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Muttersehnsucht
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eBook54 Seiten43 Minuten

Muttersehnsucht

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Über dieses E-Book

Helene Böhlau, verh. al Raschid Bey, (* 22. November 1856[1] in Weimar; † 26. März 1940 in Augsburg[2]) war eine deutsche Schriftstellerin. Helene Böhlau war die Tochter des Weimarer Verlagsbuchhändlers Hermann Böhlau und dessen Frau Therese geb. Thon. Sie genoss eine sorgfältige Privaterziehung. Um ihren geistigen Horizont zu erweitern, schickte man sie auf Reisen ins Ausland. Auf einer solchen in den Orient lernte sie den Architekten und Privatgelehrten Friedrich Arnd kennen und lieben. Dieser, um Helene als zweite Frau heiraten zu können, konvertierte vom Judentum zum Islam und nannte sich fortan Omar al Raschid Bey. Ihr Vater verbot ihr daraufhin das Haus. Er begegnete ihr zwar später noch einmal, ihren Ruhm aber hat er nicht mehr erlebt. (Auszug aus Wikipedia)
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum31. Jan. 2016
ISBN9783958641556
Muttersehnsucht
Autor

Helene Böhlau

Helene Böhlau, verh. al Raschid Bey, (* 22. November 1856[1] in Weimar; † 26. März 1940 in Augsburg[2]) war eine deutsche Schriftstellerin. (Wikipedia)

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    Buchvorschau

    Muttersehnsucht - Helene Böhlau

    Muttersehnsucht.

    Novelle

    von

    »O Gott nein,« sagte sie, »nie« – und lachte.

    Er hatte sie gefragt, ob sie hier das ganze Jahr über nicht Langeweile spürte.

    Er ist der Hausgast und Jugendfreund ihres Vaters.

    Sommerfrieden liegt über dem weiten Gutsgarten ausgebreitet. Hochwipflige Bäume und fruchttragende, schwerbeladene, die dem Erdreich mit ihren Kronen näher bleiben als die vornehmen Laubbäume; weiche Rasenflächen, auf denen durchsichtige, kühle Schatten lagern; Beerensträucher mit leuchtenden, rotbehangenen Zweigen.

    Der lange, gerade Weg, der zum Hause von der Landstraße führt, ist dicht mit Sommerblumen eingefaßt, nach Altväter Weise, mit bunten, duftenden Blumen aller Art, die ihre Häupter im lustigen Durcheinander neigen oder sie in die blaue Sommerluft hineinheben und den geraden Weg in eine Atmosphäre von sonnedurchwärmten Düften hüllen. Bienen und tausendfältiges Geschwirr und Gesumm. Hoch oben im Himmelsraum die pfeilschnellen Sommerverkünder, die ihre spitzen Töne wie goldne Saiten über den Himmel spannen.

    Sie stehen beide abseits vom Weg, mitten im Obstgarten.

    Sie beugt sich über den kleinen Quell, der 82 kristallklar durch den Rasen fließt, und nimmt eine purpurrote Apfelschale, die auf dem Grunde des Wässerleins lag, heraus.

    Tropfend und rotleuchtend glänzt sie in des Mädchens fester Hand.

    »Das tat die Marianne,« sagte sie beiläufig.

    »Die muß besser eingespannt werden – die. Die zieht nicht an.«

    »Wenn ich einmal heirate, hat sie alles zu übernehmen, was ich jetzt tue.«

    »Maria, seit wann ist denn von einer Heirat die Rede? Das ist das erste Wort, das ich davon höre,« fragte der ernste, distinguiert aussehende Mann, der Typus des feinen Gelehrten aus gutem Hause; ein zartgliederiger, tadellos gekleideter Mensch, an dem vielleicht nur die Art zu blicken verrät, daß er zu der Menschenklasse gehört, die ein zu einseitiges, geistiges Leben führt.

    Er hat etwas in der Art zu schauen, als hätte er die Kunst des Umherblickens nicht gelernt, etwas Weltfremdes, trotz seines weltmännischen Äußern.

    Und dies Weltfremde ließ ihn jünger erscheinen, als er wirklich war.

    »Nein,« sagte das große, blonde Mädchen ruhig. »Es ist auch jetzt niemand da, den ich heiraten möchte; aber was nicht ist, kann werden. Ich bin vierundzwanzig.«

    Sie warf die Apfelschale wie eine rotleuchtende Schlange weit von sich auf einen Komposthaufen, der neben einer Reihe von Gemüsebeeten aufgeschichtet war, und schaute ihr nach.

    »Du bist Erde und sollst zu Erde werden,« sagte sie behaglich vor sich hin.

    Der Gelehrte blickte sinnend vor sich hin.

    83 »Ich muß jetzt sehen, daß ordentlich gedeckt wird. In einer halben Stunde ist Essenszeit.«

    »Sie verwöhnen Marianne.«

    »Vorderhand muß sie erzogen werden. Nein, nein, verwöhnen tue ich nicht. Bei uns muß jedes an seine Pflicht glauben, sonst ging's vollends drunter und drüber.« Er begleitete sie.

    »Sagen Sie, Maria, – es steht nicht gut mit Ihrem Vater?«

    »Nein.«

    »Ei – ei – ei – daß . . . .«

    »Da ist gar nichts zu wollen, das ist eine alte Geschichte, die Immenbachs kommen auf keinen grünen Zweig, und der arme Vater ist nicht der Mann, der Glück hat. Hier hätte eine harte Hand was ausgerichtet. – Und dann haben die letzten Krankheitsjahre der Mutter ihn stark mitgenommen.«

    Das Mädchen sprach ruhig und einfach, wie Städtekinder nicht zu sprechen pflegen.

    Kurz und gut, die Immenbachs kommen auf keinen grünen Zweig. Das war eine ganz einfache Tatsache, mit der sie sich abgefunden hatte. Es klang nicht traurig, nicht bedrückt, nicht klagend.

    Sie sagte das so kernig kräftig wie jenes: du bist Erde und sollst zu Erde werden.

    Sie hat eine sonnedurchschienene Stimme, so warm, man denkt an Erd- und Laubgeruch, an Bäume mit Obst beladen, an wogende, gelbe Kornfelder, wenn sie spricht.

    Oder erschien das dem Professor

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