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eBook281 Seiten3 Stunden

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Über dieses E-Book

Erleben Sie die Spannung und das Geheimnis der besten Krimi-Bestseller und Gewinner der Beverly Hills Book Awards für den besten juristischen Thriller und eine Bronzemedaille in Belletristik. Mystery & Murder von Readers Favorite Intl. Buchpreise. Kritiker nennen den Autor "einen der stärksten Thrillerautoren der Szene".

Was wäre, wenn Mord so einfach wäre wie ein Knopfdruck?

Eine Menge anonymer Cyber-Stalker quält Anwalt Brent Marks mit diffamierenden Beiträgen im Internet in diesem fünften Roman der Legal-Thriller-Serie. Als ein mysteriöser anonymer Mörder wegen Mietstreiks angeklagt wird, wird Anwalt Marks des Mordes beschuldigt und befindet sich in einem verzweifelten Wettlauf, um seine Unschuld zu beweisen.

SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum9. Dez. 2021
ISBN9781071563892
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Autor

Kenneth Eade

Kenneth Eade is an American author known for his legal and political thrillers. Born and raised in Los Angeles, California, Eade graduated from the University of California, Northridge with a Bachelor of Arts. He then attended Southwestern Law School where he earned his Juris Doctor (J.D.) degree. After practicing law for thirty years, Eade turned his attention to writing. He published his first novel, "An Involuntary Spy," in 2013, which introduced readers to his signature blend of drama and political intrigue. The book received critical acclaim and was followed by a series of 20 successful novels, including the Brent Marks Legal Series (including "Predatory Kill," "A Patriot's Act," and "Unreasonable Force") and the Paladine Political Thriller Series (including "Paladine" and the award-winning "Traffick Stop"). Eade's novels often tackle controversial issues such as government surveillance, environmental pollution, and corporate malfeasance. His stories are grounded in his extensive knowledge of law and politics, and he is known for his meticulous research and attention to detail. In addition to his work as an author, Eade has been involved in various legal and political causes throughout his career. He has advocated for criminal justice reform and environmental protection, and has worked to raise awareness about issues such as police brutality and government corruption. Eade's books have been translated into several languages and have been optioned for film and television adaptations. He has received numerous accolades for his writing, including the prestigious RONE Award in 2017, Best Legal Thriller from Beverly Hills Book Awards (2015), and a two-time winner of the Reader's Favorite Awards in 2016 and 2017. He continues to write and publish new works, and is widely regarded as one of the top legal thriller writers of his generation. In the environmental arena, he is the author of the non-fiction works, “Bless the Bees” and “Dr. Gutman’s Microbiome Secrets.”

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    Buchvorschau

    Killer.com - Kenneth Eade

    MÖRDER.COM

    KENNETH EADE

    Für Joyce, meinem ersten und treuesten Fan

    »Es gibt keine Monster. Vor den Menschen musst du dich fürchten, nicht vor Monstern.«

