Ein Stück Ewigkeit
Von William Voltz
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Über dieses E-Book
Die Schritte des Wächters klangen in seinen Ohren, feste ruhige Schritte, unbeirrbar eineinhalb Meter hinter ihm: eins, zwei, drei! – eins, zwei, drei!
Brabander blieb abrupt stehen und schaute sich um.
Der Wächter hielt eine Hand über seiner Waffe, sein Gesicht war eine ausdruckslose, unbewegliche Maske. Aber es wirkte entschlossen.
Die Doppelsonne, das Zeichen seines Berufsstands, glitzerte auf der Stirnseite des Helmes.
Sie standen an der Grenze zwischen Stadt und Raumhafen. Die Grenze bildete einen Kreis um den Raumhafen, um alle Raumhäfen der Terranischen Kolonien. Der Radius der Grenze betrug, vom Zentrum des Raumhafens aus gemessen, exakt 16 Kilometer. ...
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Buchvorschau
Ein Stück Ewigkeit - William Voltz
WILLIAM VOLTZ
EIN STÜCK
EWIGKEIT
Erzählungen
WING Publishing
Inhalt
Über den Autor
Vorwort
Der Preis
Ein Stück Ewigkeit
Die Wächter
Warnung
Traumreise
Mechanical Brain
Theorie und Praxis
Cool
Der zehnte Planet
Tödliche Gedanken
Babysitter
Der Schläfer
Gleichgewicht des Schreckens
Die Außerirdischen
Keine Roboter mehr für Venus
Über den Autor
William Voltz wurde am 28.Januar 1938 in Offenbach geboren. Er interessierte sich bereits in früher Jugend für Science Fiction, wurde Mitglied im SFCD und war Mitbegründer des SF-Clubs STELLARIS in Frankfurt.
William Voltz begann mit dem Schreiben von Kurzgeschichten und auch ein Buch mit dem Titel STERNENKÄMPFER wurde veröffentlicht. Für seine Stories, die sich großer Beliebtheit erfreuten, bekam er im Jahr 1961 den »Besten Fan-Autor Preis«.
Sein Engagement ebnete ihm 1962 den Weg ins damals noch junge und kleine PERRY RHODAN - Team.
Bis zu seinem viel zu frühen Tod am 24. März 1984 schrieb der Autor nicht nur für diese und andere Serien, sondern veröffentlichte auch Serien unabhängige Romane und Kurzgeschichten.
Bookwire gab uns die Möglichkeit, diese William Voltz Veröffentlichungen als e-books anzubieten.
Vorwort
Wenn dieser vierte und (vorläufig) letzte Band meiner gesammelten Science-Fiction-Kurzgeschichten erscheint, ist es ziemlich genau dreißig Jahre her, dass ich mich zum ersten Mal an einem SF-Produkt versuchte: Zur Freude meiner Klassenkameraden und zum Entsetzen meines Deutschlehrers zeichnete ich damals ins Aufsatzheft einen Comic-Strip mit dem beziehungsreichen Titel Captain Martell und die Ameisenmenschen. Nur einige Jahre später, ich war längst noch keine zwanzig, schrieb ich die ersten SF-Short-Stories, von denen einige auch in diesem vierten Sammelband enthalten sind. Zweifellos handelt es sich um Kuriositäten, wenn ich sie auch ein bisschen herausgeputzt habe, aber sie dokumentieren auch, welche Entwicklung die SF hierzulande seither genommen hat.
Heutzutage gibt es kaum einen jugendlichen SF-Leser, der nicht selbst Kurzgeschichten schreibt (die Postberge auf meinem Schreibtisch sind ein beredtes Zeugnis für diese Behauptung); vielleicht ist dies in einer Zeit gestörter zwischenmenschlicher Beziehungen eine neue Form sich mitzuteilen – vielleicht auch nur eine Erscheinung, die einhergeht mit dem allgemeinen SF-Boom unserer Tage.
