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Süderende: Insel-Krimi
Süderende: Insel-Krimi
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eBook408 Seiten5 Stunden

Süderende: Insel-Krimi

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Über dieses E-Book

Eine junge Frau liegt tot im Hotel »Wiesenweg« in Vitte. Ihr Begleiter, der Rüganer Tourismusmanager, verschwindet spurlos beim »Insellauf«. Stefan Rieder, inzwischen Chef der Sonderkommission »Ostseeküste« in Stralsund, kehrt nach Hiddensee zurück. Gemeinsam mit der Inselpolizistin Nelly Blohm übernimmt er den Fall. Als in Baabe auch noch ein Augenzeuge ermordet wird, nimmt der Fall für Blohm und Rieder eine überraschende, aber lebensgefährliche Wendung …
In gekonnt und gewohnt unterhalt­samer Manier lässt Herden sein neues Dream-Team ermitteln. Spannung pur!
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum30. Apr. 2020
ISBN9783963113598
Süderende: Insel-Krimi
Autor

Tim Herden

Tim Herden, geb. 1965 in Halle (Saale), arbeitete nach dem Studium der Journalistik in Leipzig zunächst als wissenschaftlicher Assistent und Journalist, ehe er 1991 Redakteur beim Mitteldeutschen Rundfunk in Dresden wurde. Heute leitet er das Hauptstadtstudio des Senders in Berlin. 2010 veröffentlichte er seinen ersten Hiddensee-Krimi „Gellengold“ im Mitteldeutschen Verlag, dem er bisher sechs weitere folgen ließ.

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    Buchvorschau

    Süderende - Tim Herden

    erfüllen.

    I

    Sophie hatte ihren Zoo aus Kuscheltieren um sich im Bett versammelt. Leise erteilte sie den Teddybären, Äffchen und Hasen leise Anweisungen. Sie spielte ihre Erlebnisse aus dem Kindergarten nach, teilte sie zum Spielen mit Bauklötzen oder zum Basteln ein, kritisierte und lobte, je nachdem, wie die Tierschar ihre gestellten Aufgaben erfüllte. Rieder hatte sich auf die Seite gelegt und beobachtete seine dreijährige Tochter bei ihrem Spiel. Die Vaterwochenenden alle vierzehn Tage waren noch nicht lange Normalität. Ihre Mutter hatte sich dagegen gewehrt. Nur seine Beharrlichkeit und Geduld hatten den Widerstand von Rieders Ex-Freundin Charlotte Dobbert gebrochen. Zunächst durfte er Sophie nur unter ihrer Aufsicht in der kleinen Wohnung über dem „Strandcafé in Neuendorf besuchen. Dann aber hatte sie zugestimmt, dass Sophie zunächst die Nacht von Samstag auf Sonntag in Rieders kleinem Haus im Vitter Wiesenweg verbringen durfte. Mittlerweile blieb Sophie das ganze Wochenende von Freitagabend bis Sonntagabend bei ihm. Nachdem Sophie zunächst ein wenig gefremdelt hatte, liebte sie inzwischen ihren Vater. Sie lief ihm schon entgegen, wenn er von der Fähre kommend am „Strandcafé eintraf, und weinte bitterlich, wenn er sich von ihr verabschiedete und mit dem letzten Schiff am Sonntag die Rückreise nach Stralsund antrat.

    Rieder schaute aus dem kleinen Dachfenster. Die Morgensonne schien durch die hohen Eschen hinter dem Grundstück am Wiesenweg. Es würde ein schöner Frühlingstag auf Hiddensee werden. Er überlegte, was er mit seiner Tochter auf der Insel unternehmen könnte. Auf alle Fälle stand der Spielplatz hinterm Supermarkt auf dem Programm. Vielleicht öffnete auch schon das Café in der Figurensammlung „Homunkulus". Er könnte auf der Holzterrasse einen Tee trinken, während Sophie die Spielgeräte erkundete. Aber sie würde ihm keine lange Ruhepause gönnen. Denn zum Schaukeln brauchte sie ihn als Anschieber. Sie jauchzte immer laut, wenn sie dann durch die Luft glitt. Danach war vielleicht noch ein kleiner Strandspaziergang drin. Am Nachmittag waren beide, wie an jedem Vaterwochenende, bei seinen Nachbarn Malte und Dora Fittkau zum Kaffee eingeladen.

