Traumjob IT 2020: Branchenüberblick, Erfahrungsberichte und Tipps zum Berufseinstieg
Von e-fellows.net
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Buchvorschau
Traumjob IT 2020 - e-fellows.net
Vorwort
Informatiker werden überall gesucht – kein Wirtschaftszweig und kein Unternehmen kommt ohne IT-Experten aus. Einerseits ist das ein echter Luxus für Jobsuchende, andererseits gilt: Wer die Wahl hat, hat die Qual. Welcher Job ist der richtige für mich? Wie unterscheidet sich die Arbeit eines Informatikers bei einem IT-Dienstleister von der in einem Softwareunternehmen, im Handel oder in der Forschung? Und wie sieht der typische Arbeitsalltag von ITlern in den jeweiligen Branchen aus? Dieses Buch liefert Ihnen praktische Antworten.
Neben einem Überblick über den Arbeitsmarkt für Informatiker, aufschlussreichen Artikeln darüber, wie einzelne IT-Studiengänge auf das Berufsleben vorbereiten, und einer praktischen Anleitung, wie man seinen jeweiligen Traumjob findet, bietet dieses Buch vor allem Berichte aus der Praxis. Informatiker aus 19 Unternehmen und Institutionen geben Einblick(e) in ihren persönlichen Arbeitsalltag und schildern Projekte und Aufgabenfelder, die für ihren Beruf typisch sind. So können Sie den ITlern bei ihrer Arbeit über die Schulter blicken und für sich selbst überlegen, was Ihnen Spaß machen könnte.
Persönliche Einblicke bieten auch die Erfahrungsberichte in Kapitel 3. Dort erzählen Informatiker und Wirtschaftsinformatiker von ihren geraden und ungeraden Berufslaufbahnen, den Hürden auf dem Weg zum Wunschberuf und den Herausforderungen im Joballtag.
Damit Sie gut vorbereitet auf die Suche nach Ihrem Traumjob gehen können, haben wir in Kapitel 4 zahlreiche Tipps rund um die Bewerbung im In- und Ausland, das Vorstellungsgespräch, die Promotion, berufliches Netzwerken und das Thema Soft Skills für Sie zusammengestellt.
Vielleicht können Sie die Tipps ja bei einem der Arbeitgeber anwenden, die wir Ihnen in Kapitel 5 vorstellen. Wer plant, sich selbstständig zu machen, findet in Kapitel 4 nützliche Tipps zur Existenzgründung. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen!
Kristina Folz
e-fellows.net
Die Autoren
Daniel Beverungen, Prof. Dr., Jahrgang 1980, Universität Paderborn, ist seit 2016 Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik, insbesondere Betriebliche Informationssysteme. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen die Dienstleistungsforschung, das Geschäftsprozessmanagement, die Informationsmodellierung sowie allgemein die Gestaltung innovativer Informationssysteme.
Curt Cramer, Dr.-Ing., ist bei Roland Berger als Principal tätig. Er studierte an der Universität Karlsruhe (KIT) Informatik und wurde ebenfalls in diesem Fach promoviert. Seine berufliche Laufbahn umfasst zehn Jahre als Managementberater und zwischenzeitlich drei Jahre als leitender Angestellter und Leiter Konzernstrategie/Transformation in einem europäischen Tourismuskonzern.
Carsten Eller, Dipl.-Math., Jahrgang 1978, arbeitet bei Eberspächer Exhaust Technology GmbH & Co. KG. Er hat Mathematik an der Universität Stuttgart studiert und ist seit 2005 für Eberspächer tätig. Heute ist er Fachreferent für Methoden- und Softwareentwicklung im Bereich Tools, Methods & Standards Festigkeit.
Lorenz Graf-Vlachy, Dipl.-Wirtsch-Inf., Dr. rer. pol., ist Akademischer Rat auf Zeit an der Universität Passau. Er forscht zu Digitalisierung, strategischer Führung und organisationaler Kommunikation. Vor seiner akademischen Karriere war er Projektleiter bei der Boston Consulting Group (BCG) und interviewte dort zahlreiche Kandidaten.
