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Die Verbesserung unserer Träume
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eBook204 Seiten2 Stunden

Die Verbesserung unserer Träume

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Über dieses E-Book

Lichtjahre von der Erde entfernt haben Menschen eine Stadt gebaut, in einem unbedeutenden Sonnensystem: Die am Reißbrett entworfene Oneiropole sollte Symbol einer neuen, besseren Gesellschaft werden, aber Rheit ist ein kleiner, feindseliger Planet, vom Außenparasiten umkreist, der nachts blutrot am Himmel steht. Von Wüste und flirrender Hitze umgeben, sind alle früheren Ideale der Siedler zu hohlen Phrasen verkommen. Man interessiert sich für nichts, gibt sich geistlosen Spielen hin und beteiligt sich nicht mehr an politischen Entscheidungsprozessen. Und die Träume der Menschen haben ein Eigenleben entwickelt: Die Wirklichkeit wird brüchig, alles scheint in Auflösung begriffen. Nur der Wissenschaftler Aspi kämpft mit seiner Partnerin, der Lehrerin Obla, und ihrem gemeinsamen Sohn Chao gegen den unaufhaltsam scheinenden Untergang der Stadt an …

Sebastian Guhr beschreibt in Die Verbesserung unserer Träume nicht nur das Scheitern einer Utopie und den Untergang einer Gesellschaftsvision, er stellt in eindrücklichen Bildern die grundsätzliche Frage nach der Vergeblichkeit menschlichen Strebens: Bedeutet die eigene Endlichkeit letztlich nicht die Auflösung jeglicher Zusammenhänge?
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum9. Okt. 2017
ISBN9783903081628
Die Verbesserung unserer Träume

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    Buchvorschau

    Die Verbesserung unserer Träume - Sebastian Guhr

    Calvino

    Erster Teil

    ONEIROPOLE

    Am Stadtrand, im Wüstensand

    Herl steht hoch oben am Fenster ihres Büros und überblickt die Welt, für die sie sich als Zentralpaneldelegierte besonders verantwortlich fühlt. Zwanzig Lichtjahre von der Erde entfernt haben hier die Menschen eine Stadt gebaut, in einem unbedeutenden Sonnensystem, auf einem kleinen Planeten, der abseits der Handelsrouten liegt und durch seinen äußeren Geröllgürtel nur unzuverlässig interstellare Radiosignale empfängt. Genau so einen hintersten Winkel des bekannten Universums, ein vom Rest der menschlichen Zivilisation vergessenes Habitat in einer gleichgültigen Umgebung hatten sich die ersten Siedler ersehnt. Hier konnten sie sich erproben.

    Als sie damals ins Ungewisse aufbrachen in ihrem nach der Ankunft zerstörten Wohnschiff namens Prometheus, machte ein Satz die Runde, der bald zum Wahlspruch für diese Reise wurde: Reißt die Träume von den Bäumen und pflanzt sie in ein Meer aus Zuversicht! Wer den Satz, den heute jedes Kind in der Oneiropole kennt, erfand, ist nicht überliefert worden.

    Aus Teilen des Wohnschiffs der Siedler wurde der viel behäbigere, für tiefere Vorstöße ins All ungeeignete Frachter gebaut, der zweimal am Tag zwischen Rheit und seinem Außenparasiten pendelt. Er bringt den Rohstoff Kys, eine Ausscheidung dieses bohnenförmigen Planetenbegleiters, und liefert im Gegenzug Fördermaschinen und Reparatureinheiten hinauf. Sein Landeplatz liegt für Herl von hier aus sichtbar etwas außerhalb der Oneiropole, deren quadratische, mit hohen Türmen bebaute Fläche jetzt, wenn gegen Mittag die Wolken verschwinden, silbern unter der hiesigen Sonne glänzt. Nur noch wenige Spaziergänger trotzen unter dem gelben Himmel der Hitze. Manche von ihnen gehen in die Wüste hinaus, unvernünftig und gegen den ausdrücklichen Ratschlag der Ärzte, Politiker und Wissenschaftler, die ihrerseits längst in sicheren Gebäuden mit der Arbeit begonnen haben.

