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Hexenkinder: Aufbruch nach Norden
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eBook103 Seiten1 Stunde

Hexenkinder: Aufbruch nach Norden

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Über dieses E-Book

Endlich kann Müllergeselle Layk nach Hause zurückkehren – doch in Kingshohen wütet ein Feuer. Und damit nicht genug. Alle Bewohner sind verschwunden, und auch von seinem Vater fehlt jede Spur. Layk beschließt, sich auf die Suche nach ihm zu machen und muss die Heimat ein zweites Mal verlassen.
Die Reise ins Ungewisse beginnt, denn Layk hat nur einen Anhaltspunkt: Er muss nach Norden.
SpracheDeutsch
HerausgeberHomo Littera
Erscheinungsdatum22. Dez. 2015
ISBN9783902885845
Hexenkinder: Aufbruch nach Norden
Autor

Alexej Winter

ALEXEJ WINTER ist ein aus dem Südwesten Deutschlands stammender Autor. Mit seinem Debütroman „Sekundensache“ (HOMO Littera, 2014) schrieb er sich in die Herzen zahlreicher Leser. Der Roman landete unter den Top 3 der schwulen Bücher und wurde zum Buch des Jahres 2014 gekürt.

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    Buchvorschau

    Hexenkinder - Alexej Winter

    Hexenkinder

    1

    Kingshohen stand in Flammen.

    Schon von den entfernten Hügeln aus hatte Layk die schwarzen Rauchschwaden erkannt. Inständig hoffte er auf ein Trugbild. Doch je näher er seinem kleinen Heimatdorf kam, umso grausiger wurde der Anblick.

    Es war lange her, dass er Kingshohen verlassen hatte. In der kleinen Gemeinde war es Brauch, die jungen Männer nach ihrem siebzehnten Geburtstag fortzuschicken, damit sie woanders in die Lehre gingen. Drei lange Jahre hatte Layk bei einem Müller verbracht und gearbeitet.

    Sein Vater hatte sich immer gewünscht, dass er Schmied werden würde, doch Layk hatte andere Pläne. Der Müller in Kingshohen war alt und hatte keine Kinder. Ihm hatte er zukünftig helfen wollen. Es gab schließlich genug junge Burschen, die Huf- oder Waffenschmied lernten.

    Nun durfte er nach Hause. Einen ganzen Tag hatte seine Heimreise gedauert, und er hatte seiner Rückkehr sehnsüchtig entgegengefiebert. Was er vorfand, vertrieb jedoch jedes Glücksgefühl in ihm. Er erkannte seine Heimat nicht wieder.

    Layk erschauderte. Gänsehaut überzog seine Arme. Sämtliche Stallungen, Häuser und öffentliche Gebäude brannten wie ein riesiges Maifeuer.

    Ein Stechen durchzog seinen Magen. Es war ihm unmöglich, auch nur einen Fuß vorwärtszubewegen. Wie versteinert stand er da, die braunen Augen weit aufgerissen.

    Was sollte er nur tun? Wo waren seine Freunde, Bekannte, sein Vater? Waren sie dort unten?

    Hoffnung durchflutete ihn. Wenn er sich beeilte, konnte er ihnen zur Hilfe kommen. Er löste sich aus seiner Starre und hetzte den Hügel hinunter. Neben ihm donnerten die Hufe seines Pferdes über das taunasse Gras. Layk griff in die rotbraune Mähne des Tieres und schwang sich im Galopp auf dessen Rücken.

    „Vorwärts!", herrschte er es an und drückte ihm die Hacken in den Bauch.

    Schnell war er den Abhang hinunter und preschte auf dem breiten, sandigen Weg in Richtung Kingshohen. Der Gestank von verbranntem Holz und Stroh stach ihm in die Nase, der Qualm ließ ihm die Augen tränen. Neben ihm stürzte ein Dachstuhl ein. Das Geräusch der zerberstenden Holzbalken ließ das Pferd scheuen und zur Seite springen.

    „Ruhig, Avellon!, sagte Layk und klopfte den Hals des Wallachs. „Sei tapfer.

    Das Pferd wieherte und ließ sich nur mit viel Beharrlichkeit an dem brennenden Gebäude vorbeitreiben.

    Layk steuerte die Dorfmitte an – ein mit gelben Steinen gepflasterter Platz, von dem strahlenförmig Straßen wegführten. Hier stand auch der große Steinbrunnen: ein Sammelplatz für die Dorfbewohner. Der Ort, an dem Feste gefeiert wurden.

