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Eine Frau kämpft mit sich selbst: Die Klinik am See 30 – Arztroman
Eine Frau kämpft mit sich selbst: Die Klinik am See 30 – Arztroman
Eine Frau kämpft mit sich selbst: Die Klinik am See 30 – Arztroman
eBook118 Seiten1 Stunde

Eine Frau kämpft mit sich selbst: Die Klinik am See 30 – Arztroman

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Über dieses E-Book

Die große Arztserie "Die Klinik am See" handelt von einer Frauenklinik. Gerade hier zeigt sich, wie wichtig eine sensible medizinische und vor allem auch seelische Betreuung für die Patientinnen ist, worauf die Leserinnen dieses Genres großen Wert legen.
Britta Winckler ist eine erfahrene Romanschriftstellerin, die in verschiedenen Genres aktiv ist und über hundert Romane veröffentlichte. Die Serie "Die Klinik am See" ist ihr Meisterwerk. Es gelingt der Autorin, mit dieser großen Arztserie die Idee umzusetzen, die ihr gesamtes Schriftstellerleben begleitete.

Dr. Anja Westphal schob mit einem erleichterten Seufzer die beiden Krankenakten beiseite. Von Schreibarbeiten war sie noch nie begeistert gewesen. Aber sie gehörten nun auch einmal zu den Pflichten und Aufgaben einer Ärztin. Präzise und umfassende Krankengeschichten waren wichtig und konnten manchmal sogar fast lebensrettend sein, wenn der behandelnde Arzt genau über Vorgeschichte, frühere Leiden und Behandlungen im Bilde war.Anja Westphal blickte auf die Uhr. Zweieinhalb Stunden blieben ihr noch bis zum Ende ihres heutigen Spätdienstes um 20 Uhr. Sie erhob sich hinter ihrem Schreibtisch und verließ ihr Dienstzimmer, um in der Kantine einen kleinen Imbiß zu sich zu nehmen. Im Augenblick wurde sie nicht gebraucht. Auf den Stationen hatte die Essenszeit für die Patienten begonnen. Pünktlich um 17 Uhr.Mit schnellen Schritten ging die Ärztin zum Aufzug, der gerade oben ankam und dem Dr. Köhler entstieg, der ebenfalls Spätdienst hatte. »Ich war nur rasch in der Kantine und habe ein paar belegte Brote gegessen«, sagte er in entschuldigendem Ton.»Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen, Herr Köhler«, entgegnete Anja Westphal lächelnd. »Ich habe nämlich auch vor, meinem Magen eine Kleinigkeit zukommen zu lassen. Sie wissen also, wo ich in der nächsten Viertelstunde zu finden bin.»Lassen Sie sich Zeit«, erwiderte Dr. Köhler. »Heute war eigentlich ein ruhiger Tag, und ich hoffe, er bleibt auch weiter so.
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum17. Juli 2018
ISBN9783740932718
Eine Frau kämpft mit sich selbst: Die Klinik am See 30 – Arztroman

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    Buchvorschau

    Eine Frau kämpft mit sich selbst - Britta Winckler

    Die Klinik am See – 30 – Eine Frau kämpft mit sich selbst

    Die Klinik am See

    – 30–

    Eine Frau kämpft mit sich selbst

    Marianne fehlte jeder Lebensmut

    Britta Winckler

    Dr. Anja Westphal schob mit einem erleichterten Seufzer die beiden Krankenakten beiseite. Von Schreibarbeiten war sie noch nie begeistert gewesen. Aber sie gehörten nun auch einmal zu den Pflichten und Aufgaben einer Ärztin. Präzise und umfassende Krankengeschichten waren wichtig und konnten manchmal sogar fast lebensrettend sein, wenn der behandelnde Arzt genau über Vorgeschichte, frühere Leiden und Behandlungen im Bilde war.

    Anja Westphal blickte auf die Uhr. Zweieinhalb Stunden blieben ihr noch bis zum Ende ihres heutigen Spätdienstes um 20 Uhr. Sie erhob sich hinter ihrem Schreibtisch und verließ ihr Dienstzimmer, um in der Kantine einen kleinen Imbiß zu sich zu nehmen. Im Augenblick wurde sie nicht gebraucht. Auf den Stationen hatte die Essenszeit für die Patienten begonnen. Pünktlich um 17 Uhr.

    Mit schnellen Schritten ging die Ärztin zum Aufzug, der gerade oben ankam und dem Dr. Köhler entstieg, der ebenfalls Spätdienst hatte. »Ich war nur rasch in der Kantine und habe ein paar belegte Brote gegessen«, sagte er in entschuldigendem Ton.