Florian Hamel, Dr. oec. HSG, Jahrgang 1980, arbeitet bei der AXA Schweiz als Head Business Process & Information Management. Zuvor studierte er an der TU München Wirtschaftsinformatik und promovierte an der Universität St. Gallen in Business Innovation. Zu seinen heutigen Aufgaben zählen unter anderem die Führung eines Entwicklungsbereichs mit 50 Mitarbeitern und deren Transformation in die „agile Welt".
Robert Heinecke, Jahrgang 1990, ist Co-Founder und CEO bei Breeze. Während des Studiums in Leipzig und Hamburg (Informatik, IT-Management & Consulting) war er international als Unternehmensberater tätig. Am Ende seines Master-Studiums gründete er das Hamburger Start-up Breeze Technologies mit. Er zählt zu den europäischen Forbes 30 Under 30.
Jörg Heiß, Jahrgang 1971, arbeitet seit 20 Jahren als Spezialist für IT-Architektur bei der Hannover Rück. Er studierte zunächst Mathematik und Sport auf Lehramt, dann schloss er einen Master in Wirtschaftsinformatik und eine Ausbildung zum Enterprise-Architekten an.
Ralf Hofestädt, Prof. Dr. habil., hat seit 2001 eine Professur in Bioinformatik und Medizinischer Informatik an der Universität Bielefeld inne. Er studierte Informatik und Biologie an der Universität Bonn, wo er auch promovierte. Nach der Habilitation war er als Vertretungsprofessor für Medizinische Informatik an der Universität Leipzig und als Professor für Angewandte Informatik an der Universität Magdeburg tätig.
Tobias Hollarek, M. Sc. Informatik, Jahrgang 1988, studierte Informatik an der TU München. Seit Mai 2016 ist der leidenschaftliche Anhänger agiler Methoden Android-Entwickler und Über-den-Tellerrand-Schauer bei der everskill GmbH. Dort ist er auch für die Organisation interner Fortbildungen zuständig.
Marc Irmisch-Petit ist seit 2018 Managing Director Europe bei Monster Worldwide und verantwortet das Europageschäft. Er kam im November 2013 als Director Sales Germany zu Monster und wurde 2015 Geschäftsführer für die DACH-Region.
Nicole Jochems, Prof. Dr., Jahrgang 1979, ist Studiengangsleiterin des Studiengangs Medieninformatik der Universität zu Lübeck. Sie hat Informatik mit Nebenfach Psychologie an der RWTH Aachen studiert und ist seit 2013 Professorin für Medieninformatik am Institut für Multimediale und Interaktive Systeme (IMIS) der Universität zu Lübeck. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählt u. a. Human-Centered Design.
Andreas Krahnke, Dr. rer. nat., Jahrgang 1976, promovierte 2005 an der TU München in Informatik. Anschließend war er Training Engineer und Team Lead bei The MathWorks GmbH. Seit 2018 leitet er die deutsche Schulungsabteilung des US-amerikanische Softwareherstellers.
Dennis Kundisch, Prof. Dr., Jahrgang 1974, Universität Paderborn, ist seit 2009 der Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik, insbesondere Digitale Märkte. Seine Forschungsinteressen liegen in den Bereichen Crowdsourcing, datengetriebenes Entscheiden, digitale Geschäftsmodelle, Plattformökonomie, Electronic Word of Mouth, Gamification und E-Learning.
Heike Leonhard arbeitet im Team Unternehmenskommunikation des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) am Standort Saarbrücken. Sie studierte Geschichte in München und Paris. Von 1996 bis 2001 war sie bei IDS Scheer, zuletzt im Bereich Investor Relations. Seit 2001 arbeitet sie für das DFKI und verantwortet unter anderem die zweimal jährlich erscheinenden DFKI-News.
Nicklas Linz schloss sein Informatikstudium an der Universität des Saarlandes 2018 mit einem Master ab. Bereits als Bachelor-Student begann er 2014 am DFKI als Research Assistant im Forschungsbereich Kognitive Assistenzsysteme zu arbeiten. Seit 2016 ist er dort Researcher. Er beschäftigt sich hauptsächlich mit der Verwendung von Sprachtechnologien und maschinellen Lernverfahren zur Diagnoseunterstützung.
Andreas Martens, Dr. rer. nat., Jahrgang 1983, promovierte 2018 an der Universität Duisburg-Essen als externer Doktorand. Er arbeitet seit sieben Jahren bei der adesso AG im Bereich Business-Analyse und leitet dort seit knapp einem Jahr ein Team. Er ist ein leidenschaftlicher Anhänger des Digital Designs und datenzentrierter Technologien und gibt sein Wissen jetzt im Rahmen der Qurix-Initiative weiter.