Die meisten meiner sehr frühen Stories in diesem Band erschienen in der 1957 von dem unvergessenen Heinz Bingenheimer herausgegebenen Anthologie Lockende Zukunft. Es sind: Mechanical Brain, Theorie und Praxis, Der zehnte Planet, Tödliche Gedanken, Der Schläfer, Keine Roboter mehr für Venus und die Titelgeschichte.
Ebenfalls aus dieser Zeit sind Die Wächter und Warnung, ursprünglich für die Fanzines des Science Fiction Club Deutschland (SFCD) und der Stellaris Science Fiction Interessengemeinschaft geschrieben. Gleichgewicht des Schreckens ist ebenfalls eine ältere Geschichte, die unter dem Titel Das große Unentschieden und als Kurzfassung in TRANSGALAXIS erschien. Die Thematik erschien mir so aktuell, dass ich für diesen Sammelband eine neue Version schrieb.
Die erste Story in diesem Band, Der Preis, ist gleichzeitig meine erfolgreichste, sie hat es nun auf sechs Veröffentlichungen gebracht.
Traumreise und Babysitter sind neuere Stories, ebenso Cool und Die Außerirdischen, bei denen es sich um Erstveröffentlichungen handelt. Cool war eine Auftragsarbeit für das Perry-Rhodan-Magazin, das ja inzwischen eingestellt wurde, und Die Außerirdischen wurde eigens für diesen Band geschrieben.
Dieser vierte Sammelband beinhaltet zum Abschluss eine Bibliographie, in der die Stories aller vier Bände mit den Daten ihrer Veröffentlichungen vorgestellt werden. Zahlreiche Leser und SF-Sammler hatten mich um diesen Service gebeten. Es war nicht ganz einfach, alle Unterlagen zu beschaffen. Ich bedanke mich bei Rolf Bingenheimer, Rolf Heuter, Hermann Urbanek und Hans Sigmund für ihre Unterstützung bei diesen Bemühungen.
Eingangs schrieb ich, dass dies vorläufig der letzte Sammelband mit Kurzgeschichten von mir war, das heißt, dass ich nach mehr als einem Vierteljahrhundert Arbeit als SF-Autor nicht die Absicht habe, mich zur Ruhe zu setzen. So erschienen kürzlich in dem Bildband Zeitsplitter, den ich mit dem Graphiker Alfred Kelsner zusammen herausgebracht habe, neunzehn weitere Stories von mir, und zwei Geschichten konnten in diesem Band aus rechtlichen Gründen noch keine Aufnahme finden.
Isaac Asimov, bekannt für seine witzigen und unterhaltsamen Kommentare zu eigenen und anderer Autoren Kurzgeschichten, beklagte einmal, dass der gegen ihn gerichtete Vorwurf, ein Vielschreiber zu sein, als schmerzender Stachel tief in seinem intellektuellen Fleisch säße. Nun, mein berühmter Kollege ist, wie er selbst immer wieder betont, ein bisschen eitel und auf eine sympathische Art und Weise auch ein bisschen unbescheiden. Ich habe jedenfalls keine Skrupel, mich dem Vorwurf der Vielschreiberei auszusetzen. Jetzt nicht (nach vier Bänden) und irgendwann in der Zukunft (nach fünf Bänden) ebenfalls nicht. Menschen sind schon merkwürdig: Fleiß, eine ansonsten hochgelobte Tugend, erscheint auf dem Gebiet der Science Fiction suspekt!
Heusenstamm
August 1981
William Voltz
Der Preis
Wie ein grauer Schemen tauchte Laretto im Ammoniakschnee auf. Die klobigen Schuhe seines Schutzanzugs wirbelten Eiskristalle auf. Dicht über dem Boden lagerte eine kaum wahrnehmbare Schicht von Chlor. Tarat V zeigte sich dem Menschen feindlich gesinnt, wie alle Planeten, die eine Methan-Wasserstoff-Atmosphäre besitzen.
