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Alles Anders: Kurzgeschichten
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eBook623 Seiten8 Stunden

Alles Anders: Kurzgeschichten

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Über dieses E-Book

Ein Kaleidoskop schillernder Farben, unglaublicher Begebenheiten, die alle eines gemeinsam haben: Nichts - gar nichts - ist, wie es scheint.
Besuchen Sie ein faszinierendes, farbiges, überraschendes Potpourri aus Krimis, Lebenschroniken, Fantasy, Science Fiction und manchem mehr, dessen Fäden sich in nur einem Knoten treffen: Alles, ausnahmslos alles, ist anders.
Was hat die Zeit mit Farben zu tun? Sind herrliche Aussichten immer der Weg zum Glück? Gespenster, Saurier, Geheimnisse - Nächte voll Grauen oder doch nur alles Maskenbälle des Schicksals? Einfach nur weg - irgendwo im Sommer - eingeschneit - Sein oder Mein oder doch nur ein Rollenspiel?
Fragen, die nach Antworten verlangen und welche bekommen. Mit Sicherheit aber nicht solche, die man als Leser erwartet.
Einmal begonnen, wird der geneigte Leser das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Zu krass die Unterschiede, zu spannend die Handlungen, zu überraschend das Ende.
70 Kurzgeschichten
überraschend, fesselnd, spannend.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum15. Apr. 2015
ISBN9783863321444
Alles Anders: Kurzgeschichten

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    Buchvorschau

    Alles Anders - Ulrike Zimmermann

    Alles Anders!

    Kurzgeschichten

    Eine schottische Nacht

    Sven Linnartz

    Die Nacht bricht ein an diesem stürmischen und kalten Septemberabend in einem kleinen Hostel an Schottlands Küste. Die gegen den Strand preschenden Wellen und das Heulen des Windes versuchen sich gegenseitig zu übertönen, während ich mich auf einem viel zu kleinen Sofa mit einer Tasse dampfenden Tees und einem Buch niederlasse. Außer mir ist zum Glück kaum jemand hier, wenn man einmal von zwei jungen Frauen absieht, die sicherlich in einem der drei Dorfpubs abhängen und sich ein paar Bier gönnen. Ruhe ist genau das, was ich versucht habe zu finden. Doch so sehr ich mich auch bemühe, mich auf mein Buch zu konzentrieren, um endlich wieder einmal ein paar Seiten zu lesen, es will mir nicht gelingen. Die Buchstaben verschwimmen vor meinen Augen, nicht aus Müdigkeit, sondern weil meine Gedanken unablässig abschweifen und immer wieder zu meinen Problemen zurückkehren. Mein Leben ist gelinde gesagt unaufgeräumt und ich weiß nicht, was ich mit diesem Leben überhaupt anstellen soll. Die Zwänge des Alltags fesseln mich in einem Korsett, aus dem ich mich nicht selbst befreien kann, wenn man einmal von den wenigen Wochen Urlaub im Jahr absieht. Aber auch dann wird das Korsett nur gelockert. Ich weiß, dass es in wenigen Tagen wieder festgezurrt wird und mich zu erdrücken droht. So müssen sich wilde Tiere fühlen, die den Duft der Freiheit gerochen haben und dann als Attraktion in irgendeinem Zoo oder Zirkus zur Belustigung der Massen enden. Die Sehnsucht und das Wissen um ein anderes Leben funkeln in ihren Augen. Man vergisst nie, was einem wirklich Erfüllung gebracht hat. Warum sollte es also bei mir anders sein?

