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Patrouillenschiff P-47: Teil 5 & 6: "Dämonen" und "Akis Kampf"
Patrouillenschiff P-47: Teil 5 & 6: "Dämonen" und "Akis Kampf"
Patrouillenschiff P-47: Teil 5 & 6: "Dämonen" und "Akis Kampf"
eBook285 Seiten3 Stunden

Patrouillenschiff P-47: Teil 5 & 6: "Dämonen" und "Akis Kampf"

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Über dieses E-Book

"Patrouillenschiff P-47" ist eine "Space Opera" im Stil klassischer Heftromane, aufgeteilt in sechs Episoden: Der Angriff, Gegen die Zeit, Meuterei, Zwischen den Fronten, Dämonen und Akis Kampf.

Dieses E-Book enthält die Episoden 5 "Dämonen" und 6 "Akis Kampf".

Klimatische Katastrophen haben die Natur des Planeten Yama zerstört. Ein Bürgerkrieg tobt um die letzten Wasserreserven. Der blutjunge Soldat Aki Baku sehnt sich nach Frieden. Um eine neue Wasserquelle für seine Heimat zu finden, stiehlt er das legendäre Patrouillenschiff P-47 und bricht zu den Sternen auf. Begleitet wird Aki von seinen besten Freunden Tara und Riko, dem stummen Wissenschaftler Pyke, einem zwielichtigen Ex-General namens Ty Sorro sowie der Androidin Nava. Gemeinsam begegnen sie zahlreichen Gefahren auf ihrem Weg durch die Weiten des Weltraums...

Alle weiteren Episoden liegen ebenfalls als E-Books vor.
SpracheDeutsch
Herausgebermainebook Verlag
Erscheinungsdatum2. Apr. 2021
ISBN9783948987190
Patrouillenschiff P-47: Teil 5 & 6: "Dämonen" und "Akis Kampf"

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    Buchvorschau

    Patrouillenschiff P-47 - Kurt Thomas

    18

    Teil 5:

    Dämonen

    1

    Der Raumhafen von Ambrakia war ein kastenförmiger Stahlbau, der ein Stück außerhalb der Kuppelstadt lag. Seine Panorama-Fenster und das Tonnendach bestanden aus durchsichtigem Panzerglas zum Schutz vor der mörderischen Sonne. Klimaanlagen vertrieben die Hitze aus der Abflughalle, in der es bereits am frühen Morgen geschäftig zuging. Frachter wurden entladen und mit neuer Ware bestückt, Patrouillenschiffe schwärmten aus, private Fähren starteten oder kehrten zurück. An Bord befanden sich wohlhabende Adelige, die es bevorzugten, auf diese Art von einem Stadtstaat zum anderen zu reisen, anstatt ein Solarmobil oder die Magnetschwebebahn zu benutzen. Rund um die Abflugbuchten tummelten sich die Passagiere und die Hafen-Crew, meist Roboter und Androiden. Unter den Menschen trugen einige die dunkelblaue Uniform der Nord-Allianz, andere zivile Kleidung, die vom Arbeitsoverall bis zum feinen Anzug reichte. Sie stammten aus allen Teilen Yamas. Man sah mandeläugige Tasianer, großgewachsene Rukovaren, dunkelhäutige Hullus sowie blonde und blauäugige Fisken, deren Wurzeln ursprünglich im Westen gelegen hatten.

    Von klimatischen Katastrophen aus ihren Heimatregionen vertrieben, waren die diversen Volksgruppen in den Norden und Süden geflohen. Seinerzeit hatten Flüchtlinge und Einheimische die historische Chance gehabt, zu einer großen Menschenfamilie zusammenzuwachsen. Gemeinsam hätten sie an einem Strang ziehen können, um die Umwelt des Planeten doch noch zu retten. Die Gelegenheit war leichtfertig von ihnen verspielt worden. Vielmehr hatten sie sich in kleinliche Kulturkämpfe und Fehden verstrickt, bis hin zu einem nicht enden wollenden Bürgerkrieg um die knappen Wasserreserven. Ehe der verheerende Konflikt vorüber wäre, würden wahrscheinlich die letzten Quellen versiegt sein.

