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Zum Teufel mit Barbie!
Zum Teufel mit Barbie!
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eBook221 Seiten2 Stunden

Zum Teufel mit Barbie!

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Über dieses E-Book

Er ist tot! Ich habe ihn erschlagen. Dabei hatte ich doch bis gestern mein Leben einigermaßen im Griff...
Sue ist ein selbstbewusstes junges Mädchen, das perfekt zwischen Cyberwelt und Real Life jongliert, bis sie einen fatalen Fehler begeht ...
Mit einem Last-Minute-Ticket flüchtet sie, ausgerechnet ins verhasste Thailand, wo die Frau lebt, die Sue als Baby weggegeben hat. Dort trifft sie auf eine fremde Kultur und auf Menschen, die ihr Leben verändern …

Ein Jugendroman über Freundschaft, Gewalt und die Suche nach der eigenen Identität.

Lesermeinung von Kitty411 vom 11.5.13
"Meine Meinung: Ich finde dieses Buch sehr gut, weil es nicht nur der Unterhaltung dient, sondern sich gleichzeitig auch mit Themen beschäftigt, die in der heutigen Zeit eine große Bedeutung für die Jugend haben, wie zum Beispiel das übermäßige Posten in sozialen Netzwerken oder ähnliches. Außerdem zeigt es jüngeren Lesern auch einen Weg auf, falls doch mal etwas passieren sollte. Definitiv ein Buch, das man nach dem Lesen nicht einfach ins Regal legt und vergisst, dafür ist es zu lebensnah. Trotzdem ist es nicht ein bisschen langweilig, die Autorin hat es hervorragend geschafft, Unterhaltung und den Ernst des Lebens miteinander zu verbinden.
Der Schreibstil ist flüssig und man kann sich sehr gut in die Story hineinversetzen, dadurch macht das Lesen großen Spaß und ich wollte das Buch zwischendurch gar nicht an die Seite legen.
Ein großartiges Buch, das ich ab einem Alter von ca. 13 Jahren empfehlen würde. Meine Töchter werden es auf jeden Fall zu lesen bekommen."

Im Handel ist eine kostenlose XXL-Leseprobe zum Reinschnuppern erhältlich.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum2. Sept. 2013
ISBN9783847635888
Zum Teufel mit Barbie!

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    Buchvorschau

    Zum Teufel mit Barbie! - Sylvia M. Dölger

    Qindie

    Qindie steht für qualitativ hochwertige Indie-Publikationen. Achten Sie also künftig auf das Qindie-Siegel! Für weitere Informationen, News und Veranstaltungen besuchen Sie unsere Website: http://www.qindie.de/

    für meine Freundin Lisa

    Du hast Sonne in mein Leben gebracht.

    »Reisen ist tödlich für Vorurteile.«

    Mark Twain (1835 - 1910)

    Prolog

    Liebe Mom, lieber Pa,

    wenn ihr das hier lest, bin ich weit weg. Keine Ahnung wo. Ich will euch nicht wehtun, aber ich muss weg. Ich habe keine andere Wahl!!!

    Ihr wart immer für mich da. Hab euch lieb!

    Sue

    1 »Hey, Süße«

    Das Klopfen gehörte nicht zum Song. Die Stimme auch nicht. »Sue, ich muss mit dir reden!«

    »Was ist denn?« Aus den Boxen dröhnte Pinks ›Funhouse‹. Sue lag auf dem Bett, löffelte Zimtjoghurt und wippte mit den Füßen zum Takt. Neben ihr funkelte der neue Laptop. Tolles Design, schwarz mit ein paar schrillen Mangastickern.

    »Was ist denn, Mom?« Sie stellte die Musik leiser.

    »Ich muss mit dir reden!« Die Worte drangen laut und unnachgiebig durch die geschlossene Tür.

    »Okay, in zehn Minuten!« Sue drehte den Ton wieder auf und öffnete ›twitter‹. Sie fand eine Menge neuer Follower vor. Noch ein kurzer Eintrag, damit es sich auch für diese lohnte, ihr zu folgen.

    manga_girl: Zimtjoghurt ist geil!

    Damit wusste die Welt nun Bescheid. Kurz überflog sie die Tweets anderer, sah aber nichts Interessantes.