    -Niccolo Ammaniti

    INHALTSVERZEICHNIS

    VORGESCHICHTE

    KAPITEL EINS

    KAPITEL ZWEI

    KAPITEL DREI

    KAPITEL VIER

    KAPITEL FÜNF

    KAPITEL SECHS

    KAPITEL SIEBEN

    KAPITEL ACHT

    KAPITEL NEUN

    KAPITEL ZEHN

    KAPITEL ELF

    KAPITEL ZWÖLF

    KAPITEL DREIZEHN

    KAPITEL VIERZEHN

    KAPITEL FÜNFZEHN

    KAPITEL SECHZEHN

    KAPITEL SIEBZEHN

    KAPITEL ACHTZEHN

    KAPITEL NEUNZEHN

    KAPITEL ZWANZIG

    KAPITEL EINUNDZWANZIG

    KAPITEL ZWEINUNDZWANZIG

    KAPITEL DREIUNDZWANZIG

    KAPITEL VIERUNDZWANZIG

    KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG

    KAPITEL SECHSUNDZWANZIG

    KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG

    KAPITEL ACHTUNDZWANZIG

    KAPITEL NEUNUNDZWANZIG

    KAPITEL DREISSIG

    KAPITEL EINUNDDREISSIG

    KAPITEL ZWEIUNDDREISSIG

    KAPITEL DREIUNDDREISSIG

    KAPITEL VIERUNDDREISSIG

    KAPITEL FÜNFUNDDREISSIG

    KAPITEL SECHSUNDDREISSIG

    KAPITEL SIEBENUNDDREISSIG

    KAPITEL ACHTUNDDREISSIG

    KAPITEL NEUNUNDDREISSIG

    KAPITEL VIERZIG

    KAPITEL EINUNDVIERZIG

    KAPITEL ZWEIUNDVIERZIG

    KAPITEL DREIUNDVIERZIG

    EPILOG

    NACHWORT

    ÜBER DEN AUTOR

    VORGESCHICHTE

    ––––––––

    Die Jungs der Hale Jr. Highschool stellten sich in ihren Sportuniformen, mit tomatenroten Shorts und gebleichten weißen Hemden, in sechs Reihen mit jeweils sieben Spielern auf. Es war ein strahlend schöner südkalifornischer Tag, die Sonne strahlte hoch über dem Feld, auf dem die Jungs aufgestellt waren. Jedes Team hatte einen Leader, der einem Coach namens Vince Nieman unterstand, der selbst nichts weiter war als ein erwachsener Junge: Ein ehemaliger Offensive Tackle, der gut genug war, um sich gegen ein Footballstipendium auf der Highschool einen Platz auf der Spielerbank zu sichern. Nun war er für nichts mehr anderes zu gebrauchen als Sport zu unterrichten. Brents Teamleader Russ Carlton war ein klobiger, rothaariger mittelmäßiger Schüler mit Sommersprossen im Gesicht, dem jeder bereits in der Mittelschule eine Karriere als Verbrecher vorausgesagt hätte, d. h. mit Ausnahme von Coach Nieman, der seine Muskeln für die Gruppenkontrolle nützlich hielt.

    Brent lies den Kopf hängen und reihte sich ein. Er hasste Sportunterricht, machte jedoch keinen Hehl daraus.

    »Marquez, du bist ne Schwuchtel!«, schoss Russ Carlton hervor.

    »Eine schwanzlose Schwuchtel!«, schaltete sich ein anderer ein.

    »Du bist eine schwanzlose, blasende Schwuchtel!« Plötzlich stimmten alle im Chor ein.

    »Mach schon, Steinman!«, befahl Russ.

    Dies war das Stichwort für Gary Steinman, einem schmächtigen, krank aussehenden Jungen, mit wuscheligem, krausem braunen Haar, der sich hinter Brent einreihte. Mit beiden Händen schnappte er sich den Bund von Brents Shorts und Unterwäsche und zog diese mit all seiner Kraft nach unten, bis sie an Brents Knöchel baumelten. Garys Bemühungen wurden mit einer Kakofonie schallenden Gelächters von der gesamten Gruppe belohnt.

    Als Brent seine Shorts wieder hochzog und begann wegzulaufen, sagte Russ bestätigend zur Gruppe: »Seht ihr, ich habs euch doch gleich gesagt, dass er ne Schwuchtel ist!«

    »Ja, was für ein Schlappschwanz!«, rief Gary.

    Brent lief an Coach Nieman vorbei, in den Umkleideraum hinein.

    »He, wo willst du hin Marquez?« fragte der Coach. Brent beachtete ihn nicht. Dann drehte er sich zu Russ um. »Carlton, du gehst jetzt zu Marquez und holst ihn wieder hierher.«

    »Los, komm, Steinman«, befahl Russ, als er Brent in den Umkleideraum hinterherlief. Steinman folgte ihm wie ein abgerichteter Hund.

    Brent drehte das Schloss seines Spindes um und öffnete ihn. Der Umkleideraum müffelte nach einer Mischung aus Achselschweiß, verschwitzten Hoden und schmutzigen, muffigen Socken. Er steckte gerade ein Bein in die Jeans, als die beiden hereinkamen.

    »Zieh dich wieder um, Marquez. Der Coach will dich wieder da draußen haben.«

    Brent tat so, als ob er Russ nicht hörte und zog weiter seine Straßenkleidung an.

    »He Schwuchtel, bist du taub?«, fragte Steinman.

