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Monster, mein!: Dystopie, Fantasy, Endzeit – einfach eine außergewöhnliche Liebesgeschichte.
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eBook251 Seiten3 Stunden

Monster, mein!: Dystopie, Fantasy, Endzeit – einfach eine außergewöhnliche Liebesgeschichte.

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Über dieses E-Book

Wenn die Welt kollabiert, was kann die Menschheit dann noch retten? Die Liebe.

Eine Katastrophe hat Deutschland zerstört. Auf ihrer verzweifelten Suche nach anderen Menschen irrt Solitude durch die Trümmer der Zivilisation. Als sie auf ein Wesen – ein groß gewachsener und muskulöser Mann zwar, jedoch mit reptilhaften Zügen – trifft, fürchtete sie um ihr Leben, nichtsahnend, dass sie den Herrscher zweier ungeheuerlichen Rassen vor sich hat.
Obwohl es sich Solitude und T'har zuerst nicht eingestehen, fühlen sie sich vom ersten Moment an unwiderstehlich zueinander hingezogen. Sie stehen sich als Feinde gegenüber, doch es sind andere, die ihnen nach dem Leben trachten. Kann eine Liebe in Zeiten von Hass, Verrat und Machtgier erblühen?
SpracheDeutsch
HerausgeberUBOOKS
Erscheinungsdatum1. Okt. 2015
ISBN9783944154398
Monster, mein!: Dystopie, Fantasy, Endzeit – einfach eine außergewöhnliche Liebesgeschichte.

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    Buchvorschau

    Monster, mein! - Sandra Henke

    Fünfunddreissig

    Epilog

    ... 2106 ...

    ... die Welt liegt in Schutt und Asche ...

    ... die Menschheit ist fast zerstört ...

    ... Cuxhaven ...

    ... im Schlamm vor der Nordseeküste erwacht altes Leben zu neuer Stärke ...

    ... während andere Kreaturen immer schon unerkannt unter uns lebten ...

    ... gemeinsam werden sie uns überleben ...

    ... DAFÜR KÄMPFEN SIE BIS AUFS BLUT!!!

    Die menschliche Rasse ist nach der Nuklearkata­strophe – die sie als Vergleich zum Urknall den ‹Big Bang › nennt, da die Welt eine zweite Geburt erlebte – knapp ihrer kompletten Vernichtung entgangen. Nur wenige haben überlebt.

    Sie rotten sich gegen die Ausgeburten der neuen Hölle zusammen, denn zig Jahre nach der Katastrophe versuchen fremde Spezies die Herrschaft zu übernehmen und die Menschen auszumerzen. Völker, die im Verborgenen hausten, bis der Big Bang ihnen die Möglichkeit zur Ausbreitung schenkte. Der Hass auf allen Seiten scheint unüberwindbar. «Der Lab’san’dar» handelt von der Menschenfrau Solitude, die 2106 nach langer Suche im zerstörten Cuxhaven – neuzeitlich «Cux» genannt – endlich auf Menschen trifft. Doch nichts, ist wie sie es ersehnt hatte. Die Bewohner der Zuflucht begegnen ihr mit Misstrauern und stoßen sie gleich in ein gefährliches Abenteuer.

    «Der Lab’san’dar» handelt auch von T’har, der sich in seinem Amt beweisen muss und zwischen den Fronten der Sand’hor und Alligadronen steht, da er das erste und einzige Mischlingswesen aus den Völkern ist – gezeugt, um den Pakt zu ­untermauern. Er ist gezwungen gegen Intrigen zu kämpfen, die hinter seinem Rücken gesponnen werden.

    «Der Lab’san’dar» erzählt von vielen weiteren Schicksalen, die miteinander verflochten sind ... der Menschenfrau Shaila, der Sand’hor Sid’he, dem Alligadronen Plator und vielen mehr. Sie alle versuchen auf ihre Art und Weise mit der befremdlichen Situation umzugehen und ihren Platz in der Welt zu finden. Jeder kämpft darum seine Prinzipien durchzusetzen – koste es was es wolle. Leider sind diese Ziele allzu oft gegensätzlich.

    Nur der Lab’san’dar kann den kleinen Kosmos dieser drei Gruppen vereinen, wie er schon den der Sand’hor und Alligadronen vereinte. Wird er das Wunder vollbringen? Will er das überhaupt oder verfolgt er eigennützige Ziele?

    Einsamkeit ist der Weg, auf dem das Schicksal

    den Menschen zu sich selbst führen will.

