Kolonie 85 – Staffel 1: Die Verschwörung: Episode 1: Fluchtgefahr
Von Peter R. Krüger und Pia Fauerbach
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Über dieses E-Book
2244 – der 12. März sollte der Tag des interstellaren Friedens werden, doch kurz vor der Konferenz, zu der sowohl die Erdregierungen, die Marsverwaltung und das diplomatische Corps der Union freier Planeten eingeladen waren, detonieren mehrere Sprengsätze und vernichten das Kongresszentrum in Genf. Schnell wird ein Verdächtiger ausgemacht, doch steckt dieser wirklich hinter dem Anschlag?
"Kolonie 85: Episode 1: Fluchtgefahr" ist die Fortsetzung des Debütromans "Kolonie 85: Der Aufbruch" und der Beginn einer vierteiligen Buchstaffel, die den Namen "Die Verschwörung" trägt.
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Buchvorschau
Kolonie 85 – Staffel 1 - Peter R. Krüger
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Impressum
Originalausgabe | © 2020
Verlag in Farbe und Bunt
Am Bokholt 9 | 24251 Osdorf
www.ifub-verlag.de / www.ifubshop.com
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Alle Rechte liegen beim Verlag.
Herausgeber: Björn Sülter
Lektorat & Korrektorat: Telma Vahey
Cover-Gestaltung & E-Book-Erstellung: E. M. Cedes
ISBN: 978-3-95936-240-5 (Ebook)
1 – Der Anschlag
Ihr, die Ihr unbedacht das Reich des Himmels ergründen wollt und die Saat der Blasphemie verbreitet, werdet nun den gerechten Zorn ernten.
Anonyme Nachricht an die World Space Administration
Verschlafen ging Alia ins Wohnzimmer ihres kleinen Hauses in Luxor. Es war früh am Morgen, im Kinderzimmer herrschte selige Stille. Fast hätte man eine Stecknadel fallen hören können.
Sie schaltete den Holoprojektor an, um sich die aktuellen Nachrichten anzusehen, während sie sich eine Tasse Kaffee nahm. Ein Ritual, das sie Tag für Tag wiederholte. Da sie jeden Tag bis spät in die Nacht arbeitete, hatte sie sonst keine Gelegenheit, in Ruhe zu erfahren, was in der Welt passierte. Obwohl sie nur wenig mit den Menschen zu schaffen hatte, blieb sie dennoch stets auf dem aktuellen Stand. Nach ihrer Rückkehr von Proxima Centauri b hatte sie das neu-ägyptische Militär verlassen und sich ihrem wahren Interesse zugewandt, der Altertumsforschung. Doch durch ihre intensiven Forschungen hatte sie oftmals keine Zeit, sich um andere Dinge zu kümmern, weswegen sie die kurzen morgendlichen Verschnaufpausen regelrecht genoss.
Nur nicht an diesem Morgen, dem 12.03.2244.
Kaum hatte sie den Holoprojektor angeschaltet, sah sie die angespannte Miene des Sprechers, dessen Vortrag sie aufmerksamer als üblich zuhören ließ.
»Genf, traditionell eine Stadt, in der seit jeher umfassende Verträge zur Sicherung des Friedens unterzeichnet werden«, erklärte der Mann und hatte dabei einen ernsteren Ausdruck im Gesicht, als sie es sonst von ihm gewohnt war. »Am Abend des 11.03.2244 ahnte noch Niemand, welche Katastrophe diese Stadt treffen sollte.
Es sollte ein großer Tag für die Menschheit werden. Die Territorialregierungen hatten vereinbart, ein offizielles Friedensabkommen mit den Vertretern der Interstellaren Union freier Planeten zu unterzeichnen, jenem Menschenbund, dessen Raumschiff seit etwa fünf Jahren in einer Umlaufbahn zur Erde kreiste. Die World Space Administration soll dabei als Vermittler zwischen den Parteien fungieren.«
Alia erinnerte sich, dass die Medien von diesem überaus wichtigen Treffen in Genf schon lange im Vorfeld berichtet hatten.
