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Earl Dumarest 27: Die Erde ist der Himmel
Earl Dumarest 27: Die Erde ist der Himmel
Earl Dumarest 27: Die Erde ist der Himmel
eBook248 Seiten3 Stunden

Earl Dumarest 27: Die Erde ist der Himmel

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Über dieses E-Book

Auf der Flucht vor den Cyclan muss das Raumschiff Erce mit seiner Besatzung nach einem Notfall zunächst auf einem menschenfeindlichen Planeten notlanden, dessen tödlicher Bedrohung man nur knapp entkommen kann. Das nächstes Ziel der Mannschaft, der Planet Krantz, bringt Earl Dumarest dann aber vielleicht seinem Ziel ein Stück näher: Nachfahren eines Volkes, das auf dem Planeten wie in Sklaverei gehalten wird, scheinen die Koordinaten zu dem Planeten zu kennen, den Earl Dumarest sucht: der Erde. Aber auch der Cyber Avro kommt seinem Ziel näher und ist Earl Dumarest dicht auf der Spur.
SpracheDeutsch
HerausgeberAtlantis Verlag
Erscheinungsdatum30. Sept. 2020
ISBN9783864027512
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    Buchvorschau

    Earl Dumarest 27 - E. C. Tubb

    www.atlantis-verlag.de

    1

    Er wurde mit einem Ruck wach, aufgeschreckt aus einem Traum voller Blut, Tod und der Erinnerung an Schmerzen. Die Wände der Kabine schienen im schwachen Licht des künstlichen Sonnenaufgangs zu verschwimmen, dann war es vorbei und Dumarest saß auf dem Rand seiner Koje, sog Luft in seine Lungen und spürte den Schweiß auf seinem Gesicht und dem nackten Oberkörper. Das Produkt eines Albtraums, geboren aus Erschöpfung, die wiederum das Resultat zu vieler Dienstschichten für eine zu lange Zeit gewesen war. Und jetzt?

    Er lehnte sich zurück, um seine Schulter an der Wand auszuruhen, spürte das Metall, die Koje, in der er saß, und das Schiff, zu dem sie beide gehörten. Es umschloss ihn wie ein Lebewesen, das Pulsieren des Antriebs wurde durch die Hülle weitergeleitet und durch die Streben ließ sich ein flüsterndes Surren spüren, wie ein abnehmendes Geisterecho in der Luft. Unter seinen suchenden Fingern fand er das beruhigende Kitzeln des aktiven Erhaft-Feldes. Das Schiff, in dessen Kokon eingehüllt, schoss weiterhin durch das Weltall. Es erzeugte eine versiegelte Welt voller Wärme und Sicherheit, geschützt vor der Feindseligkeit des Nichts.

    Dennoch war etwas nicht in Ordnung.

    Dumarest spürte es, als er sich in der Kabine umsah; die vertraute Spannung, die ihn vor sich nähernder Gefahr warnte. Ein Prickeln auf seiner Haut und eine Unruhe, die niemals zu ignorieren er gelernt hatte. Er stand auf, griff nach seiner Kleidung, zog die Hosen an, die Stiefel und die Tunika, um dann in neutralem Grau dazustehen. Unter seinem Kissen holte er sein Messer hervor, der Stahl blitzte, als er die gekrümmte und spitz zulaufende Klinge in seinen rechten Stiefel steckte. Hier, in seiner Kabine auf seinem eigenen Schiff, sollte er sicher sein, aber alte Gewohnheiten streifte man nur schwer ab.

    Ysanne erhob sich, als er ihre Tür öffnete, die Arme ausgebreitet und sie anlächelnd.

