institutionen, die sich um Witwen und Waisen des Krieges kümmern. Und um die Versehrten, die an Verletzungen leiden, körperlich und seelisch. Fast zwanzig Sonnenjahre Bürgerkrieg haben den Norden und den Süden gezeichnet.«

    »Als ob ich das nicht wüsste«, grummelte Aki Baku, der seine Mutter im Krieg verloren hatte.

    »Vergiss nicht die dreieinhalb Millionen freier Androiden. Sie wurden als künstliche Personen anerkannt, dürfen ihre Arbeit selbst wählen und theoretisch eigene Grundstücke und Wohnungen kaufen, die es aber praktisch nicht gibt, weil der Lebensraum zu knapp ist. Darum muss die Mehrheit weiter auf den Landsitzen der Adeligen im Norden oder in den Häusern der Südstaatler leben und die alten Arbeiten von früher ausführen. Aus Mangel an Alternativen.«

    Aki nickte stumm. Einige Androiden hausten in Behelfsunterkünften in den hintersten Winkeln der Kuppelstädte. Die Errichtung von Siedlungen auf den Planeten der Ichty und Gruoni, die Aki bei seiner Suche nach einer Wasserquelle im Weltraum gefunden hatte, waren vom Obersten Sprecher und dem Parlament verboten worden. Mit der Begründung, es seien keine Kolonien Yamas, und die Bewohner sollten nicht in ihrer Lebensart gestört werden. An sich eine gute Einstellung, die aber den Platzmangel nicht löste.

    »Sicher, man könnte Quartiere außerhalb der Städte aufbauen, in Gebieten, die nicht für die Landwirtschaft vorgesehen sind«, sprach Tara weiter. »Auch Wohnflächen auf dem Mond oder dem Planeten Vaga wären möglich, wo künstliche Menschen leben könnten, die keine Sauerstoffatmosphäre brauchen. Aber all das ist mit gigantischen Kosten verbunden. Dagegen muss deine Suche nach einer angeblichen Mutterrasse der Menschheit zurückstehen, mein Lieber.«

    In einer für ihn typischen Geste des Ärgers fuhr sich Aki über die kurzgeschorenen Haare. »Du klingst wie deine Mutter. Eine echte Politikerin, die Ausschüsse und Unterausschüsse bilden muss, um alle Vor- und Nachteile sorgfältig gegeneinander abzuwägen. Euch fehlt die Fantasie! Könnt ihr euch nicht vorstellen, dass ich nach Lösungen für unsere Schwierigkeiten suchen will?«

    Sein Finger hob sich zum Sicherheitsglas im Dachfenster des Düsengleiters und zeigte auf den Sternenhimmel. »Irgendwo da draußen im Universum liegt die Welt der Colloniden. Sie müssen technisch und wahrscheinlich auch gesellschaftlich viel weiter fortgeschritten sein als wir, denn sie haben die Raumfahrt schon zu einer Zeit beherrscht, als es noch kein Leben auf Yama gab. Wir könnten von ihnen Erkenntnisse gewinnen, die uns auf dem Weg zum Frieden helfen.«

    Tara konnte oder wollte seiner Argumentation nicht folgen. »Bei Yamas Sonne! Wir haben doch Frieden!«

    »Von wegen! Denk mal an diese idiotischen Ritter der Reinheit

    Die monotone Stimme des Bordcomputers unterbrach ihre Diskussion: »Sie nähern sich ihrem Ziel – Dazia.«

    Durch die Frontscheibe sah Aki die Lichter der Großstadt, die hinter der Kuppel aus Panzerglas funkelten. Yamas Atmosphäre war noch lange nicht so sauber, dass die gläsernen Schutzhauben über den Städten entfernt werden konnten. Nur in tiefer Nacht wurden sie für wenige Stunden geöffnet.

    »Verdammt«, rief er plötzlich. Seine tiefbraunen Augen waren vor Schreck geweitet. »Siehst du das? Da vorne wird gerade eine Androidin überfallen!«

    »Wo? Von wem?« Tara reckte den Hals.

    »Von wem wohl? Den Rittern natürlich!«

    »Ich rufe die Sicherheitskräfte aus Dazia über mein Holo-Phon.«

    »Dauert zu lange, bis die hier sind. Wir müssen eingreifen. Übernimm das Steuer.«

    »Was hast du vor?«, fragte Akis Freundin, kletterte aber bereits auf den Pilotensitz.

    »Flieg mit dem Gleiter direkt auf den Kreis der Banditen zu. Gib vollen Schub!«

    »Verstehe. Du willst sie ein bisschen durcheinanderwirbeln. Gute Idee.«

    Tara vollbrachte mit jeder fliegenden Kiste reinste Wunderdinge und hatte auch den Düsengleiter fest im Griff. Sie beschleunigte auf Maximalgeschwindigkeit, zog das Steuerkreuz im Cockpit nach oben, sodass das Fahrzeug steil nach oben stieg, und ging dann in einen sofortigen Sturzflug über. Durch das rasante Manöver stieß der Gleiter wie ein Pfeil aus dem dunklen Abendhimmel mitten in die Runde der Ritter, die ihn erst kommen sahen, als es für sie zu spät war. Erschrocken stoben sie auseinander, um nicht von dem heranrauschenden Geschoss getroffen zu werden, und flogen in der Art eines aufgescheuchten Krähenschwarms mit ihren S-Jets davon. Gerade rechtzeitig, bevor ein feister Halunke seine Laserwaffe auf die wehrlose Maschinenfrau abfeuern konnte.

    Tara nahm die Verfolgung der Feiglinge auf.

