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Picasso, Jenni und der rote Ritter: Ein fantastischer Roman
Picasso, Jenni und der rote Ritter: Ein fantastischer Roman
Picasso, Jenni und der rote Ritter: Ein fantastischer Roman
eBook173 Seiten2 Stunden

Picasso, Jenni und der rote Ritter: Ein fantastischer Roman

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Über dieses E-Book

Als der elfjährige Tim krank im Bett liegt, zeichnet er ein lustiges Ritterbild. Das Bild ist wirklich gelungen, denn schließlich lautet Tims Spitzname auch Picasso!
Plötzlich fegt ein Windstoß durch sein Zimmer, das Bild kippt um und der Ritter wird lebendig! Ein spannendes Abenteuer beginnt. Tim taucht in eine faszinierende Welt ein, in der es Zwerge, Riesen, Vogelmenschen und eben rote Ritter gibt...

„Picasso und der rote Ritter“ entführt euch auf eine Reise in eine atemberaubende Welt. Dabei werdet ihr so einige unglaubliche Dinge erleben, doch lasst euch überraschen!

SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum18. Juni 2015
ISBN9783957640543
Picasso, Jenni und der rote Ritter: Ein fantastischer Roman

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    Buchvorschau

    Picasso, Jenni und der rote Ritter - Albrecht Gralle

    1

    Picasso lag im Bett, hatte Fieber, und es war ihm furchtbar langweilig. Hätte man ihm gesagt, dass er gerade heute auf eine unglaubliche Reise gehen und Ritter, Zwerge und Vogelmenschen treffen würde, dann hätte er sich an die heiße Stirn getippt.

    Picasso starrte trübsinnig gegen die Decke, an der noch ein kleiner Tintenklecks von einem früheren Wutanfall zu sehen war, und stellte sich vor, dass er jetzt einen ganzen Eimer eiskalte Cola austrinken könnte. Stattdessen stand auf seinem Nachttisch eine Kanne mit lauwarmem Tee, ein trockener Zwieback lag daneben, und Picassos Mutter war gerade dabei, ihm eine Tasse heiße Suppe zu kochen.

    Immerhin, das ging ja noch, denn eine Nudelsuppe mochte er wirklich gern.

    Picasso war also krank, aber doch nicht so krank, dass er nicht mehr hätte malen können. Auf seiner Bettdecke lag ein Holzbrett mit einem Bogen Papier. Die Malstifte waren mal wieder von der Bettdecke gerutscht und hatten sich im Bett versteckt.

    Klar, dass ein Junge, der fast jede freie Minute irgend etwas malte oder kritzelte, von seinen Freunden nicht einfach mit Tim Bauer angeredet wurde, wie er eigentlich hieß, sondern den Spitznamen Picasso bekommen hatte. Picasso, so heißt nämlich ein Maler, der mit ganz einfachen Zeichnungen und Kritzeleien berühmt wurde. So hatte es jedenfalls Tim von anderen gehört. Obwohl Tims Kunstlehrer in der Schule sagte, dass das Einfache oft viel schwieriger zu malen sei, als das Komplizierte.

    Aber das fand Tim gar nicht. „Ist doch Quatsch, sagte er dann. „Es ist doch viel einfacher, eine Taube mit ein paar Strichen zu malen als ein ganzes Haus.

    Tim hatte außer der Leidenschaft fürs Malen keine Ähnlichkeit mit dem bekannten Maler. Er war nicht klein und dick, sondern ein wenig hochgeschossen, und seine dunklen Haare steckten voller Wirbel und waren dick wie Draht.

    Übrigens malte Picasso, also der kleine Picasso, nicht nur zu bestimmten Zeiten, sondern eigentlich immer. Die Umschläge seiner Schulhefte, und die Einbände seiner Bücher waren voller kleiner Bleistiftmenschen, Bleistiftbäume, Sprechblasen, Berge und Autos.

