Das Gesetz der Zufriedenheit: Ein kleiner Entwicklungsroman zur Selbstreflexion
Von Samer El Badawi
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Buchvorschau
Das Gesetz der Zufriedenheit - Samer El Badawi
Akt 1: Ausbruch – Ist es das, was man Freiheit nennt?
Ein junger Jugendlicher Anfang 14. Er trägt ein schwarzes T-Shirt und eine graue Hose, er ist sehr schlank, schon fast schlaksig und ca. 1,75 groß und hat wuschelige schwarze, nein eher dunkelbraune Haare. Er sitzt in einem Zug Richtung einer Hafenstadt an der Nordsee. Es ist eine Jugendreise, auf die ihn seine Mutter, eine sehr strenge, aber auch liebevolle Frau, die dennoch viel mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen hatte, und sein Stiefvater, ein Kickboxtrainer und ein etwas weniger energischer Mann, der trotz alledem wusste, wie man sich durchsetzt wenn es darauf ankam, in seinen Ferien schickten. Ob es war, um ihre Ruhe vor ihren 3 Kindern zu haben? Vielleicht auch einfach, damit das Kind mal rauskommt. Es war nicht relevant für ihn aus welchem Grund er nun verreiste. Vielleicht war es ja „ein Kompromiss aus beidem", dachte er sich.
So dauerte es nicht lange, bis ein scheinbar ein bis zwei Jahre älterer Junge mit blonden mittellangen Haaren und Sommersprossen im Gesicht ihn bemerkte und ihn innerhalb einer gemischten Gruppe aus Jungen und Mädchen unterschiedlichsten Alters und Herkunft fragte: „Hey, hast du, beziehungsweise habt ihr nicht Lust, wenn wir angekommen sind, Fußball am Strand zu spielen?"
Der Junge mit den dunkelbraunen wuscheligen Haaren freut sich sichtlich über die Frage und antwortete: „Ja sehr gerne, mein Name ist Emil!" Nun drehte der ältere Blonde sich lächelnd zu dem jungen Emil mit den wuscheligen braunen Haaren um und grinste ihn mit breitem Grinsen aufgeschlossen an.
„Freut mich, dich kennenzulernen, Emil!, entgegnete der etwas ältere Jugendliche, „Ich bin Maxi
. Es scheint im Allgemeinen eine sehr freundliche und lockere Atmosphäre im Zug zu sein. Was natürlich keiner wusste war, dass Emil aus einer sehr strengen Familie kam, und er momentan sehr froh war, ein wenig Abstand zu haben.
Denn er fühlte sich in letzter Zeit sehr unterdrückt, und die Gewalt, die ihm in seiner Familie teilweise mit unnötiger Härte zuteilwurde, verschlimmerte die Situation sehr. Emil dachte sich, dass wohl jeder seine eigenen Probleme habe und wollte auch niemanden unnötig mit seinen belasten, und dass jemand schlecht über seine Familie denken würde, wenn jemand die Zustände sähe. Außerdem war ja auch viel Gutes in der Familie, nur überwog von Zeit zu Zeit das Negative, so dass Emil froh war, auf diese Jugendreise mitfahren zu können.
Nichts desto trotz freute sich Emil über den Urlaub und wollte das Beste daraus machen. Kaum in der Hafenstadt angekommen und dem Zeltlager zugeteilt, begangen schöne Wochen voller neuer Bekanntschaften und kleinen Herausforderungen. Außerdem: Wie sollte es auf einer Jugendreise ohne Eltern auch laufen, die ersten Annäherungsversuche der Jugendlichen?
Emil und die anderen Jugendlichen spielten den Tag über Gemeinschaftsspiele, aßen und tranken zusammen und gingen fast jeden Abend an einem langen Strand spazieren.
Es waren einige komplett neue Erfahrungen für Emil. Er genoss die Freiheiten, die er hier hatte, und freundete sich mit so vielen Jugendlichen wie möglich an. Zuhause hatte der kleine Junge nicht viele Freunde und galt als Außenseiter in seinem Gesellschaftsumfeld. Seine Brüder, zum einen seinen Zwillingsbruder Erik und zum anderen seinen kleinen Bruder Dario, vermisste er wohl einige Male, aber er wusste, dass diese wohl auch eine schöne Zeit genossen. Er wusste seine Emotionen noch nicht zuzuordnen, er war nicht in der Lage, in seinen jungen Jahren zu reflektieren.
Emil war von den Annäherungsversuchen der Mädchen nicht ausgeschlossen, sowohl ihm dieses Verhalten auch gänzlich unbekannt war, so war ihm klar, dass ihm so etwas strikt verboten war.