    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen, Herr Köhler«, entgegnete Anja Westphal lächelnd. »Ich habe nämlich auch vor, meinem Magen eine Kleinigkeit zukommen zu lassen. Sie wissen also, wo ich in der nächsten Viertelstunde zu finden bin.«

    »Lassen Sie sich Zeit«, erwiderte Dr. Köhler. »Heute war eigentlich ein ruhiger Tag, und ich hoffe, er bleibt auch weiter so.«

    »Bis auf den Schlaganfall, ja, da haben Sie recht«, gab die Ärztin zurück. »Apropos – Schlaganfall, sehen Sie doch bitte gleich einmal nach der Patientin.«

    »Sie meinen Frau Grever.« Dr. Köhler nickte. »Da kann ich Sie beruhigen«, fuhr er fort. »Ich war vor einer halben Stunde bei der alten Dame. Sie fühlt sich ganz gut. In ein paar Tagen kann sie uns bestimmt wieder verlassen.«

    »Freut mich, das zu hören«, entgegnete die Ärztin. »Also dann bis später«, fügte sie hinzu, betrat den Aufzug und fuhr ins Erdgeschoß. Als sie die Halle betrat und die Richtung zur Kantine einschlagen wollte, sah sie durch die breite verglaste Eingangspforte der Klinik einen Polizeiwagen vorfahren und unmittelbar danach auch einen dunkelblauen Mercedes, der neben dem Polizeifahrzeug hielt.

    Die Ärztin blieb stehen und blickte erwartungsvoll zum Eingang, durch den Sekunden später ein Polizeibeamter eine Frau hereinführte. Gleich hinter ihm tauchte noch ein Mann in Zivil auf.

    Sicher irgendein Unfall, ging es Anja Westphal durch den Kopf, und sie trat auf die Eintretenden zu. »Unfall?« fragte sie und sah die Frau an, die der Polizist führte. Sie sah ein hübsches, rundes blasses Gesicht, aus dem ein Paar braune Augen sie anstarrten. Die Frau war noch nicht alt. Anja Westphal schätzte sie auf Mitte bis Ende dreißig. Kräftig war die Gestalt, korpulent, ja, fast schon als dick zu bezeichnen.

    »Nein, kein Unfall, Frau Doktor«, antwortete der Beamte. »Wir kamen gerade vorbei, als die Dame… tja, wie soll ich es formulieren… eine Art Nervenzusammenbruch hatte. Das vermute ich jedenfalls. Aber…«, er deutete auf den Mann hinter sich, »… das kann Ihnen dieser Herr sicherlich besser berichten.«

    Fragend sah die Ärztin den Bezeichneten an. »Ich höre, Herr… Herr…«

    »Raven ist mein Name und ich…«

    »Herr Raven – ich bin Dr. Westphal – bitte erzählen Sie!« fiel die Ärztin Horst Raven ins Wort.

    »Da gibt es nicht viel zu erzählen, Frau Doktor«, stieß Horst Raven hervor. »Meine Bekannte, Frau Marianne Thorben, hat die Nerven verloren und ist dann zusammengebrochen.« Sichtlich widerwillig kamen die Worte über seine Lippen.

    »Werde ich noch gebraucht?« meldete sich der Polizeibeamte.

    »Nein, ich kümmere mich um die Dame«, erwiderte die Ärztin und tat das auch sofort. Sanft faßte sie Marianne um die Hüfte und zog sie mit sich fort in das Untersuchungszimmer der Aufnahme. Dem unschlüssig dreinblickenden Horst Raven rief sie nur noch zu, daß er in der Halle warten konnte.

    Der aber gab einen unwilligen Laut von sich, blieb noch stehen und wandte sich dann ruckartig um, als er den Polizeiwagen abfahren hörte. »Was soll ich hier noch?« stieß er hervor und verließ Sekunden später die Klinik, setzte sich in seinen Wagen und fuhr weg.

    Es schien fast so, als ob dadurch in Marianne eine Wandlung vorging. Ihre Teilnahmslosigkeit verflüchtigte sich, und in ihre Augen kam wieder etwas Leben. Wortlos aber ließ sie die Untersuchung der Ärztin über sich ergehen. Zögernd beantwortete sie dann deren Fragen.

    »Haben Sie solche Anfälle öfter, Frau Thorbeck?«

    »Manchmal«, erwiderte Marianne leise. »Immer wenn mich die Angst überkommt.«

    »Was für eine Angst? Wovor?« wollte die Ärztin wissen.

    So gut Marianne es konnte, erklärte sie es. »Nach einer Weile geht das dann aber wieder vorüber«, setzte sie hinzu. »Ich fühle mich jetzt auch schon wieder etwas besser.«

    »Ich werde Sie aber trotzdem hierbehalten, Frau Thorbeck«, gab die Ärztin zurück. Sie machte sich so ihre Gedanken.

    »Warum?« Mit großen Augen sah Marianne die Ärztin an.

