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Gut und Boese: Im Bann der Erinnerung
Gut und Boese: Im Bann der Erinnerung
Gut und Boese: Im Bann der Erinnerung
eBook250 Seiten3 Stunden

Gut und Boese: Im Bann der Erinnerung

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Über dieses E-Book

Chione Vans glaubt, ein ganz normales Mädchen zu sein. Doch an ihrem achtzehnten Geburtstag beginnt sie, sich zu verändern. Erinnerungen an ihr altes Ich tauchen auf und stellen ihr bisher gekanntes Leben auf den Kopf. Auf ihr lastet eine große Verantwortung, der sie gerecht werden muss. Zusammen mit ihren Geschwistern und Freunden muss sie in der Zeit zurückreisen, um die Welt, wie wir sie kennen, vor dem Untergang zu bewahren.Mit dem ersten Band beginnt eine spannende Geschichte voller Verschwörungen und Intrigen, Dunkelheit und Licht. Tauche ein in eine fremde Welt voller Mysterien und Abenteuer!
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum14. Okt. 2020
ISBN9783752677904
Gut und Boese: Im Bann der Erinnerung
Autor

Vivian M. Woodford

Vivian M. Woodford wurde am 6. August 1994 in Hamburg geboren und ist in einem kleinen Dorf nahe der Elbe aufgewachsen. Schon als Kind lebte sie sich gerne kreativ aus. Zudem liebte sie es immer sich in ihre eigenen Geschichten hineinzuträumen und so dem Alltag zu entfliehen, was sie mit ihren Büchern versucht an die Leser weiterzugeben. In ihrer Freizeit beschäftigt sich die Autorin nicht nur mit dem Schreiben von Geschichten, sondern auch mit der Schneiderei. Besonders fasziniert sie die historische Schneiderkunst. Heute lebt Vivian mit ihrem Mann in einem kleinen Dorf bei Winsen an der Luhe und verwirklicht sich mit der Veröffentlichung von Gut und Böse - Im Bann der Erinnerung einen Lebenstraum. Weitere Informationen über die Autorin: www.autorin-vivian-woodford.de

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    Buchvorschau

    Gut und Boese - Vivian M. Woodford

    sich.

    Kapitel 1

    Chione erwachte von dem Piepen ihres Weckers. Sie hatte einen seltsamen Traum gehabt. In diesem Traum war sie in einer seltsamen, aus riesigen Steinen erbauten Stadt gewesen. Aber zwischendurch erblickte sie auch Bauten aus kleineren Steinen. Chione war dort hindurch auf ein kleines Haus zugegangen, um sie herum waren die Einwohner und bedachten sie mit misstrauischen Blicken. Doch Chione beachtete sie nicht. Sie hatte ein eindeutiges Ziel vor Augen. Dieses eine Haus. Sie war fest entschlossen, kam immer näher, stand vor der Tür, streckte die Hand aus, stieß sie auf… Da war sie dann geweckt worden. Dann fiel es ihr plötzlich wieder ein. Heute war ihr Geburtstag! Sie wurde achtzehn Jahre alt! Sofort sprang sie aus ihrem Bett und zog sich an. Anschließend lief sie die Treppe hinunter in die Küche, wo ihre Mutter sie schon erwartete.

    „Da bist du ja! Alles Gute zum Geburtstag, Chione!", sagte sie fröhlich und nahm ihre Tochter in den Arm. Da kam auch ihr Vater in die Küche, gratulierte ihr und schloss sie ebenfalls in seine Arme.

    Als die nun junge Erwachsene in das Esszimmer kam, sah sie auf dem Tisch ihre Geschenke liegen. Sie lächelte ihre Eltern an. „Das ist aber hübsch", staunte ihre Tochter und betrachtete den geschmückten Tisch. Es waren Kerzen und ein Kuchen darauf. Überall lagen Luftschlangen und Luftballons verteilt, Girlanden hingen von der Decke.