    Auf beide Ellenbogen abgestützt, warf sie einen Blick auf das neue Terrarium neben ihrem Schreibtisch. Bella saß auf der Baumrinde und schimmerte schon etwas bläulich. Die junge Vogelspinne würde eine blaue Schönheit werden. Wegen ihr hatte es ziemlich Stress gegeben. Dabei war Bella wirklich nicht gefährlich. Noch suchte Sue nach anderen Spinnenfans, um Erfahrungen mit ihnen über diese besondere Art mit dem komplizierten lateinischen Namen ›Poecilotheria metallica‹ auszutauschen. Sollte sie kurz nach einem passenden Forum googeln? Schon huschten ihre Hände über die Tastatur, riefen abwechselnd verschiedene Seiten auf.

    Es klopfte energischer.

    »Die zehn Minuten sind noch nicht um.« Sue stand trotzdem auf und öffnete die Tür. »Was gibt‘s denn, Mom?« Sie ließ sich zurück aufs Bett fallen. Ihre Mutter betrat das Zimmer und setzte sich dazu. Der Laptop blieb geöffnet. So konnte sie sehen, wenn sich jemand über ICQ meldete oder ihr Nachrichten schrieb. Sue wartete auf Vanessa. Sie wollten etwas gemeinsam unternehmen. Endlich! Der vertraute Ton piepte, Vanis war on. »Kommst du nachher mit ins Kino?«, erschien auf dem Bildschirm.

    »Na, ich sehe dich ja kaum noch. Wie war denn dein Tag, Liebes?« Die Mutter wollte ihr eine der störrischen Fransen aus dem Gesicht streichen, doch Sue zuckte zurück.

    »Mom, ich bin kein kleines Mädchen mehr.« Sie schüttelte ihre kurzen Haare, die immer mal wieder in anderen Farben leuchteten. Zurzeit stand sie auf rote Strähnchen im Pony. Die ließen ihren dunklen Teint strahlen.

    »Na, das weiß ich doch. Gibt es etwas Neues?« Ihre Mutter lächelte, wodurch die Falten um ihre braunen Augen sichtbar wurden.

    »Nö.«

    »Und die Schule?«

    »Ganz okay. Was willst du eigentlich?«

    »Na, in wenigen Wochen ist doch dein achtzehnter Geburtstag.«

    »Ja?«

    Ihre Mutter lächelte wie ein kleines Mädchen, irgendwie geheimnisvoll und verschmitzt zugleich.

    »Du magst immer noch keine Überraschungen, stimmt‘s?« Sie zog eine Augenbraue hoch.

    »Das weißt du doch genau.« Sues Blick wurde noch eindringlicher. »Was hast du vor?« Sie betonte jedes Wort einzeln.

    »Dein Vater und ich dachten«, ihre Mutter zögerte, zupfte irgendetwas von der Jeans und sah Sue an, »wir wollen dir eine Reise nach Thailand schenken!« Jetzt strahlte sie, als hätte sie einen Preis gewonnen.

    »Danke, nein. Gebt mir lieber das Geld für den Führerschein.« Sue wendete sich ab, als ihre Mutter weitersprach.

    »Du bist alt genug, um endlich deine Wurzeln kennen zu lernen.«

    »Wie oft wollt ihr das eigentlich noch versuchen? Ihr seid meine Eltern, hier ist mein Leben, und das ist mehr als genug!« Sie war lauter geworden als beabsichtigt. Aber das Thema nervte. Lieber antwortete sie Vanessa.

    »Du musst ja auch nicht nach Ariya suchen.«

    »Nenn sie nicht so. Wir kennen die Frau doch gar nicht!«

    »Aber Ariya ist doch ihr Name. Ein hübscher übrigens. Bitte beruhige dich. Die Idee, dass du deine leibliche Mutter triffst, habe ich längst aufgegeben. Allerdings könntest du das Land deiner Herkunft anschauen. Es ist wunderschön. Allein diese Strände.«

    Ihre Mutter schaute verträumt in die Ferne. Sue ahnte, dass sie gleich wieder die alten Geschichten von der Adoption erzählen würde. Als hätte sie das nicht schon tausend Mal gehört. Sowieso schien jeder sie ständig daran erinnern zu wollen. Sie musste an diesen einen Tag im Kindergarten denken. Die anderen hatten sie gehänselt und zum Weinen gebracht.

