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Professor MacAllister, Rom - Plinius der Jüngere, Pompeji: Eine historische Erzählung mit kriminalistischen Elementen
Professor MacAllister, Rom - Plinius der Jüngere, Pompeji: Eine historische Erzählung mit kriminalistischen Elementen
Professor MacAllister, Rom - Plinius der Jüngere, Pompeji: Eine historische Erzählung mit kriminalistischen Elementen
eBook280 Seiten3 Stunden

Professor MacAllister, Rom - Plinius der Jüngere, Pompeji: Eine historische Erzählung mit kriminalistischen Elementen

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Über dieses E-Book

Schottland 1924
Prof. MacAllister macht sich zusammen mit seiner isländischen Assistentin Brynja, einem Hilferuf seines alten Freundes Prof. Giordanos folgend, auf den langen Weg nach Italien. Während der Ausgrabungen in Pompeji kam es zu mysteriösen Todesfall. In Italien angekommen, erwarten sie nicht nur ein unverhofftes Wiedersehen mit alten Freunden, sondern ein neuer Kriminalfall.

Römische Kaiserzeit, 1. Jhr. n. Chr.
Von ihrem Vater mit einem einflussreichen römischen Staatsmann verheiratet, gibt Lydia die Hoffnung auf ein Leben mit ihrer wahren Liebe nicht auf. Nach Jahren des Wartens und einem unverhofft Mord ist es schließlich Plinius der Jüngere, der ihr hilft. Doch mit dem bevorstehenden Ausbruch des Vesuv ändert sich alles.

Schließlich bringen die Ausgrabungen im Pompeji durch Prof. Giordano, Prof. Macallister und ihrer Freunde Licht ins Dunkel.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum17. Jan. 2018
ISBN9783746078205
Professor MacAllister, Rom - Plinius der Jüngere, Pompeji: Eine historische Erzählung mit kriminalistischen Elementen
Autor

Anouk Stonewood

Anouk Stonewood ist eine begeisterte Autorin, die sich in Schottland und in die Antike verliebt hat. Neben zahlreichen Kurzgeschichten ist dies ihr zweiter Roman. Zurzeit arbeitet sie intensiv am dritten Band der Serie. Sie hofft mit ihrem Werk viele Leser zu begeistern und ihnen die Antike und den Charme Schottlands näher zu bringen.

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    Buchvorschau

    Professor MacAllister, Rom - Plinius der Jüngere, Pompeji - Anouk Stonewood

    nehmen.

    Kapitel 1

    Von allen Geschenken,

    die uns das Schicksal gewährt,

    gibt es kein größeres Gut

    als Freundschaft –

    keinen größeren Reichtum,

    keine größere Freude

    (Epikur)

    Ende August 1924

    Edinburgh, Portobello

    Seit ihrer Ankunft im März 1924 in Schottland hatte die junge Isländerin Brynja einige aufregende Monate in Edinburgh verbracht.

    Erwartet hatte sie nichts, als sie sich nach dem in Kopenhagen abgeschlossenem Studium bei Professor Malcolm MacAllister um eine Doktorandenstelle am archäologischen Institut der Universität bewarb. Ehrlich gesagt, war sie zunächst über die schnelle Zusage des schottischen Professors, der zwar einen hervorragenden wissenschaftlichen Ruf genoss, allerdings auch als eigenwillig und sonderbar galt, überrascht.

    Die Hochschulen von Bologna, Rom und Paris hatten sie auf Grund ihrer ausgesprochen mäßigen Beurteilungen abgelehnt. MacAllister jedoch beschäftigte sich nicht mit subjektiven Noten, las lieber wissenschaftliche Abhandlungen als Zeugnispapiere und benötigte dringend eine neue Assistentin. Ehrgeizige, aufstrebende Archäologen rissen sich weder um die Zusammenarbeit mit dem eigentümlichen Herrn aus Schottland, noch um einen längeren Aufenthalt im einsamen hohen Norden.

    Brynja war seit langer Zeit die einzige Bewerberin.

    MacAllister mochte sie sofort. Warum konnte er nicht erklären. Sie war einfach anders.

    Ähnliches empfand die Isländerin, als sie den Schotten zum ersten Mal sah.