    „Erst einmal Geschenke auspacken", beschloss sie und legte los. In dem ersten Geschenk, welches sie auspackte, befand sich ein neues Oberteil. Es war schwarz und um den Ausschnitt mit schwarzen Pailletten besetzt. In dem zweiten Päckchen befand sich ein Buch. Sie bekam noch eine DVD, einen Ring aus Silber, der mit einem schönen bläulich schimmernden Stein in der Mitte besetzt war und sehr antik aussah.

    Ihr Blick fiel auf einen Umschlag, welchen sie erwartungsvoll öffnete. „Wow! Eine Reise nach Ägypten?" Chione riss vor Erstaunen die Augen weit auf.

    „Wir dachten, da freust du dich sicher drüber. Du hast dich ja schon immer für das alte Ägypten interessiert. Ihre Mutter lächelte. „Wenn du magst kannst eine Freundin mitnehmen, oder uns, das ist dir überlassen.

    „Ist das nicht viel zu teuer?", fragte Chione etwas beschämt.

    „Nein, das ist dein achtzehnter Geburtstag, da ist es in Ordnung, wenn man ein wenig mehr bekommt. Es ist doch schließlich etwas Besonderes. Du bist jetzt erwachsen, sagte ihr Vater und lächelte sie ebenfalls an. Chione grinste zurück und fragte: „Möchtet ihr ein Stück Kuchen zum Frühstück?

    Ihre Eltern lachten und willigten ein. Also nahm sie das Messer, welches neben dem Kuchen auf dem Tisch lag und schnitt drei Stücke ab. Gemeinsam aßen sie den Zitronenkuchen, der, wie Chione fand, sehr lecker war.

    „Den hast du wirklich gut hin bekommen, Mama", sagte sie, als sie die restlichen Krümel von ihrem Teller pickte.

    „Das Rezept ist von Oma." Das war einleuchtend. Ihre Oma konnte sehr gut kochen und backte hervorragend.

    Nach dem sie aufgegessen hatten, sah Chione sich den Ring noch einmal genauer an.

    „Der ist wunderschön, vielen Dank!" Sie steckte sich den Ring an ihren Ringfinger der rechten Hand. Er passte wie angegossen. Einige Bilder blitzten in ihren Gedanken auf, aber sie konnte diese nicht wirklich einordnen.

    „Ich habe ihn in einem Antiquitätengeschäft entdeckt, erzählte ihre Mutter stolz, „Das ist ein Mondstein. Das musst du mal googlen.

    „Der ist wirklich toll und er passt wie angegossen! Sie betrachtete ihr Geschenk staunend. „Ich werde mich mal weiter fertig machen, sonst komme ich noch zu spät zur Schule. Warum kann der Geburtstag nicht ein persönlicher Feiertag sein, an dem man auch frei hat?, seufzte Chione und ging die Treppe hinauf in das Badezimmer, um sich frisch zu machen. Währenddessen dachte sie über ihren Mondstein nach. Irgendwie wusste sie schon, was er bedeutete.

    „Alles Gute zum Geburtstag!, rief eine Stimme, als Chione in das Klassenzimmer kam. Ihre beste Freundin Mia kam auf sie zu gelaufen und zog sie in eine stürmische Umarmung. Einen Moment lang fand Chione sich in einem Wirrwarr aus rotem Haar wieder. „Lass sie doch mal Luft holen, Mia!, sagte eine andere Stimme. Sie gehörte Chiones bestem Freund Luca. Als Mia von ihr abgelassen hatte, sah Luca sie aus seinen strahlenden, blauen Augen an, nahm sie in die Arme und sagte: „Alles Gute zum Geburtstag, Chione."

    „Danke, Luca. Danke Mia, das ist wirklich sehr lieb von euch., Sie strahlte ihre Freunde an und ging zu ihrem Platz neben Mia. Luca lehnte sich an den Tisch, der hinter den beiden Mädchen stand. „Erzähl mal, was hast du denn heute schon Schönes bekommen?, fragte er. Sie erzählte ihnen von ihren Geschenken. Zuerst zeigte sie ihren Freunden den Ring.