    Mein Korsett, das ich treffender als Gefängnis bezeichnen möchte, besteht aus einer Arbeit, die ich hassen gelernt habe und einer viel zu kurzen Zeit für mich selbst, für das, was mir wirklich Erfüllung bringen und mich das tägliche Einerlei vergessen lassen würde. Die Menschen, mit denen ich zu tun habe, fordern jeden Tag mehr, meist unberechtigt. Sie ignorieren das Wissen, das ich zu vermitteln versuche, bauschen sich auf und respektieren mich nicht. Doch habe ich Alternativen? Sicherlich, aber meine Versuche sie zu ergreifen, scheiterten bislang kläglich. Ich bin abhängig von der Entscheidung anderer und deshalb ist es fast unmöglich aus meinem Gefängnis auszubrechen. Manchmal komme ich mir wie ein Entfesselungskünstler vor, der sich mit aller Kraft und allem Geschick aus einer Zwangsjacke zu befreien versucht. Nur dass es ihm von Sekunde zu Sekunde mehr und mehr bewusst wird, dass er es nicht schaffen wird. Meine Zwangsjacke lockert sich für wenige Wochen im Jahr und doch tut sie es nicht, denn sonst säße ich nicht hier, die halbleere Teetasse in meiner Hand und würde über mein Leben sinnieren. Die beruhigende Wirkung des Tees will sich heute nicht einstellen und ich kann nicht von meinen schweren Gedanken lassen, die sich wie Ketten um meinen Geist und meinen Körper legen. Wenigstens muss ich für ein paar Tage keinen Zwängen und Verpflichtungen nachkommen. Weit weg von einem Zuhause, dem ich mehr und mehr mit Skepsis begegne und das ich doch nicht verlassen kann. Weit weg, bedeutet für mich nicht Australien, Nicaragua oder die Wüste Gobi. Weit weg ist für mich der Inbegriff von Ruhe und Abgeschiedenheit, mit so wenigen Menschen wie möglich um mich herum. Und so liege ich nun auf diesem alten, durchgesessenen Sofa, lasse meinen Blick über die Buchstaben schweifen, ohne recht zu wissen, was ich eigentlich lese. Daheim sind es die Ereignisse eines Arbeitstages, die ich nicht zurückdrängen kann und mir der Genuss eines Buches verwehrt bleibt. Der Tee ist mittlerweile kalt geworden und animiert nicht dazu ihn auszutrinken. Ich stehe vom Sofa aus, schütte das erkaltetet Wasser aus und setzte neues auf. Der Wasserkocher brodelt in Sekundenschnelle und ich nehme mir vor, mich endlich auf mein Buch zu konzentrieren, die schädlichen Gedanken irgendwie beiseite zu schieben. Es muss mir einfach gelingen, denn ich will endlich mal wieder in eine Geschichte eintauchen, die eine bessere Welt bietet. Ich gieße neues Wasser in die Tasse, lege mich aufs Sofa und schlage das Buch auf. Es duftet nach frischem Papier und ich beginne gerade damit das erste Kapitel zu lesen, als die Tür zur Wohnküche geöffnet wird. Eine der beiden Frauen, die ich heute Mittag kurz getroffen habe, kommt herein. Aber wie es mit Hostelbegegnungen so ist, blieb es bei einem kurzen Smalltalk, woher man kommt, was man macht und wohin man geht. Mein Namensgedächtnis ist nicht gerade das Beste, aber zum Glück kriege ich noch so gerade die Kurve. Sie begrüßt mich und ich grüße höflich zurück. Sie allein, stellt zwei Flaschen Wein in den Kühlschrank und schaut mir über die Schulter in mein Buch.

    «Oh, ein Kinderbuch», sagt sie verwirrt.

    «Ah, Cathleen war dein Name. Richtig?»

    «Für einen Mann nicht schlecht», lächelt sie und ich lache zurück.

    «Ich versuche mein Bestes. Das mit den Kinderbüchern ist ein Versuch dem Alltag zu entkommen. Alles andere überfordert mich wohl momentan zu sehr. Wo ist deine Freundin?», frage ich.

    «Mary? Sie hat das erste Bier in der Kneipe nicht überlebt. Herzschmerz und Übelkeit sind wohl keine gute Kombination.»

