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Die Melodie der Wale: Schulausgabe
Die Melodie der Wale: Schulausgabe
Die Melodie der Wale: Schulausgabe
eBook319 Seiten3 Stunden

Die Melodie der Wale: Schulausgabe

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Über dieses E-Book

Übersetzt von Ingrid Könemann-Yarnell

„Ich habe Die Melodie der Wale gelesen und war absolut begeistert.“ - Jodelle Ferland, Schauspielerin (The Twilight Sage: Eclipse, Bis(s) zum Abendrot)

Mit detailliertem Diskussionsleitfaden für Lehrer!

Die Melodie der Wale wird weltweit in Schulen als literarische Grundlage zum Studium eines Romans, für Buchbesprechungen und als Buchklublektüre verwendet. Die unterschiedlichen sozialen und emotionalen Themen (Mobbing, Rassismus und Tod) machen dieses Buch zur perfekten Lektüre für Leser jeder Altersgruppe.

Dreizehn Jahre ist es her, dass der tragische Tod ihrer Mutter Sarah Richardsons Leben zerstörte. Schockierende Umstände führten bei dem trauernden Teenager zu einem teilweisen Gedächtnisverlust.

Es ist leichter, manche Dinge einfach zu vergessen.

Eine vertraute Stimme aus ihrer Kindheit veranlasst Sarah - mittlerweile Mitte Zwanzig und eine talentierte Führungskraft im Marketingbereich - sich erneut mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen. Mit einer Vergangenheit, die sie längst begraben hatte.

Manche Dinge sind dazu bestimmt, vergessen zu werden.

Heimgesucht von Albträumen und Visionen über einen gelbäugigen Wolf, Kreaturen der Erde und Killerwale, die ihr in langen, einsamen Nächten erbarmungslos zusetzen, muss Sarah sich endlich ihrer Furcht stellen und ihre verlorene Erinnerung heraufbeschwören – selbst wenn sie das vernichten sollte.

An manche Dinge muss man sich erinnern – um jeden Preis.

„Bewegend ... ansprechend und traurig.“ ―Booklist

„Tardif hinterlässt einen bleibenden Eindruck auf ihre Leser ... Ergreifend und unwiderstehlich.“ - Midwest Book Review

Übersetzt von Ingrid Könemann-Yarnell

SpracheDeutsch
HerausgeberImajin Books
Erscheinungsdatum29. Jan. 2015
ISBN9781772230512
Die Melodie der Wale: Schulausgabe
Autor

Cheryl Kaye Tardif

Cheryl Kaye Tardif is an award-winning, international bestselling Canadian suspense author published by various publishers. Some of her most popular novels have been translated into foreign languages. She is best known for CHILDREN OF THE FOG (over 100,000 copies sold worldwide) and WHALE SONG.When people ask her what she does, Cheryl likes to say, “I kill people off for a living!” You can imagine the looks she gets. Sometimes she’ll add, "Fictitiously, of course. I'm a suspense author." Sometimes she won't say anything else.Inspired by Stephen King, Dean Koontz and others, Cheryl strives to create stories that feel real, characters you’ll love or hate, and a pace that will keep you reading.In 2014, she penned her first “Qwickie” (novella) for Imajin BooksTM new imprint, Imajin QwickiesTM. E.Y.E. of the Scorpion is the first in her E.Y.E. Spy Mystery series.She is now working on her next thriller.Booklist raves, “Tardif, already a big hit in Canada...a name to reckon with south of the border.”Cheryl's website: http://www.cherylktardif.comOfficial blog: http://www.cherylktardif.blogspot.comTwitter: http://www.twitter.com/cherylktardifFacebook: https://www.facebook.com/CherylKayeTardif

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    Buchvorschau

    Die Melodie der Wale - Cheryl Kaye Tardif

    cover.jpg

    DIE MELODIE DER WALE

    Schulausgabe

    img1.jpg

    CHERYL KAYE TARDIF

    Übersetzt von Ingrid Könemann-Yarnell

    Die Originalausgabe erschien unter dem Titel

    WHALE SONG: Schulausgabe

    Bei Imajin Books

    Smashwords Edition

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    Deutsche Erstveröffentlichung bei Imajin Books