    »Earl! Wie schön, dass du kommst. Wie hast du geahnt, dass ich gehofft habe, du würdest dich zu mir gesellen?« Ihr Lächeln gefror, als sie seinen Gesichtsausdruck bemerkte. »Ärger?«

    »Vielleicht, ich weiß es nicht.«

    »Das Feld?« Sie berührte die Wand, wiederholte seinen früheren Test, und er bemerkte ihre Erleichterung über das, was sie spürte. »Es ist immer noch aktiv. Wir treiben nicht, Gott sei Dank! Was ist also los?«

    »Ich weiß nicht. Es ist nur so ein Gefühl.« Dumarest sah die Frau an, ihr Haar, ihr Gesicht, die sanften Konturen ihres Körpers, enthüllt durch die herunterfallende Decke. Schaute und sah nichts anderes als die Spezialistin, die sie war. »Geh zu Andre und überprüfe alles. Ich bin bei Jed.«

    Craig bewegte sich nicht, als Dumarest den Maschinenraum betrat. Der Ingenieur saß zusammengesunken vor seiner Konsole, eine Flasche an seiner Seite, ein Röhrchen mit Tabletten in der Nähe seiner Hand. Ein breiter Mann, nicht mehr jung, mit rostfarbenem Haar, das einen Helm um seinen Kopf bildete. Das Narbengewebe, das sein Gesicht ruinierte, schimmerte vor reflektiertem Licht. »Jed?«

    »Ich habe nicht geschlafen!« Craig ruckte hoch, als Dumarest seine Schulter berührte. »Ich habe nur meinen Kopf abgestützt – er schmerzt mir wie verrückt.«

    Dumarest sagte nichts, bemerkte den Schweiß auf dem Gesicht des Mannes, die Geschwindigkeit seines Atems. Er erhob die Flasche und kostete, es war gesüßtes und mit Zitrone versetztes Wasser. Die Tabletten waren gegen den Schmerz.

    »Ich brauche einen vollständigen Check aller Anlagen. Beginne mit dem Generator!«, sagte er.

    »Alles in Ordnung!« Craig wies auf die Konsole. »Siehst du? Alles grün. Keine nennenswerte Abweichung. Alles so, wie es sein sollte. Eine neue Einheit, Earl. Und ich habe den Einbau selbst überwacht!«

    Das war die Wahrheit und die Überprüfung bewies ihre Effizienz. Genauso wie bei der Energieversorgung, den Monitoren, den Leitungen und den Servos.

    Batrun rief aus dem Kontrollraum an. »Ysanne erzählte mir von deinen Befürchtungen, Earl. Hast du etwas gefunden?«

    »Noch nicht, Andre. Und du?«

    »Alles funktioniert, wie es das sollte. Vielleicht hattest du einen Albtraum. Ysanne …« Ihre Stimme erklang anstelle der des Captains. »Alles in Ordnung, soweit ich das sehen kann, Earl. Aber wir nähern uns jetzt der Chandorah. Wir müssen den Kurs ändern, wenn wir sie vermeiden wollen.« Sie fügte nachdenklich hinzu: »Vielleicht kommt deine Ahnung daher. Die Chandorah ist für jedes Schiff eine Gefahr. Du wusstest, dass wir ihr nahe kommen, und das könnte sich auf dein Unterbewusstsein ausgewirkt haben.«

    Vielleicht, aber Dumarest war nicht überzeugt. Er sagte: »Wie geht es deinem Kopf?«

    »Er fühlt sich schwer an. Warum?«

    »Andre?«

    »Ein leichter Schmerz. Pillen werden helfen.«

    Die Pillen hätten den Schmerz des Ingenieurs bekämpfen sollen, aber gerade jetzt, als sich Dumarest zu ihm umdrehte, sah er, wie er weitere schluckte. Kopfschmerzen … seine eigenen Schläfen hatten zu pulsieren begonnen, waren heiß geworden – warum nur war er so blind gewesen?

    »Die Luft«, sagte er. »Etwas ist mit der Luft nicht in Ordnung. Lasst uns die Luftversorgung prüfen.«

    Der Zugang lag hinter einem Panel, er führte in eine krude verzierte Sektion. Graffiti zeigten eine Vielzahl von Bildern, Hieroglyphen, Namen. Kratzer waren von verschiedenen Händen hinzugefügt worden, gelangweilte Söldner, Passagiere, Mannschaftsmitglieder, arme Gestalten, die man gefangen gehalten hatte, bevor sie in die Sklaverei verkauft worden waren. In ihrer Laufbahn hatte die Erce sie alle transportiert.