    Der Professor verbrachte die meiste Zeit hinter seinem Schreibtisch in einer völlig verstaubten, dunklen Stube, die er sich als Büro eingerichtet hatte, schlief oft in demselben auf einem Feldbett. Er reiste nicht – noch nicht einmal zu den Feldarchäologen an den Hadrianswall, deren Funde er ausschließlich im Institut begutachtete und katalogisierte. Und das mit größter Genauigkeit, die er auch von seinen Mitarbeitern verlangte. Ohne Diskussion. Schluderei auf dem Papier ließ er nicht zu.

    Er liebte schottischen Whisky. Single Malt. Vorzugsweise aus Oban. Und seine Frau, Lady Bethany Louise Hirmington, die gemeinsam mit ihrer Geliebten Anabell ein angenehmes Leben in einem noch angenehmeren Stadtpalais in Edinburgh verbrachte. Er liebte sie auf seine Weise:

    Ihr gesellschaftliches und soziales Engagement, ihre Intelligenz, ihre Lebensfreude und ihre Großzügigkeit, die sie sich auf Grund einer, zugegeben ererbten, finanziellen Sicherheit problemlos leisten konnte.

    Gesellschaftliche Überlegungen hatten ihren mittlerweile verstorbenen Vater Lord Hirmington veranlasst, die Eheschließung mit dem geachteten Professor in die Wege zu leiten, wobei er die intime Beziehung seiner Tochter zu Anabell respektierte. Er war ungewöhnlich tolerant.

    Die Isländerin hatte nicht nur wissenschaftliche Fortschritte gemacht, sie hatte „Leben" gelernt, Feste gefeiert, getanzt und gelacht. Durfte reisen und schließlich zusammen mit ihren neuen Freunden zwei Morde aufklären.

    Einen in der Antike und einen im hier und jetzt.

    Nun wollte sie sich endlich ihrer Doktorarbeit zuwenden.

    Doch es kam anders.

    Bei ihrer Geburtstagsfeier am 24.August 1924 im „Little Flower House", einem Cottage, das ihr MacAllister gerne kostenlos zum Wohnen zur Verfügung gestellt hatte, bat der Professor sie überraschend, ihn auf eine Reise nach Italien zu begleiten.

    Sein alter Freund, Professore Francesco Giordano hatte brieflich um Hilfe gebeten. Giordano lebte, lehrte und forschte sein einigen Jahren in Rom. Auf einem Grabungsabschnitt in Pompeji war es zu Unregelmäßigkeiten gekommen.

    Kapitel 2

    Nam quod in iuventus non discitur,

    in matura aetate nescitur

    Was man in der Jugend nicht lernt,

    lernt man im Alter niemals

    (Cassiodor)

    67n.Chr.

    Villa der Familia Persia, Pompeji

    Sie konnte einfach nicht verstehen, warum sie nicht mit ihm spielen durfte. Beleidigt saß sie nun in dem Garten des großen Anwesens. Ihr Kindermädchen Sophia saß neben ihr. Das Mädchen spürte den strengen Blick der jungen Sklavin auf sich ruhen. Zunächst hatte das Mädchen protestiert, doch sie wurde in ihre Schranken gewiesen. Mürrisch drehte sie sich zu Sophia um.

    „Warum darf ich mit allen anderen Kindern spielen, nur mit diesem Jungen nicht?"

    Die junge Griechin mit den langen dunklen Haaren sah ihren Schützling an, zögerte einen Moment und bat sie ein Stück näher zu kommen. Gemeinsam saßen sie, wie oft an Sommertagen, im Grünen. Die Familie hatte sich auf das Anwesen auf dem Land zurückgezogen, um der Stadt Rom während der wärmsten Wochen des Jahres zu entfliehen.

    Seit der Geburt des Mädchens und dem damit verbundenen Tod ihrer Mutter hatte Sophia sich um das Mädchen gekümmert. Als Freigelassene stand sie im Dienst der Familie Persia. Doch war sie für das Mädchen nicht nur eine zweite Mutter, sondern auch eine Lehrerin, die ihr die Grundlagen des Lateinischen und Griechischen, sowie das Benehmen in der römischen Gesellschaft, näherbrachte.

    Es war ungewöhnlich für Mädchen eine solche Ausbildung zu genießen. Zwar gab es viele Privatlehrer, welche die Kinder der römischen Oberschicht unterrichteten, doch waren ihre Schüler junge Männer, die von ihnen auf ihre politische oder militärische Laufbahn vorbereitet wurden. Von Frauen oder jungen Mädchen erwartete man hauptsächlich, dass sie sich um den Haushalt und die Kinder kümmerten, die sie ihrem Ehemann schenkten.