    Edmonton, Kanada, Februar 2015

    Copyright © der Originalausgabe 2003

    von Cheryl Kaye Tardif, Imajin Books

    Neueste E-Book Ausgabe 2010

    Alle Rechte Vorbehalten

    Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2015

    von Ingrid Könemann-Yarnell

    Alle Rechte Vorbehalten

    Lektorat: Helga Gerhardus

    Umschlaggestaltung: Ryan Doan - www.ryandoan.com

    Umschlagillustration: David Miller - www.mauiarts.com

    ISBN: 978-1-77223-051-2

    www.cherylktardif.com

    www.ingridsbooktranslations.de

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    Dies ist eine erfundene Geschichte. Namen, Charaktere, Orte und Ereignisse sind entweder das Produkt der Fantasie der Autorin oder wurden fiktiv genutzt. Jede Ähnlichkeit zu echten Personen, lebend oder tot (oder in anderer Form), zu Unternehmen, Organisationen, Vorfällen oder Lokalitäten sind absolut zufällig.

    Lob für DIE MELODIE DER WALE

    „Ich habe Die Melodie der Wale gelesen und war absolut begeistert." —Jodelle Ferland, Schauspielerin (The Twilight Sage: Eclipse, Bis(s) zum Abendrot; Fall 39)

    „Tardifs Geschichte bietet den Lesern die beständig ankommende Kombination von ansprechend und traurig, die populäre Romane so oft auf die Bestsellerliste bringt … Tardif, die in Kanada bereits großen Erfolg verzeichnet … ist ein Name, mit dem südlich der Grenze gerechnet werden muss." —Booklist

    Die Melodie der Wale ist tiefgründig und authentisch, eine faszinierende Geschichte über Liebe und Familie und die Geheimnisse des menschlichen Herzens … ein wunderbarer, unvergesslicher Roman." —New York Times Bestsellererzählerin Luanne Rice, Autorin von Beach Girls, Wege im Sand

    „Ein wirklich gut geschriebener Roman. Wundervolle Charaktere, glänzend dargestellt. Eine ausnehmend schöne Beschreibung der Landschaften. Gefühlvolle Literatur. Die Melodie der Wale würde einen wunderbaren Film abgeben." —Writer's Digest

    Die Melodie der Wale erinnert an Die Stimme des Meeres von M. L'Engle, sowie an Die Bienenhüterin von Sue Monk Kidd." —Carol D. O'Dell, Autorin von Mothering Mother

    „Einen Tardif-Roman liest man nicht einfach nur, man erlebt ihn! Unter der verschwindend geringen Zahl von Autoren, deren Werk ich je so beschrieben habe, befindet sich auch mein absoluter Lieblingsschriftsteller Pat Conroy. Genau wie er, versteht es Cheryl Kaye Tardif mit der Sprache umzugehen." ―Betty Dravis, Mitautorin von Dream Reachers I & II.

    „Eine beeindruckende, unvergessliche Geschichte. Nur selten bewegt mich ein Buch so sehr, dass ich mich dazu veranlasst sehe, der Autorin und ihrem Herausgeber zu schreiben, um ihnen dafür zu danken, dass sie die Erfahrung dieses Buches ermöglicht haben. Die Melodie der Wale ist ein solches Buch. Ich begleitete Sarah Richardson auf einer Reise, auf der sie Verlust über Verlust erlitt, auf der sie sich letztendlich dennoch als weisere und stärkere Siegerin durchsetzen konnte. Dies ist eine Geschichte über die Trauer, aber weit mehr über die alles überdauernde Macht der Liebe und über die erstaunlichen Beziehungen, die alle Kreaturen miteinander verbinden." —Beth Fehlbaum, Autorin von Courage in Patience

    „Tardif hinterlässt einen bleibenden Eindruck auf ihre Leser … Ergreifend und unwiderstehlich." —Midwest Book Review

    Diese spezielle Buchklub- und Schulausgabe von DIE MELODIE DER WALE ist jedem jungen Menschen gewidmet, der schikaniert und gemobbt oder diskriminiert wurde.