    Diesen trüben Gedanken hing Baron Abas Yuri nach, als er aus seinem Bürofenster auf die Menschenmenge hinunter blickte. Der Besitzer des Raumhafens war ein hagerer Mann von sechzig Sonnenjahren, dessen faltiges Gesicht von einem dunkelbraunen Backenbart eingerahmt wurde. Eine Haarsträhne der gleichen Farbe hing ihm wie ein Fragezeichen in die Stirn. Als Baron von Ambrakia gehörte er zum Kreis der Aristokraten, die mit der Strategin Manouk Dara über die Geschicke der Nord-Allianz berieten. Abas Yuri schätzte Daras Intelligenz und Besonnenheit. Er teilte ihre Ansicht, dass Hetzer und Hitzköpfe wie Kail Basco eine Schande für den Adelsstand waren. Schon nach seinem verwerflichen Angriff auf Zivilisten in Edon hätte man ihm sämtliche Titel aberkennen müssen. Sein Privatkrieg gegen die Baku-Familie, der ihn dazu veranlasst hatte in den Weltraum zu desertieren, schlug dem Fass den Boden aus. Yuri schwor sich, Basco für seine Schandtaten zur Verantwortung zu ziehen, sollte er jemals wieder einen Fuß auf Yamas Erde setzen.

    Ein Räuspern seines Besuchers erinnerte den Baron daran, sich wieder jenem Mann zu widmen, der vor seinem Schreibtisch saß. Er hieß Sal Kurao, war der ehemalige Aufseher eines Gefangenenlagers und nahm auf Yuris Sympathieskala den ungefähr gleichen Rang ein wie Basco.

    »Wenn ich Sie richtig verstanden habe, wollen Sie dem Kriegsdienst entgehen, indem Sie eine leitende Position in meinem Betrieb einnehmen«, fasste Yuri zusammen, der an der Schreibtischkante stehen blieb und auf den fettleibigen, verschwitzten Bittsteller herabsah.

    »Ich bin kein Drückeberger«, verteidigte sich Kurao. Seine Füße scharrten nervös über das Linoleum-Parkett. »Ich denke nur, mein Talent zum Organisieren ist bei Ihnen besser aufgehoben, als wenn ich`s an der Front vergeude und einen Haufen Blechköpfe rumkommandiere.«

    Abas Yuri sog scharf die Luft ein. »Roboter und Androiden, die Sie so despektierlich als Blechköpfe bezeichnen, bilden den Großteil meines Personals. Sie verdienen unseren Respekt wie jeder menschliche Arbeiter.«

    »Aber sicher, ganz klar.« Kuraos Doppelkinn wackelte bei jedem unterwürfigen Kopfnicken. »Im Lager hab ich gut mit einem aus der 19er Serie gearbeitet.«

    »Ich bezweifle, dass die Maschine Ihre Neigung zur Brutalität teilte. Mir sind Geschichten über Sie zu Ohren gekommen …«

    »Alles übertrieben«, warf der Menschenschinder ein.

    »Damit wir uns recht verstehen«, hob der Baron an, »bei mir ist kein Platz für einen Mann, der Vergnügen daraus zieht, eine Peitsche zu schwingen.«

    »Sehe ich genau wie Sie, Exzellenz. Bin von Natur aus ein friedlicher Typ, wissen Sie? Im Lager hab ich halt gemacht, was nötig war, um für Ordnung zu sorgen.«

    Ein Lächeln zuckte um Yuris runzligen Mund. »Dennoch gelang es einem Kommando der Süd-Allianz, die Gefangenen zu befreien, weshalb man Sie entlassen hat. Vorher ließen Sie es zu, dass Captain Baku an Baron Basco ausgehändigt wurde, obwohl es gegen die Vorschriften verstieß.«