    „Hier. Das ist echtes Silber und der Stein ist ein Mondstein. Meine Mutter hat ihn aus einem Antiquitätengeschäft. Er soll die Psyche stärken. Der passt perfekt!"

    „Der ist aber hübsch!" Mia nahm die Hand mit dem Ring in ihre, um das Schmuckstück näher betrachten zu können.

    „Den kannst du weitervererben!"

    „Ja das wäre schön.", träumte Chione.

    „Und was hast du sonst noch so bekommen?", fragte Luca ungeduldig. Für ihn waren Ringe zum weitervererben nicht so spannend. Chione erzählte schließlich von der Reise.

    „Wow! Eine Reise nach Ägypten? Ist das dein Ernst? Man, ich möchte auch Geburtstag haben. Aber das dauert ja leider noch ein paar Monate., meinte Mia. „Drei um genau zu sein, fügte sie hinzu, nachdem sie es an ihren Fingern abgezählt hatte.

    „Sei mal nicht so ungeduldig, Mia. Genieße deine letzten Tage als Minderjährige", sagte Luca grinsend.

    „Toll, ich bin hier die Einzige, die noch nicht alles machen und kaufen darf."

    „Ach Mia, so schlimm ist das jetzt ja auch nicht. Wir kaufen dir alles und wenn wir was Verbotenes machen, gehen wir halt in den Knast und du kannst uns dann berichten, wie schön es doch draußen ist", sagte Chione und alle drei lachten. Sie wusste, dass Mia eine App hatte, die die Tage bis zu ihrem achtzehnten Geburtstag zählte.

    „Du bekommst unser Geschenk übrigens nachher, wenn wir zu dir kommen, sagte diese nun. „Wir fanden es besser, es nicht mit in die Schule zu bringen. Dann kannst du es zu Hause in Ruhe begutachten und hast nicht noch mehr zu tragen.

    „Kein Problem. Ich denke ich kann auch noch diese paar Stunden warten."

    Es klingelte zur ersten Stunde. Chione begann in ihrer Tasche zu kramen und ihre Schulsachen herauszuholen. In der ersten Stunde hatten sie Geschichte. Das war nicht gerade ihr Lieblingsfach, aber momentan behandelten sie das alte Ägypten und deswegen freute sie sich so sehr, wie man sich eben auf Schulunterricht freuen konnte. Ihre beiden Klassenkameraden hatten ihre Schulsachen schon auf ihren Tisch gelegt und so konnte Luca noch eine Weile bei ihnen stehen, obwohl er nicht weit von ihnen weg saß. Genauer gesagt war sein Platz an dem Tisch hinter den beiden Mädchen, in der zweiten Reihe.

    „Weißt du denn schon, wen du mitnehmen möchtest, wenn du verreist?", erkundigte er sich neugierig.

    „Nein nicht genau. Am liebsten würde ich euch mitnehmen, aber ich weiß nicht, ob ihr mitkönnt"

    „He, ich bin volljährig, ich darf machen, was ich will!" Dafür fing Luca sich einen bösen Blick von Mia ein und Chione lachte.

    „Ja schön, aber falls dir das noch nicht aufgefallen ist, du Klugscheißer, das kostet auch Geld! Wenn du vorher eine Bank überfallen möchtest, kannst du deinen Urlaub hinter Gittern verbringen und wir schicken dir dann eine Postkarte von den Pyramiden", sagte Mia schnippisch.

    „Genau das meinte ich eigentlich auch", warf Chione schnell ein, bevor Luca etwas erwidern konnte.

    „Ich denke, das würden wir hinbekommen. Wir sparen einfach ein wenig und legen dann zusammen", schlug er vor.

