Wat is uns alles erspart geblieben!: Neue Geschichten von Lisbeth aus dem Münsterland
Von Usch Hollmann und Sanja Saftić
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Über dieses E-Book
Und worüber plaudert (die ledige) Lisbeth bei ihren Telefonaten mit ihrer Busenfreundin Änne diesmal? Nun, frei nach dem Motto "Wat is uns alles erspart geblieben!" ergötzt sie sich z. B. am "Eheglück" ihrer Mitmenschen: der Pein mit dem schnarchenden Ehemann, den Schwierigkeiten beim Einkauf der passenden Unterbuxen für den Gatten oder daran, "dat der normale Mann aus diese Gegend seine Frau nich so mir-nix-dir-nix aufmal Rosen schenkt., und wenn er''s doch tut, is dat ein Beweis für''n schlechtes Gewissen, kurz: der geht fremd!"
Lisbeths Geschichten gehören auf jedes Nachtschränkchen oder stille Örtchen, wenigstens auf das des heimwehkranken Münsterländers, "dat der auch inne Fremde wat vonne aktuelle westfälische Kultur erfährt".
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humoris causa
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Buchvorschau
Wat is uns alles erspart geblieben! - Usch Hollmann
wird.
„Sei so lieb, sprich nach dem Piep!"
Hallo Änne, hier is Lisbeth … wat is dat schön, dat ich Dich immer derekt anne Strippe habe und nich ’n Anrufbeantworter … an die Erfindung kann ich mich nich gewöhnen! Egal, wo man anruft, überall quasselt einem ein Anrufbeantworter wat inne Ohren. Die Dinger mögen ja ganz praktisch sein, und gegen ne kurze sachliche Information is einklich auch nix einzuwenden, aber nach dem Motto: „Ihr Anrufbeantworter – Ihre akustische Visitenkarte" ringt sich jeder wat möglichst Originelles ab … und dat geht meistens inne Hose!
Geschäftstüchtige Zeitgenossen ham deswegen extra ’n Büchsken rausgegeben mit witzige Vorschläge für auffen Anrufbeantworter, wenn einem selber nix Schlaues einfällt … und sogar Cds, dat man sich ne Ansage mitte Stimme vom Papst oder von Reich-Ranicki oder Willi Brandt auf sein Gerät überspielen kann. Chott ja, wer’s mag …
Ein Freund von unser Patrick muß wohl mehrere Bänder haben mit unterschiedliche Texte, jedenfalls, als ich da mal angerufen hab, weil ich ihm wat bestellen sollte, da hörte ich seine Stimme säuseln: „Hier meldet sich normalerweise Uwe. Ich find’s ganz toll, daß Du anrufst, aber um diese Zeit mache ich immer meine Meditationsübungen, und da darf auch ein so lieber Mensch wie Du nicht in meine erweiterte Bewußtseinssphäre eindringen. Aber öffne Dich doch ruhig schon mal meinem Anrufbeantworter, der hört Dir geduldig zu. Sei so lieb, sprich nach dem Piep!"
Änne, nach so ein’m langen Sermon bin ich immer total verdattert und weiß gar nich mehr, wat ich überhaupt sagen wollte.
Unser Patrick sagt, möglichst lange Vorreden kommen zum Beispiel Manfred Krug und die Telekom-Aktionäre zugute, weil bis man selber zu Potte kommt und sein Anliegen vortragen kann, sind schon ’n paar Einheiten durchgerauscht.
Dat genaue Gegenteil von diesem Uwe is, wenn Dich einer so richtig abkanzelt: „Wer telephoniert da schon wieder auf Telekomraus? Wir ham kein’n Bock jetzt, basta, aus!" Find ich zwar unmöglich, aber da weiß man wenigstens wie man dran ist! Kürz und bündig, feddich und ab!
Übrigens sind Stapelkötters in Urlaub gefahren, deswegen ham die sich extra ein’n Anrufbeantworter angeschafft. Da wollt’ ich doch mal abhören, wat Rudi sich als Ansage hat einfallen lassen: „Hier is der Anschluß von Mia und Rudi Stapelkötter. Wir sind für drei Wochen verreist. Wenn Sie einbrechen möchten: unsere Wertsachen liegen in der Tiefkühltruhe im Keller, zweite Schublade von oben. Bitte nach Entnahme die Tür wieder gut schließen und das Licht im Keller löschen. Danke!" Ich war sprachlos! Du, dat sollte ein Witz sein, die ham nämlich gar keine Tiefkühltruhe im Keller. Hättest du dem soviel Humor zugetraut? Ich nich!
Kennst Du unser Yvonne ihre Freundin, Claudia? Die hatte mal ihren kleinen dreijährigen Theo wat auffen Anrufbeantworter sprechen lassen. So ne ganz niedlich Kinderstimme sagte: „Hallo, Papa und Mama machen Mittagsschlaf, und wir müssen gaaanz leise sein, aber Du kannst quatschen so laut wie Du willst!" Änne, da hab ich dreimal hinternander angerufen, weil sich dat so süß anhörte …
Er läßt mich nicht dran.
