Unerhört: Briefe an Verantwortungsträger 1997-2017
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Über dieses E-Book
Ich glaube, es wäre wichtig, dass viele sich die Mühe machten, ihre Kritik oder Anregungen zu formulieren. Lediglich alle 4 Jahre ein Kreuz zu machen, reicht nicht aus. Wir sollten vielmehr beherzt das Recht auf freie Meinungsäußerung wahrnehmen. Es liegt an uns allen, wohin die Reise gehen wird!
Anna Fischer-Husemeyer
Die 1948 als Gastwirtstochter in einem kleinen Dorf in Ostwestfalen geborene Autorin erspürte schon früh ihre kreativen Anlagen. Nach einigen Umwegen - Studium Kunsterziehung und Goldschmiedelehre - absolvierte sie ein Design-Studium an der Hochschule der Künste Berlin. Während ihrer Arbeit als Beschäftigungstherapeutin in einem Altersheim mit Reha-Patienten und mehrfach behinderten Menschen gewann sie einen intensiven Einblick in deren Lebenswirklichkeiten. Es folgten Auslandsaufenthalte, Tätigkeiten bei einem Zeitungsverlag und Kongressorganisationen. Sie fotografierte und stellte ihre Fotos aus. Und nebenbei begann sie, Briefe an Verantwortungsträger zu schreiben. Unerhört!
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Buchvorschau
Unerhört - Anna Fischer-Husemeyer
Inhaltsverzeichnis
_________________________________
EINLEITUNG
BRIEFE AN VERANTWORTUNGSTRÄGER
Brief 01 Dr. Helmut Kohl, Bundeskanzler, 19.05.1997
Antwortbrief Bundeskanzleramt 08.06.1997
Brief 02 Gerhard Schröder, Bundeskanzler, 30.07.2000
Antwortbrief Bundeskanzleramt, 11.08.2000
Brief 03 Gerhard Schröder, Bundeskanzler, 19.08.2001
Antwortbrief Bundeskanzleramt, 27.08.2001
Brief 04 Gerhard Schröder, Bundeskanzler, 13.09.2003
Brief 05 Dr. Josef Ackermann, Deutsche Bank, 13.11.2006
Brief 06 Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin, 19.08.2007
Antwortbrief Bundeskanzleramt, 07.09.2007
Brief 07 (Mail) Funke, Hypo Real Estate Bank, 05.10.2008
Brief 08 (Mail) Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin, 07.10.2008
Brief 09 Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin, 02.04.2009
Brief 10 Dr. Philipp Rösler, Bundesgesundheitsminister, 13.07.2010
Brief 11 Rainer Brüderle, MdB, FDP Fraktion, 30.07.2010
Antwortbrief 22.09.2010
Brief 12 (Mail) Angela Merkel, 13.03.2011
Brief 13 Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin, 14.05.2011
Anzeige von Hamburger Richter Heinz Uthmann
Brief 14 Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin, 09.11.2011
Antwortbrief Bundeskanzleramt, 17.11.2011
Brief 15 Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesfinanzminister, 16,11,2011
Antwortbrief Bundesfinanzministerium, 22.11.2011
Brief 16 Dr. Hans-Peter Friedrich, Bundesinnenminister, 27.01.2012
Brief 17 Christian Wulff, Bundespräsident, 05.03.2012
Brief 18 Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesfinanzminister, 11.03.2012
Antwortbrief Bundesfinanzministerium, 04.04.2012
Brief 19 Dr. Kristina Schröder, Familienministerin, 16. 04.2012
Brief 20 Dr. Frank-Walter Steinmeier, SPD-Fraktion, 17.04.2012
Brief 21 Dr. Kristina Schröder, Familienministerin, 15.05.2012
Brief 22 Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin, 15.06.2012
Antwortbrief Bundeskanzleramt, 28.06.2012
Brief 23 Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin, 26.12.2012
Brief 24 Klaus Wowereit, Bürgermeister von Berlin, 10.01.2013
Brief 25 Ursula von der Leyen, Arbeitsministerin, 08.03.2013
Brief 26 Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin, 13.03.2013
Brief 27 Ursula von der Leyen, Arbeitsministerin, 15. 08. 2013
Antwort Arbeitsministerium, 25.09.2013
Brief 28 Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin, 20.08.2013
Brief 29 Andrea Nahles, Arbeitsministerin, 07.02.2014
Brief 30 Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesfinanzminister, 22.07.2015
Brief 31 Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin, 18.09.2016
Brief 32 Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin, 15.10.2017
ANHANG
Spiegel Verlag, Leserbrief, 30.09.2003
President Barak Obama, White House, 06.02.2012
Stéphane Hessel, 22.01.2013
Angela Merkel, Bundeskanzlerin, 09.05 2014, (unter Pseudonym)
Andrea Nahles, Arbeitsministerin, 18. 05.2014, (unter Pseudonym)
NACHLESE
STICHWORTVERZEICHNIS
„Wir fordern von den Regierenden nicht genug
Offenheit und Verantwortungsbewusstsein."
