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Menschenfänger: Eine Kriminalgroteske
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eBook197 Seiten2 Stunden

Menschenfänger: Eine Kriminalgroteske

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Über dieses E-Book

Was für ein Dusel, dachte er, daß der Hausmeister vergessen hatte, sein Feierabendbier einzukaufen, und deshalb zur Tankstelle gegangen und mit zwei Sechser-Pack Dosenbier zurückgekehrt war. Nur darum hatte der den Brand rechtzeitig bemerkt und geistesgegenwärtig mit eigener Hand sofort löschen können. Andernfalls wäre das Büro längst lichterloh in Flammen aufgegangen und womöglich das gesamte Haus. Und in jedem Fall wären alle Spuren, die der oder die Täter möglicherweise hinterlassen hatten, vernichtet gewesen. Aber ihm persönlich hätte das Büro allein schon vollkommen gereicht, schließlich handelte es sich um sein Büro, seine Firma: Z. U. Fall – Ermittlungen aller Art.

Etwas war faul – keine Frage. Der flüchtigste Blick auf den aufgeschichteten Haufen bewies Fall, daß es sich keinesfalls um einen zufälligen Brand handelte. Jemand hatte allem Anschein nach gründliche Arbeit leisten wollen und hätte ohne mit der Wimper zu zucken ein ganzes abgebranntes Haus oder Schlimmeres in Kauf genommen.

Ein Geräusch an der Tür riss ihn aus seinen Gedanken. Ein kräftiger Schatten zeichnete sich auf der Mattglasscheibe ab. Jemand versuchte sich vorsichtig am Türschloss. Sollte es den Täter nochmals an den Ort der Schandtat getrieben haben? Oder wollte man ihm auch noch persönlich einen Besuch abstatten – um zu erfahren, ob er von dem, was er nicht wissen sollte, vielleicht doch schon etwas wusste…?
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum7. Aug. 2017
ISBN9783744861816
Menschenfänger: Eine Kriminalgroteske

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    Buchvorschau

    Menschenfänger - Matthias Freytag

    T(h)ril(l)ogie des Wahnsinns

    Band 2

    Menschen, voll Gebrechen, Schwächen,

    Gehn dahin auf schiefen Flächen.

    Sichrer gehen sie mit Gittern:

    Nehmen ihnen zages Zittern.

    Wär dies nicht gut zu erstreben,

    Fern verwirrtem Eigenleben…?

    Inhaltsverzeichnis

    Kapitel I

    Kapitel II

    Kapitel III

    Kapitel IV

    Kapitel V

    Kapitel VI

    Kapitel VII

    Kapitel VIII

    Kapitel IX

    Kapitel X

    Kapitel XI

    Kapitel XII

    Kapitel XIII

    Kapitel XIV

    Kapitel XV

    Kapitel XVI

    Kapitel XVII

    Kapitel XVIII

    Kapitel XIX

    I

    !!!!... Was für ein Dusel, dachte er, daß der Hausmeister vergessen hatte, sein Feierabendbier einzukaufen, und deshalb zur Tankstelle gegangen und mit zwei Sechser-Pack Dosenbier zurückgekehrt war. Nur darum hatte der den Brand rechtzeitig bemerkt und geistesgegenwärtig mit eigener Hand sofort löschen können. Andernfalls wäre, bis irgendwann irgendwer in der Nachbarschaft irgendetwas gesehen und bis irgendjemand dann auch tatsächlich die Feuerwehr gerufen hätte, das Büro längst lichterloh in Flammen aufgegangen und womöglich bereits das gesamte Haus, und vielleicht auch wären dazuhin die umliegenden Häuser in diesem engbebauten Stadtviertel und, wer weiß, unter Umständen sogar das Viertel selbst abgebrannt; und in jedem Fall wären alle Spuren, die der oder die Täter möglicherweise hinterlassen hatten, vernichtet gewesen.

