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HIMMEL, HÖLLE ODER HOUSTON: Zombie-Thriller
HIMMEL, HÖLLE ODER HOUSTON: Zombie-Thriller
HIMMEL, HÖLLE ODER HOUSTON: Zombie-Thriller
eBook281 Seiten3 Stunden

HIMMEL, HÖLLE ODER HOUSTON: Zombie-Thriller

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Über dieses E-Book

Nach einem alles andere als erfolgreich verlaufenem Job als Personenschützer will Jay McCutcheon, ein Texas Ranger mit aufbrausendem Gemüt und Alkoholproblemen, nur noch nach Hause zu Frau und Kind. Zwischen ihm und seiner Familie liegen nur fünfhundert Meilen regennassem Asphalts, glaubt er. Doch da liegt er falsch. Denn Isandro Dianira ist aus dem Gefängnis ausgebrochen. Zusammen mit seiner Bande zieht er auf seinem Weg nach Mexiko eine Spur der Gewalt hinter sich her. Doch bevor er das Land verlässt, hat er noch eine Rechnung zu begleichen. Er will McCutcheon umlegen – das Schwein, das ihn damals eingebuchtet hat. Und während die beiden Männer unwissentlich einander immer näher kommen, zieht zu allem Überfluss ein Unwetter nach Westen. Ein Regensturm, der auf wundersame Weise die Toten wieder auferstehen lässt.

"Erbs Debütroman liest sich, als hätte Tarantino einen Zombiefilm gedreht … Witzig, brutal, temporeich und auch für die interessant, die von Zombies so langsam genug haben." [Amazon.com]
SpracheDeutsch
HerausgeberLuzifer-Verlag
Erscheinungsdatum17. Apr. 2018
ISBN9783958353404
HIMMEL, HÖLLE ODER HOUSTON: Zombie-Thriller

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    Buchvorschau

    HIMMEL, HÖLLE ODER HOUSTON - Thom Erb

    Danksagungen

    Vorwort von Joe McKinney

    Texas ist ein sagenumwobenes Land.

    Der Lone Star State wurde den Felsen und Sümpfen, Wäldern und schier endlosen Wüsten abgetrotzt – von Outlaws und verschuldeten Versagern aus Tennessee, von feinen Damen aus der High Society, von Cherokees und hart durchgreifenden Gesetzeshütern, mexikanischen Wanderarbeitern und milliardenschweren Ölmagnaten. Sie alle liefen vor irgendetwas davon und wollten ganz von vorn anfangen.

    Texas ist die letzte und beste Chance für Menschen mit einem außergewöhnlichen Wesen.

    Es ist die Heimat von so unterschiedlichen Musikerinnen und Musikern wie Beyoncé und Buck Owens, Buddy Holly und Meat Loaf, Selena und ZZ Top. Schriftstellerischen Talente wie Sandra Cisneros, James Michener, Justin Cronin, Larry McMurtry, Katherine Anne Porter und Joe Lansdale, um nur einige zu nennen, haben sich allesamt unter dem weiten Himmel von Texas beflügeln lassen.

    Es ist ein Land kleiner Nester, durch die unbefestigte Straßen führen, und mit Schlangen hantierender Prediger, es besitzt aber auch riesige Städte voller Glaspaläste, in denen jeder Geschmack, so kosmopolitisch er auch sein mag, bedient wird. Hier gibt es nur wenig befahrene Highways, die sich am Horizont in der Ewigkeit zu verlaufen scheinen, und Raketen, die auf vertikalen Highways in eine Zukunft fliegen, von der wir nur träumen können.

    Texas definiert sich durch seine Ausdehnung und seine Möglichkeiten, durch sein unerschöpfliches Potenzial, hält jedoch trotz dieser Weite fest zusammen. Ungeachtet seiner Vielfalt hat sich eine einzigartige Stimme und eine gewisse Haltung herausgebildet, die entschieden texanisch ist. Sie reicht weit über den bloßen Stil, sprachliche Eigenheiten und selbst den verbissen hervorgekehrten Stolz auf die eigene Geschichte und den eigenen Ruf unter Fremden hinaus. Texaner zu sein und mit dieser besonderen Stimme zu sprechen, drückt aus, wie man charakterlich gepolt ist.

    Man kann es nachahmen.

    Man kann versuchen, es sich anzueignen.

    Man kann sich sogar darüber lustig machen.

    Man kann es aber niemals annektieren, wenn man keine wirkliche texanische Seele in sich trägt.

