So feierten wir damals: Erlebte Geschichten durch das Jahr
Von Butzon & Bercker
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Buchvorschau
So feierten wir damals - Butzon & Bercker
In Kooperation mit dem Verlag des Bischöflichen Ordinariats Limburg
21426.pngTitelBibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
e_Signet(Stand2011).tifDas Gesamtprogramm
des Lahn-Verlags
finden Sie im Internet
unter www.lahn-verlag.de
ISBN 978-3-7840-3522-2 (Lahn-Verlag)
ISBN 978-3-944142-02-9 (Verlag des Bischöflichen Ordinariats Limburg)
E-Books:
ISBN 978-3-7840-4232-9 (Mobipocket)
ISBN 978-3-7840-4240-4 (ePub)
© 2014 Lahn-Verlag GmbH, Hoogeweg 100,
47623 Kevelaer, Deutschland, www.lahn-verlag.de
Alle Rechte vorbehalten.
Umschlagfoto: Erstkommunion 1959, Foto: privat
Umschlaggestaltung: Elisabeth von der Heiden, Geldern
Satz: SATZstudio Josef Pieper, Bedburg-Hau
Inhalt
Vorwort
Advent
Besondere Kerzen (Karin Schachl)
Am Bollerofen (Peter Hecker)
Ist schon Fasching? (Ruth-Inge Rolke)
Herr Krause, der Nikolaus (Isolde Kraus)
Santa Claus 1960 (Waltraud Schäfer)
Der 8. Dezember (Maria Adler)
Advent in den 50ern (Mechthild Müller)
Tulpen im Advent (Maria Adler)
Weihnachten
Dauerwelle und Ragout fin (Peter Hecker)
Papa kommt (Isolde Kraus)
Alle Jahre wieder (Mechthild Müller)
„Stille Nacht" im Schnelldurchlauf (Ruth-Inge Rolke)
Eine gelungene Überraschung (Karin Schachl)
Schlesisches Weihnachtsessen (Waltraud Schäfer)
Ein Telefonat mit dem Christkind (Waltraud Schäfer)
O Tannenbaum, schlägt Purzelbaum (Karola Teichen)
O du fröhliche (?) 1953 (Hans-Rudolf Teichen)
Die falsche Kirche (Maria Adler)
Neujahrsglocken (Maria Adler)
Aschermittwoch
Papierklatsche und Konfetti (Ruth-Inge Rolke)
Mein Fastenopfer (Waltraud Schäfer)
In Hülle und Fülle (Karin Schachl)
Kar- und Ostertage
Palmsonntag im Schwarzwald (Waltraud Schäfer)
Spinat und Zwiebeleier (Maria Adler)
Karfreitagswetter (Karola Teichen)
Osternacht auf Griechisch (Hans-Rudolf Teichen)
Osterfreude hautnah (Karin Schachl)
Die Osterüberraschung (Karin Schachl)
Weißer Sonntag
Schwierige Vorbereitungen (Ruth-Inge Rolke)
Weißer-Sonntags-Geschichten (Maria Adler)
Weißer Sonntag – dunkle Tage (Peter Hecker)
Konfirmation = Bestätigung? Festigung? Bestärkung? (Isolde Kraus)
Um Pfingsten
Maiandacht (Maria Adler)
Mitten drinnen (Karola Teichen)
Pfingsten könnte ein „G" haben (Hans-Rudolf Teichen)
Fronleichnam im Schwarzwald (Waltraud Schäfer)
Brotausfahren mit dem Fahrrad (Waltraud Schäfer)
Voller Einsatz für den Blütenteppich (Maria Adler)
Prozessionen (Peter Hecker)
Von Erntedank bis Allerseelen und Sankt Martin
Erntedank in Schwebheim (Karola Teichen)
Eine neue Tradition (Ruth-Inge Rolke)
Ich kannte die toten Menschen nicht (Maria Adler)
Mach’s gut, Uroma! (Hans-Rudolf Teichen)
Zwei Friedhöfe (Isolde Kraus)
Lebendiges Gedenken (Peter Hecker)
Die Martinslaterne (Waltraud Schäfer)
Die Autoren
Vorwort
Entdecken,
dass jeder Jahreskreis einmalig ist,
dass die Übersicht immer besser wird,
dass nie alles gesehen und gesagt ist,
dass nichts wirklich zu Ende ist,
dass immer Advent ist,
immer Weihnachten,
Ostern, Himmelfahrt,
Pfingsten, Ewigkeitssonntag,
dass ich mitgenommen werde,
dass Gott nicht geht, sondern kommt,
von der Krippe bis zum
Jüngsten Tag seiner Wiederkunft.
