Pater Martin 3: Der lachende Franziskaner
Von Florian Kobler
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Über dieses E-Book
Seine Anhänger – und er hat viele davon – haben es bereits sehnsüchtig erwartet: das dritte Buch über Pater Martin, lange Jahre Stadtpfarrer von Enns, seit einigen Monaten zurück in seiner Heimat Osttirol und Pfarrer in Lienz.
So authentisch er im persönlichen Kontakt ist, so fröhlich sind auch seine Bücher. Und auch sein drittes schildert Episoden aus seinem religiösen Umfeld, die lustiger nicht sein könnten - wie er mit einem Rucksack voll Waffen in Assisi unterwegs ist, als Clown im Fernsehen auftritt, mit einem Hammer eine Braut rettet und einen Altar in Brand setzt. Viele weitere Kurzgeschichten und wunderbare Illustrationen erwarten Sie in diesem Buch.
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Buchvorschau
Pater Martin 3 - Florian Kobler
Kobler
Tatort Tankstelle
Eines späten Vormittags saß ich in meiner Klosterzelle in Enns, als das Telefon läutete. Die Pfarrsekretärin bat mich mit nervöser Stimme eindringlich, ins Pfarrbüro zu kommen.
„Die Polizei steht vor der Tür! Und tatsächlich warteten unten zwei Polizisten in voller Montur auf mich. Sie fragten, ob ich einen silbergrauen Skoda Fabia fahre. „Ja, das ist unser Klosterauto. Damit bin ich regelmäßig unterwegs
, antwortete ich. Die Polizisten nickten und fragten weiter, ob ich vor nicht allzu langer Zeit bei einer Tankstelle vergessen hätte, zu bezahlen. „Nicht, dass ich wüsste, antwortete ich verdutzt, „aber wenn Sie mich schon so fragen: Einmal wäre es mir fast passiert. Da bin ich schon drei Meter weit gefahren, war mit den Gedanken ganz woanders und habe wohl geglaubt, dass ich direkt bei der Zapfsäule mit Karte bezahlt hatte. Aber dann ist mir der Fehler noch rechtzeitig aufgefallen.
Die Polizisten nickten wieder – und sagten mit ernster Stimme: „Das war wohl nicht das einzige Mal. Wir haben Beweise, dass Sie kürzlich tatsächlich nicht bezahlt haben. Stichwort Bet-Tankstelle. Die Tankstellen-Mitarbeiterin hat Sie gesehen und Ihr Kennzeichen aufgeschrieben."
Die Polizisten erzählten, dass die Dame noch Tage zugewartet hatte, in der Hoffnung, dass ich doch noch bezahlen kommen würde, doch vergebens. Als sie wenig später in den Urlaub gefahren war, hatte sie ihrem Chef eine Notiz über mein Vergehen hinterlassen. Und dieser war sofort zur Polizei gegangen. Doch dort hatte man die Anzeige nicht so recht entgegennehmen wollen: „Den Pater Martin kennen wir. Den besuchen wir zuerst einmal."
Die Polizeibeamten hatten nicht lange gefackelt und standen nun vor dem Pfarrbüro.
Als ich nun meinen Kalender durchblätterte, konnte ich mich plötzlich erinnern! Ich war zum Tatzeitpunkt mit dem Auto in Enns unterwegs gewesen – und das bereits seit vielen Kilometern mit dem Reservetank. Als ich gerade an der Tankstelle gestanden war, hatte mich ein nervöser Mitbruder angerufen. Er hatte dringend zum Zug gemusst, um einen Arzttermin in St. Pölten wahrzunehmen, und war schon auf Nadeln gesessen: „Pater Martin, wo bist du? Ich warte schon die ganze Zeit auf dich." Hektisch hatte ich den Zapfhahn zurückgehängt und war sofort losgebraust.
Die Polizisten glaubten mir und lächelten. Sie forderten mich aber auf, die Rechnung zu begleichen – und zwar sofort. Das tat ich auch. Zu meiner Freude war die freundliche Mitarbeiterin wieder im Dienst, die mich beim Zechprellen erwischt hatte. Sie zerkugelte sich vor Lachen, als sie mich mit dem Geld in der Hand zur Kassa laufen sah.
