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Der Mann der die Sonne sah
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eBook851 Seiten11 Stunden

Der Mann der die Sonne sah

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Über dieses E-Book

Postapokalyptischer Abenteuerroman, realistisch getrieben von der Suche eines Kommissars nach Aufklärung eines Verbrechens in einer anfänglich noch intakten, wenn auch bereits bedrohten Menschenwelt. Nach Beginn einer Zeitreise in eine finstere Zukunft erlebt der Held nicht nur nebenbei eine Liebesgeschichte, die ihn über den Umweg von technisch-spirituellen Transformationen und doch zielgerichtet der Frau näherbringt, der er schon schon zu Beginn der Handlung begegnet war. Über Stationen immer neuer überraschender Begegnungen mit Wesen aus dem Zwischenreich künstlich erzeugter Mutanten und menschenähnlicher Gestalten im Herrschaftsbereich eines mächtigen Konzerns und seines strippen ziehenden Begründers, wagt sich der Erzähler mit Leichtigkeit an zentrale Themen der menschlichen Existenz Neugier, Ausdauer, Tapferkeit, Freundschaft, Freiheit und Licht, das zahlreiche Teilnehmer des Geschehens mit eigenen Augen nicht mehr gesehen haben, das aber leuchtet und verkörpert in einem unablässig Suchenden und den Kräften der ihn begleitenden, lockenden, fordernden und beschützenden weiblichen Gestalten
das LICHT DER LIEBE genannt werden kann
SpracheDeutsch
HerausgeberBUS
Erscheinungsdatum27. Aug. 2020
ISBN9783944909110
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    Buchvorschau

    Der Mann der die Sonne sah - Pavao Vrataric Corrdun

    Norderstedt

    Die ersten Sonnenstrahlen trafen ihn in der weiten, gelbgrün leuchtenden Steppe. Die Fahrt durch das unbesiedelte Gebietwirkte entspannend und erlaubte es ihm, die Aufgabe, mit der er betraut war, gedanklich zu verarbeiten. Der Asphalt der Fahrbahn glitt Stunde um Stunde vor den Blicken seiner blauen Augen dahin. Sein stürmisches Leben hatte seine Schläfen grau gefärbt und markante Falten in sein Gesicht gezeichnet. Über dem Felsenmassiv in der Ferne stieg die Sonne empor und ergoss ihre Strahlen über die mit einem Meer von Salbeiblüten bedeckte Fläche der Landschaft, die noch vom Morgentau glänzte. Schwaden von Frühnebel lagen träge über der Straße und ließen nichts ahnen von dem bevorstehenden Hitzestoß des Motors, der gefügig unter der schweren Kühlerhaube vor sich hin brummte, auf der die gerade erst entstandenen Wassertropfen im Fahrtwind zu verdunsten begannen. Mit einem Blick in den Rückspiegel löste er sich vom Anblick des imposanten Felsengebirges. Er zündete sich eine Zigarette an. Die Straße schlängelte sich in Richtung des Horizonts, hinter dem die Gipfel der bläulichen Berge schon zu erkennen waren. Die Fahrzeuge auf der Strecke wurden zahlreicher, ein Zeichen dafür, dass das Ziel seiner Reise nicht mehr weit sein konnte. Nach dem Tunnel bahnte die Straße sich ihren Weg durch eine enge Schlucht und erklomm eine kleine Hochebene, von der sich der Blick hinunter auf ein idyllisch anmutendes Städtchen öffnete, das an einem schmalen Fluss gelegen war, der die vielen Ortschaften erfreute, die zwischen den malerisch grün-gelben Hügel verstreut lagen. „Scanlon!, murmelte der Fahrer in seinen Bart. „Es sieht alles so friedlich und unschuldig aus. Aber natürlich können der Anschein und der erste Eindruck trügerisch sein.

    Das durch die Kronen der Kiefern verdeckte und von gepflegten Wiesen umgebene und sich im klaren Wasser eines Sees spiegelnde HOTEL SCANLON war eines der ältesten Gebäude der Stadt und begeisterte seine Gäste auch mit seiner rustikalen Fassade. Auf dem weitläufigen Parkplatz erwartete ihn der Hotelboy, der ihm das Gepäck abnahm und ihm den Weg zur Hotelterrasse erklärte. Der in grauen Stein gemeißelte Dichter Scanlon, ernst über den Rand eines geöffneten Buches blickend, schien

    ihn ebenso zu erwarten wie einige der neugierigeren Hotelgäste, deren Blicke der in Richtung der Südhänge des Gebirges verlaufenden Allee gewandt waren. Noch zögerte die Sonne, ganz von dem MÄDCHEN IN STEIN abzulassen, die noch einmal in prunkendem Farben purpur aufleuchtete.

    „Der Herr sucht sicher einen freien Platz?" Der Kellner strich sich über seinen gepflegten Schnurrbart und ließ seinen Blick über die vollbesetzten Tische streifen.

    „Dort, bei der Brüstung der Terrasse. Hoffen wir, dass die junge Dame nichts gegen Ihre Gesellschaft einzuwenden hat."

    „Hoffen wir’s!" Er folgte dem Kellner, während er das abendliche Rendezvous zwischen der Sonne und dem MÄDCHEN IN STEIN betrachtete. Er spürte, wie der Blick einer ihm noch unbekannten Person ihn traf.

    „Der Herr ist gerade angekommen. Wenn Sie nichts dagegen hätten, würde er gerne …"

    „Nein, ich habe nichts dagegen." Ihre großen dunklen Augen gewannen durch ihre Schönheit seine Aufmerksamkeit ebenso wie die harmonischen Züge ihres Gesichts, in dem sich die vollen, kirschroten Lippen effektvoll abzeichneten und seinen Blick vollends in ihren Bann zogen.

    „Bitte sehr."

    „Danke."

    Sie warf ihr langes schwarzes Haar zurück und konzentrierte sich weiter auf den auf ein rosafarbenes Blatt Papier geschriebenen Text. Der Stuhl knarrte unter dem Gewicht seines Körpers, als er Platz nahm.

    „Sie sehen gar nicht so schwergewichtig aus", ließ sie leise lächelnd ihr Kompliment verlauten. Er bedankte sich höflich.

    „Was darf ich Ihnen bringen?", fragte der Kellner.

    „Einen Kaffee und ein Glas Wasser. – Entschuldigen Sie, darf ich Ihnen etwas anbieten?"

    Ihre Blicke trafen sich erneut. Auch ihre wunderschönen schwarzen Augen lächelten jetzt, und es kam ihm so vor, als habe er sie schon einmal gesehen; sie kamen ihm eigentümlich bekannt und sogar vertraut vor.

    „Ich würde gerne noch einen Kaffee trinken."

    „Natürlich. Meine Dame, mein Herr …"

    Er fühlte sich wie ein ungeschickter Teenager, in dessen Gegenwart eine dunkelhaarige Schönheit erschienen war, die seinen Blick auf die monumentale Skulptur gelenkt hatte, von der mystische Fäden auszugehen scheinen, die sich nun langsam um seine logischen Gedanken wanden und sich in sein klares Denken hineinmischten.

    „Sind Sie zum ersten Mal in Scanlon?"

    „Ja, zum ersten Mal."

    „Aber von dem MÄDCHEN IN STEIN haben Sie bestimmt schon gehört?"

    „Oh ja! Ich habe sie im Fernsehen und auf Ansichtskarten gesehen."

    „Und sind Sie beeindruckt?"

    „Selbst aus großer Entfernung habe ich das Gefühl, als wolle diese geheimnisvolle Frau etwas sagen, auf etwas aufmerksam machen, auf etwas, das passieren könnte."

    „Sie haben ein erstaunliches Wahrnehmungsvermögen."

    „Danke."

    „Dieses Wahrnehmungsvermögen muss keine Gabe sein. Ihr Blick war geheimnisvoll, während ihre makellos gepflegten Hände das rosafarbene Blatt Papier zusammenfalteten. „Es kann sich auch durch die Anforderungen eines speziellen Berufes entwickeln.

    Sie nahm wahr, wie sich seine blauen Augen unter den markanten Brauen zusammenkniffen und sie mit eindringlicher Neugier betrachteten.

    „Sie können sich über Ihr Wahrnehmungsvermögen aber auch nicht beklagen?!" Das Klingeln eines Telefons lenkte ihren Blick auf ihre Handtasche.

    „Entschuldigen Sie bitte, ich muss kurz telefonieren." Sie lächelte und genoss seine Verwirrtheit, als sie aufstand und ihren grazilen Körper in Richtung der Promenade entlang des kleinen Flusses bewegte. Zahlreiche Männerblicke folgten ihr,

    was erboste Mienen von Ehefrauen und heftige Reaktionen weiblicher Ellbogen zur Folge hatte.

    „Bitte sehr, mein Herr. Zwei Kaffee und ein Wasser."

    „Danke."

    Er gab viel Zucker in den Kaffee und trank ihn langsam. Dabei blickte er auf die Umrisse des MÄDCHENS IN STEIN und spürte, wie bereits die Fäden der Mystik ihre unlogischen, paranormalen Vorstellungen flochten. Leichten graziösen Schrittes trat sie in das Bild der entfernten Jungfrau und bereitete durch ihre lebendige Schönheit seinen Augen ein einziges Wohlgefallen, das nicht einmal der im Ausdruck ihrer Augen sich abzeichnende Entschluss mindern konnte.

    „Bitte entschuldigen Sie, aber ich habe einen Termin völlig vergessen!"

    Er nickte verständnisvoll, während in seinen Augen ein Kompliment zu lesen war.