Er spricht mit all den anderen
Anrufbeantwortern.
Anton drückt sich nach Möglichkeit vor’m Telefonieren, dat er bloß nich unverhofft an ein’n Anrufbeantworter gerät … Entweder er legt dann gleich wieder auf, oder er fängt erbärmlich an rumzustottern. Darum sagt er auch, wenn er eines Tages aus irgendeinem Grund unbedingt ein’n Anrufbeantworter haben müßte, dann käm da als Ansage drauf: „Nur frisch drauf los und keinen Bammel, wir freu’n uns schon auf Ihr Gestammel!"
Was eine Frau im Frühling träumt …
Wat ham wer für herrliches Wetter! Heute is 1. Mai und de Pfingstrosen steh’n schon dick in Knospe und der Flieder blüht. Ich kann mich an Jahre erinnern, da wollten wir am 1. Mai ne Pättkestour* machen, fanden aber kein bißchen junges Grün für an’n Lenker zu stecken. Und dies Jahr? Kathrina sagt, sie kricht geradezu Frühlingsgedanken und fühlt sich auf’ne Art wie elektrisiert, aber Anton, charmant wie immer, sagte, er wär bloß müde, frühjahrsmüde, und Kathrina soll ihm mit ihre Elektrizität nich zu nahe kommen, dat ihn nich ein Stromschlag trifft …
Kathrina und ich, wir ham uns gestern in ein Straßencafé gesetzt und uns de Typen bekuckt, die vorbeikamen. Müllers Nelli beispielsweise: ’n Achterpanten äs’n Postpiärd,** aber ne enge Radlerhose an und ne Bluse im Leopardenlook! Wat? Ja, wissen wir wohl, dat wir auch keine Traummaße ham, aber von Zeit zu Zeit ’n bisken lästern macht trotzdem Spaß.
Haupsächlich ham wer ja Männer bekuckt, dat ham wer schon als junge Mädchen gerne getan und dann ein Spiel gespielt: der erste, der auftaucht, war für Kathrina, der nächste für mich, der dritte wieder für Kathrina und immer so weiter. Kathrina sagt, mal kucken, ob mir heute noch einer gefährlich werden könnte. Nich dat die sich im Ernst noch für Männer intressiert:
„Gott bewahre mich vor noch mehr Gedöns un Gebrassels!" … nur so aus Jux.
Änne, wir ham gekichert wie früher, als wir noch Teenager bzw. Backfische waren, wie man damals de jungen Mädchen nannte … Weißt du übrigens, wo dat Wort Backfisch herkommt? Von ‚backfish‘, is also, wie Teenager auch, aussem Englischen und genaugenommen müßte man dat ‚Bäckfisch‘ aussprechen. Bäckfische sind kleine Fische, die de Angler wieder ‚back‘ ins Wasser geworfen ham, weil se untermaßig, also noch nich ausgewachsen waren.
Aber ich wollt’ ja von gestern erzählen:
Also da kamen Figuren vorbei! Für keinen hätte ich ein’n Lustmord auf mich genommen! Ich werde dat nie begreifen, dat manche Männer, wenn im Frühling de ersten Sonnenstrahlen rauskommen, mit offenem Hemd und kurze Büxkes*** durch de Stadt laufen, als wenn se am Strand wären. Und nich etwa die jungen, knackigen, die vleicht doch noch mal ne Todsünde wert wären … nä, die mittelalten und ganz alten. Aber mit ein’m Selbstbewußtsein …
Manche ham den dicken deutschen Bierbauch, sprich Frikadellenfriedhof, zwar gnädig zugehängt mit ein’m schreiend bunten Hemd mit Männekes drauf, aber die obersten vier Knöpfe werden verwegen offengelassen, dat man auch ja dat Goldkettchen und den Pelz auffe Brust sieht. Und unten aus de Shorts oder Bermudas, oder wie diese unmöglichen Kleidungsstücke heißen, kucken die kalkweißen Stachelbeerwaden raus! Ohne Rücksicht auf O-Beine oder Krampfadern! Und anne Füße beige Sandalen mit weiße Socken drin, dat is die absolute Krönung! Nä, stimmt gar nich: die Krönung des guten Geschmacks is das Handgelenk-Herrentäschchen … Also wer die Dinger erfunden hat!
Wir ham unser Spiel (Der is für dich, der is für mich!) nur ne viertel Stunde ausgehalten, weil wir so schrecklich lachen mußten, dat andere Leute schon irritiert kuckten. Erst beim Bezahlen und schon im Aufbruch kam einer vorbei, da sagten wer beide wie aus einem Mund: Der is für mich! Lässig elegant gekleidet, keine Räpperkappe und kein dusseliges Wanderhütchen auffem Kopp, ein Typ wie Richard Gere. Den würd’ ich nich vonne Bettkante schubsen, sagte Kathrina, aber … seufz! schluck! … der hatte statt ein Herrentäschchen ne blonde Frau anner Hand. Komm, laß uns gehen, außer diesem einen käm’ doch keiner in Frage für mich, sagte Kathrina. Wenn ich mir die Krone der Schöpfung so insgesamt