Cap Dureau steuerte die bewegliche Außenkamera tiefer. Larettos Bild nahm an Deutlichkeit zu. In seinem Anzug wirkte er kaum noch wie ein Mensch. Der Wasserstoff zwang die Raumfahrer, besondere Spezialanzüge zu tragen. Ein normaler Skaphander hätte für diese Atmosphäre nicht genügt, er wäre nicht wirksamer gewesen als ein Moskitonetz.
Gespannt beobachteten die sieben Männer, wie sich der Italiener der Kuppel näherte. Sie befanden sich im Innern einer Stahllit-Kuppel, durch zwei Doppelwände von der unfreundlichen Außenwelt getrennt. Die Raumfahrer nannten die Kuppeln »Kuckuckseier«, da sie einem halben Ei ähnelten, dessen Spitze nach oben zeigt. Ihr Durchmesser betrug an der Grundlinie etwas über zwanzig Meter, und sie waren an der höchsten Stelle knapp fünf Meter hoch.
Die Kuppeln wurden von den Raumschiffen der Terranischen Forschungsflotte auf Planeten abgesetzt, die den Wissenschaftlern interessant erschienen. Eine kleine Gruppe von Männern musste von dem Kuckucksei aus operieren. Wissenschaftliche Daten wurden gesammelt. Nach einiger Zeit kehrte das Schiff zurück und nahm die Kuppel wieder auf. Auf diese Weise war es möglich, von einem einzigen Schiff aus mehrere Planeten zu erforschen.
Cap Dureau, der Leiter der kleinen Gruppe, beugte sich über den Bildschirm. Außer dem sanften Schnurren des Frischluftregulierers war kein Geräusch zu hören. Die Männer standen hinter und neben Dureau.
Dureau schaltete die Sprechanlage ein, die ihn mit Laretto verband.
»Alles in Ordnung, Alberto?«
Larettos Stimme kam, für alle hörbar, aus dem Lautsprecher der Funkanlage. Während er sprach, sahen sie ihn näher an die Kuppel herankommen.
»Ich konnte tatsächlich nackten Fels entdecken«, berichtete er. »Das heißt, nackt war er eigentlich nicht, es klebte eine ganze Menge dran. Auf jeden Fall habe ich die Gesteinsproben bei mir, an denen Cooper so interessiert ist.«
Cooper war der wissenschaftliche Leiter des Forschungsschiffs.
»In Ordnung«, sagte Dureau. »Wir werden dich einschleusen.«
Dureau war ein großer, schlanker Mann mit kantigem Gesicht. Seine hellen Augen ließen ihn fanatisch wirken. Er war der jüngste Kuppelführer der FIEBERHEXE.
»Ich werde Laretto einen Kaffee kochen«, erbot sich Jaspers. »Das wird ihn aufmuntern.«
»Ich kann mir zwar vorstellen, dass jemand an deinem Kaffee erstickt«, behauptete Faron, der Biologe, »aber belebend hat er noch nie gewirkt.«
Bevor Jaspers die Vorzüge seines unbeliebten Getränkes verteidigen konnte, kam vom Bildschirm der entsetzte Aufschrei des jungen Jaanz.
»Laretto!«, rief er. »Er ist weg!«
Die Männer sprangen auf, und Dureau drängte sich nach vorn.
»Was ist passiert?«, fragte er scharf.
In Jaanz' kreidebleichem Gesicht wirkten die Lippen wie blutige Striche. Er wollte das Zittern seiner Hände verbergen, indem er sie fest gegen die Umfassung des Bildschirms presste.
»Er ist in einen Spalt gerutscht«, brachte er hervor. »Dort, an der dunklen Stelle im Schnee.«
Dureau erkannte einen feinen Dunstschleier an dem bezeichneten Platz, wahrscheinlich eine dünne Chlorgaswolke, die mit Eiskristallen durchsetzt war. Für einen Moment starrte er bewegungslos auf das Bild.