    »Bring uns dicht an den Dicken heran«, forderte Aki und öffnete die Beifahrertür, die nach oben aufschwang. »Ich schnappe ihn mir. Dann finden wir heraus, wer hinter der Maske steckt. Und vielleicht auch, wer der Kopf ihres Geheimbundes ist.«

    »Du willst rausspringen? Hast du nicht mehr alle Torpedos im Schacht? Nimm doch die Laserpistole aus dem Handschuhfach und knall ihn ab.«

    »Du weißt, dass ich die Dinger hasse. Keine Angst, ich schaff das schon. Kümmere du dich um die Androidin.«

    Aki verließ sich auf seine Körperkraft. Er war athletisch gebaut, mit breiten Schultern und starken Armmuskeln. Er würde den groben Klotz sicherlich niederringen.

    Als Tara den Gleiter auf gleiche Höhe mit dem S-Jet des Flüchtenden gesteuert hatte, sprang Aki ab. Noch im Flug packte er den Ritter an der Schulter und riss ihn mit Schwung von dem Trittbrett. Beide landeten im Gras, wobei Aki sich geschickt abrollte, wie er es einst in der Militärschule bei seiner Nahkampfausbildung gelernt hatte. Der behäbige Bandit kam nur langsam wieder auf die Beine. Aki beförderte ihn mit einem Fußtritt gegen den Brustpanzer zurück auf den Boden, warf sich auf seinen Gegner und versuchte, ihm den Helm vom Kopf zu ziehen.

    Da spürte er einen stechenden Schmerz im Genick. Bunte Sterne tanzten vor seinen Augen, und er kämpfte gegen das sich ausbreitende Schwindelgefühl in seinem Schädel an. Benommen bemerkte er, wie ein zweiter Ritter, der ihm offenbar von hinten einen Schlag versetzt hatte, den Dicken auf seinen S-Jet zog. Ehe Aki Baku wieder bei klarem Bewusstsein war, hatten die Kerle das Weite gesucht.

    Doch der Kampf war nicht völlig umsonst gewesen. Auf dem Feld sah er einen faustgroßen, silberglänzenden Gegenstand liegen, den der Schurke verloren hatte. Eine doppelläufige Laserpistole. Kein Standardmodell, sondern eine Spezialanfertigung. In den Griff war ein großes K eingraviert.

    Immerhin eine Spur, dachte Aki, während er sich seinen brennenden Nacken rieb.

    2

    Mit gehöriger Verspätung erreichten Aki und Tara das Anwesen der Familie Sorro. Es lag außerhalb des Stadtkerns, in der Villengegend von Dazia. Ein elektrisch aufgeladener Gitterzaun umgab das ausladende Grundstück. Tara Lautan parkte den Düsengleiter vor dem gusseisernen Tor. Zwei bewaffnete Wachroboter unterzogen die Gäste einer Gesichtskontrolle und gewährten ihnen Einlass. Sie liefen über einen Kiesweg durch den mit Kiefern bepflanzten Privatpark, an einem Seerosenteich vorbei, zum Haupthaus. Der u-förmige, historische Bau war aus roten Backsteinen errichtet, beherbergte achtundvierzig Zimmer und einen Ballsaal, wie ihnen Ty einmal erzählt hatte.

    »In dem Kasten ist der alte Schmuggler also aufgewachsen«, sagte Tara und stieß einen Pfiff aus. »Kein Wunder, dass ihm Geld über alles geht.«

    »Das war früher. Er hat sich geändert«, gab Aki zu bedenken.

    Über dem Eingangsportal war ein Spruch eingemeißelt: Kämpfe für eine gerechte Sache.

    Tara rümpfte die Nase. Das Motto hatte während des Krieges auf vielen Schlachtkreuzern der Nord-Allianz geprangt.

    Das Paar betrat die Villa des Adelsgeschlechts und gelangte in eine große Eingangshalle, angefüllt mit plaudernden Menschen. Selbst auf den abzweigenden Korridoren und der Treppe, die sich in die oberen Etagen hinauf wand, standen Gruppen von Gästen beisammen, die sich begrüßten und Neuigkeiten austauschten. Überall herrschte laute Fröhlichkeit. Die meisten Männer waren in Abendanzüge und Gala-Uniformen gehüllt, die Damen stellten lange Ballkleider zur Schau. In seiner abgetragenen Lederjacke, der Cargo-Hose und den Stiefeln kam sich Aki Baku sofort deplatziert vor. Sein umherschweifender Blick erfasste die Gesichter einiger Prominenter. Gala Thuro, Schauspielerin und Lebensgefährtin des Obersten Sprechers. Gus Morron, Jurist und Mitglied des Parlaments. Professor Eras Pekan, ein anerkannter Gen-Forscher.

    Aki fiel es schwer, seine Freunde inmitten der Menschenmenge, der luxuriösen Einrichtung und der Kunstgegenstände zu finden.

    »Hey, Captain! Hier drüben!«, rief eine helle Stimme. Sie gehörte Riko Kamao. Seit ihrer Reise auf dem Patrouillenschiff P-47 hatte sich der kleingewachsene Lockenkopf angewöhnt, Aki mit dem Titel Captain zu begrüßen. Wie so oft trug er über seiner Armeehose ein ärmelloses Hemd, um die sehnigen Muskeln hervorzuheben, die er sich antrainiert hatte. Riko war ein Großmaul, oft vorlaut und aggressiv, aber auch mit einem angeborenen Charme und Witz gesegnet. Er und Aki waren im gleichen Alter, einundzwanzig Sonnenjahre jung, und von Kindesbeinen an eng befreundet.