    Folge deinem Herzen und deinen Träumen. Bleib dir selbst treu.

    Ich verspreche dir, es wird besser werden.

    Danksagung

    Meinen Dank an alle, die DIE MELODIE DER WALE möglich gemacht haben, über meine Familie und meine Freunde bis hin zu den Lektoren und Künstlern—ihr wisst schon, wen ich meine.

    Und einen besonderen Dank an die Fans von DIE MELODIE DER WALE, die mein ‚Herzbuch‘ angenommen haben, die mit seinen Charakteren gelacht und geweint und die die tiefere Bedeutung und Botschaft dieser Seiten für sich entdeckt haben. Sie inspirieren mich eine bessere Schriftstellerin zu sein, eine, die eine Beziehung zu ihren Lesern entwickelt. Vielen Dank.

    Vorwort

    Es gab eine Zeit, in der ich mich vor dem Tod fürchtete.

    Man sagt, dass der Tod mit dem Nichtvorhandensein von Leben beginnt. Und dass das Leben beginnt, wenn man den Tod nicht länger fürchtet. Ich sah dem Tod ins Auge und habe überlebt. Eine Überlebende, die grenzenlose Liebe und Vergebung erfahren hat. Mittlerweile ist mir bewusst, dass ich nur ein winziges Fragment im endlosen Ozean des Lebens darstelle, so wie ein Killerwal nur einen verschwindend kleinen Teil seiner enormen Unterwasserdomäne einnimmt.

    Es ist Jahre her, dass ich die Freiheit des Ozeans empfunden habe. Und Jahre, seit eine grauenvolle Tragödie mir alles und jeden nahm, den ich geliebt habe. Ich verbrachte mein Leben damit, meine bruchstückhafte Erinnerung zu bekämpfen. Schuld und Verrat hielten mich gefangen. Ich hoffte, träumte oder liebte nicht länger.

    Ich existierte nur noch.

    Von Dunkelheit umgeben, quälte ich mich—bis ich mich den Lehren von Seemöwe, Wal und Wolf öffnete.

    Jetzt bin ich frei.

    Endlich kann ich mich an meine Jugend erinnern. Ich erinnere mich an die glücklichen Zeiten, an die Ausflüge auf dem Schoner und wie sich das Sonnenlicht im tiefblauen Wasser spiegelte. Vor meinem geistigen Auge sehe ich immer noch den Wasserschleier, der hoch über die Wasseroberfläche hinausschießt, und das Kräuseln der Wellen, die sich öffnen, um die Rückenflosse eines Killerwals freizugeben

    Aber unauslöschlich in meinem Gedächtnis eingeprägt sind die gespenstigen, schwermütigen Melodien der Wale, die die elektronischen Geräte des Forschungsschoners aufzeichneten. Ihre Melodien sind mir immer noch gegenwärtig.

    Eine lang vergessene Erinnerung.

    TEIL EINS

    Das Dorf der Wale

    Kapitel Eins

    Im Sommer des Jahres 1977 zogen meine Eltern und ich von unserer weitläufigen Ranch in Wyoming nach Vancouver Island in Kanada. Sea Corp, eine Firma, die sich der Erforschung des Meereslebens widmete, hatte meinem Vater eine Stelle angeboten. Er würde seine Position als Professor für Meeresbiologie an der Universität aufgeben und sich stattdessen auf die Beobachtung von Killerwalen und der Aufnahme ihrer Sprache konzentrieren.

    Meine Mutter war von diesem Umzug absolut begeistert. Sie konnte es kaum erwarten, nach Kanada zurückzukehren, wo ihre Eltern lebten. Ununterbrochen redete sie von all den neuen Dingen, die wir sehen und unternehmen würden.

