Märchen-Geschichten
Von Jos Wigger
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Es geht um die Liebe, die Hoffnung, den Alltag und die Vergänglichkeit. Ein Kaleidoskop der Geschehnisse, die in uns und um uns herum sind, auch wenn wir sie nicht immer wahrnehmen.
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Buchvorschau
Märchen-Geschichten - Jos Wigger
Jos Wigger
Märchen-Geschichten
Von Spiegeln, Plätzchenaufständen und steinernen Frauen
-teilweise vom Autor illustriert-
Impressum
Märchen - Geschichten
von Jos Wigger
© 2019 Jos Wigger
Alle Rechte vorbehalten.
Autor: Jos Wigger
los@freenet.de
ISBN: 978-3-96246-209-3
Verlag GD Publishing Ltd. & Co KG, Berlin
E-Book Distribution: XinXii
www.xinxii.com
Dieses E-Book, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne Zustimmung des Autors nicht vervielfältigt, wieder verkauft oder weitergegeben werden.
Inhalt
Impressum
1. Wie der Regenbogen entstand
2. Mann und Spiegel
3. Noch ‘ne Weihnachtsgeschichte
4. Der Kirschbaum
5. Der kleine Drache
6. Die Frau und der Spiegel
7. Die Geschichte vom kleinen Wind
8. Tündi und die Chaosplätzchen
9. Der Stein, der ein Vogel sein wollte.
10. Die Mühle und der Wind
11. Das Weihnachtsbirnchen
12. Die steinerne Frau
13. Eine Wettergeschichte
14. Wo bleibt denn nur der Mond?
15. Der Bach und die Nymphe
16. …und noch ‘ne Weihnachtsgeschichte
17. Der Spiegel und die Frau
18. Der dunkle See
19. Der Balkonzwerg
20. Die zwei Schwestern
Allen, die an den Zauber der Märchen glauben
1. Wie der Regenbogen entstand
In einem wichtigen Buch steht eine Geschichte über den Ursprung des Regenbogens. Ich weiß noch eine andere zu erzählen:
Als der Himmel die Erde begehrte, zierte sie sich anfangs sehr. Aber der Himmel blieb hartnäckig und gab nicht auf. Er schloss die Erde fest in seine dunklen Wolken und sandte ihr Regen und abermals Regen, um sie zu befruchten. Aber die Erde blieb abweisend.
Da klagte der Himmel dem Vater sein Leid. „Dein Regen alleine genügt nicht, sagte der Vater, „du musst ihr auch Licht und Wärme geben
, und schenkte dem Sohn die Sonne.
Als der Himmel beim nächsten Mal die Erde heimsuchte, füllte er sie nicht nur mit seinem Regen, sondern brachte ihr auch das Licht der Sonne mit. Die kalte Erde erwärmte sich, und bald spross der erste grüne Halm. Da malte der Himmel vor lauter Freude den ersten Regenbogen aus Wasser und Licht. Und es währte nicht lange, und die Erde war so grün, wie wir sie heute kennen.
Den Regenbogen aber sehen wir heute noch, immer, wenn sich das Wasser des Himmels mit dem Licht der Sonne vereint, und er ist ein Zeichen der Liebe zwischen Himmel und Erde.
2. Mann und Spiegel
Im Lande Minnhier, welches der Eniweet durchfließt lebte ein Mann mit einer seltenen Leidenschaft. Dieser Mann sammelte - wie andere Leute Münzen oder Briefmarken - Spiegelbilder, und zwar die eigenen.
Sooft er einem Spiegel begegnete und sich die Gelegenheit bot, blickte er hinein und nahm das Bild mit, das der Spiegel ihm gab. Dieses fügte er dann, einer feinen Ordnung gemäß, zu den bereits vorhandenen Spiegelbildern, immer darauf bedacht, seine Sammlung zu vollenden.
Merkwürdig war, dass der Mann keinen eigenen Spiegel besaß. „Ein eigener Spiegel hilft nicht, pflegte er zu sagen, „immer ähneln sich meine Bilder darin zu sehr. Erst viele Spiegel ergeben ein angemessenes Bild.
Die Spiegel misstrauten dem Mann, da er sich für keinen von ihnen entscheiden wollte, sondern sich in ihnen allen spiegelte: „Warum genügt ihm nicht, wie jedem sonst, ein einziger eigener Spiegel? In den mag er schauen, so viel er will, aber in uns alle? Am Ende ist das noch schädlich."