    Aber ihm persönlich hätte das Büro allein schon vollkommen gereicht, schließlich handelte es sich um sein Büro, seine Firma: Z. U. Fall – Ermittlungen aller Art. Das war er, jawohl, Z. U. Fall, so hieß er nun einmal, und besser, die Vornamen standen abgekürzt auf dem Türschild und auf dem Firmenschild unten am Haus als ausgeschrieben. Auf die Art hatten seine Vornamen wenigstens etwas Gutes, erhielt sein Name eine Pointe und rief ein Schmunzeln, einen Aha-Effekt hervor. Mögliche Klienten sagten sich: »Warum nicht, engagieren wir also ihn persönlich für unsere Angelegenheit; in so vieles im Leben mischt er sich ungefragt ein, dann kann er sich jetzt auch einmal in unserem Auftrag bei uns einmischen« – so oder ähnlich hatte er es von manchen, die ihn schließlich aufgesucht hatten, vernommen, und außerdem sprang der Name auf die Art im Anzeigensalat der viel zu vielen Detekteien, die im Branchenverzeichnis meinten, ihre Dienste anbieten zu müssen, ins Auge, zumal er ihn richtig schön fett hatte drucken lassen:

    Z.U. Fall ...

    Auch wenn er selber an blinde Zufälle gar nicht glaubte: Alles wurde durch Motive, Absichten und Ziele gelenkt, für alles ließen sich Ursachen, Gründe und Folgen ermitteln; würde er sonst diesen Beruf ausüben, und zwar mit Erfolg? Doch unter seinen ausgeschriebenen Vornamen zu firmieren, Gott behüte, damit hätte er sich jedenfalls bloß lächerlich gemacht, damit wäre ihm niemals je ein Auftrag auch bloß zufällig, wenn es denn sein könnte, zugefallen: Zacharias Urs Fall, damit konnte doch kein Privatdetektiv sich an die Öffentlichkeit wagen. Und doch hieß er so – na, dann mach aus der Not eine Tugend und daraus das Beste ...

    Das Beste, o ja ... Fall seufzte. Das wäre im Moment gewesen, wenn es gar nicht erst gebrannt hätte. Als Zweitbestes immerhin mußte das beherzte Eingreifen von Mägerlein, dem Hausmeister, gewertet werden, daran gab es keinen Zweifel. Und doch, warum war dieser Retter in der Not kein Abstinenzler, der schlichtes Mineralwasser trank? Denn Mägerlein hatte das Feuer mit seinen Bierdosen gelöscht. Ausführlich hatte er ihm erzählt, wie alles abgelaufen: »... also un’ dann steig ich die vermaledeiten Treppen hoch, bin ja auch nich’ mehr der Jüngste, nich’ wa, un’ auf jedem Absatz muß ich ‘n weng durchpust’n, die zwei Dosenpacks links un’ rechts ham ja auch ‘n Gewicht, un’ da komm ich also bei Ihne aufm Stock an un’ verschnauf, un’ da denk ich, hier riecht’s, nach Rauch riecht’s hier doch, un’ ich rauch doch gar nich, un’ dann kuck ich so un’ seh’s durchs Glas hinter Ihre Tür flackern. Holla, denk ich, so sieht’s nich’ aus, wenn Sie da sin, und Sie warn ja auch wech, wußt ich, ham uns ja gesehn, nich’ wa, ham uns ja noch gu’n Abend gesagt, un’ Ihre Sekretärin hab ich auch wechgehn sehn, als ich o’m ausm Fenster – ja, also das is nich’ elektrisch, was da flackert, denk ich, un’ den Zentralschlüssel hab ich ja immer bei, man weiß ja nie, nich’ wa, un’ ich schließ also auf un’ seh durchs Vorzimmer, wo’s Fröllen sonst sitzt, seh ich in Ihr Zimmer, denn die Tür ist sperrangelweit auf un’ übrigens auch ‘s Fenster, ja also un’ seh die Bescherung mitten in Ihrm Zimmer, den ganzen Haufen Zeugs da mitten im Zimmer, was alles brennt. Also, aber ich nich’ lang gefackelt, nich’ wa, schnapp meine Packs, un’ rinn, un’ ‘ne Dose gegriffen, kräftig geschüttelt, so« – er nahm die letzte der Dosen und schüttelte sie mit aller Kraft – »un’ so, un’ dann, aufgepaßt, mitm Ruck Ring abgezogen, so« – er demonstrierte auch das – »un’ pschschsch, spritzt’s auch schon raus« – und es spritzte und schäumte in der Tat, erstaunlich kräftig und in alle Richtungen – »jauu, sehn Sie, genau so, un’ genau mitten rinn in die Flammen, na vielleicht nich’ ganz so genau, un’ eine Dose reichte auch nich, also noch eine un’ zwei un’ drei, un’ auch als ich keine Flammen mehr sah, zur Sicherheit lieber noch eine drauf un’ immer alles ausgeleert, sagte ich mir, nich’ wa, so – oh, Schiete, das war mein letztes Bier, Schiete aber auch, das schöne Bier, alles wech ...«–

