Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

1920 - 2019: autobiographische Begegnungen mit dem Tod
1920 - 2019: autobiographische Begegnungen mit dem Tod
1920 - 2019: autobiographische Begegnungen mit dem Tod
eBook116 Seiten1 Stunde

1920 - 2019: autobiographische Begegnungen mit dem Tod

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Im Alter von 98 Jahren blickt Erwin Frühwald auf seine Begegnungen mit den Tod zurück, welchem er als Pilot und Widerstandskämpfer im Zweiten Weltkrieg, Ehemann, Freund und Mensch entgegen trat. Zwischen Trauer und Todesangst nahm ihm ein Gespräch mit seinem Cousin schließlich die Angst vor dem Sterben.

Mit diesem Buch erfüllt die Schriftstellerin Alexandra C. Eckel den letzten Wunsch des Autors: seine Erinnerungen zu bewahren.
SpracheDeutsch
HerausgeberPTP by ACE
Erscheinungsdatum12. Nov. 2020
ISBN9783950486704
1920 - 2019: autobiographische Begegnungen mit dem Tod
Autor

Erwin Frühwald

Der Diplomingenieur und Kaufmann erlebte von 1920 bis 2019 Höhen und Tiefen, die heute kaum vorstellbar wären. An seiner Seite stand 75 Jahre lang seine Frau Lilian, die er um nur wenige Wochen überlebte. Seine Geschichten und sein Wissen werden in seinen Büchern weiterleben.

Ähnlich wie 1920 - 2019

Ähnliche E-Books

Biografien / Autofiktion für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für 1920 - 2019

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    1920 - 2019 - Erwin Frühwald

    Inhaltsverzeichnis

    Das Eiswasser der Save

    Mutters Albtraum

    Sein oder Nichtsein

    Der Geruch des Todes

    Eine Graue Eminenz tritt ab

    Der Felssturz

    Der Todeslooping

    Die Vernaderung

    Zu schwach zum Leben

    Die Exekution eines Kameraden

    Der Tod eines Helden

    Der Tod sitzt hinter mir

    Das Fallschirmproblem

    Die Wüstenlandung

    Die Notwasserung

    Sturz ins Meer

    Scheidung auf Italienisch

    Der Verbandschef stirbt

    Flucht in den Tod

    Liquidierung eines Betrügers

    Enttarnung eines Agenten

    Das Gestapo-Verhör

    Das SS-Kriegsgericht

    Die CIA-Verhaftung

    Das Todesduett

    Der Besuchertod

    Der Tod meiner Eltern

    Ein Arzt hängt am Leben

    Mein Cousin stirbt

    Der letzte Freund entschläft

    Erneut dem Tod entronnen

    Die Wende zum Lebensende

    Auf der letzten Wegstrecke

    Nachwort: mens sana in corpore sano?

    Nachruf

    Das Eiswasser der Save

    An einem klirrend kalten Winterabend vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges feierte Rittmeister Gabriel Tesić mit einigen Kameraden den Geburtstag seines besten Freundes, ebenfalls ein Offizier. Die Luft des Kasinos war geschwängert von ausgelassener Stimme und Alkohol und stand im starken Gegensatz zu den goldbetressten Uniformen und würdevollem Aussehen der Soldaten.

    Erst als der Morgen graute, wurden sie sich ihrer Umgebung wieder gewahr. Ein kleiner Morgenritt sollte der Ausnüchterung dienen. Die Offiziere torkelten durch den Schnee und saßen mühseliger als üblich auf ihre Pferde auf. Dennoch waren die Militärs für den Sattel bestimmt. Souverän ritten sie im frühen Licht des Morgens durch eine wahre Märchenstadt. Die ganze Landschaft war von glitzerndem, unberührtem Weiß bedeckt und in völlige Stille getaucht.

    Tesić war eingehüllt in seine wärmende Uniformjacke, seine Pelzmütze war unternehmungslustig verrutscht. Beschwingt vom Alkohol summte er ein Marschlied vor sich hin.

    Es dauerte nicht lange, bis sie das Ufer der Save erreichten, wo sie ihre Pferde in Reih und Glied formierten. Ihnen offenbarte sich ein furchtbar schönes Naturschauspiel mit kleinen Eisschollen, die zwischen den schäumenden Wellen tanzten.

    Einer der Offizier überlegte lallend, dass wohl niemand so mutig wäre, in diesen eisigen Fluten zu schwimmen. Durch den Alkohol leichtsinnig geworden, rutschte Tesić kurzerhand aus seinem Sattel, entledigte sich seiner Kleidung und sprang nackt in die Save. Gebannt warteten die anderen auf Tesić’ Auftauchen, und als sie ihn sahen, erschraken sie. Ihr Kamerad spukte Blut und Wasser, nur um in Bewusstlosigkeit zu versinken. Allgemeine Ernüchterung trat ein, bevor seine Kameraden den Rittmeister unter Aufwand all ihrer Kräfte vom Ufer aus vor dem Ertrinken retten, ihn in seinen Mantel und seine Satteldecke wickeln und sein bester Freund ihn vor sich aufs Pferd hieven konnte. Der Verwundete spukte kein Wasser mehr, doch der Blutfluss aus seinen Mundwinkeln sickerte kontinuierlich weiter.