    Riko winkte aus einem Seitengang, wo er neben Ty Sorro und Nava vor einer verschlossenen Tür stand. Ty hatte sich für den festlichen Anlass in Schale geworfen. Seine schlanke Gestalt steckte in einem schwarzen Abendanzug. Aus dem linken Ärmel ragte die Prothese aus Titan, die den Arm ersetzte, der ihm im Bürgerkrieg amputiert worden war. Der dunkle Haarschopf war sorgsam frisiert, ein kurzer Bart bedeckte Oberlippe und Kinn. Die Brandnarbe auf der linken Wange zeugte vom Kampf auf einem Eisplaneten, den er mit Aki erkundet hatte. An Tys Seite befand sich seine große Liebe, die Androidin Nava. Im Unterschied zu anderen künstlichen Personen lehnte sie eine Perücke ab und trug ihre fabrikmäßige Glatze mit Stolz. Ein grauer Einteiler der Raumflotte schmiegte sich an ihre weiblichen Körperformen. Ihre smaragdgrünen Augen nahmen Aki und Tara ins Visier.

    »Ihr kommt fünfunddreißig Minuten und zwanzig Sekunden zu spät«, stellte sie nüchtern fest.

    »Was hat dich aufgehalten, Captain?«, fragte Riko. »Musstest du wieder mit Blondie schmusen?«

    »Idiot«, keifte Tara.

    Aki berichtete von dem Zusammenstoß mit den Rittern der Reinheit und dem vereitelten Überfall auf die Androidin Akpa.

    Riko schlug eine Faust in die Handfläche. »Mann, bei der Keilerei wäre ich zu gerne dabei gewesen.«

    »Ich kann aus den Schwingungen deiner Stimme entnehmen, dass du Gewalt als Mittel zur Lösung von Konflikten bevorzugst«, kommentierte Nava.

    »Darauf kannst du deine Elektronen verwetten!«

    Die Maschinenfrau blinzelte. »Warum sollte ich das tun?«

    Aufstöhnend erklärte Riko: »Das war ein Witz. Nicht wörtlich gemeint, kapiert?«

    »Ich verstehe. Sehr amüsant.« Nava verzog die Lippen zur Imitation eines breiten Grinsens.

    Aki erzählte von der Laserpistole, die seinem Gegner aus der Tasche gefallen war. Ein Sondermodell, das von einem Waffenschmied auf Yama angefertigt worden sein musste. Über den Hersteller ließe sich der Käufer herausfinden und eventuell die Identität weiterer Mitglieder des fanatischen Geheimbundes. Er hatte vor, die Waffe an seinen Vater, Admiral Roi Baku, zu übergeben, der für die Sicherheit des Planeten verantwortlich war.

    »Er ist zurzeit auf Patrouillendienst an der Grenzregion im Westen mit General Rot-Auge Zhandu. Dort treibt sich allerhand lichtscheues Gesindel herum, Kriegsverbrecher und Banditen, ehemalige Wasserschmuggler wie … ähm …«

    »Wie ich einer war, wolltest du sagen«, meinte Ty mit seiner Reibeisenstimme, geprägt durch den häufigen Genuss von Zigarren und Branntwein. »Du kannst es ruhig laut aussprechen. Ich habe meine Vergangenheit abgelegt wie eine alte Jacke. Meine Eltern tragen mir zum Glück auch nichts mehr nach. Wir haben uns versöhnt.«

    Tara sah sich um. »Wo sind die beiden?«

    »Mutter unterhält sich irgendwo mit Manouk Dara, unserer ehemaligen Regierungschefin. Und Vater wartet ungeduldig in der Bibliothek auf Aki.« Er wies hinter sich auf die geschlossene Tür. »Der alte Herr brennt darauf, mit dir zu sprechen, mein Freund. Worüber, hat er mir nicht verraten.«

    Aki warf Tara einen Blick zu, der ihr signalisierte: Siehst du, ich wusste, dass mehr hinter der Einladung steckt.

    Ty öffnete die Tür, und Aki und seine Freunde gingen hindurch. Beim Betreten der Bibliothek fühlte er sich in das 19. Sonnenjahrhundert zurück versetzt, als die Feudalherren im Norden über große Plantagen herrschten und menschliche Sklaven hielten. Der Raum strotzte vor dem Stolz und dem Prunk der Hochgeborenen. Holzgetäfelte Wände, Ledersessel und deckenhohe Regale voller kostbarer antiquarischer Bücher. Graf Kaleb Sorro stand breitbeinig vor einem künstlichen Kamin. In der Hand hielt er ein Cocktail-Glas. Sein markantes Gesicht unter den graumelierten Haaren strahlte staatsmännische Würde aus. Bei ihm hielt sich ein weiterer Gast auf, den Aki von Reportagen aus dem Holo-TV kannte. Doktor Ub Kok. Der Archäologe war ein Mann von siebzig Sonnenjahren, mit einem weißen Vollbart und einer Halbglatze. Auf seiner kartoffelartigen Nase saß eine runde Brille, hinter der wache Augen funkelten. Ub Kok hatte eine Vorliebe für altmodische Kleidung. Er trug einen grauen Anzug aus dem vorigen Jahrhundert nebst Weste und Krawatte. Über seiner Armbeuge baumelte ein antiker Regenschirm, vielleicht zur Zierde oder aus Freude, weil es auf Yama in jüngster Zeit wieder häufiger regnete. Doktor Kok zog eine Taschenuhr aus seiner Weste und beäugte das Ziffernblatt.

    »Ich bin gespannt, womit Sie Ihre beträchtliche Verspätung erklären werden«, sagte er zu Aki.

