Die Katholiken entdecken Basel: Der Weg aus dem Milieu in die Gesellschaft
Von Benedikt Pfister
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Über dieses E-Book
Im Mittelpunkt steht Pfarrer Franz Blum (1901-1969), der als Seelsorger in St. Clara von 1937 bis 1967 das Aufbrechen des Milieus aktiv vorangetrieben hat. Die Publikation würdigt auch die Nachkriegshilfe der Basler Katholiken für Freiburg, für die Franz Blum 1950 die Ehrenbürgerschaft der Stadt im Breisgau erhielt.
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Buchvorschau
Die Katholiken entdecken Basel - Benedikt Pfister
Beiträge zur Basler Geschichte
Die Katholiken entdecken Basel
Der Weg aus dem Milieu in die Gesellschaft
Benedikt Pfister
Diese Publikation wurde ermöglicht durch einen Beitrag der Bürgergemeinde der Stadt Basel aus ihrem Anteil am Ertrag der Christoph Merian Stiftung.
1. Auflage
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
eISBN 978-3-85616-655-7
Auch als gedrucktes Buch erhältlich: ISBN 978-3-85616-617-5
© 2014 Christoph Merian Verlag
Alle Rechte vorbehalten; kein Teil dieses Werkes darf in irgendeiner Form ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Verlags reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Lektorat: Jörg Bertsch, Basel
Gestaltung und Satz: Atelier Mühlberg, Basel
Lithos: LAC AG, Basel
Datenkonvertierung: Bookwire GmbH, Frankfurt
www.merianverlag.ch
Inhalt
Vorwort
1 Eine katholische Kindheit im Gundeldingerquartier
Die Rückkehr der Katholiken ins reformierte Basel
Ernst Feigenwinter und der Kulturkampf
Die Aufhebung der katholischen Schule und der Rückzug ins Milieu
Blums Sonntagsspaziergänge nach St. Marien
Erstkommunion in der neuen Kleinbasler Kirche
2 Ausbildung in den katholischen Stammlanden
Katholische Erziehung in Einsiedeln
Das Basler Volksblatt trotzt dem Generalstreik
Priesterseminar und studentisches Leben in Luzern
Der Katholikentag von 1924 in Basel
Die Ausstellung christlicher Kunst am Katholikentag
3 Stationen als Seelsorger in der Zwischenkriegszeit
Die katholische Pfarrei Frauenfeld sammelt Geld für Pratteln
Blums Rückkehr in die Region Basel
Kirchgemeindeversammlung sorgt für Aufruhr in der linken Presse
Der Tiger wird Blums Nachfolger in Aesch
4 Vom Birseck ins Kleinbasel: Pfarrer in St. Clara
Katholische Demonstration im ‹roten Basel›
Eine neue Osterliturgie für St. Clara
Leiter der Caritas in Kriegszeiten
500 Jahre Schlacht bei St. Jakob
5 Die Nachkriegshilfe für Freiburg im Breisgau
Die Schweizer Spende als Dachorganisation der Schweizer Nachkriegshilfe
Die Kinderspeisung der Basler Katholiken
Werbung für die Nachkriegshilfe in der Heimat
Die religiöse Nachkriegshilfe der Katholiken
Die Caritas verschickt Liebesgabenpakete
Martha Walz und Franz Blum werden Ehrenbürger von Freiburg
6 Der kleine Kulturkampf von 1945 bis 1950
Kampf gegen Gleichgültigkeit und ein Minderwertigkeitsgefühl
Die Heiligsprechung von Bruder Klaus
Die RKG feiert ihren 150. Geburtstag
Eine Kirche im Hirzbrunnen für einen Erzengel
Der politische Katholizismus fasst Fuss
Die Basler Jungkatholiken und der politische Aufschwung
Kardinal Mindszenty bewegt die Basler Katholiken