    „Mit nur wenigen Schritten wurden Sie Teil eines der eindrucksvollsten Bilder, die mir je in meinem Leben zu betrachten vergönnt war."

    Sie wandte sich kurz zu dem MÄDCHEN IN STEIN um und blickte ihn dann mit dunkelglänzenden Augen an, die das Kompliment und die himmelblauen Augen des Absenders genossen, in denen sie auch einige vernarbte Wunden sah, die das Leben ihm geschlagen hatte.

    „Scanlon ist eine Kleinstadt. Ich bin sicher, dass wir uns wiedersehen und den Kaffee zu Ende trinken werden."

    „Ich freue mich schon jetzt darauf und wünsche Ihnen eine Gute Nacht."

    Sie lächelte, schenkte ihm noch einen bezaubernden Blick und verschwand, begleitet von lüsternen und neidvollen Blicken der Gäste.

    Nach den Formalitäten am Empfang beeilte er sich, in sein Zimmer zurückzukehren, in dem ihn bereits seine noch verschlossenen Koffer und eine randvoll gefüllte Minibar erwarteten. Er griff sich eine Limonade und ging mit einem Lächeln auf den

    Lippen, hervorgerufen durch die Vorfreude auf ein erneutes Treffen mit ihr, zum Fenster.

    „DAS MÄDCHEN IN STEIN", murmelte er und spürte erneut, wie das Geflecht der mysteriösen Fäden versuchte, in sein Bewusstsein einzudringen.

    Eine kalte Dusche würde bestimmt alle überspannten Gedanken vertreiben, so hoffte er.

    Er genoss den Strahl des warmen Wassers auf seinem Körper. Myriaden glänzender Tröpfchen streichelten seine Haut, unter der seine ausgeprägten Muskeln spielten. Sie waren seine treuesten Freunde, die ihm auch in den schwierigsten Situationen so oft schon geholfen hatten. Er beschloss, nicht zum Abendessen zu gehen, sondern zu entspannen und sich mit dem Gedanken an die bevorstehende Herausforderung zu befassen. Natürlich erschien ihm in Gedanken erneut auch das Bild dieser Frau mit den glänzenden schwarzen Augen. Seine Gedanken verformten sich mehr und mehr zu einem dunklen Knäuel, das all sein Denken vereinnahmte und ihn Erholung in baldigem Schlaf suchen und schon bald auch finden ließen.

    Die Wolken wurden dunkel und schwer und quollen aus einem Riss in der Wolkendecke am Himmel hervor. Sie breiteten sich aus und ließen in ihrem unaufhaltsamen Vordringen die Farbigkeit des Himmels verblassen. Sehr bald war der Himmel nur noch eine dunkle, strömende Masse, die sich drohend dem Boden näherte. Die wolkenartige Masse breitete sich aus, wurde dunkler und sank herab. Erste schwarze Tropfen trafen auf dem Boden auf. Binnen kurzem war der Boden mit einem ekligen Schlamm bedeckt. Ein Spritzer davon traf in an der Wange. Vergeblich versuchte er, den schwarzen warmen Schlamm, der immer tiefer in die Wange drang und seine schönsten Gedanken und Erinnerungen zu verschmutzen drohte, mit den Nägeln abzukratzen. Unwillkürlich drehte er sich um und suchte mit seinem Blick nach Hilfe. In diesem Augenblick war er allein auf der Welt. Eingeschüchtert und ohnmächtig spürte er, wie der Schlamm und das, was von ihm ausging, sich bereits eines Teils seines Verstandes bemächtigte und ihn einige seiner schönsten Erinnerungen verließen, was ihn in panische Angst versetzte. Er hörte ein Klingeln, das immer lauter wurde. Er fuhr herum: Ein zunächst winziger, hellgelber Punkt leuchtete am brodelnden Horizont, er wurde rasch größer und nahm die Gestalt eines Fahrzeugs an.

    Straßenbahn! Starke Wellen der Hoffnung rasten vor der Straßenbahn her und ermunterten und stärkten wie Verbündete den Rest seines Verstandes, der nun in dieser Straßenbahn das einzige Mittel sah, diesem furchtbaren Ort noch zu entkommen. Aber wie?! Die Schienen waren wie von ungeschickter Kinderhand gezeichnet und die Straßenbahn näherte sich mit zunehmender Geschwindigkeit und, als hätte jemand aus einem Malbuch das folgende Blatt herausgerissen, ohne jedes erkennbare Anzeichen, am Ende der Schienen anzuhalten. Diese furchtbare Feststellung wurde von einem schrillen Geläut der Straßenbahn unterbrochen, die fast noch im selben Moment am Horizont wieder verschwand. Zu seiner Verwunderung hinterließ sie den Nachhall eines sogar noch lauter werdenden Läutens, das von einem weit entfernten Glockenturm zu kommen schien. E schwoll an zu dem durchdringenden Läuten einer mächtigen Glocke, die mit jedem neuen Schlag einen Teil des Himmels von der herabsinkenden Masse befreite. Doch schon bald kehrte die befreite Sonne an das kristallblaue Himmelsgewölbe zurück und streute ihre warmen Strahlen in aller wiedergewonnenen Unschuld über die wie von der Hand eines Künstlers malerisch gestaltete Landschaft. Noch einige Augenblicke verharrte er in diesem Anblick, glücklich und erleichtert, das es nur sein Handy gewesen war, das so hartnäckig geklingelt hatte.

    „Hallo?"

    „Inspektor Ron Manon?"

    „Ja, am Apparat."

    „Guten Tag, Herr Inspektor! Mein Name ist Leutnant John Hiller. Wann darf ich Sie abholen?"

    „In einer halben Stunde."

    „Abgemacht!"

    Leutnant Hiller war ein hagerer, sympathisch wirkender Polizist, der nicht allzu sehr auf seine Kleidung achtete und seine Arbeit wie jeden anderen Beruf verstand, in dem andere das Sagen haben und in dem andere das Sagen hatten und trotz offenkundiger Fehlentscheidungen befördert wurden.

    „Der Kommissar erwartet Sie im Kommissariat."

    „Dort gibt es doch bestimmt eine Kaffeemaschine, oder?" Leicht verstörte blickte ihn der Leutnant an, während er versuchte, das ihm noch verbliebene Haar über seine glänzende Glatze zu streichen.

    „Natürlich!"

    „Sehr gut! Dann fahren Sie mich irgendwo anders hin, unter der Voraussetzung, dass man dort gut frühstücken kann!"

    „Früh … was? Aber der Kommissar …"

    „Wird Kaffee trinken und warten! Wie bisher auch! Er hat einen höheren Dienstgrad und ist bestimmt auch dick, nicht wahr?"

    „Oh, er ist dick, ja, wirklich dick, Herr Inspektor!" Der Leutnant hielt den Wagen abrupt an, ohne auf das Hupen und die Ungehaltenheit der anderen Verkehrsteilnehmer zu achten.

    „Wenn Sie wollen, bin ich ihr Mann!"

    „Abgemacht! Aber unter einer Bedingung." Der Leutnant öffnete das Seitenfenster und setzte das Blaulicht auf das Dach des Fahrzeugs.

    „Und die wäre? „Haarspray. Es wird Ihren Händen die erforderliche Freiheit geben, um allen gewöhnlichen privaten und beruflichen Tätigkeiten nachzugehen.

    Der Leutnant hielt erneut an und lachte herzhaft, was bei seinem Vorgesetzten eine spontane Anwandlung von Sympathie hervorrief.

    Kommissar Bill Dors nahm sichtlich nervös den blauen Umschlag entgegen und betrachtete mit seinen wässrigen Augen über den Rand seiner Brille hinweg den Überbringer, der entspannt vor dem Tisch stand und lässig das vollgepfropfte Büro betrachtete.

    „Von Minister Goria persönlich!" Er legte seinen schlaffen Körper in dem bequemen Sessel ab und überflog mit schnellen Augenbewegungen den Inhalt des Dokuments.

    „Er ist der Ansicht, dass der Fall ‚XY Mistery‘ vom Fleck bewegt werden muss."

    „Ach, und was meinen Sie in Ihrer großen Stadt, fragte der Kommissar mit fast weinerlicher Stimme, während sein fleischiges Gesicht zuckte, „dass wir in Scanlon zum Kaffeetrinken ins Büro gehen?

    „Was wir in der großen Stadt dazu meinen, tut nichts zur Sache!"

    Der Inspektor stützte sich mit seinen Händen auf den Tisch und schaute mit nachdrücklichem Ernst in die Augen des Kommissars. „Tatsache ist, dass es bis zum heutigen Tag keinerlei Spuren im Zusammenhang mit diesem Fall gibt!"

    „Sie haben recht! Sie haben ja Recht!" Der Kommissar zeigte mit seinen fleischigen Fingern auf den Stuhl.

    „Bitte, nehmen Sie Platz!"

    „Ich will ein eigenes Büro mit zwei Stühlen, einer Kaffeemaschine und mit Blick auf das MÄDCHEN IN STEIN."

    Inspektor Manon ignorierte die Gastfreundschaft des Kommissars. Langsam nahm er die Hände vom Tisch, während seine Augen die Karte des Bezirks Scanlon betrachteten.

    „Natürlich, bis morgen wird alles vorbereitet sein."

    „Ausgezeichnet, und ich erwarte natürlich, dass die Akte ‚XY Mistery‘ morgen auf meinem Tisch liegt."

    Die unsichere Stimme des Kommissars fing ihn an der geöffneten Tür ab.

    „Inspektor Manon!"

    Der Inspektor, der kein leeres Gerede duldete, wandte sich langsam um.