    »Hab gedacht, das hätte seine Richtigkeit. Weil Basco einer von Ihren Leuten ist.«

    »Von meinen Leuten?« Der Hafen-Besitzer hob eine Augenbraue. »Wie darf ich das verstehen?«

    »Na ja … adlig eben. Und ich find`s ungerecht, dass ich für Bascos Fehler bestraft worden bin. Aber was will ich machen?«, sagte Sal Kurao mit einem Achselzucken. »Ich gehör zum einfachen Volk. Da weiß man von Geburt an, was man wert ist. Mein Vater hat kein Stück Land gehabt, kein Vermögen geerbt. Ein teure Ausbildung ist für mich nicht drin gewesen. Ich bin ein Arbeiter und werde als Arbeiter sterben, es sei denn, ich überzeuge durch Leistung und steige auf. Was mir nicht gelingen wird, wenn mir keine der hohen Herrschaften eine zweite Chance gibt.«

    Den versteckten Vorwurf hätte Yuri überhört, wäre er nicht berechtigt gewesen. Das verstaubte Gesellschaftssystem im Norden bedurfte einer baldigen Reform. Eine Aufgabe, die mindestens so schwer werden würde wie die gerechte Verteilung des Wassers.

    »In diesem Punkt stimme ich mit Ihnen überein, Sal. Einem Adel der Chancen, um es einmal so zu nennen, stehen die Gruppen der Besitzlosen ohne Perspektive gegenüber. Es kann nicht angehen, dass die Zukunft der Menschen davon bestimmt wird, in welche Klasse sie hineingeboren wurden. Ich will mit gutem Beispiel vorangehen und Sie fair behandeln.« Der Aristokrat setzte sich hinter den Schreibtisch und nahm ein Dokument zur Hand.

    »Ich stelle Sie als Kontrolleur der Lagerabteilung ein. Unter einer Bedingung – dieses Ding lassen Sie künftig zuhause.« Ein knochiger Finger zeigte auf die Laserpistole an Kuraos Gürtel.

    Während Sal Kurao den Anstellungsvertrag unterzeichnet, schritten zwei seiner früheren Opfer durch den Raumhafen. Roi Baku und Bero Mook. Um ihre Handgelenke waren Elektrofesseln geschlungen, damit man sie für Kriegsgefangene hielt. Links und rechts von ihnen liefen Major Zhandu, der in einer Nord-Uniform steckte, und der Androide Serva. Die vorbeihuschenden Passanten beachteten die Gruppe kaum. Ab und zu blieb ein neugieriger Blick an Captain Baku hängen. Das vernarbte Gesicht des legendären Raumschiffkommandanten war aus den IntraNetzwerk-Nachrichten bekannt.

    »Da vorne ist es«, sagte Zhandu. Die elektronische, rotschimmernde Linse in seiner rechten Augenhöhle richtete sich auf Abflugbucht 12 B. In den Verankerungsschienen am grauen Aluminiumboden war ein ausgemusterter Astrokreuzer befestigt. Das Museumsstück sah aus wie ein altertümliches Flugzeug, mit Aussichtsfenstern an den Seiten und Flügeln am Heck. Vor fünfundzwanzig Sonnenjahren hatte es reiche Urlauber zu einer Besichtigungsrunde um den Mond geflogen. Inzwischen diente der Astrokreuzer bloß noch als Ausflugsziel für Schulklassen. Seiner äußeren Erscheinung nach war er alt, abgenutzt und langsam wie eine rheumatische Schnecke. Doch Professor Hiro hatte in Roi Bakus Auftrag einen Positronen-Antrieb eingebaut, der den Triebwerken der Patrouillenschiffe um Lichtjahre überlegen war.

    An einem Computerterminal vor der Bucht 12 B verrichtete ein rundlicher, kurzbeiniger Roboter seinen Dienst. Die Maschine hatte dafür Sorge zu tragen, dass kein Unbefugter Zugang zu der Antiquität erhielt.