    Ty Sorro nahm seinen Freund in Schutz. »Er konnte nichts dafür. Die Ritter der Reinheit überfielen eine Androidin, unmittelbar vor der Stadt, und Aki und Tara kamen ihr zur Hilfe. Sie schlugen die Bande in die Flucht.«

    Die Miene des Grafen verdüsterte sich. »Oh, diese widerwertigen Ritter! Eine Schande für unser ganzes Volk! Der Oberste Sprecher müsste schärfere Gesetze gegen das kriminelle Ungeziefer erlassen. Es freut mich, dass sie das Schlimmste verhindern konnten.« Er deutete eine Verbeugung vor Aki und Tara an.

    »Lassen Sie mich sagen, dass es mir eine Ehre ist, die Retter unseres Planeten in meinem Haus begrüßen zu dürfen. Wenn Sie die Wasserreserven auf dem Planeten der Gruoni nicht gefunden hätten, wäre der Krieg immer weitergegangen, bis zur Vernichtung allen Lebens. Dank Ihnen, lieber Aki, und Ihrer tapferen Crew, führen unsere Flüsse frisches Wasser, die Natur erholt sich und sogar die ersten Wildtiere vermehren sich. Und nicht zuletzt: Alle Getränke sind wieder erlaubt.«

    Kaleb Sorro lachte, leerte sein Glas und wies auf die gut bestückte Hausbar. »Bitte, bedienen Sie sich. Darf ich Ihnen Doktor Ub Kok vorstellen? Eine Kapazität auf dem Gebiet der Prä-Astronautik. Er erforscht, ob in grauer Vorzeit fremde Wesen aus dem All bei uns landeten und die Yama-Kultur beeinflussten.«

    »Freut mich, Sie persönlich kennenzulernen, Doktor«, sagte Aki. »Ich habe Ihr Buch gelesen. Kamen die Götter von den Sternen? Sie entwickeln darin sehr spannende Hypothesen über den Ursprung der Menschheit.«

    Kok rückte seine Brille zurecht. »Gleichwohl hielten Sie es nicht für nötig, mich in Ihre Pläne für eine Expedition auf der Suche nach dem Stamm der Colloniden einzubeziehen. Ist das eine Folge der vielzitierten Südstaaten-Hybris?«

    Die Bemerkung prallte an Aki ab, aber er registrierte, wie Tara neben ihm die Faust ballte.

    Riko zog die Augenbrauen zusammen und musterte den Gelehrten aus dem Norden. »Hybris? Was sollˋn das sein?«

    »Ein gehobener Ausdruck für Arroganz, junger Mann. Mit Ihrer Schulbildung scheint es nicht weit her zu sein. Unter soviel Haaren hätte ich mehr Hirn vermutet.«

    »Immerhin weiß ich, was ein Uhu ist. Dem sehen Sie verdammt ähnlich mit der komischen Brille auf Ihrer Nase. Wohl noch nie was von Nanobots gehört, wie? Die können kaputte Sehnerven reparieren.«

    Kok lächelte schief. »Ich brauche gewiss keinen Kadetten aus dem Süden, der mir erklärt, was Nanobots sind. Aber ich trage lieber eine Sehhilfe, als Maschinen an mir herum operieren zu lassen.«

    Ty setzte das Cocktail-Glas ab, das er gerade an die Lippen geführt hatte. »Haben Sie etwas gegen Maschinen, Doktor?«

    »Sagen wir, ich hatte Gelegenheit, meine Erfahrungen mit Robotern und Androiden zu sammeln. Ich halte ihre Intelligenz für überschätzt. Letzten Endes können Maschinen nur zustande bringen, was ihnen ein Mensch vorher einprogrammierte.«

    Nava widersprach ihm freundlich. »Meine Geschwister und ich bevorzugen den Ausdruck künstliche Personen. Und wir sind lernfähiger, als Sie glauben. Leider wird uns der Zutritt zu Universitäten und Militärakademien verweigert, weil Abgeordnete aus dem Norden im Parlament gegen den entsprechenden Gesetzesentwurf des Obersten Sprechers stimmten.«

    Aki warf ein: »Einige Androiden planen den Bau eigener Schulen, finanziell unterstützt durch meinen Mentor, Professor Hiro.«

    Ub Kok schüttelte den Kopf. »Wozu brauchen Maschinen eine höhere Bildung? Dieses Privileg sollte doch uns Menschen vorbehalten bleiben.«

    »Mit welcher logischen Begründung?«, fragte Nava nach. »Ich leiste meinen Dienst auf einem Patrouillenschiff so gut wie jede andere Offizierin. Wieso sollte mir das Recht verwehrt werden, eine Ausbildung zu absolvieren, die es mir ermöglicht, in den Rang des Captains aufzusteigen?«

    Ty nickte bekräftigend. »Die Löhne der Androiden liegen weit unter dem Tarif jedes Menschen. Finden Sie das fair? Aus dem Grund will ich eine Tabakplantage in Melos aufbauen, auf der freie Androiden arbeiten und gerecht bezahlt werden.«

    »Was wollen Maschinen mit Geld anfangen?«, wunderte sich Kok und schmunzelte dabei. »Sie müssen weder essen noch trinken, geschweige denn eine Familie ernähren. Dahinter steckt doch bloß die Absicht, dem Menschen gleich zu werden. Ein sinnloses Unterfangen, wenn man mich fragt.«

    »Zum Glück fragt Sie keiner«, sagte Ty spitz.