    „Herr Kommissar! Ich bin nicht an der Position des ersten Polizisten in Scanlon interessiert! Wenn ich den Fall ‚XY Mistery‘ aufgeklärt habe, kehre ich sofort in die Stadt zurück."

    Während er die Treppen zum Erdgeschoss hinunterstieg, dachte Inspektor Manon intensiv über Kommissar Dors nach und kam zu dem Schluss, dass er am glücklichsten wäre, wenn der Inspektor aus der großen Stadt so bald wie möglich wieder verschwände und in Scanlon alles beim Alten bliebe. Aber warum? Versunken in diese Überlegungen traf er auf den überraschten Blick von Leutnant Hiller, der auf den Hof starrte.

    „Oh, Herr Inspektor. Das Kennenlernen hat nicht lange gedauert?"

    Der Inspektor lachte. Mit seinen auf die Hüften gestützten Armen wirkte er, als stecke er in einem schweren Dilemma, das gerade im Begriff war, einem entschiedenen und entscheidenden Gedanken Platz zu machen.

    „Fahren Sie mich in die bekannteste Straße hier am Ort!"

    „In die T YROS DOX T UI?"

    „Genau dorthin!"

    Der Leutnant hatte Recht. Die Hände in seinen Hosentaschen, mischte er sich unter die Menschenmenge, die die letzten warmen Sommertage genoss; er lief durch die malerische Allee in Richtung TYROS DOX TUI, ohne den gelblichen Blättern Aufmerksamkeit zu schenken, die aus den Baumkronen lösten und schamhaft den Herbst ankündigten.

    TYROS DOX TUI- Die Buchstaben hoben sich auf der in die Fassade eingelassenen Kobalttafel ab, dahinter reihten sich an beiden Seiten sanft bergansteigend Wohnhäuser, Lokale und Geschäfte.

    Die Straße bewältigte die Steigung bis zur natürlichen Mauer des roten Felsengebirges, das sich wie ein nicht näher definiertes Ungeheuer oberhalb der belebten Straße erhob. Der Gast aus der großen Stadt lief geduldig durch die Menschenmenge und genoss dabei den „Vollkontakt" mit den hübschen Einwohnerinnen von Scanlon. Ihm fiel ein, dass er vergessen hatte, den Leutnant nach der Bedeutung des Straßennamens zu fragen.

    An der Stelle, wo TYROS DOX TUI auf das rote Felsengebirge stieß, befanden sich keine Häuser, sondern nur eine Raststätte mit einigen Sitzbänken, die im Halbkreis um ein kleines Becken aufgestellt waren, in das zischend ein silberner Wasserstrahl aus dem roten Felsen fiel. Dieses Becken nahm wegen des Regenbogens und der Tatsache, dass auf den Bänken nur einige Personen saßen, sofort Manons Aufmerksamkeit in Anspruch. Der Inspektor betrachtete neugierig den riesigen roten Felsblock, dessen Farbe und wildes Aussehen überhaupt nicht zu dem Rest der malerischen Straße passten. Der silberne Wasserstrahl füllte rauschend das Becken, in dem der Wasserspiegel immer gleich blieb, sodass der Blick bis zum Boden reichte, auf dem die Worte TYROS DOX TUI standen, die, wie auch die gesamte Atmosphäre der Raststätte, bei niemandem außer bei ihm Neugier hervorriefen.

    Ah! An der Wand ist ein futuristisch anmutendes Symbol eingraviert? Ein Flugobjekt? Das Läuten von Glocken, das sich immer deutlicher von dem Stimmengewirr der so lebendigen Straße abhob, riss ihn aus seinen Gedanken. Über das Becken geneigt, bemerkte der Inspektor, dass das Geräusch aufgehört hatte. Er spürte die Anwesenheit einer schwarz gekleideten Person, die offensichtlich nicht mehr jung war und die, wie die rasselnden Atemgeräusche vermuten ließen, gesundheitliche Probleme hatte.

    „Selten zeigt jemand so viel Interesse an unserer Fontäne."

    Die Stimme war rau, als ginge sie durch einen aus Metallkugeln bestehenden Rachen und als würde sie gleichzeitig das Antlitz ihres Eigentümers projizieren.

    Was für ein Methusalem ist das denn? – dachte der Inspektor und richtete seinen Körper auf, während er versuchte, die schwarze Brille unter dem schwarzen Hut mit seinem Blick zu durchdringen, der das blasse, ausgelaugte Gesicht bedeckte, das zwischen die hageren Schultern eingezogen war, auf denen sich kleine Glocken befanden, die in die Nähte des schweren schwarzen Mantels eingenäht waren, der bis zu den klobigen schwarzen Schuhen hinunterreichte.

    „Ich bin zum ersten Mal in TYROS DOX TUI. Und ich bin auch von Natur aus sehr neugierig!"

    „Nur von Natur aus?"

    „Sie haben, sagte der Inspektor sich auf die Bank setzend, „einen ausgesprochen originellen Mantel!

    „Danke. Originell und funktional."

    Der große, alte Mann atmete hörbar, und seine metallen klingende Stimme schien aus weiter Ferne zu kommen.

    „Sie sind sehr elegant gekleidet. In ihrem maßgeschneiderten Anzug erinnern Sie mich an einen Superagenten. Natürlich aus dem Film! Hahaha!"

    Die Glocken läuteten laut und begleiteten den hageren Körper, der sich schnell umwandte und mit großen, eiligen Schritten die Straße hinuntereilte."

    „Er ist vielleicht ein Kauz, merkwürdig und exzentrisch! Aber die Menschen achten und grüßen ihn", murmelte der Inspektor, während beobachtete, wie die hohe dunkle Gestalt in der Menschenmenge verschwand.

    „Hier sind die Lokale überfüllt. Ich werde irgendwo unterwegs einen Kaffee trinken und gehe dann zu Fuß zum Hotel."

    Leutnant Hiller stand lächelnd bei seinem Wagen.

    „Noch ein schöner Tag, den wir nutzen können. Haben Sie gut geschlafen?"

    „Ja, danke."

    Auf dem Weg zum Kommissariat wandte sich der Inspektor abrupt zum Leutnant.

    „Gestern habe ich in der TYROS-DOX-TUI-Straße getroffen, oben beim Springbrunnen, einen hochgewachsenen, schwarzgekleideten alten Mann."

    Der Leutnant lachte laut auf.

    „Wahrscheinlich haben Sie gedacht, dass Sie es mit einem Verrückten zu tun haben."

    „So in etwa! Aber ich habe bemerkt, dass ihn die Einwohner respektieren."

    „Natürlich respektieren sie ihn! Der Leutnant gegen das Lenkrad. „Wenn ich doch nur einen Bruchteil seines Reichtums besäße und einen noch kleineren Teil seiner Intelligenz!

    „Dann wären Sie glücklich?"

    „Ja, dann wäre ich glücklich!"

    „Also, Herr Leutnant?"

    „Stawbar. Sie haben Professor Maxwell Stawbar getroffen, den reichsten Mann weit und breit! Aber auch den größten Förderer und Mäzen!"

    Der Inspektor schlug die Wagentür hinter sich zu. Er drehte sich im Sitz zur Seite und betrachtete aufmerksam den Leutnant, der das Fahrzeug mit sportlichen Lenkradbewegungen vom Parkplatz fuhr.

    „Warum hat der Kommissar, sobald er mich sah, Durchfall bekommen?"

    „Es heißt, er hat Gruppe."

    „Parken Sie bitte hier an der Straße."

    Die Fassade des Kommissariats, die hinter den Baumkronen der Allee in ihrer ganzen architektonischen Pracht zum Vorschein kam, fesselte den Blick des Inspektors.

    „Atemberaubend!"

    „Ich weiß nicht, ob Sie das interessiert, Herr Inspektor, aber das gesamte Gebäude ist die Rekonstruktion eines im letzten Weltkrieg vollkommen zerstörten Bauwerks!"

    Der Leutnant parkte den Wagen geschickt ein. Sie schritten langsam zu der geräumigen, mit Betonvasen umsäumten Treppe, aus denen gepflegte Blumen die Blicke auf sich zogen.

    „Übrigens …", der Inspektor sah ihn fragend an.

    „Der Bau dieses Kommissariats wurde von diesem Mann finanziert!"

    „Von Stawbar?"

    „Stawbar."

    „Wer hätte gedacht, dass unter dem schwarzen Mantel ein edles

    Herz schlägt?"

    „Sie sind überrascht, weil Sie nicht in Scanlon leben."

    „Möglich."

    Der Inspektor erblickte über den Fenstern Fragmente von Ornamenten, die genauso aussahen wie das futuristische Symbol an der Wand des Springbrunnens. Ein feiner Faden des Spirituellen, des Übersinnlichen versuchte, die mächtige Decke der Realität zu tragen, aus der die die Gedanken in der wirklichen Welt die Nahrung für das Netz ihrer Schlussfolgerungen schöpfen.

    „Gehen wir hinein!"

    Der Leutnant hantierte an der Kaffeemaschine und beobachtete verstohlen, wie sich der Gesichtsausdruck des Inspektors veränderte, als er den Inhalt des Schreibens las.

    Der Geruch des Kaffees zog ihm in die Nase, machte seine Züge weicher, und seine Augen zeigten Vorfreude ob des bevorstehenden Genusses der aromatischen schwarzen Flüssigkeit.

    „Der Kaffee ist fertig!"

    „Sehr gut." Bequem in ihren Sesseln sitzend, tranken sie den Kaffee, bis der Leutnant vielsagend auf das Blatt schaute, das der Inspektor in Händen hielt.

