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Martin Luther: Für Gewissensfreiheit gegen Kaiser und Papst
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Martin Luther: Für Gewissensfreiheit gegen Kaiser und Papst
eBook211 Seiten2 Stunden

Martin Luther: Für Gewissensfreiheit gegen Kaiser und Papst

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Über dieses E-Book

Der Historische Roman führt uns in das Jahr 1507 und in die Zeit der Reformation zurück. Der junge Augustinermönch Martin Luther, treuer und gläubiger Diener seiner Kirche, wird nach Wittenberg entsandt, um dort an der neu gegründeten Universität zu lehren und zu studieren. Rasch steigt er in der Kirchenhierarchie auf und unternimmt einen unglaublich langen Fußmarsch nach Rom und zurück. In Rom sieht er zu seinem Erstaunen, wie der Klerus lebt und was sich im päpstlichen Palast abspielt. Der Papst führt gerade Krieg. Ihm kommen Zweifel. Zurück in Wittenberg studiert Luther intensiv die Bibel im Urtext und erkennt, dass die römisch-katholische Lehre damit nicht übereinstimmt. Insbesondere der Römerbrief von Paulus öffnet ihm eine völlig andere christliche Lehre. Er meldet das seinen Vorgesetzten und schreibt, nachdem auch der Ablasshandel seinen Widerstand weckt, Briefe an den Erzbischof von Mainz, auch an den Papst. Die Kirche reagiert ablehnend, schließlich wird gegen ihn der Bann ausgesprochen und der Kaiser verhängt die Reichsacht. Der Roman schildert den Kirchenkampf und das Leben Martin Luthers im Kampf für Gewissensfreiheit gegen Kaiser und Papst.
SpracheDeutsch
HerausgeberTWENTYSIX
Erscheinungsdatum28. Mai 2018
ISBN9783740775032
Martin Luther: Für Gewissensfreiheit gegen Kaiser und Papst
Autor

Karl-Wilhelm Rosberg

Karl-Wilhelm Rosberg stellt historische Ereignisse und Persönlichkeiten in Verbindung mit aktuellen Fragestellungen vor. Er orientiert sich dabei an den Fakten, an aktuellen wissenschaftlichen Analysen und schildert Geschichte, die bis in die heutige Zeit wirkt, spannend und unterhaltend.

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    Buchvorschau

    Martin Luther - Karl-Wilhelm Rosberg

    Inhaltsverzeichnis

    Vorwort

    Personen

    Wittenberg am Rande der Zivilisation

    Kompliziertes religiöses Gemeindewesen in Wittenberg

    Zurück in den Bürgerkrieg

    Kaum zurück in Wittenberg geht es schon wieder fort

    Von Wittenberg nach Nürnberg

    Von Nürnberg nach Lindau

    Nach Chur

    Durch die Via Mala

    Durch die Lombardei nach Bologna

    Über den Appenin nach Florenz

    Sei gegrüßt, du heiliges Rom

    Der Rückweg

    Doktor der Theologie

    Prediger und Rebell

    Das Turmerlebnis

    Theologie in deutscher Sprache und der Fall Reuchlin

    Der Ablass

    Brief an den Erzbischof und die 95 Thesen

    Die Antwort aus Rom kommt prompt

    Verhör in Augsburg

    Ein Sonderbotschafter aus Rom

    Das Vorgefecht zu einer Disputation

    Die Disputation in Leipzig

    Der Fels auf dem ich stehe

    Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche

    Von der Freiheit eines Christenmenschen

    An den christlichen Adel deutscher Nation

    Die Bannandrohungsbulle wird verbrannt

    Vor dem Reichstag in Worms

    Ketzereien in einer stinkenden Pfütze

    Auf der Wartburg

    Zurück nach Wittenberg

    Gegen falsche Propheten, Schwärmer und Rottengeister

    Freunde kommen und gehen

    Zeitenwende

    Es wäre besser, dass alle Bischöfe ermordet würden..die Ritter befolgen es

    Will Frau nicht, so kommt die Magd

    Im Zwiespalt zwischen Bauern und Fürsten

    Vielleicht hat er auch Feuer gefangen?

