Risiken und Nebenwirkungen: Dr. Sonntag 4 – Arztroman
Von Peik Volmer
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Über dieses E-Book
Diese spannende Arztserie überschreitet alles bisher Dagewesene. Eine Romanserie, die süchtig macht nach mehr!
Ich muss Ihnen sagen, ich bin immer noch erschrocken. Es ist ein verzweifeltes Gefühl, neben einem Menschen zu stehen, den man lieb hat, und ihm nicht helfen zu können. Für einen Arzt ist die Situation noch schlimmer und gar nicht mal so selten. Wie ein böser Traum! Einen schönen Traum durchlebt gerade unser Lukas. Frau Wagner. Mathematik, Physik, Sport. Moment mal! Das waren doch die Fächer, in denen Lukas nicht so gut ist, oder? Und einen Albtraum erlebt gerade Professor Sonntag. Dass das Giftbuch nicht stimmt, hat es in St. Bernhard noch nie gegeben. Viel schlimmer ist für den Chefarzt aber der Vertrauensverlust. Immerhin ist die familiäre Atmosphäre doch das, was den besonderen Reiz seiner Klinik ausmacht! Das ist sein Stil, deswegen fühlen sich alle wohl! »Ich schwöre es! Perfektes Französisch! Und wie der mit dem Kellner und mit dem Küchenchef geredet hat … Sie würden es nicht für möglich halten, wenn Sie es nicht selbst erlebt haben, Frau Pahlhaus! Wirklich, ich stand daneben wie das Dummchen vom Land, und mein weltgewandter Begleiter spielte James Bond!« Frau Dr.
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Dr. Sonntag
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Buchvorschau
Risiken und Nebenwirkungen - Peik Volmer
Leseprobe:
Das Geheimnis der schönen Antonia
LeseprobeDr. Leon Laurin stand wie festgewachsen auf einer belebten Straße in der Münchener Innenstadt, während er seine Frau Antonia, die vor einem Café auf der anderen Straßenseite saß, nicht aus den Augen ließ. Seit mehr als siebzehn Jahren waren sie miteinander verheiratet, hatten vier Kinder, führten, jedenfalls seiner Ansicht nach, eine glückliche Ehe. Und nun sah er sie zum dritten Mal innerhalb kurzer Zeit mit ihrem Jugendfreund Ingo Ewert in sehr vertrautem und angeregtem Gespräch – und auch dieses Mal, daran zweifelte er nicht, würde sie die Begegnung zu Hause ihm gegenüber nicht erwähnen. Er war der Ansicht gewesen, die Eifersucht seiner frühen Jahre längst überwunden zu haben, nun musste er feststellen, dass er einem Irrtum erlegen war. Am liebsten hätte er Ingo Ewert – Dr. Ingo Ewert, Leiter der Kinderklinik Dr. Ewert – direkt zur Rede gestellt. Oder noch besser: ihn am Kragen gepackt und geschüttelt und Auskunft darüber verlangt, wie er dazu kam, am helllichten Tag mit seiner, Leons, Ehefrau in einem Café zu sitzen und sich allem Anschein nach gut zu unterhalten. Jetzt griff er sogar nach ihrer Hand und drückte sie! Leon hatte Mühe, an sich zu halten. Als er die beiden vor zwei Wochen das erste Mal zusammen gesehen hatte, war er noch überzeugt gewesen, Antonia werde ihn mit den Worten empfangen: »Rate mal, wen ich heute getroffen habe!« Aber nichts Dergleichen war geschehen, kein Wort hatte sie gesagt, sie hatte Ingo Ewert nicht einmal erwähnt. Dabei wusste er ja nur zu gut, dass Ingo früher einmal bis über beide Ohren in Antonia verliebt gewesen war. Allem Anschein nach war er es immer noch. Er musste sie zur Rede stellen, er brauchte Gewissheit. Aber vielleicht war alles ganz harmlos, und er sah Gespenster. Dann würde sie ihn auslachen, und er stünde da wie der letzte Depp. War es also doch besser, ruhig abzuwarten, bis Antonia von sich aus auf ihn zukam, um mit ihm über Ingo zu sprechen? Aber was würde sie ihm dann sagen?