7 Die Auseinandersetzung um die moderne Kirchenkunst
Die Antoniuskirche schockiert die Traditionalisten
Die Gründung der Schweizerischen St. Lukasgesellschaft
Kritische Wortmeldungen von Hans Urs von Balthasar und Linus Birchler
Ferdinand Gehr und der Vorhang in Oberwil ZG
8 Das katholische Pfarreileben im Wandel
Die Vereine in St. Clara
Romreise mit dem Marienverein
Das katholische Kino als Strassenfeger
Der verlorene Kampf gegen die Unmoral
Das Bild der «treulosen Juden» wandelt sich
9 Constantin Gyr und das neue Gemeindebewusstsein der Katholiken
Intensive Arbeit im Vorstand
Die RKG als zentrale Organisation für Basels Katholiken
Neue Kirchen im Neubad und in Riehen
Das Geschenk der Basler Katholiken an die Universität
Die Basler Regierung empfängt den Nuntius
Das Fischerdorf und das Bruderholz erhalten eine eigene katholische Pfarrei
Die fremdsprachigen Basler Katholiken
10 Aus dem katholischen Milieu wird ein Netzwerk
Das Erbe von ‹Vater Walz›
Die karitative Arbeit in den Pfarreien
Kunigunde und der Katholische Frauenbund
Vom ‹Haus der gefallenen Engel› zum Säkularinstitut
Erneuerung durch die jungen Katholiken
Die Jungwachtführer werden selbstständig
Die Pfadfinder als untypische katholische Organisation
Die ‹Maitligruppe› als Vorläuferin des Blaurings in St. Clara
Frische, fromme, fröhliche und freie katholische Sportvereine
Katholische Presselandschaft im Wandel
11 Der katholische Aufbruch und das Zweite Vatikanische Konzil
Die Katholiken und die Basler Fasnacht
Der Maskenball katholischer Vereine
Das letzte Aufbäumen des katholischen Milieus
Annäherung an die protestantischen Glaubensbrüder
Das Zweite Vatikanische Konzil sorgt für frischen Wind
Die Frauen erhalten das Stimmrecht in der RKG
12 Die öffentlich-rechtliche Anerkennung der katholischen Gemeinde
Eine katholische Landeskirche in einem vereinigten Kanton Basel?
Die öffentlich-rechtliche Anerkennung von 1972/74
«In die Geschichte von Basel eindringen»
Schlussbemerkungen
Anhang
Anmerkungen
Statistiken
Literaturverzeichnis
Bildnachweis
Dank
Karte Katholische Kirchen in Basel
Vorwort
Die Wahl des Jesuiten Jorge Mario Bergoglio zum Papst Franziskus im März 2013 begeisterte viele Menschen. Mit einem einfachen «Buonasera» bei seinem ersten öffentlichen Auftritt direkt nach der Wahl erreichte der Papst weltweit die Herzen der Katholiken. Der Argentinier ist der erste Papst aus Lateinamerika und gilt als Anwalt der Armen. Franziskus ist ein neuer Hoffnungsträger in der katholischen Kirche. Der italienische Jesuit und Theologe Antonio Spadaro brachte das Befinden vieler Katholiken auf den Punkt: «Dieser Papst macht wieder Lust, katholisch zu sein und sich für die Kirche zu interessieren.» [1] Spadaro impliziert damit, dass sich die katholische Kirche in einer Identitätskrise befindet, aus der Franziskus den Ausweg zeigen soll. Das sind hohe Erwartungen, zumal die Religion in einer säkularisierten Welt, in der wir im Westen leben, kaum mehr eine Rolle spielt. Nur hinter vorgehaltener Hand, vielleicht sogar etwas verschämt, nennt man in Gesprächen seine Religionszugehörigkeit, falls man überhaupt noch eine hat und darauf angesprochen wird. Das war nicht immer so.