    Das Panel war gut zwei Meter hoch, etwa einen Meter breit, festgehalten mit hexagonalen Bolzen. Ein unbekannter Künstler hatte ein Bild grotesker Obszönität darauf gemalt. Es verschwamm, als Dumarest seinen Schraubenschlüssel schwang, der Schweiß in seinen Augen stach und das Bild dadurch eine andere Form annahm. Die sich windenden Gliedmaßen wurden zu einer Dekoration der zentralen Figur, das absichtlich grausam gezeichnete Gesicht verwandelte sich in einen Totenkopf. Eine optische Illusion, die den Beobachter daran erinnerte, dass nicht immer alles so war, wie es erschien.

    Jed grunzte, als das Panel aufschwang. »Ich überprüfe es. Da ist kein Platz für zwei und ich weiß, was zu tun ist.« Er fummelte an der Seite der Öffnung und Licht flammte auf, um Gitter zu beleuchten, an denen kleine Fetzen bunten Materials hingen, die im Luftstrom flatterten. »Wir haben Luftumwälzung, immerhin. Gebt mir etwas Zeit und ich mache einen vollständigen Bericht.«

    Dumarest sagte: »Finde einfach nur heraus, was nicht in Ordnung ist.«

    Er wartete, als der Ingenieur sich in die Anlage niederließ, hörte Gekratze und metallische Geräusche, ein dumpfes Fluchen. Als Craig zurückkam, wurde er deutlich.

    »Sie ist tot, Earl. Die Ventilatoren arbeiten, aber die Luftaustauscher sind nutzlos. Wir sind bei negativer Effizienz. Es sind die Katalysatoren«, erklärte er. »Du weißt, wie sie arbeiten. Luft zirkuliert durch die Austauscher und Verschmutzung wird entfernt, Staub, Gestank: alles. Die Katalysatoren regulieren den Sauerstoffgehalt. Unsere nicht mehr.«

    »Reparaturen?«

    »Klar. Sobald ich Ersatzteile habe.«

    Keine Lösung angesichts der aktuellen Rahmenbedingungen. Dumarest sagte: »Kannst du etwas mit Bordmitteln tun? Einheiten neu bauen oder überholen?«

    Als Antwort hielt Craig ihm ein Ding aus Plastik und Metall entgegen. Es war verbogen, voller Löcher, zerschrammt und abgenutzt, kaum noch als Katalysatoreinheit zu erkennen.

    »Die anderen sehen genauso aus.«

    Kaum mehr als Schrott. »Wie lange, Jed?«

    »Wie lange wir noch atmen können?« Craig runzelte die Stirn, berührte mit einer Hand die Narbe in seinem Gesicht. »Nicht mehr lange«, entschied er. »Ein paar Tage, eine Woche höchstens. Wenn wir alle Ressourcen nutzen. Wir müssen landen, Earl, und das bald.«

    Die Entscheidung wurde von Ysanne unterstützt, als sie sich im Salon zu Dumarest gesellte, bewaffnet mit ihren Karten und Almanachen. »Mit Luft für nur noch eine Woche haben wir wenig Auswahl. Wir können Aschem oder Trube erreichen. Aschem ist am nächsten. Wir könnten bald dort sein.«

    »Hätten wir den Zusammenbruch erst in ein paar Tagen gefunden, welche Optionen hätten wir gehabt?«

    »Aschem«, sagte sie, ohne zu zögern. »Liegt direkt auf Kurs.«

    Und auf Aschem würden die Cyclan warten.