    Davon bin ich ganz und gar überzeugt.

    Als ich zum ersten Mal in die Druckvorlage dieses Buches schaute, das euch hier vorliegt, dachte ich deshalb: Oh-oh, das wird haarig.

    Denn ich war der Ansicht, irgend so ein Typ aus einem Örtchen in Wayne County im Staat New York könne unmöglich eine auch nur im Geringsten überzeugende Story über einen Texas Ranger vom Zaun brechen, über eines der erhabensten Symbole für die Unabhängigkeit und Eigenverantwortung dieser Region.

    Dann las ich es, und jetzt schreibe ich das hier, um euch zu versichern, dass dieses Buch wirklich sehr stark ist.

    Die Geschichte handelt von einem äußerst verkommenen Menschen auf seinem tödlichen Rachefeldzug gegen den Texas Ranger, der ihn einst in den Knast gebracht hat.

    Außerdem ist sie eine staubige Odyssee in das Innere eines Mannes, der ein ums andere Mal Opfer ungünstiger Umstände und harter Zerwürfnisse wurde, aber nichtsdestotrotz immer wieder ein klein wenig mehr aus sich selbst herausholt, um das Richtige zu tun und sich niemals einfach mal einen Tag freinehmen kann.

    Oh, und Zombies kommen auch noch darin vor.

    All dies umweht jedoch dieses beispiellose, nahezu unbeschreibliche Etwas, das sich einzig und allein auf Texas münzen lässt. Ich schätze mal, Bücher wie »Himmel, Hölle oder Houston« entstehen nicht zufällig; sie sind Erzeugnisse entfremdeter Seelen … sie sind auf dem Mist von Texanern gewachsen, die einfach nur woanders zur Welt gekommen sind.

    Ich selbst stamme gebürtig aus Cambridge in Massachusetts, kann das also durchaus nachvollziehen.

    Aber der wesentliche Punkt ist der:

    Dieses Buch, das ihr gerade in euren Händen haltet, ist etwas ganz Besonderes. Es zeugt von einem Autor, der gerade erst zu sich selbst findet. Sollte euch das Erb’sche Universum noch fremd sein, so bereitet euch auf Momente unaussprechlicher Brutalität vor.

    Legt es also lieber nieder, falls ihr zu zartbesaitet für so etwas seid.

    Denn manche Passagen in diesem Roman sind so ekelhaft (vor allem für Väter mit jungen Töchtern wie mich), dass euch die Haare zu Berge stehen werden, und dann – ja dann – besitzt der Autor auch noch die Dreistigkeit, eine Szene brüderlicher Verzeihung und Übereinkunft einzuflechten, die so geschickt entworfen wurde, dass ich nicht umhinkam, kurz davon abzulassen, meinen Kopf nach vorne zu beugen und mich in Gedanken über mein eigenes Leben und meine eigene Familie zu verlieren.

    Passt also gut auf.

    Dieses Buch meint es nicht gut mit euch. Vielmehr gehört es zu jener Art von Literatur, die euch genau zwischen die Beine greift und zudrückt, woraufhin sie anschließend über eure Verblüffung und Qual schmunzelt.

    Qualvoll geht es auf diesen Seiten nämlich andauernd zu.

    Hat man dies jedoch erst einmal überstanden, findet man auch Tapferkeit, Güte und letzten Endes sogar auch Liebe.

    Dies ist keine reine Horrorstory.

    Es geht nicht nur um Vergeltung.

    Es ist auch keine Verschmelzung aus Grindhouse und Family-Sitcom.

    Es ist nicht einmal die Geschichte eines Mannes auf der Suche nach Erlösung, der zum Schluss wenn auch schon nicht diese, so doch zumindest Frieden findet, als er frei wählen kann, Gutes zu bewirken.

    Ich würde dieses Buch als Ansammlung moralischer Doppelbödigkeiten bezeichnen.

    Als Knoten, der förmlich danach schreit, entwirrt zu werden.

    Man lebt nicht einfach nur in Texas.

    Man ist Texas!

    Texas steht auch für eine Geisteshaltung, und Thom Erb versetzt euch in genau diese hinein. Falls ihr noch nichts von ihm kennt, macht euch auf einen Heidenspaß gefasst …

    … und lest aufmerksam.

    Dann nämlich lernt ihr meiner Meinung nach eine der ehrlichsten und einfühlsamsten Stimmen aus Texas kennen, die nicht aus einem Roman von Larry McMurty stammen.