    »Ein Modell aus der 17er Serie«, sagte Serva mit Blick auf den Roboter. »Der Apparat wird uns keine Schwierigkeiten bereiten. Er ist eine primitive Rechenmaschine wie alle von seiner Sorte.«

    »Wie redest du denn über deinen Verwandten?«, schmunzelte Roi.

    Die menschenähnlichen Augen in Servas bleichem Gesicht musterten ihn streng. »Mit diesem Ding habe ich so wenig gemein wie Sie mit einem Spielzeugsoldaten, Captain. Ich bin ihm bei weitem überlegen. Das ist keine Anmaßung meinerseits, sondern ein Fakt.«

    Rot-Auge rümpfte die Nase. »Für mich bist du ein Blechotto, genau wie der da.«

    »In meiner Bar hätte ich ums Verrecken keinen der Konservenknilche beschäftigt«, grunze der graubärtige Bero.

    Roi wusste, woher die Abneigung seiner Freunde gegen Androiden im Allgemeinen und Serva im Speziellen kam. Sie trauten ihm nicht über den Weg. Den beiden war nicht wohl dabei, dass sich ausgerechnet Bascos ehemaliger Hausdiener an der Suchaktion nach P-47 beteiligte. Professor Hiro hatte ihn zwar repariert, aber nicht umprogrammiert. Was wäre, wenn der Maschinenmann einen Anschlag auf sie plante?

    Der Captain teilte ihre Ängste nicht. Serva hatte ihm versichert, es sei für einen Service-Androiden den Gesetzen der Logik nach besser, einem neuen Herrn zu dienen, als dauerhaft außer Betrieb zu sein. Falls Serva falsch spielte, könnte er ihn immer noch terminieren, dachte Roi und spürte die Konturen der LP-32, die im Schulterhalfter unter seinem schwarzen Pflanzenledermantel verborgen war.

    »Schluss mit dem Gerede«, beendete er die Debatte. »Konzentrieren wir uns auf die Aufgabe.«

    Sie hatten das Terminal erreicht. Die Knopfaugen des Roboters glitten von einem zum anderen.

    »Wünschen sie den Astrokreuzer zu besichtigen?«, fragte seine metallische Stimme.

    »Nein«, sagte Zhandu. »Wir brauchen den Kahn für einen Gefangenentransport nach Delion. Auf Befehl von Admiral Basco. Der Auftrag ist dringend und erlaubt keine unnötigen Verzögerungen, klar? Lass uns durch und öffne die Hangarschleuse.«

    »Verstanden.« Der Roboter war nicht darauf programmiert, die Befehle eines Offiziers zu hinterfragen. Er ließ die vier passieren und drückte einen Knopf auf seinem Pult. Die schweren Doppeltüren des Raumhafens öffneten sich für den Start der Museumsmaschine.

    »Sagte ich nicht, der dumme Apparat würde uns keine Schwierigkeiten bereiten?«, fragte Serva von oben herab.

    »Noch sind wir nicht draußen.« Zhandu blickte beim Laufen über seine Schulter. Niemand hatte Notiz von ihnen genommen. Bis jetzt.

    Am Astrokreuzer angekommen, tippte der Major auf eine Schalttafel an der Rumpfseite. Die Treppe zum Einstieg wurde ausgefahren, untermalt von einem hydraulischen Quietschen.

    »Oh, oh! Knirscht ja schlimmer als meine Knochen«, witzelte Bero. »Könnte mal wieder `n Kännchen Öl vertragen.«

    »Hoffentlich fliegt die Klapperkiste noch«, argwöhnte Rot-Auge.

    Als sie gerade an Bord gehen wollten, hörte Roi Baku hinter sich den Ruf eines jungen Mannes.