Tobias Nolte engagiert sich seit Anfang 2018 als Solution Expert BI bei der BWI. Vor seinem Wechsel zu dem IT-Systemhaus der Bundeswehr arbeitete der 33-Jährige als SAP-Berater bei Siemens, Atos und Energy4U. Den Grundstein für seine berufliche Laufbahn legte er mit einem dualen Studium, das er als Fachinformatiker Anwendungsentwicklung und mit einem Bachelor in Wirtschaftswissenschaften abschloss.
Lukas M. Oldenschläger, Jahrgang 1997, arbeitet bei EY Innovalue als Associate Consultant. Nach seinem dualen Studium der Wirtschaftsinformatik beschloss er, seinen Schwerpunkt zu verlagern. Seither arbeitet er als Strategieberater für den Finanzsektor. Durch einen Fokus auf InsurTechs hat er weiterhin einen Bezug zu Technologiethemen.
Janik Prottung, Jahrgang 1994, ist Engineer Frontend bei Burda Forward GmbH, Chip Digital im Bereich BestCheck. Er hat an der Uni Heidelberg Physik mit dem Vertiefungsfach Informatik studiert. Nach seinem Bachelor-Abschluss ist er Anfang 2016 direkt bei Chip in München eingestiegen und arbeitet dort in einem zehnköpfigen Team.
Simone Rehm, Dr. rer. nat., ist Sprecherin des Präsidiumsarbeitskreises „Grand Challenges der Informatik" bei der Gesellschaft für Informatik e. V. Seit 2016 ist sie außerdem Chief Information Officer (CIO) im Rektorat der Universität Stuttgart.
Monika Riedl, Jahrgang 1985, ist Redakteurin bei GULP, einem Personaldienstleister im Bereich IT, Engineering und Finance. Sie schreibt u. a. für die Knowledge Base, den Informationspool für den IT- und Engineering-Projektmarkt.
Inga Rottländer, Jahrgang 1981, ist bei StepStone.de seit 2010 PR-Managerin. Bevor sie bei der Online-Jobbörse für Fach- und Führungskräfte einstieg, studierte sie Politikwissenschaften, Geschichte und Germanistik in Düsseldorf.
Asad Sajid hat an der Uni Hamburg IT-Management & Consulting studiert. Den Grundstein seiner beruflichen Tätigkeit hat er bei der adesso AG als Business Consultant im Test-Management gelegt. Seine große Leidenschaft neben der Arbeit sind das Reisen und das Kennenlernen fremder Menschen und Kulturen.
Sebastian Schier, Jahrgang 1984, arbeitet beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) am Institut für Flugführung. Der studierte Informationstechniker und Informatiker ist seit 2004 beim DLR in Braunschweig tätig.
Michael Schmidt, Jahrgang 1974, hat Simulationstechnik in Erlangen studiert. Im Anschluss gründete er eine Firma, die kaufmännische Software für Unternehmen entwickelte, und führte sie zehn Jahre lang. Seit 2009 ist er bei der DATEV eG beschäftigt. Heute treibt er als Digital Transformation Officer die Digitalisierung in den Lösungen des Unternehmens voran.
Patrick Schöning ist seit rund zwei Jahren bei Tchibo als Senior IT-Projektmanager tätig. Der Diplom-Wirtschaftsinformatiker (Studium an der FH Oldenburg/Wilhelmshaven) arbeitete zuvor sieben Jahre lang als Berater rund um Business Intelligence und IT-Strategie. Heute leitet er in der Tchibo Business Unit Analytics IT-Projekte mit Bezug zu Themen wie Advanced Analytics, Business Intelligence und Big Data.
Daniel Steger, Jahrgang 1979, GLOBALFOUNDRIES Inc., arbeitet als Software Engineer und Technical Lead Quality Assurance für Software in der Fabrikautomatisierung. Wenn er nicht gerade die Welt bereist, macht es ihm Spaß, komplizierte Softwareprogramme zum Absturz zu bringen.