Der spirituelle Spiritus
Am Karsamstag finden tagsüber keine Feiern in der Kirche statt, da Jesus zu dieser Zeit symbolisch im Grab liegt. Zwischen Grabandacht am Morgen und Osternacht, in der die Auferstehung Jesu gefeiert wird, ist es in der Kirche also sehr ruhig. Nach altem Brauch ist zu dieser Zeit auch der Altar komplett leer. Es gibt keinen Schmuck und kein Altartuch. Und weil das praktisch ist, nehmen wir Franziskaner diese Zeit immer zum Anlass, den Altar zu reinigen. Um das hartnäckige Kerzenwachs zu entfernen, verwenden wir manchmal auch intensivere Putzmittel wie Spiritus.
Dass das nicht ungefährlich ist, bemerkte ich letztens, als ich gemeinsam mit Bruder Andreas den Altar schrubbte. Wir hatten vorher heimlich die neue Osterkerze und die neuen Altarkerzen angezündet. Nicht, um mehr Licht zu bekommen, sondern um die mit Wachs überzogenen Dochte vorzubrennen. Wir wollten uns auf diese Weise in der Osternacht Zeit sparen. Denn aus Erfahrung wissen wir: Das Entzünden der Kerzen mit frischem Docht dauert ewig.
Beim schwungvollen Putzen des Altars kam ich der brennenden Osterkerze mit dem in Spiritus getränkten Putztuch jedoch zu nahe. Das Tuch fing sofort Feuer. Und in meinem Schrecken warf ich es reflexartig auf den Altar – ein schwerer Fehler. Plötzlich puffte eine meterhohe Stichflamme auf. Der gesamte, frisch mit Putzmittel eingelassene Altar stand in Flammen. Aber so schnell das Feuer gekommen war, so schnell war es wieder weg. Der Spiritus war verbrannt, Altar und Putztuch aber waren wie neu. So gründlich hatten wir den Altar noch nie gereinigt, bin ich überzeugt. Nur leider hatte es auch meine Haare erwischt. Mein Kopf stank so sehr, dass ich nach dem Altar auch meine Haare gründlich waschen musste.
Spielerische Seelsorge
Eine sehr betagte Frau ließ mich einmal ins Altersheim rufen. Sie wollte gemeinsam mit ihrer Familie und mir beten. Sie ging auf die 90 zu, fühlte sich schwach und wollte für den Fall des Falles vorbereitet sein. Als wir in ihrem Zimmer beisammenstanden, äußerte sie einen Wunsch: „Pater Martin, ich will noch beichten. Also bat ich die Familie hinaus und nahm ihr die Beichte ab. Danach reichte ich ihr die Kommunion, segnete sie mit Weihwasser und gab ihr noch die Krankensalbung mit Öl. Nachdem wir mit allem, was ich anzubieten hatte, durch waren, kam die Familie zurück und die Frau lobte mich: „Pater Martin, das hast du gut gemacht.
Danach war es eine Zeit lang still. Plötzlich schreckte sie auf und rief: „Wo ist der Ball? Wir sahen uns alle fragend an. Doch niemand konnte eine vernünftige Antwort geben. „Ich habe alles gebeichtet, das heilige Brot, die Salbung und den Segen bekommen. Jetzt habe ich so viel Kraft, dass ich Ballspielen will! Jetzt! Sofort!
, rief die Frau. „Pater Martin, mach das Nachtkasterl auf!"
Darin befand sich tatsächlich ein faustgroßer Ball. Bälle wie diese bekommen ältere Leute im Altersheim oft in die Hand gelegt, um damit Übungen zu machen. Es heißt, Kneten und Berühren fördere die Motorik in den Fingern. Die Frau hatte aber keine Lust auf Kneten, sondern schupfte uns den Ball immer wieder zu. Die Familie und ich spielten also eine gute halbe Stunde mit der weißhaarigen, alten Frau Ball – und hatten