    Sophia wusste nicht, warum man bei ihrer Schülerin eine Ausnahme machte oder was man sich von der hohen Bildung des jungen Mädchens erhoffte; dennoch würde sie keine der Unterrichtsstunden mit ihrer Schülerin missen wollen. Selten hatte sie ein Kind mit einer solch außergewöhnlichen Auffassungsgabe gesehen.

    „Es ist eine lange Geschichte, Lydia.", sagte Sophia schließlich.

    „Vor langer, langer Zeit, als selbst die Mama deiner Mama noch sehr jung war, fast so ein kleines Mädchen, wie du es jetzt bist, geschah etwas Grauenhaftes."

    „Was denn? Erzähl bitte, was damals geschah.", forderte die junge Zuhörerin ungeduldig.

    „Deine Großmutter war, wie gesagt, sehr jung und sehr hübsch."

    „Aber das ist ja gar nicht grauenhaft.", merkte das Mädchen vorlaut an.

    „Nein, aber wenn du die Geschichte hören möchtest, dann musst du aufmerksam zuhören und darfst mich nicht unterbrechen, einverstanden?"

    Lydia schien einen Moment lang zu überlegen, bevor sie der Sklavin überschwänglich zunickte und gespannt noch ein Stück näher an Sophie heranrückte.

    „Deine hübsche Großmutter verliebte sich in einen wunderschönen Mann. Er war jung und stark und sehr mutig. Ein angesehener Mann im Dienste des römischen Kaisers Caligula."

    „Caligula? Ist Nero nicht der Kaiser?", unterbrach das Mädchen.

    „Gewiss, ist Nero Kaiser des Römischen Reiches, aber vor ihm war es Claudius und davor Caligula."

    Das Mädchen nickte zufrieden.

    „Was passierte dann?"

    „Der schöne Mann verliebte sich auch in deine Großmutter. Sie waren sehr glücklich zusammen. Doch eines Tages kam ein Gerücht auf."

    „Was ist das?"

    „Das ist, wenn jemand vielen Leuten etwas erzählt, was gar nicht wahr ist., erklärte Sophia und fuhr fort, „Der Bruder deiner Großmutter war sehr neidisch auf den wunderschönen Mann, weil Caligula ihn immer bevorzugte und lobte.

    „Man soll nicht neidisch sein. Das ist nicht gut."

    Sophia nickte.

    „Aber der Bruder deiner Großmutter war so neidisch, dass er allen erzählte, dass der wunderschöne Mann Incitatus‘ Nachtruhe vor dem großen Rennen gestört hat, obwohl er es gar nicht war."

    „Das ist gemein. Wer ist Incitatus?"

    „Das war das Lieblingspferd des Kaisers Caligula. Er mochte es so gerne, dass er es angeblich zu einem Konsul gemacht hat. Aber das ist eine ganz andere Geschichte."

    „Was ist mit dem schönen Mann passiert?"

    „Caligula war sehr wütend. Er musste Rom verlassen und der Bruder deiner Großmutter wurde reichlich belohnt und bekam sein Amt. Das machte die Familie des ansehnliches Mannes so wütend, dass sie den Bruder deiner Großmutter ermordeten."

    Mit großen Augen und offenem Mund sah Lydia Sophia an.

    „Schließlich suchte der Vater deiner Großmutter den schönen Mann auf und brachte ihn gegen den Willen seiner Tochter um und verheiratete sie mit einem anderen Mann.

    Danach waren beide Familien gleichermaßen eines geliebten Menschen beraubt und man ging sich aus dem Weg. Doch keine der beiden Familien sprach all die Jahre je wieder ein Wort miteinander."

    Das Mädchen legte die Stirn in Falten und den Kopf schief.

    „Und warum darf ich jetzt nicht mehr mit dem Jungen spielen?"

    „Der Junge ist der Enkelsohn des schönen Mannes."

    Kapitel 3

    Freundschaft ist eine Seele

    In zwei Körpern

    (Aristoteles)

    August/ Anfang September 1924

    Schottland

    Nachdem Brynja im „Little Flower House", das der Professor von seiner Tante geerbt hatte, noch einmal durch jedes Zimmer gegangen war, um zu prüfen, ob alles seine Ordnung hatte und die Fensterläden fest verschlossen waren, nahm sie den alten Seesack, sperrte die niedrige Holztür zu und setzte sich in den Garten. An den kleinen, runden Eisentisch, an dem sie so oft Briefe nach Hause geschrieben hatte. Der rostige Stuhl wackelte immer noch. Sie würde ihn später richten. Bestimmt.