    «Tut mir leid», antworte ich.

    «Hast du Lust mit mir eine Flasche Wein zu trinken? Um neun Uhr gehe ich normalerweise noch nicht ins Bett.»

    Mehr aus Höflichkeit als aus Durst auf Alkohol, nehme ich die Einladung an. Der Wein ist kalt, süß und fruchtig. Seit meiner Studentenzeit habe ich einen solchen Wein nicht mehr getrunken, aber er schmeckt und das allein zählt. Cathleen nimmt auf dem zweiten Sofa Platz. Ich schaue sie an. Sie ist jung, trägt eine Leggings, die ihr nur bis zu den Waden reicht und einen blauen Hoodie. Der Raum ist erfüllt von ihrem Parfüm, dezent und doch so betörend verführerisch. Sie zieht ihre Beine an den Oberkörper und prostet mir zu. Der Anfang unseres Gesprächs ist schleppend. Ich spreche noch einmal mein Bedauern aus, dass ihre Freundin krank ist und sie erkundigt sich mindestens ebenso höflich, was mich hierhin an die Nordostküste Schottlands verschlagen hat. Sie trifft einen Nerv und ich bin mir nicht schlüssig, ob ich von meinen Zweifeln in meinem Leben erzählen soll oder nicht. Ganz abgesehen von meinem Vertrauen in meine Englischvokabeln. Sie ist fremd und doch wieder nicht und hört mir geduldig zu. Wir sind allein in diesem Hostel, wenn man einmal von der kranken Mary absieht. Zwei Fremde bei einem eigentlich viel zu süßen Wein, der von Glas zu Glas besser schmeckt. Sie hört zu, lauscht meinem viel zu schlechten Englisch und doch habe ich das Gefühl verstanden zu werden. Cathleen spricht über ihr Leben, ihre Sichtweise der Dinge. Und diese Sichtweise ist schlicht und einfach, um nicht zu sagen simpel. All ihre Erklärungen zu meinem chaotischen Leben enden mit einem Vergleich über das Essen. Sie sagt: «Wenn man in das beste Restaurant der Stadt gehen würde und das Essen würde partout nicht schmecken, würde man es dann aufessen?»

    Ich frage mich, ob es wirklich so simpel ist und erzähle noch mehr von dem, was mich bewegt. Mehr von mir, meinem Gefühl nicht verstanden zu werden und von meinem Unvermögen, so etwas wie eine erfüllte Beziehung führen zu können. Vielleicht liegt es auch an mir, meinen vermeintlich hohen Ansprüchen und meinem Zwang, mich selbst immer verbessern zu wollen. Warum sonst werden mir die meisten Damen schnell zu langweilig? Langweilig im Sinne von: Mir fehlt die Herausforderung.

    Und wieder antwortet Cathleen mit ihrem Gleichnis über das Essen. Am liebsten würde ich gleichzeitig heulen und lachen, weil ich nicht selbst darauf, ja was ist es eigentlich, eine Lösung oder nur ein anderer Blickwinkel, gekommen bin. Ich lache, aus vollem Herzen, seit langem wieder einmal frei und unbeschwert. Die erste Flasche Wein ist mittlerweile geleert. Cathleen steht auf, geht zum Kühlschrank und öffnet, ohne mich zu fragen, die zweite Flasche. Ich kann und will mich gar nicht dagegen wehren, bin dankbar für alles, was mir die vergangenen Stunden gebracht haben. Es sind Stunden, die mir wie Sekunden vorgekommen sind. Sie füllt die Gläser, reicht mir meins und noch bevor ich «Danke» sagen kann, quetscht sie sich ans andere Ende meines Sofas, zwängt ihre Beine irgendwie neben meine und lächelt mir zu. Trotz oder wegen des Alkohols, klappt es nun mit meinem Vokabular besser. Wir landen bei gutem Essen, versuchen uns an Erzählungen über unsere Kochversuche und Vorlieben für gute Filme und Musik. Es ist alles so vertraut, so als würden wir uns schon jahrelang kennen. Simpel eben. Um bei Cathleens Vergleich zu bleiben: Das Essen schmeckt hervorragend.