    Tara flüsterte in Akis Ohr. »Der Alte klingt wie einer dieser verfluchten Ritter.«

    Graf Sorro beendete die Debatte, indem er seine kräftige Stimme erhob. »Warum machen wir uns Gedanken über die kleinen Schwierigkeiten in unserem Staat, wenn es dort draußen eine fortschrittliche Welt gibt, die wir uns nutzbar machen können für Yama. Ich spreche von der Heimat der Colloniden. Wie würden Sie vorgehen, Aki, um diese Welt zu finden?«

    Die Frage kam überraschend, doch der junge Wissenschaftler musste nicht lange überlegen. Er hatte sich schon seit Längerem einen Plan zurechtgelegt.

    »Wie Sie wahrscheinlich wissen«, begann Aki, »hat der Erfinder Rhas Arkan vor vielen Jahren bei seiner Reise durch das All ein Volk von Vogelmenschen entdeckt. Die Gwyn. Von ihnen ergaunerte er eine Sternenkarte, die der Schlüssel zum Verbleib der Colloniden sein könnte. Wir kennen nur eine Kopie, die ein alter Gwyn für uns aus dem Gedächtnis beschrieb. Das Original nahm Arkan mit in den Dschungel der Gruoni. Mein Freund Pyke Mook, der bei den Gruoni lebt, konnte es aber bislang nicht finden. Arkan muss die Karte irgendwo auf dem Planeten versteckt haben. Dort würde ich mit der Suche beginnen«, ergänzte er.

    »Angenommen, Sie finden diese Sternenkarte«, hob der Graf an, »und einen Hinweis auf die Koordinaten, unter denen sich die Colloniden ausfindig machen lassen. Welches Schiff würden Sie für die anschließende Expedition wählen?«

    Aki sah die Umstehenden an und grinste. »Natürlich unser gutes, altes Patrouillenschiff P-47. Die Schiffe der P-Klasse sind das Stabilste, was unsere Techniker jemals gebaut haben.«

    »Mit dieser Antwort hatte ich gerechnet.« Kaleb Sorro griff in das Innenfutter seines Anzugs und zog eine Brieftasche heraus. Symbolisch wedelte er damit durch die Luft. »Was halten Sie davon, wenn ich Ihre Mission finanziere?«

    Ein Raunen lief durch die Zuhörer.

    Für einen Augenblick wurde Aki schwindelig. Er schluckte hart. »Das … das würden Sie tun?«

    »Ist das dein Ernst, Vater?«, fragte Ty.

    »Natürlich, mein Sohn. Einen Kontakt mit den Colloniden herzustellen, die uns zweifelsfrei technisch überlegen sein müssen, wäre zu unser aller Vorteil. Durch eure letzte Reise fand Yamas Bevölkerung heraus, dass sie nicht allein im Universum ist, nicht die Krone der Schöpfung, für die sie sich hielt. Das hat bei einigen für Verwirrung gesorgt. Daher der weit verbreitete Argwohn gegen die Androiden und die Weigerung, ihnen volle Bürgerrechte zu gewähren. Der Mensch will mit Gewalt den Rang der Einmaligkeit behalten, indem er seine eigenen Schöpfungen unterdrückt«, führte Sorro aus. »Vom Ur-Stamm der Colloniden könnte unser Volk lernen, ein Gefühl der Gemeinschaft aller Lebewesen zu entwickeln.«

    »Das ist genau mein Wunsch«, freute sich Aki.

    »Natürlich müsste P-47 ein wenig modernisiert werden für ein solch großes Unternehmen, aber das ist kein Problem. Ich stelle Ihnen alle erdenklichen Geldmittel zur Verfügung«, sagte der Graf großzügig. »Vorausgesetzt, dass zwei Schiffe die Reise antreten. Aus Sicherheitsgründen. Das zweite Schiff muss ein Schlachtkreuzer sein unter dem Kommando eines erfahrenen Militärstrategen.« Er betätigte den Rufknopf einer Sprechanlage neben dem Kamin und sagte: »Wir sind soweit. Sie können eintreten, Captain.«

    Als sich kurz darauf die Tür der Bibliothek öffnete, stieß Tara einen Schrei aus.

    *

    Kaleb Sorro lächelte. »Ich denke, eine Vorstellung erübrigt sich. Sie alle kennen den Herren.«

    Viel zu gut, dachte Aki Baku. Bei dem dunkelhaarigen Mann, der vor ihm stand, handelte es sich um seinen früheren Erzfeind Kail Basco. Er war Arm in Arm mit Meri Trato hereingekommen, einer Grafentochter von zweifelhaftem Ruf. Wegen seiner Kriegsverbrechen war Basco vor Gericht gestellt worden. Sicher wäre er im Gefängnis gelandet, hätte Aki sich nicht für ihn eingesetzt. Seine Schilderung ihres gemeinsamen Kampfes gegen den verrückten Wissenschaftler Rhas Arkan im Dschungel der Gruoni, hatte die Richter überzeugt, mildernde Umstände walten zu lassen. Basco blieb ein freier Mann, durfte den Titel eines Barons weiter führen, doch sein Landsitz in der Region Delion ging in den Besitz der Vereinigten Allianzen über. Ein schwerer Schlag für den ehrgeizigen Adelsmann, jedoch noch mehr für seine alte Mutter, die mit der Schande der Enteignung leben musste.

    Seit ihrer letzten Begegnung hatte Kail Basco ein wenig Fett angesetzt. Seine Wangen wirkten teigig, und ein Bauchansatz zeichnete sich unter der dunkelblauen Uniform ab, an der ein bodenlanger Umhang befestigt war. Es glitzerte in seinen listigen, blauen Augen, als er Aki anblickte.