    „Später? Wann wird das sein?" Brynja wurde nachdenklich und bekam ein wenig Angst vor der eigenen Courage. Nur ein wenig.

    „Wollen sie nicht einsteigen?"

    Die Isländerin hatte den Professor gar nicht bemerkt.

    „SIE sind doch hier die Reise begeisterte Person. Erfahren, weit rumgekommen!"

    „Nun mal langsam, Malty, Brynja durfte ihren Lehrmeister seit einiger Zeit und diversen, gemeinsamen Erlebnissen mit diesem Kürzel ansprechen, „weit ist wohl etwas übertrieben.

    Meine Heimat kenne ich, natürlich. In Kopenhagen habe ich studiert und nicht viel gesehen. Die Reise mit Lady Bethany, Anabell und Viktor, ihrem Chauffeur, quer durch das Vereinigte Königreich nach London – die war spannend. Allerdings habe ich mich zwischen diesen Dreien auch ausgesprochen geborgen gefühlt."

    „Was soll das denn nun wieder heißen? Vertrauen sie mir etwa nicht?"

    „Nicht so ganz – weder ihren fahrerischen noch ihren beschützenden Qualitäten."

    MacAllister errötete, verstaute das Gepäck und fuhr los. Schweigend, ein wenig beleidigt.

    „Nehmen sie mich einfach nicht so ernst, lieber Professor. Wir müssen uns aushalten." Bei diesen Worten wusste sie noch nicht, wie Recht sie hatte.

    Die letzte Nacht in Schottland verbrachten die beiden im Stadtpalais in Edinburgh bei Lady Bethany und Anabell.

    Es wurde nicht so viel gesprochen wie sonst und auch nicht so viel gelacht. Nach einem letzten, gemeinsamen Glas Oban verschwanden alle früh in ihren Zimmern.

    Das Frühstück wurde um sieben Uhr von der guten alten Lillibeth serviert, die zu dem eine große Tasche mit Sandwiches, Kuchen und Obst vorbereitet hatte. Lillibeth hatte schon Lord Hirmington gedient.

    Zum Abschied erschienen sogar noch Katie und Sammi MacIntosh, MacAllisters beste Freunde. Mit einer Tüte getrockneter Kräuter für die Zubereitung diverser Tees. Zum Genuss oder als Heilmittel. Aber auch als Erinnerung an viele gemeinsame Stunden. Mal in Katies Küche, mal im Cottage, meist jedoch im Stadtpalais.

    Bethany übergab eine Flasche Oban, Anabell ein Büchlein über Italien. Viktor drückte Brynja so viele Straßenkarten in die Hand, wie er hatte auftreiben können. Und einige Zettel, auf denen er die wichtigsten Punkte der Route aufgezeichnet hatte.

    „1620 Meilen bis Rom! Mit diesem Fahrzeug! Kommen sie nur heil dort an und gesund wieder zurück." Viktor erklärte Brynja noch einmal besondere Tücken des Motors und bat MacAllister um eine achtsame Fahrweise. Der Professor versprach, während er das Gepäck überprüfte, stets vorsichtig zu sein.

    „Wir haben leider nur zwölf Flaschen Whisky an Bord! Das reicht niemals. In Italien trinkt man Wein, soweit mir bekannt ist."

    „Wie bitte? Wir fahren über Grenzen, lieber Malty! Schon mal was von Zollbeamten gehört? Ich bin nicht gut – weder im Lügen, noch im Bestechen."

    Die Isländerin nahm Bethany ein letztes Mal wehmütig in den Arm. „Danke. Danke für alles."

    „Wir sehen uns schneller wieder, als ihr denkt – und nun los mit euch! Francesco wartet!"

    Katie und Sammi blieben noch lange stehen, während Bethany und Anabell schnell im Haus verschwanden.

    „Sie haben eine Menge Zeug dabei, Professor! Bücher?"

    „Nur zwei. Geschenke für Francesco. Über Kaiser Hadrian und Antinoos. Und über Schottland. Natürlich.