    Dumarest war sich dessen sicher. Die schale Luft hätte ihnen keine andere Wahl gelassen als dieses Ziel, und hätte sein Instinkt nicht funktioniert, wäre die beschädigte Anlage nicht entdeckt worden. Die Kopfschmerzen hätte man der allseitigen Erschöpfung zugeschrieben, ebenso die Müdigkeit und das Schwitzen, nicht mehr als eine zusätzliche Lästigkeit. Der steigende Anteil des Kohlendioxids wäre wie ein Gift gewesen, das jede Intelligenz eingelullt hätte, die zur Entdeckung des Problems notwendig gewesen wäre.

    Sabotage. Der Vorfall stank danach, aber er sagte nichts.

    »Earl?« Ysanne starrte ihn stirnrunzelnd an. »Wir müssen eines der Ziele wählen«, erinnerte sie ihn. »Soll ich Kurs auf Trube einschlagen?«

    »Nein.«

    »Aber …«

    »Wir bleiben auf unserem aktuellen Kurs.« Er wollte das Unerwartete tun, die wartende Falle vermeiden. Er sagte: »Jed war zu pessimistisch. Wir können es länger als eine Woche aushalten. Und wir können es eine Weile auch ohne Ersatzteile schaffen. Alles, was wir brauchen, ist eine Welt mit atembarer Luft. Es ist deine Aufgabe, uns eine zu finden.«

    »Ich bin eine Navigatorin«, sagte sie angespannt. »Ich vollbringe keine Wunder. Und falls du es vergessen haben solltest: Wir fliegen in die Chandorah.«

    Eine Region voller Gefahren für jedes Raumfahrzeug, das sich ihr näherte. Dieselbe Strahlung, die den Sternen ihren schönen Glanz verlieh, zerriss den Weltraum mit brutaler Kraft, erfüllte ihn mit aufbrandenden Wellen, die durch ätherische Strömungen gefangen und geführt wahre Strudel von Gravitationskräften und damit Gebiete wilder Zerstörung schufen. Diese Strudel konnten ein Schiff packen und in eine Parodie seiner ursprünglichen Form verbiegen. Die Energien würden Metall in schimmernden Staub verwandeln, Fleisch und Knochen in diffundierendes Gas.

    Als er nicht reagierte, fügte sie hinzu: »Haben wir keine Wahl?«

    »Nein.«

    »Ich erinnere dich daran, dass es auch um deinen Hals geht«, sagte sie. »Ich kann mir vorstellen, warum du nicht auf Aschem landen willst. Die Cyclan. Ich weiß, dass sie hinter dir her sind, und eines Tages werde ich vielleicht sogar erfahren, warum.« Sie schaute auf ihre zur Faust geballten Hand, die auf einer Sternenkarte lag. »Eines Tages, wenn du mir ausreichend traust.«

    Ein Wissen, ohne das es ihr besser ging. Dumarest erwiderte ruhig: »Kannst du es schaffen? Eine Welt finden, auf der wir Luft aufnehmen können?«

    »In der Chandorah, innerhalb einer Woche?« Ihr Schulterzucken war eindeutig. »Ich kann nur hoffen, dass die Zeit reicht.«

    Es hatte keine Trauerrituale gegeben. Der Vorfall war von den Cyclan mit der üblichen Effizienz erledigt worden, die gleichermaßen ihr Stolz wie ihre Macht war. Elge war tot, Körper und Gehirn waren zu Staub reduziert worden und das einzige Bedauern mochte darüber bestehen, dass die hohe Intelligenz, die ihn einst so hoch hinausgetragen hatte, nun verloren war. Jetzt war er nichts mehr als eine Notiz in den Datenbanken und ein neuer Cyber Prime würde seinen Platz einnehmen.

    Er selbst? Avro dachte darüber nach, als er die Kammer verließ, in der er die Entsorgung überwacht hatte. Er war für die Position geeignet, ein Urteil basierend auf klarer Analyse und keinesfalls auf Stolz. Er verfügte über alle notwendigen Eigenschaften und seine Laufbahn war makellos. Seit seiner frühen Kindheit, als neuer Rekrut, später als Akolyth und dann als Cyber, hatte er hart und gut gearbeitet und die höchsten Bewertungen verdient. Nun kalkulierte er seine Chancen, benutzte seine antrainierten Fähigkeiten, um die Fakten zu evaluieren und den wahrscheinlichsten Ausgang künftiger Ereignisse zu extrapolieren.