    »Du warst nicht im Bauch von deiner Mama!«

    Damals spürte sie schon ihre Andersartigkeit. Sie war nicht blond und hellhäutig wie ihre Freundin Vanessa. Auch anders als ihre Eltern. Die Erzieherin hatte sie getröstet, indem sie ihr zwei unterschiedliche Barbiepuppen zeigte: Eine mit rosiger Haut und eine, die fast aussah wie Sue. Sie strich ihr über den Kopf und erklärte: »Schau nur, dein Gesicht sieht genau so süß aus wie das von dieser Thai-Barbie. Es ist nicht das Wichtigste, wer dich auf die Welt gebracht hat. Deine Mama ist deine Mama. Verstehst du, Engelchen?«

    Sue hatte verstanden. Sie sah vielleicht so aus wie diese Barbie, aber sie war keines dieser thailändischen Püppchen! Sie hatte mehr drauf, als hübsch auszusehen. Und Lächeln hasste sie abgrundtief. Immer diese Thailänder mit ihrem aufgesetzten Dauergrinsen.

    »Liebes, interessiert dich das denn nicht?« Sue spürte wie die Stimme der Mutter in ihrer Brust vibrierte.

    »Doch, klar. Ich habe ja die Bildbände.« Der Bildschirmschoner ging an und zeigte Fotos von ihr und Vanessa. Ihre Mutter stand auf.

    »Überlege es dir noch mal. Wir würden gemeinsam reisen.«

    »Mhm. Ich gehe heute noch mit Vanessa ins Kino.« Sue tippte eine Taste auf dem Computer, damit der Bildschirmschoner verschwand und ihre Mutter sie in Ruhe ließe.

    Sofort war Sue wieder ›manga_girl‹ und loggte sich in ihrem Lieblingsnetzwerk ein. Dort fand sie Leute, die sie von ihrer alten Schule und von Partys kannte. Im Postfach warteten neue Freundschaftsanfragen. Die Namen kannte sie von einer anderen Community. Sie bestätigte alle, immerhin sollten die auch die aktuellen Bilder von ihr sehen können. Echt heiß sah sie darauf aus, mit ihrem neuen Glitzershirt und dem kurzen Jeansrock. Sue klickte sich durch ein paar Seiten, bis sie in einem Chatroom hängen blieb. Schnell überflog sie ein paar Zeilen. Das ICQ Fenster sprang auf: Lisa, aus Hamburg. Die kannte sie aus einem Italienurlaub.

    manga_girl: meine mom will mit mir nach thailand reisen

    lisa: mensch, wie cool ist das denn? deine mom ist voll nett!

    manga_girl: ja, schon, aber ich will nicht und das weiß sie.

    lisa: nee jetzt, du willst nicht? warum denn nicht?^^

    manga_girl: weiß ich auch nicht. würzburg ist doch mein zuhause. ich spreche kein wort thai.

    lisa: hast du angst vor thailand?

    manga_girl: hm, weiß nicht, hab eig. nie angst.

    lisa: cool, bis bald bussi, cu.

    manga_girl: cu, machs gut. hf

    Niemand mehr im ICQ on, mit dem Sue reden konnte. Sie öffnete wie gewohnt mehrere Webseiten und sprang von einem Netzwerk ins nächste. Hier fand sie viele Fotos, nette Zeilen und sammelte Flirtpoints. Siehe da, ein neuer Typ hatte sich gemeldet.

    »Hey Süße!«

    Rasch checkte sie sein Profil. Der Neue nannte sich Jimmy und hatte ein Bild von sich on gestellt: Ein lässiger Junge in Jeans grinste sie an und sah auch noch gut aus. Spontan antwortete sie ihm.

    2 »Wen interessiert das denn?«

    Noch ein wenig Eyeliner, etwas Lipgloss. Das reichte schon. Wie schön, dass Vanessa heute Zeit hatte! Sue warf einen letzten Blick auf das Longshirt, das unter dem Pullover hervorschaute, rief ein »tschüss, wird spät heute!« und schmiss die Eingangstür hinter sich zu. Das Kino war ganz in der Nähe, sie konnte laufen.

