Frei und ausgebrannt? Burnout bei Unternehmern und Selbstständigen: Ausmaß, Ursachen und Handlungsempfehlungen
Von Marc Wilms
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Über dieses E-Book
Was sollten Unternehmer und Selbstständige tun, um der Burnout-Falle zu entfliehen? Welche Präventionsmaßnahmen helfen, die Risiken in den Griff zu bekommen? Und wie lässt sich eine nachhaltige Work-Life-Balance herstellen – und auf diese Weise die Gesundheit, Arbeitsfähigkeit und damit der Bestand des Betriebes langfristig sichern? Neben der Analyse der zentralen Risikofaktoren richtet der Autor sein Augenmerk vor allem auf eine Reihe wirksamer Handlungsempfehlungen, die leicht in den Arbeitsalltag integriert werden können.
„Frei und ausgebrannt – Burnout bei Unternehmern und Selbstständigen“ ist vor einigen Jahren als Abschlussarbeit im Rahmen des Studiengangs Betriebswirt an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie Duisburg entstanden. Mit der Buchveröffentlichung folgt der Autor – der selber freiberuflich tätig ist – dem von vielen Unternehmerkollegen geäußerten Wunsch nach einer Art Leitfaden für den Umgang mit den spezifischen Burnout-Risiken in dieser Berufsgruppe. Denn Literatur zum Thema generell gibt es reichlich, ein entsprechender Fachtitel für die spezifischen Bedürfnisse von Unternehmern und Selbstständigen existierte bislang jedoch nicht. Eine Lücke, die mit diesem kompakten Ratgeber nunmehr geschlossen wird.
Marc Wilms
Der in Köln lebende Autor ist freiberuflicher (PR-)Journalist und Werbetexter. Seine thematischen Schwerpunkte liegen u.a. in den Bereichen Gesundheit, Management und Psychologie sowie der Technik- und Innovationskommunikation. Zudem ist er als Psychologischer Berater, Fitnesstrainer und Personal & Business Coach tätig. Eines seiner Spezialgebiete ist das „Wandercoaching“. Dabei geht er den Anliegen seiner Klienten in der freien Natur buchstäblich auf den Grund – und erarbeitet gemeinsam mit ihnen effektive Lösungsstrategien für berufliche und private Probleme aller Art. Marc Wilms ist Mitglied im Verband Freier Psychotherapeuten, Heilpraktiker für Psychotherapie und Psychologischer Berater e.V. (VFP). Kontakt: www.mein-wort.de
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Buchvorschau
Frei und ausgebrannt? Burnout bei Unternehmern und Selbstständigen - Marc Wilms
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Problemstellung
Untersucht wird die Problematik des Burnout-Syndroms in der Gruppe der nichtabhängig Berufstätigen. Hierunter fallen im Rahmen der vorliegenden Arbeit Freiberufler, Gewerbetreibende, Handwerker und Inhaber kleiner bis mittelständischer Unternehmen (= inhabergeführte Betriebe). Die Teilgruppe der Ein-Personen-Unternehmen wird in die Untersuchung einbezogen, da deren Inhaber in der Regel sowohl operativ als auch strategisch voll in den Arbeits- und Betriebsprozess eingebunden sind und ihnen weniger Instrumente zur Entlastung von Aufgaben zur Verfügung stehen als Lenkern größerer Organisationseinheiten (z.B. mangelnde Möglichkeit der Delegation von Aufgaben). Klein(st)unternehmer sind meist nahezu „alles in einem" – vom Auftragsakquisiteur über den Finanzcontroller bis hin zum Strategen, der über den Tag hinaus planen muss. Häufig sind sie nur projektweise ohne längere Kündigungsfristen und für wenige Auftraggeber tätig. Dementsprechend sind Selbstständige vielfältigem Druck und zahlreichen Risiken (wie z.B. permanente Arbeitsüberlastung, fehlende Erholungsphasen, Machtlosigkeit, Zeitmangel, Perfektionsdrang aus Angst vor Auftragsverlust, ständige Erreichbarkeit und soziale Isolation) ausgesetzt, was zu Burnout führen kann – und des Einsatzes spezifischer Vorbeugungs- und Gegenmaßnahmen bedarf.
1.2 Leitfragen der Untersuchung
Wie stark sind Freiberufler und Gewerbetreibende vom Burnout-Syndrom betroffen? Welche Folgen hat dies beruflich/geschäftlich, privat und gesundheitlich für sie? Wie können sie vorbeugen und welche Gegenmaßnahmen stehen ihnen zur Verfügung?
1.3 Methode
Die Untersuchung stützt sich auf die Auswertung von Quellen: Die Fachliteratur zum Thema wird im Hinblick auf den Untersuchungsgegenstand resümiert.
