Der Dschihad und der Nihilismus des Westens: Warum ziehen junge Europäer in den Krieg?
Von Jürgen Manemann
()
Über dieses E-Book
Jürgen Manemann
Jürgen Manemann (Prof. Dr.), geb. 1963, ist Direktor des Forschungsinstituts für Philosophie Hannover. Er ist Schüler von Johann Baptist Metz und Vertreter der Neuen Politischen Theologie. Seine weiteren Forschungsschwerpunkte sind Umweltphilosophie und neue Demokratietheorien.
Mehr von Jürgen Manemann lesen
Demokratie und Emotion: Was ein demokratisches Wir von einem identitären Wir unterscheidet Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPhilosophie des HipHop: Performen, was an der Zeit ist Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRevolutionäres Christentum: Ein Plädoyer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRettende Umweltphilosophie: Von der Notwendigkeit einer aktivistischen Philosophie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKritik des Anthropozäns: Plädoyer für eine neue Humanökologie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnlich wie Der Dschihad und der Nihilismus des Westens
Ähnliche E-Books
a tempo - Das Lebensmagazin: November 2018 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein Kampf auf dem Meditationskissen: Der Weg zum inneren Frieden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRockabillies - RocknRoller - Psychobillies: Portrait einer Subkultur Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSwiss Paradise: Ein autobiographischer Bericht Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSigmund Freud - Revolutionär der Seele: Ein SPIEGEL E-Book Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWo die Fahrt zu Ende geht Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGerman Glückskind 2: Im Spiegel der Zeit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHauptsache Schiebedach: Peace, Pop & Poetry Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenOceaneyed, timewasting, sero emissioning Diamondmind 1: Gott. Provoziert. In Fleisch & Blut Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFlucht aus Evangelikalien: Über Gott, das Leiden und die heilende Kraft der Künste Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEs darf doch gelacht werden oder "Dilemma-Gesellschaft": Vom Mutig-Sein, Beleidigt-Sein und Listig-Sein Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMitten unter uns: Wie ich der Folter des IS entkam und er mich in Deutschland einholte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRandnotizen - Es ist nie, wie man denkt. Vier Erzählungen über Vorurteile, Toleranz und Grenzen in unserer Gesellschaft Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Suche mit Ludwig: Idee einer Reise Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKurz gesagt: Aphorismen 3: Aphorismen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchattendasein: Flüchtlinge berichten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Wanderer ins Morgenrot: Karl König, Camphill und spirituelle Gemeinschaft Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch habe nichts mehr nachzutragen: Die christlichen Texte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch würde Hitler erschießen: Sophie Scholls Weg in den Widerstand Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Schwule und der Spießer: Provokation, Sex und Poesie in der Schwulenbewegung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenH. C. Artmann - Bohemien und Bürgerschreck Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWer A sagt, sollte auch weitergehen: Lebensepisoden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRechtspopulismus und Dschihad: Berichte von einer unheimlichen Allianz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRock Me, Dostojewski!: Poet. Prophet. Psychologe. Punk. Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRefugees Worldwide 3: Reportagen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHomo-Odyssee: Abenteuer eines Weltreisenden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVon Kopftüchern und Scheuklappen: Immigranten und Integration Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMuslim Men: Wer sie sind, was sie wollen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSo fremd und doch so nah: Juden und Muslime in Deutschland Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBrücke sein: Vom Arbeiterpriester zum Bruder Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Philosophie für Sie
Lexikon der Symbole und Archetypen für die Traumdeutung Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Also sprach Zarathustra Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Marcus Aurelius: Selbstbetrachtungen: Selbsterkenntnisse des römischen Kaisers Marcus Aurelius Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDeutsche Syntax: Ein Arbeitsbuch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNietzsche in 60 Minuten Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Demian Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Sechs Bücher von Nietzsche Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Tractatus logico-philosophicus (Logisch-philosophische Abhandlung) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Welt als Wille und Vorstellung: Band 1&2: Schopenhauers Hauptwerk über die Erkenntnistheorie, die Metaphysik, die Ästhetik und die Ethik Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Kapital: Band 1-3 (Mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPsychologie der Massen Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Die Kunst des Krieges: Wahrhaft siegt, wer nicht kämpft Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5I GING: Das Buch der Wandlungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAdorno in 60 Minuten Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Meister Eckhart: Textauswahl und Kommentar von Gerhard Wehr Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Antichrist Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSimone de Beauvoir. Frau - Denkerin - Revolutionärin: Ein SPIEGEL E-Book Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTractatus Logico-Philosophicus (Chiron Academic Press - The Original Authoritative Edition) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Heilige Gral und Sexualmagie: Die Geheimlehre des Gral Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Die fröhliche Wissenschaft: la gaya scienza Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRomantische Lieder Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Kunst, Recht zu behalten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPsychologie der Massen (Grundlagenwerk der Sozialpsychologie) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAlternative Realitäten: Überzeugungen erschaffen Realität Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Der Dschihad und der Nihilismus des Westens
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Der Dschihad und der Nihilismus des Westens - Jürgen Manemann
I. Vier Deutungsmuster der dschihadistischen Gewalt
Blickt man auf die Debatte über die dschihadistische Gewalt, so lassen sich idealtypisch vier Deutungsmuster herausfiltern: Diabolisierungen, Religionisierungen, Soziologisierungen und Ethisierungen.