David Steng besetzt die Stabsstelle der Cybersecurity-Abteilung der Fresenius Netcare GmbH. Nach seinem Studium der angewandten Informatik arbeitete er zunächst in der technischen IT-Beratung, fokussierte sich anschließend im Rahmen seines berufsbegleitenden MBA-Studiums auf IT-Managementberatung und fand alsbald seinen Weg in die spannende Welt von Fresenius.
Johannes Tröger ist Researcher im Bereich Kognitive Assistenzsysteme des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz. Bei seiner Arbeit in verschiedenen Projekten stehen User Experience und der Mehrwert von KI in praktischen Anwendungsfällen immer im Zentrum. Zuvor hat er Educational Technology (M.Sc.) und Psychologie (B.Sc.) an der Universität des Saarlandes studiert.
Miao Wang, Dr. rer. nat., ist als Managing Consultant Mobility bei IBM tätig. Zuvor studierte er Computerwissenschaft und Business Economics an der Freien Universität Berlin. Dort legte er auch 2012 seine Promotion ab.
Dave Wollmann, Jahrgang 1982, ist leidenschaftlicher Hacker und Social Engineer. Neben klassischen Penetrationstests liegen seine Schwerpunkte bei NTT Security auf Red-Teaming-Simulationen und Social Engineering. Er tritt auch auf IT-Security-Konferenzen als Speaker zu verschiedenen Themen auf.
Christian Wolters ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Dozierenden-Service-Center sowie am Institut für Multimediale und Interaktive Systeme der Universität zu Lübeck. Schon im Studium (Informatik mit Anwendungsfach Medieninformatik an der gleichen Universität) engagierte er sich in der Gesellschaft für Informatik (GI), seit 2016 ist er stellvertretender Sprecher der Fachgruppe Medieninformatik der GI.
Nicole Ziegelmair ist bei der SCALTEL AG in Waltenhofen beschäftigt und betreut dort für die gesamte SCALTEL Gruppe die Bereiche Presse, Texte, Analyse und Digitales Marketing.
1. Vom Studium zum Beruf – ein Überblick
Was Sie in diesem Kapitel erwartet
Bevor Sie in Kapitel 2 in den Alltag von ITlern aus verschiedenen Branchen eintauchen, erhalten Sie in diesem Kapitel einen Überblick über verschiedene Studienfächer, Tipps dazu, wie Sie Ihren Traumjob finden und wie Sie sich bereits während des Studiums auf das Berufsleben vorbereiten können, sowie grundlegende Informationen über die Berufsaussichten als ITler.
Was macht die Fächer Informatik, Wirtschaftsinformatik, Medizinische Informatik, Bioinformatik sowie Medieninformatik aus? Welcher Abschluss lohnt sich jeweils? Welche Berufsaussichten haben Absolventen dieser Fächer? Antworten finden Sie in den hier folgenden Beiträgen.
Anregungen, wie Sie nach dem Studium den Weg zu Ihrem Traumberuf finden, erhalten Sie in dem Beitrag von Asad Sajid.
Dass man bereits während des Studiums einiges tun kann – und tun soll –, um sich auf das Berufsleben vorzubereiten und die eigenen Einstellungschancen zu verbessern, ist längst kein Geheimnis mehr. Welche Weiterbildungen gibt es, welche lohnen sich, und worauf achten Personaler im Lebenslauf? Das können Sie im Beitrag „Weiterbildung neben dem Studium" nachlesen.
Wie ist es um Informatiker in Deutschland bestellt? In welchen Branchen können sie arbeiten? Wo werden sie besonders gut entlohnt? Und wie darf man sich den „typischen ITler" vorstellen? Antworten finden Sie im Beitrag „Informatiker in Deutschland – Arbeitsmarkt und Jobaussichten".
Reizt Sie das Konzept der Selbstständigkeit? Dann lesen Sie im Beitrag von Monika Riedl nach, wie Sie als IT-Freelancer durchstarten können.
Informatik – ein Fach mit Zukunft
von Dr. Simone Rehm, Gesellschaft für Informatik e. V.