    Als Mitglied des Zentralpanels sorgt sich Herl um jeden einzelnen dieser Wüstengänger, die ihr wie kleine Punkte erscheinen. Sie zählt sie, lässt dann aber ihren Blick zum Frachter hinüber wandern, der zu einem weiteren Flug abhebt. Der eine oder andere Oneiropolit sieht ihm ebenfalls aus seinem Bürofenster nach, interessiert, vielleicht auch stolz auf diese fleißige Hummel, die für viele ein Symbol für die Unabhängigkeit und das Wachstum der Kolonie ist.

    Neben einem Schachtisch aus Glas, dessen Holo-Figuren schon seit Tagen auf den nächsten Zug warten, steht ein Sessel, in dem sich Krais zurücklehnt. Hinter ihm, in einer Ecke des kleinen Zimmers, liegt ein ordentlich zusammengerolltes Springseil über einem Haufen aus Hanteln, doch zwischen einer karierten Unterhose und dem Hemd, das Krais schon seit ein paar Tagen anhat, erhebt sich sein untrainierter Bauch nackt, behaart und melonenhaft. Die Sportgeräte sind ihm, genauso wie das Schachspiel, vom Zentralpanel zugeschickt worden, da die Behörde weiß, dass Verstockte die Möglichkeiten des Extensums selten nutzen und gern zu Hause bleiben. Dass er als Verstockter im Computer geführt wird, hat Krais erst bei der Lieferung erfahren, eine Woche nachdem das Zentralpanel ihm zum ersten Mal keine Stelle vermitteln konnte.

    Der großen Wölbung des Bauchs entspricht weiter unten die kleinere einer Erektion. Krais hat sich die Homunc-Brille aufgesetzt, und etwas, das ihm in seinem Traum widerfährt, lässt ihn aufseufzen. Er fährt mit der Zunge über die trockenen Lippen und mit einer Hand über den Bart, den er meistens zu einem Krawattenknoten bindet, jetzt aber offen trägt wie einen Fuchsschwanz. Er ordnet den Bausch, als würde er sich für jemanden schön machen, kämmt ihn mit gekrümmten Fingerspitzen.

    »Komm her«, flüstert er und meint eine der beiden Nackten, die sich neben ihm am Strand eines goldenen Meeres räkeln. Zwar deuten die dunkelblaue Haut, die pulsierenden Kiemen sowie die jeweils drei Brüste auf eine Idee von nicht gerade menschlicher Weiblichkeit, doch sind es eher die altvertrauten Berührungen, die verlässlich sich einstellende Erregung, die Krais hier sucht. Er beugt sich, im Sessel wie im Traum, nach vorn, spitzt seine Lippen zu einem Kuss und weiß nicht, was er mit den Kiemen und den drei Brüsten eigentlich anfangen soll. Er wollte sie einfach mal ausprobieren und merkt nun, dass sie ihn ablenken. Dann schiebt sich etwas Störendes in den Traum, als die eine dunkelblaue Schönheit sich auf ihn setzt und die andere zu singen beginnt. Krais hört die feuchten Schnappgeräusche der Kiemen und den Sopran, spürt die viel zu feste Klammer ihrer Schenkel, den schmerzhaften Biss an seinem Ohrläppchen und möchte sie von sich wegschieben. »Verstockt«, flüstert sie in sein Ohr.

    Wie kann das sein? Oder war es nur das Plätschern der Wellen? Wie ein Baumeister eine fehlerhafte Apparatur, analysiert Krais das Setting, das ihn einige Arbeit gekostet hat. Wie kommt das Zentralpanel darauf, dass er verstockt wäre? Weil er schon zu lang allein lebt? Während er irritiert die drei gegen seinen Brustkorb drückenden Rundungen mit den nur zwei Gesäßhälften, um die sich seine Hände legen, in Verbindung zu bringen versucht, lauscht er aufmerksam auf das Wellengeräusch. Es ist ihm eindeutig zu blechern geraten, kein Wunder, dass er dieses scheußliche Wort darin hört. Verstockt, rauschen die Wellen.