    »Ich habe gehört, was du gesagt hast. Aber ich werde nicht hinausgehen.«

    »Schnapp ihn dir, Steinman«, sagte Russ, als er Gary Steinmann auf Brent schubste, wobei Brent mit dem Rücken an den Spind schlug. Wie eine Kobra stürzte sich Brent auf Steinman, grabschte dessen linken Arm, drehte ihn hinter seinen Rücken, und drückte mit aller Kraft nach oben, sodass Steinman winselte, als er sich umdrehte und mit der Nase gegen die Spindtür knallte.

    »Wer ist jetzt hier die Schwuchtel, Steinman?«, bellte Brent in dessen Ohr.

    »Lass ihn los, Marquez oder du bekommst es mit mir zu tun«, drohte Russ Carlton. Brent ignorierte Carlton und drückte weiter an Steinmans Arm.

    »Was ist hier los?«. Coach Niemans Stimme schallte durch den ganzen Umkleideraum. Brent drückte weiter. Er drückte so stark an Steinmans Arm, bis er glaubte, ihn zu brechen und grub dessen Gesicht noch weiter in die Spindtür hinein. Steinmans Nickelbrille bog sich auf der Nase, fiel herunter und schlug auf dem schmutzigen Boden des Umkleideraums auf.

    »Es wird nicht gekämpft, Marquez. Lass ihn sofort los!«, schnauzte Nieman. Brent lies Steinman los und stieß ihn zu Boden. »Ihr beide geht wieder nach draußen. Marquez ins Schulleiterbüro, dalli, dalli!«

    »Das ist noch lange nicht vorbei, Schwuchtel!«, sagte Russ im Rückwärtsgang und zeigte bedrohlich mit dem Finger auf Brent.

    ***

    Brent verließ das Büro des stellvertretenden Schulleiters mit einem zweitägigen Schulverweis, mit dem er aber ganz gut klar kam. Für ihn war diese Schule nichts weiter als ein Ödland mit halbwüchsigem Abschaum. Der Unterricht war ein Witz und die sogenannten Schüler schienen an einem Wettbewerb teilzunehmen, um herauszufinden, wer wohl hier der dümmste von allen ist.

    Als Brent das Schloss seiner Spindtür verriegelte und er sich umdrehte, standen dort plötzlich Russ Carlton und etwa acht seiner Freunde vor ihm. Was für eine Überraschung.

    »Du willst kämpfen, Schlappschwanz?«, sagte Carlton und schob Brent so stark gegen den Spind, dass sich das Zahlenschloss in seine Wirbelsäule grub. »Ich gebe dir einen Tritt in den Arsch!« Brent wagte es nicht, sich zu wehren. Sie waren zu zahlreich. Er kam wieder auf die Beine und Steinman schob ihn in den Spind zurück, gefolgt von einem Bodyslam (Wurf auf den Boden) von Nate, einem weiteren Stoß von Joe und einem Magenschlag von Briscoe.

    »Nennst du das hier einen fairen Kampf?«, sagte Brent nach Luft ringend. »Einer gegen fünf?«

    Russ lachte gackernd wie ein Huhn. »Der Mexikaner will einen fairen Kampf!«

    »Ich bin kein Mexikaner.«

    »Tut mir leid, hatte ich vergessen. Ich nehme an, dass es nicht deine braune Haut ist, oder? Du hast dir wahrscheinlich Scheiße drauf geschmiert.« Russ lachte erneut und seine kriminelle Bande stimmte mit ein. Er beugte sich so nahe zu Brent vor, dass Brent seinen toten Fischatem riechen konnte, dann schnüffelte er an Brents Hals und zog eine Grimasse.

    »Für mich riecht es nach Bohnen. Was meinst du Briscoe?«

    Briscoe steckte seine große, lange Nase direkt unter Brents Ohrläppchen und schnüffelte.

    »Japp, Bohnen und Tortillas.«

    »Dann ist es spruchreif, Marquez, du bist ein Bohnenfresser!«, sagte Russ mit einem dröhnenden Gelächter zum Chor der Lachsalven und dem Glucksen der anderen um ihn herum.

    »Ich will dir mal was sagen. Steinman hier muss sich noch seine Flügel verdienen. Außerdem war das kein fairer Kampf im Umkleideraum heute.«

    »Ja genau, er wurde noch nicht eingeweiht«, sagte Briscoe.