    „Der Kommissar hat mich gerade davon in Kenntnis gesetzt, dass es ihm sehr leid tue, dass er mich auf diesem Wege davon in Kenntnis setzen müsse, dass die Akte ‚XY Mistery' verschwunden ist! Davongeflogen!"

    „Davongeflogen?" Der Leutnant setzte blinzelnd die Tasse ab.

    „Sie glauben …?"

    „Ja! Davongeflogen. Mit der Hilfe von jemandem in die Hände von jemand anderem, der daran interessiert ist, dass in Scanlon alles beim Alten bleibt!"

    Der Leutnant legte sein Gesicht in seine Hände und starrte auf einen unsichtbaren Punkt im Dunkeln.

    „Ich verstehe das nicht. Seit Menschengedenken geschehen Morde und Menschen verschwinden! Es ist biologisch unmöglich, dass eine oder mehrere Personen bis zum heutigen Tage leben und sich vor den Folgen ihrer Straftaten fürchten."

    „Ich bin absolut Ihrer Meinung! Haben Sie in die Pathologiebefunde einiger der Opfer Einsicht nehmen können?"

    „Ja, habe ich!"

    Der Leutnant zuckte mit den Achseln, als er sich an einige der Opfer erinnerte, die er in der Pathologie gesehen hatte.

    „Sie werden es nicht glauben, aber bei keinem der Opfer wurde eine Verletzung als Todesursache festgestellt. Allerdings ist zu bemerken …"

    „Allerdings was?"

    „Allerdings hatte keines der Opfer mehr einen Tropfen Blut im Körper."

    Der Inspektor zuckte sichtlich zusammen.

    „Sind die Opfer möglicherweise am Tatort verblutet?"

    Der Leutnant schüttelte energisch den Kopf.

    „Wir haben bei keinem der Opfer auch nur einen einzigen Tropfen Blut gefunden! Und es waren alles junge Menschen."

    „Sehr interessant. Wie war das Altersprofil der Verschollenen?"

    „Sie waren alle schon älter, und was sehr interessant ist: sie alle waren akademisch gebildet! Ärzte, Professoren …"

    „Interessant! Mehr als interessant!", sagte der Inspektor, während er aufstand. Er ging zum Fenster, sein Blick wurde wie von einem Magneten über alle Dächer und Baumkronen hinweg von der Kontur des MÄDCHENS IN STEIN angezogen.

    „Unter ihnen auch ein Nobelpreisträger, Tobi Nilsen."

    Er hörte klar die Stimme des Leutnants und fühlte, wie der mysteriöse Faden wieder die suggestiven Elemente der irrationalen Gedanken flocht, die er bisher durch die Logik seines Denkens stets hatte bereinigen können. Es warnte ihn davor, dass sein Instinkt danach verlangte, diesen schmalen Grat zwischen Realem und Übersinnlichem zu betreten.

    „Nobelpreisträger?"

    „Ja, Tobi Nilsen. Ich habe sein Buch ‚Hyperbeschleunigte geistige Evolution‘ gelesen."

    „Interessanter Titel."

    Der Inspektor drehte sich langsam um und betrachtete ihn mit Augen, in denen zu erkennen war, dass sein Geist und sein Verstand mit Hochdruck am Fall ‚XY Mistery‘ arbeiteten.

    „Hinter dem Titel steckt bestimmt eine interessante Theorie. „Und was für eine!

    Der Leutnant nahm einen Schluck Kaffee, während er seine Erinnerung zu Hilfe rief.

    „Der gute alte Professor ist der Meinung, dass das Gehirn, der Verstand und der Geist mit dem Tempo der physischen Evolution des Menschen nicht mithalten konnten. Mit anderen Worten, er ist der Ansicht, dass dieses Defizit eines Tages mithilfe einer bestimmten Technologie überwunden werden könnte. Diese Technologie würde die ‚Hyperbeschleunigte geistige Evolution‘ ermöglichen."

    „Wirklich interessant Das klingt nach ScienceFiction. Wahrscheinlich hat unser Professor auch mit den Ergebnissen seiner ‚Hyperbeschleunigten geistigen Evolution‘ kalkuliert?"

    Der Leutnant zuckte mit den Schultern.

    „Er hatte gerade damit begonnen, die Fortsetzung seines ersten Buches zu schreiben."

    „Und dann ist er verschwunden? Nun gut. Bringen Sie mich zum Hotel. Verbringen Sie den Rest des Tages mit Ihrer Familie. Ich werde mich ein wenig ausruhen und dann später zu dem MÄDCHEN IN STEIN fahren."

    „Oh, vielen Dank! Meine Kinder werden sich freuen!" Auf dem Hotelparkplatz betrachtete der Leutnant den roten

    HEROS-Schlitten mit Begeisterung.

    „Ihrer?"

    „Ja."

    Gerade als er die Tür zuschlagen wollte, fiel dem Inspektor etwas ein.

    „Leutnant, er verzog das Gesicht zu einer Grimasse, als hätte er gerade in einen faulen Apfel gebissen, „ich würde Sie bitten, dass das unter uns bleibt.

    „Sie können sich auf mich verlassen."

    „Danke. Welche sind die häufigsten Kommentare der Einwohner zum Aussehen und generell zu Maxwell Stawbar?"

    „Nun ja, lebende Vogelscheuche, als ob er unter einer Grabplatte hervorgekrochen sei. Ach! Das muss ich Ihnen unbedingt erzählen. Das werden Sie nicht glauben, sagte der Leutnant lachend. „Ein achtzigjähriger Mann hat vor einem Jahr mit einem Mauerziegel ein Schaufenster eingeschlagen, dann wartete er, ohne etwas aus dem Schaufenster zu nehmen, auf die Polizei. Ich hatte gerade Dienst. Und was meinen Sie gab er als Grund an, als wir ihn auf der Wache fragten, warum er das getan habe?

    „Schwer zu sagen. Vielleicht war er nicht ganz klar im Kopf?"

    Der Leutnant schüttelte den Kopf.

    „Nein! Sie werden es nicht glauben. Er sagte, er habe es aus zwei Gründen getan. Erstens, weil er kein Geld fürs Hotel hatte!"

    „Logisch wäre, dass der zweite Grund die Gefängniskantine war. Aber mein Instinkt sagt mir, dass ich für einen Augenblick die Logik vergessen muss", sagte der Inspektor nachdenklich.

    „Sie haben vollkommen recht! Der zweite Grund war der, dass er, umgeben von Gesetzeshütern, endlich ein großes Geheimnis aufdecken zu können glaubte, das er zwar einigen Personen anvertraut hatte, die ihn aber nur ausgelacht und für verrückt erklärt hätten."

    Der Inspektor hob eine Augenbraue hoch; gespannt, aber geduldig wartete er auf den ersten weiterführenden Hinweis bei seiner Suche nach einem Motiv.

    „Tim Tob oder, wie man ihn nennt, der Alte Tankstellenmann versicherte uns, dass Doktor Stawbar nicht zur Familie Stawbar gehöre. Der Doktor sei angeblich aus einer Höhle gekommen und durch Betrug und Manipulation zu dem Namen der Stawbars und an ihren Besitz gelangt."

    „Aus eine Höhle?, fragte der Inspektor enttäuscht. „Gut, vielleicht besuche ich ihn.

    „Er lebt in der alten Tankstelle an der Landstraße A4."

    Der Inspektor begleitete das Schließen der Fahrzeugtür mit einem vielsagenden Blick.

    „Keine Sorge, Herr Inspektor, das bleibt unter uns."

    Er nahm eine kurze Dusche und zog sich etwas Sportlicheres an. Jeans und einen blauen Pullover. Einen Augenblick stand er unentschlossen in der geräumigen Hotelhalle und ging dann zwischen den zahlreichen Gästen hindurch, um auf eigene Rechnung etwas zu essen. Sein treuer HEROS verschlang den Asphalt und bot ihm mit dem markanten Geräusch seiner Zylinder ein Gefühl von Freiheit und Geschwindigkeit, mit der er die Landschaften hinter sich ließ, um einem neuen Ziel entgegenzurasen, ein geradezu herrschaftliches Vergnügen . Er fuhr unter den Baumkronen hindurch, über Brücken und durch Tunnel und an langsameren Fahrzeugen vorbei, bis die „Augen des Herrschers das angestrebte Ziel erblickten. Die Reifen quietschten im blauen Rauch und zogen den HEROS zu einer kleinen Raststätte, von der aus sich ein fantastischer Ausblick öffnete. Mit gerötetem Gesicht und glänzenden Augen ging er auf die Brüstung zu, die ihm die Bilder einer unwirklichen Frau vermittelten, die im Kosmos eines Wunsches geboren, von den Händen eines Meisters gemeißelt wurde, der aus Stein eine Legende für Generationen schuf, die sie besuchen und begeistert verlassen, aber mit der unbeantworteten Frage, wem sie diesen ewigen Blick in den blauen Himmel schenkt. Größer als alle, schöner als alle, stärker als alle.

    „Du bist zwar versteinert, aber dennoch kolossal. Als suchte dein Blick jemanden, den du nie wiedersehen wirst! Selbst Menschen mit wenig Fantasie spüren die Kraft und die Trauer in deinem gemeißelten Gesicht."

    Er ging zu seinem HEROS und blieb überrascht stehen. Nur einige hundert Meter vom monumentalen Denkmal, auf demselben grasbewachsenen Plateau, glänzte im Norden zwischen den Hängen mit ihren farbigen Wäldern das rhombenförmige Dach einer mysteriösen Festung, umgeben von einem wunderschönen Kreis ungewöhnlich farbiger Riesenblumen, die sich am Fuße der Mauer bis zum See reihten, aus dem ein Messingmonolith in den Himmel ragte.