    Ihre Hände streicheln über meine Beine. Ich lasse sie gewähren, weil es richtig und weil es simpel ist. Und doch zieht mein Gehirn von einem auf den anderen Moment die Notbremse. Ich stehe auf, brauche frische Luft. Oder brauche ich vielmehr einen klaren Kopf, weil ich die Situation nicht kenne? Was auch immer. Wir gehen hinaus, sie raucht eine Zigarette und wir frieren gemeinsam im eisigen Wind, der sich nur unmerklich beruhigt hat. Sie schaut mich an. Ihre Augen sind so jung und lebendig, denke ich.

    «Lass uns an den Strand gehen», sagt sie plötzlich und wirft den Zigarettenstummel zur Seite.

    Ich antworte nicht, ziehe mir sofort die Schuhe aus und nehme sie Huckepack auf meinen Rücken. Wir stolpern lachend und schreiend ans Meer, tauchen unsere Füße in das viel zu kalte Wasser, nur um kurze Zeit später schnell zurück ins Hostel zu laufen. Sie liegt mir gegenüber, der letzte Tropfen Wein fließt aus der Flasche in unsere Gläser. Cathleens Beine verknoten sich mit meinen und ihre Hände streicheln weiter meinen Körper. Zunächst nur die Beine, dann spielt sie mit der Kordel meiner Shorts, um dann die Haut an meinem Bauch zu berühren. Mir wird warm, am ganzen Körper, so warm wie schon lange nicht mehr. Ich streiche mit den Fingerspitzen über ihre Beine und es fühlt sich richtig an.

    Ist das Leben so simpel?

    Wir reden nicht mehr wirklich viel, berühren des anderen Haut und genießen den Moment hier allein. Die Gläser sind leer und trotz des Sturms draußen ist es hier im Hostel mit einem Mal so ruhig, dass die Stille mit Händen greifbar ist. Noch bevor ich mir weitere Gedanken machen kann, steht Cathleen auf, nimmt meine Hand und führt mich in den nicht benutzten Schlafraum des Hostels. Wir sind Fremde, denke ich noch ein letztes Mal. Noch bevor ich Bedenken äußern kann, legt sie mir einen Finger auf den Mund. Die Zeit des Redens ist endgültig vorbei. Sie zieht mich auf ein Bett, küsst mich. Ihre Küsse sind wild, voller Verlangen. Zaghaft begegne ich ihren Liebkosungen.

    «Das Leben ist so simpel», flüstert sie mir ins Ohr und ein Schauer durchfährt mich.

    Ich erwidere jeden Kuss, will mehr, will ihr Verlangen spüren und mich endlich wieder lebendig fühlen. Ich berühre ihr Gesicht, ihren Hals und will jeden Zentimeter ihrer Haut liebkosen. Wir lieben uns die ganze Nacht oder zumindest, was von ihr übrig geblieben ist. Es ist warm und unser Verlangen erfüllt den Raum. Kaum haben wir uns geliebt, dürstet es den einen von uns nach mehr. Das Leben ist so simpel. Ich fühle diesen Satz und wir leben ihn. Ich weiß nicht, wie oft wir uns geliebt haben, aber ich weiß, dass jedes Mal, das Leben simpler wurde und jedes Mal mir das Leben lebenswerter erschien.

    Am nächsten Morgen wache ich auf, allein und sehe mich nach Cathleen um. Sie ist verschwunden. Auch im Nebenraum ist niemand. Cathleen ist verschwunden. Genau wie Mary. Habe ich mir alles nur eingebildet? Ich gehe in die Küche. Nur ein benutztes Glas steht auf dem Tisch, dafür aber zwei leere Flaschen Wein. Zweifel überkommen mich, ob meine Phantasie mit mir durchgegangen ist. Was ist wirklich geschehen? Meine Phantasie muss mir einen Streich gespielt haben. Es war wohl doch zuviel Alkohol für eine Person, denke ich, als ich das Glas spüle und meine Sachen packe. Ich ziehe das Bett ab, als mir ein kleiner Zettel in die Hand fällt.