Dr. Sonntag
– 4 –
Risiken und Nebenwirkungen
Kein Mensch geht völlig geradeaus durchs Leben
Peik Volmer
Ich muss Ihnen sagen, ich bin immer noch erschrocken. Es ist ein verzweifeltes Gefühl, neben einem Menschen zu stehen, den man lieb hat, und ihm nicht helfen zu können. Für einen Arzt ist die Situation noch schlimmer und gar nicht mal so selten. Wie ein böser Traum! Einen schönen Traum durchlebt gerade unser Lukas. Frau Wagner. Mathematik, Physik, Sport. Moment mal! Das waren doch die Fächer, in denen Lukas nicht so gut ist, oder? Und einen Albtraum erlebt gerade Professor Sonntag. Dass das Giftbuch nicht stimmt, hat es in St. Bernhard noch nie gegeben. Viel schlimmer ist für den Chefarzt aber der Vertrauensverlust. Immerhin ist die familiäre Atmosphäre doch das, was den besonderen Reiz seiner Klinik ausmacht! Das ist sein Stil, deswegen fühlen sich alle wohl! Bisher, jedenfalls …
Übelst begabt
»Ich schwöre es! Perfektes Französisch! Und wie der mit dem Kellner und mit dem Küchenchef geredet hat … Sie würden es nicht für möglich halten, wenn Sie es nicht selbst erlebt haben, Frau Pahlhaus! Wirklich, ich stand daneben wie das Dummchen vom Land, und mein weltgewandter Begleiter spielte James Bond!«
Frau Dr. Pahlhaus, Chefin der Anästhesieabteilung im Krankenhaus St. Bernhard, lachte lauthals. »Wer weiß, Frau Rommert, wer weiß! Vielleicht ist Anton einer von diesen übelst begabten Menschen, für die man Eliteschulen gegründet hat. Wie heißt dieser Verein für Hochbegabte? Mensa, glaube ich. Gegen die Leute, die dort Mitglied sind, war der olle Einstein mittlerer Durchschnitt!«
»Aber wieso ist er dann hier als Pfleger und nicht im Kernforschungszentrum, Neurochirurg oder Bundeskanzler?«
»Mein Kind, vielleicht hatte er keine Lust? Ich kenne hochintelligente Menschen, die Hausfrau und Mutter sind. Oder Schreinermeister. Oder sogar Pfarrer! Vielleicht war es auch eine Art Protest? Auflehnung gegen die Eltern! Außerdem ist doch die Tätigkeit des Krankenpflegers ein wunderbarer, verantwortungsvoller und hochqualifizierter Beruf. Ich glaube, dass das Glück nicht in einem hochdotierten Job liegt, sondern darin, dass man das, was man tut, mit Liebe tut und darin aufgeht.«
Dagmar Rommert hielt inne. »Donnerwetter. Frau Pahlhaus, Sie haben recht! So habe ich es noch gar nicht betrachtet! Von ihnen kann man lernen, wirklich! Ich bedanke mich bei Ihnen!«
Die erfahrene Kollegin winkte ab. »Nicht doch, Frau Rommert. Ich freue mich, wenn jemand mir alter Frau überhaupt zuhört. Viele junge Leute wollen doch gar nicht wissen, wie die Generation vor ihnen die Dinge beurteilt. Sie wollen ihre eigenen Erfahrungen machen, und das ist auch gut so. Ich halte mich mit Ratschlägen gern zurück!«
Dagmar lächelte. »Sie sind eine wunderbare Ratgeberin und eine zuverlässige Freundin. Und ich bin froh, dass ich in Ihnen jemanden habe, den ich etwas fragen darf.« Ihr Pieper quäkte. Sie hielt ihn ans Ohr. »Die Notaufnahme«, sagte sie bedauernd. »Eine Schnittwunde will genäht werden!«
»Hört sich nach hausfraulicher Tätigkeit an! Viel Spaß dabei!«
*
»Meine Herren«, sagte Prof Sonntag mit sehr ernstem Gesichtsausdruck zu den Doktoren Wachs und Cortinarius, »ich bin zutiefst enttäuscht wegen dieser Angelegenheit. Ich halte nichts von Vertuschungsaktionen, derlei Betrügereien kommen irgendwann heraus und verleiten nur zu weiteren Regelverstößen. Ich möchte Sie davon in Kenntnis setzen, dass ich bei der Ärztekammer, der Klinikapotheke sowie der Polizei diesen Vorfall angezeigt habe. Wann die Beamten zur Vernehmung kommen, oder ob wir eingeladen werden, um eine Aussage zu machen, weiß ich nicht.«
»Alles ist meine Schuld, bestimmt, Herr Sonntag! Ich bin untröstlich! Aber ich war davon ausgegangen, dass der Kollege Wachs – bitte nicht böse sein!«
Egidius Sonntag rückte seine Fliege gerade. »Ich denke, wir können die Wahrheitsfindung getrost den Behörden überlassen, Herr Cortinarius.«
Die Tür öffnete sich. Frau Fürstenrieder betrat den Raum, ihre goldgerandete Brille baumelte an dem Kettchen, das ihren Absturz verhindern sollte. »Darf ich den Herren einen Kaffee servieren?«, befragte sie die Runde.