»Am gestrigen Abend, einen Tag vor der offiziellen Eröffnung der Konferenz, geschah das Undenkbare.« Alia war wie gebannt. Plötzlich sah sie auf dem Holoprojektor einen Live-Mitschnitt der Stadt Genf. Eine Drohne hatte ein großes Gebäude aus der Luft gefilmt. Der Nachrichtensprecher erzählte im Hintergrund irgendetwas von Sicherheitsvorkehrungen, während auf dem Schirm das Kongresszentrum zu sehen war, in dem die Konferenz stattfinden sollte. Alles wirkte ruhig und sogar ein wenig verträumt. Plötzlich erschütterte eine Explosion das Bild. Alia erschrak. Gleich darauf ereignete sich eine weitere Explosion und schließlich eine dritte. Das Kongresszentrum wurde fast vollständig zerstört, nur ein kleiner Teil wurde nicht von den Explosionen erfasst. Trümmer flogen durch die Luft und beschädigten Gebäude in der Nähe. Die Kameraperspektive wurde umgeschaltet, und nun sah man Passanten schreiend, panisch, verletzt durch das Bild laufen. Der Nachrichtensprecher redete weiter, im Hintergrund hörte man Sirenen, ein Grollen. Ein stark beschädigter Teil des Kongresszentrums war eingestürzt. Die Kameraperspektive wurde erneut geändert. Wieder eine Drohnenaufnahme. Rauchsäulen stiegen gen Himmel. Im Zentrum der Explosionen erkannte man, wie sich das Feuer durch die Trümmer fraß. Die Zerstörung hatte ein unglaubliches Ausmaß.
Alia wurde kreidebleich. Sie war mit der Politik der Territorialregierungen oftmals nicht einverstanden, hatte aber seit ihrer Rückkehr dazu nie Stellung in der Öffentlichkeit bezogen. Generell lebte sie mit ihrer Familie zurückgezogen, ging nie aus und verließ das Haus nur, wenn es ihre Arbeit oder ihre Kinder verlangten. Dennoch war sie zutiefst betroffen über das, was sie soeben gesehen hatte.
Die Hoffnung auf eine sichere Zukunft wurde durch eines der schlimmsten Attentate der letzten Jahrzehnte zerstört.
»Mama, was guckst du da?«
Alia schaltete sofort den Holoprojektor aus. Eine Reflexhandlung.
»Das ist ...« Ihr fehlten die Worte.
Fünf Jahre waren vergangen, seit die Mannschaft des ersten bemannten Raumflugs zum Sternensystem Alpha Centauri nach einer großen Katastrophe mit einem Raumschiff, mächtiger und schneller als alles, was die Menschen auf der Erde bislang gesehen hatten, von ihrer abenteuerlichen Reise zurückgekehrt waren. Mit einem fremden Schiff, bemannt mit Menschen, die nicht von der Erde stammten.
Angesichts dieser Ankunft hatte die Welt den Atem angehalten. Das Schiff, das nach Alpha Centauri geschickt worden war – die Voyager – war das modernste Raumschiff gewesen, das die Erde je gebaut hatte. Es hatte fünf Jahre gebraucht, um die Strecke zurückzulegen; dieses fremde Schiff hatte sie in nur sechs Monaten bewältigt. Es schien fast so, als würde die Zeit für einen langen Moment stehenbleiben. Selbst der Mars, seit Jahren eine besiedelte Kolonie der Erde, wagte damals nicht einmal, eine Kommunikationsverbindung aufzubauen, in der Befürchtung, dieses fremde Raumschiff könnte eine Invasionsvorhut darstellen.
Doch es kam anders.
Die Barrafranca, so der Name des Schiffes der Interstellaren Union freier Planeten, wurde zunächst als interplanetare Bedrohung angesehen. Erst ein Treffen zwischen der Union, der schiffbrüchigen Voyager-Crew und einer Abordnung der Erde änderte dies. Die Welt war aber in Unruhe geraten.