    Luthers Kloster ein Taubenschlag

    Der Marburger Abendmahlsstreit

    Auf Schloss Ehrenburg in Coburg und die Augsburger Konfession

    Zwischen Religion und Politik

    Die letzten Jahre

    Vorwort

    Im Jahr 1507 lebt in Erfurt der Ordensbruder der Augustiner Bettelmönche Martin Luther. Er ist nach seinem Magisterstudium der Rechte völlig unerwartet in das Kloster eingetreten und hat sich für das Leben als Mönch entschieden. Schon bald erkennen seine Ordensbrüder, allen voran der Vikar Staupitz, was in diesem Mönch für eine theologische Kraft steckt.

    Martin absolviert in Wittenberg ein Theologiestudium, promoviert und wird Professor an der Universität Wittenberg, die sich im Aufbau befindet. Luther hat viel Zulauf, da er sich sehr deutlich über Zustände in der Kirche und Gesellschaft äußert und Reformen fordert.

    Die Augustinerklöster haben ein Problem in der Auslegung der Pflichten, die vom Ordensgründer Augustinus vorgegeben sind. Es gibt die Bewahrer und die Reformer. Staupitz, mittlerweile Generalvikar für die Klöster im deutschsprachigen Raum und Dekan der Universität Wittenberg, beauftragt Martin Luther, sich nach Rom zum General der Augustiner zu begeben, um dessen Entscheidung einzuholen.

    Ein junger, kräftiger Ordensbruder aus Nürnberg, begleitet Martin auf der monatelangen Wanderung nach Rom, deren Strapazen man sich heute gar nicht mehr vorstellen kann. Er durchwandert ganz Deutschland, die Schweiz, wäre in der berüchtigten Schlucht Via Mala beinahe abgestürzt, sieht in Bologna zum ersten Mal den Papst von Ferne, der dort gerade einen persönlich motivierten Krieg führt. Schließlich kommt er nach Rom, spricht bei seinem Generalvikar vor, absolviert einen Pilgerrundgang durch die heiligen Stätten und beobachtet das Treiben des Klerus im Vatikan.

    Auf seinem Rückweg über Österreich muss er wieder unglaubliche Strapazen auf sich nehmen, hat aber viel Zeit, sich über das Erlebte Gedanken zu machen. Nach Erfurt zurückgekehrt, ist er immer noch Bruder Martin, im Herzen aber beseelt von dem Gedanken, seine römisch katholische Kirche müsse reformiert werden.

    Der Ablasshandel, den er zutiefst ablehnt, gibt den Ausschlag. Damit beginnt sein Widerstand gegen seinen Erzbischof, gegen Rom und den Papst, schließlich auch gegen den Kaiser. Damit beginnt der Kirchenkampf Luthers, den er noch lange für einen Reformationskampf hält. Mit seinen Thesen gegen den Ablasshandel und seinen Schriften gerät er in einen Kulturstreit und einen politischen Kampf gegen die Vorherrschaft der römisch katholischen Kirche.

    Dieser Glaubenskrieg hat seinen Höhepunkt in der Vorladung vor den Reichstag in Worms, wo er den Forderungen Roms und des Kaisers widersteht, seine Schriften zu widerrufen. Luther wird von Rom gebannt und über ihn wird vom Kaiser die Reichsacht verhängt. Da sich eine Reihe von Fürsten mit Luther solidarisiert, ist die Kirchenspaltung da. Kurfürst Friedrich der Weise schützt Luther vor dem Zugriff, indem er ihn auf der Wartburg versteckt.

    Dort in der Einsamkeit übersetzt Luther die Bibel ins Deutsche und entwickelt die Grundlagen für eine neue, evangelische Kirche. Durch die Bauernaufstände und Kirchenschändungen gerät er in Konflikt mit Bauern und Eiferern, einige Schriften über das Judentum machen ihn angreifbar.

    Luther erlebt noch ein persönliches, familiäres Glück durch seine Heirat mit Katharina von Bora, einer ehemaligen Nonne. Seine letzten Lebensjahre widmet er dem Aufbau und der Organisation der evangelischen Kirche. Im Kern ist Luthers Wirken ein Kampf für die Gewissens- und Glaubensfreiheit. Die Nebenwirkungen von Mord und Totschlag hat er nie gewollt. Er hat aber darunter gelitten.

    Der Autor will zu den vielen historischen Analysen über Luther nicht noch eine weitere hinzufügen, sondern das Leben dieses großen Mannes, seine Ängste und Zweifel, seinen Glauben und seinen unglaublichen Mut in Form eines Romans beschreiben und den Leser mitnehmen in eine längst vergangene Zeit, die aber bis heute nachwirkt.