    Er würde zu jenen gehören, die der Rat für die Vakanz in Betracht ziehen würde, die Wahrscheinlichkeit dafür lag nahe an absoluter Sicherheit. Er würde allen vorgezogen werden, mit einer Ausnahme – Marle war der zweite Kandidat. Die Wahrscheinlichkeit, dass man ihn ihm vorziehen würde, lag im Bereich von …

    »Meister!« Die Gestalt in der lila Robe unterbrach seine Überlegungen, als der Cyber um seine Aufmerksamkeit bat. »Der Rat verlangt Ihre Anwesenheit. Folgen Sie mir.«

    Das Ritual war voller uralter Bezüge. Es war geboren aus der Notwendigkeit, dass der Rat jeden zukünftigen Cyber Prime daran zu erinnern hatte, dass der Rat und nicht der Anführer die wahre Macht unter den Cyclan darstellte. Dies würde wilde Ambitionen kontrollieren und Abweichungen vom Masterplan verhindern, eine bewährte Notwendigkeit, wie die jüngsten Ereignisse gezeigt hatten. Wäre Elge nicht eliminiert worden, wenn der Irrsinn, der von ihm Besitz ergriffen hatte, unbehindert gewachsen wäre, hätte das Ergebnis Chaos bedeutet.

    Dennoch, wenn er vernünftig und effizient blieb, war der Cyber Prime sicher das mächtigste Individuum, das die Galaxis jemals gekannt hatte.

    Und die Cyclan waren die mächtigste Organisation.

    »Berichten Sie!« Dekel saß dem Rat vor. Er trohnte am Kopfende des langen Tisches, sein dünnes Gesicht im Schatten der Kapuze seiner Robe verborgen. Er war ein alter Mann, wie sie alle alt waren, da es Zeit benötigte, so eine Position zu erreichen, die Erfahrung zu erlangen, die das notwendige Urteilsvermögen erlaubte. Mehr Zeit, um Effizienz über alles zu stellen. Diese Fähigkeit wurde nun von Dekel unter Beweis gestellt – es gab keinen Grund, warum Avro Zeit verschwenden sollte, wenn er seinen Abschlussbericht auch geben konnte, ehe der Rat über die Nachfolge entschieden hatte.

    Er sagte: »Elge wurde entsorgt. Die Auslöschung ist vollständig und die Asche wurde verstreut.«

    Ein Leben, das im Scheitern endete, war für alle Cyclan das schlimmste Verbrechen. Es wurde mit vollständiger Auslöschung bestraft. Für den verstorbenen Prime gab es die Ehre nicht, dass sein Gehirn mit dem anderer verbunden wurde, die den massiven Komplex der Zentralintelligenz bildeten. Dort, versiegelt, mit Nährstoffen gefüttert, versorgt und geschützt, hätte er seine Existenz fortgesetzt, lebend, ein Geist, befreit von den störenden Begrenzungen eines Körpers. Das Ziel, nach dem jeder Cyber strebte. Eines, das Elge verlor.

    »Er war verrückt«, sagte Thern von seinem Sitzplatz in der Nähe Dekels. »Wahnsinnig. Wir können nur hoffen, dass seine Untersuchungen nicht dazu beigetragen haben, die Beeinträchtigungen der beobachteten Einheiten zu vergrößern.«

    Boule sagte: »Sollten wir den Befehl, sie nicht zu zerstören, noch einmal überdenken?«

    Avro merkte, dass die Frage an ihn gerichtet war. Er antwortete, ohne zu zögern, denn jede Zögerlichkeit war nur ein Zeichen von Unentschlossenheit: »Nein. Elges Vernunft war zum Zeitpunkt der Entscheidung nicht beeinträchtigt. Isoliert, wie sie sind, bleiben die Einheiten so sicher wie eh und je. Wir können vieles von ihnen lernen. Zerstört sind sie ohne Wert.«

    »Das Problem bleibt aber bestehen.«

    Und würde weiter bestehen bleiben, ehe sie nicht die Ursache der Erkrankung ergründeten und vernichteten, die einige der Gehirne in den Wahnsinn trieb.

