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Weihnachtsgeschichten: Band 3
Weihnachtsgeschichten: Band 3
Weihnachtsgeschichten: Band 3
eBook153 Seiten1 Stunde

Weihnachtsgeschichten: Band 3

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Über dieses E-Book

An Weihnachten gibt es Wünsche, Engel und Geschenke.

Was Weihnachtswünsche angeht, kann einem Erstaunliches passieren. Jens findet einen Füllfederhalter mit Sternentinte. Franzi bekommt auf seinen Wunschzettel einen Antwortbrief vom Christkind. Berit wünscht sich Schnee, doch dann stellt sie fest, dass es nichts Schöneres gibt als Regen an Weihnachten. Ein Junge wünscht sich einen Fußball und trifft dabei versehentlich den Teufel. Es kann sogar sein, dass man einem Wünschwas begegnet, dem zu antworten sehr schwierig ist. Pauli hingegen weiß genau, was er sich wünscht: einen Stern. Linus’ Großvater muss sogar auf einer Flöte spielen, damit Linus’ Wunsch das Christkind auch ganz bestimmt erreicht. Die Flöte ruft einen Engel auf den Plan. Aber auch Engel benehmen sich manchmal seltsam. Sie können sich als besonders anhänglich erweisen oder einem im Zug begegnen. Es gibt aber auch irdische Engel. Und eine alte Dame zieht am Weihnachtsabend sogar ohne die Hilfe von Engeln an Schicksalsfäden. Dafür erweist sich ein bestellter Weihnachtsmann als überraschend echt, und auch der Postbote benimmt sich verdächtig.

Trotz aller Wunschzettel und himmlischen Boten aber sind die Geschenke gelegentlich anders als erwartet. Manche Gaben werden in der Phantasie größer als sie wirklich sind. Dafür kann eine vermeintlich klein gewordene Liebe sich an Weihnachten wieder als ganz groß herausstellen. Ein altes Ehepaar will nur einen kleinen Baum, weil ihre vielen Erinnerungen keinen Platz für mehr lassen. Wenn aber eine Kerze am Baum länger brennt als alle anderen, dann hat das einen Grund, der direkt aus dem Himmel kommt.
SpracheDeutsch
HerausgeberHenss, Ronald
Erscheinungsdatum24. Juli 2012
ISBN9783939937715
Weihnachtsgeschichten: Band 3

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    Buchvorschau

    Weihnachtsgeschichten - Ronald Henss

    Sabine Ludwigs

    Weihnachtsregen

    Es waren nur noch wenige Tage bis zum Heiligen Abend. Berit hockte schlecht gelaunt in ihrem Zimmer. Draußen wurde es langsam dunkel und es regnete, regnete und regnete. Die ganze Woche ging das schon so.

    „Blöder Regen!, meckerte Berit vor sich hin. „Nie schneit’s an Weihnachten!

    In diesem Augenblick klopfte es an der Fensterscheibe. Zuerst dachte sie an Regentropfen, doch dann sah sie, dass es ein Junge war. Seine Haare sahen aus wie dunkle Regenwolken, die Augen glitzerten wie Pfützen und er trug einen roten und einen gelben Gummistiefel. Um die Hüften hatte der Junge eine Trommel geschnallt, in den Händen hielt er die Stöcke dazu. Aber das Allerseltsamste war, dass er nicht nass wurde. Kein bisschen!

    „Das ist ja wie im Märchen, dachte sie, „haargenau wie in einem Märchen!

    Ein Leuchten und Flimmern lag in der Luft und die Weihnachtslichter in den Fenstern, die geschmückten Tannen in den Vorgärten, die Straßenlaternen – alles spiegelte sich auf den nassen Wegen. Regentropfen fielen wie silberne Sterne zur Erde, während der kleine Trommler sein Ta-da-daa-dammm spielte.

    „Was tust du da?", schrie Berit, damit er sie hören konnte.

    „Ich trommele!, rief er, ohne mit der Trommelei aufzuhören. „Hast du Lust mitzumachen?

    „Ich spiele keine Trommel, antwortete Berit und setzte sich auf die Fensterbank. „Und auch kein anderes Musikinstrument.

    Er lachte: „Aber du kannst bestimmt singen, oder nicht?"

    Immerhin, das konnte Berit. Doch leider, leider stellte sich bald heraus, dass sie immer nur den Anfang eines Liedes kannte.

    Das hörte sich ungefähr so an: „Stihiille Nacht, heilige Nacht, alles schläft, laaa la laaa."

    Oder: „Ihr Kinderlein kommet, o kommet doch all, mhmh mhm mm, mhmh mhm mm."