    »Hab ich bei dir geklingelt, Hundeatem? Wie ich bereits sagte, Steinmann braucht seinen ersten Kampf. Samstag, 12 Uhr, Knapp Park. Es ist in deinem Interesse, dort zu sein, sonst kommen wir dich holen, und du kannst dir vorstellen, was das bedeutet.«

    Russ knallte Brent wieder gegen die Spindtür und ging weg, gefolgt von Steinman und den anderen Jungs. Brent fiel mit dem Hintern auf den Betonboden. Er sammelte sich, stand auf, klopfte den Staub von den Knien seiner schmutzigen Jeans und entschied auf der Stelle, dass er niemals mehr vor irgendeinem Mobber einen Rückzieher machen würde.

    KAPITEL EINS

    ––––––––

    Matthew Kronenberg (unter vielen Juristen, die seinen Gerichtssaal betraten, als „Kronendepp‘ bekannt), hatte einen Napoleon-Komplex, ein typisches Merkmal vieler Bundesrichter. Genau wie seine Brüder war auch er von Präsident George W. Bush auf Vorschlag des lokalen Kongressabgeordneten auf Lebenszeit ernannt worden. Tagtäglich marschierte der kleine Mann die Treppe hoch und ließ sich ganz oben auf der Richterbank nieder, um Fremde zu verurteilen, die er noch nie zuvor gesehen hatte. Richter Kronenberg hatte heute den Entschluss gefasst, Brent Marks Verleumdungsfall zu töten, und daran gab es nichts zu rütteln, obwohl er seine Entscheidung als ›Vorbehaltsurteil‹ bezeichnete und Brent, der natürlich dagegen war, gebeten hatte, dem Richter Argumente vorzulegen, bevor er den Hammer zur Urteilsverkündigung schlägt. Der Richter zog permanent eine Grimasse, als würde er konstant unter Verstopfung leiden. So wie Brents Mutter immer über solche Leute zu sagen pflegte: »Würde er lächeln, bekäme sein Gesicht Risse.«

    Bei diesem Fall ging es um Diffamierungen im Internet – und alle galten Brent. Es war nicht das erste Mal, dass er sich gegen Mobber wehren musste, aber vorher war es einfacher, denn sie konnten sich nicht hinter einer anonymen Wand wie dem Internet verstecken. Während seiner Teenagerzeit hatte er diese Tyrannen so oft konfrontieren müssen, dass sein Vater sogar den Familiennamen von Marquez in Marks ändern ließ. Mobber wählen einen oder mehrere deiner Charakterzüge und schlachten sie aus. In diesem Fall war es Brents Familienname. Sein Vater Jose Marquez war aus Spanien eingewandert, noch bevor er Brents Mutter kennenlernte. Als Brent geboren wurde, hatte sich Jose niemals vorstellen können, welche Probleme dieser Name seinem Sohn bereiten würde. Die Mobber konzentrierten sich auf den Familiennamen, nannten Brent einen Mexikaner und Brent fragte sich immer, was denn so schlimm daran wäre. Mit dem dunkelbraunen Haar hätte er spielend als Mexikaner durchgehen können. Die hellbraunen Augen sahen oftmals dunkler aus, aber war größer als die meisten Mexikaner. Er sprach fließend Spanisch, was ihm früher geholfen hatte, da zufälligerweise viele seiner Kunden in Santa Barbara Mexikaner waren.

    Brent stellte sich gegenüber vom Richter ans Podium. Um Eindruck zu machen, trug er seinen besten grauen Anzug mit kobaltblauem Hemd und Button-Down-Kragen, der ihn jedoch nicht vor dem Sturm schützen würde, der gleich auf ihn niederprasselte. Niemals einen Rückzieher machen. Großes Mantra, dachte er, als er dem Urteil von dem Mann ins Auge sah, der gerade dabei war, ihn von einem Kläger in einen Angeklagten zu verwandeln.

    »Euer Ehren, um diese Klage abweisen zu können, muss der Angeklagte beweisen, dass die zur Debatte stehende Behauptung dem Schutz des Grundsatzes der freien Meinungsäußerung unterliegt. Dies ist unmöglich, da diese Aussage als solche diffamierend ist und diffamierende Aussagen gehören laut Grundgesetz nicht zur freien Meinungsäußerung. Zweitens muss er den Beweis erbringen, dass die Aussage von öffentlichem Interesse ist.