    Hermann Hesse

    Eins

    Genüsslich suhlte sich Plator im Schlamm hinter seiner ­Heimat aus Stein, die er immer mehr zu hassen begann.

    Er war es nach der langen Zeit immer noch nicht gewohnt, Marmor anstatt Meeresschlick an seinen Fußsohlen zu spüren und auf Ruinenfragmenten Platz zu nehmen, anstelle von Baumstümpfen.

    Umso mehr genoss er es in diesem Moment seinen grünen Schuppen einen schlammfarbenen Ton zu verpassen und ­seinen Körper an Kies zu reiben, auch wenn dies kein Vergleich zum Schlick von damals war.

    Spöttisch schnaubte der Bulle durch seine großen Nüstern, während er seinen Blick über die Mauer schweifen ließ, die die Schlammlöcher der Alligadronen von der Menschenstadt trennte.

    «Was ist los?» Krasstan und Tennlo sahen ihn fragend an. Oft suchten die Jungen seine Nähe. Plator gefiel dies, konnte er ihnen doch auf diesem Weg seine alterwürdigen Regeln und Ansichten vermitteln.

    Ein spöttisches Grinsen zierte seinen hervorstehenden Mund. «Manchmal kann ich nicht glauben, dass wir es tatsächlich getan haben.»

    «Ich verstehe nicht.»

    Krasstans runzelte die Stirn. Er folgte Plators Blick gen Stadt. Hell schimmerte der weiß-graue Marmor des großen Hauses, das alle nur die Marmorstadt nannten, obwohl ihn nicht einmal die Sonne anstrahlte.

    «Was getan?»

    Der Alte spuckte in den Schlamm vor ihren Füßen.

    «Uns in eine Stadt aus Stein pressen zu lassen.»

    Tennlo setzte sich aufrecht hin, damit er Plator besser sehen konnte, und rückte seinen ledernen Lendenschurz zurecht.

    Sein Blick schweifte ebenfalls zur nahen Stadt.

    «Was ist denn so schlecht daran?»

    Wütend packte der Bulle eine handvoll Morast und schmiss sie dem jungen Gefolgsmann ins Echsengesicht.

    Mit Genugtuung beobachtete er, wie Tennlo zusammen zuckte, als wäre neben ihm ein Inferno ausgebrochen. Erschrocken erstarrte der Junge. Er wagte es nicht weder sich den Schlamm aus den Augen zu pulen, noch eine weitere Frage zu stellen.

    «Wir sind Urviecher, Kleiner!»

    Noch immer starrte Tennlo ihn an. Knurrend lehnte Plator sich zurück und sah in den anthrazitfarbenen Himmel, der mit moosgrünen Schlieren durchzogen war.

    Krasstan tat es ihm gleich. Der Morast machte seinem muskulösen Körper schmatzend Platz.

    «... und Urviecher gehören nicht in eine unnatürliche Umgebung.»

    Verblüfft drehte der Alte den Kopf zur Seite.

    «Mein Junge, du überraschst mich – positiv! Menschen errichten Städte. Wir hassen die Homo Sapiens. Also, wieso sollten wir in von ihnen erbauten Mauern leben?»

    Der Junge grinste seinen Lehrmeister zufrieden an und blickte zum nah gelegenen Garten der Sand’hor hinüber.

    «Das war der Wunsch der Priesterkaste.»

    Plator schnaubte verächtlich. Erneut rotzte er in den Schlamm zwischen ihm und Krasstan.

    «Diese Kreaturen sind leicht wie eine Feder. Eine absolute Fehlkonstruktion der Natur. Wir hätten sie damals mit einem Faustschlag erledigen können.»

    Tennlo erholte sich langsam und machte sich durch den Schlamm schlängelnd aus dem Staub.

    «Wer fällte die Entscheidung zu dem Pakt?»

    Plator liebte es die Position eines Kriegslehrmeisters zu übernehmen. Lange hatte er warten müssen, um Anführer der ­Todesschwadron zu werden, und nun verwehrte man ihm, seine Schützlinge nach seinen eigenen Vorstellungen zu trimmen. Er musste sich dem Pakt beugen. Er musste dem Lab’san’dar dienen, der nur zur Hälfte einer der ihren war. Doch die Zeit der Veränderung würde kommen. Und wenn nicht, musste er eben nachhelfen.

    Krasstan riss ihn aus seinen Gedanken. «Hunger und Durst.» «Hä?» Was faselte dieser Kadett?

