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Anam Fear: Magie der Elemente
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eBook305 Seiten4 Stunden

Anam Fear: Magie der Elemente

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Über dieses E-Book

Eine furchtlose Kämpferin  ̶  dazu bereit, sich selbst zu verlieren, um alles zu gewinnen.

Eine Schlacht, die den Beginn einer neuen Ära einläutet.

Und eine Liebe, die jegliche Hürden überwindet.

Gefangen in einem Traum aus Dunkelheit, erwacht Lijana im Schattenreich. Die Zeit arbeitet gegen sie, denn schon bald fordern die Elemente ihren Tribut. Bevor Licht und Schatten aufeinandertreffen, muss sich Lijana längst vergessenen Wesen und den Schrecken der Vergangenheit stellen.

Auf ihrer Suche nach den magischen Urkräften wird sie mehr über sich herausfinden, als sie je zu träumen gewagt hatte...
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum13. Jan. 2020
ISBN9783946843429
Anam Fear: Magie der Elemente

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    Buchvorschau

    Anam Fear - Luna Wood

    Jessica Strang

    Stapenhorststraße 15

    33615 Bielefeld

    www.tagtraeumer-verlag.de

    E-Mail: info@tagtraeumer-verlag.de

    Text: © Luna Wood

    Buchsatz: Laura Nickel

    Lektorat/ Korrektorat: Melanie Winter

    Umschlaggestaltung: Anna Hein,

    www.fuchsias-weltenecho.de

    Bildmaterial: © Shutterstock.com

    Illustrationen: ©Sandra Vorholzer, Melina Goldberg

    ISBN: 978-3-946843-36-8

    Alle Rechte vorbehalten

    © Tagträumer Verlag 2020

    Luna Wood

    Anam Fear

    Die Magie der Elemente

    Für meinen Seelengefährten und

    unsere wundervollen Kinder,

    die mein Leben vollkommen machen.

    Für meine beste Freundin,

    die immer an meiner Seite ist.

    Für alle Leser,

    die Teil dieser fantastischen Welt werden möchten.

    Kühle Dunkelheit umschließt mich und lässt mich orientierungslos umherirren. In der Stille höre ich, wie mein Herz langsam schlägt. Kaum wahrnehmbar. Als ob es jeden Augenblick aufhören könnte, das Blut durch meine Adern zu pumpen. Ich habe das Gefühl, durch eine sternlose Nacht dahinzugleiten, ohne zu wissen wohin ich gehe. Langsam versuche ich mich zu erinnern, was passiert ist, aber ich finde nur Leere in mir und die Schwärze, die mich umgibt, hat sich in mein Innerstes gefressen. Ich schaue an mir herunter und erkenne, dass ich ein weißes Kleid trage, das mir schmerzlich bekannt vorkommt. Bilder aus meiner Vergangenheit tauchen vor mir auf. Zuerst sind sie nur verschwommen, aber mit jedem Herzschlag werden sie klarer und realer. Mit Schrecken erkenne ich das Autowrack, in dem meine leiblichen Eltern starben. Die Karosserie ist bereits verkohlt und gibt den Blick auf den Innenraum frei, in dem sich zwei verbrannte Körper auf den vorderen Sitzplätzen befinden. Die Hitze der Flammen blendet mich und droht mir die Haut zu verbrennen. Ich versuche zu ihnen zu gelangen, auch wenn ich weiß, dass es zu spät ist. Tränen laufen an meinem Gesicht entlang und ich schreie aus Leibeskräften, aber niemand hört mich.