    Für Rieder waren die Wochenenden mit seiner Tochter auf der Insel immer eine schöne Abwechslung zu seinem Alltag als Leiter der Sonderkommission „Ostseeküste" bei der Polizeidirektion Stralsund. Charlotte hatte große Zweifel gehabt, ob er trotz des Jobs die Verabredungen mit seiner Tochter einhalten würde. Zu ihrer Überraschung war er immer pünktlich. Noch nie hatte er ein Treffen abgesagt. Allerdings wäre das ohne Verständnis des Polizeidirektors Bökemüller und die Hilfsbereitschaft seines Stellvertreters, Holm Behm, nicht möglich gewesen. Sie hielten ihm den Rücken frei. Nur Staatsanwalt Podewin rümpfte die Nase, wenn Rieder trotz laufender Ermittlungen an seinen Vaterwochenenden abwesend war. Aber Podewin und Rieder würden sowieso keine Freunde mehr werden. Ansonsten hatte sich die Beziehung zwischen Rieder und Charlotte Dobbert normalisiert. Mehr aber auch nicht. Beide waren jetzt zwar schon so weit, bei der Übergabe des Kindes nicht nur wenige organisatorische Sätze zu wechseln – neuerdings bat ihn Charlotte sogar auf einen Tee ins Café –, doch gingen ihre Gespräche kaum über Allgemeinplätze hinaus. Manchmal ertappte sich Rieder bei dem Gedanken, wie es wäre, wenn Charlotte, Sophie und er zusammenleben würden. Ein Problem wäre schon seine Arbeit als Soko-Chef. Immerhin war er die Woche über in Stralsund oder zwischen Darß und Usedom unterwegs. Wie es seine Einsätze erforderten. Um Sophie ein Zuhause zu bieten, hatte er das kleine Kapitänshaus im Wiesenweg in Vitte umbauen lassen. Es gab jetzt ein richtiges, wenn auch sehr kleines Bad. Der Ofen funktionierte wieder, ohne gleich das ganze Wohnzimmer in Rauch zu hüllen. Er hatte ihn von einem der letzten Ofenbauer auf Rügen neu aufbauen lassen. Das Haus war jetzt winterfest und konnte das ganze Jahr durch bewohnt werden. Rieder verbrachte deshalb auch die Wochenenden ohne Sophie und seine freien Tage auf der Insel. In Stralsund bewohnte er nur ein möbliertes Einzimmerappartement. Hiddensee war ihm zur Heimat geworden.

    Es wurde langsam Zeit für das Frühstück. Rieder überlegte, ob er nicht mit Sophie noch zum Supermarkt fahren sollte, um frische Brötchen zu holen. Da klopfte es ziemlich heftig an der Haustür. Rieder schaute Sophie an, die aufgehört hatte zu spielen. „Wer kommt uns den jetzt in aller Herrgottsfrühe besuchen?, fragte er sie. Sie schüttelte ratlos den Kopf. Rieder befürchtete sofort, es könnte Charlotte sein. Vielleicht wollte sie Sophie zurückholen. Er lief zur Holztür der Schlafkammer und rief von oben: „Ich komme gleich. Moment. Er zog schnell Hose und T-Shirt an, nahm seine Tochter auf den Arm und balancierte die schmale Stiege nach unten. Vor der Tür stand Inselarzt Doktor Möselbeck. „Morgen, Doktor, sagte Rieder etwas verwundert. „Was kann ich für Sie tun?

    Sophie schlang ihre Arme fester um Rieders Hals. „Bin nicht krank, flüsterte sie ihm ins Ohr. Rieder wusste von Charlotte, dass seine Tochter Besuche beim Arzt nicht besonders mochte. Er schüttelte den Kopf und strich ihr sanft über den Rücken. „Nein, Schätzchen. Der Doktor will zu mir.

    Möselbeck nickte. „Wir haben ein Problem. Nebenan im ‚Hotel Wiesenweg‘." Dabei deutete der Arzt auf das Nachbargrundstück neben Rieders Haus. Früher war dort die Post gewesen. Im letzten Jahr hatte ein Investor aus Stralsund das Gebäude zu einem Hotel umgebaut. Rieder folgte mit seinem Blick Möselbecks Handbewegung, konnte aber nichts Ungewöhnliches entdecken.

    „Es gibt eine Tote."

    Rieder zog die Augenbrauen hoch und wies mit dem Kopf auf seine Tochter.

    „Tote, echote auch sogleich Sophie. Rieder freute sich jetzt schon darauf, seiner Tochter dieses neue Wort erklären zu müssen. Ganz zu schweigen von der Rüge, die ihm Charlotte erteilen würde, wenn sie ihren erweiterten Wortschatz ihrer Mutter gegenüber gebrauchen würde. Er setzte Sophie ab. „Geh mal ins Wohnzimmer. Sammle deine Plüschtiere ein und setze sie auf die Bank, damit sie mit uns frühstücken können. Nachdem Sophie verschwunden war, zog er die Tür hinter sich zu.

    „Was heißt ‚eine Tote‘? Ist eine Urlauberin gestorben oder was mit Frau Timm …"

    „Nein, nein. Frau Timm geht es gut", wiegelte Möselbeck ab. Frau Timm war die gute Seele des Hotels. Früh kümmerte sie sich um das Frühstück für die Gäste. Danach machte sie die Appartements sauber. Ab und zu wechselte Rieder mit ihr über den Gartenzaun ein paar Worte.