Sie begannen sogar, ihn maßzuregeln. „Er begnüge sich mit einem von uns und lasse die anderen in Ruhe!" So redeten sie, wobei ein jeder insgeheim hoffte, dass er der eine sein würde, denn das Interesse, mit dem der Mann sie bedachte, wussten sie durchaus zu schätzen, es schmeichelte ihnen.
Aber der Mann war nicht bereit, sich auf einen Spiegel zu beschränken.
Da schämten sich die Spiegel bald voreinander, wenn der Mann in sie geblickt hatte, denn was er tat, erschien ihnen nicht als normal. Aus der Scham aber keimte die Angst. Die Spiegel glaubten ihr Dasein bedroht, und sie beschlossen, dem Mann fortan sein Bild zu verweigern. Sie beraubten ihn der Möglichkeiten, sich in ihnen zu spiegeln: sie wurden blind.
Zu spät ging ihnen auf, dass blinde Spiegel ihr Dasein als Spiegel verwirkt haben.
3. Noch ‘ne Weihnachtsgeschichte
Eine Weihnachtsvorgeschichte
Es ereignete sich vor über 2000 Jahren, als das Christkind noch nicht geboren war. Josef und seine hochschwangere Maria waren auf dem Weg nach Bethlehem, wo sie sich auf Befehl des Kaisers Augustus für eine Volkszählung registrieren lassen mussten.
In der zuständigen himmlischen Abteilung wusste man natürlich, dass die Geburt des Heilands bevorstand, und alle wichtigen Vorbereitungen liefen auf höchsten Touren. Es gab eine klare Order, dass sich das weltverändernde Ereignis in einem Stall abspielen sollte.
Damit wollte man die Menschlichkeit, die Bedürftigkeit und die Armut demonstrieren, in die der Gottessohn hineingeboren würde. Er sollte eben nicht als ein strahlender mächtiger König erscheinen, der die künftige Weltherrschaft übernahm, sondern als ein schutzbedürftiges Menschenkind, das der Unbill eben dieser Welt erbarmungslos ausgeliefert war. Das war der eine Ansatz.
Mit einem ganz anderen Ansatz wollte man durchaus auf die Bedeutung dieses Ereignisses hinweisen. Dazu hatte sich die himmlische PR-Abteilung mehrere Aktionen überlegt. Unter anderem wollte man mit einer lokalen Veranstaltung einen besonders prädestinierten Berufsstand auf die Geburt aufmerksam machen, um dessen Mitglieder später als Multiplikatoren für den Erfolg der ganzen Angelegenheit benutzen zu können. In einer weiteren Aktion sollte dann das weltweite Interesse mit dem Erscheinen eines besonderen Sterns geweckt werden. Mit ihm wollte man höchstgestellte Würdenträger aus fernen Regionen dazu bringen, sich, mit Geschenken bepackt, auf den Weg zum Stall in Bethlehem aufzumachen, um dem Christkind dort zu huldigen.
Zeitnäher lag jedoch die erste lokale Aktion mit den Hirten auf dem Felde. Und hier kam nun der Engelanwärter Baltasar ins Spiel. „Engelanwärter" war eine ziemlich neumodische Erfindung und Standesbezeichnung, höchstens zwei- oder vielleicht dreitausend Jahre alt.
Eigentlich war der Engelbestand bereits vor Urzeiten komplett geschaffen worden und damit letztlich auch der gesamte Bedarf abgedeckt. Aber seit dem Ausscheiden von Lucifer und seinen Kumpanen aus der göttlichen Mannschaft hatte es doch immer mal wieder kleinere Engpässe bei Engeleinsätzen gegeben.
Das hatte nicht selten bis zu mittleren Katastrophen geführt, denn so eine Engelaktion war immer ein riesiger Aufwand, bei dem es um ganz viel Energie- und Machtdemonstration ging. Und wenn dabei etwas schieflief, lief es eben richtig schief. Zum Glück machten die Menschen fast nie die Engel und ihren Chef für die Katastrophen verantwortlich, sondern sprachen ihnen immer nur die Rettung aus diesen Situationen zu - wenn sie denn gelang.
Für das Unglück selbst machten sie immer jemand anderen verantwortlich. Oft genug musste Lucifer mit seiner Gang dran glauben, aber auch die Menschen selbst schoben sich die Verantwortung für eine Misere immer wieder gerne zu. Nicht selten suchte man dabei nach einem Sündenbock in den eigenen Reihen. Das war oft die bequemste Lösung und förderte darüber hinaus auch noch den