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Die Zeit der Lilie
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eBook198 Seiten2 Stunden

Die Zeit der Lilie

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Über dieses E-Book

Venedig. Durch zwei Musikinstrumente geheimnisvoller Herkunft aus dem Nachlass ihres Mannes macht Carla Ruggieri eine verwirrende, jedoch entschieden initiierende Reise durch ihre fernen Erinnerungen. Morde, Intrigen und Mysterien begleiten daraufhin ihren Alltag, welcher sie unbeirrt zu einer überraschenden, metaphysischen Wende führt.

Es handelt sich um eine aktualisierte Auflage! (5. Februar 2016)
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum29. Juli 2014
ISBN9783990429730
Die Zeit der Lilie

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    Buchvorschau

    Die Zeit der Lilie - Alfred Polansky

    Alfred Polansky

    Die Zeit der Lilie

    Eine venezianische Respiration

    (Roman)

    Copyright © 2014 Der Drehbuchverlag, Wien

    2. Auflage, 5. Februar 2016

    Alle Rechte vorbehalten

    eBook: Die Zeit der Lilie - Eine venezianische Respiration (Roman)

    ISBN: 978-3-99042-973-0

    Inhaltsverzeichnis

    Vorwort

    Der Aufbruch

    Ein Memorial, ein Mord und ein Rendezvous

    Alte Zeiten

    Unter sich

    Gestern und heute

    Don Giovanni

    Die Abmachung

    Feuer und Eis

    Die fünf Wahrheiten von Dallas

    Das Geheimnis, ein Marschall und die Schande

    Liebe und Lüge

    Hölle und Himmel

    Eine Lilie blühet über Berg und Tal

    Vorwort

    Alfred Polansky und das Dilemma einer Handhabung

    Der geübte Leser literarischer Texte sucht für gewöhnlich eine Übereinstimmung seiner erworbenen Einschätzungsfähigkeit und den daraus resultierenden inneren Strukturen und Resonanzen poetischer Qualifizierungen, also den angenommenen Eigenschaften der aus der Sprache resultierenden Form, als Transport des Inhalts. Der poetische Duktus leitet also über eine Art „Empfindungsverstehen zur Implementierung der als „Sprachgefühl verallgemeinerten Übereinkunft von Beurteilung der literarischen Bedeutung eines Textes. Die Spielbreite dieser Konvention diffuser Regeln relativiert, je nach Standort und Ideologie und abhängig von der Leseweise, die jeweilige Zuordnung des Betrachters in seine voradaptierten Schemata der Bewertung. In einfachen Worten ist der Leser abhängig von seinem aus der Erfahrung vorgefertigten Repertoire und der Fähigkeit und Bereitschaft zur Erweiterung seines Fundus’ durch die Identifizierung von Neuem, anstelle von Modifikation zur Unterbringung in alte, konventionelle Strukturen.

       Jenseits aller literarischer Posen und pseudopoetischer Scheinempfindsamkeit erobern Alfred Polanskys Texte eine „Terra incognita durch die Entstehung einer synchronen, parallel laufenden Ebene von Vorstellungsbildern und generiert beinahe an der Sprache vorbei, eine spiegelähnlich symmetrische Ebene einer wahnwitzigen Reise von vorher ungedachten Entwicklungen und der Fusion von scheinbar irrationalen Inventionen und vorhandener Orientierungsbehelfe und gibt die Navigation für eine Neupositionierung frei. Auf einer Art zweiten Ebene der Symmetrie entsteht, über den Konventionen stehend, eine aus Grotesken, Absurditäten und Paradoxien bestehende anarchistische Behandlung des Sprachgebrauchs, wie auch der Regeln und Parameter über die Entwicklung eines Themas. Gleich einem Gespenst in der Textmaschine wandelt der Leser mit den Bildern des Geschriebenen als Partner einer Ausschweifung der Poesie des Erdachten auf einer höheren Strukturebene, der „Kenner stolpert aus dem Käfig seiner Paradoxa des Erkennens. In einem Dilemma aus Faszination und Hilflosigkeit verspeist der Leser Polanskys Texte wie ein exotisches, opulentes Gericht, für welches das Werkzeug fehlt, also mit den bloßen Händen.