    Viel Spaß!

    Joe McKinney

    Helotes, Texas

    6. Dezember 2014

    Ihr könnt zur Hölle fahren; ich fahre nach Texas.

    Davy Crockett

    Jailhouse Rock

    Staatsgefängnis McAlester, Oklahoma

    31. Mai 1985, 3:35 Uhr

    Die Stimme machte sich jetzt lautstark und fast flehentlich in Isandro Dianiras verschrobenem Geist bemerkbar. Häftling 926934 lächelte und weidete sich an dem warmen Blut des Gefängniswärters, das gerade über seine zerkratzten und schwieligen Hände floss.

    Diese Stimme verlangte nach Blut. Isandro tat sich keinen Zwang an, die Klinge tief in den Bauch des Wichsers zu stechen, und fühlte sich durch die Vorstellung, dass der Mann nun starb, beinahe sexuell erregt. Er lachte, als er den leblosen Körper des Wärters fallenließ wie einen Zigarettenstummel. Dianira war der Anführer der Los Malvados, einer der mächtigsten Banden Mexikos. Die Freiheit lockte ihn, und nur noch wenige Sekunden trennten ihn von ihr. Nach zweijähriger sorgfältiger Planung und beträchtlichen Geldausgaben hätte er sogar seinen eigenen Bruder kaltgemacht, um hier herauszukommen. Er schlich jetzt eine Stahltreppe hinunter, die zu einer Laderampe führte, wo ein Mülllaster den berühmtesten Polizistenmörder in der Geschichte Texas abholen würde, alles lief genauso wie vorgesehen.

    Der Mond warf in kühlen Blautönen Schatten über den Parkplatz. Isandro sprang hinunter und blieb geduckt, während er auf das Zeichen wartete. Es sollte von einer kleinen Stiftlampe ausgehen … ein schnelles Aufblinken, gefolgt von einem kurzen Pfiff. Sein dünner aber muskulöser Körper erstarrte vor Anspannung. Die Freiheit war nun endlich zum Greifen nahe, und er konnte sie schon regelrecht schmecken, aber eine sogar noch intensivere Empfindung beschleunigte gerade seinen Puls: Rachedurst!

    Er war einem gewissen Texas Ranger zu besonderem Dank dafür verpflichtet, dass dieser ihm einen zehnjährigen Aufenthalt im Staatsgefängnis von Oklahoma aufgehalst hatte. Ihm schwebte deshalb so einiges für dieses Stück Scheiße namens Jay McCutcheon vor. Er freute sich, als das Lämpchen endlich aufblinkte und leise gepfiffen wurde. Ihn traf ein erster Regentropfen ins Auge; er rieb mit der Hand darüber und grinste, da er jetzt den großen, grünen Mülllastwagen mit laufendem Motor sah, an dessen Heck ein untersetzter Mann stand.

    »Hector«, rief Isandro mit gedämpfter Stimme und lief schnell zu seinem Komplizen hinüber, um ihn zu umarmen.

    »Toll, dich endlich wiederzusehen, Bruder«, erwiderte Hector, während er ihn zur Klappe lotste.

    »Das Ganze wird jetzt ein bisschen … schmutzig, aber die Crew wartet bereits draußen. Hoffentlich macht es dir nichts aus, dich ein paar Minuten lang im Dreck zu wälzen.« Hector versuchte, seinen Verwandten noch einmal zu umarmen, doch Isandro hatte bereits genug von dem gefühlsduseligen Unfug. Er nickte daher distanziert und umklammerte einen Griff am Laster.

    »Meine Fresse, nein, ich habe mich während der letzten zwei Jahre ständig im Dreck gewälzt und komme ohne Probleme damit klar.« Nachdem er seinen Bruder einen festen Klaps auf die Wange gegeben hatte, sprang er in den Laderaum des Fahrzeugs. »Verschwinden wir von hier.«

    Hector schaute hoch. »Was möchtest du denn zuerst machen?«, fragte er strahlend.

    »Puta«, antwortete Isandro mit einem Blick zurück zum Gefängnis. »Danach stelle ich McCutcheon und zeige ihm endlich, was richtiger Schmerz und die Hölle auf Erden bedeuten.« Er spuckte auf den regennassen Asphalt. »Vamanos!«

    Er blickte zum schwarzen Himmel hinauf und ließ kalten Regen über sein vernarbtes Gesicht strömen. Äußerlich mochte er vielleicht besonnen wirken, doch tief in ihm prasselten das Feuer des Hasses und eine Vergeltungssucht, die er jahrelang fieberhaft geschürt hatte. Jetzt war er wieder frei, und dies bedeutete, dass die Welt bluten würde!

