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Kain - Der erste Vampir
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eBook257 Seiten3 Stunden

Kain - Der erste Vampir

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Über dieses E-Book

Bombenanschläge überall auf der Welt halten Menschen wie Vampire in Atem. Doch bevor Lilith helfen kann, muss sie sich ihren eigenen Dämonen stellen. Nach dem Unfall ist sie nicht mehr dieselbe und ausgerechnet jetzt taucht ihr alter Bekannter, der Kopfgeldjäger Raphael, auf und braucht sie für einen ganz speziellen Auftrag. Inmitten der Unruhen ist Kain, der Urvater aller Vampire, plötzlich unauffindbar. Sein Verschwinden könnte nicht nur den Untergang ihre Art bedeuten, sondern auch das Ende der Welt einleiten.

Teil 3 der New-Steampunk-Age-Reihe verknüpft die Legenden der Vampir-Vergangenheit mit dem Schrecken der Gegenwart.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum27. Apr. 2018
ISBN9783945045176
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    Buchvorschau

    Kain - Der erste Vampir - Fay Winterberg

    Programmheft.

    Kain – Der erste Vampir

    Fay Winterberg

    Information zur New-Steampunk-Age-Reihe

    Teil 1

    Wien – Stadt der Vampire

    Teil 2

    Das Amulett in der Wüste

    Teil 3

    Kain – Der erste Vampir

    Teil 4

    Erscheint bald im Art Skript Phantastik Verlag

    Impressum

    Über die Autorin

    Fay ist ein Kind der späten 80er Jahre und diesem Jahrzehnt in allem außer dem Kleidungsstil treu geblieben. Schon früh entdeckte sie die Liebe zum Unheimlichen, so war ihr Lieblingsmärchen »Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen«. Später faszinierten Sie Filme wie »The Addams Family«, »Nightmare before Christmas« und »Beetlejuce«. Der erste Vampir, in den sie sich verknallte und der auch gleichsam Ursprung ihrer Vernarrtheit zu Vampiren wurde, war Lestat und diese Liebe dauert bis heute an. Durch Pop-Musicals wie »Tanz der Vampire«, Animes wie »Vampire Hunter D« und Mangas wie »Trinity Blood« vertiefte und erweiterte sie ihr Wissen um die dünster-schönen Wesen der Nacht. Kein Wunder, dass bald der Wunsch in ihr erwachte, selbst Vampir-Geschichten zu schreiben.

    Besuchen Sie Fay auf

    Facebook - www.facebook.com/FayWinterberg

    Ihrem Blog - derwinterberg.blogspot.de

    Zeitstrahl

    Dieses Buch spielt im 23. Jahrhundert. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Sie – werter Leser – mit der einen oder anderen historischen Tatsache nicht vertraut sind. Um Ihnen einen kleinen Einblick in die Ereignisse der bald bevorstehenden Zukunft zu geben, wurde für Sie dieser Zeitstrahl angelegt. Ich hoffe, Sie empfinden ihn als nützlich.

    Technikum | 1989 bis 2033

    Mit dem Fall der Berliner Mauer wurde das Technikum Zeitalter begründet. Diese Jahrzehnte sind geprägt von technischen Fortschritt und dem Streben nach immer leistungsstärkeren Gerätschaften.

    Interstellar-Ära | 2033 bis 2090

    Auch bekannt als Das neue Raumfahrtzeitalter. Eine kurze Zeitspanne geprägt von mehreren bemannten Flügen ins Weltall. Nach dem Scheitern der letzten großen Mission und dem Absturz des Raumschiffes Asgard 7 nahm die Interstellar-Ära ein rasches Ende und wich sogleich den Jahren der Jagd.

    Die Jahre der Jagd | 2090 bis 2100

    Mit der Offenbarung von Arcadiel DeBohéme, das Vampire und andere mystische Wessen wahrhaftig existieren, begann auch die weltweite Jagd auf sie.

    Das New Steampunk Age | 2100 bis heute

    Der Erlass der Neuen Europäischen Gesetzte sicherte den Frieden zwischen menschlichen und übernatürlichen Wesen. Der Krieg hat die Ressourcen der Erde aufgebraucht und so besinnen sie sich auf die alte Technik der Viktorianischen Ära zurück und verbinden diese mit den Errungenschaften des Technikum-Zeitalters.

