Außergewöhnliche Blütenwelt der Tropen: Band 1: Stauden, Hochstauden, Wasserpflanzen, Sträucher
Von Lothar Staeck
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Über dieses E-Book
Lothar Staeck
Dr. Lothar Staeck ist Universitätsprofessor für Didaktik der Biologie. Seit mehr als 30 Jahren bereist er auf wissenschaftlichen Exkursionen sowie als Reiseleiter und Lektor vor allem die tropischen Regionen der Kontinente. Einer seiner Schwerpunkte war dabei schon immer Südamerika mit dem Amazonas-Tiefland. Hierzu hat er im Jahr 2016 den Band "Entdecke den Amazonas-Regenwald" publiziert.
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Buchvorschau
Außergewöhnliche Blütenwelt der Tropen - Lothar Staeck
Staeck
Stauden
1 Hakenlilie · Crinum amabile
Amaryllisgewächse (Amaryllidaceae)
Habitus: Kräftige, bis 150 cm hohe Zwiebelpflanze mit robusten lanzettförmigen, langen Blättern von durchaus 100 cm Länge, die sattgrün sind. Blätter stehen um den im Zentrum der Pflanze befindlichen Blütenstand herum (vgl. Abb. 1 d).
Wichtigste Kennzeichen: Bis zu 20 Blüten, die in einer endständigen Dolde auf einem stabilen Schaft stehen. Sie sind stets wohlriechend und weisen stets 6 Blütenblätter auf. Diese sind entweder rein weiß. In diesem Fall sind auch die Staubgefäße an ihrer Basis weiß und gehen danach in einen dunkel-lila Farbton über (vgl. Abb. 1a). Oder die Blütenblätter sind streifig hellrot-weiß gefärbt. Dann sind die Staubfäden purpurrot gefärbt (vgl. Abb. 1c). Die weißen, fast kugeligen bis 5 cm großen Früchte stellen einsamige Kapseln dar (Abb. 1 b).
Verbreitung: Ursprünglich aus Sumatra, heute überall in den Tropen, vor allem in Gärten und Parkanlagen oder verwildert anzutreffen. Mit etwa 100 Arten ist die Gattung Crinum in allen tropischen und subtropischen Zonen verbreitet, überwiegend in den Küstenbereichen.
Interessante Hintergründe: Der Gattungsname kommt von krinon, was übersetzt „der Lilie ähnlich heißt. Obwohl ihr Artname „liebenswert
(amabilis) lautet, sind die Zwiebeln hochgiftig und dienen - zerstampft - als Rattengift.
Abb. 1 a
Abb. 1 b
Wann und wo gesehen:
Abb. 1 c
Abb. 1 d
2 Schönhäutchen · Hymenocallis littoralis (speciosa)
Amaryllisgewächse (Amaryllidaceae)
Weitere Namen: Swamp Lily („Sumpflilie), Spider Lily („Spinnenlilie
), Poison Lily („Giftlilie")
Habitus: Eine elegante, nicht sehr kräftige Staude mit zartgliedrigen Blüten (vgl. Abb. 2 a).
Wichtigste Kennzeichen: Die schneeweißen, fast nach Vanille duftenden Einzelblüten sitzen auf einem langen Stiel. Die sechs langen, dünnen Blütenblätter hängen herunter. Zwischen den Blütenblättern befindet sich ein zartes weißes Häutchen (vgl. Abb. 2 b). Die emporstehenden Staubgefäße tragen längliche, deutlich gelb-orangefarbene Staubbeutel. Der ganz ähnlich aussehenden Art Asiatische Hakenlilie (Crinum asiaticum) fehlt in ihrer Blüte lediglich das weiße Häutchen.
Verbreitung: Ursprünglich auf den Westindischen Inseln der Karibik heimisch, heute überall in den Tropen in Gärten und Parkanlagen oder meist sumpfnah verwildert. Mit etwa 40 Arten ist diese Gattung im tropischen Amerika verbreitet.
Interessante Hintergründe: Hymenocallis kommt von hymen (griech.) = Häutchen und callos = Schönheit, der Artname littoralis bedeutet „am Strand wachsend. Auf Englisch wird sie auch als „Poison Lily
bezeichnet (siehe oben), da alle Pflanzenteile giftig sind. In der Volksmedizin werden alle Pflanzenteile, auch die Zwiebeln, für medizinische Zwecke genutzt.