    Als er noch kleiner war, sah die Tapete neben seinem Bett aus wie ein riesiges Gemälde.

    „Deine Suppe, Tim!" sagte Picassos Mutter, die ihn nie mit seinem Künstlernamen anredete und gerade zur Tür hereinkam.

    Picasso lächelte, denn das war das Schönste am Kranksein, dass Mutter einen verwöhnte und so besorgt tat. Er mochte nämlich seine Mutter, auch wenn er gelegentlich schroff zu ihr wurde.

    Dass er nicht zur Schule zu gehen brauchte, war natürlich auch nicht übel.

    Frau Bauer räumte den Teller mit dem Zwieback zur Seite und stellte die dampfende Suppe auf den Nachttisch. Hm, wie das duftete!

    „Ach Mist, brummte Picasso, „meine Malstifte sind irgendwo ins Bett gerutscht.

    Picassos Mutter seufzte. Denn daran war sie schon gewöhnt. Wie oft hatte sie schon bunte Striche aus Picassos Bettzeug entfernen müssen! Ihr Sohn malte nämlich manchmal vor dem Schlafengehen, wenn er noch nicht so müde war, und schlief dann beim Malen ein, so dass Picassos Eltern oft seine Lampe spätabends ausknipsen mussten.

    Es gab Tage, da machte Frau Bauer sich große Sorgen wegen der ganzen Malerei. Und sie hatte damit gar nicht so Unrecht. Hätte sie nämlich gewusst, was für seltsame Dinge ein paar Stunden später in Picassos Zimmer geschehen würden, wäre sie vermutlich gar nicht mehr hinausgegangen und hätte an seinem Bett Wache gestanden.

    Und hätte Picasso gewusst, was ihm blühte, dann hätte er vielleicht die Malstifte energisch zur Seite gelegt und mit seinem Gameboy oder seinem Supernintendo gespielt. Oder ... oder er hätte erst recht weitergemalt. Das konnte man bei ihm nie so genau sagen.

    „Mama, sag mir doch mal, was ich malen soll."

    Frau Bauer schaute ihren Sohn forschend an, als ob sie seine geheimsten Gedanken lesen könnte, und meinte: „Mal doch unser Haus mit allen Zimmern. So, als ob es aufgeschnitten wäre."

    „Du meinst, wie eine Puppenstube?"

    „Ja, so ähnlich."

    „Ich bin doch kein Mädchen. Nee, keine Lust."

    „Dann zeichne ein Pferd oder einen bunten Fisch."

    Picasso schüttelte den Kopf. „Hab' ich doch schon hundertmal gemalt."

    „Na, dann weiß ich auch nicht. Auf jeden Fall solltest du jetzt deine Suppe essen, bevor sie kalt wird. Ich muss zum Einkaufen und anschließend zum Friseur."

    Sie drehte sich um und ging aus dem Zimmer.

    „Stimmt, nickte Picasso, „erst mal die Suppe.

    Er richtete sich auf, nahm den Löffel und schlürfte mit großem Vergnügen seine Suppe, denn es war ja niemand da, der zu ihm hätte sagen können: „Schlürf nicht so laut!" Seine große Schwester Jenni, die ihn dauernd nervte, war ja in der Schule. Na ja, sie nervte nicht immer, nur ab und zu. Manchmal konnte Picasso sie sogar richtig gut leiden. Aber das würde er niemals zugeben.

    „Eigentlich ist es doch total gemütlich, wenn man krank ist", murmelte Picasso, während er nach den Nudeln in der Suppe fischte. Er redete übrigens ganz gerne mit sich selbst, wenn er allein war.

    „Was soll ich denn nun malen? fragte er sich. „Vielleicht etwas ganz Großartiges? Einen prächtigen Ritter auf seinem Pferd mit allem Drum und Dran?

    Picasso überlegte eine Weile und kratzte sich mit dem Löffel zwischen seinen Schulterblättern. Die leere Suppentasse stellte er auf den Nachttisch zurück und knabberte an dem harten Zwieback.