    „Aber sie hat eine junge Frau leblos in ihrem Bett in einem der Zimmer entdeckt, klärte ihn der Inselarzt auf. „Sie hat mich gerufen, aber ich kann weder Spuren für einen natürlichen noch für einen unnatürlichen Tod feststellen.

    „Also ungeklärter Todesfall, kommentierte Rieder. Er kratzte sich am Kopf. Er wusste, was das bedeutete. Die Polizei musste tätig werden, und zwar mit dem „ganzen Besteck. Spurensicherung, Rechtsmediziner, Zeugenbefragung. Rieder konnte zudem eins und eins zusammenzählen. Eine tote Urlauberin auf Hiddensee? Der Fall würde bei der Soko „Ostseeküste landen, also auf seinem Schreibtisch. Darauf hatte er an seinem Vaterwochenende nun gar keine Lust. „Ich habe frei und bin nicht im Dienst. Sie sehen ja selbst. Meine Tochter ist zu Besuch. Dafür ist auch eigentlich Frau Blohm zuständig.

    Möselbeck verzog das Gesicht und wog den Kopf hin und her. „Frau Timm wollte, dass Sie sich das erst einmal ansehen. Sie fürchtet, die Blohm macht gleich großen Wind und würde damit die übrigen Gäste ängstigen."

    Nelly Blohm hatte vor drei Jahren Ole Damp als Leiterin des Inselreviers in Vitte abgelöst. Seitdem machte sich zur Rieders Überraschung eine gewisse Damp-Nostalgie auf Hiddensee breit. So lange er als Inselpolizist tätig gewesen war, hatten sich die Insulaner über ihn lustig gemacht. Besonders über seinen aussichtslosen Kampf für die Verkehrssicherheit der Fahrräder auf der autofreien Insel. Ansonsten hatte Damp die Hiddenseer in Ruhe gelassen. Nun war er der Liebe wegen nach Thüringen verzogen. Er hatte dort geheiratet und leitete nun ein kleines Revier in der Rhön. Rieder hielt mit ihm Kontakt. Damp wirkte dort glücklich und zufrieden. Nur die Ostsee fehlte ihm sehr. Einmal im Jahr kam er auf die Insel. Dann trafen sich beide in der „Buhne XI" und es wurde ein langer Abend. Meist kam dann auch noch Rieders Nachbar Malte Fittkau vorbei. Früher hatte er sich manchen Zwist mit Damp geliefert und ihm ein paar Streiche gespielt. Heute lachten sie über die alten Geschichten. Zusammen zogen sie dann mit ein paar Bier bei Sonnenuntergang zum Strand, und Rieder entdeckte jedes Jahr bei Damp ein paar Tränen, wenn der rote Ball im Meer verschwand.

    Bei Damps Nachfolgerin Nelly Blohm lief es nun anders. Sie achtete mangels akuter Fälle penibel auf Ordnung und Sicherheit auf der Insel. Wer seinen Sperrmüll auf der Straße lagerte, wessen Fahrrad weder über funktionierendes Licht noch Bremse verfügte, wer die Meldebescheinigung für seine Gäste nicht rechtzeitig bei ihr ablieferte, musste mit einem sofortigen Bußgeldbescheid rechnen. Der wurde nicht mehr per Post zugestellt, damit man sich nicht mit der Insellage herausreden konnte, ihn nicht erhalten zu haben. Er wurde direkt aus einem kleinen Computer ausgedruckt, den sie immer bei sich führte, und gleich dem Delinquenten in die Hand gedrückt. Wer nicht zahlte und die Mahnungen ignorierte, durfte mit Haft rechnen. Zwei Insulaner hatte dieses Schicksal schon getroffen. Zur Abschreckung führte sie Nelly Blohm an Handschellen vom Revier in Vitte zum Fähranleger. Auch die Kontrolle der Kurkarten hatte sie übernommen. Die Kapitäne der Fähren und Ausflugsschiffe ermahnten bereits während der Überfahrt, die Pappkarte immer bei sich zu tragen, auch am Strand, und der Frau in der blauen Uniform besser aus dem Weg zu gehen. Die Hiddenseer schüttelten über Nellys Auftreten nur den Kopf. Sie hatten ihr den Spitznamen „Lady Gnadenlos" verpasst. Auch Rieder war mit ihr schon aneinandergeraten. Sein Gartenzaun wurde eigentlich nur noch von den Zweigen der Rosenhecke dahinter gehalten. Die Holzpfähle waren morsch und brüchig. Nellys Auge hatte das erspäht, und sie hatte ihm eine Frist von vierzehn Tagen gesetzt, dem Missstand Abhilfe zu schaffen. Rieder bekam so schnell weder Material noch Handwerker. So traf auch ihn Nellys Bannstrahl. Zweihundert Euro musste er Strafe zahlen, weil er mit seinem kaputten Zaun die öffentliche Sicherheit gefährde. Rieder hatte das Bußgeld ohne Widerspruch bezahlt und mit Maltes Hilfe den Zaun leidlich ausgebessert. Immerhin hatte Malte ein wahres Holzlager in seinem Schuppen. Er sammelte alles ein, was auf der Insel herrenlos herumlag, aber durchaus noch zu gebrauchen war. Und wenn auch nur als Nachschub für seinen Ofen. So fanden sich auch ein paar Latten und Pfosten, um den Zaun wieder zu richten.

