Storys mit Echo und ein bisschen Ruhm
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Über dieses E-Book
In den langen Sommerabenden, als Zeitvertreibung, gehörten oder erlebten Geschichten wurden erzählt. Eine feine subtile Ironie fließt zwischen den Sätzen, ein Verständnis menschlicher, vor allem männlicher, Gebrechlichkeit prägt diese Erzählungen. Ich verspreche eine angenehme und lehrreiche Lektüre.
Claudia Lidia Badea
Claudia Lidia Badea is a Doctor of Mathematics from the University of Bucharest, a Doctor of Natural Sciences from the University of Vienna, habilitated at the University of Salzburg and is a Corresponding Member of the European Academy of Sciences. Has over 90 scientific publications. Is a reviewer for Zentralblatt für Mathematik, Rev. 1582.
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Buchvorschau
Storys mit Echo und ein bisschen Ruhm - Claudia Lidia Badea
There is no instinct like that of the heart Lord Byron
Inhaltsverzeichnis
Irgendwo in Transdanubien
Der junge Mann im Zug
Gemischte Gefühle
Akademisches Flair
Die alte Eiche
Casa Meringo
Der Tiroler
Claudia Lidia Badea ist Doktorin der Mathematik der Universität Bukarest, Doktorin der Naturwissenschaften der Universität Wien, habilitierte an der Universität Salzburg und ist korrespondierendes Mitglied der European Academy of Sciences. Hat über 90 wissenschaftliche Publikationen veröffentlicht. Ihr literarisches Werk umfasst mehrere Bücher, das letzte, „Erzählungen aus Transsilvanien", wurde in tredition Verlag, 2016, Berlin veröffentlicht. Mehrere Geschichten wurden in Anthologien der Novum-Verlag, Österreich, veröffentlicht.
Irgendwo in Transdanubien
Damals, in dem Jahr, herrschte eine erschreckende Dürre. Die Sommertemperaturen stiegen, waren kaum auszuhalten und je nach Möglichkeiten versuchten die Einwohner großer Städte, sich irgendwo aufs Land, ins Ausland, sogar auf einen anderen Kontinent abzusetzen.
Und so ist es dazu gekommen, dass ich meine Freundinnen eingeladen hatte, bei mir in Kamond einen kurzen Urlaub zu verbringen.
Ich glaube nicht, dass sie diesen Namen je gehört hatten, klingt ziemlich seltsam.
Kamond ist die Bezeichnung einer Ortschaft irgendwo in einer ungarischen Steppe, die Károly Puszta die im Gebiet Dunántul, also in Transdanubien liegt. Der Name scheint slawischen Ursprungs zu sein und bedeutet Stein, Fels.
Hier wurden irgendwann die Römer angesiedelt, die Kontur einer Festung aus der Zeit ist heute noch sichtbar. Später wurde diese Region von den Langobarden, Awaren und Slawen durchkämmt, danach die Slawen haben sich hier niedergelassen.
Bis zum Kommen der Magyaren im neunten Jahrhundert, angeführt von Árpád, gehörte das Dorf dem Fürstentum Nitra. Übrigens, die erste dokumentarische Erwähnung des Dorfes liegt beim Jahr 1062, also während der ungarischen Herrschaft.
Damals, Ostarichi gehörte als Markgrafschaft zum Herzogtum Bayern, Könige der Franken waren die Kapetinger, in England regierte Eduard der Bekenner, voll beschäftigt mit dem Bau der Kathedrale von Westminster und in Vatikan regierte der Papst Alexander II. Selbstverständlich keiner von diesen hat von Kamond gehört, doch er existierte.
Durch die Tatar Invasionen, in den Jahren 1241 und 1380, wurde das Dorf komplett zerstört, wie man volkstümlich sagt, kein Stein auf Stein ist mehr geblieben.
Dann im fünfzehnten Jahrhundert konnte das Dorf wieder in Form von zwei Siedlungen, Kiskamond, oder der kleine Kamond und Nagykamond, oder der große Kamond gebracht werden.
Um 1550, Kaiser Ferdinand I schenkte das Kiskamond Gebiet den Familien, die dort wohnten und ihm in Kampf gegen die eindringenden Türken verhalfen. Viele von Ihnen haben sogar einen Adelsbrief bekommen. Ab dem achtzehnten Jahrhundert, nach einer Entscheidung Kaiserin Maria Theresia, Konfessionell, gehörten die Kamondern zum Bistum Veszprem und bezahlten kein Zehntel.
Nagykamond blieb lange Zeit unbewohnt, nachher haben sich die Eigentümer einer nach dem anderen verändert, bis ins XVIII Jh., als das Gebiet in Besitz der gräflichen Familie Erdödy kam. Irgendwann Graf Erdödy György hat eine große Anzahl nach den türkischen Invasionen obdachlos gebliebene Familien, nach Kamond eingeladen und schenkte ihnen ein Stück Land. Diese sind dann Leibeigene des Grafen geworden. So war es damals.
Merkwürdig, diese Erdödys waren selbst Leibeigene der Familie Drágffy und Drágffy stammten in direkter Linie von dem Moldauischen Fürsten Dragoş.