    »Sehr erfreut, dich wiederzusehen. Wie geht es dir und deinem verehrten Vater? Der Admiral erfreut sich bester Gesundheit, wie ich hoffe.«

    Tara platzte der Kragen. »Schleimige Qualle! Sie würden Roi Baku doch am liebsten sechs Fuß unter der Erde sehen – und Aki gleich mit.«

    Lachend hob Basco die Hände. »Ho-Ho! Nicht gleich schießen, meine Liebe. Immer noch auf dem Kriegspfad? Vergessen wir doch die alten Geschichten. Ich hege schon lange keinen Groll mehr gegen die Baku Familie. Wirklich, unser Volk braucht Helden wie dich, Aki, die ihnen neuen Mut geben und Visionen.«

    »Baron Basco war sofort bereit, die Nordstern als Begleitschiff für P-47 zu kommandieren«, erklärte Graf Sorro. »Ich betrachte das nicht als Selbstverständlichkeit bei einer Expedition, die vielleicht Jahre in Anspruch nimmt, ohne garantierte Aussicht auf Erfolg. Auch Doktor Kok wird dabei sein. Meri ebenfalls. Sie kann durch ihre medizinischen Kenntnisse helfen. Ihr Vater, mein alter Freund Graf Trato, ist sehr dafür und will einen Teil zu dem kostspieligen Unternehmen beitragen.«

    »Väterchen ist glücklich, dass ich Kail gefunden habe«, sagte Meri. In einer eitlen Pose warf sie das wallende, braune Haar in den Nacken und spitzte die sinnlichen Lippen. Ihr Blick zielte eine Sekunde auf Tys Gesicht. Die beiden hatte vor Jahren ein mehr als freundschaftliches Verhältnis verbunden. Sie sah bewundernd zu Basco. »Er ist ein Mann, dem die Zukunft gehört.«

    Der Baron von Delion grinste wie ein Haifisch über ihre Schmeichelei. »Wer weiß, welche Gefahren uns unterwegs begegnen. Da kann mein militärischer Sachverstand nicht schaden.«

    Tys künstliche Hand griff nach dem Arm seines Vaters. »Warum hast du mich nicht gefragt, ob ich die Nordstern kommandieren will? Ich war auch auf der Akademie. Im gleichen Jahrgang wie Basco.« Meri zischte: »Du bist feige desertiert.«

    »Unsinn.« Kaleb Sorro winkte ab. »Ty hatte seine Gründe, die Armee zu verlassen. Hör zu, mein Junge, du warst ein prächtiger General. Aber da draußen im All braucht man Männer wie Captain Baku und Captain Basco, die wissen, wie man ein Raumschiff befehligt. Außerdem willst du doch deine Plantage aufbauen.«

    »Du vergisst, dass meine zukünftige Lebenspartnerin in der Flotte dient. Wenn sie an Bord von P-47 geht, bleibe ich sicher nicht hier.« Ty legte einen Arm um Navas Taille. »Wir werden an Bord heiraten, Schatz. Aki soll uns trauen.«

    Die Androidin lächelte ihren zukünftigen Ehemann an.

    »Mit dem größten Vergnügen«, bestätigte Aki.

    Doktor Kok verdrehte die Augen hinter seinen Brillengläsern. »Auch das noch! Eine Mischehe!«

    Tys Vater hüstelte. »Dem entnehme ich, dass Sie mein Angebot annehmen, Captain Baku? Und Sie sind einverstanden, von Baron Basco eskortiert zu werden?«

    »Sofern klar ist, dass ich das Kommando über die Mission führe, ist er mir willkommen. Damit wir uns richtig verstehen, es wird eine Forschungsreise werden, kein Eroberungsfeldzug.«

    »Selbstverständlich«, beeilte sich Basco zu sagen.

    Graf Sorro nickte bestätigend. »Alles soll nach Ihren Wünschen geschehen, Aki. Wie könnte ich den größten Helden unserer Welt zurückweisen?«

    »Hip Hip, Hurra!« rief Ty und erhob sein Glas. »Wieder mit P-47 zu den Sternen. Darauf müssen wir trinken!«

    Riko legte eine Hand auf Akis Schulter. »Wo du hingehst, Kumpel, da gehe ich auch hin. Würde mir aber nicht leid tun, wenn wir ihn unterwegs verlieren«, sagte er und gönnte Basco einen schiefen Blick.

    »Wir müssen uns die Vergangenheit verzeihen, wenn wir eine Zukunft haben wollen«, mahnte Aki. Der dunkelhäutige Captain reichte seinem einstigen Widersacher die Hand. »Auf gute Zusammenarbeit.«

    »An mir sollˋs nicht scheitern«, meinte Basco.

    In dem Moment, als sich die beiden Männer die Hände schüttelten, rannte Tara aus der Bibliothek. Aki Baku entschuldigte sich bei allen Anwesenden und folgte seiner Freundin nach draußen. Er fand sie am Seerosenteich. Beschienen vom Mondlicht, sah sie schöner aus denn je, obwohl ihre Augen wie kalte Sterne leuchteten.

    »Was ist los, Tara. Warum bist du so wütend?«

    »Blöde Frage! Du lässt dich einseifen von Graf Sorro und dem widerlichen Basco und merkst nicht einmal, wie du ihnen in die Falle gehst.«

    »Welche Falle?«

    »Hast du das eingravierte K auf der Laserpistole des Ritters vergessen? Es könnte für Kail Basco stehen.«

    »Oder Kaleb Sorro? Oder sogar Doktor Kok?« Aki lächelte sie an.