    Da erotische Homunc-Settings für einen vom Zentralpanel vorübergehend als »unvermittelbar« Eingestuften zu teuer sind, programmiert sich Krais seine Wunschwelten selbst, keine besondere Herausforderung für einen Experten wie ihn und ein kleiner Trost für jemanden, der es nicht schafft, auf wirkliche Frauen erweiternd zu wirken. Dementsprechend verteidigt er seine Homunc-Liebschaften vor sich selbst als Vorbereitung oder wenigstens als Zwischenlösung, um nicht gänzlich zu verdorren.

    Unzufrieden reißt er sich die Brille vom Kopf und zieht beinahe auch den Akont in seinem Hinterkopf heraus. Er streichelt sich über den Oberarm, dort wo er eben von der Kiemenfrau berührt worden war, aber es fühlt sich anders an. Erinnerungen an Settings sind meistens lau und wirken im Vergleich zu realen Erlebnissen seltsam erledigt, abgeschlossen, keiner Wehmut wert. Wenn die Settings einen Ersatz darstellen sollen, denkt Krais, ergibt es keinen Sinn, sie so abweichend von der Wirklichkeit zu programmieren. Im Gegenteil, er sollte zukünftig auf bekannte Gesichter und Körper zurückgreifen, obwohl das illegal wäre. Seine Lehrerin im Extensum zum Beispiel, möchte sie mit ihm schlafen? Weiß sie überhaupt, wie er heißt? Bestimmt würde er ihr gegenüber anders auftreten, wenn er sie vorher in einem seiner Settings für Dinge benutzt hätte, von denen sie selbst vielleicht auch träumt.

    Ein Klingeln schreckt ihn auf. Es wird der Alte sein, denkt er, und tritt auf dem Weg zur Wabentür mit nackten Zehen gegen etwas Weiches, das sich, als er nach unten blickt, als ein verschimmelter Apfelrest entpuppt.

    Wie erwartet ist es der alte Mann mit der Knollennase und dem zerzausten, wie ein graues Feuer lodernden Haar. »Schauen Sie nicht so betröpfelt«, sagt er. »So schnell werden Sie mich nicht los.«

    »Dix! Das hab ich mir schon gedacht.« Ein Feuer, das über kalte Flure zu seinem Ziel hin wandert wie das, was im Lexikon der unerwünschten Wörter Schicksal genannt wurde. Krais versucht, sich an dessen genaue Definition zu erinnern, aber der Alte lässt ihn nicht dazu kommen.

    »Darf ich reinkommen?«

    Was Dix mit ihm besprechen möchte, womit er ihn schon seit Tagen bedrängt, ist für die Ohren neugieriger Nachbarn nicht geeignet, deshalb bleibt Krais nichts anderes übrig, als den Spalt weiter zu öffnen und beiseite zu treten.

    Der Alte gibt sich keine Mühe, seinen Ekel vor dem Zustand dieser Wabe hier im hundertsiebten Stockwerk eines der mittelgroßen Türme der Oneiropole zu verbergen. Er versucht, keines der ihn umschwebenden Holo-Stücke oder der willkürlich über den Boden verteilten Dinge zu berühren, und nimmt einen nicht viel größeren Platz ein, als sein schon etwas gekrümmter Körper mit angelegten Armen braucht. Vierzig Jahre älter als Krais hat er die Zeit der großen Knappheit noch miterlebt, doch so schlimm, dass er einen Besucher in Unterhosen empfangen hätte, war es ihm nie gegangen. Eins der Holo-Stücke treibt auf ihn zu. Ehe es auf seine Körpertemperatur reagieren kann, pustet Dix es, eine Staubschicht aufwirbelnd, weg.

    »Was machen Sie den ganzen Tag?«

    »Ich muss oft ins Extensum, Erweiterungspunkte sammeln.«

    »Lassen Sie sich nicht gehen, Mensch!«

    Krais sieht sich im Wirrwarr nach einer Hose um, findet aber nur einen Morgenmantel, in den er schlüpft. Nachdem er den Stoffgürtel vor seinem Bauch verknotet hat, vergräbt er die Hände in den schlackernden Taschen. »Gut.«

    Das Gesicht des Alten zieht sich sorgenvoll zusammen wie ein Kaleidoskop aus Schwierigkeiten, die sich endlos fortspiegeln würden, wäre Krais für ein genaueres Hinsehen nicht zu entmutigt.