    »Die diffamierenden Aussagen galten mir persönlich, Euer Ehren. Ich bin weder Schauspieler, Präsident oder Kongress-abgeordneter noch bin ich Bundesrichter wie Sie. Ich bin nur eine ganz normale Person, die es nicht schätzt, von Cyberstalkern im Internet durch den Schmutz gezogen zu werden. Daher gehöre ich nicht zu Personen von öffentlichem Interesse, und dies kann definitionsgemäß keine taktische Klage gegen öffentliche Beteiligung sein. Die Beklagten dieses Falles versuchen, sich der zivilrechtlichen Haftbarkeit zu entziehen, was eine unsachgemäße Anwendung des SLAPP-Gesetzes unter dem Hilton-Fall bedeutet.«

    Brents Gegenseite, Geoffrey Kelley von Noble, Saperstein und Kelley wäre ihm am liebsten ins Wort gefallen. Er sah aus, als würde er aus seinem dreiteiligen Anzug herausschießen wie eine brandneue Zahnpastatube, die zu stark gedrückt wurde. Er biss sich ständig auf die Lippen und wackelte ungeduldig auf dem Stuhl hin und her, konnte es kaum erwarten, zu Wort zu kommen. Aber Brent war entschlossen, seine ihm zugeteilten zehn Minuten für die Argumentation auszunutzen. Wenn seine Verleumdungsklage abgewiesen würde, hätte dies zwei Konsequenzen. Er hätte eine Menge Unkosten am Hals und es gäbe noch mehr diffamierende Aussagen gegen ihn im Internet; diesmal unbestraft. Es wäre ein Freibrief für alle, Verleumdungen in die Welt zu setzen; eine Gelegenheit, mit Stöcken und Steinen zu werfen und Brent mit irgendwelchen Namen zu beleidigen, ihm sogar schreckliche, illegale oder unmoralische Dinge anzuhängen, ganz gleich, was ihnen einfiele.

    »Weiterhin, Euer Ehren, wird in Ihrem Vorbehaltsurteil dargelegt, dass die anonymen Beiträge, die mich des Gelddiebstahls und des Trickbetrugs bezichtigen, unanfechtbare ›Meinungen‹ sind. Dies sind keine Meinungen. Es sind Beschuldigungen eines Verbrechens, und dies ist eine ›Diffamierung schlechthin‹, die einen Vorsatz beinhalten, und dies ist eine Frage für die Geschworenen. Sie kann nicht durch diesen Antrag gelöst werden.«

    Brent hätte Kronendepp am liebsten gesagt, was er von ihm hält, aber das hätte ihm nur wegen Missachtung des Gerichts eine Fahrkarte ohne Rückfahrschein ins Gefängnis beschert.

    »Mr Marks, Sie haben in diesem Fall die Website verklagt. Was ist mit dem Providerprivileg unter dem Communications Decency Act, in dem es heißt, dass kein Provider oder Benutzer eines interaktiven Computerangebots als Autor von Informationen, die von einem anderen Informationsanbieter stammen, behandelt werden darf?«, fragte der Richter.

    Communications Decency - Bewahrung der Anstandsformen bei der Kommunikation. Was für eine Bezeichnung für ein Gesetz, das Menschen erlaubt, den guten Ruf anderer Menschen anonym im Internet zu beschmutzen, dachte Brent. An diesen Kommunikationen war gar nichts ›anständig‹. Kronendepp kannte bereits seine Antwort auf diese Frage. Brents Antwort war für ihn unerheblich.

    »Euer Ehren, ich habe die Website verklagt, weil sie nicht nur als Internetanbieter handeln, der seinen Nutzern die Möglichkeit gibt, in einem Forum ihre diffamierenden Erklärungen abzugeben, sondern weil sie mit ihrem eigenen Material diese Gespräche moderieren und dazu beitragen. Dadurch werden sie ebenso zu einem Inhaltsanbieter; daher entfällt das Providerprivileg des Communications Decency Acts, und ich beziehe mich hier auf den Kruska-Fall, den ich in meinem Schriftsatz erwähnt habe.