    »Blinde Beschuldigungen nutzen niemandem. Außerdem war Kail schon lange vor uns auf der Feier.«

    »Bist du dir da ganz sicher? Selbst wenn er ausnahmsweise nichts im Schilde führt, wie gefährlich wird deine kleine Reise wohl werden, hm?«

    Aus Taras besorgter Miene konnte er die Bitte ablesen, nicht zu fliegen. Doch es brauchte mehr als das, um ihn umzustimmen. Er zeigte auf den Sternenhimmel über der Panzerglaskuppel, die Dazia umgab.

    »Ich muss dort oben rauf. Es gibt so Vieles zu entdecken. Zehn Millionen Sterne allein in unserer Galaxis. Manchmal lohnt es sich, einem verrückten Traum nachzujagen. Wer kann sagen, was wir alles finden werden? Da draußen liegt unsere Zukunft, Tara. Hoffnungen und Träume und neue Freunde.«

    Die Schärfe in ihrer Stimme fuhr wie eine Klinge durch seine Begeisterung. »Nicht zu vergessen, neue Feinde und Risiken.« Ruhig erwiderte er: »Nichts von Wert wurde jemals ohne Risiko erreicht. Glaub mir, wenn es zu gefährlich wird, breche ich die Suche nach den Colloniden ab.«

    »Nein, das wirst du nicht.« Wenn ihre Blicke Laserstrahlen gewesen wären, wäre Aki auf der Stelle verschmort. Er vergrub die Hände in den Taschen seiner Lederjacke und stellte eine Frage, vor deren Antwort er sich fürchtete. »Heißt das, du kommst nicht mit?«

    3

    Ein kleiner Soldatenfriedhof am Rande der Hauptstadt Ambrakia. Nacht lag über den Gräbern. Kein Lüftchen rührte sich, kein Laut war zu hören bis auf einen murmelnden Sprechgesang. Die Worte kamen aus den Kehlen der Führungsriege der Ritter der Reinheit, die ein Kampflied der Nord-Allianz rezitierten. Es waren fünf Männer, um die Anzahl der Finger einer geschlossenen Faust zu symbolisieren. Sie trugen purpurfarbene Roben und graue Helme, unter denen ihre Gesichter verborgen blieben. Im Kreis standen sie um das Grab eines Offiziers herum, der bei der Schlacht am Tietam Fluss unter dem Oberkommando des Ex-Generals Ty Sorro gefallen war. Der Führer ihres Geheimbundes, den alle nur Weltfürst nannten, hielt eine Elektrofackel in der Hand und zeichnete damit die Umrisse eines Schwertes in die Luft, während der Gesang langsam verstummte. Niemand kannte seine wahre Identität. Man wusste bloß, dass er aus dem Norden stammte und einflussreiche Freunde besaß. In seinem Helm war ein elektronischer Verzerrer eingebaut, weshalb seine Stimme fremd und metallisch klang.

    »Freunde und Patrioten«, begann er knarzend. »Ihr hörtet, was ich euch über das Abkommen zwischen Graf Sorro und dem Maschinenfreund Aki Baku erzählte. Er darf sein Ziel, ein höher entwickeltes Volk zu finden, niemals erreichen. Sonst droht uns eine Diktatur der Technologie, in der es keinen Platz mehr für Menschlichkeit gibt.«

    Der Weltfürst wartete das zustimmende Gemurmel seiner Untergebenen ab und sprach weiter im Befehlston. »Wir müssen Baku ausschalten. Ihn und alle, die ihn begleiten. Angefangen mit dem Verräter Ty Sorro und dem Monstrum, das er zu heiraten gedenkt.«

    *

    Drei Sonnenmonate später

    Nüchtern betrachtet war P-47 ein langer, röhrenförmiger Stahlschlauch. Für Aki Baku war das Patrouillenschiff ein Stück Heimat. Es ruhte auf einer Hebebühne in der Montagehalle des Raumhafens von Ambrakia. Bis unter die hohe Hallendecke war es von Gerüsten und einem Netzwerk aus Laufstegen umgeben. Die Umrüstungsarbeiten des im Jahre 2115 in Dienst gestellten Schiffs waren beinahe abgeschlossen. Ein Heer von Spezialisten arbeitete Tag und Nacht daran.

    Aki betrachtete den grauen, fensterlosen Rumpf mit dem aufgemalten Bild eines flammend roten Yama-Baums am Heck. Auf dem Oberdeck erhob sich der Geschützturm für die Laserkanone. An den beiden Außenwänden, direkt an der Hülle festgeschraubt, hingen je zwei würfelartige Raumfähren. Gedacht als Personaltransporter für kurze Distanzen oder als Langstreckenrettungsboote, verfügten sie über eine eigene Energieversorgung unabhängig von den Schiffstriebwerken.

    »Von außen sieht unser Schiff unverändert aus«, meinte Tara Lautan, die neben Aki stand. Auf ihrer Schulter saß Kiri, das braun-weiße Pelzwesen.

    »Unser Schiff«, wiederholte der Captain und blickte seine Freundin zärtlich an. »Wie schön das klingt. Ich bin sehr glücklich, dass du deine Meinung geändert hast und mit mir kommst.«

    »Irgendjemand muss dich ja vor dir selbst beschützen.«

    »Ohne dich wäre ich nicht gestartet.«

    Tara lachte auf. »Wollen wir ihm das glauben, Kiri? Lies mal seine Gedanken.«

    Der Skia klimperte mit seinen bernsteinfarbenen Kulleraugen und gab ein schnurrendes »Kiri, Kiri, Kiri« von sich. Sein Name war der einzige Laut, den er äußern konnte, in unterschiedlichen Tonlagen, abhängig von seiner Stimmung. Ansonsten verständigte er sich per Zeichensprache. Mit angehobenem Daumen signalisierte Kiri, dass Aki die Wahrheit gesagt hatte.