    Rudolf Polanszky

    Der Aufbruch

    An jenem schicksalhaften Tag erwachte Alexandre Dillinger zeitig in der Früh. Er blickte müde auf den Wecker, dessen schriller Aufforderung zum Erwachen er ein paar Minuten zuvorgekommen war, schlug die Decke zurück und setzte sich widerwillig am Bettrand auf. Ohne die Hausschuhe zu beachten, die schön säuberlich am Boden vor ihm standen, schlurfte er schon bald aus dem Schlafzimmer direkt in die Küche. Ein Kaffee sollte nun, wie jeden Morgen, seine Lebensgeister wieder erwecken. Er rieb sich die Augen und dachte kurz nach. Er war zufrieden. Alles lief, wie geplant.

       Die Küche war aufgeräumt, lediglich in der Abwasch stand noch eine vom Vorabend übergebliebene Kaffeetasse. Dillinger ging verschlafen hin und säuberte diese bedächtig mit einem Schwamm. Behutsam stellte er sie schließlich auf das polierte Abtropfblech seiner Espressomaschine und betätigte den Kippschalter. Langsam und fauchend quälte sich kurz darauf der Kaffee durch die stählernen Düsen, direkt in die wartende Schale. Dillinger genoss allmorgendlich diesen aufbauenden Moment einer viel versprechenden Vorahnung, welche, im Nachhinein betrachtet, ziemlich unvollständig erscheint. Aber wer von uns, außer vielleicht ein zum Tode verurteilter Delinquent, kennt schon den genauen Ablauf seines Schicksals?

       Vorsichtig kostete er, nach ein paar zehrenden Augenblicken qualvoll disziplinierten Ausharrens, vom heißen, starken Mocca und stöhnte dann, nach diesem ersten Schluck, genießerisch auf. Das Ritual war somit vollzogen, der Tagesbeginn gelungen. Dillinger verließ die Küche, spazierte zurück ins Schlafzimmer und zog sich einen weißen, seidenen Schlafmantel über. Danach ging er gemächlich zum Fenster und öffnete es. Wie eine kitschige Postkarte breitete sich in seiner atemberaubenden Pracht Venedigs Hauptverkehrsader, der Canale Grande, vor ihm aus. Unzählige Schiffe fuhren in einer für Außenstehende unverständlichen Weise kreuz und quer durch die geräumige Wasserstraße, immerfort waren aus allen Richtungen laute, geschäftige Rufe zu vernehmen. Es war das Leben selbst, welches sich dort stetig zurief, wohl um vom eigenen Echo betört zu sein.

       ‚Das einzig Ruhige in diesem Augenblick war wieder einmal die schwächliche Zukunft, die seit Menschengedenken stur, beharrlich, aber auch unerfreulich phantasielos in die Gegenwart mündet, um dort alle einstigen Hoffnungen zu verraten.’ Dillinger lachte kopfschüttelnd in sich hinein, als er beim Anblick der köstlichen, menschenverschluckenden Stadtkulisse diesen verdrehten Gedanken nachhing.

       Nachdem er ein paar Minuten danach das Fenster wieder geschlossen hatte, begab er sich zurück ins Schlafzimmer, öffnete eine schwere Kleiderkastentür, an deren Innenseite ein Spiegel angebracht war und betrachtete sich aufmerksam darin. Er hatte eindeutig zu viele Haare, stellte Dillinger resigniert fest und zuckte mit den Schultern. Zu viele Haare an den Armen und am

    Oberkörper.