    Selbst wenn man davon ausging, daß Mägerlein nach seiner Heldentat (und es war eine gewesen, ganz gewiß) noch seinen eigenen Brand in der Gurgel gelöscht und, großzügig geschätzt, auf die Schnelle zwei Dosen geleert haben mochte, dann war trotzdem, einschließlich dieser von gerade eben, der Inhalt von zehn Dosen Bier im Büro niedergeregnet, von zehn Halbliterdosen wohlgemerkt. Kein Wunder, daß es beinahe mehr nach Bier stank als nach verbranntem Papier und verschmortem Plastik. Pfui Teufel, und wie das überall klebte, bei jedem Schritt auf dem Linoleumboden und überall, wo man hinfaßte. Indes, der Mann hatte nichts als helfen wollen, und er hatte auch geholfen, sehr geholfen, er hatte, sagte sich Fall, sein Büro, seine berufliche Existenz gerettet, jetzt brauchte er wahrscheinlich nur eine komplette Renovierung des Büros, statt sich gleich eine neue Arbeit suchen zu müssen. Nein, er durfte nicht ungerecht sein, auf keinen Fall, ha-ha-ha, mochte es stinken und kleben, wie es wollte; viel Schlimmeres, eindeutig, war durch den mutigen Einsatz des Hausmeisters und seinen Geistesblitz mit den Bierdosen verhütet worden. Und darum hatte Fall ihm auch spontan als erstes Zeichen der Anerkennung Geld gegeben, damit er für das kostbare Naß, das er hier hatte vergeuden müssen, Nachschub besorgen konnte. »Wollen hoffen, daß es nicht nochmals brennt, wenn Sie wiederkommen«, hatte er Mägerlein bemüht scherzhaft nachgerufen und im Stillen gedacht: ,Wenigstens nicht bei mir.’ – Mein Gott, wie das stank, trotz offenem Fenster. Und wie das klebte ...

    Fall hatte die Tür geschlossen und zugesperrt. Jetzt mußte er erst einmal in Ruhe nachdenken und die Bescherung genau in Augenschein nehmen. Wirklich, wie gut, daß Mägerlein keine Feuerwehr oder Polizei benachrichtigt, sondern selber Feuerwehrmann gespielt und anschließend sofort ihn angerufen hatte; und wie gut, daß er, Fall, daheim gewesen war, andernfalls hätte der andere sich gezwungen gesehen, die Sache doch noch amtlich zu melden. So indes hatte auch Mägerlein seinen Vorteil und vermochte die Heldentat brühwarm und exklusiv dem, der unmittelbar davon profitierte, anzupreisen, mit stolzgeblähter Brust und mit berechtigter Hoffnung auf eine Belohnung (die noch etwas großzügiger ausfallen dürfte als die paar Piepen, die Spesen sozusagen, für das Bier). Und darüber hinaus war es Mägerlein letztendlich wohl auch lieber, einen Brand in dem Haus, wo er Hausmeisterdienste versah, nach außen hin mit Stillschweigen übergehen zu können. Denn er galt sowieso nicht gerade als der Zuverlässigste und war von der Gebäudegesellschaft bereits ermahnt worden. Das rührte daher, daß Mägerlein schlichtweg versoffen war. Aber über dieses Laster wußte nur Fall genau Bescheid, und ebendies Wissen wiederum würde, wie Fall zufrieden feststellte, ihm ermöglichen, die Belohnung doch in äußerst eng begrenztem Rahmen zu halten. Vor allem aber hatte Mägerlein ihm, dem bereits genug Geschädigten, all die bürokratischen und juristischen Scherereien, die ganze Einmischung behördlicher Aufdringlichkeit und wichtigtuerischer Inkompetenz erspart, was alles ihn Zeit und Nerven gekostet und darin behindert hätte, der Sache auf eigene Faust gründlich auf den Grund zu gehen.