    „Wir können da ja später noch einmal drüber reden, meinte Chione, denn Frau Nedendahl hatte grade das Klassenzimmer betreten. Es war eine mittelalte Frau mit kastanienbraunen Locken. Luca huschte schnell um den Tisch herum und glitt auf seinen Stuhl. Andere Schüler, die noch im Klassenzimmer umhergeschwirrt waren, huschten ebenfalls auf ihre Plätze. Langsam verstummte das Gemurmel und Geraschel. Als es komplett still war, erhob Frau Nedendahl ihre Stimme und begrüßte ihre Klasse. „Guten Morgen.

    „Guten Morgen", kam es von der Klasse zurück.

    „Wir haben letzte Stunde angefangen, über das alte Ägypten zu sprechen, fing Frau Nedendahl an. „Heute will ich mit euch den Kalender durchgehen, den die alten Ägypter verwendeten. Sie ließ ihren Blick durch die Klasse schweifen. „Weiß vielleicht jemand von euch etwas über den Kalender der alten Ägypter?"

    Chione hob ihre Hand. Sie war die Einzige, die sich meldete, weshalb die Lehrerin sie auch gleich drannahm.

    „Die alten Ägypter hatten unterschiedliche Varianten ihres Kalenders. Sie hatten den landwirtschaftlichen Kalender, den Mondkalender und den bürgerlichen Kalender." Chione war selber ganz überrascht, woher sie das wusste. Krampfhaft überlegte sie, ob sie es vielleicht gelesen oder in einer Reportage gesehen hatte, konnte sich aber nicht bewusst daran erinnern. Dennoch war ihr die Antwort wie selbstverständlich über die Lippen gekommen.

    „Genau. Das ist richtig. Frau Nedendahl nickte anerkennend. „Heute wollte ich mit euch über den landwirtschaftlichen Kalender sprechen. Weißt du auch wie dieser funktionierte, Chione?

    Wieder wusste sie die Antwort auf Anhieb. „Ja. Die alten Ägypter teilten ihr Jahr in drei Jahreszeiten auf, die mit dem Lauf des Nils und daher auch mit den landwirtschaftlichen Begebenheiten übereinstimmten. Es waren jeweils vier Monate. Die ersten vier Monate hießen ‚achet‘, das war die Zeit der Überschwemmung, in denen der Nil anzuschwellen begann und die Felder mit fruchtbarem Schlamm überflutete. Das war so ungefähr ab Ende Juni. Dann ungefähr ab Ende Oktober kam ‚peret‘. Das war die Zeit der Aussaat, in der der Nil sich soweit zurückgezogen hatte, dass auf den fruchtbaren Boden lebensnotwendige Dinge wie zum Beispiel Getreide, Gemüse und Flachs angebaut werden konnten. Ab circa Ende Februar waren die Felder bereit, dass sie geerntet werden konnten. Diese Jahreszeit nannte sich ‚schemu‘." Während sie sprach, kamen ihr Bilder von einer Landschaft in den Sinn, die so heutzutage nicht mehr existierte. Es gab einen Fluss, dieser hatte klares Wasser. Die Wüste war grün und Menschen bauten Pflanzen an. Sie spürte, wie sich tief in ihrem Inneren etwas regte.

    „Das stimmt genau. Besser hätte ich es nicht sagen können", lobte Frau Nedendahl sie beeindruckt.

    „Woher weißt du das denn so genau?", flüsterte Mia.

    „Ich habe keine Ahnung", antwortete Chione wahrheitsgetreu.

    „Vielleicht habe ich es mal irgendwo gelesen."

    Nach der Schule verabschiedete sie sich erst einmal von ihren Freunden. Luca und Mia wollten später noch einmal zu ihr nach Hause kommen, um ihren achtzehnten Geburtstag zu feiern. Die richtige, große Feier würde allerdings erst am Wochenende stattfinden, dafür hatten Chiones Eltern extra Räumlichkeiten gemietet. Zu dieser Feier waren ihre gesamte Familie, alle ihre Freunde und sämtliche Bekannte eingeladen. Auf dem Heimweg dachte Chione wieder über ihren Traum und die seltsamen Erinnerungen nach, welche sie einfach nicht zuordnen konnte und die ihr beinahe sogar ein wenig unheimlich waren. Woher kamen diese seltsamen Bilder? Und was hatte das zu bedeuten? Wurde sie etwa verrückt?