    Außerdem benötigt man doch auch so einiges an Kleidung. Ich habe einfach mal alles eingepackt, was ich so in meinem Zimmer gefunden habe."

    Brynja musste laut lachen, kramte ein Heft hervor, in das sie die Reiseerlebnisse nieder schreiben wollte. Ein weiteres diente der Haushaltsführung.

    Dank Bethany, die einen ordentlichen Kostenzuschuss gewährt hatte, konnten sich die beiden das Abenteuer überhaupt leisten.

    Am späten Abend erreichten MacAllister und seine Assistentin Cambridge. In „Emilies B&B" bekamen sie gemütliche Zimmer für die Nacht und sogar noch zwei Teller Irish Stew mit frisch gebackenem Brot.

    Anschließend schlenderten sie noch ein wenig durch die wunderschöne, alte Universitätsstadt.

    „Übrigens habe ich hier studiert, liebe Brynja! Ich zeige ihnen die interessantesten Gebäude wenigstens noch von außen. Das Fitzwilliam Museum und den botanischen Garten heben wir uns für später auf."

    „Sie haben HIER studiert? Ich dachte, sie hätten Schottland nie verlassen! Erzählen sie mir endlich mehr von ihrem Leben. Bitte …"

    „Später, meine Liebe. Es war langweilig – bis ich Lord Hirmington, Bethany und Anabell kennen lernte. Und natürlich SIE."

    Während sie im „Frog noch einen Oban genossen, hielt MacAllister einen Monolog über die Geschichte der Stadt, die bereits in der späten Bronzezeit besiedelt wurde. Die Römer, die um 40 v.Chr. kamen, nutzten sie als militärischen Posten, und während der späteren Anglo – Sächsischen Zeit entstanden gute Handelsverbindungen. Im 9. Jahrhundert schließlich kamen die Wikinger.

    „Ob diese so genannten „Nordmänner wirklich so grausam waren, wie sie beschrieben werden? Der Begriff ist übrigens bis heute nicht vollständig geklärt.

    „Sprechen wir lieber von einer späteren Zeit! Zum Beispiel von der Universität, die 1209 gegründet wurde."

    „Wir fahren noch einmal hierher, lieber Professor, und dann erzählen sie mir die gesamte Historie."

    Es war stock dunkel, als sie „Emilies B&B" erreichten.

    Vor der Abfahrt inspizierte die Isländerin auf MacAllisters Wunsch hin noch sein Zimmer und fand unterm Bett verstreut einige Socken.

    „Ich weiß doch nicht, welche Paare zusammen passen. Ich sehe nicht mehr so gut!"

    „Professor! In London kaufen wir ein Monokel. Ihre Sachen packe ich um, wenn es ihnen recht ist. Einen Koffer für unterwegs, der andere bleibt im Auto."

    „Wird der nicht gestohlen? Ich traue keinem Fremden!"

    „Soll ich das alles schleppen? Und wer will mit dem Zeug schon was anfangen?"

    Brynja fand den Professor früh morgens, gegen sieben Uhr hinter dem Lenkrad sitzend. Er studierte mit zusammen gekniffenen Augen die Karte. Sie konnte ihn noch nicht einmal zu einem kleinen Frühstück überreden. Er wollte seine Sachen nicht mehr aus dem Blick lassen und so schnell wie möglich weiter.

    „Einsteigen! Ich habe schon bezahlt."

    Unterwegs entwickelte sich ein spannendes Gespräch über Englands Geschichte.

    „Mich interessiert, fragte MacAllister, welche Persönlichkeiten unserer Geschichte sie am meisten bewundern?"

    „Niemanden! Ich bewundere niemanden – ich achte Menschen. Allerdings eher die Unbekannten. Die, die sich im Stillen engagieren, die Großes im Kleinen leisten. Wie zum Beispiel Lady Bethany, oder Lady Ena Silver, die wir morgen in Mayfair besuchen. Sie kämpfte, wenn auch lautlos, mit den Frauenrechtlerinnen. Aber sie kämpfte. Andere reden nur und tun nichts."

    Der Professor schüttelte den Kopf.

    „Lassen wir das mal so stehen.

    Ich halte es doch eher mit der Geschichte. Ich hätte zu gerne an König Artus sagenhafter Tafelrunde gesessen, später William, den Eroberer kennen gelernt. Und natürlich Richard Löwenherz!" MacAllister strahlte übers ganze Gesicht.