    Dann wechselt die Szene zu den Draoi, die mich großgezogen und versucht haben, meine Familie zu ersetzen. Früher habe ich Schmerz bei der Erinnerung empfunden, aber jetzt bin ich erfüllt von Dankbarkeit. Sie haben versucht, mir ein normales und glückliches Leben zu ermöglichen. In diesem Moment kann ich spüren, dass ihre Liebe zu mir echt ist. Sie haben mich wie ihr eigenes Kind angenommen und mir viele wundervolle Augenblicke ermöglicht. Das Bild verschwimmt und formt sich wieder neu zu Szenen aus meiner Schulzeit und ich erkenne die Freunde aus meiner Kindheit. Wir spielen uns gegenseitig Streiche, lachen viel miteinander und sind unbeschwert. Ich kann fühlen, wie ich zu lächeln beginne. Freude und Kummer vereinen sich in diesem Augenblick, denn ich weiß, dass das alles nicht echt ist und ich im Sterben liege. Zumindest habe ich davon gehört, dass in diesem Moment das Leben an einem vorbeizieht und man sich noch einmal an die wichtigsten Momente erinnert. Jetzt warte ich nur noch auf das Licht, das mich aus dieser Dunkelheit hinausführen wird.

    Plötzlich tritt Liv in mein Sichtfeld. Sie hilft mir die Seiten einzusammeln, die der Wind aus meiner Hand gefegt hat. Unsere erste Begegnung. Ich möchte auf sie zugehen und sie in meine Arme schließen, doch schon taucht Ragnar auf und Wut kriecht in mein Innerstes. Sie raubt mir die Luft zum Atmen. Sein Gesicht ist zu einer Grimasse aus Abscheu und Zorn verzerrt. Er will nach mir greifen, aber ich entziehe ihm meinen Arm. Der Prinz des Lichtreiches löst sich zu meiner Erleichterung auf und ich bin wieder allein in meiner Welt der Finsternis.

    Was ist mit mir geschehen, bevor ich in die Dunkelheit geglitten bin? Wie zur Antwort auf meine Frage sehe ich meinen strahlenden Ritter mit seinen schwarzen lockigen Haaren, die ihm bis zum Kinn reichen. Der warme Blick, mit dem er mich bedenkt, vertreibt die Kälte in mir. Jaro schließt mich in seine starken Arme und ich atme den Duft von Zedernholz und Vanille ein. Eine warme Flüssigkeit fällt mir auf die Wange. Mit dem Finger wische ich sie weg und erkenne, dass es eine Träne ist, aber sie stammt nicht von mir. Ich will Jaro fragen, warum er traurig ist, obwohl wir uns inmitten dieser Dunkelheit gefunden haben, aber da spüre ich einen stechenden Schmerz im Rücken und als ich langsam an mir heruntersehe, sticht eine Pfeilspitze aus meinem Herzen heraus. Blut quillt aus der Wunde und taucht das weiße Kleid in dunkelrot, während mein Körper immer schwächer wird. Mit jedem Herzschlag wird es schwieriger, bei Bewusstsein zu bleiben. Jaro hält mich immer noch fest im Arm und streicht mir über mein Haar.

    Er ruft einen Namen.

    Amara.

    1. Kapitel

    Schattenreich

    Rias

    Lijana wacht einfach nicht auf. Nachdem sie das Schattenelement in sich aufgenommen hat, ist sie zusammengebrochen. Ich habe alles getan, um ihr den Schmerz zu nehmen, aber irgendetwas stimmt nicht. Sie hätte schon längst wieder bei uns sein müssen. Stattdessen liegt sie in dem Bett ihres Zimmers und leidet. Es ist kein körperlicher Schmerz, aber sie schreit und manchmal laufen Tränen an ihrer Wange entlang. Seit fünf Tagen ist sie in diesem Zustand und ich ertrage es kaum, sie so zu sehen, denn es zerreißt mich innerlich, dass ich ihr nicht helfen kann. Wenn ich mit Lijana allein war, erzählte ich ihr Geschichten aus meiner Vergangenheit und nahm ihre Hand in meine. In diesen Momenten entspannten sich ihre Gesichtszüge und sie sah aus, als würde sie nur friedlich schlafen. Im Augenblick konnte ich nur darauf hoffen, dass Lijana die Dunkelheit überwinden würde und sich nicht darin verirrte. Jaro, Liv und ich wechseln uns ab mit der Wache an ihrem Bett ab. Die anderen müssen sich um die Angelegenheiten auf der Insel kümmern und um den Krieg, der uns nach all dem bevorstehen wird. Die Draoi des Lichtreiches würden erst Ruhe geben, bis sie uns alle unterworfen hatten. Mein Blick ging wieder zu Lijana, deren Gesichtszüge angespannt waren, während der Rest ihres Körpers vollkommen regungslos auf ihrem Bett lag. Ihr dunkelblondes Haar legte sich wie flüssiges Gold um ihr Gesicht. Behutsam strichen meine Finger eine Strähne weg, die sich gelöst hatte und jetzt ihr Auge verdeckte. Lijanas Haut fühlte sich kalt an unter meiner Berührung und Wut bahnte sich ihren Weg in mein Herz.