    Als er Bökemüller davon erzählte, runzelte sein Chef die Stirn. „Sie überzieht, grummelte er. „Sie will uns damit beweisen, dass sie eine gute Polizistin ist. Ihre Bewerbung für die Soko „Ostseeküste war auf erheblichen Druck von Staatsanwalt Podewin abgelehnt worden. Nelly hatte einfach zu oft die gesetzlichen Grenzen für polizeiliche Ermittlungen deutlich überschritten. Nur mit viel Glück und durch die Fürsprache Bökemüllers war sie einer Entlassung aus dem Polizeidienst entgangen. Aber auch Rieder war froh über diese Entscheidung gegen die Polizistin aus Bergen gewesen. Denn eine Zusammenarbeit zwischen Rieder und Nelly Blohm bei der Soko „Ostseeküste wäre schwierig, wenn nicht sogar unmöglich gewesen, weil sie eine Hassliebe verband. Sie hatten vor drei Jahren eine kurze Affäre gehabt, nicht mehr als ein One-Night-Stand. Kurz darauf war Rieder untergetaucht, um undercover den Mörder des Hiddenseer Bauunternehmers Stein zu verfolgen und dann auch zu stellen. Offiziell lag Rieder im Koma in einem Krankenhaus in Flensburg und war nicht ansprechbar. Nelly hatte er über die Aktion im Unklaren gelassen. Das empfand sie als Vertrauensbruch und trug es ihm immer noch nach. Obwohl es auf der kleinen Ostseeinsel schwer war, gelang es beiden, sich auf Hiddensee aus dem Weg zu gehen. Dafür pflegten ihre Kinder eine enge Freundschaft. Nellys Sohn Lukas besuchte den Hort im Kindergarten „Inselkrabben" und war Sophies Freund. Sie spielten trotz des Altersunterschieds viel miteinander und er beschützte sie wie ein älterer Bruder seine kleine Schwester.

    Auf alle Fälle wäre es nicht klug, sagte sich Rieder, bei einem ungeklärten Todesfall auf der Insel Nelly Blohm zu übergehen. Außerdem würde es ihm Zeit verschaffen, um sich weiter um Sophie zu kümmern. Das ging vor, denn wie sagte früher Damp immer: „Wer tot ist, beißt nicht, und rechtfertigte damit, selbst Mordfälle auf der Insel eher ruhig anzugehen. „Wie gesagt. Erste Ansprechpartnerin ist die diensthabende Polizistin vor Ort. Also Frau Blohm.

    Rieder nickte dem Inselarzt noch kurz zu und schloss dann die Tür. Durch sein Fenster im Wohnzimmer beobachtete er, wie Möselbeck etwas bedrückt zum Hotel „Wiesenweg" zurücklief. In der Eingangstür hatte Frau Timm offenbar auf seine Rückkehr gewartet. Er machte ihr gegenüber eine hilflose Geste. Rieder konnte erkennen, wie Frau Timm kopfschüttelnd im Gebäude verschwand.

    Rieder ging ins Wohnzimmer. Sophie hatte begonnen, sich anzuziehen. Allerdings war sie an der Strumpfhose gescheitert und hüpfte nun auf einem Bein durchs Zimmer. Rieder ordnete ihre Kleidung. Dann griff er nach dem Brötchennetz. „Lass uns mal zum Supermarkt gehen, Brötchen holen." Sophie klatschte vor Begeisterung in die Hände. Sie hoffte, an der Kasse von ihrem Vater eine Süßigkeit abluchsen zu können. Charlotte durfte das natürlich nicht wissen.