    Denn daß da etwas faul war – keine Frage. Der flüchtigste Blick auf den aufgeschichteten Haufen bewies Fall, daß es sich keinesfalls um einen zufälligen Brand handelte. Nein, jemand hatte ihn mit voller Absicht gelegt. Und das war gewiß nicht die Putzfrau gewesen bei einem allzu gründlichen Versuch sauberzumachen. Erstens gab es hier nämlich keine. Und zweitens, welche verantwortungsbewußte oder auch bloß normale Raumpflegerin hätte sämtliche Akten, Ordner, Karteikarten, Notizblätter und Disketten, die im Büro aufzutreiben waren, der Müllverbrennung überantwortet? Genau das aber war passiert. Schränke, Regale, Schubladen, Kästen, sie alle waren leergeräumt, und die Bestandteile dieses Kokelhaufens da ließen sich, wiewohl er nichts Unversehrtes enthielt, mit Leichtigkeit als die Überbleibsel der Dinge identifizieren, die Fall in jenen Schränken, Regalen, Schubladen und Kästen aufbewahrt hatte. Da hatte jemand weniger auf- als vielmehr abgeräumt. Das offene Fenster schließlich setzte dieser ganz und gar vorsätzlichen Brandstiftung die Krone auf, denn die Sauerstoffzufuhr hätte das Feuer kräftig und dauerhaft angefacht. Der oder die Täter hatten also allem Anschein nach wahrlich gründliche Arbeit leisten wollen und hätten, ohne mit der Wimper zu zucken, ein ganzes abgebranntes Haus oder Schlimmeres in Kauf genommen.

    Andererseits, warum hatten der oder die Täter dann nicht einfach Brandbeschleuniger – etwa Benzin, Terpentin, Petroleum oder Spiritus, es gab ja so viele jedermann verfügbare Möglichkeiten – im gesamten Büro verspritzt, so wie Mägerlein es ausgerechnet mit Bier getan ...? Damit wäre jede Entdeckung zu spät gekommen. Ja, dieser Mägerlein, daß der so wunderbar rechtzeitig erschienen war ... Wunderbar oder – wunderlich? Hatte der das Feuer wirklich bloß entdeckt? Welch merkwürdiger Zufall, daß ihm gerade heute sein Bier unverhofft ausgegangen und er gerade so fortgegangen und zurückgekehrt war, daß es wie mit der Stoppuhr gepaßt hatte: Das Feuer war nicht mehr zu klein gewesen, um übersehen zu werden, aber auch noch nicht zu groß, um von einem beherzten Mann allein gelöscht werden zu können ... Mägerlein war eigentlich der letzte, der seinen Biervorrat zur Neige gehen ließe, dachte Fall. Und in der Tat, zu jeder Zeit, wenn er zu Mägerlein hinaufgestiegen war, um ihm wieder einmal einen miesen Spitzeldienst anzubieten oder irgend sonst eine schmierige Sache, die ihn, Fall, so recht anwiderte, wofür sich aber Mägerlein in hervorragender Weise eignete und was er für ein paar schwarz hinzuverdiente Scheine stets mit größter Bereitwilligkeit annahm, zu jeder Stunde also hatte dieser dann Fall ein Bier angeboten, und jedesmal hatten sich im Kühlschrank in allen Fächern die Dosen geradezu gedrängt, die gleichen Halbliterdosen, wie er sie heute zum Löschen eingesetzt ... Überdies hätte Fall, wenn er’s recht bedachte, Mägerlein niemals solch eine Unerschrockenheit zugetraut. Selbst wenn einzig der Haufen gebrannt hatte – und so verkohlt, wie er aussah, hatte immerhin dieser ganze große Haufen gebrannt – , dann mußte das trotzdem ein ansehnliches Feuer gewesen sein, das jeden zunächst abgeschreckt hätte. Ausgerechnet aber Mägerlein sollte sich, mit nichts als seinen Dosen gewappnet, herein- und herangewagt haben, Mägerlein, der zwar hintenrum für jede Gemeinheit zu gewinnen war, indes vor jeglicher offenen Auseinandersetzung den Schwanz einzog.

    Wenn es aber immer unwahrscheinlicher schien, daß Mägerlein ganz zufällig das Feuer bemerkt haben und ihm auch noch heldenmütig entgegengetreten sein sollte, was dann? Als Brandstifter wirkte er noch weitaus unwahrscheinlicher. Denn da hätte er, um nicht seinen Arbeitsplatz samt Wohnstatt den Flammen zu opfern, das Feuer, außer es zu legen, zusätzlich unter Kontrolle halten und wieder löschen müssen, wovon er hoffnungslos überfordert worden wäre. Was also? Zwei Möglichkeiten gab es. Entweder hatte Mägerlein die Bescherung erst entdeckt, als der Haufen von irgendjemand anderem bereits abgefackelt und gelöscht worden und er irgendwann später wirklich zufälligerweise vorbeigekommen war, wobei dann der oder die Täter im Weggehen die Türe versehentlich oder absichtlich hätten offenstehen lassen müssen. Oder aber er steckte mit drin, hätte zwar nicht selbst gezündelt, wäre jedoch genausowenig zufällig darauf gestoßen, hätte vielmehr als Bote fungiert, um ihm, Fall, die Bescherung möglichst frisch zu präsentieren.