    Good Texas

    2.700 Fuß über Dallas/dem Fort Worth International Airport

    Freitag, 1. April 1985, 20:30 Uhr

    Ich wischte mir den Schweiß aus dem Gesicht und versuchte, mich zusammen zu reißen, denn sonst hätte ich Galle gekotzt. Sie schmeckte nach schlechten Tortillas und verbrannten Arschhaaren. Beim Gedanken daran musste ich direkt einen weiteren Schwall des brennenden Safts hinunterschlucken. Nur noch ungefähr eine Viertelstunde, dann würde ich aus diesem beschissenen Vogel steigen und nach Hause zurückkehren können. Ich befürchtete jedoch, dass dies wohl knapp vierzehn Minuten zu lange dauern würde. Mein Magen fühlte sich nämlich an, als sei ich gerade auf einer Achterbahn mitgefahren, die Satan höchstpersönlich entworfen hatte. Der Flug von Washington aus hatte sich qualvoll dahingezogen, und der Gouverneur war ungefähr so charismatisch wie ein abgestorbener Baumstumpf. In der Kabine stank es nach Whiskey, Zigarren und Fürzen vom Widerlichsten. Ich arbeitete zwar erst wenige Wochen als Aufpasser für diese Witzfigur, war sein überhebliches Getue aber schon so was von leid. Allerdings konnte ich mich nicht entscheiden, was mir gerade schwerer zusetzte: Mein Hass auf das Fliegen oder die schlechten Witze, die der alte Stinkstiefel die ganze Zeit von sich gab wie eine Platte mit einer hängen gebliebenen Nadel oder Durchfall, der durch einen Rasensprenger gejagt wurde.

    »Mein Junge, kennen Sie den, über den einbeinigen Hispanier mit dem Glas Erdnussbutter?« Der Gouverneur lachte ausgelassen und boxte kumpelhaft meinen Arm.

    Dieser Typ ist echt die Krönung. Ich schenkte ihm ein verkrampftes Lächeln und tat so, als sei mir das Ganze nicht scheißegal.

    Dieser schleimige Politiker war mit dem berühmten goldenen Löffel im Maul geboren worden und noch dazu erheblich korrupter als die NFL, MLB sowie alle Kongressabgeordneten zusammen. Noch mehr Galle vermengte sich mit meinem Speichel; ich würgte die Flüssigkeit krampfhaft wieder hinunter, kippte einen Schluck Wasser hinterher und warf anschließend dem dicken Mann einen Blick zu, an dem er keinen Anstoß nehmen konnte. Nun zog ich die Spucktüte aus dem Beutel am Sitz vor ihm. Deren frischer Inhalt trug noch mehr zu dem herrschenden Aroma an Bord bei, das an einen Hinterhof denken ließ. Meine Eingeweide drehten sich um, während sich das Flugzeug zur Seite neigte.

    »Man hört, eine kleine, heiße mamacita aus Mexiko warte auf Sie, wenn wir landen, stimmt das?« Der Gouverneur zog seine langen, weißen Augenbrauen hoch, die mich irgendwie immer an Insektenfühler erinnerten, und zwinkerte mir kumpelhaft zu.

    »Ja, Sir. Ihr Name lautet Inez. Wir sind verlobt.« Ich musste unbedingt cool bleiben, aber dieser Kerl raubte mir allmählich wirklich den letzten Nerv. Ich nippte erneut an dem warmen Wasser, weil ich den Geschmack von Erbrochenem im Mund loswerden wollte. Irgendwie war dieser aber trotzdem noch angenehmer als die Gesellschaft, in der ich während der vergangenen Stunden gesessen hatte. Nicht, dass man mich falsch versteht: Ich liebe meinen Job, nie hätte ich etwas anderes werden wollen als Texas Ranger. Dieser Beruf ist ein Vermächtnis meiner Familie – von den stark belaubten Wipfeln des Stammbaums der McCutcheons bis ganz hinunter zu meinem runzligen Arsch, der noch gar nicht so alt ist. Wir alle haben ihm unser Leben gewidmet, ja einige von uns sind sogar für die Rangers gestorben, aber verdammt: Wachdienst für diesen Schürzenjäger schieben – für diesen Betrüger, der krummer war als ein Sahuaro-Kaktus im Wind – hätte selbst die ausdauerndsten unter den hartgesottenen Mitgliedern meiner Sippe vor eine Herausforderung gestellt.