Die Basler Katholiken erlebten vor fünfzig Jahren eine Blütezeit ihrer Religion. ‹Katholischsein› war ein Statement. Das katholische Milieu mit seinen katholischen Vereinen, der katholischen Partei und Presse, das sich durch eine Abgrenzung gegen aussen und eine starke Einheit gegen innen definierte, hatte sich in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg überlebt und begann aufzubrechen. Die Katholiken öffneten die Tore und Fenster ihrer Festung und machten sich auf den Weg in die Gesellschaft der Stadt Basel. Mit Ausdauer und Überzeugung durchbrachen sie die Mauern ihres Milieus und integrierten sich mit einem neuen starken Selbstbewusstsein in das soziale Leben. Das Gefühl, in der Diaspora eine vernachlässigte Minderheit zu sein, wich dem Bedürfnis, an der Gestaltung der Stadt mitzuwirken. Dieses Buch beschreibt, wie aus dem rückwärtsgewandten katholischen Milieu ein selbstbewusstes katholisches Netzwerk wurde. In Zentrum steht Franz Blum (1901–1969), der als langjähriger Pfarrer von St. Clara die Ereignisse im katholischen Basel in jener Zeit hautnah miterlebte und mitgestaltete. St. Clara war die Mutterkirche der Basler Katholiken und Keimzelle des im 20. Jahrhundert erstarkenden Katholizismus in Basel. Franz Blum war aber kein lauter Agitator, sondern ein bescheidener und vielseitig aktiver Gestalter im Hintergrund. Aus den zahlreichen Mitstreitern und aktiven Gemeindemitgliedern, die Franz Blum zur Seite standen, ragen zwei Personen heraus, welche die Geschicke des katholischen Basel von St. Clara aus massgeblich beeinflussten. Constantin Gyr war langjähriger Präsident der katholischen Gesamtgemeinde und verantwortlich dafür, dass die Katholiken in Basel nach dem Zweiten Weltkrieg zu einer Einheit zusammenwuchsen. Martha Walz war in der karitativen Arbeit tätig und in katholischen Frauenorganisationen engagiert. Eine Zeitzeugin sprach von einem «Triumvirat Blum-Gyr-Walz», das in St. Clara prägenden Einfluss hatte.
Dieses Buch begleitet Franz Blum auf seinen Lebensstationen und beschreibt damit gleichzeitig stellvertretend eine Geschichte der Basler Katholiken im 20. Jahrhundert. Blums Pfarrzeit in St. Clara von 1937 bis 1967 gibt den engeren Rahmen vor. Das Buch beschäftigt sich dabei nicht mit dem theologischen Wirken von Franz Blum, sondern setzt den Fokus auf seine sozialen Tätigkeiten und sein Engagement für die und mit den Pfarreiangehörigen. Die ersten drei Kapitel begleiten Franz Blum durch seine Kindheit im Basler Gundeldingerquartier, seine Schul- und Studienzeit in Einsiedeln und in Luzern sowie seine ersten seelsorgerischen Stationen in Root, Frauenfeld und Aesch. Die folgenden drei Kapitel beschreiben Blums Wirken als Pfarrer von St. Clara, insbesondere sein karitatives Wirken für die Nachkriegshilfe für Freiburg im Breisgau. Das siebte Kapitel zeigt Blum als Vorreiter einer modernen Kirchenkunst. Das achte Kapitel beschreibt den Wandel des katholischen Pfarreilebens. Das neunte Kapitel widmet sich Constantin Gyr und dem Aufbau der katholischen Gemeinde. Im nächsten Kapitel werden die Arbeit von Martha Walz und der Einfluss des gesellschaftlichen Wandels auf das katholische Milieu behandelt. Das neue katholische Selbstverständnis wird anhand der Haltung der Katholiken zur Basler Fasnacht und des Einflusses des Zweiten Vatikanischen Konzils im elften Kapitel besprochen. Im letzten Kapitel wird die öffentlich-rechtliche Anerkennung der katholischen Kirche von 1972/74 besprochen, die gerne als Höhepunkt der Integration der Katholiken in die städtische Gesellschaft gesehen wird.
Die berücksichtigten Quellen und die Literatur zeigen eine Innenansicht der Basler Katholiken. Die Selbstzeugnisse von Franz Blum und anderen geben einen bisher noch unbekannten Blick auf das katholische Empfinden in der zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts frei. Der sozialgeschichtliche Zugang zur Geschichte der Basler Katholiken im 20. Jahrhundert in Verknüpfung mit einem biografischen Ansatz ist gerechtfertigt. Der Katholizismus verdankte in Basel seine Blütezeit Mitte des 20. Jahrhunderts nämlich nicht einer veränderten katholischen Kirchenlehre, sondern dem Engagement der Menschen an der Kirchenbasis.