    Außerdem werde ich ohne die Website des Beklagten dieses Falles, niemals erfahren, wer diese Verleumdungen verbreitet. Dies ist eine Diffamierungsseite, die Cyberstalker bedient, Euer Ehren, die nichts weiter sind als erwachsene Mobber. Es sollte ihnen nicht erlaubt sein, meine Anschrift, Fotos von meinem Haus, und meine geheime Rufnummer zu veröffentlichen. Dies ist eine Verletzung des Datenschutzes.«

    Brent war dabei, in Flammen aufzugehen. Der schleimige Cybermob war wahrscheinlich gerade dabei neue Mitglieder aufzunehmen und sich für einen weiteren Ansturm der üblen Nachrede und Verleumdung gegen ihn zu rüsten. ›Brent war ein Gauner und ein Winkeladvokat und sollte daher von der Anwaltskammer ausgeschlossen werden‹: Dies waren Meinungsäußerungen, die von der Ersten Änderung des Gesetzes geschützt wurden.

    »Mr Marks, Ihre Zeit ist um. Das Gericht erteilt das Wort an Mr Kelley.«

    Richter reden nie von sich selbst in der ersten Person, immer nur in der dritten Person, wie die Königin von England. Kelley stand auf und stolperte fast über seine Schnürsenkel. Er war so aufgeregt, dass er Brent auf seinem Weg zum Stehpult fast angerempelt hatte. Brent hielt sich gerade noch zurück, ihm ‚versehentlich‘ ein Bein zu stellen. Sein Bauch hing über dem Gürtel, und durch den aufgesprungenen Knopf war etwas fette Haut zu sehen.

    »Danke, Euer Ehren. Der Beklagte hat ausreichend nachgewiesen, dass die gemachten Äußerungen zu der von der Verfassung geschützten Meinungsäußerung gehört, und dass, da sie Mr Marks betreffen, der ein in Kalifornien lizenzierter Anwalt ist, diese Angelegenheiten die Öffentlichkeit interessieren könnte. Daher sind diese Äußerungen in der Tat öffentliches Interesse und ich berufe mich hier auf den Fall Nygard gegen Uusi-Kerttula.

    »Da wir bewiesen haben, dass diese Äußerungen von der Verfassung geschützt und zudem noch von öffentlichem Interesse sind, ist Mr Marks verpflichtet, zu beweisen, dass seine Klage berechtigt ist. Dazu ist er scheinbar nicht in der Lage.

    Ach was, wirklich? Ich hatte bisher nicht die geringste Chance, irgendwelche Nachforschungen anzustellen.

    Schlussendlich, erteilt der Communications Decency Act solchen Internetprovidern Immunität, die lediglich von Benutzern erzeugte Inhalte veröffentlichen, so wie mein Klient. Es ist Mr Marks freigestellt, Dritte zu verklagen, die diesen Inhalt erzeugt haben, aber nicht den interaktiven Computerservice, der es ermöglicht hat, diesen Nutzerinhalt online zu stellen.«

    Ja, ja, alles was ich tun muss, ist, 007, Shyster Crusher und den Kettenhund anzuklagen, die sich alle hinter der Schürze deines Klienten verstecken, mein lieber Ge-offrey. 

    »Das Gericht wird in diesem Fall das Vorbehaltsurteil anwenden und die Klage abweisen«, sagte der Richter. »Der Fall ist abgewiesen und Sie Mr Marks werden aufgefordert, die Anwaltskosten der Gegenpartei in Höhe von 50.000 USD zu zahlen.«

    Okay. Lassen Sie mich nur schnell ans Auto gehen und mein Scheckheft holen. Oder nehmen Sie auch American Express?

    Nun war es offiziell. Brent Marks, einst ein normaler Bürger, der zufälligerweise auch ein Anwalt ist, wurde nun zu einer Person von öffentlichem Interesse ohne Recht auf Privatleben. Von jetzt an könnte jeder irgendetwas von ihm behaupten, ob es stimmt oder nicht, und er konnte nichts dagegen tun.

    Anstatt des Händeschüttelns wie nach einem fairen Sportkampf, sagte Kelly zu Brent mit einem breiten Grinsen, das seine gezackten Zähne zum Vorschein kommen ließ: »Wir sehen uns im Prozess wegen falscher Anschuldigung, Marks.« Venusfliegenfalle.

    Der Funken in Brents zeitweise grünen und zeitweise braunen Haselnussaugen war verschwunden. Brent Marks, einst

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