    Aki bedankte sich bei dem kleinen Telepathen und gab ihm zur Belohnung einen Zwieback, den er sogleich auffraß.

    Tara witterte eine Verschwörung. »Ihr beiden Gauner steckt doch unter einer Decke. Ihr habt mich angeschwindelt, gebt es zu! Was sollˋs, ich hab euch trotzdem lieb.« Sie kraulte Kiris Segelohren und gab Aki einen Kuss. »Kommt, lass uns an Bord gehen und nachsehen, was es da Neues gibt.«

    Über eine fest montierte Außenleiter kletterten die drei auf das Deck und dann durch die Einstiegsluke in das Innere des Patrouillenschiffs. Ihr Rundgang führte sie zuerst zur Kommandozentrale im Bug. Als Pilotin interessierte sich Tara natürlich für das Schaltpult, von dem man auf Steuerung, Triebwerke, Sensoren, Navigation sowie die Systeme der Lebenserhaltung und der künstlichen Schwerkraft zugreifen konnte. Professor Hiro hatte es modernisiert, sodass die Bedienung nun per Blick- und Gestensteuerung möglich war. Ein aufs Auge gerichteter Sensor erkannte an der Blickrichtung, welche Einheit zum Einsatz kommen sollte. Die Pilotin brauchte nur noch entsprechende Handbewegungen in der Luft auszuführen, um alle System komplett ohne Berührung zu steuern. Indem man mit den Fingern einen Kreis bildete und horizontal vor dem Hauptbildschirm bewegte, wurden die Sensorkameras, die an der Außenhülle befestigt und mit den Monitoren in der Zentrale verbunden waren, nach allen Seiten gedreht.

    Ein Spezialschalter unterhalb des Steuerpults aktivierte die neue Tarnvorrichtung. Alles Licht um das Schiff herum wurde automatisch gebrochen, wodurch es von außen unsichtbar erschien.

    An den ovalförmigen Wänden links und rechts des Captains-Sessels gab es zusätzliche Arbeitsplätze und Schaltflächen für Waffen, Kommunikation sowie ein Miniaturlabor für Boden- und Pflanzenproben.

    Als Nächstes inspizierten Tara, Aki und Kiri die Kabine des Kommandanten, spärlich eingerichtet mit einem Tisch, Regal und Bett. An der Wand hing ein antikes Fernrohr, das Aki von Riko zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte.

    »Das Bett ist ziemlich schmal für uns beide«, fand Tara.

    »Tja, äh … ich dachte …« Verlegen rieb sich Aki den Nacken. »Also, ich glaube, es wäre nicht gut für die Moral an Bord, wenn sich der Captain und seine Pilotin eine Kabine teilen.«

    »Hast du ˋnen Triebwerkschaden? Ich schlafe doch nicht bei den Kerlen im Mannschaftsraum. Schließlich bin ich deine zukünftige Frau!« Tara rauschte hinaus. Auf ihrer Schulter amüsierte sich Kiri über Akis verdutzten Gesichtsausdruck. Von Hochzeitsplänen war bisher nie die Rede gewesen.

    Er folgte seiner Freundin und bückte sich durch runde Öffnungen – Schotten genannt – die einen Schiffsabschnitt mit dem anderen verbanden. Sie liefen zur Offiziersmesse, bestehend aus einer Sitzbank, einem Tisch und zwei angeschraubten Stühlen, weiter an der Küchenzeile und der einzigen Bordtoilette vorbei durch das Mannschaftsquartier mit den Hochbetten und dem Lagerraum. Hinter einer verriegelten Luke im Heck befand sich das Allerheiligste auf dem Raumschiff, der Maschinenraum. Ein hochmoderner Positronen-Antrieb verrichtete dort seine Arbeit. Aufgrund der Reaktion von Teilchen aus Materie und Antimaterie im Reaktor wurden enorme Mengen an Energie freigesetzt, die es ihnen ermöglichen würden, weite Distanzen in relativ kurzer Zeit zu bewältigen.

    Ein plötzlicher Schmerzensschrei ließ Aki und Tara herumfahren.

    Mürrisch rieb Doktor Ub Kok über seine Halbglatze. Beim Durchqueren des niedrigen Schotts hatte er sich die Stirn gestoßen.

    »Der Kahn ist gänzlich ungeeignet für eine solche Reise!«

    Kiri knurrte und gestikulierte mit seinen Stummelfingern.

    »Was will das Vieh von mir?«, blaffte Kok.

    Tara setzte ein Lächeln auf. »Kiri sagt, Sie sind ein … ach, das übersetze ich besser nicht.«

    »Kommt das unverschämte Biest mit uns? Ein weiterer Grund, mein Quartier auf der Nordstern zu beziehen. Das ist wenigstens ein richtiges Schiff. Die perfekte Kombination von Größe und Komfort.« Das Holo-Phon an Akis Handgelenk vibrierte. Er nahm den Ruf per Knopfdruck entgegen, und ein Miniatur-Hologramm von Riko Kamao erschien im Raum.

    »Ey, Captain! Wo steckst du? Die Pressekonferenz fängt gleich an. Mann, hier ist ˋn Gedränge, als würdˋs gleich Geldscheine regnen. Gib Schub, die Meute wartet auf dich.«

    *

    Die Flughalle, wo sonst Passagierfähren in alle Gebiete Yamas starteten oder Wassertransporter vom Planeten der Gruoni landeten, war an diesem Tag Sperrgebiet. Es herrschten strengste Sicherheitsvorkehrungen. Nur

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