    „Hm, sagte er, „warum eigentlich nicht? Der rote Ritter ... das könnte doch ein Name sein... Klingt gut. Ich brauch' dazu nur eine Vorlage, damit ich weiß, was ein Ritter so alles anhat.

    Picasso wollte gerade die Decke zur Seite schlagen und in seinem Bücherregal nach einem Ritterbuch suchen, da fiel ihm ein, was sein Kunstlehrer, Herr Günther, immer sagte: „Aber keine Vorlagen, verehrte Künstler! Malt erst mal so los, nachher könnt ihr dann euer Kunstwerk mit einem anderen Bild vergleichen."

    „Na gut, sagte Picasso zu sich selbst. „Ganz so blöd ist das auch wieder nicht. Ich fang' erst mal an, und wenn ich nicht mehr weiter weiß, kann ich mir immer noch ein Buch holen.

    Er boxte sich sein Kissen in die richtige Form und stopfte es sich hinter den Rücken. Dann nahm er das Brett mit einem weißen Blatt, suchte sich einen weichen Bleistift aus und fing an.

    Picasso hatte natürlich in seiner Künstlerlaufbahn schon gelernt, dass man zuerst Skizzen auf Schmierzetteln anfertigt, bevor man mit dem eigentlichen Bild beginnt. Skizzen sind so etwas wie Aufwärmübungen beim Sport oder wie eine Nudelsuppe vor dem Hauptgericht.

    „Zuerst mal der Helm...", murmelte Picasso. Er hatte schon viele Ritterhelme gesehen. Manche sahen aus wie riesige Konservendosen mit Augenschlitzen drin. Die fand er nicht so gut. Andere liefen vorn spitz zu, damit die Pfeile bei einem Angriff abrutschen. Aber das sah dann aus wie eine Hundeschnauze. Auf jeden Fall sollte oben, am Helm, ein bunter Federbusch herunterhängen, das war klar. Am besten, er malte einen Helm mit aufklappbarem Visier. Es musste doch für einen Ritter furchtbar sein, wenn es heiß war und er keine Klappe hatte, die man aufmachen konnte.

    Und außerdem war es einfach praktisch. Wenn man einem Ritter nicht zuhören wollte, hielt man ihm einfach die Klappe zu.

    Über dem gut gepolsterten Wams trug Picassos roter Ritter ein Kettenhemd, das in eine Kapuze überging, so dass der Nacken auch geschützt war.

    Picasso stellte sich vor, dass der Ritter nach einem Kampf die Rüstung ganz gerne mal ablegen wollte, und dann wäre so ein Kettenhemd genau das Richtige für unvorbereitete Überfälle.

    Über dem Panzer trug Picassos Ritter einen roten Umhang, auf dem das Wappen eingestickt war.

    Mit Feuereifer machte sich Picasso daran, sich ein Wappen auszudenken. Er malte drei Seiten voll. Alle möglichen Einfälle kamen ihm: eine Burg, zwei sich kreuzende Schwerter, ein Pferdekopf...

    „Ich könnte auch einen roten Adler malen", sagte Picasso leise.

    Ach, es war herrlich, in Ruhe zeichnen zu können und von keinem gestört zu werden. Denn für Picasso waren die Lehrer in der Schule meistens Leute, die ihn beim Zeichnen störten. Im Grunde war es ein Wunder, dass er einigermaßen mitbekam, was im Unterricht passierte. Das sagten jedenfalls die Lehrer und seine Eltern. Aber für Picasso war das kein Wunder. Er hatte schon immer beim Zeichnen mitbekommen, was um ihn herum vorging. „Man kann doch auch gleichzeitig essen und Radio hören oder aufs Klo gehen und lesen", sagte er immer, wenn sich die anderen wunderten, dass er keine schlechten Noten nach Hause brachte.