Die Erdödys haben wichtige priesterliche Funktionen innerhalb der katholischen Kirche bekleidet, wurden von Mathias Corvinus geadelt und erhielten den Gräflichen Titel von Kaiser Ladislau II. In den späten neunzehnten Jahrhundert waren sie im Besitz eines immensen Vermögens, bestehend aus mehr als 12 Burgen und Schlösser.
Noch im Jahr 1935 gehörte mehr als die Hälfte, der gesamten landwirtschaftlich genutzten Flächen des Kamond Gebietes, der Familie Erdődy.
Die Nagykamond Bauern haben es sehr schwer gehabt. Sie waren bitterarm.
Auch wenn nach dem Revolutionsjahr 1848 die Leibeigenschaft abgeschafft wurde, sie besaßen sehr wenig Land und mussten auf anderen Einkommensquellen zurückzugreifen. Zunächst begannen sie Weinbau, Pferde und Rasenhundezucht zu betreiben. Später gab es kleine Handwerker.
Lesen, schreiben und rechnen haben sehr wenige gekonnt.
Es wird darauf hingewiesen, dass im Dorf, im Jahr 1771, gab es sogar einen Lehrer, weil Kaiserin Maria Theresia die Schulpflicht eingeführt hatte. Armer Kerl, es gelang ihm nicht einen einzigen Schüler in die Schule zu bringen. Hauptgrund war Elend.
Ein Kilometer vom Dorf entfernt, liegt die noch heute bekannte Dabrokai Csárda, Wirtshaus die an Geheimnissen und Abenteuer erinnert. Zum Beispiel, im Jahr 1809 die Napoleonischen Regimenter wurden hier in einem Kampf geschlagen und später, während der 1848-1849 Revolution, da trafen sich die Revolutionäre und Verschwörer.
Nach dem Zweiten Weltkrieg, die demografischen und sozialen Strukturen haben sich verändert und es hat sich ein einziges Dorf gebildet, das „Kamond".
Dann kam die Zwangskollektivierung und es wurden zwei Produktionsgenossenschaften gebildet. Zu der Zeit zählte das Dorf etwa 800 Seelen.
Im Jahr 1989 kam die große Wende und vieles hat sich verändert.
Die Dorfeinwohner haben ihr Land zurückbekommen, die Produktionsgenossenschaften wurden abgebaut, die Jungen Menschen verließen Kamond, um Arbeitsplätze in den Städten oder im Ausland zu suchen und der Schulbetrieb wurde eingestellt, weil nicht genug Kinder geboren wurden.
Im Dorf blieben etwa 400 Menschen, viele davon Rentner. Verlassene Häuser lagen überall. Wer sich nicht an das neue System angepasst hat, war verloren.
Seit einigen Jahren ist man der EU beigetreten. Großartig, es gab Geld.
Zwei unternehmungslustige Bauern spürten den Augenblick, kauften die von anderen Bauern ungenutzten Landflächen und Dank der EU Zuschüsse begann eine intensive Landwirtschaft und Viehzucht. Diese sind nun die neuen Wohlhabenden.
In diesem Dorf von ehemaligen Leibeigener gibt es heute fließendes Wasser, Telefon, es wird Internet praktiziert, geheizt wird nicht nur mit Holz, sondern auch mit Gas und Solaranlagen, der Müll wird wöchentlich abgetragen, Briefe werden von dem Postauto, täglich, vor die Tür gebracht und abgeholt, es gibt zwei Lebensmittelgeschäfte für den täglichen Bedarf und die Verbindung mit dem Rest der Welt macht ein Bus zweimal täglich, kostenlos für Rentner.
Schicksal, in diesem Dorf kaufte ich mir ein Haus mit Garten. Viele hatten gefragt, warum gerade in Kamond? Ich glaube nicht, dass ich eine befriedigende Antwort auf diese Frage geben könnte, die Wahrheit ist ich weiß es nicht. Ich war in einer schwierigen Lage meines Lebens und ich wollte mich in einem ruhigen Ort niederlassen. Und es gab Kamond.
Einige strukturelle Verbesserungen im Haus waren notwendig, Garten gehörte gepflegt, Holzschuppen wurde in Hobbyraum und Heuschuppen in eine Garage umgebaut.
In diesem großen Haus mit dem riesigen Garten, in diesem Land mit für mich fremden Menschen, freundlich nur weil ich sie bezahle, bin ich oft alleine, begleitet von meinen Gedanken und Fantasien und ich schreibe.
Kehren wir zurück zu unserer Erzählung.
Die große Hitze im gesagten Jahr erreichte auch Kamond, doch im großen Haus oder auf der Terrasse war es recht angenehm.
Die Sommerabende auf der Terrasse hatten einen besonderen Reiz, in der Luft schwebte ein Duft von Rosen und Lavendel und es herrschte eine großartige Stille.
Nur ab und zu konnte man das Bellen einiger Hunde hören.