    »Oh, ich wollte Sie damit keineswegs beleidigen, Ranger.« Der Fettarsch mit dem zerknitterten Anzug stieß gegen meinen Oberschenkel und zwinkerte mir noch einmal scheußlich zu.

    »Das dachte ich auch nicht, Sir.« Ich schluckte schwer und schob mein Bein unauffällig aus der Reichweite seiner schweißnassen Hände. Beim Lügen hatte ich mich schon immer schwergetan und ich hätte diesen nicht müde werdenden Schwätzer am Liebsten vor vollendete Tatsachen gestellt, aber ich wusste nur allzu gut, wohin das Ganze dann ausgeartet wäre. Diesen Fehler hatte ich leider schon zu häufig begangen, um noch mitzählen zu können, und war mir deshalb ziemlich sicher, meine Karriere dieses Mal nicht mehr retten zu können. Mich feuern zu lassen stand allerdings nicht auf der Liste der Aufgaben, die ich an jenem Tag erledigen wollte, also entschloss ich mich, die Kröte einfach zu schlucken und abzuwarten, bis das verfluchte Flugzeug endlich landete.

    »Haben Sie zufällig Fotos von Ihrer Verlobten dabei?« Der besoffene Klops rutschte nun auf seinem Platz nach vorne, wobei das Leder knarrte, als er einen fahren ließ, der gewiss die ganze Kabine ausräuchern würde. Er selbst schien es allerdings gar nicht bemerkt zu haben. Ich ignorierte das Geräusch, doch der Geruch war leider nicht auszublenden. So ein Mist.

    »Also was ist, Junge? Fotos? Warten Sie kurz, ich muss zuerst mal meinen kleinen Freund auswringen. Seien Sie so gut und schenken Sie mir in der Zeit einen Irish Whiskey ein, ja?« Nachdem er mir abermals zugezwinkert hatte, hievte er sein breites Gesäß aus dem Sitz, allerdings nicht, ohne vorher noch einmal knarzend Darmgas entweichen zu lassen.

    »Oh, und ein Spritzer Cola light bitte auch, falls es Ihnen nichts ausmacht.« Er klopfte mit einer seiner fleischigen Hände auf den kleinen Kühlschrank und ging dann hastig nach hinten zur Toilette, während er sich in den Schritt fasste.

    Ich hielt den alten Mann zwar für einen ausgemachten Volltrottel, führte seine Befehle aber natürlich dennoch immerzu aus und respektierte seine Position ungeachtet der Napfsülze, die sie bekleidete. Nun atmete ich einmal tief durch, nahm eine Lucky Strike aus der inneren Brusttasche meines Jacketts und zündete sie an. Der beruhigende Rauch breitete sich sofort in meiner Lunge aus, während ich zur Minibar ging, um ein Glas mit Whiskey für den spleenigen Politiker zu füllen.

    Dabei wandte ich mich an Novak: »Jesus Christus, womit um alles in der Welt habe ich diesen Albtraum denn bloß verdient?« Als ich vor der Theke stand, nahm ich alles, was für den Drink des Arschlochs vonnöten war. »Ist das denn zu fassen?«, wisperte ich. Alles, was meine Kollegen zu entgegneten hatten, war ein zurückhaltendes Lachen.

    Penner.

    Ich war wohl weitaus angepisster, als ich gedacht hatte. Als ich mich umdrehte, schüttelten meine beiden Ranger-Freunde ihre Köpfe, so als stünden diese in Brand, und lächelten dabei einhellig spöttisch. Higdon formte wieder und wieder das Wort »Nein« mit seinem Mund; er kannte mich wohl bestens. Ich schaute nach unten und sah, dass ich die Colaflasche wohl zu fest gedrückt und deshalb den ganzen Inhalt auf die Theke gespritzt hatte.

    Erneutes Gelächter folgte.

    Blöde Saftsäcke.

    »Oh, in Ordnung. Danke, Mom.« Ich holte mir ein Tuch, beseitigte die ganze Schweinerei und zeigte den beiden dann in Ruhe den Vogel. Als ich sie noch dazu mit einem bösen Blick strafte, nahm der Flugkapitän gerade eine weitere nicht ganz so subtile Kursanpassung vor. Mein Magen war wirklich extrem gereizt.