    „Jaro hätte dir das Element nie geben dürfen. Sicherlich hätten wir eine andere Möglichkeit gefunden, um dich zu retten. Wenn du stirbst, dann werde ich ihm das nie verzeihen.", sagte ich mit ruhiger Stimme, obwohl ein Zorn in mir brodelte, den ich nur mit Mühe unterdrücken konnte.

    „Keine Sorge, mein Freund. Wenn Lijana etwas passiert, dann wäre mein Leben ohnehin bedeutungslos." Jaro stand im Türrahmen, gehüllt in seine schwarze Kleidung. Seine Hände hatte er lässig in die Taschen seiner schwarzen Hose gesteckt. Die unbekümmerte Art, die er nach außen hin vermitteln wollte, stachelte meine Wut nur weiter an. Ich versuchte diese Emotionen zu unterdrücken, denn es würde nichts bringen, auf ihn loszugehen. Obwohl ich gestehen musste, dass es mir eine gewisse Genugtuung bereiten würde, ihm meine Faust ins Gesicht zu rammen. Stumm starrten wir einander an und ich hätte schwören können, dass er meine Gedanken gelesen hatte, als sich ein auffordernder Ausdruck auf sein Gesicht legte. Wenn ich ihn allerdings genauer betrachtete, dann entdeckte ich die tiefen Ringe unter seinen Augen, die von einer starken Müdigkeit zeugten. Vermutlich schlief er genauso unruhig wie ich. Ein schlechtes Gewissen verdrängte meinen Zorn, denn das letzte Mal hatte ich ihn so leiden sehen, als er Amara verloren hatte. Sie war damals in seinen Armen gestorben und jetzt musste er mit ansehen, wie Lijana um ihr Leben rang. Ein grausames Spiel des Schicksals. Langsam und widerwillig erhob ich mich von dem Stuhl, der neben Lijanas Bett stand, um den Platz für Jaro frei zu machen. Mit Sicherheit wollte sie ihn an ihrer Seite wissen, wenn sie aufwachte. Eine Hand griff nach meinem Arm.

    Lijana.

    Ihre Lider waren noch geschlossen, aber nach einem quälend langen Augenblick öffnete sie die Augen und sah sich panisch um. Bevor ich etwas sagen konnte, war Jaro an ihrer Seite und nahm ihr Gesicht in seine Hände. Zögerlich löste ich ihre Hand von mir. Dieser Moment gehörte den beiden und ich fand, dass es mir nicht zustand dabei zu sein.

    „Hast du Schmerzen, Lijana?", fragte Jaro mit brüchiger Stimme. Sein entspannter Ausdruck war gewichen und ich konnte die Ängste sehen, die sich auch in meinem Innersten widerspiegelten. Hatte die Dunkelheit Lijana verändert?

