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Adam 2084: Blick nach vorn / Roman
Adam 2084: Blick nach vorn / Roman
Adam 2084: Blick nach vorn / Roman
eBook110 Seiten1 Stunde

Adam 2084: Blick nach vorn / Roman

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Über dieses E-Book

Wenn man sich traut, eine Geschichte am Neujahrsmorgen des Jahres 2084 zu beginnen ...
Schon einmal gab es einen Abgesang auf Adam mit dem heute so rückblickend anmutenden Titel "1984". Diese Klippe scheint umschifft. Aber nun? Wie geht es Adam in Zeiten, da er sich selbst abschafft als zu kleine Einheit bei "ich rechne also bin ich".
Eine spielerische Hochrechnung auf alles, was uns so bevorsteht. Wie gesagt: wenn man sich darauf einlässt, etwas am 1.1. in (heute)
66 Jahren zu beginnen. Ohne per Anhalter durch die Galaxis, ohne Krieg der Sterne. Nur mit Wette auf das, was sich schon abzeichnet.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum11. Okt. 2018
ISBN9783752847826
Adam 2084: Blick nach vorn / Roman
Autor

Bodo Pipping

Bodo Pipping war in seinem Berufsleben im Maschinenraum der Nachrichten (bei Tagesschau/Tagesthemen. beim WDR, zuletzt bei Phoenix. Das Schlüsselwort hieß "Hintergrund". Nun darf nicht der Elefant übersehen werden. Sein Name: Starke Künstliche Intelligenz. Eine Recherche mit dem klassischen Instrument des Interviews.

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    Buchvorschau

    Adam 2084 - Bodo Pipping

    30

    1

    Adam war am Neujahrsmorgen des Jahres 2084 in der sonderbarsten Stimmung seines Lebens.

    Er war, nur leicht verkatert, noch immer erfüllt davon, es um Mitternacht gewagt zu haben, Amarylla zu küssen. Sie war seine Vorgesetzte, die Leiterin der Riesenabteilung „Dokumentation". Und er wusste: er war nur ein unerhebliches Rädchen in der riesigen Maschinerie des heutigen Lebens.

    Der Kuss besiegelte eine Verehrung, die hoffnungslos schien. Zugleich hatte Adam einen sofort vor sich selbst verurteilten Verdacht: und wenn Amarylla, seine Amarylla, auch zu ihnen gehörte? Zu denen, die dabei waren, die Welt zu übernehmen, weil die Zeit von Sapiens ablief?

    Adam haderte mit seinen längst verblichenen Eltern. Wie hatten sie ihn nennen können nach dem ersten Menschen, der noch am dichtesten war an der Idee, die Gott von seinen Geschöpfen hatte?

    Sicher waren seine Eltern bei der Taufe beschwörend gewesen. Doch was hatten sie gemeint? Sollte er wie sein biblisches Vorbild 930 Jahre alt werden? Wenn das übrigens Mondjahre waren, ergab die Umrechnung ernüchternde 78 Jahre. Adams Zeitgenossen erachteten das für eine lächerlich kurze Spanne. Sollten seine Eltern mit „Adam" gemeint haben, er möge nahe an der Idee des ersten beseelten Menschen sein und bleiben, hatten sie ihm auch eine Bürde auferlegt. Ihn in dem Glauben bestärkt, er sei der ziemlich letzte seiner Art und geheißen, das Licht auszumachen.

    Grau wie seine Stimmung war der Morgen. Ein Samstag (das norddeutsche Sonnabend war wegen der Gefahr missbräuchlicher Abkürzung „So" gestrichen). Vor den Fenstern sah die atmosphärische Erdhülle wie beleidigt aus: was habt ihr mit mir gemacht? Tief unten in der Straßenschlucht war nur geringer Verkehr. Adam wandte sich vom trostlosen Anblick ab und schaute auf die drei fantastisch analogen Gegenstände, die er wie ein Partisan an Security vorbeigeschleust hatte. Als da waren: Ein Hammer. Ein Nagel. Als Höhepunkt: ein Kalender. So ein richtig altmodisch gedruckter Kalender.

    Adam hatte einen Plan: er wollte in seinem kleinen Zimmer diesen Kalender aufhängen. In einem Homo- Faber -Akt verschüttete Energien aufbringen. Dazu gehörte Musik. Er wandte sich an das personalisierte Raumsystem für Unterhaltungs-Elektronik.

    „Spiel mir einen vor 100 Jahren populären Song!"

    „Suchmodus aktiv."

    Es dauerte ungewöhnlich lange. Anzeigen wie „Digital Remastering" flitzten vorbei. Dann eine eigenartig apologetische Stimme.

    „Nur Annäherungswert möglich. Differenz zu 100 Jahre tolerieren? 1988 statt 1984?"

    „Mach schon, Du blöder Datendödler!"

    „Emotionalen Ausbruch als 'ja' interpretieren?"

    „JA!"