    Impressum

    Copyright © 2018 Art Skript Phantastik Verlag

    Copyright © 2018 Fay Winterberg

    Lektorat/Korrektorat » Marion Lembke

    www.mysteryofbooks.de

    Gestaltung » Grit Richter | Art Skript Phantastik Verlag

    Cover-Illustration » Barbara Brosowski Utzinger

    www.akeyla.com

    Innsenseiten-Illustrationen » Origins Digital Curio

    über www.creativemarket.com

    Autorenfoto » David Knospe | www.davidknospe.de

    Der Verlag im Internet

    www.artskriptphantastik.de

    Alle Personen und Handlungen sind frei erfunden, Ähnlichkeiten mit realen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Über die Autorin

    Fay ist ein Kind der späten 80er Jahre und diesem Jahrzehnt in allem außer dem Kleidungsstil treu geblieben. Schon früh entdeckte sie die Liebe zum Unheimlichen, so war ihr Lieblingsmärchen »Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen«. Später faszinierten Sie Filme wie »The Addams Family«, »Nightmare before Christmas« und »Beetlejuce«. Der erste Vampir, in den sie sich verknallte und der auch gleichsam Ursprung ihrer Vernarrtheit zu Vampiren wurde, war Lestat und diese Liebe dauert bis heute an. Durch Pop-Musicals wie »Tanz der Vampire«, Animes wie »Vampire Hunter D« und Mangas wie »Trinity Blood« vertiefte und erweiterte sie ihr Wissen um die dünster-schönen Wesen der Nacht. Kein Wunder, dass bald der Wunsch in ihr erwachte, selbst Vampir-Geschichten zu schreiben.

    Besuchen Sie Fay auf

    Facebook - www.facebook.com/FayWinterberg

    Ihrem Blog - derwinterberg.blogspot.de

    Prolog | Kambodscha

    Siem Reap war eine kleine Provinzhauptstadt, die sich kaum von anderen Siedlungen Kambodschas unterschied. Das Einzige, was sie berühmt machte, war ihre Nähe zur Tempelanlage von Angkor Wat. Das monumentale Heiligtum lockte noch immer Scharen von Touristen in die Stadt. Mittlerweile landeten zwei Mal täglich Zeppeline oder Luftschiffe mit zahlender Kundschaft auf dem alten Lufthafen.

    Das Nachtleben Siem Reaps gestaltete sich schillernd, ja sogar aufregend. Mit dem Schwinden der Tageshitze illuminierte man die antiken Neonröhren. Das sonst einfarbige Stadtbild tauchte in ein Meer aus rotem, grünem und blauem Licht. Bis weit nach Mitternacht waren die Marktstände geöffnet, boten Gewürze, Kleidung und einheimische Spezialitäten feil.

    Doch in manchen Nächten bemerkten die Bewohner von Siem Reap neben den Touristen noch etwas anderes in ihrer Stadt. Ebendiese Wesen, die manchmal den Weg zu den antiken Tempelanlagen aufsuchten, kannten sie aus ihren ältesten Erzählungen. Geschichten, die Eltern an ihre Kinder weitergaben. Kein Geschwätz für die Reisenden. Nein, dies waren ernste, historische Botschaften, nur für die Ohren der in der Ankor Wat-Region ansässigen Bewohner bestimmt. Jene Erscheinungen gehörten zu ihrem Erbe, genau wie der Tempel. Trotzdem vergaßen viele unter ihnen das Wissen, weil sie es für Humbug der Alten hielten.

    So bemerkte kaum jemand die blasse Gestalt, die sich in dieser schwülen Nacht leichten Schrittes durch die Stadt bewegte. Wer das Wesen erblickte, wie auch die uralten Geschichten kannte, der mochte ihn sogar erkennen. Der Mann mit der bleichen Haut, dem farblosen Haar und den roten Augen. Bereits zu Zeiten, da Ankor Wat noch jung und Siem Reap ein kleines Dorf gewesen war, hatte man ihn durch die verschlungenen Waldpfade wandern sehen.

    Sein Aussehen überdauerte in den Legenden der Stadtbewohner. Niemand stellte sich ihm in den Weg, sprach mit ihm oder verlor ein Wort über ihn an einen Außenstehenden. Es war eine Jahrhunderte geltende, stille Übereinkunft zwischen Siem Reap und diesen Wesen. Sie würde bestandhalten, bis die Stadt eines Tages in der Erde versank, aus der sie einst entstanden war.

    Daran wollte der Mann jedoch nicht denken. Sein Ziel war die Tempelanlage von Ankor Wat, besser gesagt, die geheimen Kammern und Gänge darunter. Zielstrebig lief er durch die Siedlung. Statt alten Trampelpfaden wandelte er jetzt auf befestigten Straßen.