    Das Gut der Stawbars! Wunderschön! Als ob es durch dünne, geistige Fäden mit dem MÄDCHEN IN STEIN verbunden wäre. Er schlug mit der Hand auf das Dach seines HEROS, wütend über seine eigenen Gedanken. Schwachsinn!

    Er ließ den HEROS auf dem Parkplatz hinter dem Restaurant stehen und stieg langsam die breite Treppe hinunter, mit dem Gefühl, gerade in ein sehr altes Bild hinab zu steigen, das von falschen Farben in Form von zahlreichen Besuchern und den Blitzlichtern ihrer Fotoapparate befleckt war. Das mit Granitplatten gepflasterte Plateau breitete sich bis zur natürlichen Mauer aus massiven Steinen in eine Art Amphitheater aus, dessen natürliches Aussehen auf der westlichen Seite durch das Restaurant und seine große Terrasse gestört wurde. Die Blumengärten begannen und endeten halbkreisförmig am Rand des durch eine Brüstung gesicherten Abgrunds. Sie kletterten in Blumenterrassen mit wunderschönen Farben bis zum Fuß des mit einer feinen Moosschicht überzogenen Denkmals. Er stand vor den Blumengärten, umgeben von zahlreichen Menschen, die aus zwei verschiedenen Richtungen zu einem vom Schleier der Mystik umgebenen Ziel eilten. Das Klicken von Fotoapparaten, das aus zwei Richtungen zu einem vom Schleier der Mystik umgebenen Ziel rasten, irritierte ihn. Entschlossen wandte er seinen Blick von „ihren" Augen ab, die seinen Körper nach Norden wandten. Dort glänzte die Festung in ihrer vollen architektonischen Schönheit, umgeben von riesigen wogenden Blüten, die Wellen einer unsichtbaren, spirituellen Kraft auszustrahlen schienen.

    Ich habe Hunger! Diese paranormalen Gedanken! Er bestellte ein großes Steak mit Kartoffeln und ein Bier. Danach machte er es sich im Schatten der Terrasse bequem. Als endlich das bestellte Essen kam, machte er sich sofort daran, es zu verspeisen, da er mittlerweile ziemlich hungrig war. Er schnitt gerade das erste Stück Fleisch ab, als eine plötzliche Veränderung der Besucher seinen Blick auf die breite Treppe des Amphitheaters lenkte, die soeben ein großgewachsener Mann in Schwarz mit einer roten Rose in der Hand hinabstieg.

    „Stawbar", murmelte der Inspektor, während er sich ein Stück des saftigen Fleisches in den Mund schob.

    Als ob ihn etwas zu diesem Ort hinziehen würde. Durch das Spalier der Blicke und das Murmeln ging Stawbar auf die Blumengärten zu. Er hob seinen Blick kurz zu den Augen des MÄDCHENS IN STEIN empor und ging dann entschlossen auf die Metallbrüstung zu. Die Glocken ertönten unwirklich in der Tiefe des Abgrunds, in dessen Dunkel sich der kleine Fluss wie ein silberner Faden hinzog. Er starrte einen Augenblick hinunter. Mit einer schweren Bewegung des Körpers ließ er aus der geöffneten Hand die Rose los, die sich in der Luft wiegte und einige rote Blütenblätter hinter sich ließ, die sie am Grund des Abgrunds erreichen würden. Der Mann in Schwarz wartete nicht, bis die Rose ihren Flug beendete, sondern wandte sich um, begleitet vom Läuten der Glöckchen zwischen neugierigen Blicken hindurch, die von der großen schwarzen Brille abprallten. Am Ende der Treppe blieb er stehen und wandte seinen Kopf zur Terrasse. Die Sonne spiegelte sich wie ein unwirklicher Funken in den Gläsern der schwarzen Brille wider, durch die der durchdringende Blick wie ein Nadelstich den Gast im blauen Pullover erfasste und ihn in diesem Augenblick einmal mehr dazu zwang, die Wahrheit zwischen dem Normalen und dem Übersinnlichen zu suchen. Kurz nachdem er wieder zu sich gekommen war, verstummten die Glöckchen und die gespenstische Gestalt war verschwunden. Er lächelte den älteren Damen, die ihn erstaunt betrachteten, freundlich zu und erklärte, dass es nur ein kleiner Schwächeanfall gewesen sei.

    Nach der Rückkehr ins Hotel ging er über die Terrasse, in der Hoffnung, die schwarzhaarige Frau wiederzusehen. Aber vergebens. Enttäuscht entschloss er sich, den Rest des Nachmittags und den Abend in seinem Zimmer zu verbringen. Nach der erfrischenden Dusche zog er den Bademantel an und machte es sich in der Sofaecke bequem, vor … Nein, das war kein Fernseher! Die Sonne ließ sich gerade auf ihre ausgestreckte Hand nieder und streute ihre purpurrot glühenden Strahlen über ihre Kurven und bot so dem eifersüchtigen Himmel die Stirn, der den glänzenden Stern nur für sich haben wollte. Das da vor ihm war natürlich nur ein Fenster mit Blick auf den vom frühen Abendgrau gefärbten BOULEVARD SCANLON, auf dem die Straßenlampen angingen und sich der Dunkelheit widersetzten. Ihre stolze und so geheimnisvolle Silhouette zeichnete sich am Himmel mit den funkelnden Sternen noch klarer ab. Das Handy schreckte ihn auf und zog ihn von diesem Bild fort.

    „Hallo?"

    Niemand meldete sich. Gerade als er die Verbindung unterbrechen wollte, hörte er aus dem Telefon den Lärm und das Stimmengewirr eines Lokals.

    „Hallo! Wo ist eine so gute Atmosphäre?"

    Die Klänge eines Klaviers verschluckten im wahrsten Sinne den Lärm und formten eine mit den geschickten Fingern des Pianisten gespielte Melodie. Er kannte die Melodie und merkte, dass es nur eine instrumentale Ausführung war. Er machte es sich bequem und fing an, den Text zu der Melodie mitzusingen: In deinen Augen sehe ich immer etwas Neues. In deinen Augen gibt es so viel Licht und Schönheit. Sie sind geheimnisvoll und fern, und doch so nah meinen Blicken. Und obwohl deine Blicke schweigend an meinen Augen vorbeigehen, so wirst du eines Tages auf der ersten Seite der Ewigkeit mich anblicken und mir deine Hände reichen. Wie in jenem Traum, als du im roten Kleid auf der Straße tanztest …

    Die Verbindung wurde brach ab.

    Sehr gut, jetzt kann ich schlafen gehen! Morgen? Im Prospekt steht, dass es in Scanlon einen sauberen See und schöne Strände gibt! Während der Kommissar kränkelt, werde ich schwimmen gehen.

    Zwischen den Baumstämmen des Waldes, durch den sich die zum Strand führende Nebenstraße schlängelte, funkelte türkisfarben der See. Das Hotel Scanlon stellte für seine Gäste bequeme Bungalows bereit, dazu eine exklusive Badebucht. Die sanften Wellenbewegungen auf der Wasseroberfläche und die türkise Farbe animierten ihn, mit seiner Schwimmbrille gewappnet, zwischen den Gästen, die entspannt auf den Liegen oder unter bunten Sonnenschirmen lagen, hindurch zum Wasser zu eilen.

    Wie lange bin ich schon nicht mehr geschwommen? Mehr als zwei Monate? Ich muss jetzt langsam anfangen. Los geht's! Die weiße Villa auf der gegenüberliegenden Seite wird mein Orientierungspunkt sein! Der kalte Schock dauerte nur kurz. Bald war er im Rhythmus und genoss lang ausgestreckt die wärmeren Wasserschichten unter der Oberfläche des Sees. Seine Bewegungen wurden Zug um Zug flüssiger, seine Atmung gleichmäßiger, und das Gefühl von Kraft steigerte die Zufriedenheit, die ihn das mächtige, tiefe Wasser als zuverlässigen Partner empfinden ließ.

    Ich schwimme zum Anlegesteg der Villa, und auf dem Rückweg werde ich das Tempo dann steigern! Schon über die Wellen hinweg sah er, wie sich der Anlegesteg näherte, an dem eine schneeweiße Yacht vor Anker lag. Er verlangsamte seine Bewegungen und griff geschickt nach der Metalltreppe. Schwer atmend schob er die Brille auf die Stirn und begutachtete zufrieden die bewältigte Strecke.

    Sehr gute Leistung! Über ihm, am Rande des Taus grinste das schmale Gesicht des „Heiligen" mit der Nase von Cäsar, die durch das graue Haar noch stärker zum Ausdruck kam.

    „Guten Tag, mein Herr!"

    „Guten Tag! Ich werde mich nur ganz kurz ausruhen und dann sofort …"

    „Sie können sich ausruhen, solange sie wollen, mein Herr!, sagte der sympathische alte Mann mit einem Lächeln. „Mehr noch. Die Eigentümerin dieser Villa möchte Sie zu einem erfrischenden Getränk einladen.

    Völlig überrascht zögerte Inspektor Manon einen Augenblick. Wer war diese gastfreundliche Person? Vielleicht wäre es am besten, sofort ins Wasser zu springen und wieder zurückzuschwimmen. Er war ja nach Scanlon nicht gekommen, um sich auszuruhen. Langsam trat er auf die glatten Bretter, die durch das Wasser, das von seinem muskulösen Körper tropfte, nass wurden. Er betrachtete die Villa, die von einer Terrasse inmitten von Blumengärten umgeben war, in deren Mitte eine altertümlich anmutende Wasserfontäne sprudelte.