Meine Freundinnen Lilianne, AnnMay, Gerda, Frencinne und Ary hatten sich von der Einladung, begeistert gezeigt. Doch am Telefon wurde mir folgende völlig berechtigte Frage gestellt:
»Nun gut, wir werden in einem schönen großen Haus wohnen und werden die gute Luft im Garten genießen, aber wie werden wir den ganzen Tag verbringen?«
»Darüber hatte ich nachgedacht. Neben einem Kartenspiel, einem Rommé Spiel, einem besser oder schlechteren TV – Programm, einem Besuch in einem der nahe gelegenen Thermalbäder, jede von uns soll eine interessante erlebte oder gehörte Geschichte erzählen«, schlug ich vor.
»Aha, meine Gedanken landen gleich bei Boccacios Il Decamerone, wunderbar, toll, dass wir vor der Hitze und nicht von der Pest weglaufen«, erwiderte Frencinne.
»Ja, wir könnten sogar einen Wettbewerb veranstalten und die interessanteste Erzählung preisen. Die Weinbegleitung zu allen Erzählungen werde ich organisieren. «
Ich sollte noch dazu sagen, dass meine Freundinnen nicht mehr in ihrer ersten Jugend waren, auch nicht in der zweiten, eigentlich etwa Ende der dritten. Gerda, Frencinne und Ary waren verwitwet, Lilianne und AnnMay seit mehreren Jahren geschieden. Lilianne und AnnMay, waren zur Jugendzeit Schulkolleginnen.
Die Ankunft meiner Freundinnen verlief normal und nach nur einen Tag, saßen wir alle sechs auf der Terrasse um den Tisch, mit einem Glas Rotwein in der Hand und voller Spannung auf das was man hören werde.
Es hat sich eine extrem angenehme Atmosphäre von Warten, Neugier und Interesse entwickelt.
Ich dachte, ich als Gastgeberin, sollte mit der ersten Geschichte anfangen.
Ich werde mir erlauben, als Logo unseres Treffens, die berühmte Miniatur aus Christine de Pizans „Buch von der Stadt der Frauen" zu benutzen.
Le Livre de la Cité des Dames, Christine de Pizan,
Werk des Meisters der Cité des Dames, 1405
Der junge Mann im Zug
Eigentlich hatte ich einen erfolgreichen Tag. Meine Vorlesung war gut angekommen, die Studenten applaudierten und ich hatte reichlich das Gefühl von erfüllter Aufgabe. Darüber hinaus erreichte mich die erfreuliche Nachricht, dass eine Hochschule in Deutschland mein Vorlesungsvorschlag für die Sommerakademie genehmigte. Alles also im grünen Bereich.
Es war ein enormes Gefühl der Vollendung und ich war in so einer Stimmung, dass ich alle Leute umarmen und meine Freude teilen musste.
Eigentlich komisch, wenn ich genauer darüber nachdenke. Ich war begeistert, dass ich mehr und besser arbeiten konnte, während andere glücklich waren, in den Urlaub fahren zu können. Aber die Menschen sind sowieso nicht gleich.
Ich raffte mein Gepäck auf die Schnelle zusammen und sah mich um, um sicherzugehen, dass ich nichts vergessen hatte. Ich schloss die Tür des kleinen Büros und ging eilig Richtung Bushaltestelle. Meine Hoffnung war, den vorletzten Zug nach Wien zu erreichen.
Der Bus kam pünktlich an, sodass ich den Bahnhof etwa zehn Minuten vor Ankunft des Zuges erreichte. Auf dem Bahnsteig haben nicht zu viele Passagiere gewartet. Außerdem verkehrten zwischen Wien und Salzburg, stündlich, zwei bis drei Züge.
Schließlich rollte der Zug auf dem mir so bekannten Gleis acht ein, ich stieg in einen Wagen der zweiten Klasse ein und fand zum Glück ein komplett leeres Zugabteil. Das Glück war auf meiner Seite. Ich entschied mich für einen Platz, wie immer, am Gang, hängte meinen Mantel an den Kleiderhaken, legte meine Aktentasche neben mir ab, zog meine Schuhe aus und legte meine Füße auf die Bank gegenüber.
In den nächsten Minuten umfasste mich ein Gefühl von Freude, Glück und Erleichterung und ich suchte gleich in meiner Tasche irgendein Sudoku, um mir die Zeit bis nach Wien zu vertreiben.
Es war fantastisch, ich war alleine im Abteil, saß bequem und war nicht gezwungen, Zeugin irgendwelcher langweiligen Diskussionen zu sein oder seltsame Gerüche einzuatmen.
Leider dauerte dieses Gefühl von Glück, das wir selten in diesem Ausmaß erleben können, nicht lange. Im Bahnhof Attnang - Puchheim stieg ein junger Mann in den Zug, schaute durch alle Zugabteile, drehte sich um und öffnete die Tür zu meinem Abteil.
Ich wunderte mich, dass er gerade dieses Abteil auswählte, weil ich wusste, dass in dem ganzen Waggon ziemlich wenige Passagiere waren und einige Zugabteile sogar leer waren. Aber bitte sehr, wenn das seine Wahl war, dann alles bestens.
Der junge Mann