    Mitternacht war lang vergangen und die letzten Touristen verließen das hell illuminierte Heiligtum. Selbst im milden Frühjahr fiel das Thermometer nachts nicht unter 25 Grad. Die Menschen schwitzten, beschwerten sich über die hohe Luftfeuchtigkeit und redeten von kühlen Cocktails im Hotel. Das bleiche Wesen kümmerte sich nicht um die Hitze. Ob heiß oder kalt fiel ihm meist nur an der Kleidung auf, die die Leute in seiner Umgebung trugen. Sein Temperaturempfinden hatte er längst verloren.

    Die Lichter, die Ankor Wat für die Touristen beleuchteten, erloschen schnell und auch die letzten Arbeiter verließen die antike Stätte. Die bleiche Gestalt nahm eine versilberte Taschenuhr aus der Westentasche und prüfte die Zeit.

    Kurz vor zwei Uhr, eine schöne Zeit, dachte er sich. Mit seinem Daumen wischte er eine dünne Schicht Kondenswasser von dem Glas. Er musste gut auf diese Uhr aufpassen, Eliasar hatte sie ihm einst geschenkt. Sie war zu kostbar, um den wilden Temperaturschwankungen zum Opfer zu fallen, denen er sich auf seinen Reisen aussetzte. Sein unsterblicher Körper konnte innerhalb eines Wimpernschlages von der Antarktis nach Afrika reisen, die Technik, die er mit sich führte, litt jedoch darunter.

    Er stand vor der steinernen Brücke, die über den großen Wassergraben führte, den die Architekten dieses Meisterwerkes in rechteckiger Form um die Tempelanlage herum angelegt hatten. Die Verbindung ging nahtlos in einen befestigten Weg über, der direkt auf den Tempelkomplex zuführte. Vor ihm erhob sich der riesige Zentralturm, umringt von den vier kleineren Türmen. Jedes für sich ein kunstvoll, aus Sandstein gefertigtes Monument für die Ewigkeit.

    Nun, da nur noch der Mond sein Licht auf das Arial warf, fluoreszierte das Vampirhaar in der Dunkelheit. Für den bleichen Mann war hier die Zeit stehen geblieben. Kaum etwas hatte sich verändert. Er fühlte sich um Jahrhunderte zurückversetzt. Ein merkwürdiges Gefühl der Nostalgie überkam ihn. Doch schließlich war es auch diese Regung, die ihn hierher geführt hatte. Hier, in dem unterirdisch angelegten Tunnelsystem ruhte eines seiner Kinder, es wurde Zeit, den Schlaf zu beenden.

    Riesiges Wurzelwerk hatte sich das Innere Ankor Wats erobert. Fest verschlungen mit dem Gestein war es der Grund, warum einige der Tempelareale überhaupt noch standen.

    Zielstrebig setzte der Mann seinen Weg fort, vorbei an durch die Zeit glatt geschliffenen Statuen und knorrigen Ranken. Die später erbauten Gittertüren hielten die Touristen auf, ihn jedoch nicht. Er überwand sie fast spielerisch, schloss sie pflichtbewusst hinter sich. Alte Treppen führten ihn hinunter in die Kellergewölbe, durch versteckte Geheimgänge zu Abschnitten des Tempels, die noch nie ein Mensch betreten hatte.

    Er und seinesgleichen hatten die Tagwandler damals davon überzeugt, nicht nach den geheimen Unterkünften seiner Art zu suchen. Soweit er wusste, hatten sie es auch nie versucht. Dieser Tage war das Wissen um die Kammern und Gänge von der Zeit verschluckt worden. Nur noch an bleiche Wesen wie ihn erinnerte man sich. Früher nannte man sie bei einem anderen Namen, heute sprachen sie von Vampiren. Ein klangvolles Wort, es gefiel ihm.

    Vor einer Wand, die sich nicht im Geringsten von den tausend Wänden der Anlage unterschied, fand er das Ziel seiner Reise. Mit seinen hellen Fingernägeln fuhr er über das kalte Gestein, bis er auf eine Unebenheit stieß. Die langen Nägel gruben sich in den Fels hinein und mit einem Ruck, der einem Menschen das komplette Nagelbett zerstört hätte, riss er eine Klappe auf. Zwei blaue Knöpfe, eine kleine, rechteckige Fläche und darunter ein Nummernfeld kamen zum Vorschein. Alles war unterlegt mit einer Platte aus halbtransparentem Hartplastik. Dahinter konnte der Vampir eine Fülle von Schaltkreisen sowie Drähten erkennen.