    »Halt! Bitte warten sie!«

    Der Bursche, der auf sie zu rannte, war kaum älter als Aki. An seinem Uniformkragen prangte das Rangabzeichen eines Lieutenant der Nord-Flotte. Verdammt, die Offiziere werden immer jünger, dachte Roi. Warum schickte man nicht gleich Kinder an die Front? Wahnsinn!

    »Einen Moment, ich möchte Sie etwas fragen, Major«, sagte der Junior zu Zhandu, noch halb außer Atem.

    »Siehst du nicht, dass ich`s eilig habe, Soldat?«, fragte er so grob wie möglich, um den Jungen abzuwimmeln.

    »Entschuldigung, ich wollte Sie nicht aufhalten.«

    »Tust du bereits. Was möchtest du?«

    »Ihr Gefangener … das ist Captain Roi Baku, nicht wahr?«

    »Wer will das wissen?«

    Dem Jüngling schoss die Röte in die zarten Wangen, weil er sich nicht ordnungsgemäß vorgestellt hatte. Er schlug die Hacken zusammen, salutierte und sagte: »Lieutenant Wil Weto, 4. Luftabwehr-Geschwader. Abkommandiert zum Schutz von Ambrakia.«

    »Schön für dich. Aye, das ist Captain Baku. Zufrieden?«

    »Im Intra-Netzwerk habe ich gelesen, ihm sei die Flucht aus Delion gelungen. Wie haben Sie es geschafft, ihn wieder einzufangen?«

    »Durch Können. Und nun lass mich meine Arbeit machen.«

    »Ähm … ich hätte noch eine Bitte, Major.«

    Zhandu verdrehte sein gesundes Auge. Der penetrante Knabe kostete sie wertvolle Zeit. »Was denn jetzt noch?«

    »Ich möchte Captain Baku gerne etwas sagen.«

    »Meinetwegen, aber mach`s kurz.«

    Wil Weto sah zu dem muskulösen, glatzköpfigen Schwarzen auf. Die Stimme des blutjungen Lieutenant flatterte, als stünde er vor einer Prüfungskommission. »Ich wollte Ihnen nur sagen, wie sehr ich Sie bewundere, auch wenn Sie ein Feind sind. Wie Sie die Schlacht von Skapa gewonnen haben, war einfach phänomenal. Sie sind ein Idol für jeden Piloten, und ich hoffe, man wird Sie in der Gefangenschaft anständig behandeln. Alles Gute für die Zukunft, Captain Baku.«

    Wetos kindliche Begeisterung und offene Herzlichkeit rührten Roi. Sein eigener Sohn hatte ihm nie derartige Bewunderung entgegen gebracht. Vielleicht, weil Aki weniger naiv war und besser als Weto wusste, was Krieg bedeutete – nämlich Menschen zu töten. Väter, Mütter und grüne Jungs wie diesen. Konnte man darauf stolz sein?

    »Such dir ein anderes Vorbild«, erwiderte der Kommandant.

    Weto blinzelte perplex.

    Einen Wimpernschlag später schoss ein Laserstrahl durch die Halle. Der rote Blitz zischte knapp an Wetos Ohr und Rois Schulter vorbei und traf den Astrokreuzer. Der Schütze stand auf der gegenüberliegenden Abflugbucht. Roi kannte ihn allzu gut. Sal Kurao. Der Aufseher musste Rot-Auge erkannt und die Maskerade durchschaut haben. Zhandu nahm das LG-3 von der Schulter und drückte ab. Sein Schuss verfehlte Kurao, der hinter einem Terminal in Deckung gegangen war.

    »Dreckige Nomaden! Euch kriege ich«, schrie er und erwiderte das Feuer.

    Serva löste die Fesseln des Captains. Lieutenant Weto traute seinen Augen nicht. »Was soll das? Sie können doch nicht …«

    »Kopf runter!« Roi Baku riss den Jungen zu Boden und bewahrte ihn davor, getroffen zu werden. Im Liegen zog er die Pistole aus seinem Holster. Er kniff das linke Auge zu, schaute mit dem rechten durch das Zielfernrohr und schoss.