Franz Blum, Constantin Gyr und Martha Walz stehen stellvertretend für einige Identitätsmerkmale der katholischen Diaspora in Basel. Die Geschichte der Basler Katholiken ist auch eine Geschichte der Migration. Franz Blums Familie stammte aus dem Kanton Aargau. Sein Vater war Grenzwächter und kam wegen der Arbeit in die Grenzregion Basel. Constantin Gyr wuchs an der Hauptstrasse in Einsiedeln in der katholischen Innerschweiz auf. Er fand eine Lebensstelle in der Basler chemischen Industrie. Die Familie Walz entstammt ursprünglich dem benachbarten badischen Deutschland. Als Geselle auf Wanderschaft kam Schwiegervater Franz Josef Walz im 19. Jahrhundert nach Basel und gründete hier später eine Speisefettfabrik. Praktisch alle katholischen Familien in Basel können eine ähnliche Migrationsgeschichte erzählen.
Während Franz Blum das seelsorgerische Wirken repräsentiert, stehen Constantin Gyr und Martha Walz stellvertretend für das geschlechtsspezifische Engagement in der katholischen Kirche. Den Frauen kam als erziehenden Müttern eine tragende Rolle in der Tradierung der religiösen Werte zu. Viele Frauen waren ausserdem in ihrer Pfarrei in der karitativen Arbeit tätig. Martha Walz engagierte sich nicht nur in der Fürsorge, sondern unterstützte mit ihrem Engagement im Katholischen Frauenbund auch den Wunsch der Frauen nach mehr Freiheit. Das neu entstehende Selbstbewusstsein der katholischen Frauen ging einher mit dem gesellschaftlichen Wandel nach dem Zweiten Weltkrieg und trug wesentlich zu einem Mentalitätswandel im katholischen Milieu bei. Das politische Engagement im Vorstand der katholischen Gemeinde, einer Pfarrei oder der Partei war lange den Männern vorbehalten. Sie strebten eine gesellschaftliche und politische Gleichberechtigung der Katholiken an.
Als Historiker habe ich versucht, mit der grösstmöglichen Objektivität die zahlreich vorhandene Literatur zu sichten, die Quellen zu studieren, die Gespräche mit Zeitzeugen zu führen und das Buch zu schreiben. Als Kleinbasler Katholik, der an der Grenze zwischen den Pfarreien St. Clara und St. Joseph aufgewachsen ist, scheinen mir einige persönliche Bemerkungen angebracht, um Transparenz zum Autor zu schaffen.
Mein Grossvater väterlicherseits wuchs als Bauernsohn in Grosswangen im Kanton Luzern auf. Er studierte Chemie in Zürich und lernte dort seine Frau kennen. Meine Grossmutter kam aus einer zerrütteten Familie mit geschiedenen Eltern aus der Ostschweiz. Die Eltern meines Grossvaters lehnten die Hochzeit deshalb zuerst ab. Erst als ein Benediktiner-Pater aus Sarnen, wo mein Grossvater das Gymnasium besucht hatte, die Bedenken der Eltern beruhigte, stimmten sie der Heirat zu. Meine Grosseltern zogen 1945 nach Basel und drei Jahre später nach Riehen. Mein Grossvater arbeitete bis zu seiner Pensionierung bei der Firma Sandoz und war lange Jahre Kassier des Vinzenzvereins in Riehen. Meine Eltern lernten sich während des Theologiestudiums in Freiburg im Breisgau kennen. Zurück in Basel, wohnten sie in den 1970er-Jahren mit zwei befreundeten Männern, die ebenfalls Theologen waren, und ihren beiden Frauen, in einer Theologen-WG. Mein Vater arbeitete als Laientheologe in der Seelsorge und der Jugendarbeit in St. Clara mit und leitete in späteren Jahren bis zu seiner Pensionierung die katholische Erwachsenenbildung und die Öffentlichkeitsarbeit der Römisch-Katholischen Kirche Basel-Stadt. Meine Mutter wuchs im benachbarten badischen Deutschland in der Nähe von Heidelberg auf. Sie war in St. Clara die erste katholische Laientheologin, die in Basel aktiv in einer Pfarrei mitarbeiten durfte. Bei ihrer ersten Predigt in der Clarakirche identifizierte ein Mann meine Mutter offenbar als Deutsche und verabschiedete sich darauf mit dem Hitlergruss aus der Kirche. Später arbeitete sie bis zu ihrer Pensionierung als Religions- und Lateinlehrerin.