    Icelus, erst vor Kurzem in den Rat berufen, sagte: »Ihre Schlussfolgerungen?«

    War das ein Test? Jeder Zug, den er machte, jedes Wort, das er seit Elges Sturz gesagt hatte, war ein Test gewesen. Das Offensichtliche zu wiederholen, würde seine mangelnde Effizienz unter Beweis stellen. Es würde sicherstellen, dass er niemals eine höhere Autorität innehaben würde als jene, die er zurzeit genoss.

    War Marle geprüft worden?

    Wie konnte er seine herausragende Eignung beweisen?

    Nach einem kurzen Moment löste sich persönliche Ambition im größeren Nutzen auf. Ein Cyber diente den Cyclan, aber niemals sich selbst. Stolz, Gier, Wut, Hass, Liebe – all dies waren Emotionen, die durch Training und Operationen beseitigt worden waren, um einen lebendigen Roboter aus Fleisch und Blut zu hinterlassen. Effizienz, Vernunft, Logik – das war die Basis des Denkens eines jeden Cybers und die Wurzel seiner Existenz. Alles andere war verrückt.

    Avro sagte: »Der Erhalt der Effizienz der Zentralintelligenz ist von höchster Bedeutung. Diese Effizienz zu erhalten, ist unsere erste Sorge.«

    »Das wissen wir.« Eine Zurechtweisung? Icelus’ Stimme klang monoton wie immer, aber seine Worte schienen eine gewisse Warnung zu enthalten. »Besteht Ihre Schlussfolgerung nur daraus, das Offensichtliche zu erklären?«

    »Die Position ist zu rekapitulieren.«

    »Das ist alles bekannt.« Dekel bewegte sich in seinem Stuhl. Ohne das Denkvermögen, das die versammelten Gehirne bereitstellten, waren die Cyclan behindert. Der kybernetische Komplex war das Herz und das Gehirn ihrer Organisation. »Haben Sie mehr anzubieten?«

    »Einen Vorschlag.« Avro schaute von einem zum anderen in Erwartung ihrer Reaktion. Boule und Alder würden sich damit Zeit lassen, beide waren alt, am Rande der Beeinträchtigung ihrer intellektuellen Fähigkeiten. Wären sie weise, würden sie keiner Ratssitzung mehr beiwohnen. Sie würden ihre Position aufgeben und die Belohnung akzeptieren. Glots Reaktion war nicht vorherzusehen. Icelus? Er würde, wie die anderen, den Nutzen des Plans einsehen. Avro sprach weiter. »Da die Funktionsweise der Zentralintelligenz so wichtig ist, schlage ich vor, dass wir alle Ressourcen genau darauf hin ausrichten.«

    »Alle?«, widersprach Boule. »Alle Ressourcen der Cyclan? Und was ist mit dem Masterplan?«

    Dekel sagte: »Zu viel Energie in ein Ziel zu stecken, kann sich als unproduktiv erweisen. Aber der Vorschlag verdient Beachtung. Erklären Sie sich.«

    »Aufgrund des Studiums aller zur Verfügung stehenden Daten bin ich zu dem Schluss gekommen, dass unser Hauptproblem der Mann namens Dumarest ist. Finden wir ihn, ergründen wir das Geheimnis des Affinitätszwillings. Damit können wir die Erkrankung der Einheiten heilen.«

    »Dafür gibt es keinen Beleg«, kam der schnelle Kommentar Therns.

    »Das stimmt, die Wahrscheinlichkeit

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