    II

    Nelly Blohm riss ihre blaue Uniformjacke von der Garderobe im Flur. Sie lief noch einmal zurück in die Küche und stopfte sich den Rest ihres Brötchens in den Mund. Dann drückte sie Lukas einen Kuss auf die Wange und winkte ihrer Mutter. Die Inselpolizistin stürmte aus dem Haus, stieg in den Streifenwagen, schaltete Blaulicht und Sirene ein. Sie wollte niemanden verletzen, denn ihr Streifenwagen mit Elektromotor machte beim Fahren kein hörbares Geräusch. Aber sie wollte auch Aufmerksamkeit. Sie fuhr auf den Hauptweg in Vitte. Hier hieß er schon Süderende. Mit hoher Geschwindigkeit fuhr sie bis zur Ortsmitte und bog dann an der Kreuzung in den Wallweg ein. Dort war schon mächtig Betrieb. Der Supermarkt hatte gerade geöffnet. Passanten mussten zur Seite springen, als Nelly mit ihrem Auto heranpreschte. Mancher Insulaner schaute ihr kopfschüttelnd nach, allerdings auch neugierig, was wohl passiert sein könnte. Einige machten deshalb kehrt und folgten dem Polizeiwagen, der nun nach rechts im Wiesenweg verschwand. Nellys Puls raste. Vielleicht endlich mal wieder ein richtiger Fall. Ein ungeklärter Todesfall. Hoffentlich kam ihr nicht Rieder in die Quere, schoss es ihr durch den Kopf. Den Soko-Chef hatte sie gestern Abend auf dem Spielplatz in Vitte mit seiner Tochter gesehen. Er war also auf Hiddensee und würde sich einen Mordfall bestimmt nicht entgehen lassen. Noch dazu auf seiner Insel. Wie aufs Stichwort kam ihr Rieder mit seiner Tochter an der Hand entgegen und schaute überrascht auf den Streifenwagen. Wusste er noch nichts? War doch gleich bei ihm nebenan passiert, wunderte sich Nelly. Im Hotel „Wiesenweg".

    Links aus dem Schulweg kamen mehrere Gruppen von Männern und Frauen in Läuferkleidung. Wahrscheinlich waren sie gerade mit der Fähre angekommen. Morgen würde der „Hiddenseelauf" stattfinden. Wer kein Quartier auf der Insel bekommen hatte, reiste von Rügen zum Trainieren und Kennenlernen der Strecke mit einem Schiff der Reederei an, dass ausnahmsweise stündlich zwischen Vitte und dem Fährort Schaprode auf Rügen pendelte. Morgen würden knapp tausend Läufer die Insel überqueren. Nelly war für die Sicherheit der Veranstaltung verantwortlich. Aber das würde zurückstehen müssen, wenn es hier jetzt mal was Richtiges zu tun gab.

    Nelly gab noch einmal richtig Gas, wie man in einer Elektrokarre nun mal nur Gas geben konnte, und raste die letzten zweihundert Meter bis zum Hotel „Wiesenweg. Dort bremste sie scharf, riss die Fahrertür auf und sprang aus dem Wagen. Sie wurde schon von Inselarzt Möselbeck erwartet. Er schaute mit scheelem Blick auf die rotierenden Blaulichter. „Etwas weniger Aufmerksamkeit hätte es auch getan. Wir wollen doch die Insel nicht in Angst und Schrecken versetzen. Vielleicht ist ja alles ganz harmlos.

    Nelly ging nicht darauf ein. „Was ist passiert?"

    „Eine tote Frau in einem Zimmer im Obergeschoss. Ich dachte, Sie sollten sich das mal ansehen. Deshalb habe ich angerufen."

    Möselbeck führte Nelly Blohm ins Haus. Sie stiegen die Treppe hinauf. An einem Türrahmen in der Mitte des Flurs lehnte Klara Timm mit verschränkten Armen und bösem Blick. Sie war ziemlich verärgert, dass sich Rieder nicht kümmerte und sie es nun mit „Lady Gnadenlos zu tun bekam. Nelly nickte ihr kurz zu. Dann betrat sie das Zimmer. In dem kleinen Vorraum lagen verstreut Kleidungsstücke herum. Wie Nelly schnell registrierte, mussten sie von einer Frau und einem Mann stammen. Sie waren offenbar hektisch ausgezogen worden. Ein Sexualverbrechen, schoss es Nelly sofort durch den Kopf. Sie zeigte auf die Kleidung. „Sie haben immer nur von einer toten Frau gesprochen, wandte sie sich an Möselbeck. „Aber wenn ich mich hier so umsehe, muss es wohl noch einen Mann geben. Jedenfalls ist seine Kleidung ja noch da."

    Frau Timm mischte sich dienstbeflissen ein. „Herr Teichmüller wohnt noch hier. Aber der ist nicht da."

    „Wie nicht da?" Nelly sah die Frau verwundert an.

    „Na eben nicht da."

    „Und wo ist er?"

    Frau Timm zuckte mit den Schultern.

    „Seine Frau liegt hier tot im Bett und er ist verschwunden?, fragte Nelly fassungslos. Sie spürte, wie Wut in ihr aufstieg. „Warum wurde ich nicht früher informiert? Dieser Herr Teichmüller kann doch längst die Insel verlassen haben … Er könnte, nein, er ist dringend tatverdächtig.

    „Ich wollte erst einmal, dass der Arzt nach der Frau sieht. Ich dachte, sie wäre ohnmächtig oder bewusstlos …", stammelte Frau Timm.