       Er dachte an die Jahre zurück, dreißig oder noch mehr mochten es wohl gewesen sein, als er damals, als junger Wissenschaftler in Oberösterreich an den Ufern des recht gutmütigen Attersees, seine Mutter, die an diesem fremdländischen Ort regelmäßig ihre Sommer zu verbringen pflegte, des Öfteren besuchte und sie gelegentlich bei Spaziergängen begleitete. Schon seit geraumer Zeit bereiteten ihm bereits in jenen Tagen seine scharfen Geheimratsecken samt angehender Stirnglatze einiges Kopfzerbrechen. Eines Tages jedoch, als man wieder einmal promenierte, begegneten Mutter und Sohn einer Dame, welche einen recht übermütigen Terrier bei sich führte. Da der Pfad seinerzeit durch eine zauberhaft idyllische Landschaft führte, welche die besinnlichen Wanderer in ihren einsamen Bann zog und somit zu friedvoller Ruhe gemahnte, nutzten die nun sich Passierenden diese Gelegenheit, um ein paar Worte zu wechseln und so entwickelte sich schon bald nach dem freundlichen Gruß ein belangloses Gespräch, in dessen Verlauf die Dame, kurz, bevor man sich wieder verabschieden wollte, erleichtert bemerkte, dass es nun auch ihrem Hund mittlerweile wieder besser ginge. Dank eines Medikamentes, welches man dem Tier unters Futter zu mischen hatte, konnte sie dessen beginnende Räude erfolgreich stoppen. Mehr noch, das Vieh hatte plötzlich sogar ein üppig wucherndes Fell. Mit einer stolzen Geste, gleichsam wohl auch als Beweis ihrer erfolgreichen Fürsorge gedacht, wies sie dabei auf das hechelnde, dicht behaarte Tier und es schien so, als würde dieses Alexandre Dillinger aufmunternd zuzwinkern. Der junge Gelehrte zögerte keine Sekunde und erfuhr, durch unverfänglich gestellte Fragen, unschwer den Namen des Wunderartikels. Gleich am nächsten Morgen begab er sich rasch in den einzigen Hundesalon im Ort und kehrte kurz darauf mit einer Großpackung des außergewöhnlichen Zauberpräparates heim. ‚Dem Hund unauffällig unters Futter mischen’ war als Information darauf zu lesen, als er die Dose näher betrachtete. ‚Soll recht sein’, dachte er sich und öffnete nun wild entschlossen den Verschluss. Ein überraschend gemeines Odeur raubte ihm auf der Stelle für einen Moment die Sinne. Fassungslos rang er nach Atem. Wie konnte man dieses ekelhafte Präparat, wie vom Hersteller verlangt, einem Hund nur unauffällig unters Fressen mischen? ‚Die Tiere besitzen ja um einen vielfach ausgeprägteren Geruchsinn als der Mensch einen hat’, schoss es ihm ungläubig durch den Kopf. Ernüchternd musste er freilich gleichsam an den beneidenswert dicht behaarten Hund jener Dame denken und schließlich noch an dessen treuen Blick in seine, Dillingers, Augen. Und diese scharfsichtige Vereinnahmung war letztlich ausschlaggebend. Ein verschworenes Zwinkern, wie eine Unterschrift! Da gab es kein Zurück mehr.

       Die nächsten Wochen wurden somit für den anfangs noch recht hoffnungsvollen Gelehrten nun immer mehr zur kulinarischen Qual, da der gewünschte Erfolg sich trotz allem einfach nicht einstellen wollte. Verwirrt bemerkte er  eine Tag für Tag immer dichter werdende und schließlich nicht mehr zu kontrollierende Haarvegetation an Brust und Armen. Besorgt unterbrach er nun seine aus den Schienen geratene Geheimkur, die ihm, außer dieser höchst unerfreulichen Leibesbehaarung, wie man sie eher von sumatraischen Berggorillas her kennt, nichts gebracht hatte. Dort aber, an jenem Ort, wo er es ursprünglich so sehnlich gewünscht hatte, blieb alles beim Alten. 