Daniel Ellsberg.
Einleitung
__________________________________
Den ersten Brief habe ich 1997 an den damaligen Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl geschrieben, damals noch auf einer elektrischen Schreibmaschine. Als ich den Brief wegen eines bestimmten Anlasses begann, merkte ich, dass es viele Dinge in der Politik gab, die ich nicht einfach so hinnehmen wollte und konnte. Meine Empörung musste in eine Form gebracht und adressiert werden. Seitdem sind mehr als 30 Briefe an Verantwortungsträger entstanden.
Ein wichtiger Beweggrund meiner Briefe war meine Sorge um die Zukunft: wohin würde sich das Land entwickeln, wenn die Regierenden so wenig Wille erkennen lassen, das Land zukunftssicher zu gestalten, es anstatt dessen aber dauerhaft schlecht verwalten?
Jetzt, 20 Jahre später, befinden wir uns immer noch in einem Reform- und Investitionsstau. Wir leben mit einer maroden Infrastruktur; die Bildung verliert sich im kleinstaatlichen Gerangel der Länder; den gesellschaftlich relevanten Behörden fehlen sowohl Personal als auch Mittel und das multiple Versagen der Sicherheitsorgane ist offensichtlich lebensgefährlich (NSU, Anis Amri). Soziale Gerechtigkeit? Die Schere zwischen arm und reich ist in den letzten Jahrzehnten so weit auseinander regiert worden, dass die Politiker kaum noch erkennen lassen, dass sie die andere Seite überhaupt wahrnehmen. Das war besonders deutlich im September 2017 im Wahlkampf der Bundeskanzlerin zu sehen. Der zunehmende Mangel an Verantwortungsbewusstsein der politischen Klasse geht einher mit einem besorgniserregenden Verlust an Vertrauen der Bürger in die Exekutive.
Es mag sein, dass nicht alle Sätze in den Briefen politisch korrekt sind und meine Sachkenntnis an vielen Stellen Lücken aufweist, aber ich war häufig so empört und fand vieles so „unerhört", dass ich denke: auch eine Teflonpfanne – wenn sie denn sehr verkrustet ist - muss man zur Not mal mit einem Topfkratzer bearbeiten!
Ich bin natürlich auch belächelt worden wegen meiner „Schreiberei": das bringt doch nichts, das landet im Papierkorb! Ich glaube aber, dass es wichtig wäre, wenn Viele sich die Mühe machten (ja, es ist Arbeit!) und ihre Kritik oder Anregungen formulieren würden. Das ließe sich nicht so leicht ignorieren, und auch eine Kanzlerin müsste mal ihre Erkenntnisblockade aufgeben und anfangen, Pläne und Visionen für die Zukunft zu entwickeln und sie dann auch mal umzusetzen. Sonst werden wir uns aus dem Zustand ganz nahe am Rande eines Entwicklungslandes nicht mehr herausbewegen können
Lediglich alle 4 Jahre ein Kreuz zu machen, reicht offensichtlich nicht aus. Wir sollten also beherzt das Recht auf freie Meinungsäußerung (Paragraph 5, Grundgesetz) wahrnehmen, denn es ist nicht gesichert, dass es dieses Recht zuverlässig bis in alle Ewigkeit geben wird. Die AFD, die im September 2017 drittstärkste Kraft wurde, ist nicht vom Himmel gefallen, und die „Überheblichkeit der Technokratie der Exekutive" (Papst Benedikt) muss aufhören.
Es liegt an uns allen, wohin die Reise gehen wird!
Anna Fischer-Husemeyer
Berlin im Dezember 2017
Briefe an Verantwortungsträger
_______________________________________________________
Herrn
Dr. Helmut Kohl
Bundeskanzleramt
53113 BONN
Berlin, den 19.05.97
Einige Anmerkungen einer besorgten Bundesbürgerin zur „Lage der Nation"
Sehr geehrter Herr Dr. Kohl,
vorgestern abend habe ich an einer kleinen privaten Geburtstagsfeier teilgenommen und während der Gespräche, die sich über den Zustand unseres Staates und unserer Gesellschaft drehten, eine Information erholten, die mich – angesichts unserer finanziellen Situation – sehr erzürnt hat.
Es ging um die Arbeit von sogenannten C4-Professoren einer Forschungsabteilung der FU in Berlin. Eine Freundin von mir arbeitet dort seit etwa eineinhalb Jahren und wunderte sich nach einer gewissen