Leonardo des Nordens und Mini-Monet: Malerbeinamen und Künstlerfakten, welche Ihnen gerade noch gefehlt haben.
Von Richard Deiß
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Über dieses E-Book
Richard Deiß
Richard Deiss ist Geograph und lebt in Kerkrade und Isny. Bei BoD hat er bereits über 60 Bücher publiziert, meist zu verkehrlichen und geographischen Themen publiziert. Das vorliegende Taschenbüchlein ist der vierte von 8 Bänden einer Reihe zu den von ihm besuchten mehr als 1500 mitteleuropäischen Städten. 6 Bände decken dabei Städte in Deutschland ab.
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Buchvorschau
Leonardo des Nordens und Mini-Monet - Richard Deiß
Deiß
1. 100 Malerantonomasien (Beinamen)
In diesem Kapitel werden auf jeweils einer Seite Maler (bzw. bildende Künstler) aufgeführt, welche Beinamengeber für mindestens zwei andere Maler sind. Weniger häufige Malerbeinamengeber werden am Schluss des Kapitels in einer Tabelle wiedergegeben. Andere, nicht vergleichende BMalerbeinamen finden sich in den Tabellen des zweiten Kapitels.
Die häufigsten Beinamengeber sind Picasso als Inbegriff eines modernen Malergenies, Beuys als Multi-Technik-Künstler und Michelangelo, vor allem als Bildhauer, weniger jedoch als Maler.
Picasso (1881-1973)
Ich male die Welt, wie ich sie mir vorstelle, nicht wie ich sie sehe. Picasso
Picasso ist der Inbegriff eines modernen Künstlergenies. Picasso war hochproduktiv und ist wahrscheinlich der Künstler, der mit seinen tausenden Kunstwerken, die zu hohem Preis gehandelt werden und viele Museen bestücken, den höchsten wirtschaftlichen Wert geschaffen hat. Picasso steht teilweise für ein bestimmtes expressives Stil-Spektrum (weshalb der junge deutsche Maler Löwentraut mit ihm verglichen wird), teilweise einfach für einen bedeutenden Maler allgemein, was dazu führt, dass auch chinesische und indische Maler einen Picasso-Beinamen bekommen haben. Mit Picasso der Pisten ist kein Skifahrer, sondern ein (Berg-) Panoramamaler gemeint. Der kenianisch-britische Künstler Tery Howe zeichnet berühmte Gemälde kongenial mit dem Kugelschreiber nach. Bic Crystal (bzw. Bic pen) vom französischen Hersteller Société Bic ist der meistverkaufte Kugelschreiber der Welt (mehr als 100 Milliarden Exemplare wurden bereits verkauft). Der Markenname wird in manchen Sprachen mit Kugelschreiber gleichgesetzt und Howes Beiname ist deshalb auch Bicasso. Der deutsche Künstler Gerhard Richter wurde ebenfalls schon mit Picasso verglichen. Hohe Produktivität und hohe Preise machen ihn zum umsatzstärksten lebenden Künstler.
Eine Welle von `kleinen Picassos´ hatte bereits in den 1990er Jahren mit der rumänisch-amerikanischen Künstlerin Alexandra Nechita (*1985) begonnen. Mit fünf Jahren malte sie bereits mit Wasserfarben, mit sieben mit Öl- und Acrylfarben. Längst eine erwachsene Frau, malt Nechita mittlerweile im kubistischem Stil.
Der Brite Kieron William malte bereits mit 7 Jahren, und das sehr professionell und bekam dadurch Beinamen wie Mini-Monet oder Mini-Picasso. Der im selben Jahr (2002) geborene Mohammed Quraiqe aus dem Flüchtlingslager Shujaiya im Gazastreifen, malt, wenn es hart auf hart kommt, auch mal mit Kaffee, Sand und Klebstoff und wird wegen seiner expressiven Kunstfertigkeit auch als Picasso of Palestine bezeichnet. Der afghanische Flüchtlingsjunge Farhad Nouri begann ebenfalls in einem Flüchtlingslager mit dem Zeichnen und zwar so talentiert, dass die Medien auf ihn aufmerksam wurden und ihn als Little Picasso bezeichneten. Teilweise steht Picasso sogar ganz allgemein für einen genialen Künstler im weitesten Sinne. Beispiele der brasilianische Architekt Oscar Niemeyer oder der britische Musiker David Bowie. Bud Spencer wurde bereits als Backpfeifen-Picasso bezeichnet.
Michelangelo (1475-1564)
Perfektion ist keine Kleinigkeit, aber Kleinigkeiten machen sie aus. Michelangelo
Michelangelo, auch der Göttliche genannt, steht für einen bedeutenden Bildhauer, seltener für einen Maler, obwohl er in beiden Bereichen große Kunstwerke schuf. Auguste Rodin dürfte fast so berühmt und bedeutend wie Michelangelo sein und den Beinamen verdient haben, doch einen gegenwärtigen fränkischen Künstler wie Manfred Reinhart als Michelangelo zu bezeichnen, zeigt, dass es zu wenig andere eingebürgerte Bildhauer-Referenzen gibt, die angemessener wären. Im 17. Jahrhundert wurde Caravaggio in Italien als Anti-Michelangelo bezeichnet, als verruchter Künstler, der im Gegensatz zum tugendhaften Michelangelo stand. Tatsächlich sind mit Caravaggio ein Totschlag und tätliche Auseinandersetzungen verbunden. Dabei hieß Caravaggio selber Michelangelo (Merisi) wurde später aber nach dem Herkunftsort seiner Eltern benannt. Der spanische Künstler Gaspar Becerra studierte in Rom bei Michelangelo und war sowohl als Bildhauer als auch als Maler tätig. Ebenso wie Michelangelo hat er kirchliche Gebäude mit Fresken ausgemalt. Daher wird er manchmal spanischer Michelangelo genannt. Dsanabadsar (`Michelangelo des Ostens´) war nicht nur eine wichtige Figur des mongolischen Buddhismus, sondern auch als Bildhauer tätig und schuf etliche buddhistische Statuen.
Neben Künstlern werden auch Schönheitschirurgen an Michelangelo gemessen. International am bekanntesten war der brasilianische Schönheitschirurg Ivo Pitanguy. Dieser hatte in den USA studiert und in England und Frankreich gearbeitet. 1961 fiel in der bei Rio gelegenen Stadt Niteroi ein brennendes Zirkuszelt auf die Zuschauer. Pitanguy behandelte wochenlang Verbrennungsopfer und erkannte, wie wichtig die Wiedergewinnung der Gesichter für die Opfer war. Kurz darauf eröffnete er eine Privatklinik in Rio de Janeiro. Später sollten Niki Lauda und Silvio Berlusconi zu seinen prominentesten Kunden gehören.
In Süddeutschland ist Werner Mang aus Lindau am Bodensee als Schönheitschirurg bekannt. Er weist jedoch einen Illustriertenbericht klar zurück, sich selbst jemals als Michelangelo der Schönheitschirurgie bezeichnet zu haben.