    «Das Leben ist so simpel!», steht darauf geschrieben. Darunter eine Telefonnummer. Ich lächle und bin froh, dass ich doch nicht verrückt geworden bin. Das Leben ist so simpel, denke ich und tippe die Zahlen in mein Handy.

    Das fehlende Puzzleteil

     Beatrice Mittermann

    Es war zum Verzweifeln. Wochenlang hatte er jetzt bereits damit vergeudet. Tagein, tagaus lauschte er den Konversationen, sah sich Überwachungsvideos an, holte Genehmigungen ein, um Handys anzuzapfen und nichts. Unzählige Überwachungsteams hatte er zusammengestellt, damit er die Aufmerksamkeit des Mannes nicht auf sie zog, wenn er dasselbe Gesicht an unterschiedlichen Standorten mehrmals sah. Es war alles bis ins letzte Detail geplant worden, aber dennoch hatte er nach drei Monaten Arbeit nichts vorzuweisen. Kein auffälliges Verhalten, keine Hinweise in Telefonaten, keine Treffen, die vom normalen Alltag abwichen. Nichts. Einfach gar nichts. Das war einfach frustrierend. Als Leiter der Sondereinheit lastete jede Menge Druck auf ihm.

    Langsam fing er an, an dem Hinweis zu zweifeln, der die alleinige Grundlage für diese Ermittlungen war. Genauere Informationen hatte er zwar nicht, weil das alles streng vertrauliche Informationen waren. Er wusste lediglich, dass ein verdeckter Ermittler ihnen die Adresse des Mannes genannt hatte im Zusammenhang mit geplanten Anschlägen. Den Rest konnte er sich aber auch selbst zusammenreimen. Er hatte schließlich auch einmal verdeckt ermittelt und wusste, wie schwer es war, an Informationen heran zu kommen und das Vertrauen der verdächtigen Personen zu gewinnen. Und bei ihm war es nur ein Drogenring gewesen, der deutlich einfacher operierte, als es jetzt hier mit den Attentätern der Fall war. Islamistische Terrorzellen waren schließlich dafür bekannt, dass die einzelnen ausführenden Mitglieder nur das Allernötigste an Informationen hatten. All das natürlich zum Schutze des Vorhabens, denn sollte einer geschnappt werden und auspacken, wären die Informationen so gut wie wertlos, um auch andere aufzuspüren und auszuliefern. Wenn man sich da einschleuste, war die Chance, wirklich wertvolle Informationen im Vorfeld zu erhalten, so gut wie unmöglich. Der verdeckte Ermittler musste schon sehr lange undercover agieren oder durch spezielle Stärken und Fähigkeiten den Rest davon überzeugt haben, dass er einen wertvollen Beitrag zum Vorhaben leisten konnte, um überhaupt an Informationen zu kommen. Wie immer er es auch geschaffte hatte, wichtig war, dass sie diesen Hinweis hatten. Aber nach wochenlangen Aufwirbeln und Wühlen hatten sie die kleine Nadel im Heuhaufen noch nicht entdeckt.