Wann und wo gesehen:
Abb. 2 a
Abb. 2 b
Abb. 2 c
3 Einblatt · Spathiphyllum floribundum
Aronstabgewächse (Araceae)
Weitere Namen: Scheidenblatt, Blattfahne, Peace Lily („Friedenslilie) oder Snow Flower („Schneeblume
)
Habitus: Niedrige Staude, ca. 40 cm hoch, mit dunkelgrünen, länglich-ovalen, lang gestielten Blättern sowie mit Träufelspitze.
Wichtigste Kennzeichen: Einzelne, gestielte Blüten ragen deutlich über die Laubblätter hinaus. Ein schneeweißes, großes Hüllblatt umschließt wie eine Fahne oder ein Segel den etwa 6 cm langen, schmalen, gelblichen Blütenkolben an seinem Grund, der den eigentlichen Blütenstand darstellt (vgl. Abb. 3 a). An diesem Kolben sitzen sehr dicht unscheinbare zwittrige Blüten und dann entsprechend später auch dicht gedrängt die reifen, grünen Beeren mit wenigen Samen. Abb. 3 b zeigt die beginnende Fruchtbildung.
Verbreitung: Ursprünglich heimisch in Mittelamerika und im nördlichen Südamerika, dort an schattigen Standorten, wie z. B. im Regenwald.
Interessante Hintergründe: Der wissenschaftliche Gattungsname setzt sich zusammen aus spathe (= Blütenscheide, -hülle) und phyllon (= Blatt) sowie floribundus (= reich blühend). Zum Familiennamen siehe Nr. 51. Die beschriebene Aufgabenteilung in ein farbkräftiges, umgefärbtes Laubblatt zum Anlocken der Bestäuber und einen Blütenkolben (eigentliche Blüte) zur Fortpflanzung finden wir bei allen Aronstabgewächsen. Ihr schattiger Standort am Boden des schummrigen Regenwaldes macht sie bei uns zu einer beliebten Zimmerpflanze auch für die dunklen Wintermonate. Die jungen Blütenstände dienen den Einheimischen - wie bei anderen Aronstabgewächsen - als Gemüse.
Doch Vorsicht: Das Gewebe enthält die giftigen Oxalsäure-Kristalle, die erst nach ausgiebigem Kochen zerstört werden.
Wann und wo gesehen:
Abb. 3 a
Abb. 3 b
Abb. 3 c
4 Blumenrohr · Canna indica
Blumenrohrgewächse (Cannaceae)
Weitere Namen: Canna
Habitus: Kräftige, bis 200 cm hohe Staude mit großen, lappigen, sattgrünen oder blau-grünen bzw. bronzenen Blättern, die den Scheinstamm (das „Rohr") scheidenartig umgeben (vgl. Abb. 4 a). Der Wurzelstock ist ein knollig verdicktes Rhizom.
Wichtigste Kennzeichen: Die großen, asymmetrischen Blüten sitzen meist zu zweit in traubigen Blütenständen. Sie haben drei ungleiche, einander überlappende Kelchblätter und drei unscheinbar gefärbte Blütenblätter. Es sind stets die Staubblätter, die zu den auffällig gefärbten Blütenblättern umgewandelt sind; nur ein Staubgefäß ist noch funktionsfähig. Die kleinblütige Wildform des Blumenrohres hat rote Blüten mit gelben Flecken. Durch Züchtungen gibt es heute zahlreiche Blütenfarben von Cremeweiß und Gelb über Orange, Lachs und Rosa bis zu Rot (vgl. Abb. 4 b – 4 d). Die warzigen Früchte mit vielen kugeligen schwarzen Samen sehen aus wie Schrotkugeln.
Verbreitung: Heimisch von der Karibik bis Südamerika, doch inzwischen überall in den Tropen eingebürgert. Der Artname indica (=„indisch") deutet darauf hin, dass die Westindischen Inseln bekanntlich bei ihrer Entdeckung für Indien gehalten wurden.
Interessante Hintergründe: Der Gattungs- und Familienname Canna bedeutet übersetzt (Schilf-) Rohr. Die Samen werden als Füllung für Rumbarasseln verwendet. Diese Pflanze wurde schon im 16. Jahrhundert als kleinblütige Wildform nach Europa eingeführt und ist heute auch bei uns eine beliebte Gartenpflanze und übrigens mit den Bananen- und Ingwergewächsen verwandt. Ihre Wurzelstöcke müssen bei uns im Herbst ausgegraben und frostfrei, möglichst in Blattmulch gelagert