    «Die Alligadronen hatten Durst und kein Wasser. Das Meer ist verseucht. Die Sand’hor waren Halter der Quelle, jedoch Streunern hilflos ausgeliefert, da sie nicht für den Kampf gebaut sind. Sie teilten uns den Ort der Quelle mit, und wir beschützen sie als Gegenleistung. Gemeinsam legten wir den Garten zur Nahrungsgewinnung an.»

    Plator spuckte dreimal große Schleimklumpen in den Schlamm.

    «Es gab zu viele, die blind waren und den Pakt als unumgänglich betrachteten. Pah! Obst und Gemüse ... Früher aßen wir ausschließlich Fleisch. Wir brauchen ihre Großzügigkeit nicht.»

    «Tun wir nicht?», fragte Krasstan und sah ihn mit großen Augen an.

    «Kleiner, wir sind körperlich und mental stark. Sie dagegen sind, genauso wie die widerliche Menschenrasse, schwacher Abschaum. Wir hätten uns nehmen sollen, was wir brauchen, anstatt zu verhandeln.»

    Verschwörerisch fügte er hinzu: «Und ich rede nicht nur von der Quelle. Auch Fleisch ist genug da.»

    Der Junge schaute auf seine mit Schwimmhäuten verbundenen Zehen. Gedankenversunken fingerte er an ihnen herum, während der Bulle ihn abfällig grinsend beobachtete. «Die brauchst du in der Stadt nicht, Krasstan.»

    Der Junge antwortete ihm mit einem Seufzen.

    Zufrieden über den Verlauf des Gesprächs kreuzte Plator die Arme hinter dem Kopf und legte seinen massigen Schädel ­darauf.

    Der giftige Dorn saß bereits unter der Haut. Bald schon würde er Eiter tragen. Und er freute sich auf Zeitpunkt, an dem der Dorn vom Eiterfluss herausgespült werden und den Grundstein für einen weiteren Big Bang sein würde. Nur diesmal war der Kollaps nicht menschlichen Ursprungs, sondern alligadronischer.

    Geschrei sog Plator in das Hier und Jetzt zurück. Mortos lief zeternd auf den Anführer der Todesschwadron zu. Das Schmatzen des Morasts begleitete seine langen, forschen Schritte. Seine muskulösen Arme fuchtelten wild in der Luft herum, während die Augen vor Wut Blitze aussandten. «Mein Sohn ist wieder einmal verschwunden. Du solltest dort sein, wo er ist – immer an seiner Seite. Wieso suhlst du dich faul im Schlamm?»

    Erregtes Zischen drang zwischen Plators dünnen Lippen hervor.

    «Wie kann ich den Lab’san’dar beschützen, wenn er ständig einsame Ausflüge in die Menschenstadt macht, Mortos?» Krasstan fühlte sich sichtlich unwohl in Anwesenheit der ­tobenden Mächtigen der Marmorstadt. Auf allen Vieren kroch er an Mortos vorbei und schlängelte sich geräuschlos durch den Schlamm an ihnen vorbei, um das Weite zu suchen.

    «Du bist sein Leibwächter und für sein Wohlergehen verantwortlich», maßregelte der Vater des Lab’san’dar den Bullen. Schleimfäden spritzen aus seinem Mund.

    «Du solltest sein Begleiter sein. Nicht die Einsamkeit.»

    Plator ballte seine Hände zu Fäusten und grub sie tief in den Morast ein, damit Mortos diese Geste nicht bemerkte. Am liebsten hätte er sein Gegenüber in der Luft zerrissen. Er wollte den Zwist auf altmodische Weise ausfechten – ihm die Kehle aufreißen und seine Eingeweide mit Schlamm vermischen. Doch noch war er gezwungen zu buckeln. Noch! Widerwillig erhob sich der Alte, senkte seinen Kopf demütig und unterdrückte das Knurren, das automatisch in den Wangentaschen der ­Alligadronen entstand, wenn Zorn sie knechtete.

    «Ich werde den Lab’san’dar suchen und ihn zur Marmorstadt zurückbringen. Einen derartigen Fehler meinerseits wird es nicht mehr geben.»

    Mit schnellen, stampfenden Schritten entfernte er sich von Mortos, um mit einigen Mitgliedern der Schwadron die Menschenstadt zu durchforsten.

    Zwei

    Jede Faser ihres schweißüberströmten Körpers spürte, dass er sie durch die Ruinen Cuxs verfolgte, um sie, wie ein Jäger seine Beute, niederzustrecken. Sein Blick war starr.