    Aber ich fühlte mich schrecklich. Ich wollte nicht umziehen.

    „Du wirst neue Freunde finden, Sarah", trösteten mich meine Eltern.

    Aber ich—wie es wohl die meisten elfjährigen Mädchen getan hätten—hasste sie dafür, dass ich wegen ihnen die Freunde, die ich bereits hatte, aufgeben musste.

    Da unser neues Zuhause bereits komplett möbliert war, ließen wir so gut wie alles zurück. Einige persönliche Besitztümer sowie der Künstlerbedarf meiner Mutter und eine geringe Zahl an Haushaltsgegenständen würden uns in einem kleinen Umzugswagen folgen.

    Mein Vater informierte uns, dass er unsere Ranch an ein nettes, älteres Ehepaar vermietet hatte. Ich war recht froh, dass sich in meinem Schlafzimmer keine Kinder aufhalten würden, war aber totunglücklich darüber, meine wertvollen Besitztümer zurücklassen zu müssen. Widerwillig verabschiedete ich mich von meinem kleinen Bett, von meinem Bay City Rollers Wandposter, von meinem Bücherregal voller Nancy Drew-Detektivgeschichten, von meiner alten Kommode und von meinen Schwimmtrophäen. Dann brütete ich auf dem Bettrand vor mich hin, während ich meiner Mutter zusah, wie sie meine Sachen durchging.

    „Ich weiß, es fällt dir schwer, redete sie mir gut zu, als sie mich so missmutig dasitzen sah. „Betrachte es doch einfach als Abenteuer.

    Ich schnaubte ärgerlich und ließ mich auf den Rücken fallen.

    „Kein Interesse an Abenteuern."

    Am folgenden Morgen verließen wir Wyoming. Mein Fahrrad befand sich festgezurrt auf dem Dach des Wagens und unsere Koffer und die Staffelei meiner Mutter lagen dicht gedrängt im Kofferraum. An diesem Abend sah ich in einem Hotelzimmer fern, während meine Eltern sich über unser neues Zuhause in Kanada unterhielten.

    „Zeit fürs Bett, Sarah, ermahnte mich mein Vater nach einer Weile. „Morgen steht uns ein langer Tag bevor.

    Schlaflos wälzte ich mich im Bett hin und her und starrte gegen die Decke. Wie würde wohl das Leben auf einer winzigen Insel aussehen, auf der man festsaß?

    Es wird so langweilig sein.

    Ich dachte an Amber-Lynn MacDonald, meine beste Freundin daheim in Wyoming. Sie weinte sich sicher die Augen aus, weil sie mich so vermisste. Mit wem würde ich jetzt meine Geheimnisse teilen?

    Ich schluckte schwer und bekämpfte die aufsteigenden Tränen.

    Das Leben ist so ungerecht.

    Wie hätte ich auch nur im Entferntesten ahnen können, wie ungerecht das Leben wirklich sein konnte.

    Es schien Tage zu dauern, bis wir endlich in Vancouver ankamen. Wir fuhren am Fährhafen vor und warteten in einer langen Fahrzeugschlange. Nachdem wir uns eingeschifft hatten, eilte ich auf das obere Deck und beobachtete an die Reling gelehnt, wie das Festland hinter uns zurückblieb. Das Wasser war aufgewühlt, und die Fähre schwankte hin und her. Als wir uns Vancouver Island näherten, begrüßten uns triste, graue Wolken, die mich sofort die brennende, trockene Hitze von Wyoming vermissen ließen.

    Die Fahrt vom Hafen zu unserem neuen Haus dauerte Stunden und schien sich unglaublich hinzuziehen. Nach einer Weile verließen wir die Schnellstraße und folgten der Straße Richtung Bamfield. Der schmale, unbefestigte Weg war holprig und voller Schlaglöcher. Er wurde ganz von massiven, Furcht einflößenden Langholztransportern eingenommen, deren Hupen uns entgegen dröhnten.