    Vanessa wartete schon. Sue erkannte sie schon von Weitem an ihrem hellblonden Pferdeschwanz. Doch wer waren die anderen?

    »Hi, Sue!«

    Sie wollte die Freundin mit dem üblichen ›Victory‹ begrüßen, ließ ihre Hand jedoch auf halber Strecke wieder sinken. Metall funkelte an Vanessas Lippe. Der Ring war neu. Früher hatte sie immer alles über die beste Freundin gewusst.

    »Ich hab ein paar Klassenkameraden mitgebracht.« Vanessa rollte das ›R‹ wie eine waschechte Fränkin.

    »Kein Problem«, murmelte Sue. Früher waren sie immer zu zweit ins Kino gegangen.

    »Hey, das ist Benni!« Die blauen Augen ihrer Freundin leuchteten. Von dem hatte Sue schon viel gehört – immerhin handelte jede zweite SMS von dem Typen. Vanessas großer Schwarm in der neuen Schule. Ihre Freundin hatte eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau begonnen und ging nun in die Berufsschule. Benni legte den Arm um Vanessa und zog sie an sich. Er war groß, schlank und hatte ein Zahnpastalächeln. Sue spürte einen Stich in der Herzgegend. Eigentlich freute sie sich für die beiden. Warum tat es nur so weh, Vanessa so verliebt zu sehen?

    »Cooles Piercing, Vani!«, sagte sie.

    »Ja, gell? Benni findet es auch geil.«

    »Du bist also Sue. Nett, dass wir uns mal treffen.« Unter einem langen dunkelblonden Pony funkelten Sue grüne Augen an.

    »Klar. Hab schon von dir gehört.« Sie warf Vanessa den Blick zu, auf den sie wartete.

    »Kommt, Leute! Wir holen Bier und Popcorn«, sagte Benni, drehte sich um und zog Vanessa mit sich. Sue fühlte sich überflüssig. Es wurde nicht besser, als sich die anderen vorstellten. Chris und Pat, Leon und Julia. Alles Paare. Wenig später kamen Benni und Vanessa voll beladen zurück, und sie betraten das Kino.

    Na, wenigstens kann ich gleich den Hauptdarsteller anschmachten, dachte Sue, als sie sich zwischen Vanessa und Pat setzte.

    »Ist er nicht süß?«, flüsterte Vanessa von links.

    »Klar«, antwortete Sue. Doch die Freundin hatte sich wieder an Benni gekuschelt.

    Nach einigen Werbespots begann der Film. Es wurde dunkel im Saal. Sue wollte sich auf die Handlung konzentrieren, leider lenkten sie die verliebten Pärchen in den Sitzen neben ihr ab. Mit jeder Minute sehnte sie sich mehr nach jemandem, der sie genauso ansah wie Benni Vanessa, bevor das Licht ausgegangen war.

    »Und? Wie fandet ihr den Film?« Vanessa hatte ganz rote Wangen.

    »Geil«, sagte Benni, die anderen stimmten ihm zu.

    »Gibt nichts Besseres als 3D-Kino. Und dann diese Farben«, säuselte diejenige, die sich als Pat vorgestellt hatte. »Die blauen Gestalten waren echt schön, gell? Und die wilden Tiere. Genial.« Ihre Augen leuchteten.

    »Mir war das zu ... « Sue brach ab.

    »Ja, super gezeichnet. Und sehr spannend. Richtig cool. Die Blueray muss ich haben!« Dieser Chris wirkte auch begeistert. Seine Hand spielte mit Pats langen dunklen Locken.

    »Ich finde ... « Sue trat von einem Bein aufs andere.

    »Den schauen wir uns noch mal bei mir Zuhause an, gell Schatz?« Er wirkte auf Sue um einiges älter als Pat. Lag wahrscheinlich auch an seinem spitzen Kinnbart. Sie wollte endlich auch etwas zum Film sagen.

    »Wusstet ihr, dass Schauspieler dahinter stecken, die vorher alle Szenen drehen mussten?«, fragte sie laut in die Runde. Wie meistens interessierte sie sich mehr für die technische Umsetzung als für die teilweise kitschige Handlung. Allein dieses Happy End. War ja mal wieder typisch. Alle nickten.