    Den Haufen abzufackeln, und zwar kontrolliert – das hieße aber, man wollte etwas Bestimmtes vernichten, von dem man befürchtete, daß Fall es andernfalls entdecken würde, und wollte zugleich die unmißverständliche, drastisch anschauliche Warnung hinterlassen, daß man nicht lange fackeln würde, auch weiter zu gehen, wenn – ja, wenn Fall trotzdem versuchen sollte herauszubekommen, worum es ging. Und was bedeutete das?: Irgendeiner der Aufträge, an denen er momentan arbeitete, barg hinter scheinbarer Alltäglichkeit ein brisantes Geheimnis. Nur so konnte dieser Anschlag gedeutet werden. Seit er, nach seiner Scheidung, vor sieben Jahren die Detektei eröffnet hatte, war ihm nichts als Kleinkram beschieden gewesen: mickrige Unterschlagungen, Bagatellen von Versicherungsbetrug, Erbschleicherei, Leumundsüberprüfungen und vor allem: Ehefrau läßt ihren Mann oder Ehemann läßt seine Frau überwachen, das ewige langweilige Einerlei. Jetzt indessen schlug seine große Stunde, jetzt mußte wirklich Wichtiges irgendwo im Busche sein, darum hatten der oder die Täter alle Karteikarten, Akten und Disketten im Büro auf einen Haufen geworfen und angezündet ... angezündet und wie ein Lagerfeuer gehütet und wieder gelöscht. Aber nicht der Hausmeister hatte das ausgeführt, daran gab es für ihn keinen Zweifel mehr. Und hier, richtig, die weißen Spuren auf dem Haufen, das waren doch eindeutig Reste von Löschmittel. Damit verwandelte sich Mägerleins Heldentat und Geistesblitz mit dem Bier endgültig zu einer schäbigen nachgeschobenen Gemeinheit. Ja, jetzt sah es Fall deutlich vor sich: Mägerlein hatte, nach abgebranntem Feuerwerk, von dem einen oder den mehreren Dunkelmännern das Zeichen bekommen, die Nachricht jetzt an den Mann bringen zu können. Daraufhin hatte der sich erst einmal die Bescherung angesehen, denn neugierig war er wie ein Waschweib, und so etwas mußte sein niederträchtiges, hinterhältiges Herz erfreuen, und angesichts des verkohlten Haufens war ihm dann die Idee mit dem Bier als Glanz- und Höhepunkt einer von A bis Z erfundenen, belohnungsträchtigen Heldensaga gekommen. Und mit Sicherheit hatte er dafür nicht sein letztes Bier eingesetzt ... hatte wahrscheinlich das wenigste seines Vorrats, den er im Kühlschrank bunkerte, überhaupt auf den Haufen geleert, der Inhalt zweier Dosen, großzügig im Büro verteilt, genügte vollkommen ... und die Demonstration vor ihm, Fall, war in Wirklichkeit der Gipfel des Schurkenstreichs gewesen, das Gejammer die reine Farce ... ,Mägerlein, Mägerlein, paß bloß auf, sonst haun dich ein paar Schläger klein’, dachte Fall ergrimmt und hatte dabei sowohl im Sinn, ein paar einschlägige Bekannte bei diesem mal anklopfen zu lassen, als auch, daß der oder die eigentlichen Täter Mägerlein mit allem Nachdruck nochmals zum Stillschweigen verpflichten könnten.

    Er allerdings, Z. U. Fall, würde auf keinen Fall stillhalten. Diese Chance, wenigstens einmal in seinem Detektivleben einen wirklichen Fall zu lösen, ließe er sich nie und nimmer entgehen. Und auch die Schmach, von Mägerlein als böswillige Zusatzleistung sein Büro extra versaut zu bekommen, ließe er niemals auf sich sitzen. Noch jetzt, obwohl die ganze Zeit das Fenster offenstand, stank es erbärmlich nach Verkohltem, Verschmortem und Bierdunst, pfui

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