    Sie schüttelte nur stumm den Kopf und Tränen sammelten sich in ihren Augen. Jaro wischte sie zärtlich beiseite. Der Schmerz in meinem Herzen brachte mich dazu, mich abzuwenden. Ich beschloss die beiden allein zu lassen. So sehr ich mich danach sehnte, bei ihr zu bleiben, kam es mir doch unpassend vor. Stumm verließ ich ihr Zimmer und zog leise die Tür hinter mir zu. Insgeheim hatte ich gehofft, dass Lijana mich am Gehen hindern würde, aber es war ein absurder Gedanke, den ich schnellstmöglich verwarf. Erleichterung über ihr Erwachen löste die Anspannung der letzten Tage und machte mir bewusst, wie ausgelaugt ich war. Mit schnellem Schritt ging ich in das Zimmer, welches Jaro für mich hatte herrichten lassen und legte mich aufs Bett. Mein Kopf berührte kaum das Kissen, da schlief ich schon.

    Schattenreich

    Lijana

    Meine Atmung ging stoßweise und mein Herz drohte in der Brust zu zerspringen, als ich die Augen öffnete. Während ich versuchte zu verstehen, wo ich war, tasteten meine Hände gleichzeitig meine Brust ab. Langsam verstand ich, dass ich mich in meinem Zimmer im Schattenreich befand. Das Letzte, woran ich mich erinnern konnte, war ein goldenes Band, an dessen Ende eine wohltuende Wärme auf mich wartete. Hände umfassten liebevoll mein Gesicht und ich blickte in vertraute schwarze Augen, die mich mit Sorge betrachteten. Jaro selbst sah müde aus und ich fragte mich, wie lange ich schon in diesem Bett lag. Behutsam nahm er die Hände von meinem Gesicht und zog mich an sich heran.

    „Ich bin so froh, dass dir nichts passiert ist." Seine Stimme war nur ein Flüstern. Diese Zärtlichkeit brach mir das Herz und ich versuchte nicht wieder in Tränen auszubrechen. Er ließ mich nur zögernd los und reichte mir dann ein Glas Wasser, das auf meinem Nachttisch stand. Gierig trank ich es aus und genoss die kühle Flüssigkeit.

    „Was ist passiert?, fragte ich leise. Er sah mich traurig an und atmete dann tief ein. „Es ist alles meine Schuld. Ich hätte nie zulassen dürfen, dass du das Schattenelement in dir aufnimmst. Jaro wollte aufstehen, aber ich hielt ihn fest.

    „Das war allein meine Entscheidung. Du hast mich zu nichts gezwungen." Und ich meinte das, was ich sagte, auch so. Ich allein entschied über mein Schicksal und ich hatte einen Weg eingeschlagen, den ich bis zum Ende gehen würde. Er zögerte einen Moment und setzte sich dann auf die Bettkante.

    „Die Aufnahme des Elementes führte dazu, dass dein Körper in eine Art Schlaf verfiel. Wir haben dich in dein Zimmer gebracht und Rias hat alles versucht, um dich zu heilen, allerdings ohne Erfolg. Du bist einfach nicht aufgewacht. Die Tage kamen mir wie Jahre vor und mit jedem Augenblick, der verstrich, wurde die Angst größer, dich an die Dunkelheit zu verlieren." Er machte eine kurze Pause und lächelte mich liebevoll an.

    „Aber du bist stark. Ich erwiderte sein Lächeln und versuchte mich langsam aufzurichten. „Überanstrenge dich nicht. Wir haben Zeit. Ich schüttelte nur den Kopf. „Nein, die haben wir nicht. An dem Tag, an dem wir uns begegnet sind, hast du gesagt, dass mir etwas weniger als ein Jahr bleibt, aber die Anfälle werden immer schlimmer., sagte ich mit ruhiger Stimme. Ich wusste was die Konsequenz war, wenn ich nicht rechtzeitig alle Elemente im Turm vereinte. Jaro senkte den Blick und vermied es, mir in die Augen zu sehen. „Ich habe lange mit den anderen darüber geredet und wir glauben, dass dir nur noch ein paar Wochen bleiben, maximal drei Monate. Seine Stimme brach bei den letzten Worten und ich nahm seine Hand. Einen qualvollen Augenblick sagte niemand etwas. Ich hatte das Gefühl, als würde ich den Boden unter den Füßen verlieren und in ein tiefes Loch stürzen. Mir war bewusst, dass etwas nicht stimmte, als Jaro mir offenbarte, wie lange ich nicht bei Bewusstsein gewesen war, aber es aus seinem Mund zu hören, machte es endgültig. Er suchte meinen Blick.