    „Ich bin mir nicht sicher, ob ihnen die Größe zusagen wird."

    Der alte Mann reichte ihm einen blauen Bademantel und führte ihn durch die Blumengärten zu einem runden Tisch, um den herum bequeme Ledersessel standen. Das Klavier im Innern der Villa verstummte.

    „Was kann einen müden Schwimmer am besten erfrischen?"

    Er erkannte diese Stimme sofort. Er zog den Gürtel seines Bademantels etwas fester an und wartete darauf, den Blick der schönsten schwarzen Augen erneut zu treffen. Sie verharrte kurz am Eingangsportal der Villa. Das bordeauxfarbene Kleid brachte ihre Kurven zum Ausdruck. Das schwarze, leicht zerzauste Haar umrahmte ihr makelloses rundes Gesicht mit den vollen roten Lippen, über dem ihre schwarzen Augen geheimnisvoll lächelten.

    „Ich schwimme auch gern, aber ich bin darin nicht annähernd so gut wie Sie."

    „Danke. Ich war traurig, als sie aufgehört haben zu spielen."

    Sie lachte und zeigte mit der Hand, dass er Platz nehmen soll.

    „Ich bin nicht besonders begabt." Mit einigen großen Schritten stand sie am Tisch.

    „Leider kenne ich nicht Ihr Lieblingslied."

    „Das macht nichts!"

    Sie setzte sich ihm gegenüber, leicht belustigt durch seine Versuche, möglichst viel von seiner Haut zu verstecken.

    „Alle Ihre Versuche sind zum Scheitern verurteilt."

    Der alte Mann brachte die Getränke und entfernte sich diskret.

    „Sie sehen sehr erotisch aus!"

    „Danke. Es ist ein wahrer Glücksfall. Ich wollte eigentlich in Ihrer Nähe sein, eine Gelegenheit bekommen, um Ihnen meine Komplimente auszusprechen. Beim letzten Mal gelang mir das nicht."

    Sie hob ihre Augenbrauen. Ihre Augen blickten ihn erwartungsvoll an. Der Inspektor entspannte sich im Sessel und genoss den Anblick ihrer Augen.

    „Sie haben die schönsten Augen der Welt!"

    Das Kompliment unterstrich er mit einem Gesichtsausdruck, der zeigte, dass er Experte für Komplimente war.

    „Danke! Aber Sie übertreiben natürlich!"

    Ihr Lachen ließ ihre Augen, um die die Strähnen ihres schwarzen Haares spielten, noch mehr funkeln. Er wandte seine blauen Augen plötzlich auf die türkisfarbene Oberfläche des Sees. In ihnen spiegelte sich die jüngste Vergangenheit mit ihren Narben, die seinem Leben einen ganz anderen und neuen Sinn gegeben hatten.

    „Erinnere ich Sie an jemanden?"

    Er wandte sich wieder ihren Augen zu. In diesem Augenblick wollte er in ihren geheimnisvollen Blick dringen und die Weiten ihrer Seele kennenlernen.

    „Ja, auch sie hatte dunkle Augen."

    Er stand auf. Er hatte das Bedürfnis, ins Wasser zu springen und sich die geweckten Erinnerungen gleichsam abzuwaschen, damit sie für immer auf den Grund des Gewässers sanken und dort blieben.

    „Es tut mir leid, wenn ich …"

    Er zog den Bademantel aus und legte ihn ab. Mit leicht unsicheren Schritten schritt er zum See.

    „Ron!"

    Er blieb wie angewurzelt stehen. Er hörte ihre Schritte. Sie stand mit ausgestreckter Hand neben ihm.

    „Ihre Brille."

    „Woher kennen Sie meinen Namen?"

    Sie ging rückwärts zur Terrasse. Der leichte Wind zerzauste ihr Haar über ihren funkelnden Augen und leicht geöffneten Lippen.

    „Erinnern Sie sich an den Kaffee, den wir nicht ausgetrunken haben? Ich war danach einige Male auf der Terrasse des Hotels. Es gehört meinem Vater."

    Er stand am Rande des Stegs und beobachtete, wie das Wasser mit seinem Antlitz spielte. Gerade als er sie nach ihrem Namen fragen wollte, hörte er, wie die Tür laut zuging. Er setzte sich die Schwimmbrille auf und sprang ins Wasser.

    Auf der Rückfahrt in die Stadt dachte er über die Begegnung auf der Terrasse der Villa nach und dass er nicht einmal den Namen der Besitzerin erfahren hatte; er bedauerte, dass er den Namen der Besitzerin nicht erfahren hatte. Das Ende war ziemlich ungeschickt. Von einer Anhöhe vor der Einfahrt in eine neue Wohnsiedlung erblickte er über einem Meer von Baumkronen im Park den weißen Glockenturm einer Kathedrale. Spontan verspürte er das Bedürfnis nach einer geistlichen Atmosphäre, auch wenn er den Grund nicht einmal sich selbst erklären konnte.

    Er stellte seinen HEROS vor dem Park ab, durch den man über eine von einer Blumenhecke umgebenen Treppe zur massiven Tür der Kathedrale kam. Er rief kurz Leutnant Hiller an und vereinbarte ein Treffen mit ihm in seinem Büro in einer Stunde. An der Schwelle der Kathedrale trat er in den ihm angenehmen Schatten des Gebäudes. Diese steinernen, mit einer prunkvollen Ikonografie verzierten Monumente faszinierten ihn schon seit seiner Kindheit wegen der schwer erklärbaren mystisch spirituellen Gefühle, die er nach dem Verlassen dieser heiligen Stätten immer mit sich nahm.

    Hier in Scanlon hatte er es mit dem Teufel in menschlicher Gestalt zu tun, der, als komme er aus einer unschönen Geschichte, als verrichte er Untaten und kehrte danach sofort wieder unbemerkt auf die nächste Seite dieser unschönen Geschichte zurück. War …? Nein! Der Klang der Glöckchen kam definitiv nicht aus dieser hässlichen Geschichte und war auch nicht der kleine Bruder der immensen Kirchenglocke. Die Stimme aus der Sakristei klang zwar vollkommen anders, aber immerhin von dieser Welt.

    „Herr Stawbar! Danke für Ihre erneute Schenkung an unsere Pfarrei."

    „Ach, Herr Pfarrer …" – die tiefe metallene Stimme hallte unschön zwischen den verwunderten Heiligen und den verspielten Engeln und brachte Inspektor Manon augenblicklich an den Rand des Aberglaubens.

    „In der Kirche finde ich immer meinen Seelenfrieden. Hier schöpfe ich Kraft und Motivation für meine anstrengende Arbeit."

    „Die Kirchengemeinde und der Herr segnen Ihre Arbeit, und wir hoffen inständig, dass Sie dieses für die Menschheit so wichtige Projekt erfolgreich abschließen werden."

    „Danke für die guten Wünsche, Herr Pfarrer."

    Schwere Schritte hallten durch das Gotteshaus, begleitet vom Läuten der Glocken, die erfolglos versuchten, sie zu überdecken und, wie es dem Inspektor schien, unsichtbare Klangwellen formten, die den Herrn vor bösen Ohren schützten. Ein einsamer Gläubiger erwartete ihn im Meer der Kirchenbänke mit festem, dreistem Blick, der vergeblich versuchte, durch die dunkle Brille zu dringen. Vergeblich. Die hochgewachsen, vom hutbdeckten Kopf bis zu den Schuhen schwarz gekleidete und vom eigenen Orchester begleitete Person, schien ihn nicht zu bemerken, während sie zur Tür eilte.

    „Herr Stawbar?"

    Die Glöckchen verstummten.

    „Ja?"

    „Das Projekt, an dem Sie arbeiten … wann wird die Öffentlichkeit etwas mehr darüber erfahren?

    „Ach, jetzt erinnere mich an Sie. Dort bei der Fontäne! Stawbar verzog sein Gesicht zu etwas, das an ein Lächeln erinnerte. „Sie sagten, dass Sie sehr neugierig seien.

    „Ich erinnere mich an unser kurzes Gespräch."

    „Wirklich? Ich fragte Sie, ob Ihre Neugierde beruflicher Art sei, oder?"

    „Ja, das haben Sie gefragt."

    „Und?"

    „Das überlasse ich Ihrer Einschätzung. Sie haben ja genug Lebenserfahrung, nicht wahr?"

    „Meiner Einschätzung? Natürlich. Darin bin ich nicht zu übertreffen. Auf Wiedersehen, Herr Inspektor!"

    Stawbar war längst durch die Tür verschwunden und im Kopf des Inspektors hallte noch immer die schadenfrohe, unwirklich metallische Stimme nach. Wie aus einer schlechten Geschichte.

    „Woher weiß dieser Methusalem, dass ich Polizist bin?"

    „Geht es Ihnen gut?"

    Der Inspektor schreckte auf. Große, besorgte Augen aus dem Gesicht eines Heiligen blickten ihn an.

    „Ja, mir geht es gut, Herr Pfarrer!"

    „Dann ist ja alles in Ordnung."

    „Herr Pfarrer?"

    „Ja, mein Sohn?"

    „Wenn …", der Inspektor zuckte mit den Achseln.

    „Ja?"

    „Wenn es den Teufel gibt, wo hält er sich auf? Wo lebt er?"