       Dillinger blickte noch eine zeitlang nachdenklich in den Spiegel, dann schloss er wieder die Schranktür und begab sich in einen eleganten, abgedunkelten Salon. Als er die Vorhänge öffnete und somit das grelle, warme Sonnenlicht einfallen konnte, wurde man des venezianischen Charmes eines elegant-schlichten Raumes gewahr, welcher, wie es schien, ganz offensichtlich noch die lebendige Seele aus längst vergangenen Zeiten in sich trug. Nach einem kurzen, bedächtigen Moment blickte der alte Gelehrte zu einem Sofa, auf dem geradezu feierlich zwei altertümliche Instrumentenkoffer platziert waren. Langsam ging er nun zu diesen hin und öffnete den Deckel des ersten. Was er darin sah, verschlug ihm, wie schon unzählige Male zuvor, als er Nachschau hielt, den Atem. Er konnte sich einfach nicht an den unglaublichen, ja beinahe heiligen Anblick dieser Laute gewöhnen. Aber es war nicht der Anblick allein, sondern auch das Wissen um die seltsame Geschichte dieses Instrumentes, das es für eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Gelehrten gar nicht geben sollte, da diese nämlich die Existenz seines Erbauers, des mysteriösen Giovanni Kerlino, in akademische Zweifel zogen.

       Selbst für diejenigen Musikwissenschaftler, welche ihm ein Dasein und Schaffen auf Erden gönnten, war es schwer, einen stichhaltigen Nachweis für sein Wirken zu liefern.

       Um dies näher zu erklären, muss man etwas weiter ausholen. Im 16. Jahrhundert war das süddeutsche Städtchen Füssen in der damaligen musikalischen Welt als Wiege der Lautenbaukunst wohlbekannt. Viele dieser begnadeten  Handwerksmeister zog es aber auch nach Norditalien, nach Venedig, Brescia oder Cremona, wo sie sich erfolgreich in die dortigen Zünfte integrierten und später ihre durchwegs deutschen Namen in ähnlich klingende, italienische verwandelten. So wurde aus einem Magnus Lang zum Beispiel Magnus Longo, Matthäus Seelos nannte sich in Venedig Matteo Sellas und Michielle Harton ist unschwer als Michael Hartung wieder zu erkennen. Schwieriger auszusprechende Namen erfuhren wesentlich abenteuerlichere Verdrehungen, wie dies der berühmten Lautenbauerdynastie Tieffenbrucker widerfuhr, deren äußerst talentierte Sprösslinge Verballhornungen von ‚Duiffoprugcar’ über ‚Dieffobruchar’ bis hin zu ‚Dubrocard’ über sich ergehen lassen mussten. Sie alle erschufen Saiteninstrumente in vollendeter Klangschönheit und ungeheurer Vielfalt an Größe und Form. Von der einfachen, sechschörigen Laute der Renaissance bis hin zu den großen, würdevollen Erzlauten, den Theorben, die oft mit mehr als zwanzig Saitenpaaren bestückt waren, stellten sie alle ein zwar handliches, jedoch mächtiges Mysterium dar.