    Vor Layks Augen schien die Luft zu verschwimmen. Es war heiß, kleine Funken stiegen gen Himmel und die Luft zum Atmen war knapp. Als der Brunnen in Sichtweite kam, klopfte Layks Herz noch schneller. Hier war niemand. Sein Magen krampfte sich zusammen. Waren die Dorfbewohner alle geflohen? Wo sollte er nach ihnen suchen? Und wenn er jetzt aufbrach, würde er vielleicht jemanden zurücklassen, der seine Hilfe benötigte?

    „Ist hier jemand?", schrie er gegen das Prasseln des Feuers, doch es kam keine Antwort.

    Ein weiteres Haus brach in sich zusammen und ließ Avellon erneut aufschrecken. Layk überlegte nicht mehr lange. Er riss sein Pferd herum und trieb es an, einen der Wege entlangzugaloppieren. Er wollte zu seinem Haus. Vielleicht wartete sein Vater dort auf ihn.

    In Windeseile erreichte Layk die Schmiede.

    „Vater!, rief er. „Vater, bist du hier?

    Wieder keine Antwort. Ein Bild des Grauens bot sich ihm. Die schöne Schmiede brannte lichterloh. Aus den großen Sprossenfenstern des Wohnhauses züngelten Flammen, das Dach drohte jeden Moment einzustürzen.

    Fieberhaft suchten Layks Augen die nähere Umgebung ab. Doch was erhoffte er zu finden, zwischen dem todbringenden Feuer und dem zu Asche gewordenen Leben der Bewohner von Kingshohen?

    Avellon trat einige Schritte vor und stieß mit einem Huf gegen einen harten Gegenstand. Das metallene Geräusch ließ Layk aufhorchen, und aufgeregt beugte er sich nach unten. Auf dem Boden lag eine schwarze Tafel. Es dauerte, bis er sie erkannte. Es war das Bild, das in der Schmiede seines Vaters gehangen hatte. Die Front der in Zinn gegossenen Platte zeigte die Silhouette von Dornëa, die zweitgrößte Stadt im nordöstlichen Handelsbezirk.

    Layks Atem stockte. Er brauchte einen Augenblick, um zu verstehen.

    Das war eindeutig ein Hinweis. Sein Vater war in Dornëa aufgewachsen und hatte das Zinnbild seiner Heimat stets wie einen kostbaren Schatz gehütet. Außerdem hatte es ein beachtliches Gewicht. Von allein war die Platte niemals hier draußen gelandet. Es musste einen Grund geben, dass sie derart offensichtlich vor dem Haus lag. Und welchen, wenn nicht den, dass sich sein Vater Kaan nach Dornëa begeben hatte?

    Layk wollte es glauben. Wenn er auf das Überleben seines Vaters hoffte, musste er es sogar.

    Entschlossen drängte er Avellon zum Umkehren. Die Flammen hatten das filigrane Ladenschild von Kaans Schmiede erreicht. Der schmale Mast, der es trug, gab sich dem brennenden Widersacher hin und warf sich vor Avellon. Der Wallach wieherte und stellte sich auf die Hinterbeine. Layk wusste, dass es an der Zeit war, aus Kingshohen zu verschwinden. Ein längerer Aufenthalt hätte für ihn und Avellon den sicheren Tod bedeutet.

    „Lauf!", rief er und drängte seine Hacken fester als üblich in den Bauch seines Pferdes.

    Avellons schwere Hufe setzten noch einmal auf dem Boden auf, ehe der Wallach mit einem beherzten Sprung das brennende Hindernis überwand. Er schaffte noch zwei raumgreifende Galoppsprünge, dann riss Layk ihn herum. Es sollte ein letzter Blick auf sein Zuhause werden. Der Anblick des einstürzenden Gebäudes sagte ihm jedoch etwas anderes: Es war ein Fehler gewesen, sich noch einmal umzudrehen.

    Layk kämpfte mit den Tränen. Wäre er in diesem Moment nicht allein gewesen, hätte er dem beißenden Qualm die Schuld gegeben. Doch vor seinem Pferd musste er sich nicht verstecken.

    Als ein weiteres Wohnhaus einstürzte, wurde ihm klar, dass er fliehen musste. Entschlossen wendete er sein Pferd erneut. In scharfem Galopp steuerte er die Dorfmitte an. Von dort hetzte Avellon die Straße hinunter, die aus Kingshohen hinausführte, und für einen Augenblick war Layk abgelenkt. Als er wieder nach vorne sah, entdeckte er eine in dreckige Lumpen gehüllte Gestalt, die gebückt auf den Pflastersteinen stand. Layk hätte sie umreiten müssen, denn links und rechts warteten die Flammen bereits auf ihn. Avellon bremste in letzter Sekunde und schnaubte aufgeregt.

    Layk betrachtete den Fremden. Niemand, den er aus Kingshohen kannte,

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