    Trotz der dazu notwendigen Fantasie, sich in die Zeit hinein zu versetzen, versucht der Autor aber immer, treu an den Fakten zu bleiben und auch den Unterstützern und Gegenspielern Luthers aus dem Zeitverständnis heraus nach Möglichkeit gerecht zu werden, wobei die damalige Sprache der heutigen etwas angepasst werden muss.

    Für vertiefende Studien stehen ganze Bibliotheken und Datenbänke zur Verfügung. Beispielhaft seien genannt: Richard Friedenthal – Luther. Sein Leben und seine Zeit; ein hervorragendes Werk über das Leben Luthers und ein tiefer Blick in die Zeitgeschichte. Hellmut Diwald. Luther. Eine Biografie. E:A:W.Krauß. Das Gotteswerk der Kirchenreformation durch Martin Luther, zu finden unter: www.lutherische-bekenntnisgemeinde.de. Martin Luther und die Reformation. GEO EPOCHE Nr. 39. Ganz aktuell: Hundert Jahre Aufruhr in Europa. Das Zeitalter der Reformation. DER SPIEGEL. Edition Geschichte. Ausgabe 2/2017. Ebenfalls zu empfehlen: Tilmann Bedikowski. Der Deutsche Glaubenskrieg. Martin Luther, der Papst und die Folgen.

    Personen

    Martin Luther, geb. 10.11.1483 in Eisleben als erster Sohn von Margarethe und Hans Luder. Ab 1501 Jurastudium an der Universität Erfurt. Abschluss 1504 als Magister und Eintritt am 14.07.1504 in das Erfurter Kloster der Augustiner- Eremiten. 1507 Priesterweihe und Theologiestudium an der Universität Wittenberg, ab 1508 Lektor, später Dozent der Philosophie und nach seiner Promotion auch Professor für Theologie. Heiratet 1525 Katharina von Bora und lebt bis kurz vor seinem Tod in Wittenberg. Er stirbt am 18.02. 1546 in Eisleben.

    Katharina von Bora, 1499 – 1552. Sächsische Adelige und Ordensschwester. Heiratet 1525 Martin Luther.

    Johann von Staupitz, 1468 – 1542. Generalvikar der sächsischen Reformkongregation des Augustinerordens, Mitbegründer der Universität Wittenberg, Professor der Theologischen Fakultät und erster Dekan der Universität. 1520 Domprediger in Salzburg und Abt des Salzburger Benediktinerordens.

    Kurfrist Friedrich III (der Weise) von Sachsen (Kursachsen), aus der ernestinischen Linie der Wettiner nach der 1485 vorgenommenen Leipziger Teilung. 1463 – 1525. Förderer und Beschützer Martin Luthers. Zeitweise Generalstadthalter des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation unter Maximilian I.

    Konrad Helt, Prior des Schwarzen Klosters zu Wittenberg und Vorgesetzter Martin Luthers während seines Aufenthalts in Wittenberg

    Georg Burkhardt, genannt Spalatin, 1884 – 1545. Humanist, Theologe und Reformator. Erzieher und späterer Sekretär des Kurfürsten Friedrich des Weisen von Sachsen.

    Konrad Lange, Augustinermönch und Theologe, lebenslanger Freund Martin Luthers

    Leo X., geb. Giovanni de Medici, 1475 – 1521. Seit 1513 Papst als Nachfolger Papst Julius II. Sehr umstrittener Papst wegen seiner verschwenderischen Lebensführung, Förderer der Kunst, Führte einen Kirchenkampf gegen Luther.

    Thomas Cajetan, 1469 – 1534. Ordensgeneral der Dominikaner und Kardinal. Hörte Luther 1518 in Augsburg an.

    Andreas Rudolf Bodenstein, genannt Karlstadt, 1486 – 1541. Professor der Theologie an der Universität Wittenberg, Doktorvater Luthers, anfänglich Unterstützer der Reformation geriet er später in Widerstand zu Luther.

    Philipp Melanchthon, 1497 – 1560, Altphilologe, Philosoph, Humanist, Theologe. Seit 1518 Professor an der Wittenberger Universität und lebenslanger Freund und Unterstützer Luthers.