1. DIABOLISIERUNG
In einem Fernsehinterview, aufgenommen in Mossul, prophezeit der deutsche Dschihadist Christian Emde, alias Abu Qatadah, den Sieg des Islamischen Staates (IS): »Wir gewinnen durch die Furcht im Herzen unserer Feinde.«¹ Um diese Furcht im Herzen zu wecken, müsse man weiter fortfahren, Menschen zu köpfen. Im Plauderton spricht er davon, dass diejenigen, die sich nicht bekehren würden, sterben müssten. Das gelte vor allem für die Schiiten: »Ob 100 Millionen, 150 Millionen oder 500 Millionen – uns ist die Anzahl egal.«² Emde stammt aus Solingen und war, bevor er 2003 zum Islam konvertierte, protestantischer Christ.³ Der Journalist Jürgen Todenhöfer, der diverse Gespräche mit Dschihadisten führte, beschreibt ihn als den »intellektuell und ideologisch versierteste[n] Gesprächspartner. Seine geschichtlichen Kenntnisse sind umfassend. Seine Antworten sind gnadenlos und schneidend. Er hat in der Medienabteilung des IS offenbar eine offizielle Funktion […].«⁴
Wie könnte man angesichts eines solchen Interviews, der Berichte Entkommener und der Enthauptungsvideos, vor allem praktiziert von europäischen Dschihadisten, die als besonders grausam gelten, die Dschihadisten nicht als das personifizierte Böse, eine Ausgeburt des Teufels betrachten? Dass so etwas noch möglich ist im 21. Jahrhundert, das erfüllt zu Recht mit Abscheu. Die Taten des IS stellen einen Zivilisationsbruch dar.
Die Diabolisierung ist der Versuch, den Schrecken dadurch zu bannen, dass man ihm einen Namen gibt: das Böse. Überdies stärkt sie das Verantwortungsempfinden für die vom dschihadistischen Völkermord bedrohten Menschen. Aber die Diabolisierung hat auch ihren Preis. Sie bietet keine Analyse. Wer diabolisiert, bewegt sich im Tautologischen, da von den bösen Taten auf die Bösartigkeit der Menschen geschlossen wird. Die Dschihadisten, so die Argumentation, vollbringen böse Handlungen, weil sie böse sind, also um des Bösen willen. Verweilt man auf dieser Ebene, dann wird man sich schwer tun, eine Erklärung dafür zu finden, warum denn so viele gewöhnliche Menschen zu bösen Menschen werden.
Die Diabolisierung besitzt kein selbstkritisches Potenzial. Im Gegenteil. Im Zuge der Diabolisierung avanciert der Begriff »Dschihadist« zu einem »Ordnungsbegriff des Sozialen« (R. Koselleck). Indem die Dschihadisten als die Bösen par excellence betrachtet werden, wird eine Grenze gezogen: zwischen den Einen und den Anderen, zwischen den Zivilisierten und den Barbaren, den Freunden und den Feinden. Durch solche Grenzziehungen werden bestehende gesellschaftliche Strukturen verfestigt und gleichzeitig legitimiert. Wer derart diabolisiert, der externalisiert. So gerät jedoch die Erkenntnis aus dem Blickfeld, dass die bestialischsten Dschihadisten aus Europa zu kommen scheinen. Diese sind in der westlichen Gesellschaft aufgewachsen und wurden hier anfällig für die Barbarei. Die Diabolisierung blockt die Frage ab, ob es sich bei der dschihadistischen Gewalt um eine Barbarei handelt, die auch ein Produkt jener Zivilisation ist, die jetzt von ihr bedroht