    Sein Gang zielsicher. Das befremdliche Aussehen dieses Untiers überzog die Menschenfrau trotz der Schwüle mit einer Gänsehaut. Ihr Blick hatte schon viele Mutanten auf dem langen Fußmarsch durch Deutschland erhascht, doch dieser Kerl ließ das verstrahlte Blut in ihren Adern zu atomarem Schlamm verkümmern. Verdammt!

    Was wollte er von ihr? Wieso trieb er sie durch die fremden Straßen?

    Sie hatte sich nach der Nuklearkatastrophe, die sie im Gegensatz zu der Mehrheit der Menschheit wie durch ein perfides Wunder überlebte, vor zig Jahren von München aus alleine auf den Weg gemacht, um irgendeine andere einsame Seele zu finden. Solitude.

    Die junge Frau hasste sie! Und sie hasste es am Leben zu sein, während ihre Familie, Freunde und Bekannte mit einem Schlag vernichtet worden waren. Wieso war sie verdammt dahin zu vegetieren?

    Gott – obwohl sie nach diesem Tango Mortale nicht mehr an seine Existenz glaubte- hatte ihr eine zweite Geburt, ein zweites Leben geschenkt. Aber sie wollte dieses Geschenk nicht!

    Keuchend hetzte sie an einer verfallenen Bäckerei vorbei, von der kaum mehr als die Außenmauern und der Backofen erhalten waren. Sie schaute beim Vorüberlaufen in ein Wohnzimmer, das nach Verwesung stanken.

    Eine Hundeleiche lag auf dem dreibeinigen Glastisch und diente Tausenden Fliegen als Mahlzeit. Als die Frau um die Ecke bog, musste sie über den Kühler eines verrostetet Mercedes­cabriolet springen, das mitten auf der Straße stand.

    Es war nicht nötig sich umzuschauen, um zu wissen, dass der Kerl ihr immer noch an den Fersen haftete. Ihre rechte Hand legte sich automatisch um den Griff ihres Messers – die einzige Waffe, die sie besaß.

    ‹Ich habe schon anderen Mutanten getrotzt›, feuerte sie sich an, ‹und auch dieser hier wird mich nicht von meinem Weg abbringen›.

    Die Strahlung, die vom grau-grünen Himmel aus die Erde folterte, zerfraß ihre Spatzenhirne, die durch das mediale Big Bang bereits zu Rosinengröße verkümmert waren.

    Die junge Frau wollte nichts mit Mutanten zu schaffen haben. Ihre Suche richtete sich auf pures humanes Leben. Der reine Homo Sapiens! Dieser Kerl, der hoch gewachsen war und durch seine langen Beine schnell aufholte, wies zwar eine gewisse Ähnlichkeit mit der menschlichen Rasse auf, erzeugte jedoch Unsicherheit in ihr.

    Ihre Füße erhöhten instinktiv die Geschwindigkeit. Sie transportierten ihren ausgemergelten Körper in Turnschuhen über fünf verbeulte Fahrräder, die zu einem Fahrradladen gehört hatten und nun auf der Straße lagen, als hätte man sie für einen Slalomlauf parat gelegt. Während die strohblonde Frau zum zerstörten Schaufenster des Ladens sah, hüpfte sie über einen verbeulten Lenker und kam auf einem Rad auf. Ihr Fuß blieb in den Speichen hängen. Wild ruderte sie mit den Armen. Kaum hatte sie ihr Gleichgewicht wieder gefunden und den Fuß befreit, lief sie weiter. Verdammt, wieso hörte sie ihn nicht hinter sich vor Anstrengung hecheln?

    Lediglich seine Schritte brachten Laute der Zerstörung an ihre Ohren. Wann immer er auf einen Mauerstein trat, barst dieser in Tausend Stücke.

    Ohne Anzuhalten wagte sie einen Blick über ihre Schulter. Er war nur noch fünf Schrittlängen entfernt. Mit Schrecken erkannte sie, dass sie diesem Monster nicht davonlaufen konnte, obwohl sie vor der Zeit des Untergangs eine gute Sprinterin gewesen war.

    «Du kannst bald bei der Olympiade mitlaufen.»

    Die Worte ihrer kleinen Schwester hallten wie Schmerzenschreie in ihrer Erinnerung wider.

    «So flink bin ich nun auch wieder nicht, Jessica.»

    «Du bist schneller als Markus.»

    Lachen hatte ihre Antwort begleitet.

    «Unser Bruderherz hat nur einen schnellen Mund.»

    Jeden Sonntagabend war sie unermüdlich ihre Runden auf dem Trainingsgelände des Schulsportplatzes gelaufen. Und jede Woche wurde sie von Jessica begleitet, die sie lauthals anfeuerte. Manchmal auch von ihrem Bruder und ihren Eltern. Nun waren sie alle tot. Dahingesiecht. Zu Staub zerfallen. Ausgelöscht. Für immer.