Informatik ist ein Fach mit Zukunft. Das gilt heute wie vor 40 Jahren, als es auch schon Informatik gab, aber noch keinen PC, kein Internet und keine Handys. Heute können sich Kinder oder Jugendliche diesen Zustand kaum vorstellen. „Wie hat man denn gegoogelt, als es noch kein Internet gab?" – allein diese Frage eines Heranwachsenden zeigt, wie sehr Informatik und ihre Produkte inzwischen Teil unserer Lebenswelt geworden sind. Das war vor 40 Jahren noch nicht so. Zu dieser Zeit gab es zwar schon an einigen Universitäten in Deutschland die Möglichkeit, Informatik zu studieren, aber das Fach an sich war nur wenigen bekannt. Ein Informatikstudium war in den 1980er-Jahren beinahe exotisch, dabei war es schon damals abwechslungsreich, spannend und voller Herausforderungen.
Informatik hat einen starken Bezug zur Mathematik, der Disziplin, aus der heraus sie sich als eigenständiges Fach entwickelt hat. Ähnlich wie in der Mathematik geht es in der Informatik darum, Sachverhalte zu strukturieren, Gesetzmäßigkeiten zu entdecken, logische Zusammenhänge zu erforschen und Ableitungen daraus zu treffen. Anders als in der Mathematik bewegt man sich in der Informatik aber nicht nur in der Welt von Zahlen und Variablen. Im späteren Beruf besteht die Hauptaufgabe vieler Informatiker darin, Zusammenhänge aus der realen Welt zu erfassen und sie so in Software abzubilden, dass sich Abläufe in der digitalen Welt wiedergeben oder unterstützen lassen. Denken wir an Computer, die Schach spielen, an eine Navigationssoftware, die uns bei der Suche nach dem richtigen Weg unterstützt oder an ein Warenwirtschaftssystem, das die Geschäftsprozesse eines Unternehmens widerspiegelt. Die Anwendungsgebiete der Informatik sind vielfältig, und genau diese Vielfalt macht Informatik bereits im Studium und später im Beruf so abwechslungsreich.
Ein digitales Abbild der realen Welt zu gestalten – was heißt das genau? Heißt das, man muss dauernd programmieren? Manche schreckt diese Vorstellung ab. Dabei kann Programmieren durchaus Spaß machen. Man denkt sich vorher aus, was das Programm tun soll, entwirft im Kopf oder auf dem Papier entsprechende Datenstrukturen und Befehlsfolgen, übersetzt sie in eine Programmiersprache und bringt den Programmcode zur Ausführung. Anschließend sieht man, wie sich auf dem Bildschirm etwas bewegt und eine Transaktion oder Interaktion sich so verhält, wie man sich das vorher gedacht hat. Wem das Spaß macht, der kann sich schon im Studium auf Softwareentwicklung spezialisieren. Aber das ist eben nur ein Teilgebiet dieser vielseitigen Disziplin.
Ein Programm wird nur dann gerne genutzt und akzeptiert, wenn es eine ansprechende Benutzeroberfläche hat und wenn die Funktionalität des Programms die Anforderungen der Anwender bestmöglich widerspiegelt. Um das zu erreichen, müssen Informatiker mit den Menschen sprechen, die mit ihrem Programm später arbeiten sollen. Sie müssen ihre Bedürfnisse erfragen, gedanklich in ihre Welt eintauchen, analysieren, wie sie heute einen Prozess ausführen, und sich überlegen, wie der Prozess in Zukunft optimiert werden könnte. Stets im Dialog mit den Anwendern zu sein und die Ergebnisse der eigenen Arbeit zu sehen, wenn auch nur auf dem Bildschirm, das macht den Beruf für viele Informatiker so spannend.
Und worin liegen die Herausforderungen? Dieses Fach steckt voller Dynamik und unterliegt kurzen Innovationszyklen. Ob im Studium oder später im Beruf, man steht immer vor der Herausforderung, sich mit neuen Entwicklungen auseinanderzusetzen: Facebook ist gerade mal 15 Jahre alt. Als das Internet schon flächendeckend verbreitet war, hatte noch keiner daran gedacht, welche Veränderungen es mit sich bringen könnte, wenn das Internet auch auf mobilen Geräten verfügbar sein würde. Heute ist dies der Fall, und der Begriff der App hat den klassischen Programmbegriff fast abgelöst. Mit diesen Entwicklungen muss man einerseits technisch Schritt halten. Andererseits nehmen viele dieser Neuerungen vehement Einfluss auf unsere Gesellschaft und unser soziales Miteinander. Oft tragen sie in positiver Weise dazu bei, Menschheitsprobleme zu lösen, denkt man etwa an die Sicherung einer umweltfreundlichen und ökonomischen Stromversorgung dank intelligenter Steuerung der Verbrauchsanlagen.