    „Niemals werde ich zulassen, dass du stirbst. Ich werde dich beschützen.", sagte er mit belegter Stimme. Seine Hand legte sich um meine Wange. Zu keiner Zeit wollte ich eine Last für irgendjemanden sein und schon gar nicht für Jaro.

    „Es ist nicht deine Aufgabe, mich zu beschützen. Ich werde kämpfen – für mich und für diese Welt. Hier leben so viele Draoi, die mir etwas bedeuten und ich werde keinen Einzigen von ihnen aufgeben." Inständig hoffte ich, dass meine Worte überzeugend für ihn klangen, denn die Angst vor dem Tod ließ sich nicht mit Worten abschütteln. Er öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, aber ich wollte es nicht hören.

    „Gemeinsam werden wir Rhylastin retten. Die Zeit, die mir noch bleibt, werde ich nicht verschwenden, indem ich im Bett liege. Wir müssen die restlichen Elemente finden und ich muss lernen, mit ihnen umzugehen.", sagte ich entschlossen. Ich konnte förmlich spüren, dass Jaro etwas dagegen hatte. Seine Hände waren zur Faust geballt, während er jetzt krampfhaft versuchte, mich nicht anzusehen. Schließlich nickte er nur und stand dann auf.

    „Ich werde die anderen informieren, dass du aufgewacht bist und dass sie sich auf dem schnellsten Wege hierher begeben sollen, damit wir unser weiteres Vorgehen besprechen können." Er wandte sich ab, ging ein paar Schritte auf die Tür zu und blieb dann stehen. Rasch drehte er sich um, kam dann zu mir zurück und küsste mich. Es war kein zärtlicher Kuss, sondern einer, der erfüllt war von Leidenschaft und Sehnsucht. Ich genoss seine warmen Lippen auf meinen und das berauschende Gefühl, das sie in mir weckten. Seine Zunge strich behutsam über meine Lippe und ich öffnete meinen Mund als stumme Einladung. Die Küsse wurden fordernder und er drückte mich mit seinen Händen an seinen muskulösen Körper. Erst nach ein paar Minuten schafften wir es, uns schwer atmend voneinander zu lösen.

    „Es tut mir leid. Ich wollte deinen Zustand nicht ausnutzen, aber die Angst dich zu verlieren macht mich wahnsinnig." Mit diesen Worten stand er auf und ließ mich atemlos und verwirrt zurück.