    Gleichzeitig drückte er auf die beiden blauen Knöpfe und mit einem lauten Surren setzte sich eine Maschinerie in Gang, welche die komplette Unterwelt von Ankor Wat umfasste. Nach nur wenigen Sekunden leuchtete das Feld ebenfalls blau auf und er biss sich in den Daumen. Ein kleiner Tropfen Blut fiel auf das Oval im Inneren des Rechtecks und der Finger folgte ihm, um anschließend gescannt zu werden. Blau wechselte zu Grün und unterlegte das Nummernfeld in der gleichen Farbe. Schnell tippte er die Zahlenfolge 05120901190118 ein und schlug die Klappe wieder zu, sodass sie erneut nahtlos in der Wand versank.

    Der Erdboden erbebte, woraufhin der Vampir einen Schritt zurück tat. Schließlich öffnete sich eine große Tür im Stein, die sich erst nach hinten, anschließend zur Seite wegzog.

    Im Inneren des Raumes verschmolz die alte Architekturkunst von Ankor Wat mit den Errungenschaften des Technikum-Zeitalters. In den Steinwänden befanden sich fünf schmale Apside, die runde Behälter aus Metall beherbergten. Sie waren mit Blut gefüllt, wie ein kleines Glasfenster verriet. Schläuche führten von den Behältnissen zu einem großen, kapselförmigen Metallsarg in der Mitte der Kammer.

    Der Vampir trat ein, schritt darauf zu und streichelte zärtlich über das kalte Metall. Anschließend legte er den Kopf auf die Oberfläche und lauschte. Er benötigte weder all die Maschinerie noch Monitore, die den Raum bevölkerten. Er brauchte nur sein Gehör, das ihm verriet, wie es dem geliebten Wesen ging, das geschützt in dem Metallsarkophag schlummerte. Er sah ihre Träume vor seinem inneren Auge tanzen, sie zauberten ein seltenes Lächeln auf die kalten Lippen.

    »Guten Abend.«

    Die Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Er wusste nicht, was ihn mehr schockierte: Die Frau, ihre unbemerkte Anwesenheit hier, oder der lange Holzpflock, den sie ihm gerade ins Herz gerammt hatte.

    1 | Auf der falschen Ebene

    Lilith öffnete ihre Augen und schloss sie sofort wieder. Etwas Grelles blendete. Sie blieb liegen und ihre Fingerspitzen tasteten über den harten Boden. Lackiertes Holz, das sich merkwürdig warm anfühlte.

    Sie neigte den Kopf zur Seite, das lange Haar fiel ihr ins Gesicht. Unter diesem Schleier versteckt wagte sie einen erneuten Blick. Der gelbe Schein wurde durch ihre Mähne geschwächt.

    Langsam erhob sie sich.

    Keine Schmerzen.

    Komisch, warum hatte sie erwartet, welche zu haben?

    War da nicht so etwas wie einen Unfall gewesen?

    Vorsichtig strich sie sich das Haar aus dem Gesicht. Die Helligkeit schmerzte nicht mehr. Die schwammigen Lichtpunkte verwandelten sich in Kerzen, die in großen Kandelabern brannten.

    Lilith blickte zu Boden.

    Ihr Leben gehörte der Kunst vergangener und vergessener Zeiten. Wie sie die Fläche so betrachtete, erkannte sie schnell eine hölzerne Intarsie. 17. Jahrhundert. Oder doch 18.? Nein, ganz sicher 17. Meterweit erstreckte sich das Bild eines Pfaus und einer Schlange, die einander umschlungen hielten, über den Boden und endete erst in den Schatten hinter den großen Kerzenständern.

    Sie sah an sich herunter. Ein Kleid mit langer Schleppe hüllte ihren Körper ein.

    »19. Jahrhundert«, flüsterte sie. »Warum passt meine Kleidung nicht zur Intarsie?«

    Sie drehte sich. Das beige gestreifte Gewand schwang mit. Goldene Spitze und florale Motive aus grünem Garn tanzten im Schein der Lichter. Sie war sicher, ein solches Kleid nie besessen zu haben.

    »Steht dir gut.«

    Lilith wandte sich um und sah Phineas aus den tiefen Schatten hinter den Kerzenleuchtern auf sie zu kommen. Ihre Kleidung passte zusammen. Er trug eine dieser wunderschönen Jacken mit stark zurückgeschnittener Saumkante und knielangen Schößen. Sie war dunkelgrün mit beigen Ornamenten, Hosen und Stiefel fingen die Farben von Lilith Kleid auf.