Es dauerte Jahre, bis die Bevölkerung von Mars und Erde verstanden hatte, dass keine Gefahr drohte. Sondereinheiten des Militärs waren jahrelang damit beschäftigt, die weltweiten Spannungen in den Griff zu bekommen. Es wäre ein Leichtes gewesen, mit militärischem Druck alle Anzeichen von Aufständen niederzuschlagen. Doch so wurden noch größere Ausschreitungen befürchtet. Daher entschied man mit einer entsprechenden Order, jeden entstehenden Konflikt unblutig zu beenden. Eine Herausforderung, die nicht überall auf Zustimmung stieß und nicht immer gelang.
Als sich die Situation nach jahrelangen Bemühungen wieder beruhigt hatte, hielten es die Verantwortlichen der großen Territorialregierungen für sinnvoll, ein Zeichen des Friedens zu setzen.
Doch dieser Plan, diese Hoffnung, schien mit drei riesigen Explosionen in Rauch aufzugehen und alle hehren Ziele unter dem Schutt des Kongresszentrums zu begraben.
Alia dachte darüber nach, dass sie ursprünglich die Stelle der Beraterin bei der WSA, der World Space Administration, hatte erhalten sollen, um bei jeglichen Verhandlungen mit den Vertretern der Interstellaren Union als eine Art Vermittlerin tätig zu sein. Sie hatte diese Aufgabe jedoch abgelehnt, weshalb man mit dem Angebot an Michael Barnetti herangetreten war.
»Mike«, flüsterte sie dann kaum hörbar. Höchstwahrscheinlich war er bei dieser Konferenz dabei gewesen.
»Mama, was ist denn?«
Alia sah ihr Kind an und versuchte zu lächeln. Doch eine Träne lief ihr über die linke Wange, ihre Augen röteten sich.
»Nichts, kleine Sonne«, log sie. »Ich bin ein bisschen müde«, fügte sie schnell hinzu und tat so, als müsste sie gähnen. Dabei fielen ihr einige lange Haarsträhnen ins Gesicht und verdeckten so eine weitere Träne. Ihre Tochter beäugte sie misstrauisch, doch die Erklärung schien für den Moment zu reichen.
»Du solltest nicht immer so lange arbeiten, Mama«, erklärte Rhia mit ernsthaftem Gesichtsausdruck.
»Und du solltest deiner Mutter keine allzu altklugen Ratschläge geben«, antwortete Alia zwar mit ernstem Tonfall, aber mit einem Lächeln. Das kurze Gespräch hatte ihr genug Zeit gegeben sich zu fangen. »Geh und weck deinen Bruder. Gleich gibts Frühstück. Und Zarah kommt sicher auch in ein paar Minuten.« Um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, ging Alia in Richtung Küche, und Rhia trollte sich zurück ins Kinderzimmer.
Alia begriff es nicht. Wer würde so etwas tun? Es hatten sich kaum Widerstände gegen die Unterzeichnung des Friedensvertrags abgezeichnet.
Wie in Trance schaltete Alia in der Küche den kleinen Holoprojektor wieder ein, während sie das Frühstück vorbereitete. Erneut erschien das ernste Gesicht des Reporters. Diesmal schien er direkt vom Ort des Geschehens zu berichten, denn Alia erkannte um ihn herum nur Trümmer und Ruinen, die teilweise noch qualmten.
»Hier sehen Sie die ganze Zerstörungskraft der drei Detonationen. Ersten Schätzungen zufolge muss mit mehreren hundert Toten und Verletzten gerechnet werden. Das PortCom-System ist überlastet. Wer zu den Opfern gehört oder hinter den Anschlägen steckt, ist zurzeit noch nicht bekannt. Die Eurasische Regierung hat den lokalen Ausnahmezustand verhängt.« Dann wechselte das Bild wieder zur Vogelperspektive. Der Teil des Konferenzzentrums, welcher nicht unmittelbar