    „Da hat Frau Timm ganz richtig gehandelt, sprang ihr der Inselarzt bei. „Aber dann habe ich weder Herztöne noch Puls wahrgenommen. Auch Wiederbelebungsversuche waren vergebens. Aber so eine junge Frau …

    Dagegen war wenig einzuwenden. Nelly ging weiter und öffnete die Tür zum Schlafzimmer. Auf dem Bett lag die Tote, lang hingestreckt. Ihre langen blonden Haare fächerten sich wie Strahlen auf dem Kopfkissen. Ihr sehr transparentes Nachthemd war hochgeschoben, wahrscheinlich durch die medizinischen Maßnahmen, und ließ den Blick frei auf ihren nackten, gut gebauten Körper. Da war kein Gramm Fett zu entdecken und alle Proportionen befanden sich an den richtigen Stellen. Nelly wurde neidisch. Diese Tote war zu Lebzeiten sicher ein Albtraum für alle normalen Frauen. Geholfen hat es ihr auch nicht, dachte Nelly. „Wann haben Sie Frau Teichmüller gefunden?, fragte sie Klara Timm. Die schüttelte den Kopf. „Das ist Isabel Ganzow, nicht Frau Teichmüller.

    „Wie?, fragte Nelly ungehalten nach. „Das ist gar nicht seine Frau?

    Wieder Kopfschütteln. Auch von Möselbeck. „Die Eltern von Isabel Ganzow wohnen in Vitte, in Süderende, klärte er sie auf. „Sie kommt eigentlich von der Insel, war früher auch meine Patientin. Und da war sie gesund. Vielleicht eine leichte Neigung zur Hypertonie, aber nicht schlimm. Aber sie wohnt schon lange nicht mehr auf der Insel, sondern auf Rügen.

    „Und dieser Herr Teichmüller? In welcher Beziehung stand er zu Frau Ganzow?"

    Frau Timm zog vielsagend die Augenbrauen hoch. Nelly reichte diese Antwort. Sie sah sich im Zimmer um, wollte aber keine großen Schritte machen, um der Spurensicherung nicht die Arbeit zu erschweren. Auf dem Nachttisch der Toten entdeckte sie ein Glas. „Könnte sie vergiftet worden sein?"

    Möselbeck schüttelte den Kopf. „Also ich hab das auch überlegt und am Glas gerochen. Aber kein Befund, würde ich sagen. Auch am Körper zeigen sich keine Spuren, die für eine Vergiftung sprechen würden. Ihr Tod ist mir ein Rätsel. Ich würde dringend eine Obduktion empfehlen."

    Nelly nickte und sah dann zu Frau Timm. „Warum sind Sie eigentlich ins Zimmer gegangen?"

    „An der Tür draußen hing das Schild ‚Bitte aufräumen‘. Das wollte ich schnell erledigen, bevor der Gästewechsel beginnt. Ich muss in drei Zimmern die Wäsche abziehen, aufziehen, alles putzen. Da wäre Isa mit ihrem Freund erst am Nachmittag drangekommen. Mit dem Teichmüller wollte ich es mir nicht verscherzen. Der Chef hat von mir verlangt, ihm alles recht zu machen. Er ist doch der Tourismuschef von Rügen. Deshalb ist er hier zum Insellauf."

    „Aha", meinte Nelly. Durch das Fenster sah sie Rieder mit seiner Tochter zurückkommen. Beide machten irgendwelche Faxen. Sie könnte natürlich rübergehen und ihn informieren, vielleicht auch fragen, was er über die Sache denkt. Aber die Blöße wollte sie sich nicht geben. Das war ihr Fall.

    „Gut, meinte sie. „Ich informiere die Zentrale. Sie sollen Spurensicherung und Rechtsmedizin auf die Insel holen. Das Zimmer wird abgesperrt.

    Sie bat Frau Timm um den Schlüssel. Dann verklebte sie die Tür noch mit einem Polizeisiegel. Im Flur hatten sich andere Gäste eingefunden und schauten neugierig in ihre Richtung. „Meine Damen und Herren, leider hat es hier ein Unglück gegeben. Wir kümmern uns. Es gibt keinen Grund zur Aufregung. Bitte gehen Sie wieder auf Ihre Zimmer. Falls wir noch Fragen haben, melden wir uns bei Ihnen." Langsam zerstreute sich die Gruppe. Die Leute flüsterten miteinander, blickten sich immer noch einmal um.

    Nelly Blohm zog ihr Handy aus der Uniform und wählte die Nummer des Diensthabenden im Revier Bergen auf Rügen.

    „Ungeklärter Todesfall, fragte der diensthabende Beamte noch einmal nach. „Moment. Ich hol man den Chef.