    Auf dem Weg nach Hause war sie so sehr in ihre Gedanken versunken, dass sie überhaupt nicht bemerkte, wie eine vermummte Gestalt über die Straße langsam auf sie zukam. Sie bemerkte ihren Verfolger erst, als dieser schon angriff. Sie erstarrte für einen Moment. Was passierte hier? Einen kurzen Moment war es, als würde die Zeit stehen bleiben, ihr Puls wurde wieder langsamer und eine unheimliche Ruhe überkam sie. In der Hand des Angreifers blitzte ein Messer auf, doch Chione reagierte instinktiv und packte den Arm des vermummten Fremden. Die Kapuze rutschte vom Gesicht und Chione erkannte, dass es ein Mann war. Er roch nach Schmutz und Schweiß, seine Zähne waren gelblich. Sie wusste genau, was zu tun war, ergriff den Arm des Mannes und schaute ihm fest in seine Augen. Dann stieß sie ihn mit übermenschlicher Kraft von sich. Es gelang Chione, sich dabei das Messer aus der Hand des Angreifers zu schnappen. Er krachte hart gegen die nächste Hauswand. Chione ging auf ihn zu, sie hatte keine Angst, Adrenalin schoss durch ihre Adern. Sie stand nun direkt vor dem Mann und schaute ihn immer noch fest an. Ihre Augen blitzten auf, der Fremde erwiderte ihren Blick beinahe ängstlich.

    „Was wollen Sie von mir?", fragte sie ruhig mit fester Stimme, die sie gar nicht so von sich kannte.

    „Das weißt du doch bestimmt ganz genau, du dreckige kleine-"

    „Wage es ja nicht diesen Satz zu beenden", schnitt sie ihm das Wort ab. Sie kniete sich nun ganz dicht vor den Mann, das Messer immer noch in der Hand. Der Unbekannte hatte sich wieder gefasst und sah nun nicht mehr ganz so ängstlich aus.

    „Wer bist du? Und was willst du von mir?" Dieses Mal ließ sie die Höflichkeitsformel weg.

    „Ich will dich vernichten. Ich wurde hergeschickt, um dich zu beseitigen." Seine Stimme klang gehässig und er grinste böse. Dann fing er an zu lachen. Ein verrücktes, hohes Lachen, wobei er seine verfaulten Zähne entblößte.

    Chione holte aus und schlug dem Mann hart ins Gesicht. Sein Kopf flog beiseite und Blut spritzte aus seinem Mund. Er war bewusstlos. Sie hätte ihm auch die Kehle durchschneiden können, aber dafür war er ihr nicht gefährlich genug vorgekommen. Also stand sie auf und steckte sich das Messer in die Tasche. „Das behalte ich." Sie wandte sich von dem bewusstlosen Mann ab und setzte ihren Weg fort. In ihrem Kopf ließ sie die letzten Minuten revue passieren. Chione hatte sich selbst nicht erkannt. Woher hatte sie diese Kraft und woher hatte sie vor allem diesen Mut, diese Macht? Dieser Kerl wollte sie umbringen! Und sie hatte keine Skrupel gehabt ihn bewusstlos zu schlagen, das ließ sie vollkommen kalt. All das war neu für sie. Vorsichtig zog sie das Messer aus ihrer Tasche und erkannte, dass es gar kein Messer war, sondern ein Dolch. Chione hatte sich das Ding nicht so genau angesehen. Aber sie war sich sicher, dass irgendwelche Kleinkriminellen, Auftragskiller oder sonst irgendwelche zwielichtigen Leute nicht einen solchen wertvollen, altertümlichen Dolch verwenden würden.