    Schattenreich

    Jaro

    Was war nur in mich gefahren? Ich hätte mich beherrschen müssen, aber ich war schwach, wenn es um sie ging. Mein Herz schlug so schnell, dass ich Angst hatte, es würde aus meiner Brust springen. Ich lehnte meine Stirn an die kühle Tür, die ich hinter mir geschlossen hatte und versuchte meine Atmung zu beruhigen. Lijana derart zerbrechlich zu sehen, erinnerte mich an den Verlust von Amara und ich wusste, dass ich das nicht noch einmal ertragen könnte. Einen Augenblick blieb ich noch vor der Tür stehen und beschloss dann, als erstes meine Schwester aufzusuchen. Liv war in die Stadt gegangen, um dort Lebensmittel für uns zu besorgen. Außerdem wollte sie die Waffenlager besichtigen, um sicher zu gehen, dass wir für den bevorstehenden Krieg gut ausgerüstet waren. Sicherlich war jeder Draoi, der ein Element kontrollieren konnte, eine Waffe für sich, aber es schadete nicht, auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Das Lichtreich hatte mit Sicherheit einige Überraschungen für uns geplant. Ich wünschte nur, dass ich vorher Ragnar zu fassen bekam, damit er sich nicht hinter einer Armee verstecken konnte. Meine Spione hatten mir berichtet, dass er sich wieder im Lichtreich befand, aber man wusste nie, was der Prinz vorhatte. Er war unberechenbar. Ich wollte auch verhindern, dass er Lijana noch einmal in seine Fänge bekam. Wer wusste schon, was er ihr dann antun würde? Sie war noch nicht so weit, sich ihm in den Weg zu stellen und diesen Kampf zu überleben. Dunkle Schattenschwaden kamen aus meinen Händen und verrieten, wie wütend ich war. Das Geschehene durfte sich nicht wiederholen und dafür würde ich alles riskieren. Ich ermahnte mich zur Ruhe und rief die dunkle Macht in mein Innerstes zurück. Langsam schritt ich den Flur entlang und bemerkte dabei, dass Rias seine Zimmertür aufgelassen hatte. Schon befürchtete ich, dass er unsere Unterredung belauscht haben könnte, aber ich sah, dass er eindeutig schlief, denn seine Atmung ging gleichmäßig und die Augen waren geschlossen. Behutsam zog ich die Tür zu, damit er seine Ruhe hatte. Seitdem Lijana die Kraft des Schattenelementes in sich aufgenommen hatte, ging er mir aus dem Weg. Zwischenzeitlich war die Stimmung derart angespannt, dass Liv verhindern musste, dass wir beide aufeinander los gingen. Niemand hier hatte mir einen Vorwurf aus den Geschehnissen gemacht, aber er sah mich seit dem Vorfall mit einer Verachtung an, die ich noch nie zuvor bei ihm gesehen hatte. Ich begründete seine Gefühle damit, dass sich eine Freundschaft zwischen ihm und Lijana entwickelt hatte. Den Stich der Eifersucht, den ich immer dann empfand, wenn er bei ihr war, versuchte ich zu unterdrücken. Es kam mir albern vor. Schließlich wusste er auch, dass Amara meine Anam Fear war und da ihre Seele ein Teil von Lijana war, musste die Verbindung auch auf sie übergegangen sein. Zwischen uns hatte sich zwar das Band noch nicht aufgebaut, aber das würde sicherlich mit der Zeit erfolgen.

    2. Kapitel

    Schattenreich

    Lijana

    Ich blinzelte verdutzt und brauchte einen Moment, um zu verstehen, was da gerade passiert war. Jaro hatte sich für einen Kuss entschuldigt, dabei wollte ich es genauso sehr wie er. Uns blieb nicht mehr viel Zeit und die wollte ich nicht mit Zweifeln ruinieren. Langsam kam meine Erinnerung an den Moment bei der Mondnacht zurück. Kurz bevor ich bewusstlos geworden war, hatte er mich getragen und mir gesagt, dass ich ihn nicht verlassen sollte. Er nannte mich Anam Fear. Seelengefährtin. Wenn er wusste, dass wir zueinander gehörten, warum hatte er sich dann entschuldigt? Wahrscheinlich sollte ich erst einmal wieder zu Kräften kommen und dann das Gespräch mit ihm suchen. Zögerlich setzte ich mich auf die Bettkante und versuchte dann langsam aufzustehen. Meine Beine boten mir kaum Halt und ich hatte Mühe, mich aufrecht zu halten. Ich schaffte es gerade einmal zu einer Wand meines Zimmers, an die ich mich jetzt lehnte. Mein Körper zitterte unter dieser Anstrengung und ich erreichte nur langsam die Zimmertür. Mit einem kraftlosen Griff umschloss meine Hand den Türknauf und drehte ihn dann. Mit wackligen Beinen ging ich ins Badezimmer und sandte innerlich ein Stoßgebet, dass niemand diesen jämmerlichen Anblick mit ansehen musste, den ich momentan abgab. Der dunkel geflieste Raum sah noch genauso schön aus, wie ich ihn in meiner Erinnerung hatte. Es kostete mich viel Kraft mich auszuziehen und die Dusche anzustellen. Ich hockte mich auf den Boden und genoss die Wärme, die meine Haut umspülte, als das Wasser auf mich hinabfiel. Die erhoffte belebende Wirkung setzte auch rasch an. Vielleicht lag es an dem Wasserelement in meinem Innersten. Zwar fühlte ich mich momentan nicht besonders stark, aber ich wollte wissen, ob ich meine Kräfte noch kontrollieren konnte. Ich schloss die Augen und tastete in meinem Inneren nach der strahlend blauen Verbindung zum Wasserelement. Die überwältigende Macht brachte meinen Körper zum Kribbeln, sodass ich jeden einzelnen Wassertropfen auf mir spüren konnte. Mit einem tiefen Atemzug holte ich mehr von dieser Kraft aus mir heraus, sodass sich eine kleine Kugel aus klarer Flüssigkeit in meiner Hand sammelte. Durch meine reine Willenskraft konnte ich sie bewegen und schließlich wieder in ihre ursprüngliche Form fallen lassen. Nach der langen Dusche und der kurzen Übung fühlte ich mich deutlich besser und bereit für die nächsten Schritte. Ich blickte auf meinen rechten Unterarm. Die Symbole für Licht, Wasser und Schatten waren jetzt deutlich sichtbar, aber drei Elemente fehlten mir noch. Es würde nicht einfach werden, bis zum Schluss durchzuhalten, aber ich würde es schaffen. Davon war ich fest überzeugt.