    »Schön, nicht allein zu sein«, merkte sie an, atmete erleichtert auf und schritt zu ihm. »Wo sind wir?«

    »Das wollte ich dich gerade fragen.«

    »Ich habe nicht die geringste Ahnung, doch es gefällt mir hier.«

    »Mir auch«, gab er zu.

    Sie umarmten einander, seine Nähe erfüllte sie mit Wärme. In dieser Welt gab es nur sie beide.

    Für immer.

    Denn genau so musste es sein, hatte sie im Gefühl.

    Nur warum?

    »Irgendwas ist passiert«, meinte sie benommen, löste sich aus der Umarmung und griff sich fahrig an die Stirn. »Ich habe etwas Wichtiges vergessen.« Sie sah ihn an. »Ich bin gestorben …«

    Gerade als der Vampir den Mund öffnen wollte, um etwas zu erwidern, nahm Lilith eine Gestalt wahr, die neben ihnen ins Licht der Kerzen trat. Der Person folgte noch eine zweite. Sie verstummten beim Anblick der Neuankömmlinge

    »Lilith.«

    Die Angesprochene verfiel sofort in eine Starre. Sie kannte diese Stimme und zitterte, als ihr gewahr wurde, wen sie vor sich hatte. Dort stand sie, die schönste Frau der Welt, genau so, wie Lilith sie in Erinnerung behalten hatte. Ein Petticoat-Kleid und hohe, gelbe Stilettos dazu. Ihr kurzes Haar zu einem Pixie-Cut geschnitten und mit einem Band verziert.

    »Mama …«, brachte die Halbvampirin nur heraus und Tränen bahnten sich den Weg über ihre Wangen. Doch gleichzeitig wurde ihr erneut klar, dass etwas nicht stimmte. Sie blickte zu Phineas. Die andere Gestalt war zu ihm getreten. Sie erkannte ihn sofort an seinen langen, rotblonden Haaren. Es war Sevilian.

    »Lilith, mein Häschen«, sprach ihre Mutter sanft, legte ihr die Hände auf die Schultern und sah sie mit einem Lächeln an. »Du gehörst nicht auf diese Ebene.«

    »Aber es ist doch alles so perfekt«, sagte sie verzweifelnd. Selbst der milde Duft einer Frühlingswiese, der Porzia immer begleitete, tanzte durch die Luft.

    »Nein, perfekt ist nur die Welt, aus der du gekommen bist«, gab die Mutter ihrer Tochter zu verstehen. »Dies hier ist nur ein Trugbild. Du musst zurück zu den Lebenden.«

    Sie blickte sich erneut zu Phineas um. Auch dieser war in ein Gespräch mit seinem Erschaffer vertieft gewesen. Zeitgleich schienen sie zu begreifen, wo sie waren, und er wandte sich zu ihr. Auf dem grünen Stoff seiner Jacke zeichneten sich im Schulterbereich dunkle Flecken ab. Lilith betrachtete ihre eigene linke Schulter und sah Blut daran hinunterlaufen. Der Anblick löste weder Angst noch Panik in ihr aus, nur Irritation machte sich in ihr breit.

    »Ihr müsst diese Welt nun verlassen!«

    »Nein …«

    Die Hände ihrer Mutter legten sich um ihr Gesicht, Wärme und Geborgenheit hüllten Lilith ein. »Ich liebe dich, besuch deinen Opa!« Mit diesen Worten stieß Porzia sie zurück und Lilith fiel in die Dunkelheit.

    Alle Kerzen erloschen, sie war allein und für einige Sekunden befand sie sich im freien Fall. Dann wurde sie mit Stricken gebunden und Stöcken niedergeschlagen. Sie kämpfte mit aller Macht dagegen an, doch die Fesseln zogen sie hinunter in eine enge Hülle, in der sie sich kaum bewegen konnte.

    Lärm prasselte auf sie ein, laute Stimmen und das schrille Piepen elektronischer Geräte. Es traf sie ein harter Schlag gegen die Brust, sie riss die Augen auf und spuckte im gleichen Moment eine Fontaine Blut aus.

    »Wir haben sie wieder!«

    »Stabilisieren!«

    Lilith verstand nicht, was um sie herum passierte. Jemand drückte ihr etwas auf den Mund und ihre Augen flackerten. Sie konnte ihre Mutter sehen, wie sie ihr zum Abschied winkte, dann wurde alles schwarz.

    2 | Vampirgift und Gespräche

    »Was soll das heißen: Klinisch tot!

    »Eliasar, du bist Arzt, du solltest wissen, was das bedeutet!«

    »Selbstverständlich! Doch was

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