    Der Priester bekreuzigte sich und ging zum Altar, vor dem er stehenblieb. Halb von ihm abgewendet, warf er ihm über die Schulter zu:

    „In jedem von uns. Ob er über jemanden von uns die Oberhand gewinnt, hängt von den Prioritäten eines jeden Einzelnen selber ab!"

    Der Duft von Kaffee kam ihm bereits im Flur entgegen. Er eilte zwischen den Angestellten und uniformierten Polizeibeamten hindurch. Er hatte das Gefühl, dass ihm der Leutnant etwas Wichtiges zu sagen hatte.

    „Hallo, Herr Inspektor! Wenn Sie einen Kaffee möchten, dann sind Sie gerade im richtigen Augenblick gekommen!"

    „Ja gern, ich war gerade schwimmen. Ein Kaffee ist mir da mehr als recht."

    Der Inspektor setzte sich an den Tisch und wartete geduldig darauf, dass der Leutnant den Kaffee servierte.

    „Ich bin mir hundert Prozent sicher, dass Sie nicht wissen, wo ich gestern war", sagte der Leutnant, während er ihn durch den durchsichtigen Schleier der wohlriechenden Flüssigkeit beobachtete.

    „Ich war im Altersheim."

    „Im Altersheim?"

    „Ja, genau. Mal abgesehen davon, dass das Altersheim auch eine Schenkung von Doktor Stawbar ist, habe ich dort mit einigen Gleichaltrigen des Tankstellenmanns sprechen können."

    „Tankstellenmanns? Ah, ja! Das ist der, der behauptet, dass Stawbar aus einer Höhle gekommen sei."

    „Der Altenpfleger hat mir mich fünf Personen vorgestellt, die geistig noch immer fit sind. Und ich habe mit jedem einzelnen von ihnen gesprochen."

    Der Leutnant stellte seine Tasse ab und lehnte sich im Stuhl zurück, während er beobachtete, wie in den Augen des Inspektors die berufliche Neugierde, durchzogen von feinen Funken des Optimismus, wuchs.

    „Ich habe sie nach dem alten Tankstellenmann gefragt. Sie alle kennen ihn, sind aber nicht seiner Meinung, dass Maxwell Stawbar und Maxwell Stawbar junior eigentlich ein und dieselbe Person sind."

    „Ein und dieselbe Person?"

    „Der alte Tankstellenmann ist überzeugt, dass es Maxwell Stawbar Senior niemals gegeben hat."

    „Schwachsinn! Dann müsste ja der Mann in Schwarz weit über hundert Jahre alt sein."

    Der Inspektor hielt inne. Nachdenklich ging er zum Fenster, und es schien ihm, als gäbe es eine gewisse Ähnlichkeit zwischen dem MÄDCHEN IN STEIN und der Frau aus der weißen Villa.

    „Er sieht, ehrlich gesagt, aus wie Methusalem. Aber wir wissen natürlich, dass ein Mann von mehr als 120 Jahren nicht aktiv arbeiten und so lebhaft laufen kann."

    „Da ist noch etwas …"

    Der Inspektor wandte sich mit fragendem Blick um.

    „Nachdem ich die Gespräche beendet hatte und gehen wollte, sagte mir der Altenpfleger Dorg, dass er große Probleme mit dem Leiter des Altersheims bekommen werde, weil er es mir gestattet habe, mit den Bewohnern des Heims zu sprechen. Und dass der Leiter mir ausrichten ließ, dass ich nicht mehr kommen soll."

    „Nicht einmal als Gesetzesvertreter, der an der Aufklärung eines einzigartigen Verbrechens arbeitet?"

    „Ich habe sie darauf aufmerksam gemacht."

    „Und?"

    „Ab morgen werden alle fünf Bewohner des Altersheims nach genauen Untersuchungen und Tests auf die Abteilung für ‚Geistesgestörte‘ verlegt werden."

    „Ohne Rücksicht auf die Testergebnisse?"

    Der Leutnant zuckte ungerührt mit den Achseln.

    „Ich frage mich, warum mein Gespräch mit fünf Greisen jemanden so beunruhigt hat. Jemanden, der Einfluss in diesem Altersheim hat."

    Das Erlebnis des Leutnants im Altersheim erweckte in ihm erneut diese feinen mysteriösen Fäden, die drohten, die Kraft der Logik zu ignorieren und früher oder später die ersten Einzelheiten eines paranormalen Mosaiks zu flechten, auf dessen Grundlage er natürlich niemanden verhaften konnte.

    „Ich begrüße Ihren Einsatz, Leutnant! Aber ich bin mir sicher, dass Sie mir nicht vorschlagen werden, mit den Ermittlungen in diesem Altersheim zu beginnen? Vor allem nicht in der Abteilung für ‚Geistesgestörte‘?!"

    „Die Tamilien blühen! Die Tamilien blühen!"

    Explosionsartig brach diese Information über die Terrasse des Restaurants ZUM MÄDCHEN IN STEIN ein. Die Gäste sprangen auf, und ihre Gesichter und Augen strahlten Aufregung und Freude über das bevorstehende Ereignis aus. Nur der Gast im blauen Pullover war nicht aufgesprungen. Der Inspektor war vollkommen verwirrt und beobachtete überrascht über den Rand der Kaffeetasse blickend, wie die Gäste, wie aufgeregte Kinder zum Fuß der Blumengärten gingen.

    „Die Tamilien blühen nur einmal im Jahr."

    Es gelang ihm, die Tasse mit beiden Händen zu halten, während er sich gleichzeitig auf den Blick, den er bereits auf seinen Wangen spürte, freute, den er aber auch fürchtete. Während er die Tasse auf dem Tisch abstellte, beschloss er in Sekundenschnelle, dass er einfach ihre Augen und ihre Anwesenheit an diesem wunderschönen, geheimnisvollen Ort genießen werde.

    „Hallo! Er hob seinen Blick über die hochgezogenen Brauen und lächelte erfreut über das unerwartete Treffen. „Alle freuen sich wie kleine Kinder?

    „Kein Wunder!"

    Der leichte Wind zerzauste ihr Haar über den wunderschönen Augen und vollen Lippen. Sportlich in Jeans und Lederjacke gekleidet, zog sie die Blicke und Seufzer aller Männer auf sich. Und er hatte das Privileg bereits zum dritten Mal in ihrer Nähe zu sein.

    „Sie werden sich bald selbst davon überzeugen können, dass das Blühen der Tamilien ein einzigartiges Erlebnis ist!"

    Sie streckte ihre Hand zu ihm aus und streichelte ihn mit ihrem offenen Blick, der einen funkelnden, geheimnisvollen Glanz ausstrahlte.

    „Ich möchte in Ihrer Gesellschaft sein, wenn die Tamilien blühen."

    „Es ist mir eine Ehre!" Er stand auf und nahm ihre Hand.

    „Das Glück und der Zufall haben es mir bereits zum dritten Mal ermöglicht, in Ihrer Nähe sein zu dürfen."

    „Gloria."

    „Gloria. Der Name passt wirklich zu Ihnen. Ich heiße Ron."

    Er genoss den festen Druck ihrer Hand, die zufälligen Berührungen ihres Körpers und ihres schwarzen Haares. Ihr Blick zeigte in Richtung Osten, wo sich unter der glänzenden Kuppel am Fuß des Schlosses gerade das nicht alltägliche Naturspektakel abspielte.

    „Das Schloss. Es sieht wie eine Ansichtskarte aus, die jemand stehlen und an die falsche Adresse schicken könnte."

    „Das haben Sie sehr schön gesagt, Ron."

    Und dann trat auf einmal Ruhe ein. Stille. Alle Blicke waren auf das Schloss gerichtet. Geheimnisvoll schön hing es mit seiner glänzenden Kuppel über den farbigen Kreisen der Tamilien, die sich farbenfroh zwischen den grünen Hügeln hervorhoben, die durchzogen mit herbstlichen Farben das Schloss umgaben.

    „Sie kommen!", flüsterte jemand. Alle Augen weiteten sich noch mehr und wurden in ungeduldiger Erwartung noch glänzender und versuchten, mit ihren Blicken das ferne Schloss zu erreichen. Der Inspektor genoss den Druck ihrer Hand, ihre Nähe, den Geruch ihres wehenden Haars. Verstohlen betrachtete er ihr mädchenhaftes Gesicht, das sich im Voraus auf das Geschenk freut, dass sie sich gewünscht hatte!

    „Gloria, Sie haben …?"

    „Ja, ich haben schon einige Male das Blühen der Tamilien erleben dürfen!"

    In ihrem Blick funkelten Entzücken und beschauliche Genugtuung.

    „Jetzt müssen Sie sich ganz entspannen, Ron, und sich der Kraft der Musik und des Geruchs hingeben."

    Der leise, weit entfernte Klang von Millionen winziger Glöckchen kam von den unzähligen farbigen Punkten, die sich in immer größerer Zahl von den Kreisen lösten und sich schnell zu verschiedenfarbigen Schleiern zusammenzogen, die über den kleinen See flogen und, wunderschön anzuschauen, in einem Strudel um den markanten Monolithen kreisten, die sich durch ihre Rätselhaftigkeit auf ihrem Weg zu dem Monument hin verabschiedeten, an dessen Fuß sie zitternde Augen und gerührte Seelen erwarteten.

    „Wir alle hier sind zufällige Beteiligte dieses sonderbaren Ereignisses – des Blühens der Tamilien."

    Aus der Ferne ertönte Glorias Stimme, übertönt von einem zunehmend lauten Läuten und immer berauschendere Gerüche.

    „Sie blühen immer spontan."