    Während einer der Soldaten losritt, um den Militärarzt zu holen, erreichte der Trupp das königliche Schloss in Belgrad, in dem Tesić mit seiner Frau Daniza und seinen beiden geliebten Töchtern Kaja und Natalie lebte. Vorneweg ritt einer der Offiziere mit dem Säbel des verletzten Rittmeisters in der Faust und dessen Rappenhengst am Zügel.

    Daniza Tesić wurde lautstark wachgeklopft, um den siechenden Gemahl ins Ehebett zu legen. Der eingetroffene Militärarzt bestätigte nach kurzer Untersuchung die schlimmsten Befürchtungen: Für Rittmeister Gabriel Tesić kam jede Hilfe zu spät.

    Schluchzend sank Daniza neben ihrem Mann auf das Bett und bedeckte sein Gesicht mit Küssen, während die beiden Mädchen nur hilflos weinend zusehen konnten. Ein letztes Mal öffnete der Sterbende seine Augen und versuchte sich aufzurichten, doch er sank unter Schmerzen wieder zurück in die Kissen. Erneut quoll Blut aus seinen Mundwinkeln, bis er die Augen gen Himmel richtete und verschied.

    Während der Arzt die Augen des Leichnams schloss, sagte er leise: „Seine Lunge ist einfach wie Glas zersprungen."

    Als die Familie alleine war, öffnete die Witwe das Fenster, damit die Seele ihres Gattens ungehindert emporsteigen konnte.

    Gabriel Tesić war mein Großvater.

    Mutters Albtraum

    Nach dem Tod ihres Gatten Gabriel mussten Daniza Tesić und ihre Töchter Natalie und Kaja ihr nunmehr ziviles Leben neu sortieren. Durch die finanzielle Unterstützung der gesamten Großfamilie konnte Daniza die unzureichende Witwenpension aufbessern, denn die Situation entspannte sich erst durch das Eintreten der Mädchen ins Berufsleben. Natalie lehrte Mathematik am Belgrader Gymnasium und Kaja fand nach der Handelsakademie eine gute Anstellung in der königlichen Ordenskanzlei.

    Dennoch bedeutete der mittlerweile ausgebrochene Erste Weltkrieg weitere Entbehrungen. Alltägliche Waren konnte man entweder gar nicht oder nur unglaublich überteuert beschaffen und so nutzte man das, was bereits vorhanden war; Tauschgeschäfte waren üblich. Aufgrund dessen beschloss Daniza, zu ihrer Mutter nach Kragujevac zu reisen, um dringend benötigte Bettwäsche zu holen.

    Die Fahrt war beschwerlich, da Züge während des Krieges in erster Linie den Soldaten vorbehalten waren; Zivilisten durften sich allenfalls am Gang stehend dazwischenquetschen. Die Wagons mit den versehrten, müden und schmutzigen Kriegern waren fahrende Moloche aus Krankheit und Tod.

    Daniza kehrte wenige Tage später mit hohem Fieber nach Belgrad zurück und wieder wurde sie von ihrer Familie aufgefangen. Ein naher Verwandter, der Primararzt war, untersuchte die arme Frau und wies sie ohne Umschweife ins Universitätskrankenhaus ein, von wo aus sie kurz darauf mit der Diagnose Flecktyphus ins Seuchenhospital überstellt wurde.

    Damit begann für die beiden Töchter eine nervenaufreibende Zeit: die Mutter in Quarantäne, ihr Zustand ungewiss und die Informationen spärlich. Der einzige Lichtblick war, dass der Primararzt sich weiterhin persönlich um seine Patientin kümmerte. Doch dauerte es nicht lange, bis der Arzt sich selbst mit Flecktyphus infizierte und binnen weniger Tage verstarb.

    Die beiden Schwestern hatten kaum noch Hoffnung für ihre Mutter und dennoch gingen sie jeden Abend ins Seuchenhospital, um sich besorgt nach der Dahinsiechenden zu erkundigen.

    Eines Abends war Natalie verhindert und Kaja nahm den zermürbenden Weg alleine auf sich. Von ihrer Ankunft an war an diesem Tag alles anders. Wie gewohnt wandte sie sich an den Portier, doch fand sie nicht den ihr bereits bekannten vor. Sein Stellvertreter war mürrisch und wenig hilfsbereit und so musste die junge Frau ihre ganze Überzeugungskraft und ihren ganzen Charme aufbringen, nur um den Portierstellvertreter auch nur zu einem Anruf auf der Station zu bewegen. Dort allerdings wusste man nichts über eine Daniza Tesić, was Kaja in Angst und Panik versetzte und weswegen sie einen weiteren Anruf

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1