    Kurz danach meldete sich Revierleiter Gottschalk in der Leitung. „Mensch, Nelly, was ist denn wieder auf Hiddensee passiert? Seitdem Damp und Rieder von dort weg sind, war es so schön ruhig."

    Also ich bin froh, dass mal was passiert ist, dachte sich Nelly. „In einem Hotelzimmer liegt eine junge tote Frau, antwortete sie. „Ursache unbekannt. Vielleicht ein Tötungsverbrechen, auch wenn die Spurenlage nicht besonders toll sein dürfte. Eventuell ein Sexualdelikt. Auf alle Fälle ist ihr Begleiter verschwunden.

    „Haben wir einen Namen?"

    „Die Tote heißt Isabel Ganzow, ihr Begleiter Teichmüller."

    „Teichmüller?, fragte Gottschalk nach. „Harry Teichmüller?

    Nelly sah zu Klara Timm. „Heißt der verschwundene Mann Harry Teichmüller?"

    Die Frau nickte heftig.

    „Ja, Harry Teichmüller. Er ist wohl der Tourismusmanager von Rügen."

    „Okay. Ich melde mich wieder. Es schien schon, als würde Gottschalk auflegen, doch dann fügte er noch hinzu: „Unternimm erst einmal nichts weiter. Das ist ein Befehl. Dann war das Gespräch abrupt beendet. Ohne Verabschiedung.

    Nelly sah verwundert auf ihr Telefon. „Na Prima. Untätigkeit war nun gar nicht ihr Ding. „Frau Timm, Sie bleiben hier und bewachen das Zimmer, ordnete sie an. „Ich will was im Streifenwagen nachsehen."

    „Ich muss mich aber auch ums Frühstück kümmern. Unten ist jetzt nur der Küchenbulle", widersprach die Hotelangestellte.

    „Doktor Möselbeck, dann müssen Sie hierbleiben."

    Er verzog das Gesicht. Ihn ärgerte Nellys Tonfall. Außerdem ließ er sich nicht gern herumkommandieren. Missmutig bezog er aber trotzdem Posten vor der Tür des Hotelzimmers mit der Toten.

    Nelly verließ das Hotel und ging zum Streifenwagen. Sie klappte die Kofferraumklappe nach oben und zog ihren Dienstlaptop heraus. Sie setzte sich auf den Beifahrersitz und nahm den Computer in Betrieb. Im Internet suchte sie nach Harry Teichmüller, um überhaupt erst einmal ein Bild von ihm zu haben. Ihr blickte nicht gerade ein Adonis von der Seite eines der sozialen Netzwerke entgegen. Er lächelte etwas einfältig in die Kamera. Seine Zähne waren etwas zu groß geraten und er hatte einen ziemlichen Überbiss. Seine Augäpfel traten deutlich hervor. Seine Augen wirkten wie Sehschlitze. Die schöne Tote in der ersten Etage des Hotels war, was das Aussehen anbelangte, jedenfalls nicht nur eine Liga über ihm gewesen. Aber er war eben auch der Chef der Tourismus-Marketing Rügen GmbH. Sicher eine Position mit Einfluss, Macht und Geld im gesellschaftlichen Biotop der großen Nachbarinsel Hiddensees. Da wirkte Harry auch passender als sein wirklicher Vorname Hartmut. Laut seiner Vita war er verheiratet, wie ihr die Personendatei mitteilte, und Vater von zwei Kindern. Hatte er sich deshalb aus dem Staub gemacht, um seine Familie nicht zu kompromittieren? Sie schaute nach seinem Wohnort. Glowe auf Rügen. Eigentlich müsste man dort sofort eine Streife hinschicken, aber sie sollte ja die Füße stillhalten.

    Nelly suchte auch gleich noch nach Isabel Ganzow und wunderte sich nicht, dass sie die Assistentin der Geschäftsführung der Tourismus-Marketing Rügen GmbH war. Also das Übliche. Chef hat Verhältnis mit seiner Assistentin. Nelly atmete ihre Verachtung aus. Dabei fiel ihr Blick durch die Windschutzscheibe auf Rieders Haus. Sie konnte ihn durch das Fenster seines Wohnzimmers sehen. Er saß mit dem Rücken zu ihr neben seiner Tochter am Tisch. Von diesem Platz hatte man einen guten Blick auf den Wiesenweg und konnte beobachten, was sich dort tat. Wie auf einem Hochsitz. Das war auch immer ihr Platz gewesen, als sie während des angeblichen Krankenhausaufenthaltes von Rieder vor drei Jahren auch dort gewohnt hatte. Allein der Gedanke daran, wie er sie damals mit seinem Undercovereinsatz hinters Licht geführt hatte, machte sie wütend. Nicht nur auf Rieder, sondern auch auf Bökemüller. Der hatte ihr erzählt, Rieder würde im Krankenhaus zwischen Leben und Tod schweben, und sie hatte um ihn gebangt. Alles Täuschung! Stattdessen hatte er den Mörder des Hiddenseer Bauunternehmers Stein durch die halbe Welt verfolgt. Ohne sie einzuweihen. Das konnte sie ihm nicht verzeihen. Jetzt sah sie, wie Rieder nach seinem Handy griff, auf das Display schaute und einen Anruf entgegennahm. Er schaute auf, erhob sich ein wenig von seinem Sitz und blickte aus dem Fenster zu ihr herüber. Nelly ahnte, dass am anderen Ende der Leitung Revierleiter Gottschalk, wenn nicht sogar Polizeidirektor Bökemüller aus Stralsund war. Rieder telefonierte wie immer mit der linken und gestikulierte dabei mir seiner rechten Hand. Soweit sie es erkennen konnte, machte er immer wieder ablehnende Gesten. Dann war das Gespräch beendet. Er legte das Telefon auf den Tisch und wandte sich wieder seiner Tochter zu. Dafür klingelte Nellys Handy. Ihr Display zeigte den Namen Bökemüller. „Hallo, Frau Blohm, was ist das für eine merkwürdige Geschichte mit dieser toten jungen Frau auf Hiddensee?"