    »Manche hat man sogar richtig gut erkennen können«, erwiderte Leon, der bisher recht schweigsam gewesen war. Inzwischen standen sie unschlüssig im Vorraum herum. Diese Julia hatte noch keinen Ton gesagt. Was war denn mit der los? Sie hing an Leon, als müsste sie sich festhalten. Das kurze braune Haar ließ sie wie einen Jungen aussehen.

    »Und jetzt? Wo wollen wir hin?« Vanessa schaute Benni an.

    Sue kaute auf ihrer Unterlippe. Wollte sie noch wohin? Mit denen? Vielleicht besser als allein Zuhause mit den Eltern herumhängen und wieder über Thailand zu diskutieren.

    »Wie wäre es mit einer Kneipentour?«, fragte Chris. »Irgendwo ist bestimmt was los!«

    »Gute Idee! Wer ist dabei?« Benni strahlte. Das Gemurmel verriet ihr, dass die anderen begeistert waren. »Na, komm schon mit, Sue«, drängelte Vanis. Gegen ein oder zwei Kurze und ein paar Bier hatte Sue auch nichts einzuwenden. Wenn sie schnell dicht wurde, würde sie den Abend besser ertragen.

    Wenig später schlenderten sie durch die Altstadt, kamen an der Mädchenrealschule vorbei. Die Pärchen Arm in Arm. Sue mummelte sich in ihre dicke Jacke.

    Mitten in der Nacht war hier nicht viel los, die meisten Cafés hatten schon geschlossen. Schließlich landeten sie am Chelsea. Draußen standen viele Raucher. Drinnen empfing sie gedämpftes Neonlicht. Grelle Bilder schmückten die Wände. Nicht gerade gemütlich, aber wenigstens war es warm. Sie stellten sich an die Theke und bestellten Bier. Sue ließ den Blick schweifen. Irgendwo ein bekanntes Gesicht? Ab und zu kam sie hierher und kannte inzwischen auch ein paar Leute flüchtig. Leider war niemand da. Das Bier rann ihr herb die Kehle hinab. Die anderen erzählten von ihren Ausbildungen, lästerten über die Kunden in den Läden, in denen sie arbeiteten.

    »Du weißt gar nicht, wie gut du es hast, Sue. Was machst du eigentlich genau?« Pats leichtes Lispeln irritierte Sue.

    »Ich … ähm … ich will Mechanikerin werden. Bin deswegen gerade auf einer Berufsfachschule für Maschinenbau, an der Franz Oberthür. Mach da auch die mittlere Reife.« Sue trank einen Schluck Bier. Sie war schon beim zweiten Glas, während die anderen am ersten rumsüffelten.

    »Sue hat schon als kleines Mädchen immer mit Autos gespielt! Sie ist da voll begabt!«, ergänzte Vanessa lachend.

    »Wo ist denn deine Schule?«, fragte Julia.

    »Gleich hier um die Ecke.« Sue trank einen Schluck.

    »Und gefällt es dir dort?«, fragte Benni, dessen Hand Vanessas Schulter berührte.

    »Ist okay, Schule halt.«

    Die Kellnerin brachte eine neue Runde.

    Weil Sue spät eingeschult worden war und eine dämliche Ehrenrunde in der Siebten hatte drehen müssen, waren ihre Mitschüler jünger als sie. Noch hatte sie keine neuen Freunde gefunden. Aber das ging die anderen nichts an.

    »Wie fandet ihr eigentlich den Film?« Ein anderes Thema konnte nicht schaden. Begeistert tauschten sie sich über Avatar aus.

    »Hoffentlich gibt es bald eine Fortsetzung. Ich mag Filme ohne Happy End«, sagte Pat.

    »Ich auch«, erwiderte Sue. »Eine Fortsetzung wäre klasse. Und dann noch düsterer.«

    Sie sprachen weiter über verschiedene Texte, die sie gelesen hatten. Es wurde immer enger an der Theke und stickiger. Zeit für einen Tisch. Da! Endlich stand eine Gruppe auf. Sue und die anderen gingen hinüber in den hinteren Teil der Kneipe. Hier war es so düster, dass die grellen Bilder an den Wänden weniger auffielen. Unauffällig beobachtete Sue Vanessa, die immer noch strahlte. Sie sehnte sich nach einer Zigarette

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