    Zurück in meinem Zimmer griff ich mir eine Jeans und einen grauen Pullover. Liv hatte damals aus meiner Welt einige Kleidungsstücke mitgenommen, damit ich mich hier auch wirklich wohl fühlte. Sie kannte mich einfach sehr gut. Anstatt direkt hinunter in die Küche zu gehen, stellte ich mich an eins der bodenlangen Fenster. Zunächst schweifte mein Blick zu dem wundervollen Garten, dessen Blumen in den herrlichsten Farben erstrahlten. Wehmütig betrachtete ich die kleine Bank, an der Jaro mir einen Großteil meines Schicksals offenbart hatte. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, dabei konnten eigentlich nur ein paar Wochen zwischen diesen Moment und dem heutigen Tag liegen. Als ich mich etwas entfernte, konnte ich meine Spiegelung im Fensterglas erkennen. Mein Gesicht hatte sich verändert. Es war nun noch schmaler, als ich es in Erinnerung hatte und meine Augen umgab ein Strahlen, das ich noch nie zuvor bemerkt hatte. Es sah aus, als würden die Farben der Elemente sich dort vereinen. Eine Mischung aus goldenem Licht, dunkelblauem Wasser, schwarzen Schatten und meinem natürlichen Braunton. Wahrscheinlich spielte mir mein Verstand einen Streich. Endlich wandte ich mich zum Gehen ab. Ich hatte kaum das Ende der Treppe erreicht, da rannte jemand auf mich zu und schloss mich in eine innige Umarmung.

    Liv.

    „Du erdrückst mich, wenn du so weiter machst, brachte ich atemlos hervor. Statt mir eine Antwort zu geben fing sie an zu lachen. „So zerbrechlich bist du nicht, außerdem hast du mir einen riesigen Schreck eingejagt. Sie lockerte ihren Griff und ich lächelte sie ebenfalls an.

    „Lass mich bitte zuerst etwas essen, mein Magen knurrt schon, seitdem ich aufgewacht bin." Wir betraten die Küche, aber außer uns war niemand dort. Ich hatte gehofft, Jaro zu sehen. Liv musste meinen Blick bemerkt haben, denn sie sagte:

    „Mein Bruder hat mich gleich in der Stadt gefunden, zu seinem Glück war ich nicht weit entfernt. Jaro ist dann weiter gegangen, um die anderen über dein Aufwachen zu informieren. Rias liegt mit Sicherheit in seinem Bett und versucht sich etwas zu erholen. Wir waren immer im Wechsel bei dir, damit du nicht

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