    »Haben Sie über mein Angebot nachgedacht?«

    »Die Decodierung? Ja. Ich kann Ihnen so etwas programmieren. Gegen entsprechende …«

    Dix wischt das lästige Thema der Bezahlung beiseite. »Besorgen Sie mir die betreffenden Artefakte aus dem Keller des archäologischen Instituts.«

    »Diebstahl? Davon war bisher keine Rede. Ich dachte, Sie besitzen die Artefakte längst.« Geschlagen von dieser nächsten, bestimmt als Falte im Gesicht des Alten eigentlich seit langem erkennbaren Schwierigkeit, seufzt Krais geräuschvoll auf.

    »Im Keller des Instituts lagern sie ohne jeden Nutzen«, sagt Dix. »Die Leute dort wissen nichts damit anzufangen. Wir dagegen haben die Möglichkeit … Dank Ihrer Fähigkeiten als Programmierer!«

    »So was kommt bestimmt raus.«

    »Eine Lappalie im Vergleich zur Korruption im Zentralpanel.« Dix kann sich über die Naivität des jungen Manns nur wundern. »Wachen Sie endlich auf!«

    »Das Zentralpanel hat mich als Verstockten eingestuft. Wissen Sie, wie das passieren konnte?«

    »Jemand, der Sie nicht leiden kann. Haben Sie Feinde?«

    »Nicht, dass ich …«

    »Haben Sie Freunde?«

    »Nein.«

    »Keine Sorge, ich habe welche.« Ein Vergnügen, das er, streng gegen sich selbst, nur kurz durchscheinen lässt, ordnet das Faltenmuster in seinem Gesicht neu. »Wie auch immer. Ich bin zu alt für so eine nächtliche Aktion. Leider. Ich verspreche Ihnen einen Haufen Spezialisierungspunkte, meinetwegen als Bio-Ingenieur, wenn Sie die Angelegenheit sauber durchziehen.« Überzeugungseifer treibt feuchte Bläschen in seine Mundwinkel. »Sie haben schon eine Menge gelernt. Eines Tages könnten Sie in meinem Labor arbeiten.«

    »Auf eine Stelle als Bio-Ingenieur müsste ich vermittelt werden.«

    »Mein Kontakt beim Zentralpanel kann Ihr Register so verbessern, dass der Rechner Sie mir als geeigneten Arbeiter zuordnet.«

    »Und die Einstufung als Verstockter?«

    »Geschenkt.«

    In einem überschaubaren, im Fall der Oneiropole quadratischen Feld aus Bekanntschaften und zufälligen Nicht-Bekanntschaften ist es eine Frage der Zeit und des strategischen Denkens, ob ein Nicht-Bekannter zu einem Bekannten und ein bloßer Bekannter zu einem Unterstützer wird, der natürlich auch unterstützt werden möchte. Irgendein Selbstverständnis im Umgang mit dieser Stadt muss es sein, das Krais fehlt, das er im Alten aber deutlich erkennt. Vielleicht ist es dieser Mangel an Geläufigkeit, der einen Verstockten ausmacht, denkt Krais. Ein plötzlicher Tagtraum in düsteren Tönen springt ihn an: Dix, über einen Sarg gebeugt, ruft »Alma!« Es ist ein verletzter, zerrissener Dix, der wimmert wie ein Kind, der mit Fäusten auf die Sargkante schlägt und trotzdem unter Tränen und mit halb zugekniffenen Lidern am Inhalt des Kastens hartnäckig vorbei sieht. »Alma, es tut mir leid!«, ruft er – und mit diesen Worten löst sich der Traum auf. Krais empfindet plötzlich Mitleid mit seinem Besucher, dessen bleiches Haarfeuer auf dem Kopf jetzt weit weniger überlegen lodert, sondern weich die Spitzen hängen lässt, als wären sie feucht geworden. Hat der Alte, bevor er zu ihm kam, mit den Händen absichtlich die Frisur aufgebauscht, um Eindruck zu machen?