Aber nicht immer dienen neue Informatik-Errungenschaften dem Wohl der Menschheit. Informatik ist eine klassische „Dual-use"-Technologie. So nennt man Disziplinen, die sowohl nützliche als auch bedrohliche und gefährliche Anwendungen hervorbringen können. Man kann die Augen nicht davor verschließen, dass die Entwicklung von Drohnen, also von unbemannten Flugkörpern, wesentlich auf Fortschritte in der Informationstechnologie zurückgeht und Drohnen eben nicht nur zur Auslieferung von Paketen, sondern auch zum gezielten Töten von Menschen eingesetzt werden können. Man kann ebenso wenig die Sammelwut der amerikanischen Geheimdienste anprangern, ohne sich gleichzeitig bewusst zu machen, dass nur die Fortschritte in der Informationstechnologie ihnen erlauben, dieser Sammelwut auch praktisch nachzugehen. Die Renaissance des Forschungsgebiets der künstlichen Intelligenz weckt ebenfalls nicht nur Euphorie, sondern schürt sogar bei Informatikern bisweilen Ängste. Welche Risiken sind damit verbunden, dass Maschinen inzwischen nicht nur riesige Datenmengen sammeln, sondern dass sie diese Daten mittels geeigneter Algorithmen miteinander verknüpfen und Vorhersagen oder gar Entscheidungen daraus ableiten können?
Informatik zu studieren heißt, sich auch mit diesen Fragestellungen auseinanderzusetzen. Spätestens dann, wenn man nach dem Studium einen Beruf wählt, muss man auch für sich selbst entscheiden, in welchen Bereichen man tätig sein möchte. Darüber hinaus müssen wir uns als Informatiker immer wieder der Frage stellen, wie unsere Forschungs- und Entwicklungsergebnisse genutzt werden. Insofern steckt dieses Fach voller Herausforderungen, die nicht nur technischer Natur sind!
Die Jobaussichten sind für Informatiker nach wie vor sehr gut; es werden mehr Arbeitskräfte gesucht, als dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Die Arbeitslosenquote von Informatikern ist deutlich niedriger als die Quote über alle Berufsgruppen hinweg. Darüber hinaus können Informatiker – je nach Spezialisierung – in nahezu allen Branchen arbeiten: in mathematikgetriebenen wie der Versicherungswirtschaft ebenso wie in der Medienbranche oder in Branchen mit einem engen Bezug zu den Lebenswissenschaften wie dem Gesundheitswesen oder der Biologie. Je nach persönlichem Naturell gibt es Arbeitsplätze für eher introvertierte Fachleute ebenso wie für diejenigen, die gerne im Team arbeiten und Kundenkontakt schätzen. Und last but not least eignen sich Arbeitsplätze in der Informatik häufig auch für Heimarbeit, sodass sich Familie und Beruf unter Umständen besser vereinbaren lassen als bei Arbeitsstellen mit Präsenzpflicht.
Wir sind überzeugt, dass Informatik auch in 30 Jahren noch ein Fach mit großer Zukunft sein wird. Mit unserer Expertise, unserer Kreativität und unserer Verantwortung werden wir heute und in Zukunft dieses Fach so gestalten, dass es Spaß macht, Informatik zu lernen oder zu praktizieren, und dass das Ergebnis der Menschheit als Ganzes nutzt.
Als Wirtschaftsinformatiker die digitale Transformation in Organisationen gestalten
¹
von Prof. Dr. Dennis Kundisch und Prof. Dr. Daniel Beverungen, Universität Paderborn
Was ist Wirtschaftsinformatik?
Informationssysteme durchdringen unsere Lebens- und Arbeitswelt nachhaltig. Die Wirtschaftsinformatik schafft es, Unternehmen zu digitalisieren, neue Währungen zu erzeugen, Maschinen und Menschen zu vernetzen, Wissen aus Daten zu generieren, Ressourcen optimal zu nutzen und das Arbeiten in der Crowd zu ermöglichen.