       ‚Deus orbus!’ rief damals nicht ohne Stolz der gerade erst dreißigjährige Lautenbauer Matteo Sellas in Venedig aus. ‚Der Raum Gottes! Ich will ein Abbild des Raumes Gottes erschaffen, eine Theorbe, eine Erzlaute, wie sie schöner und zarter noch nie zuvor auf Erden erklang.’ Welche seiner vielen Lauten er damals damit meinte, ist heute nicht mehr nachvollziehbar, jedoch versteht man schon bald, dass einerseits die Herstellung, wie auch die folgende künstlerische Handhabung des Instrumentes, durchaus ein religiöser Akt sein konnte, ja, sein musste. Alles Wollen sollte in einsame, intime Tiefen gehen, nichts davon in einer von ungezählten Eitelkeiten belagerten, seichten Breite enden. In der Absicht dieses ambrosischen Instrumentes lag es niemals und zu keiner Zeit, einen flächendeckenden Effekt zu erzielen. Zu exklusiv war ihre Kenner- und Könnerschaft, zu innig und fein ihr Ruf aus der Stille, welche ja das Bild einer geformten Melodie der göttlichen Kraft ist, wie sie nur der innere Mensch zu erfahren vermag, um es schließlich dem äußeren mitzuteilen, der sie dann wieder und wieder, je nach seelischer Reife, mit seinem Fleisch zu tönendem Leben erweckt. ‚Niemals bin ich Gott näher, als in der Musik’, dachte sich damals der venezianische Lautenbauer aus Füssen, Matteo Sellas, als er in seiner Werkstatt zur Formung des birnenförmigen Resonanzkörpers behutsam und gekonnt einen Span an den anderen legte und somit das weltliche Fundament seiner soeben gewonnenen theologischen  Einsicht schuf.

       ‚Ja, ja, besonders dann, wenn sie verklingt!’ So sonderbar und wundersam hätte wohl um 1449 Giovanni Kerlinos Antwort gelautet. Kaum gibt es eine konkrete, historische Spur zu jener mysteriösen Gestalt. Zu verschwommen ist, dass er womöglich Johannes Kerll oder Gerle hieß, und dass auch er bei der damals durchaus üblichen Arbeitsmigration nach Italien, vermutlich nach Brescia, seinen Namen ‚italienisierte’. Vage Hinweise, deren Quellen man nicht wirklich objektiv einsehen kann, finden sich in einem umfassenden Repertorium des belgischen Musikhistorikers und -forschers Joseph Fétis aus dem Jahre 1834, welches den nüchternen und klaren Titel ‚Biographie universelle des musiciens et bibliographie générale de la musique’ trägt. Darin beschreibt der Wissenschaftler, dass im 15. Jahrhundert ein gewisser Giovanni Kerlino als Begründer der berühmten Werkstatt für Violin- und Lautenbau in Brescia bekannt war, und dass diese Instrumente ihm vieles an jenen konstruktiven Neuerungen zu verdanken hätten, welche später, in der Hochblüte der Renaissance, als typisch italienisch galten.

       Weiters erfährt der Leser, dass im Jahre 1804 ein Pariser Geigenbauer namens Koliker im Besitz einer Laute war, von welcher der französische Musikkritiker de la Borde berichtet, dass, wie bei Musikinstrumenten dieser Art durchaus üblich, in ihrem Inneren auf einem Zettel, welcher auf die Herkunft hinwies, die Inschrift „Joan. Kerlino, ANN. 1450 zu erkennen war. Joseph Fétis selbst hatte Jahre später die Gelegenheit, bei demselben Koliker eine Bratsche mit ähnlicher Inschrift, lediglich um ein Jahr früher datiert, zu begutachten und berichtete der Nachwelt, dass deren Tonqualität eine „angenehme Sanftheit und zarte Anmut auszeichne. Heutzutage vermuten die Gelehrten, dass diese beiden kostbaren Instrumente entweder zerstört sind oder sich in unbekanntem Privatbesitz befinden.

       Dillinger musste lächeln. Er schloss leise und ehrfürchtig jenen Koffer, in dem sich die Laute befand, blickte grübelnd auf den daneben liegenden und öffnete sodann behutsam auch dessen Deckel. Eine ‚Viola da bracchio’ von schlichter Grazie zeigte sich in ihrer atemberaubenden Schönheit voll harmonischen Ebenmaßes dem Betrachter. Erregt musste Dillinger augenblicklich schlucken. Schnell schloss er nun auch diesen Kofferdeckel, wischte sich nervös mit einem Taschentuch die Schweißperlen von der Stirne, zog eilig wieder den Fenstervorhang zu und verließ beinahe fluchtartig

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