Hans-Rudolf Teichen
„Entdecken – mit diesem Wort beginnt Hans-Rudolf Teichen, einer der Teilnehmer am Schreibprojekt „Kirchenjahr
des Referats 3./4. Lebensalter im Bischöflichen Ordinariat Limburg, sein persönliches Resümee des Projekts.
Wie wurden kirchliche Feiertage vor fünfzig, vor sechzig oder vor siebzig Jahren begangen? Welche persönlichen Erinnerungen verbinden Menschen mit ihnen? Das waren die Ausgangsfragen. Ein Jahr lang, vom ersten Advent 2011 bis zum Totensonntag 2012, trafen sich sieben Frauen und zwei Männer, um ihnen nachzugehen und ihre persönlichen Feiertagsgeschichten zu Papier zu bringen. Anneliese Wohn hatte die Autorinnen und Autoren zusammengebracht, Stefan Kappner begleitete sie und lektorierte die Texte, die nach und nach entstanden. Zu den entsprechenden Feiertagen wurden sie auf der Homepage des Referats veröffentlicht. Hier sind sie nun in einem Band versammelt.
Während der Projekttreffen erinnerten sich die Teilnehmenden gemeinsam, dann spürte jede/r für sich dem Vergangenen nach. Im Schreiben verdichteten sich die Erinnerungen. So entdeckten die Autorinnen und Autoren – und wir durften es mit ihnen entdecken –, wie eng die Feiertagserlebnisse mit ihren Biografien verflochten waren und sind: Flucht und Vertreibung, Leben in der Diaspora und das selbstverständliche Eigenleben im katholischen Milieu brachen alte Traditionen und ließen neue Traditionen entstehen.
Wir danken allen Autorinnen und Autoren für ihre Offenheit und ihr Engagement und wünschen Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, dass Sie in diesem Bändchen ebenso viel entdecken werden wie die Schöpfer der Werke und wir. Dabei werden sicherlich auch Ihre eigenen Erinnerungen wach. Vielleicht verspüren Sie Lust, sie aufzuschreiben?
Limburg, im Dezember 2013
Anneliese Wohn und Stefan Kappner
Advent
Besondere Kerzen
Karin Schachl
Mitte Oktober 1945 wurden wir aus Österreich ausgewiesen. Seit Februar galten wir als Flüchtlinge, jetzt stiegen wir in einen Viehwaggon, unsere Mutter und wir vier Mädchen. Vor und hinter uns andere Frauen, andere Kinder, weinende Babys, Alte und Kranke: gefangen im muffigen Halbdunkel, in der schwarzen Nacht. Halbwüchsige Buben spielten Mundharmonika. Die fröhlichen Töne lenkten uns Kleinere ein wenig ab. Die Fahrt war lang. Schließlich erreichten wir Breitenbach in Oberhessen. Als der Flüchtlingszug hielt, standen zwei oder drei Pferdefuhrwerke bereit, um unser spärliches Gepäck aufzunehmen.
Wir sollten auf einen Bauernhof ins zehn Kilometer entfernte Lingelbach. Der Bauer musste uns ein Zimmer überlassen. Arbeitskräfte für seine Landwirtschaft wären ihm lieber gewesen. Eine junge Frau mit vier Töchtern: In seinen Augen war das nichts als eine zusätzliche Belastung. Denn außer uns war schon seit Jahren eine weitere vaterlose Familie bei ihm einquartiert. Eine Frau mit drei Buben, die in Hamburg ausgebombt worden waren.
Von dieser Familie sprechen wir bis heute mit Ehrfurcht, wenn es ums Teilen geht: Ihren gesamten Wintervorrat, das Holz, die Kartoffeln, den eingekochten Rübensirup, das Dörrobst und die getrockneten Pilze teilten sie mit uns. Von allem bekamen wir die Hälfte.
Schnell wurden aus diesen Nachbarn Freunde. Die Buben waren in unserem Alter, unsere Mütter konnten ihre Sorgen miteinander teilen und wohl auch Erinnerungen an die verlorene Zeit, als wir alle noch ein richtiges Zuhause gehabt hatten.
November verging, Advent und bald schon Weihnachten standen vor der Tür. Zum ersten Mal ohne unseren Vati. Die Nachricht von seinem Tod hatte uns wenige Tage vor unserer Flucht erreicht.
Würden wir in dieser Not wenigstens einen Adventskranz haben? Das Tannengrün für den Kranz durften wir uns im nahen Wald besorgen, doch was wäre ein Adventskranz ohne Kerzen? Auch dafür wussten unsere neuen Freunde Rat. Den ganzen Sommer über hatten sie Kerzenstummel und Wachsreste gesammelt. Nun schmolzen sie das Wachs in einer Blechbüchse und füllten es in zwei Gläser. Je ein gehäkelter Baumwollfaden diente als Docht. Zwar reichte es nicht für acht Kerzen, vier für jeden Kranz, doch jede Familie hatte auf diese Weise