    Die Frau wischte sich mit ihrem blassgelben Trägershirt den Schweiß von der Stirn und fuhr sich mit der Hand durch die kurzen, verklebten Haare.

    Es blieb ihr keine andere Möglichkeit, als sich in eins der Gebäude zu flüchten und zu versuchen diesem Untier durch ein geschicktes Manöver zu entkommen.

    Dieser verflixte Kerl! Konnte er ein moderner Menschenfresser sein? Sah sein Körper deshalb so wohlgenährt aus?

    Ohne die Existenz eines Plans preschte sie spontan in ein zerfallenes Kaufhaus, in der Hoffnung sich dort verstecken zu können oder einen Übergang zu einem anderen Haus zu entdecken.

    Die Treppenstufen waren schwer zu steigen – sie waren kaum erhalten und bröckelten, sobald die Frau den Fuß darauf setzte. Mühsam rannte sie nach oben. Sie verstärkte ihre Laufkraft, indem sie sich mit beiden Händen an Mauerlöchern und teilweise erhaltenem Geländer vorwärts zog.

    Doch sie kam nicht schnell genug voran. In einer Biegung blickte sie das erste Mal in das blasse, mit einigen reptilartigen Schuppen übersäte Gesicht ihres Verfolgers.

    Er befand sich nur noch zwei Schritte entfernt. Als seine Hand nach ihrem Arm schnappte, riss die Frau aus dem Treppenhaus nach links in einen Raum aus.

    Hektisch sah sie sich um. Zu ihrer Rechten lagen aufeinander gestapelte Schrankwände, die teilweise verbrannt waren. Asche säumte die Feuerstelle. Daneben befanden sich Stoffreste,­ die wohl jemandem als Schlaflager gedient hatten.

    Zwei Schaufensterpuppen mit zerstochenem Gesicht standen sich in der linken Ecke gegenüber. Ansonsten war der Raum leer und im Gegensatz zu vielen anderen Ruinen recht gut erhalten. Das Einzige, was fehlte, war die Mauer gegenüber der Tür, aus der sie herausgeschossen kam.

    Hektisch sah sie sich um. Wohin sollte sie laufen? Welche Möglichkeiten der Verteidigung blieben ihr? Sie legte die Händ­e an die Hüften und krümmte sich vor Seitenstiche. Der Jäger erschien in der Tür und besetzte den Fluchtweg, wie ein Mühlestein einen strategischen Knotenpunkt.

    Sie rannte zu dem großen Loch, das die Raumbegrenzung ersetzte, und blickte hinab. Cux lag unheimlich ruhig ihr zu Füßen und sah aus wie eine Miniaturstadt über die ein Tornado hinweggefegt war.

    Nirgends regte sich Leben. Der Himmel wechselte langsam von einem Grau-Grün in ein Anthrazit unterlegtes OckerBraun-Gemisch und kündigte die Nacht an. Am Horizont erspähte sie das Meer oder zumindest vermutete sie, dass es das Meer war, denn es erinnerte eher an Öl.

    ‹Los, Stadt›, wünschte sie lautlos, ‹fang an zu leben. Los, lebe!› Doch es gab niemanden, der ihr helfen konnte. Sollte sie springen und ihrem Leben selbst ein Ende setzen? Zumindest die Einsamkeit wäre beendet.

    Sie hörte Schritte hinter ihrem Rücken und fuhr herum. Nervös zog sie ihre Jeanshose hoch, die ihr längst zu groß geworden war.

    Mit aufrechtem Gang schlenderte das Reptilienwesen auf sie zu. Er kam Stück für Stück näher, drängte die junge Frau an den Abgrund. Ihre Fersen ragten bereits über den Abgrund. Es bot sich ihr keine Fluchtmöglichkeit, und der Selbsterhaltungstrieb hinderte sie an der Selbstzerstörung. Verflixte Solitude! Wieso war sie nicht stark genug morbide Verzweiflung heraufzubeschwören?

    Dann trat der Jäger in ihre Aura ein. Er durchbrach den Anstandsabstand, schob seine Fußspitzen an ihre Turnschuhe heran. Instinktiv versteifte sich ihr Körper, als hätte sie eine Eisenstange verschluckt. Sie konzentriert sich auf ihre Balance.­ Ein befremdlicher Geruch von getrocknetem Lehm und Kräutern umhüllte ihn.

    Sie ließ ihren

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