    Es flog der erste Schleier der blauen Tamilien, begleitet von der Melodie der Glöckchen über die Treppe, begleitet von roten, grünen, violetten Schleiern. Die Tamilien waren schon in Blicknähe, zum Greifen nahe. Alle Blüten schaukelten links-rechts auf ihren kleinen Stielen, über denen die großen üppigen Blütenblätter zahllose kleine Glöckchen bargen, die sich schaukelnd und in verschiedene Richtungen drehend Musiktöne hervorbrachten. Der Inspektor genoss diese Symphonie, die immer näher kam und immer angenehmer für Seele und Ohren wurde. Und in allen Gesichtern und in den Augen um sich herum spiegelte sich das wundersame Erlebnis. Er versuchte sich zu wundern, irgendeinen Schluss zu ziehen, die Erinnerung an ein wunderschönes Augenpaar zu wecken. vergebens. Alle konstruktiven und logischen Gedanken verschwanden bereits in den Augen, in denen sich die näherkommenden Tamilien spiegelten, die durch ihre wunderschöne Musik und ihren berauschenden Duft alle anderen Gedanken blockierten, die nicht in diesem Augenblick, an diesem Ort am Fuße des MÄDCHENS IN STEIN anwesend waren. Die Tamilien formten schnell einen fantastisch pittoresken, farbenfrohen und mit Musik untermauerten Kreis um die begeisterten, aber stumm verharrenden Gäste. Ein unsichtbarer Dirigent führte das Orchester in die Symphonie ein, mit der die Tamilien den Kreis verließen und einzeln den entzückten Gästen den Hof machten. Anmutig und verspielt streichelten sie die Gesichter der Gäste, drehten und wandten sich auf deren Handflächen, strichen über ihre Schultern, versetzten sie in einen zunehmend wilden Tanz, indem sie sie durch die einzigartige Musik des gigantischen Orchesters ermutigten und sie durch die betörenden Gerüche berauschten, die in ihren Köpfen sofort alle Barrieren zur Himmelspforte niederrissen. Auf einmal hatten alle das Gefühl, dass ihre Kehlen befreit seien. Sie konnten schreien, lachen. Und dennoch wurden ihre Sinne auch weiterhin von der Symphonie beherrscht, die ihr Tempo verlangsamte und ihren verschwitzten Körpern Einhalt gebot, um dem verrückten Rhythmus ihrer eigenen Herzen zu lauschen. Plötzlich verschwand vor ihren Augen die gerade erlebte Welt voller Schönheit und Genuss und die Realität fing sie ein sie wie einen Ausreißer aus der Gegenwart und weckte sie mit dem Anblick der hiesigen Welt, in der das kolossale MÄDCHEN IN STEIN gerade mit riesigen Tamilienketten geschmückt und durch die für sie komponierte Symphonie verführt wurde.

    „Die Tamilien werden in der Nacht eine nach der anderen einfach wieder verschwinden", schnaufte der vollschlanke Mann, während er sich sein Gesicht abtrocknete, das genauso verschwitzt war wie die Gesichter der umstehenden Menschen, in deren Augen der Wunsch nach einer Rückkehr in diese Welt sich spiegelte.

    Der Inspektor schaute sich vergeblich um. Gloria stand nicht mehr neben ihm und auch nicht zwischen den anderen Zuschauern. Wie ist es ihr gelungen, sich dem Einfluss der bezaubernden Atmosphäre zu widersetzen und die Festlichkeit während der Seance zu verlassen? Macht nichts. Heute Abend werde ich versuchen, mit ihrem Bild vor meinen Augen einzuschlafen.

    Es scheint, dass auch der heutige Tag schön sein wird. Routinemäßig drehte er den Zündschlüssel im Zündschloss. Das Brummen des Motors verlieh seinem Gesicht den Ausdruck von Zufriedenheit, und in seinen blauen Augen blitzte eine Entscheidung auf, deren unsichtbaren Schienen der gute alte HEROS folgte. Kurze Zeit später erschien hinter dem grünen Gipfel das MÄDCHEN IN STEIN, das er bald im Rückspiegel verabschiedete. Seine Aufmerksamkeit richtete er jetzt auf die Umgebung des Schlosses. Weit und breit nur das Schloss. Es schien, dass Stawbar das gesamte Land um das Schloss herum gekauft hatte. Bis zu dem Wald bei der Brücke! Diente das gesamte Land seinen angeblichen Projekten?

    Der HEROS donnerte über die Brücke und fuhr kurz danach auf eine Nebenstraße, über die rote kleine Sträucher rasten, die schon vor langer Zeit von den kahlen Hügeln geflohen waren. Die Straße führte zu einem verwahrlosten Parkplatz, an dem eine verrottete Tankstelle stand. Es war schon lange her, dass hier jemand übernachtet hatte.

    Die schlaff herabhängende Werbetafel quietschte im Wind, der über den Asphalt fegte, über den ab und zu ein kleiner roter Strauch dahinjagte, ohne die Absicht, wenigstens kurz einmal innezuhalten. Der Inspektor ging auf die offenstehende Tür des Motels zu, neben der jemand eine Bank zusammengeschustert und den improvisierten Mülleimer fleißig mit Bierdosen gefüllt hatte.

    „Hallo!? Ist jemand …?"

    Seinen Blick zogen die schwarzen Platten an, die hinter der Südseite des Motels schaukelten. Tamilien! Schwarz und ohne Glocken! Stumm und hässlich! Wo kommen die so weit vom Schloss entfernt her? Vielleicht hat der Wind ihre Samen verstreut. Überall um das Schloss herum?

    „Hallo!? Gibt es hier noch ein freies Zimmer für einen müden Reisenden?"

    Im Inneren des Motels herrschte Totenstille, die nur von dem gespenstischen Quietschen der herunterhängenden Werbetafel unterbrochen wurde, die wohl die Aufmerksamkeit von der gespenstischen Tankstelle ablenken sollte.

    „Hallo! Tim Tohrn, sind Sie da?"

    Der Inspektor empfand seine eigenen Worte als aussichtslosen Versuch, während seine Augen immer aufmerksamer den Schleier der schwarzen Tamilien beobachteten, der wie eine schlechte Vorahnung die blassgrünen Hänge verdeckte und wie ein schwarzer Tintenfleck in der farbenfrohen, mit der Kraft und der Eingebung der Natur gemalten Landschaft verschwand. Tamilien? Schwarze Tamilien haben nicht geblüht. Vielleicht dienen sie einem besonderen Zweck? Der Inspektor trat vorsichtig in den halbdunklen Raum. Eine dicke Staubschicht lag auf den leeren Wandregalen, und die ohne Strom alt gewordene Jukebox strahlte kaum mehr etwas von den Geschichten aus guten alten Zeiten aus. Ruhig zog er seine Pistole aus der Jacke und ging vorsichtig über die baufällige, knarrende Treppe nach oben. Dort angekommen, befand er sich in einem langen, dunklen Flur mit zahlreichen morschen Türen. Eine Tür ist geöffnet … aber? Schnell holte er ein Taschentuch aus seiner Tasche und hielt es vor Mund und Nase, die noch immer den intensiven Geruch spürten, der darauf hinzuweisen schien, dass der alte Tankstellenmann nicht mehr am Leben war. Bereits von der Türschwelle aus sah er, dass seine Vermutung richtig war: Der alte Mann saß auf der verschlissenen Couch mit vornübergebeugtem Kopf. Ein gewöhnlicher Beobachter hätte denken können, der alte Mann sei eingenickt, aber die weit geöffneten Augen, die bis vor kurzem noch mit Leben gefüllt waren, zeigten Leere. Haben ihn die schwarzen Tamilien auf Veranlassung von jemandem vergiftet? Ein kurzer Blick in das Zimmer zeigte das mehr als bescheidene Leben des alten Tankstellenmanns. Dieser uralte Fernseher ohne Strom hatte ihm dazu gedient, Erinnerungen in dieses Zimmer zu bringen und vor dem Schlafengehen die Filme zu sehen, in denen er immer die Hauptrolle spielte. Er saß lange auf der Bank vor der Tür, betroffen vom Schicksal des alten Tankstellenmanns, der nur deswegen sterben musste, weil er Besuch von einem Polizisten bekommen sollte, den er nicht kannte und auch nie sehen würde. Da kommen sie! Durch den Reigen der kleinen roten Sträucher fuhren ein Polizei- und ein Rettungswagen vor dem Motel vor.

    Leutnant Hiller sah von weitem, dass der Inspektor geknickt war. Er verlangsamte seinen Schritt und gab den anderen das Zeichen stehenzubleiben. Die blauen Augen voller Trauer und Schuldgefühl nahmen zunehmend eine felsenfeste Entschlossenheit an.

    „Er wurde mit Gas getötet, nur weil ich ihn besuchen wollte. Der Tod des alten Tankstellenmanns hat mich noch mehr in meinem Entschluss gefestigt, diesen Verbrecher zu finden und ihn der Gerechtigkeit zuzuführen."

    Er warf noch einen Blick auf die Tankstelle. Leutnant Hiller und die anderen werden ihre Arbeit routinemäßig machen und dann gehen. Die herunterhängende Werbetafel wird auch weiterhin im Wind quietschen, der neue Generationen roter Sträucher vorbeijagen wird. Und er, Inspektor Ron Manon, obwohl er gerade auf eine perfide und dreiste Weise gewarnt wurde, wird nicht seine Sachen packen und Scanlon nicht verlassen. Obwohl er noch keine richtigen Hinweise hatte, donnerte durch seinen Instinkt bereits aus der Ferne eine ganze Kavallerie mit Fahnenträgern, die einen geheimnisvollen Namen hatten.

    Auf der Hauptstraße

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