Ich selber bin kein praktizierender Katholik, fühle mich aber nicht nur meiner Eltern wegen mit dem Katholizismus verbunden. Meine mit mir hochschwangere Mutter besuchte nämlich 1978 die ‹Dörflikilbi›, das Pfarreifest von St. Joseph. Kaum hatte sie etwas zu essen gekauft und sich auf eine der Sitzbänke niedergelassen, da setzten die ersten Wehen ein.
Dieses Buch wurde von katholischen Privatpersonen angeregt und begleitet. Ich danke Prof. Dr. Niklaus Gyr, Dr. Urs Breitenstein, Dr. Joachim Köhn und Dr. Xaver Pfister ganz herzlich für die Initiative zu diesem Buch, das ohne sie nicht zustande gekommen wäre, sowie für die tatkräftige Unterstützung. Für inhaltliche Anregungen und Diskussionen danke ich ganz herzlich Prof. Dr. Markus Ries, Dr. Patrick Braun und Daniel Künstle, der mir auch Zugang zu seinem umfangreichen Privatarchiv gewährt hat.
Zeitzeugen waren für die Arbeit eine sehr wichtige Quelle. Für die spannenden Gespräche danke ich ganz herzlich Margrit Altenburger, Marlen Baudendistel, Hans Baur, Ruth Bihler Strub, Maria Chiquet, Constantin Gyr, Niklaus Gyr, Rita King, Gretel Leonhardt, Joseph Nietlispach, Hans-Peter Platz, Mariegret und Hans-Peter Rüede, Felix Rudolf von Rohr, der im Januar 2014 verstorbenen Klara Schibler und Roswita Schilling.
Mariegret Rüede, der Nichte von Franz Blum, danke ich für die Mithilfe beim Erstellen des Stammbaums der Familie Blum und den Einblick in das Familienarchiv. Rolf Fäs vom Bischöflichen Archiv der Diözese Basel danke ich für die Mithilfe beim Erstellen des Anhangs. Rosmarie Nebel danke ich für den Zugang zum Pfarreiarchiv Aesch, Angelus Hux für die Unterstützung beim Besuch im Pfarreiarchiv Frauenfeld und Rolf Stöcklin und dem Sekretariatsteam der Pfarrei St. Clara dafür, dass sie sich von meinen Besuchen im Pfarreiarchiv St.Clara nicht haben stören lassen. Hans Baur danke ich für sein Bewusstsein für die Geschichte der Basler Katholiken und den Zugang zum Archiv der Alten Hatstätter. Mathias Inauen von der Studentenverbindung Waldstättia, Barbara Alzinger vom St. Katharina-Werk sowie Rita Giger und Franziska Zimmermann vom Katholischen Frauenbund Basel danke ich für die Unterstützung bei der Sichtung von Unterlagen aus ihren Archiven. Dankbar bin ich für die vielen helfenden Hände im Staatsarchiv Basel-Stadt, im Staatsarchiv Thurgau, im Klosterarchiv Einsiedeln, im Stadtarchiv Freiburg, im Erzbischöflichen Archiv der Diözese Freiburg, im Bischöflichen Archiv der Diözese Basel, im Staatsarchiv Luzern, im Schweizerischen Wirtschaftsarchiv und im Archiv des deutschen Caritasverbandes.