    Ständig kamen sie uns gefährlich nahe, obwohl mein Vater unseren Wagen so weit wie möglich an den Straßenrand lenkte. Ich hielt den Atem an und erwartete jeden Moment, dass die riesigen Haltegurte, die die Stämme sicherten, reißen und damit das Holz auf unseren Wagen freigeben würden. Und ich war mir sicher, dass wir uns überschlagen und in den Graben oder auf die Felsen darunter stürzen würden.

    Ich stieß einen ungeduldigen Seufzer aus. „Wo ist der Ozean?"

    „Den hast du doch gerade gesehen, lachte mein Vater. „Von der Fähre aus.

    „Nein, ich rede vom Ozean Ozean", brummte ich. „Das war nur ein großer See. Ich will den richtigen Ozean sehen, den, der sich meilenweit ausdehnt und dessen Ende du nicht sehen kannst."

    Meine Mutter drehte sich um und lächelte mich an. „Warte noch ein Weilchen. Du wirst ihn schon bald zu sehen bekommen."

    Ich machte es mir auf dem Rücksitz mit meinem neuesten Nancy Drew-Buch bequem und versuchte zu lesen. Aber meine Augen wanderten immer wieder zum Fenster hinaus. Als wir ein riesiges Schlagloch trafen, fiel mein Buch zu Boden, wo es für den Rest der Reise liegenblieb.

    Ich presste mein Gesicht gegen die Fensterscheibe und besah mir die Landschaft, die an uns vorbeizog. Der Wald, der uns umgab, war riesig und unwirtlich. Gespenstisch hing das Moos an feuchten Baumstämmen herunter, und ein leichter Nebel tanzte um die Baumstämme herum.

    Dann aber gelang es der Sonne, die Wolkendecke zu durchbrechen—endlich ihrer dunklen Gefangenschaft zu entkommen. Die Temperatur im Inneren des Wagens stieg schnell an.

    Leider produzierte die Schotterstraße so viel Staub, dass ich das Fenster nicht herunterrollen durfte. Und da wir keine Klimaanlage hatten, hing mir das Haar—oder meine Italienische Mähne, wie Mutter zu sagen pflegte—schlaff bis auf die Hüften hinunter, und das Pony klebte mir auf der Stirn.

    Ich verzog das Gesicht. Wir waren nun schon seit Tagen unterwegs, und ich war es leid, im Auto eingesperrt zu sein.

    „Schließ die Augen, Sarah, unterbrach mein Vater meine Gedanken. „Und mach sie nicht wieder auf, bevor ich es dir sage.

    Ich gehorchte und hielt voller Spannung den Atem an.

    Endlich werde ich den Ozean sehen.

    Die Minuten vergingen und ich wurde unruhig. Als typische Elfjährige musste ich einfach einen Blick riskieren.

    „Okay, jetzt darfst du sie aufmachen", ließ mich mein Vater wissen.

    Er lachte leise vor sich hin, als er mich mit bereits offenen Augen erwischte.

    Ich schob meine feuchten Haarsträhnen zur Seite und rutschte ganz nahe ans Fenster heran. Vor mir lag das Meer, nur hier und da vereinzelt von kleinen Inseln unterbrochen. Schaumgekrönte Wellen ließen die Oberfläche des Wassers dunkel und mysteriös erscheinen.

    Zufrieden lächelte ich.

    Daheim in Wyoming gab es endlose Weiten voller Gras und grüner Hügel, mit Bergen, die sich in der Ferne auftürmten. Das war die einzige Landschaft, die ich je gekannt hatte. Ich konnte Stunden ausreiten und nie ein größeres Wasser als unseren Ententeich zu sehen bekommen. Und jetzt, direkt vor mir, schien sich der Ozean ohne Grenzen auszubreiten.

    Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, das Fenster herunterzukurbeln. Sofort hörte ich die Wellen gegen die Küste schlagen.