    Kapitel 2

    Chiones Mutter hatte den Kaffeetisch gedeckt. Es gab den Zitronenkuchen vom Frühstück und noch einen Butterkuchen, für den ihre Mutter bekannt war. Auf einem Teller in der Mitte des Tisches lagen ein paar Kekse, daneben stand eine Karaffe gefüllt mit Kakao, eine Kaffeekanne und eine Teekanne. Luca hatte sich auf den Kakao gestürzt, Mia trank Kaffee und Chione trank Tee.

    „Wir müssen dir noch unser Geschenk geben!", meinte Luca zwischen zwei Bissen Kuchen. Er war schon bei seiner dritten Tasse Kakao.

    „Pass auf Luca, sonst bekommst du Bauchschmerzen", sagte Mia mit einem abfälligen Blick auf seine fast leere Tasse.

    „Ach, Quatsch! Er schüttelte den Kopf und wandte sich an Chiones Mutter, die soeben das Esszimmer betrat und den drei Freunden zulächelte. „Emilia, der Kakao und der Kuchen sind echt super lecker!

    „Oh, vielen Dank Luca", Chiones Mutter fühlte sich geschmeichelt.

    Mia verdrehte die Augen. „Genau, dein Geschenk!, erinnerte sie ihren besten Freund, der noch immer genüsslich kaute. „Warte eben, ich hole es kurz. Es ist in meiner Tasche. Sie flitzte aus dem Raum, so schnell, dass ihre roten Locken hinter ihr her wehten. Einen Moment später kam sie auch schon mit einem großen Päckchen im Arm zurück und legte es vor Chione auf den Tisch.

    „Bitteschön! Dein Geschenk. Packe es aus." Sie blickte ihre Freundin fröhlich und erwartungsvoll an.

    Das ließ Chione sich nicht zweimal sagen. Im Bruchteil einer Sekunde war das golden schimmernde Geschenkpapier aufgerissen und lag zerknüllt auf dem Boden. Zum Vorschein kam eine selbstgebastelte Minipyramide. Verdutzt schaute Chione die kleine Pyramide an. Sie fragte sich, was das sollte und ob das ihr Geschenk war. Sie wollte schon übermäßige Freude vortäuschen und sich bei Ihren Freunden für so ein kreatives Geschenk bedanken, doch dann erkannte sie, dass der Eingang offen war und man dort mit der Hand hineinfassen konnte. „Ist das ungefährlich?", fragte sie etwas skeptisch.

    „Na klar!", erwiderte Luca ehrlich.

    „Probier es doch aus!" kam von Mia. Chione steckte die Hand in die Öffnung und tastete ein wenig umher. Ihre Finger berührten den Boden und die Wände der kleinen Pyramide. Dann ertastete sie ein festes, dünnes Etwas aus Papier. Sie zog es hinaus und erkannte, dass es ein Umschlag war. Sie öffnete ihn und las:

    Liebe Chione,

    alles, alles Liebe zu deinem achtzehnten Geburtstag. Das ist etwas ganz Besonderes und deshalb haben wir beschlossen, dir etwas Besonderes zu schenken. Also haben wir uns mit deinen Eltern besprochen und erfahren, dass du eine Reise nach Ägypten geschenkt bekommst. Da dachten wir, alleine willst du da bestimmt nicht hin. Deswegen werden wir dich begleiten! Die Pyramide ist nur eine sinnbildliche Verpackung.

    Wir freuen uns, auf einen gemeinsamen Urlaub mit dir!

    Deine beiden Freunde

    Mia und Luca

    Chione war sprachlos. Ihre Eltern und ihre Freunde waren ja total verrückt geworden! So eine Reise war schließlich nicht billig! Da mussten sie wohl ein super Angebot gefunden haben! Das war das größte Geschenk, das sie jemals von ihnen bekommen hatte.

    „Wow", sie stockte, „das ist . . . Ich weiß nicht was ich sagen soll. Dankeschön! Das ist wirklich toll! Ich freue mich total! Ihr beide kommt mit mir nach Ägypten! Unser erster gemeinsamer richtiger Urlaub!" Sie strahlte über das ganze Gesicht

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