Ohne finanzielle Hilfe hätte dieses Buch nicht entstehen können. Ich danke der Christoph Merian Stiftung, die aus dem Ertragsanteil der Bürgergemeinde der Stadt Basel dieses Buch unterstützt hat; der Berta Hess-Cohn Stiftung für ihren Beitrag an die Druckkosten; den Studentenorganisationen Alt-Froburger und Alt-Rauracia, dem Bistum Basel, der Stiftung Dialog zwischen Kirchen, Religionen und Kulturen, dem Erasmusfonds des Dekanats Basel-Stadt, der Ernst Göhner Stiftung, der Freiwilligen Akademischen Gesellschaft Basel, der Römisch-Katholischen Landeskirche des Kantons Basel-Landschaft, der Römisch-Katholischen Kirche des Kantons Basel-Stadt, der Stadt Freiburg im Breisgau, der Erzbischof Hermann Stiftung, dem Swisslos-Fonds Basel-Landschaft und dem Swisslos-Fonds Basel-Stadt sowie zahlreichen Privatpersonen für ihre Unterstützung.
Mein Dank gilt nicht zuletzt dem Christoph Merian Verlag für die Möglichkeit, dieses Buch in der Reihe ‹Beiträge zur Basler Geschichte› zu veröffentlichen, Jörg Bertsch für das Lektorat und Nicholas Mühlberg für die Gestaltung.
Das vorliegende Buch kann nur einen kurzen Überblick über das Leben von Franz Blum und die Geschichte der Basler Katholiken im 20. Jahrhundert geben. Es wäre wünschenswert, wenn sich weitere Autoren der vielseitigen Geschichte der Basler Katholiken annehmen würden. Viele Fragen harren einer Antwort.
1 Eine katholische Kindheit im Gundeldingerquartier
Franz Blum kam am 10. November 1901 in Schönenbuch zur Welt. Die Familie Blum stammte ursprünglich aus dem Kanton Aargau. Vater Franz Blum, 1863 in Wil AG geboren, kam als Zöllner in den 1890er-Jahren in die Region Basel. Im solothurnischen Hofstetten brachte seine Frau Emma, geborene Birri aus Zeihen im Aargau, 1899 die erste Tochter Maria zur Welt. Um die Jahrhundertwende zog es die junge Familie nach Schönenbuch, wo Franz Blum und 1903 die zweite Tochter Emma zur Welt kamen. Bei der Geburt der dritten und letzten Tochter Hulda 1908 lebte die Familie in Basel im Gundeldingerquartier.
Die Katholiken in Basel trugen schwarz, als die Familie Blum nach Basel zog. 1900 war Burkard Jurt (1822–1900), der Pfarrer von St. Clara, gestorben. Jurt hatte der Mutterkirche der Basler Katholiken 42 Jahre als Pfarrer vorgestanden und die Zeit des Kulturkampfes nicht nur miterlebt, sondern aktiv daran teilgenommen. Er war eine prägende Gestalt des Basler Katholizismus.
Als 1857 ein neuer Pfarrer für St. Clara gesucht wurde, schrieb der damalige Gemeindepräsident Carl Wahr an den Bischof. Er wies darauf hin, dass es einen tüchtigen Mann brauche, der sich gegen die vielen intellektuellen protestantischen Theologen und Professoren in Basel behaupten könne und sich auch nicht scheue, mit der Regierung einen vertraulichen Umgang zu pflegen. Burkard Jurt aus Luzern erfüllte diese Anforderungen und trat im Januar 1858 sein Amt an. Während seiner Amtszeit wurde die Clarakirche erweitert, das katholische Vereinswesen auf-und ausgebaut, das Basler Volksblatt als katholische Zeitung gegründet und mit St. Marien die erste eigene katholische Kirche in Basel gebaut. Der Aufbau der katholischen Gemeinde fiel in Basel in die Zeit des Kulturkampfes, den Jurt aus nächster Nähe kennengelernt hatte. Jurt war 1847 Sekretär des Generalstabs der Truppen des katholischen Sonderbundes. Die katholischen Kantone Luzern, Zug, Uri, Schwyz, Ob- und Nidwalden, Wallis und Freiburg hatten sich zum Sonderbund zusammengeschlossen, da sie sich von den freisinnigen Regierungen, die in