    „Na, was sagst du dazu?, erkundigte sich mein Vater. „Diese Straße folgt der Küstenlinie. Hin und wieder wirst du den Ozean zu sehen bekommen. Und sobald wir Bamfield erreicht haben … Unser Haus liegt ein wenig östlich der Stadt, direkt am Wasser.

    Er streckte den Arm aus und zupfte an einer langen Strähne von Mutters goldbraunem Haar. Ich lachte, als sie ihm leicht auf die Hand schlug.

    „Wir haben das Haus für drei Jahre gemietet, teilte mir meine Mutter über die Schulter hinweg mit. „Es gehört einem älteren Ehepaar. Wir werden uns gut darum kümmern müssen.

    Zwanzig Minuten später kamen wir an einem Schild vorbei. Willkommen in Bamfield.

    Ein Seufzer der Erleichterung entfuhr mir. Beinahe geschafft.

    Unbemerkt fuhren wir durch das bescheidene Städtchen, das, so fiel mir auf, viel kleiner als Buffalo war, die Stadt, die unserer Ranch in Wyoming am nächsten lag. Nachdem wir in Myrtle's Restaurant & Grill ein köstliches Abendessen mit gebratenem Heilbutt und fettigen Pommes Frites genossen hatten, kletterten wir wieder in den Wagen und steuerten endlich auf unser neues Heim zu.

    „Das Haus liegt direkt vor uns, verkündete mein Vater. „Du wirst es lieben, Dani. Davon bin ich überzeugt.

    Er schenkte meiner Mutter einen langen, zärtlichen Blick.

    Meine Mutter, Daniella Andria Rossetti, wurde in San Diego, Kalifornien, geboren und war dort aufgewachsen. Ihre Eltern waren italienische Immigranten, die es nach dem Zweiten Weltkrieg in die Vereinigten Staaten gezogen hatte.

    Als sie achtzehn Jahre alt war, zogen ihre Eltern erneut um—dieses Mal nach Vancouver, Kanada. Meine Mutter nahm diesen Umzug zum Anlass von Zuhause auszuziehen und sich auf den Weg nach Hollywood zu machen, in der Hoffnung auf eine Karriere als erfolgreiche Schauspielerin. Nach einer Reihe von Absagen und unsauberen Angeboten anrüchiger Regisseure gab sie ihren unerfüllten Schauspielerinnentraum auf und studierte stattdessen Kunst und Ölmalerei. Schon wenige Monate danach wurden ihre Arbeiten in Visions ausgestellt, einer populären Kunstgalerie in San Francisco.

    Dort traf sie meinen Vater.

    Jack Richardson war ein kanadischer Student der Meeresbiologie, den ein heftiger Regenguss von der Straße in die Galerie getrieben hatte. Sechs Monate später zog meine Mutter bei ihm ein—zum Missfallen ihrer Eltern. Vier Monate ließen sie sich in einer kleinen Kirche in der Gegenwart von einigen Freunden und Familienmitgliedern trauen.

    Drei Jahre lang versuchten meine Eltern, ein Kind zu zeugen. Nachdem sie beinahe alle Hoffnung aufgegeben hatten, entdeckten sie, dass meine Mutter schwanger war. Nach sechs Monaten einer perfekten Schwangerschaft erlitt meine Mutter eine Fehlgeburt. Meine Eltern waren am Boden zerstört.

    Acht Monate danach kamen der Stiefvater und die Mutter meines Vaters bei einem Autounfall ums Leben. Mit der Testamentseröffnung erfuhr mein Vater, dass er die Familienranch in Wyoming geerbt hatte.

    Meiner Mutter sagte das nicht zu. Sie hatte nicht die Absicht, das geschäftige San Francisco für die weiten, offenen Prärien nahe Buffalo zu verlassen. Als der Kurator von Visions, Simon McAllister, ihr versprach, dass sie ihre Gemälde per Kurier zur Galerie anliefern lassen konnte, erklärte sich meine Mutter mit dem Umzug einverstanden.