    Justus Jonas, 1493 – 1555. Jurist, Humanist, Kirchenliederdichter, Theologe, Prediger und Reformator.

    Johannes Bugenhagen, 1485 – 1558. Pfarrer an der Stadtkirche Wittenberg, Lehrer an der Universität Wittenberg, Generalsuperintendant und Reformator. Lebenslanger Freund Martin Luthers.

    Sowie:

    eine Vielzahl von Zeitgenossen: Professoren, Theologen, Studenten, Fürsten, die im Roman vorkommen, aber nicht im Personenverzeichnis aufgenommen werden können.

    Wittenberg am Rande der Zivilisation

    Martin Luther ist fünfundzwanzig Jahre alt, hat sich seit drei Jahren mit seinen Zweifeln und Gewissensfragen im Augustinerkloster Erfurt herumgeschlagen - erfolglos, wie er immer noch meint - da entscheidet sein Abt und Vorgesetzter, er müsse etwas zu tun bekommen.

    Dem Kurfürsten Friedrich hat Johann von Staupitz - Generalvikar der Augustiner - zugesagt, das Kloster Erfurt werde eine Dozentenstelle für Moralphilosophie an der neu gegründeten Universität Wittenberg besetzen. Das kostet den Hof außer Unterkunft und Verpflegung nichts. Außerdem soll Luther nebenbei die Möglichkeit erhalten, zusätzlich zum erfolgreichen Studium der Rechte, ein Theologiestudium zu absolvieren, um auch für diesen Lehrstuhl dann zur Verfügung zu stehen. Staupitz selber ist Professor für diesen Lehrstuhl.

    So macht sich Martin Luther mit leichtem Bündel wenig begeistert auf den Weg von Erfurt über Weimar, Naumburg, Halle und Delitzsch nach Wittenberg. Zu Fuß braucht er für die fast zweihundert Kilometer eine Woche. Es geht über ausgefahrene Land- und Forstwege, häufig erkundigt er sich nach dem nächsten Ort und für einen Alleinreisenden ist der Fußmarsch nicht ganz ungefährlich, da sich auf den Landstraßen allerhand Gesindel herumtreibt.

    Was ihn aber schützt, ist die Kutte des Bettelmönchs. Der Ordensregel entsprechend, hat er mit niedergeschlagenen Augen, die Hände in den Ärmeln der Kutte verstaut, zu pilgern. Sein Blick soll nicht schweifen, geschweige denn an einem Weibe haften bleiben. Er hat auch nicht zu sprechen, Gedanken sind erlaubt. Nicht einmal der dümmste Landstreicher bildet sich ein, dass von dieser traurigen Erscheinung irgend etwas zu holen ist.

    Alles, was ihm auf dem Wege begegnet, nicht hinzuschauen, ist sicher nicht ganz einfach. Auf den Wegen und Feldern, in den Wäldern und in den Orten, spielt sich ein wildes und ungezügeltes Leben ab. Landstreicher, Diebe, Dirnen, Kaufleute und Raubritter sind unterwegs. In manchem Ort herrscht Gerichtstag. Leichen baumeln an den Galgen oder Bäumen. Überfälle und Händel sind kaum zu übersehen. Man ist auch gut beraten, sich um am Wegrand liegende Leichen nicht zu kümmern. Zu viel Neugier kann nur Schwierigkeiten bringen.

    So kommt er unversehrt am fünften Tag vor die Tore Wittenbergs. Seit Leipzig hat ihn ein Student begleitet. Nach den Ordensregeln hat ihm Luther aber bedeutet, nur das Notwendigste zu sprechen. Was er vor Wittenberg zu sehen bekommt, versetzt ihn schon in Erstaunen. Über eine wackelige Holzbrücke gelangt er über die Elbe und steht dann vor den Stadtmauern Wittenbergs. Er kann kaum glauben, was er sieht. Ein kleines Städtchen, ganz umfasst von einer Stadtmauer, an der an verschiedenen Stellen noch gebaut wird.. Einige wenige Türme überragen das insgesamt niedrige Stadtbild und überall herrscht rege Bautätigkeit.