vielen eidgenössischen Kantonen nach 1830 an die Macht gekommen waren, bedroht fühlten. Verschiedene innerkantonale konfessionelle Auseinandersetzungen wie etwa der Aargauer Klosterstreit mit der Aufhebung aller Klöster 1841 oder die Berufung von Jesuiten an die Gymnasien in Luzern führten zu Spannungen zwischen den Freisinnigen und Konservativen, die 1847 in einen Bürgerkrieg, den Sonderbundskrieg, führten, der rund 150 Menschen das Leben kostete. Die eidgenössischen Truppen unter General Guillaume-Henri Dufour besetzten im November 1847 Luzern, worauf die Sonderbundskantone kapitulierten. In der Folge konstituierte sich die Schweiz 1848 als Bundesstaat und nicht mehr als Staatenbund, mit entsprechend weniger Kompetenzen für die Kantone. Der Bundesstaat war das Ergebnis eines freisinnigen Sieges über die katholischen Konservativen und veränderte die konfessionellen Mentalitätsstrukturen, wie Theo Gantner schreibt: «Der wirtschaftlich, politisch, wissenschaftlich und sozial einflussreiche Teil der neuen Eidgenossenschaft bekannte sich zum reformierten Glauben. Die Reformierten galten und fühlten sich als modern, industriell, städtisch und reich, während die Katholiken für traditionell, bäuerlich, ländlich und arm gehalten wurden und sich nach der politischen und militärischen Niederlage von 1847 auch entsprechend fühlten.» [2]
Basel war zwar nicht Schauplatz des Sonderbundskrieges. Auch galt die obige Beschreibung für die Katholiken in Basel nur beschränkt. Das Gefühl, nur Bürger zweiter Klasse zu sein, war allerdings auch für sie prägend. Das Bewusstsein, als Katholiken in einer protestantischen Stadt in der Diaspora zu leben, führte zu einem Rückzug in ein katholisches Milieu, das in den folgenden Jahrzehnten aufgebaut wurde.
Die Rückkehr der Katholiken ins reformierte Basel
Weshalb gab es aber in der seit 1529 reformierten Stadt Basel überhaupt eine katholische Gemeinde? Die Geschichte der Katholiken in Basel beginnt 1734. Seit jenem Jahr lebte ein kaiserlicher Gesandter in Basel, der in einer eigenen Kapelle am Sonntag eine katholische, seit 1767 vom Rat bewilligte Messe organisierte. Der Gesandtschaftspriester übernahm auch seelsorgerische Aufgaben wie das Abnehmen der Beichte, das Verteilen der Kommunion und Taufen. Dennoch zogen viele Katholiken aus der Stadt den Besuch der umliegenden katholischen Kirchen in Dornach, Arlesheim, Blotzheim, Hüningen oder Wyhlen für den Gottesdienst vor. In Basel selber lebten damals offiziell noch keine Katholiken, da diesen das Bürgerrecht versagt blieb. Viele der Dienstboten und Handwerker des Bürgertums stammten aber aus dem Badischen und dem Elsass und waren katholisch. Auch Zuwanderer aus der Schweiz, speziell aus dem benachbarten Kanton Solothurn, brachten ihren katholischen Glauben mit. Nach der französischen Revolution besuchten vermehrt auch Menschen aus dem benachbarten Ausland und in Basel stationierte eidgenössische Truppen den katholischen Gottesdienst.
Die Stadt reagierte sehr pragmatisch auf die steigende Anzahl der Katholiken. 1797 stellte sie ein Magazin im Clarahof im Kleinbasel für Gottesdienste zur Verfügung. Im folgenden März fand ein erster Gottesdienst unter der Leitung eines Kapuzinermönches des Klosters Dornach statt. Das eigene Zuhause erlaubte es den Katholiken, sich an den Aufbau einer Gemeinde zu machen. Der deutsche Josef Lacher übernahm die Federführung und bemühte sich erfolgreich um einen eigenen Pfarrer. Er fand Roman Heer aus Klingnau (1761–1804), der am 8.