    Sal Kurao heulte auf wie ein Lupo, dem man den Schwanz eingeklemmt hatte, als der Laser seinen Waffenarm traf. Die Brandwunde setzte ihn außer Gefecht, aber es gab für die Baku-Truppe keinen Anlass zum Jubeln. Durch die Schießerei war das Wachpersonal auf den Plan gerufen worden. Kampfroboter marschierten dem Astrokreuzer entgegen.

    »Ich halte die Büchsen auf«, sagte Zhandu. »Lauft ins Schiff!«

    Roi drückte seine Hand gegen Wil Wetos Schulter. »Du bleibst liegen und rührst dich nicht.«

    »Jawohl, Captain Baku«, sagte er eingeschüchtert. »Und viel Glück.«

    Akis Vater hätte beinahe laut gelacht. Gute Wünsche von einem Gegner, der kaum alt genug war, um sich rasieren zu müssen – so verrückt konnte es nur in einem Bürgerkrieg zugehen, in dem Menschen gegeneinander kämpften, die sich wie Brüder und Schwestern begegnen sollten.

    Er rannte über die Einstiegsrampe, durch die Passagierkabine, nach vorne zum Cockpit. Serva nahm neben ihm auf dem Co-Pilotensitz Platz. Bero Mook stellte sich zwischen die beiden.

    »Geben Sie mir Ihre Pistole«, bat der Alte. »Ich will dem Major helfen.«

    »Auf keinen Fall. Er kommt allein zurecht.« Roi startete die Triebwerke. »Aber allzu viel Zeit sollte er sich nicht lassen.«

    »Wie viel Zeit wollen Sie ihm geben?«, fragte Serva. Ein Lasereinschlag schüttelte das Schiff durch. »Weitere Treffer könnten irreparablen Schaden verursachen. Es wäre ratsam, abzufliegen.«

    »Noch nie habe ich einen Mann zurückgelassen. Ich werde jetzt nicht damit anfangen.« Beeil dich Bruder, rief Roi dem Husu-Krieger im Stillen zu.

    Die Gedankenübertragung funktionierte. Er hörte das Quietschen der sich schließenden Rampe, gefolgt von Zhandus Stiefelabsätzen auf dem Kabinengang. »Danke fürs Warten. Ab durch die Mitte!«

    Der Captain zog das Steuerkreuz zu sich heran. Mit der Nase voran hob das Raumschiff von der Abflugbucht ab.

    Beinahe zeitgleich schlossen sich die Hangartüren.

    »Bei Yamas Sonne! Die sperren uns ein«, klagte Bero.

    Roi Baku blieb gefasst. »Serva, kannst du dich in den Zentralcomputer des Raumhafens einloggen und die Türen öffnen?«

    »Er ist durch einen Code gesichert. Es gibt genau zehntausend mögliche Kombinationen. Ich sollte in der Lage sein …«

    Zhandu schlug mit der Faust gegen die Cockpit-Wand. »Tu`s einfach, Blechbubi!«

    Der Androide schloss die Augen wie ein Mann, der angestrengt nachdenkt. Eine Sekunde darauf glitten die Doppelhälften der Türen wieder auseinander.

    »Perfekt, Serva«, gratulierte Roi und steuerte den Astrokreuzer geschickt hinaus, dem heftigen Beschuss der heran eilenden Kampfroboter entgehend.

    Auf dem Bildschirm an der Instrumententafel sah er, dass Patrouillenschiffe die Verfolgung aufnahmen.

    »Stellen wir mal fest, was Professor Hiros Erfindung wert ist.« Seine Hand drückte den Beschleunigungshebel nach vorne. Ein kräftiger Ruck lief durch das Schiff, als der Positronen-Antrieb die volle Leistung entfaltete. Roi und Serva wurden in die Sitze gepresst. Bero und Rot-Auge mussten sich an den Lehnen festhalten, um nicht umzufallen. Wie auf einem Lichtstrahl reitend, jagte der Kreuzer in die Atmosphäre und ließ die Verfolger weit hinter sich.