Als das Fach Wirtschaftsinformatik in den 1970er-Jahren entstand, ging es primär darum, wie Prozess- und Datenbankmanagement technisch verbessert werden konnten. Heute jedoch sind neue Technologien, ihre Entwickler und Manager zusätzlich Treiber von Innovationen und damit Gestalter der digitalen Informationsgesellschaft. Technologiegiganten wie Apple, Google, Microsoft oder Facebook sind zu den wertvollsten Unternehmen der Welt geworden und prägen sogar unsere kulturelle Entwicklung. Es genügt nicht mehr, IT allein aus technischer Perspektive zu betrachten; vielmehr muss sie im Zusammenspiel mit Menschen und wirtschaftlichen Anwendungen gedacht werden. Der Arbeitsmarkt sucht deshalb nach Fach- und Führungskräften, die betriebswirtschaftliche Kenntnisse, verhaltenswissenschaftliches Verständnis und fundiertes technisches Know-how erfolgreich miteinander verbinden können. Wirtschaftsinformatiker übernehmen somit eine Übersetzungsfunktion zwischen der wirtschaftswissenschaftlichen Gedanken- und Sprachwelt auf der einen sowie einer technisch verankerten Systemwelt auf der anderen Seite – und sorgen so dafür, dass Informationstechnologie in Wirtschaft und Verwaltung effektiv gestaltet und eingesetzt wird.
Aufgrund der enormen Steigerung der Rechen- und Speicherkapazität von Computern sowie der wachsenden Anzahl an vernetzten Menschen und Dingen (z. B. Maschinen, Bauteile, Produkte) wird die Rolle von Wirtschaftsinformatikern in der Zukunft noch weiter an Bedeutung gewinnen. Durch die rasante Weiterentwicklung der technischen Rahmenbedingungen ergeben sich für Wirtschaftsinformatiker immer wieder neue und vielfältigere Möglichkeiten, das Zusammenspiel von Menschen, Dingen, Organisationen und IT zu optimieren. Auf Basis von technologiebasierten Innovationen gestalten Wirtschaftsinformatiker so die digitale Transformation unserer Wirtschaft und Gesellschaft aktiv mit. Dementsprechend gilt:
„Jetzt ist die Stunde der IT-Verantwortlichen, denn sie entscheiden maßgeblich darüber mit, ob ihre Unternehmen zu den Gewinnern oder Verlierern der Digitalisierung zählen."²
In welchen Berufen arbeiten Wirtschaftsinformatiker?
In der heutigen Wirtschaft und Gesellschaft gibt es kaum noch Aktivitäten, die nicht direkt oder indirekt durch IT unterstützt werden. Daher werden Wirtschaftsinformatiker heute in nahezu allen Lebensbereichen benötigt:
in Unternehmen und Organisationen jeder Größe (vom Start-up über den Mittelstand bis zum internationalen Großkonzern),
in allen Branchen (bei Technologieunternehmen, die Hard- oder Software produzieren und verkaufen; bei sogenannten Anwenderunternehmen, die diese Hard- und Software sinnvoll einsetzen; bei IT-nahen Unternehmensberatungen, die den Anwenderunternehmen dabei helfen, die Hard- und Software sinnvoll einzusetzen, und bei der öffentlichen Verwaltung, beispielsweise im Bundeswirtschaftsministerium oder der örtlichen Stadtverwaltung) und
in allen Unternehmensbereichen (dazu gehören natürlich IT-Abteilungen und Rechenzentren, aber auch betriebswirtschaftliche Fachabteilungen wie z. B. Produktion, Materialwirtschaft, Controlling oder Marketing).
Auf die folgenden Berufe bereitet ein Wirtschaftsinformatik-Studium besonders gut vor:
Wie sind die Berufs- und Verdienstchancen für Wirtschaftsinformatiker?
Die Fähigkeit, ein breites fachliches Aufgabenspektrum abzudecken, und die interdisziplinäre Ausrichtung sichern den Absolventen der Wirtschaftsinformatik attraktive Stellen auf dem Arbeitsmarkt. Viele Absolventen verfügen bereits vor Abschluss ihres Studiums über sehr gute Unternehmenskontakte, nicht selten haben sie bei Abgabe der Abschlussarbeit bereits einen Arbeitsvertrag in der Tasche. Erfreulicherweise werden eingestellte Wirtschaftsinformatiker auch überdurchschnittlich gut vergütet, wie beispielsweise der StepStone Gehaltsreport³ zeigt. Ein Master-Studium ist für den Berufseinstieg als Wirtschaftsinformatiker nicht zwingend erforderlich. Das Einstiegsgehalt eines Master-Absolventen ist jedoch höher, und ein Master-Studium bietet die Möglichkeit, sich fachlich stärker zu profilieren. Es kann zudem die Grundlage für eine anschließende Promotion bzw. eine wissenschaftliche Karriere bilden.