2. Definitionen
2.1 Das Burnout-Syndrom
Bislang gibt es noch keine einheitliche Definition: Ärzte, Soziologen und Psychologen diskutieren kontrovers über die genaue Bedeutung und Abgrenzung von Burnout gegenüber anderen Erkrankungen (vgl. Krypta 2008, S. 17 f.). Immerhin sind nach übereinstimmender Expertenmeinung drei Kennzeichen für das Burnout-Syndrom typisch: emotionale Erschöpfung, das Gefühl der Entfremdung (Depersonalisation) und ein reduziertes Gefühl für die eigene Kompetenz bzw. abnehmende Leistungsfähigkeit (vgl. Karsten 2010, S. 27).
Letztgenannter Aspekt ist jedoch in Anfangsphasen von Burnout oft nicht zu erkennen, da die Betroffenen zunächst noch mehr arbeiten, um ihr Pensum zu bewältigen und der Leistungsabfall dann erst später sichtbar wird (vgl. Bergner 2010, S. 10). Konsens besteht darüber, dass sich Burnout in zwölf Stufen vollzieht (Abbildung nach Nagel 2010, S. 175):
Bei Burnout handelt es sich stets um das Zusammenspiel mehrerer Stressfaktoren, die sich nach und nach aufstauen und letztendlich, wenn sie nicht gelöst oder bewältigt werden, im Zusammenbruch münden (vgl. Krypta 2008, S. 38). Nach dem international anerkannten Klassifikationssystem zur Diagnose von Krankheiten, das auch die Grundlage der Kommunikation zwischen Medizinern und Krankenversicherern bildet, ist Burnout allerdings gar kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern stellt lediglich eine Rahmen- oder Zusatzdiagnose dar (vgl. Nelting 2010, S. 31).
Burnout entsteht nie plötzlich, sondern entwickelt sich immer in einem längeren, fortschreitenden Prozess – häufig über Jahre hinweg. Dabei gilt es zwei Begriffe zu unterscheiden: „Burnout-Syndrom umfasst die Gesamtheit aller Gesundheitsstörungen des Betroffenen auf der körperlichen und psychischen Ebene. Im Gegensatz dazu bezeichnet „Burnout
im eigentlichen Sinne einen Zustand, in dem der Patient bereits massiv erkrankt und akut behandlungsbedürftig ist (ebd, S. 30). In dieser Phase ist er meist schon depressiv und leidet an Herz- und Kreislaufstörungen sowie Magenbeschwerden, die Stresshormone und das Immunsystem sind aus dem Gleichgewicht geraten, die Wahrnehmung ist gestört, und es liegt ein ausgeprägter physischer und psychischer Erschöpfungszustand vor (ebd., S. 34).
Wissenschaftler nennen mehr als 130 mögliche Symptome, entsprechend schwierig gestaltet sich die Diagnose von Burnout. Die Behandlung durch Ärzte erfolgt dann häufig entsprechend symptombezogen mittels Psychopharmaka oder Schmerzmitteln, ohne die zugrunde liegenden Ursachen zu analysieren (vgl. Krypta 2008, S. 51, S. 99). Da viele dieser Beschwerden wenig spezifisch sind und sich mit anderen Gesundheitsstörungen überschneiden, fällt die Abgrenzung zu anderen Krankheitsbildern oftmals schwer; Experten vermuten daher bei den Fallzahlen eine hohe Dunkelziffer – hinter vielen diagnostizierten Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen, chronischen Erschöpfungszuständen, Herzinfarkten und Selbstmorden steht vermutlich in Wahrheit Burnout (vgl. Nelting 2010, S. 42).
Nach dem aktuellen Forschungsstand lassen sich die Anzeichen für Burnout in sieben Phasen einteilen. Demnach sind in der Anfangsphase erste Warnsignale zu erkennen wie verstärkter Einsatz für Ziele unter Inkaufnahme von Überstunden bei zunehmender Erschöpfung, und die Betroffenen widmen dem Privatleben weniger Zeit als früher. Bereits in der zweiten Phase kommt es zur Aversion gegenüber der eigenen beruflichen Tätigkeit und einer Reduktion des Engagements für Kunden und Familienmitglieder – verbunden mit emotionaler Kälte, Verlust an positiven Gefühlen und Einfühlungsvermögen. Die dritte Phase ist gekennzeichnet von Symptomen aus dem depressiven Formenkreis, schlechter Laune, Ärgerlichkeit und einer vorwurfsvollen Haltung gegenüber anderen.
In der vierten Phase treten ein Abbau der Kreativität, Motivation und geistigen Leistungsfähigkeit sowie die Ablehnung von Veränderungen ein. In der fünften Phase verflachen alle Emotionen, der Betroffene wird immer gleichgültiger und interesseloser, sowohl was den Beruf als auch soziale Kontakte und Freizeitbeschäftigungen angeht. In der sechsten Phase meldet sich der Körper mit massiven psychosomatischen Beschwerden zu Wort, und in der Endphase schließlich macht