Paul - Wir haben ihn kaputt gemacht
Von Stefan Brauer
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Buchvorschau
Paul - Wir haben ihn kaputt gemacht - Stefan Brauer
Stefan Brauer
PAUL
WIR HABEN IHN
KAPUTT GEMACHT
Engelsdorfer Verlag
Leipzig
2014
Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
Copyright (2014) Engelsdorfer Verlag Leipzig
Alle Rechte beim Autor
Titelbild: Fear © Sunny studio - Fotolia
Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)
www.engelsdorfer-verlag.de
Auf der Suche nach der Ursprache hatte Friedrich II (1194 – 1250), Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, mehrere Säuglinge sofort nach ihrer Geburt von der Außenwelt isoliert und ihren Ammen befohlen, die Kinder zwar zu säugen und sauber zu halten, aber weder mit ihnen zu sprechen noch ihnen sonstige Zuwendung zuteil werden zu lassen. Auf diese Weise wollte er herausfinden, in welcher Sprache Kinder ihre ersten Worte sprechen. Doch die Kinder fingen nie an zu sprechen und sind allesamt, trotz bester hygienischer Bedingungen und ausreichender Ernährung, unerklärlich frühzeitig verstorben.
Widmung
Dieses Buch ist einem einzigartigen Jungen gewidmet, dessen unvergleichlicher Leidensweg mir zeigte, wie lebensnotwendig Liebe im Leben eines jeden Menschen ist und immer war.
Inhaltsverzeichnis
Cover
Titel
Impressum
Widmung
Vorbemerkungen des Autors
Prolog
Das Zimmer
Aus Gesprächen mit Frau Schneider vom Jugendamt.
Der kleine Bruder
Aus Gesprächen mit Frau Schneider vom Jugendamt (Teil 2)
Aus den Unterlagen der Polizei
Freudiger Besuch
Aus den Unterlagen der Polizei (Teil 2)
Frau Keller vom katholischen Kinderheim
Katholisches Kinderheim Sonnenschein
Katholisches Erziehungsheim Blumental
Zivildienst
Kinderpsychiatrie
Pauls Akte
Erster Tag
Anfangsphase
Einzelgespräch
Arztbesuch
Besuchertag
Einkaufstag
Zimmerkontrolle
»Outdoor«-Aktivität
Satt
Die letzten Tage
Schlusswort
Danksagung
Vorbemerkungen des Autors
Eigentlich hatte ich nie vor, ein Buch zu schreiben, und ehrlich gesagt traute ich mir das auch nicht zu. Der Grund, warum ich es trotzdem getan habe, ist die Angst davor, Pauls Geschichte zu vergessen.
Die Ereignisse fanden in den Jahren 1999 bis 2004 in Deutschland statt. Pauls Schicksal gelangte nie an die Öffentlichkeit. Damit es nicht in Vergessenheit gerät, fühle ich mich fast schon verpflichtet, meine Erinnerungen, die zu verblassen drohten, aufzuschreiben und festzuhalten.
Erst jetzt, wo ich reifer geworden bin und aus einem anderen Blickwinkel auf die damaligen Ereignisse sehen kann, begreife ich, welche Verantwortung auf mir lastet, diese Geschichte niederzuschreiben und für andere zugänglich zu machen.
Viele Details fielen mir erst wieder beim Schreiben ein, und ich begann, die vielfältigen Facetten des Geschehens und die verschiedenen Perspektiven auf diesen Fall zu erkennen.
Das Buch basiert auf meinen persönlichen Erlebnissen während meines Zivildienstes sowie Fakten aus Berichten und Akten, zu denen ich damals Zugang hatte.
Um nachvollziehen zu können, wie sich die Beteiligten wohl fühlten, musste ich mich in sie hineinversetzen. Das heißt aber auch, dass vieles in diesem Buch fiktiv ist, allerdings nimmt dies keinen großen Einfluss auf den Verlauf dieser Geschichte.
Die Namen der Orte, Personen und Einrichtungen sind frei erfunden.
Prolog
Kaum ein Tag vergeht ohne neue Schlagzeilen in den Zeitungen über Kindesmissbrauch oder Kleinkinder, die Opfer ihrer eigenen Eltern geworden sind. Und obwohl mich diese Artikel verstört und depressiv zurücklassen, lese ich sie dennoch sensationsbegierig immer wieder aufs Neue.
Anscheinend liegt es in der Natur des Menschen, sich gerne schockieren zu lassen oder sich an den Leiden eines Anderen zu ergötzen, selbst wenn es um die Schicksale von Kindern geht.
Es gibt aber auch Menschen, die sich mit solchen Schicksalen beruflich auseinandersetzen müssen, und das täglich, egal ob sie wollen oder nicht.
Mitarbeiter öffentlicher Einrichtungen wie dem Jugendamt, der Polizei, dem Kinderheim und der Psychiatrie – sie sind es, die diesen Kindern in die Augen blicken müssen, in Kinderaugen, deren Blicke sich einbrennen und einen nachts verfolgen.
Diese Menschen sind es, die Beweismittel zu Missbräuchen sammeln, sortieren und dokumentieren – Bilder von halb tot geschlagenen Kindern oder Säuglingen.
Und auch sie sind es, die die Scherben zerstörter Leben wieder zusammenkehren und verzweifelt versuchen, alle Bruchstücke wieder zusammenzusetzen, Stück für Stück. Überfordert scheitern viele an dieser außerordentlich belastenden Aufgabe.
Doch das Thema Kindesmisshandlungen betrifft uns alle; denn die Fälle häufen sich, nehmen jährlich zu und ihre Opfer werden zusehends jünger.
Die Zahl der Inobhutnahmen steigt dramatisch. In den letzten vier Jahren hat sie sich sogar verdoppelt. In einem