    Wenig später flutete die klare Stimme einer Sängerin namens Whitney Houston in den Raum. Verzaubert lauschte Adam der Verklärung des olympischen Gedankens:

    I want one moment in time

    When I'm more than I thought I could be.

    When all of my dreams are a heart beat away

    And the anwers are all up to me

    When I'm racing with destiny.

    Then in that moment of time

    I will feel

    I will feel eternity

    War jemals das einstige „höher, weiter, schneller" schöner besungen worden? Der Gedanke, mit dem Schicksal zu ringen für den einen Augenblick, da man alle Grenzen überschritt?

    Sport war in Adams Zeiten sinnleer geworden. Wenn jeder, um es biblisch auszudrücken, seiner Länge eine Elle hinzufügen konnte, durch APPs, genetische Veränderung, technologische Krücken gegen die schwache Grundausstattung, die man von der Natur mitbekommen hatte – was gab es da noch für Träume? Alle konnten gleich sein. Bis sich dann wieder der alte Adam durchsetzte: einige sind gleicher. Noch war Sapiens im Rückzugskampf.

    Adam machte eine Geste. Die Musik klang weich aus.

    Eine zweite Geste baute die Verbindung zu Amarylla auf. Sie hatte die Holo-Ereichbarkeit abgewählt. Aber ihre Stimme klang fröhlich.

    „Adam! Woher weißt Du, dass ich heute auch im Büro bin?"

    „Gute alte Intuition, abgeschafft, weil nicht APP-fähig. Amarylla! Ich habe einen anarchischen Plan, wie ich mit Dir zusammen das Jahr beginnen möchte."

    Amraylla klang besorgt.

    „Sei vorsichtig. Du bist nur ein geduldeter Anachronismus. Wehe, wenn sie sagen, Dein Posten sei entbehrlich."

    „Mein Posten als Verwalter von 'Serendipity'?"

    „Ja doch. Ich habe ihn Dir verschafft, weil ich die Verletzlichkeit hinter Deiner Fassade spürte."

    „Ach was! Sie wissen, dass sie mich brauchen. Für die vielen Alten. Die allerletzten Nachfahren jenes grüblerischen Affen, der, statt einfach sein Leben zu genießen, diese unnützen Fragen stellte nach dem Leben, dem Universum, den ganzen Rest..."

    „Kommt raus '42'. 'Aber vergiss' Dein Handtuch nicht, denn es ist so ziemlich das Nützlichste, was man auf Reisen durch die Galaxis braucht'."

    „Amarylla! Von der Leiterin der Doku-Abteilung kann ich verlangen, dass sie ihren Douglas Adams noch parat hat."

    „Ich kann Dir sogar sagen, dass Dein Fast-Namensvetter Adams vor 100 Jahren betrunken auf einem Feld bei Innsbruck lag, als ihm die Idee kam für diesen wunderbaren Quatsch mit 'per Anhalter durch die Galaxis '."

    Adam klang eindringlich, als er die Bitte zum Besuch erneuerte.

    „Ich will gedanklich mit Dir zusammen noch weiter zurück. Ziemlich genau 150 Jahre."

    „Ich mache mich auf den Weg. Es wird ein wenig dauern, weil die Aufzüge seit gestern datenüberfrachtet sind. Von Betrunkenen zu oft mit Befehlen angebrüllt."

    2

    Warum glaubte Amarylla ihn warnen zu müssen? Adam griff rebellisch zu seinen drei Fetischen Hammer, Nagel, Kalender und rückte sie sich zurecht. Es galt sich zu behaupten. Schließlich war er der Mann für Serendipity.

    Obwohl Adam fest davon überzeugt war, eigenes Denken sei krasser als Suchmaschinenzu nutzen, war er damals, als man ihm den Job vorschlug, gezwungen, die Sache zu „wikipedieren. Und allmählich wurde ihm „S zu einem Schlüsselbegriff.

    Wunderbar verknüpften sich darin die englischen Begriffe „serene - heiter – und „pity - mitleiderregendes Pech. Dazu noch der Märchen-Urgrund. „Serendib" war der alte Name für das frühere Ceylon (heute Sri Lanka). Drei Märchen-Prinzen hatten dort die Gabe, zufällige und unerwartete Entdeckungen zu machen, von mehr Glück als Verstand begünstigt.So etwas wünschen wir uns ja alle. Nur muss das Prinzip bitte unauffällig bleiben und nicht die Intelligenz kränken.

    Der berühmteste Serendipity-Trottel aller Zeiten war Christoph Columbus. Trotz Wiederholung seiner Entdeckerfahrt blieb er bis zum Ende seines Lebens davon überzeugt, er habe den Seeweg nach Indien gefunden. Seiner Verehrung hat diese Dummheit nicht geschadet. Und Alexander Fleming, der vergaß, das Laborfenster zu schließen, entdeckte auf Schimmelkulturen das Penicillin und bekam den Nobelpreis statt eines Tadels wegen Verstoß gegen die Hausordnung.

    Zu Adams Zeiten war das Serendipity-Syndrom längst eingepreist in die rastlose Entwicklung neuer Technologien. Die künstliche

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