    Für Picasso war Zeichnen etwas Tolles. Da entstanden vor den eigenen Augen auf einem ganz gewöhnlichen Blatt ein Mensch oder ein Fabeltier, einfach Figuren, die es so vorher noch nie so gegeben hatte. Und je mehr Einzelheiten er dazuzeichnete, desto lebendiger wurden die Gestalten.

    Merkwürdig war es schon, dass Picasso ein wenig zögerte, bevor er den ersten Strich auf dem neuen, weißen Blatt zog und die Schmierzettel daneben legte. Er hatte komischerweise den Eindruck, als ob dieser Ritter ein besonderer Ritter sein würde, und er spürte, dass irgendetwas in der Luft hing...

    Aber schließlich setzte Picasso den Stift auf das Blatt und markierte die Stellen, wo der Kopf, der Rumpf und das Pferd hingehörten.

    Wer jetzt im Zimmer gestanden und ihn beim Zeichnen beobachtet hätte, dem wäre aufgefallen, wie sich Picassos Zungenspitze beim Malen mit den Buntstiften immer hin und her bewegte.

    „Diesmal wird es ein echtes Superbild", murmelte der kranke Künstler und gab dem roten Adler auf dem Schild und dem Umhang kräftige Krallen und einen stechenden Blick.

    Picassos Kopf glühte und ihm war heiß, und es war nicht klar, ob das vom Fieber oder von der Begeisterung über das Bild kam.

    „Ich muss es mir aus einiger Entfernung anschauen", sagte sich Picasso, stieg aus dem Bett und lehnte den Zeichenblock gegen die Zimmerwand. Dann legte er sich in sein Kissen zurück, verschränkte die Arme und betrachtete sein Meisterwerk, denn das war es wirklich.

    Wie zum Beispiel die Vorderbeine des Schimmels leicht ausgriffen, als wollte das Pferd im nächsten Augenblick losrasen, wie gebannt der rote Ritter nach vorne schaute, als sähe er einen gefährlichen Feind, wie sein roter Mantel im Wind flatterte und die schimmernde Rüstung freiließ, so dass sie in der Sonne blinkte, wie seine rechte Hand nach dem Schwert griff, wie seine rechte Hand ... Wieso konnte sich eigentlich seine rechte Hand bewegen? Und warum hatten sich die Beine des Pferdes verändert? Wieso drehte sich der rote Ritter um und schaute nicht mehr nach vorne, sondern direkt zu Picasso hinüber, der in seinem Bett lag und dessen Augen immer größer und größer wurden und dessen Mund vor Staunen offen blieb?

    Es machte plötzlich „Ritsch", ein Wind fegte durch das Zimmer, der Zeichenblock fiel um, aber der rote Ritter blieb stehen. Er fing an zu wachsen und stand plötzlich mitsamt seinem Pferd vor Picassos Bett.

    Das war zuviel für unseren kranken Maler. Er zog schnell die Decke über seinen Kopf und wartete in der Dunkelheit ab, was passierte. Sein Herz schlug so stark, dass er es pochen fühlte.

    Da hörte Picasso ein Schnauben, ein Quietschen und eine dumpfe Stimme, die ärgerlich sagte: „Potz Blumenkohl und Streitaxt! Warum sind denn in diesem Helm keine Luftlöcher eingebaut? Das ist ja zum Ersticken!"

    Langsam kamen Picassos schwarze Strubbelhaare und zwei ängstliche und neugierige Augen wieder zum Vorschein.

    Nein, es war kein Traum. Dieses lebendig gewordene Bild stand immer noch da, und das Pferd scharrte mit den Hufen über den Teppichboden.

    Der Ritter hatte jetzt sein Visier hochgeklappt und blickte in Picassos Richtung. „Aha, hier bist du also, sagte er und fuhr fort: „Wenn du das nächste Mal einen Ritter zeichnest, dann mach gefälligst Luftlöcher in den Helm!

    Picasso, der einen merkwürdigen Kloß in seinem Hals spürte, räusperte

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