Wie tief mag er gestürzt sein?, dachte er.
Er schaltete die Sprechanlage wieder ein. Ein kurzer Blick zur Seite zeigte ihm das ernste Gesicht von Dr. Malvin.
»Laretto!«, rief er.
»Ich kann dich hören, Cap«, erwiderte der Italiener sofort. »Ich wünschte, dass ich dich auch sehen könnte.«
»Wie tief bist du gefallen, Alberto?«, fragte der Kuppelführer.
»Keine Ahnung. Es ist ziemlich dunkel hier unten. Vier Meter vielleicht oder mehr. Ich werde kaum allein herauskommen. Die Wände sind glatt und gefroren. Ich bin heilfroh, dass dem Anzug nichts passiert ist.«
Dureau dachte an den Wasserstoff. Wenn es nur eine winzige undichte Stelle gab ...
»Wir werden dich holen«, versprach er dem Verunglückten.
Eine Weile war es still, und Dureau glaubte schon, dass der Geologe den Helmlautsprecher ausgeschaltet hätte. Dann sprach Laretto plötzlich wieder. »Das wird schlecht gehen, Cap«, sagte er ruhig. »Wir haben nur noch einen Anzug. Das heißt, dass nur ein Mann zu mir raus kann. In dem Ding ist man schwerfällig wie ein alter, fetter Bernhardiner. Wie sollte mich der Mann aus dem Loch zerren?«
Dureau wusste natürlich, dass Laretto recht hatte. Im Augenblick konnte er sich nicht vorstellen, wie sie ihm helfen sollten. Doch sie mussten ihm helfen, und zwar schnell; der Sauerstoff, den Laretto mit sich führte, wurde ständig knapper.
Der Spalt, in den der Italiener gefallen war, befand sich etwa vierzig Meter vom Kuckucksei entfernt. Auf Tarat V bedeuteten diese vierzig Meter jedoch schon beinahe den Tod eines Mannes.
»Ich habe eine Idee«, log Dureau. »Verhalte dich ruhig, Alberto.«
Er schaltete das Mikrophon aus, so dass Laretto nicht mithören konnte.
»Wir haben drei Stunden Zeit, um ihm zu helfen«, gab er bekannt. »Wenn er innerhalb dieser Zeitspanne nicht bei uns ist, wird er ersticken.«
Jaspers trat vor. Er überragte Dureau um Kopfeslänge.
»Ich werde gehen«, erbot er sich. »Von allen bin ich der kräftigste Mann. Gebt mir ein Seil, damit werde ich ihn aus dem Loch ziehen.«
»Sie könnten ebensogut versuchen, einen Elefanten von einem Ende der Fifth Avenue zum anderen zu tragen«, mischte sich Endriss ein. »Mit seinem Anzug und der höheren Schwerkraft wiegt Laretto über vier Zentner. Wie wollen Sie ihn da herausziehen?«
Jaspers warf ihm einen zornigen Blick zu. Dureau durchbrach die gespannte Stimmung.
»Endriss hat völlig recht«, sagte er. »Trotzdem muss es einen Weg geben. Wir haben die Stahltrosse, mit der uns die FIEBERHEXE an Bord zieht. Sie ist für uns vorerst die einzige Möglichkeit.«
Doc Malvin rieb gedankenverloren sein Kinn. Seine braunen Augen funkelten.
»Wir haben ein Seil«, stellte er fest. »Was uns fehlt, ist eine Winde.«
»Eine Winde?«, fragte Jaanz verwirrt.
»Eine primitive Ausführung wäre leicht herzustellen«, stimmte Dureau zu. »Das genügt jedoch nicht. Sie müsste eine Übersetzung haben, die Kraft spart. Wir haben zwar elektronische Messgeräte zur Verfügung, aber keine Zahnräder.«
»Ich habe einen besseren Vorschlag«, meldete sich Faron. »Wir können ihn mit der äußeren