    »Sie haben einen extrem niedrigen Blutdruck, Frau Thorbeck«, antwortete Anja Westphal. »Außerdem stört mich Ihr Herzflattern. Deshalb möchte ich, daß unser Chefarzt Sie sieht und daß wir noch einige spezielle Untersuchungen vornehmen. Das aber kann erst morgen geschehen. Solche Anfälle können sich zu einem tödlichen Kollaps auswirken. Sie sollten das nicht leichtnehmen.«

    »Wenn Sie meinen…«, flüsterte Marianne ergeben.

    Die Ärztin nickte und winkte der Schwester. »Bringen Sie Frau Thorbeck zur Inneren hinauf!« befahl sie, griff nach dem Telefon und rief die Station von Dr. Reichel an.

    »Innere Station, Schwester Karin…«

    »Dr. Westphal hier – ich schicke Ihnen gleich eine Patientin hinauf, die Sie unterbringen müssen, Schwester Karin. Haben wir noch Einbett-Zimmer frei?«

    »Leider nicht«, kam die Antwort. »Ich könnte die Patientin nur in einem der Zweibett-Zimmer unterbringen.«

    »Bei wem?« fragte Anja Westphal.

    »Es kommen nur zwei in Frage«, erwiderte die Schwester. »In dem einen liegt Frau Burgstaller und in dem anderen der Neuzugang von heute nachmittag – Frau Grever.«

    Anja Westphal überlegte kurz. Sie kannte die eben genannte Frau Burgstaller, eine Querulantin, die wegen eines Magenleidens in der Klinik war und außerdem ihr Mundwerk nicht unter Kontrolle hatte. »Nein, nicht zu Frau Burgstaller«, rief sie der Schwester zu. »Legen Sie Frau Thorbeck zu Frau Grever.«

    »In Ordnung, Frau Doktor, ich bereite schon alles vor.«

    »Danke.« Die Ärztin legte auf und wandte sich an Marianne, die inzwischen schon wieder ihre Bluse angezogen hatte und abwartend neben der Aufnahmeschwester stand. »Sie kommen zu einer älteren Dame ins Zimmer, Frau Thorbeck«, sagte sie. »Morgen sehen wir dann weiter. Ich denke, daß Sie in zwei Tagen wieder nach Hause können. Wo wohnen Sie eigentlich?« wurde sie neugierig.

    »In Bayrischzell…«

    »Aha. Nun, das ist ja gar nicht so weit von hier.« Anja Westphal sah auf die Uhr. »Ich komme nachher und gebe Ihnen eine Beruhigungsspritze«, gab sie Marianne zu verstehen und nickte der Schwester zu.

    »Bitte, Frau Thorbeck.« Die Schwester faßte nach Mariannes Arm.

    Wortlos verließ Marianne an der Seite der Schwester den Untersuchungsraum.

    Nachdenklich sah Anja Westphal den beiden nach. Sekunden darauf ging auch sie – in die Kantine, um nun eine Kleinigkeit zu essen.

    *

    Marianne, die sich tatsächlich wieder etwas erholt hatte, fand ihre Zimmergenossin nicht unsympathisch, hielt aber dennoch eine gewisse Distanz zu ihr. Das lag aber nicht an Maria Grever, wie diese sich vorgestellt hatte, sondern daran, daß es Marianne zur Gewohnheit geworden war, sich zurückzuhalten und sich vor der Umgebung und den Menschen zurückzuziehen, seit sie so dick geworden war. Ihre augenblickliche Zimmergefährtin schien auch nicht der Typ zu sein, der sich jemandem aufdrängte. Bis auf wenige Höflichkeitsfloskeln, ein paar kurzen Fragen nach dem Woher, stellte sie keine neugierigen Fragen. Marianne empfand es fast als wohltuend, daß Frau Grever nicht einmal wissen wollte, weshalb sie, Marianne, in die Klinik gelegt worden war. Von sich selbst berichtete sie nur mit ein paar kurzen Worten, daß sie einen Schlaganfall erlitten hatte und schon in den nächsten Tagen wieder entlassen zu werden glaubte.

    »Wenn mein Neffe nicht zufällig gekommen wäre und mich in meinem Ferienhaus gefunden hätte, wäre ich jetzt vielleicht nicht mehr am Leben«, erklärte sie. »Er kommt mich morgen besuchen, hat mir der Doktor gesagt.«

    Damit war die Unterhaltung der beiden Frauen eigentlich schon für diesen Abend beendet. Marianne war das nur recht. Nachdem die Ärztin kurz vor 20 Uhr gekommen und ihr, wie angekündigt, eine Beruhigungsspritze gegeben hatte, gab sie sich ihren Gedanken hin. Die Bettdecke zog sie bis ans Kinn hoch und starrte vor sich hin.

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