Professor Sonntag und Herr Wachs waren erfreut. Oberarzt Cortinarius spitzte, wie immer, die Lippen und sah die Sekretärin mit seinen wässrigen Fischaugen an. Mit seiner hellen, öligen Stimme flötete er, »Wenn es möglich wäre, liebe Frau Fürstenrieder – für mich lieber Tee. Grünen Tee, am besten in einer Kanne aus Glas oder Porzellan. Aus weichem Wasser, ja? Erst das Wasser aufkochen, und dann 7 Minuten abkühlen lassen, so lange dauert es, bis es 75-80 Grad hat. Bitte vermeiden Sie unbedingt einen Aufguss mit kochendem Wasser! Für einen Liter Flüssigkeit je nach Sorte und Geschmacksstärke 8-12 g grünen Tee. Sie haben bestimmt nur normalen grünen Tee? Den können sie 1-2, maximal 3 Minuten ziehen lassen.«
Er senkte den Kopf. »Ich mache Ihnen doch hoffentlich keine Umstände, oder? Das täte mir so leid, wirklich! Bitte nicht böse sein!«
Während seines Vortrages hatten Frau Fürstenrieder, Dr. Wachs und Professor Sonntag die Luft angehalten und überrascht gelauscht. Die Sekretärin lächelte grimmig.
»Ich bin nie böse, Herr Oberarzt. Sie haben die Wahl. Kaffee oder einen Teebeutel ›Ostfriesenmischung‹. Ich reiche Ihnen gern ein Fieberthermometer, wenn die Temperatur Ihnen so wichtig ist.«
Egidius und sein Assistenzarzt verbissen sich ein Lachen. Der Oberarzt winkte matt ab. »Vielleicht – ein Wasser? Ohne Kohlensäure?«
»Na also!«, triumphierte Frau Fürstenrieder. »Sehr gern.«
Egidius gab die Anweisung, dass, wenn morgen der Kommissar und der Polizist kämen, diese in ihrer Arbeit auf jeden Fall zu unterstützen seien. Er bat trotzdem um ein möglichst diskretes Vorgehen. »Dies Haus existiert seit 1998. Mit der Polizei haben wir hier noch nie zu tun gehabt, nur eine gelegentliche Blutprobe bei einem alkoholisierten Verkehrsteilnehmer. Ach ja, und bei der Leistenhernie eines Straftäters und dem jungen Polizeibeamten mit der Hepatitis A. Ich hoffe, dass die Presse nicht davor erfährt.«
Und, so schloss er, falls jemand das Bedürfnis in sich entdecken sollte, ihm etwas mitzuteilen – es sei ja allgemein bekannt, wie man ihn erreichen könnte.
Der chefärztliche Pieper ertönte.
»Meine Herren, ich muss dringend auf die Intensivstation. Herr Wachs, Sie sind im Dienst? Es kommt Arbeit auf uns zu. Eine schwere Schussverletzung. Hoher Blutverlust, dem Patienten geht es nicht gut. Bitte rufen Sie Frau Pahlhaus, es gibt keine Zeit zu verlieren!«
Philipp Angerer saß blass, mit zusammengepressten Lippen, auf dem Gang vor dem Einganz zum OP. Seine Augen waren rot unterlaufen, er zitterte. »Philipp, was machst du denn hier? Ich habe keine Zeit für dich, da ist gerade ein Notfall im Anmarsch!«
»Ich weiß, Egidius! Das ist Chris! Jemand hat auf ihn geschossen! Egidius, bitte! Du musst ihn retten! Ich – ich wüsste