    Nach einem Jahr auf der Ranch konnte sie sich nicht vorstellen, jemals woanders zu leben. Sie verzeichnete große Erfolge mit ihrer Arbeit, mit Bildern vom Landleben und von Wiesen und Bergen. Dann wurde sie mit einer unglaublichen Neuigkeit belohnt. Sie war erneut schwanger.

    Nach neun Monaten und einer Woche brachte ich, Sarah Maria Richardson, sechs Pfund und vierundsiebzig Gramm auf die Waage. Im Alter von drei Monaten hatte ich dichte, schwarze Haare und dunkelbraune Augen. Meine Eltern vergötterten mich.

    Als ich ungefähr sechs Jahre alt war, erzählte meine Mutter mir, wie anziehend sie meinen Vater vom dem Moment an gefunden hatte, als er die Galerie betrat. Obwohl er am ganzen Körper zitterte und vollkommen durchnässt war, hatte er sich dennoch lange Zeit eines ihrer Gemälde angesehen.

    Meine Mutter hatte sich augenblicklich in ihn verliebt.

    Diese Geschichte schien mir wie ein Märchen, aber ich war davon überzeugt, dass meine Eltern sich liebten und zusammen bleiben würden.

    Für immer.

    Und jetzt, Jahre später, folgten wir Vancouver Islands rauer Küste in der Erwartung, einen ersten Blick auf unser neues Zuhause werfen zu können. Ich war nervös und fühlte mich unbehaglich. Seit der Fahrt durch den Wald hatte ich eine Vorahnung, dass sich mein Leben ändern würde.

    Vorsehung … oder Schicksal?

    Mit der untergehenden Sonne fuhren wir an einem kleinen, kaum lesbaren Schild vorbei, das die 231 Bayview Lane ankündigte. Ein gewundener Kiesweg verschwand hinter riesigen Bäumen, die uns bei der Einfahrt das Licht nahmen. Wie tausend hungrige Finger strichen die Äste über das Wagendach.

    Die hohen Zedern, die unseren Wagen einrahmten, öffneten sich und gaben den Blick auf einen üppigen Rasen frei, der sorgfältig mit kleinen Büschen angelegt war. Am Ende des Kieswegs erwartete uns ein zweistöckiges Haus aus Zedernholz. Die Ziegel des Daches glänzten im roten Abendlicht der Sonne. Die Eingangstür des Hauses war aus solidem Holz gefertigt und hatte kein Fenster. Tatsächlich verfügte diese ganze Seite des Hauses nur über drei kleine Fenster.

    Unser neues Heim lag einsam da—es schien verlassen zu sein.

    „Na ja, sieht von hier nicht gerade überwältigend aus, murmelte meine Mutter. „Aber innen ist es sicher viel hübscher. Zur Not können wir ja auch ein Fenster einbauen … oder zwei.

    Mein Vater grinste. „Dani, mein Schatz, der erste Eindruck kann täuschen. Warte ab, bis du das Innere gesehen hast."

    Als er den Wagen auf einem zementierten Vorplatz parkte, spottete meine Mutter sarkastisch: „Die Garage?"

    „Du bist so lustig", sagte er und schälte sich aus dem Fahrersitz.

    Ich kletterte aus dem Wagen, getrieben von dem unbändigen Wunsch, mich innen umzusehen und alles zu erkunden. Ich griff nach der Hand meines Vaters und zog ihn in Richtung Haus. Meine Mutter folgte uns.

    Vor der Tür drehten wir uns zu ihr um und bemerkten ihr blasses Gesicht.

    „Alles in Ordnung?", erkundigte sich mein Vater.

    „Mir ist nur etwas übel von der Autofahrt, lächelte sie schief. „Geht ihr zwei nur zuerst rein, ich brauche etwas frische Luft. Ich komme gleich nach.

    „Falls du …"

    Sie lachte. „Nun geh schon, Jack. Ich bin okay."

    Achselzuckend schloss mein Vater die Tür auf und drückte leicht dagegen. Dann wandte er

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