    Er durchwandert ganz langsam die Gassen, nachdem er zuvor ohne Probleme das Stadttor passieren durfte; Augustiner sind auch hier bekannt. Das größte Gebäude – eine Schlossanlage - muss wohl die kurfürstliche Residenz sein - ebenfalls eine Baustelle. Fast angelehnt an die Residenz steht eine Kirche, deren Turm auch noch nicht ganz fertig ist, die Schlosskirche. Ansonsten sieht er einige Steinhäuser, überwiegend Lehmhütten, die mit Stroh gedeckt sind. „Die Wittenberger leben am Rande der Zivilisation", wird er später einmal sagen. Aber das wird sich ja ändern, nicht zuletzt seinetwegen. Das kann Martin Luther zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht wissen.

    Er begibt sich in das Augustinerkloster, seiner neuen Heimat, und meldet sich beim Torwächter, der ihn durch ein kleines Fenster mustert, dann aber erkennt, dass es sich wohl um den schon erwarteten Bruder Martin handeln muss. Rasch wird das Tor geöffnet und ihm wird bedeutet, er werde schon seit gestern erwartet. Der Vater Prior ist schon etwas ungeduldig, bedeutet ihm der Torwächter.

    Martin bedankt sich, legt dem Bruder die Hand auf die Schulter und lässt sich den Weg erklären. Wenig später steht er vor Konrad Helt, dem Prior des Schwarzen Klosters, wie man es ein wenig spöttisch nennt. Helt macht Anstalten sich zu erheben, doch Martin erkennt, dass ihm dies schwer fallen dürfte, angesichts seiner doch beachtlichen Leibesfülle. So geht er rasch zu dem noch sitzenden, künftigen Vorgesetzten, beugt sich zu ihm nieder und umfasst beide Hände. „Da bin ich, Vater Prior, ich war so schnell unterwegs, wie es mir möglich war. Der Prior lächelt Martin an: „Schon gut, hat dir der Bruder Torwächter erzählt, ich sei schon ungeduldig? Das ist eine meiner unschönen Eigenschaften, die ich noch überwinden muss. Wie geht es dir, vor allem gibt es Neues aus Erfurt?

    Luther nimm auf einem Schemel Platz und schaut Vater Konrad freundlich an, er mag ihn vom ersten Augenblick an. „Man hat mich aufgefordert nach Wittenberg zu kommen, beginnt Luther seinen Bericht, „man möchte, dass ich hier unterrichte, gleichzeitig aber auch die Theologie studiere, was beim Generalvikar Staupitz ja gut möglich ist. „Bevor ich es vergesse, der Vikar erwartet dich auch schon, du musst dich rasch bei ihm melden. Luther nickt und fährt mit seinem Bericht fort. Er erzählt, wie aufregend er Erfurt findet, was im Kloster mit großem Ernst diskutiert wird und warum er es noch zu früh findet, schon jetzt an der Universität in Wittenberg zu lehren. „Du machst die zu viele Gedanken, Martin. Staupitz und dein Prior halten es für richtig, dass du aus deiner Klosterzelle herauskommst und dein Wissen und deine Überzeugungen an andere weitergibst. Dass du nebenbei auch noch Theologie studieren kannst, betrachte es als Privileg. Mir wird schwindlig, wenn ich daran denke, wie gelehrt du am Ende sein wirst.

    Luther wirkt betroffen und nickt stumm. „Noch etwas, fährt der Prior fort: „erwarte nicht, dass man dich hier mit offenen Armen aufnimmt. Man fragt sich, womit du soviel Fürsorge verdient hast? Vor allem ist man sich nicht darüber im Klaren, was du hier eigentlich lehren kannst. Du solltest das von Anfang an wissen und dich darauf einstellen. Ich sage dir das, weil ich nicht möchte, dass du unnötige Fehler machst. Sei also demütig und freundlich. Man wird dich dann schnell in den Kreis der Lehrenden aufnehmen. Luther nickt und kniet nieder: „Vater Prior, ich danke ihnen sehr. Seien sie überzeugt, dass ich ein gehorsamer Klosterbruder sein werde. Mein Orden steht an erster Stelle, da gehöre ich hin."

    Kompliziertes religiöses Gemeindewesen in

    Wittenberg

    Luther begibt sich gleich am nächsten Tag zum Dekan der Universität Johann von Staupitz, den er schon gut aus Erfurt kennt und bei dem er das Gefühl hat, unter besonderer Beobachtung zu stehen. Staupitz geht mit Luther, der die Kutte trägt, zum Fenster und weist in den Hof der Universität: „Wir sind froh,

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