    Roi grinste über beide Ohren. Die Flucht war geglückt. Die Suche nach Aki konnte beginnen.

    2

    Persönliches Computerlogbuch des Captains Aki Baku.

    360. Tag an Bord von P-47.

    Heute ist mein achtzehnter Geburtstag. Nach Feiern ist mir nicht zumute. Ich glaube, es war ein schwerer Fehler, Yama verlassen zu haben. Eher schneit es im Weltraum, als dass wir auf eine Wasserquelle stoßen. Die Karte, die Pyke Mook nach den Vorgaben des alten Gwyntor kopierte, hat sich als mehr oder weniger nutzlos erwiesen. Sie zeigt zwar Sternbilder, die um einen grünen Planeten kreisen, aber keine genauen Koordinaten. Um in der schieren Unendlichkeit des Alls die passenden Sternkonstellationen zu finden, braucht es eine gehörige Portion Glück – und vor allen Dingen Zeit, die uns nicht unbegrenzt zur Verfügung steht. Die Vorräte an Wasser und Nahrungsmitteln sind in absehbarer Dauer erschöpft. Ich denke darüber nach, die Portionen vorsichtshalber zu rationieren. Bin gespannt, wann die Crew den Aufstand probt. Ich könnte es ihr nicht übel nehmen.

    Rhas Arkan orientierte sich an derselben Karte wie wir. Mit dem gleichen Erfolg, schätze ich. Ob es auf seinem Schiff eine Meuterei gab, in deren Folge es zerstört wurde? Gut vorstellbar, dass die Mannschaft gegen Arkan rebellierte, der sich in ihren Augen als unfähiger Anführer entpuppt hatte.

    Wie stark zweifelt die Besatzung von P-47 an meiner Eignung zum Captain? Redet man hinter meinem Rücken über mich? Hält man mich für einen Spinner und Fantasten? Unter den gegebenen Umständen, wäre das nicht unberechtigt.

    Ins Gesicht sagt mir keiner, was er über mich denkt. Tara Lautan hat sogar eine Geburtstagsfeier für mich arrangiert, an der ich wohl oder übel teilnehmen muss, weil ich mich auf dem engen Schiff nicht verstecken kann.

    Die Offiziersmesse war mit achtzehn Leuchtdioden geschmückt. Auf dem Tisch standen ein Hülsenfrüchte-Eintopf, zwei Kannen Kaffee und Tee sowie eine Flasche Kaktuswein aus Ty Sorros privaten Reserven. Tara hatte eine Art Kuchen gebacken, bestehend aus übereinander geschichtetem Zwieback und Proteinriegeln mit Schoko-Geschmack, die sie mithilfe eines Lasers geschmolzen hatte. Der kleine Kiri schlich um die Süßigkeit herum wie ein Raubtier um die Beute. Sein Adoptivfrauchen behielt ihn im Auge, um zu verhindern, dass er sich vorzeitig bediente.

    Für den feierlichen Anlass hatte Tara ihre dunkelblonde Mähne zu Zöpfen geflochten und die graue Uniform, die sie täglich trug, sorgfältig gewaschen. Aki war versucht, ihr einen Vortrag wegen der unnötigen Wasserverschwendung zu halten. Das Lächeln seiner Freundin hielt ihn davon ab. Es bereitete ihr Vergnügen, ihm eine Freude zu machen, und er wollte ihr den Spaß nicht verderben. Anstandshalber setzte er eine heitere Miene auf.

    Tara, Riko und Ty sangen ein Geburtstagsständchen, in das selbst die Androidin Nava einstimmte, während der stumme Pyke die Worte mit seinen Lippen formte. Aki ließ die schrägen Töne geduldig über sich ergehen. Riko drückte ihm einen

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