    „Sicher ein interessanter Charakter. Seine Mutter war Eleonore von Aquitanien. Den Schriften nach, eine außergewöhnliche Frau. Sie soll willensstark, eigenständig und intelligent gewesen sein. Die neuere Forschung betrachtet sie nicht mehr so kritisch wie die frühen Historiker. Eleonore wurde vermutlich 80 Jahre alt und in der Abtei Fontevrault beigesetzt. Neben Richard."

    „Willenstark wird überbewertet.", nuschelte Malty kaum verständlich, um dann laut zu fragen:

    „Was wissen sie über Mary I.?"

    „Diese Frau stimmt mich eher nachdenklich. Verantwortlich war sie für große religiöse Spannungen und ließ im 16. Jahrhundert nahezu 300 Protestanten hinrichten!"

    „Deshalb bekam sie ja auch den Beinamen „Bloody Mary. Und wie denken sie über Elisabeth I., Marys Nachfolgerin?

    „Was soll ich sagen ... Auf der einen Seite förderte sie Kunst und Literatur, übersetzte antike Philosophen und beherrschte sechs Sprachen, was für einen gebildeten, fein geistigen Charakter spricht.

    Unter ihrer Herrschaft, die immerhin über Jahrzehnte andauerte, gewann das Königreich an wirtschaftlicher Kraft.

    Auf der anderen Seite jedoch galt Elisabeth als launisch und eitel. Trotzdem hätte ich auch sie gerne mal getroffen.

    Es gibt Fakten, aber Charakterbeschreibungen sind nicht neutral."

    „Ach, Brynja! Zusammen mit William Shakespeare, Sir Walter Scott und James Cook wäre das wahrlich eine illustre Runde.

    Interessante Vorstellung. Man könnte lange über diese Konstellation philosophieren …

    Übrigens – heute übernachten wir exquisit. Bethany hat uns Zimmer im „Savoy spendiert.

    Die Isländerin hatte, ungeachtet diverser Einwände des Professors, mittlerweile das Steuer übernommen und parkte die Tin Lizzy direkt vor dem Hoteleingang.

    Zum Dinner trug sie ein Kleid aus Silberlammé, ausgeliehen von Anabell, ein schwarzes Band mit Federn im offenen, leicht rötlichen Haar und passende Pumps, die Bethany ihr vermacht hatte.

    MacAllister erschien im Kilt, was Brynja gar nicht mal anders erwartet hatte.

    Die Herren vom aufmerksamen Service erinnerten sich sofort an die junge Frau, die vor einigen Monaten hier mit Bethany, Anabell und Viktor gespeist hatte und empfahlen einen schweren, neu eingetroffenen Bordeaux zum Lamm mit grünen Böhnchen.

    „In diesem Aufzug schleppe ich sie ja nicht so gerne in die Clubs im West End, Malty!"

    „Ich bitte sie! Ich bin Schotte und stehe dazu! Was sollen wir überhaupt in so einem Club?"

    „Man spielt dort eine Musik, die sich „Jazz nennt. Ich möchte das so gerne mal hören. Whiskey haben die auch.

    Eher widerwillig orderte MacAllister eine Kutsche.

    Die Reisenden genossen den Abend sehr, amüsierten sich über das außergewöhnliche, bunt und auffällig gekleidete Publikum, gingen lang nach Mitternacht beschwingt von der Musik – und ein wenig beschwipst von diversen Drinks zu Fuß zum Hotel, wo ein Diener sie sicherheitshalber zu ihren Zimmern begleitete.

    Kapitel 4

    Nemo enim potest personam diu ferre

    Niemand kann auf Dauer eine Maske tragen

    (Seneca)

    74n.Chr.

    Rom

    „Du wirst heiraten! Jetzt lächle doch wenigsten ein bisschen.", forderte Sophia sie auf.

    „Sophia, Ich will ihn nicht heiraten."

    „So eine schlechte Wahl ist dein Gaius doch nun wirklich nicht. Er hat Geld und Ansehen in Hülle und Fülle.", argumentierte Sophia.

    „Er ist alt und riecht komisch.", erwiderte Lydia.

    „Außerdem besitzt er ein wunderschönes Haus in Rom und eine großzügige Villa inmitten der wunderschönen Landschaft Italias. Es wird dir an nichts fehlen."

    „Du wirst mir fehlen. Kannst du nicht mit mir kommen? Rede noch einmal mit meinem Vater. Er wird

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