    Der Gouverneur wankte nun mit einer ausgestreckten Hand und einer dicken Zigarre, die in seinem Mundwinkel wippte, zurück in die Kabine. Er nahm das Glas von der Bar, kämpfte sich im Zickzack zu seinem Platz vor und plumpste dann direkt hinein. Als alter Profi verschüttete er dabei natürlich nicht einen einzigen Tropfen und verlor auch keinen Krümel Asche.

    »Also, Ranger, wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, erzählen Sie mir doch bitte von der süßen, kleinen mamacita, die Sie haben. Kommen Sie, zeigen Sie mir mal etwas.« Der beschwipste Alte nahm jetzt einen kräftigen Schluck aus seinem Glas, und das Eis klirrte leise darin, als er mich mit der Hand, in der er die Zigarre hielt, dazu aufforderte, ihn mit pikanten Details zu versorgen.

    Es wurde langsam nervig. Ich spülte meinen Verdruss mit einem kleinen Whiskey hinunter, den ich mir freimütig selbst eingeschenkt hatte, und wischte mir den Mund mit einer Seidenserviette vom Beistelltisch ab. Na gut, altes Haus, in ein paar Stunden bist du wieder daheim, und deine Anstellung bei dieser Hackfresse ist endlich vorbei. Noch nie zuvor hatte ich mich so sehr gefreut, nach Houston zurückkehren zu können.

    »Jetzt aber, mein Junge: Ich bin mir sicher, Sie haben bestimmt ein schlüpfriges Polaroid oder so etwas dabei. Immerhin verbringen Ranger wie Sie eine ganze Menge Zeit unterwegs, und jeder von Ihnen muss sich doch auch mal zu irgendetwas einen von der Palme wedeln.« Whiskey floss nun aus dem Mund des Betrunkenen, als lasse sich ein dicker Barsch einen schmackhaften Wurm entgehen.

    Dieser Kerl hatte den Ruf weg, deine berufliche Laufbahn schneller, als du gucken konntest, zunichtemachen zu können. So wie es aussah, stand ich stets mit einem Fuß im Grab und mit dem anderen in einem zu schnellen Frachtzug, der mit hundertzwanzig Meilen die Stunde in die Gegenrichtung raste. Zu viel herausnehmen konnte ich mir auf keinen Fall, denn da Inez und ich eine kleine Tochter hatten – Bellia – und ein neues Haus sowie unsere Hochzeit bezahlen mussten, konnte ich mir eines auf gar keinen Fall leisten, nämlich diesen alten Perversen zu verärgern und somit der nächste Kandidat auf seiner Abschussliste zu werden. Dies und die Tatsache, dass mich nur eine läppische halbe Stunde von zwei Wochen Urlaub trennten, bewog mich deshalb dazu, tatsächlich widerwillig meine Brieftasche zu zücken und ein Foto von Inez aufzuklappen.

    Der Gouverneur streckte sofort seine Wurstfinger danach aus, riss mir das Leder aus den Händen und hielt sich das Bild ganz nah vor seine Glupschaugen.

    »Mein lieber Schwan, Ranger. Heiiiliges Kanooonenrohr.« Mit diesen Worten ließ er sich zurück in seinen Sitz sacken. Seine Augen blieben weit geöffnet, und er leckte sich mit seiner wulstigen, vom Rauchen ganz fleckigen Zunge die noch wulstigeren Lippen wie eine Schlange, die gerade Witterung aufnimmt.

    Ich biss die Zähne so fest zusammen, dass meine Kiefermuskeln schon wehtaten, und ballte die Fäuste. Politik und all die garstigen Nutznießer, die sie anzog, waren mir extrem zuwider, und jetzt hatte ich sogar ein Gesicht, das ich diesem schmutzigen Vorurteil zuordnen konnte.

    Nur noch ein paar Minuten bis zur Landung, betete ich mir mühsam vor.

    Ich bemerkte, dass Novak und Higdon meine Reaktion abwägten und sich schließlich auf den nächsten Einsatz dessen gefasst machten, was sie witzigerweise McCutcheons fliegende Verliererfaust nannten – beziehungsweise vielleicht auch auf einen weiteren Fehltritt meinerseits. Da sie schon sehr lange mit mir zusammenarbeiteten, wussten sie genau über mich Bescheid. Meine Karriere war mir allerdings zu wichtig, als dass ich mich von diesem Schwein oder meinen übermütigen inneren Dämonen aus der Reserve locken lassen würde.

    »Achtung: Wir setzen gleich zur Landung an, also

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