    Nach ihrem kurzen Bericht folgte ein belehrender Monolog ihres Vorgesetzten über den sensiblen Umgang mit einer Persönlichkeit des öffentlichen Lebens wie Harry Teichmüller. Er dauerte einige Minuten. Dann kam er endlich zum Punkt. „Hauptkommissar Rieder ist momentan verhindert, sonst würde ich ihn gern zu Ihrer Unterstützung hinzuziehen, werte Kollegin."

    Nelly stöhnte innerlich auf. Warum fiel es einem Mann offenbar immer noch schwer, einfach zu sagen, dass sich ein Vater um sein Kind kümmerte und deshalb keine Zeit hatte? Sie war so in Gedanken, dass sie beinahe Bökemüllers Entscheidung überhört hätte.

    „Ich werde Ihnen aber Tom Schade und Holm Behm schicken. Schade kann Ihnen bei den notwendigen Ermittlungen zur Hand gehen. Behm soll die kriminaltechnische Untersuchung des Leichenfundortes in diesem Hotel übernehmen."

    Nelly nickte, obwohl Bökemüller es nicht sehen konnte. Die Sonderkommission marschierte also auf Hiddensee ein und nahm ihr den Fall aus der Hand, übersetzte sie Bökemüllers Worte in Klartext. Behm ging noch. Aber dieser Schade mit seinen halb langen Haaren, der runden Brille und seinem rheinischen Naturell war nun gar nicht ihr Fall. In Berlin war er Rieders Partner bei einer Mordkommission des Landeskriminalamtes gewesen. Sie hatten sich dort sogar eine Wohnung geteilt. Nach seiner Berufung zum Soko-Chef hatte Rieder Schade nach Stralsund geholt.

    „Einverstanden?", hakte Bökemüller noch einmal nach.

    „Ja, ja", stotterte sie ins Telefon. Widerspruch wäre sinnlos gewesen.

    „Gut, die beiden werden mit Gebauers Boot in spätestens einer Stunde bei Ihnen sein."

    Nun wurde Bökemüllers Erklärung für Nelly endgültig zur Farce. Behm und Schade mussten längst alarmiert sein. Es dauerte seine Zeit, die Kisten der Spurensicherung in Stralsund auf das Boot der Wasserschutzpolizei zu verladen. Wenn sie bereits in einer Stunde in Vitte anlegen sollten, mussten sie längst zum Hafen unterwegs sein.

    „Professor Krüger vom rechtsmedizinischen Institut der Universität Greifswald wird natürlich auch informiert, verkündete Bökemüller weiter. „Er wird sich mit Ihnen in Verbindung setzen, ob er sich die Leiche vor Ort ansehen möchte oder einen Transport nach Greifswald vorzieht. Damit legte er auf.

    Nelly schüttelte sich. Stralsund hatte also schon das gesamte Programm in Gang gesetzt. Aber da sich Bökemüller auch gern als Frauenförderer ausgab, versuchte er, wenn auch äußerst ungeschickt, den Schein zu wahren und ihr den Eindruck zu geben, es wäre noch ihr Fall. Dabei war sie schon längst raus, noch ehe die Ermittlungen richtig begonnen hatten. Nelly überfiel eine tiefe Traurigkeit. Nur mit Mühe konnte sie ihre Tränen zurückhalten. Sie sah zu Rieder. Wahrscheinlich hatte er sich das gemeinsam mit Bökemüller ausgedacht. Der kam jetzt mit seiner Tochter aus dem Haus und trat auf den Wiesenweg. Er sah zwar mal kurz rüber zum Streifenwagen, drehte sich dann aber um, und die beiden spazierten die Straße hinunter, wahrscheinlich zum Spielplatz hinter

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