    »Sie hatten gerade einen Traum, nicht wahr?«

    »Ja.«

    »Elende Träume. Sie werden immer aufdringlicher. Als ich jung war, haben sie sich nur selten in den Tag hineingetraut. Und die, die sich ins Helle vorwagten, haben sich wenigstens anständig benommen, waren nicht so negativ.« Er macht eine Pause, in der er überlegt, wie er von einem Geheimnis sprechen soll, ohne es zu verraten. »Aber bald … gibt es vielleicht eine Lösung für dieses Ärgernis.«

    »Das Projekt, an dem Sie arbeiten?«

    Dix legt einen Zeigefinger über seinen Mund und schweigt.

    »Kennen Sie das Wort Verweser?«, fragt Krais.

    »Nein. Was soll es bedeuten?«

    »So was wie Gouverneur. Glauben Sie, dass wir so etwas hier haben?«

    »Wie jeder Oneiropolit weiß, konstituiert sich das Zentralpanel für eine begrenzte Dauer. Wenn Sie mich fragen, ist ein Jahr zu kurz für das, was man auf der Erde Regieren nannte.«

    »Dieses Wort kennen Sie also! Regent, das bedeutet so etwas wie König.«

    »Na sehen Sie, das kommt doch Ihrem Verweser sehr nahe. Dann ist das die Verwesung des Zentralpanels!« Der Alte kichert und blinzelt. »Ich weiß schon seit einer Weile, dass es mit uns abwärts geht. Daran sind die Störträume schuld, sie bringen alles durcheinander. Oder nicht?«

    »Das meinte ich nicht.« In der Tasche seines Morgenmantels kullert eine einzelne Kys-Tablette, die Krais herausfingert und sich auf die Zunge legt, woraufhin der Alte erstaunt die Wangen aufbläst.

    »Sie kauen das, als wäre es Obst. Wie viel nehmen Sie am Tag von dem Zeug?«

    »Nicht mehr als die erlaubte Dosis.«

    Krais wünscht sich an den Goldstrand seines Homunc-Settings zurück, zu seinen zwei blauen Grazien, auf die er allerdings verzichten könnte, wenn er erst einmal als Bio-Ingenieur wirklich selbsterweiternd auf Frauen wirkt. Er streckt die Hand aus, und Dix schlägt ein.

    »Abgemacht.«

    Wie er vorhin nicht in die Sargöffnung blicken wollte! Verlogener Hund, kommt sich mutig vor. Krais ärgert sich über das Geplapper mancher Oneiropoliten, die mit ihren angeblich aus besonderen menschlichen Begegnungen und intensiven Erlebnissen gewonnenen Erfahrungspunkten prahlen.

    »Träumen Sie schon wieder?«, fragt der Alte, ungeduldig den Türknauf im Visier. »Weitere Gespräche bitte nicht über meinen Akont. Persönliche Gespräche sind sicherer.«

    »In Ordnung«, stottert Krais. Drei Brüste, aber nur zwei Hände – liegt es daran, dass sein Körper sich nun so seltsam anfühlt? Oder ist der Morgenmantel ihm zu eng geworden? Er sollte doch einmal die Sportgeräte ausprobieren. »Ich muss erst mal eine Weile drüber nachdenken, bevor ich mir etwas für den Einbruch einfallen lasse.« Er hat es nie für möglich gehalten, einmal ein Einbrecher zu sein. Die ganze Sache kommt ihm unwirklich und er selbst sich allein schon beim Aussprechen dieses Wortes, das er eher aus Geschichten kennt, unbeholfen vor. »Als Spezialisierter sagt man Einstieg und nicht Einbruch, oder?«

    »Nennen Sie es, wie Sie wollen. Hauptsache, Sie verschlafen es nicht. Jeder weitere Tag, den Sie als Verstockter im Zentralpanel geführt werden, macht eine zukünftige Vermittlung schwieriger.«

    »Aber …«

    »Nur damit Sie wissen, worum es geht.«

    »Ich verstehe.« Und vielleicht benötigt er dann als Bio-Ingenieur auch nicht mehr diesen Bart und diesen Knoten, um einer Frau aufzufallen.

    An den Köpfen ihrer Schüler vorbei erhascht Obla einen Blick auf den kleiner werdenden und bald im Weltraum versinkenden

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