    „So geht das aber nicht!, maulte der kleine Trommler und hörte auf zu trommeln. „Du musst noch sehr viel üben! Vielleicht klappt es beim nächsten Weihnachtsregen ja besser!

    Er drehte sich um und stapfte durch die spiegelblanken Pfützen davon. Und mit ihm verschwanden die Silbersterne, das Leuchten und auch der schimmernde Weihnachtsregen. Alles wurde düster und still.

    Oh, wie war Berit da seltsam zumute! Genau so, als hätte sie ihr Lieblingsspielzeug verloren. Traurig schloss sie das Fenster. Später, im Bett, konnte sie nicht einschlafen, denn sie musste immer an den kleinen Trommler denken.

    Am nächsten Tag hingen graue Wolken am Himmel, aber es regnete nicht und am Tag darauf auch nicht. Und als es kälter wurde, machte Berit sich sogar Sorgen, dass es anfangen könnte zu schneien.

    Die ganze Zeit übte sie Weihnachtslieder. Morgens unter der Dusche und auf ihrem Schulweg, sogar beim Essen und während sie ihre Hausaufgaben machte, sang sie vor sich hin.

    Doch der kleine Trommler kam nicht zurück und es regnete nicht einen einzigen Tropfen, nur einmal taumelten ein paar winzige Schneeflocken durch die kalte Luft.

    Dann, am Abend vor Weihnachten, hörte Berit endlich das ersehnte Prasseln. Regentropfen schlugen auf Dächer, pochten gegen Fensterscheiben und klatschten auf Autos und Bürgersteige.

    Berit presste ihre Nase gegen das Fensterglas. Draußen sah alles verschwommen aus. „Von wegen kleiner Trommler, dachte sie enttäuscht. „Nur dämlicher Regen!

    Aber dann riss sie die Augen auf, denn einer der Regentropfen erstrahlte und leuchtete, als wäre er aus Mondlicht. Noch einer! Immer mehr und mehr fielen aus den Wolken.

    Auf einmal hörte Berit etwas Phantastisches, Großartiges, Tolles, das sie ganz und gar kribbelig machte: die Schläge einer Trommel.

    Ta-da-daa-dammm!

    Schnell zog sie ihre Regenjacke an und rannte vor die Haustür.

    Das Ta-da-daa-damm klang jetzt ganz nah. Und da stand der kleine Trommler mit den Regenwolkenhaaren, den Wasserpfützenaugen, einem roten und einem gelben Gummistiefel. Er war kein bisschen nass und lächelte Berit zu.

    Der weihnachtliche Lichterschmuck in den Fenstern strahlte heller, die herausgeputzten Tannen in den Gärten, die Laternen – alles spiegelte sich in den Pfützen wie in einem Zauberspiegel und die Regentropfen fielen als winzige Sterne zur Erde. Es sah aus, als hätte jemand eine riesengroße Wunderkerze angezündet.

    Mitten in dem Sternenschauer spielte der kleine Trommler „Ihr Kinderlein kommet" und Berit sang dazu. Strophe um Strophe, Zeile für Zeile, ohne dass auch nur ein Wort fehlte. Bis in die Nacht sang sie zu dem Ta-da-daa-damm des kleinen Trommlers, egal, welches Lied er auch spielte.

    Dabei war Berit eigenartig zumute, so als müsste sie gleichzeitig laut lachen und vor Freude weinen.

    „Hoffentlich, dachte sie, „hoffentlich fängt es nicht an zu schneien!

    Denn sie fand, dass Schnee zwar etwas Wunderbares war, aber nichts, wirklich gar nichts auf der Welt, war vergleichbar mit diesem wundersamen Weihnachtsregen.

    Ta-da-daa-damm!

    Patricia Koelle

    Die Wunschkerzen

    Die Schatten, die alltags in den Ecken des weitläufigen hundertjährigen Hauses wohnten, hatten sich zur Mitte der Räume hin ausgebreitet. Nun herrschte tiefe, reglose Dunkelheit bis auf die Flamme der einen Kerze, an der unsere Blicke hingen, und den hellen Fleck, den die Gaslaterne von draußen an den Vorhang malte. Das Kerzenlicht warf die langgezogenen Schatten der Tannenzweige so wirr an die Wände, dass es wirkte, als wäre unser Weihnachtsbaum nur der Beginn eines tiefen Waldes, der sich bei jedem Flackern im Wind bewegte und in den wir nur einen Schritt hineinzutun bräuchten, um in eine größere, ungewissere Welt einzutreten.