Wie wird man Wirtschaftsinformatiker? Wie hoch ist der Frauenanteil?
In Deutschland, Österreich und der Schweiz bieten über 50 Universitäten ein vollwertiges Bachelor- oder Master-Studium in der Wirtschaftsinformatik an. Zudem besteht die Möglichkeit, in Kooperation mit einem Unternehmen zu studieren. Aber nicht nur reine Wirtschaftsinformatiker sind auf dem Arbeitsmarkt gefragt. Viele Studiengänge ermöglichen es inzwischen, ausgewählte Inhalte der Wirtschaftsinformatik als Wahlpflichtmodul, Nebenfach oder Studienschwerpunkt in das Studium zu integrieren.
Dies zeigt die hohe Interdisziplinarität von wirtschaftsinformatischen Themen. Auch immer mehr Frauen entscheiden sich für die Wirtschaftsinformatik. Der Anteil an weiblichen Studienanfängern in der Wirtschaftsinformatik liegt im Wintersemester 2017/2018 bei 21 Prozent⁴ – Tendenz steigend!
Fundiertes Grundlagenwissen mit flexibler Profilbildung
In den ersten Semestern des Studiums lernen Studenten die Grundlagen der Wirtschaftsinformatik, der Informatik sowie der Betriebs- und Volkswirtschaftslehre. Hierbei kommt der Integration dieser Perspektiven eine besondere Bedeutung zu: Informationssysteme sollen so gestaltet sein, dass sie Menschen bei der Durchführung ihrer Aufgaben unterstützen; sie bieten aber häufig auch eine Möglichkeit, völlig anders zu arbeiten und hierdurch Innovationen umzusetzen. Studenten lernen, betriebliche Sachverhalte mithilfe von Modellen zu beschreiben, konzeptionell weiterzuentwickeln und mithilfe von IT zu verbessern. Teil des Studiums sind deshalb auch Methoden und Fähigkeiten der Softwareentwicklung und Programmiersprachen, der theoretischen Informatik und der Statistik. Ein typisches Fach für Wirtschaftsinformatiker ist das Prozessmanagement, bei dem man komplette Arbeitsabläufe in Unternehmen analysiert und verbessert, z. B. von der Bestellung bis zur Lieferung eines Artikels.
In späteren Semestern können die Studenten eigene Schwerpunkte wählen. Beispielsweise kann man an der Universität Paderborn in der Wirtschaftsinformatik aus den Vertiefungen Geschäftsprozessmanagement, Betriebliche Informationssysteme, Digitale Märkte, Operations Research, Data Analytics und Social Computing wählen. Daneben hat sich beispielsweise Service Science als interdisziplinäres Forschungsgebiet etabliert, dessen Ziel die Entwicklung, Vermarktung und Erbringung digitaler Dienstleistungen ist. Service Science steht exemplarisch dafür, wie eng Schwerpunkte der Wirtschaftsinformatik mit angrenzenden Forschungsgebieten – z. B. Marketing, Dienstleistungsmanagement, Informatik und Maschinenbau – zusammenhängen. Aber auch für andere Berufsbilder bietet sich eine multidisziplinäre Schwerpunktsetzung an. So profitieren Data Scientists von fortgeschrittenen Statistikkenntnissen oder App-Entwickler von Erkenntnissen aus der Psychologie. Die genannten Berufsbilder zeigen die Vielfalt möglicher Schwerpunkte. Welche Vertiefungen zur Auswahl stehen, hängt von der Profilbildung der jeweiligen Hochschule ab.
Die Soft Skills
Neben fachlichen Voraussetzungen fordern Arbeitgeber in ihren Stellenausschreibungen typischerweise die folgenden Eigenschaften: Bewerber sollen teamorientiert sein, eigenständig und strukturiert arbeiten, Probleme lösen und idealerweise Praxis-