Er nutze die Situation dennoch zu seinen Gunsten, um erste Erfahrungen im Kennenlernen von Mädchen zu machen. Abgesehen vom schulischen Kontakt hatte der Junge mit den wuscheligen dunkelbraunen Haaren und dem schwarzen T-Shirt nie auch nur versucht, Regelungen zu hinterfragen. Er fragte sich nie, ob er diese Regeln hinterfragen müsste. Warum ein funktionierendes System von Erziehung hinterfragen?
Doch es war, als würde Emils Ansicht zerbrechen, als er merkte, dass sich in ihm langsam das Gefühl der Unzufriedenheit breitmachte.
Er machte sich eigentlich auch nie viel aus den Frauengeschichten seine Mitschüler, und doch war er dem Interesse eines Mädchens verfallen. Schneller als er gucken konnte, schien er sich verliebt zu haben. „Liebe", ein lächerlicher Begriff für einen jungen Jugendlichen, doch nur so konnte er sich sein Verhalten erklären.
Ein komisches Gefühl dachte er und freute sich, wenn dieses ihm vorher noch nicht einmal wahrgenommene Mädchen die Nähe zu ihm suchte.
Gleichzeitig beobachtete er das Verhalten der ganzen Gruppe untereinander. Emil beobachtete die Menschen schon immer gerne. Ihr Verhalten war interessant. Er konnte es weder zuordnen noch nachvollziehen; zumindest nicht in diesem jungen Alter.
Die Tage vergingen, und je mehr Emil in seiner fast absoluten Freiheit darüber nachdenken konnte, wie eingeschränkt er bisher lebte, umso mehr wünschte er sich, dass sein Leben eine andere Richtung nehmen würde.
Doch welche Richtung sein Wunsch mit sich bringen würde, hätte er damals nie erahnen können. Emil setze Konsequenzen mit Strafen gleich; ein Fehler, den ihm seine Erziehung einbrachte. Eine Konsequenz war keine einfache Reaktion. Es war ein negativer Ausdruck.
Er wollte keine Konsequenz. Gleichzeitig machte sich immer weiter ein Gedanke breit: Der Gedanke vom Vogel im Vogelkäfig. Einem Vogel, der die reale Chance sah auszubrechen.
Er sprach auch nicht sonderlich gerne über die Probleme, die ihn Zuhause plagten.
Aber als für andere selbstverständliche Situationen auftraten in denen Emil keine Erfahrungen hatte, wie zum Beispiel Flaschendrehen, oder das typische Gequatschte unter Jugendlichen, welches Mädchen man hübsch fände, oder ob man eine Freundin habe; bei diesen Gesprächen wurden die anderen Jugendlichen misstrauisch und hinterfragten seine Lebensweisen und seine strenge Erziehung. Sie machten ihn drauf aufmerksam, dass seine Erziehung absolut nicht „gesund" sei.
Eine gesunde Erziehung? Wer könnte sie in unserer Zeit durchsetzen? Hatte nicht jede Familie ihr Päckchen zu tragen?
Emil fragte sich, ob die Leute ihm helfen wollten, oder nur die Intention hatten, ihm seine Familie schlecht zu reden.
So entschied er, er würde seinen eigenen Weg gehen, sich distanzieren, ohne irgendjemandem die Schuld dafür zu geben. Er wollte sich bei dem Gedanken an die Freiheit nicht mit Schuld für irgendjemanden auseinandersetzen.
Denn wer Fehler in Menschen sucht, der wird immer auf Fehler treffen.
Als Emil die Veränderung der Einstellung der Gruppe zu ihm wahrnahm, tat er, was Jugendliche nun mal tun, um ihren Platz in einer Gruppe zu sichern. Er verstellte sich und gab den anderen den Emil, den sie sehen wollten.
Mit den Wochen merkte er immer mehr, wie er sein Denken zu vielen Dingen, z. B. seine Lebensweise und seine Erziehung, hinterfragte. So manifestierte sich immer mehr der Wunsch in Emil, doch selber entscheiden zu können, wie er leben wolle.
Nur wusste Emil, dass es nicht so einfach gehen könnte. Ein Gefühl aus Unbehagen und Angst machten sich breit; immer mehr und mehr, je näher die Fahrt zurück in seine Heimatstadt rückte.
Doch Emils Entscheidung stand fest, er wollte seine Situation ändern und ein Leben wie jeder andere führen dürfen. Er wollte selbst kontrollieren können, welchen Weg er ginge, und er wollte seine eigenen Entscheidungen treffen.
Lächerlich? Seine eigenen Entscheidungen treffen zu wollen in einem Alter, in dem die Eltern der Mittelpunkt der Erziehung sind? Wie sie mit Problemen des Kindes