    Wir hatten ebenso wie die Freunde und Nachbarn eine fröhlich bunte Lichterkette an unserem Weihnachtsbaum, die die Tage zwischen den Jahren zu etwas Besonderem machte. Doch an Heiligabend gab es echte Kerzen, auch wenn Freunde und Nachbarn die Hände über dem Kopf zusammenschlugen und ausriefen: „Wie kann man nur so leichtsinnig sein! Mein Vater aber blickte ungerührt von seinen beruhigenden einsfünfundachtzig herab und sagte: „Es steht immer ein Wassereimer daneben. Seitdem er im Krieg zweimal mit seinem Flugzeug abgeschossen worden war, konnte ihn außer einem Schnupfen nichts mehr erschüttern. Mit strategischer Sorgfalt setzte er die Kerzenhalter auf die Zweige – weit außen und nur dort, wo er sicher war, dass kein anderer Zweig und kein Lametta dicht über der Flamme hängen würden. Auch der Abstand zur Zimmerdecke musste gewahrt bleiben. Bei unseren hohen Altbaudecken wäre das kein Problem gewesen, hätten wir nicht jedes Jahr wieder auf einem Baum bestanden, der vom Boden bis zur Decke reichte. Drei Meter sechzig. Mindestens! Sicherheitshalber wurde der Baum noch mit einer unauffälligen Schnur an der Wand festgebunden. Die Kerzen besorgte meine Mutter schon, wenn noch die letzten Herbstblätter an den Bäumen hingen, denn es mussten echte Honigkerzen sein, hundert Prozent Bienenwachs, und die gab es später oft nicht mehr. Nur diese Kerzen hatten das warme Licht und den Geruch von Geborgenheit, Sommerwärme und friedvoller Zukunft, den wir gewohnt waren. Mit dem blassen, künstlichen Stearin konnten wir nichts anfangen. Und außerdem hielten sie länger.

    Als wir klein waren, brannten die Kerzen bereits, wenn sich nach dem Glockenläuten endlich die große Flügeltür öffnete. In späteren Jahren durften wir zusehen, wie Vater mit einer Kerze, die an einem langen Kochlöffel festgebunden war, eine nach der anderen anzündete wie ein Magier mit dem Zauberstab. Ich stand dann mit offenem Mund unter dem Baum und staunte die Lichter an, die sich pyramidenartig bis zur Decke türmten, für mich damals so unerreichbar wie der Himmel selbst. Obwohl ich kurz zuvor noch fast vor Stolz geplatzt war über mein Festtagskleid aus Resten eines Brokatstoffs, in dem Silberfäden blitzten, fühlte ich mich winzig und demütig bei diesem Anblick. Während die elektrische Lichterkette, diskret um den Stamm gewickelt, den Baum von innen erhellte – an Heiligabend war sie natürlich ausgeschaltet und damit unsichtbar – ließen die Honigkerzen, die am Ende der Zweige thronten, den Baum noch gewaltiger erscheinen, als er war. Sie betonten seinen Umriss, während in der Mitte duftende Dunkelheit hing. Und die feierliche Stille.

    Als meine Eltern jünger waren, gab es häufiger Musik im Haus; ich sehe noch einen Plattenspieler vor mir, dem man einen ganzen Stapel Platten gleichzeitig anvertrauen konnte, von dem dann eine nach der anderen herunterfiel und abgespielt wurde. Mit der Zeit, als sich immer mehr Erinnerungen aus erfüllten Jahren ansammelten, war es, als nähmen diese den Raum ein, der der Musik gehört hatte. An Heiligabend erklang nur noch die Spieluhr, die einmal „Stille Nacht, heilige Nacht" abspielte, anfangs im Eiltempo und am Ende in Zeitlupe bis, wie von dem Lied heraufbeschworen, Stille herrschte.

    Mir war, als hinge das bodenlose, erschreckende und doch göttliche Schweigen des ganzen Weltalls feierlich im Dunkel zwischen den Ästen, des Alls, durch das sich unser Planet bewegte, während der Weihnachtsbaum in ungerührter Würde darauf stand und die Kerzen ruhig brannten. Nur gelegentlich flackerten sie leicht, wenn von draußen ein Windstoß den Weg durch die alten Fensterläden fand, wenn Vater nieste oder Oma eine Geschichte erzählte: aus dem Krieg, wie sie in der Not aus dem Fell einer toten Katze eine Mütze für ihre Tochter genäht oder in ihrer Kindheit auf dem Gut in Ostpreußen Lehmziegel gebrannt und ihre neuen Schuhe auf den Stoppelfeldern ruiniert hatte. Es wurden viele Geschichten erzählt und Menschen heraufbeschworen, die es längst nicht

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