    Er wusste vermutlich mehr über den Feind als jeder andere in seinem Team. Und das war auch gut so, denn schließlich wurde niemand ohne Grund zum Leiter gemacht. Fünf Jahre hatte er neben seinem Dienst als Streifenpolizist abends Arabistik studiert. Er hatte die Sprache gelernt, die Kultur studiert, so viel er konnte geübt und war voll und ganz in die Lebensweise abgetaucht. Er kannte Bräuche, hatte andere Attentatsfälle genau studiert, Verhörvideos analysiert, ja sogar Urlaube im fernen Osten verbracht. Fast wäre seine Beziehung daran zerbrochen, weil seine Frau den Wahn, wie sie es bezeichnete, nicht nachvollziehen konnte. Für ihn war der arabische Kulturkreis eine ganz eigene Faszination, der er gerne in seiner Freizeit nachging und im Endeffekt hatte sich das auch gelohnt. Er war befördert worden und hatte die Lücke, die es auf diesem Gebiet an kundigen Fachkräften gab, gefüllt. Er war es auch gewesen, der die anderen darauf aufmerksam gemacht hatte, dass der Fokus vermutlich nicht auf modernen Kommunikationsmitteln liegen würde. Auf digitaler Basis waren Nachrichten viel zu einfach abfangbar und die Terrorzellen zu leichtes Ziel. Telefoniert wurde untereinander unter Garantie nur mit Wertkartenhandys, die im Anschluss an ein Gespräch auch gleich wieder entsorgt wurden. Treffpunkte wurden immer nur verschlüsselt kommuniziert und Codewörter in regelmäßigen Abständen geändert. Das machte die Suche natürlich nicht einfacher. Sie waren im ständigen Wettkampf gegen die Zeit, denn die Tatsache, dass sie den Hinweis erhalten hatten, bedeutete, dass bald etwas geplant war. Ansonsten hätte man eine Schläferzelle bestimmt nicht geweckt. Das war das essentielle Prinzip, weshalb sie leider auch so erfolgreich waren. Neue Leute wurden jung rekrutiert, von der Sache überzeugt, um es milde auszudrücken, und nach dem intensiven Training wieder in ein normales Leben integriert. Ihre eigentliche Aufgabe «schlief» dann genau so lange, bis ihre Fertigkeiten gebraucht wurden. Erst dann gab es den ersten Kontakt mit jener Person, die das Vorhaben plante. Davor kannte man sich auch nicht. Vielleicht war man sich schon hunderte Male auf der Straße über den Weg gelaufen, ohne es zu wissen. Das war das Prinzip, dass Anonymität garantierte und nicht mehr Leute in Gefahr brachte, als absolut nötig.

    Es wurmte ihn schon seit Tagen. Was nutzte ihm all sein Wissen, wenn es doch nicht dabei half, den Mann zu überführen oder besser noch von ihm zum Rest der Gruppe geführt zu werden, um somit den Anschlag zu verhindern?

    Seit zwei Wochen hatte er auch versucht, über die Frau etwas herauszufinden. Wusste sie beispielsweise vom Doppelleben ihres Mannes? Was sie eingeweiht oder vielleicht sogar selbst Teil der Zelle? Er bezweifelte es, denn ihr Leben war noch normaler als das ihres Mannes. Es machte nicht den Anschein, als ahnte sie auch nur das Geringste. Sie schien ihren Mann zu lieben. Kümmerte sich rührend um das gemeinsame Baby. Sie engagierte sich in der Nachbarschaft und war eine tüchtige Hausfrau. Sie liebte es, am Markt frische Zutaten einzukaufen, um schmackhafte Abendessen zu zaubern. Dadurch stellte sie auch sicher, dass ihre kleine Tochter zumindest ein mal täglich an die frische Luft kam. Ihr einziges Laster schien starker Kaffeekonsum zu sein, was mit einem Baby aber auch nicht weiter verwunderlich war. Irgendwie musste man die Müdigkeit, die von den nächtlichen Schreien des Kleinkindes verursacht wurde, ja bekämpfen. Da sie nicht mehr stillte, war auch das Koffein in ihrem Körper legitim – nichts also, was auf eine Mitwisserschaft hindeutete. Und so fiel der Fokus der Beschattungen wieder zurück auf ihren Mann.

    Langwieriger Anwaltskram, Paragrafen-Schlachten und am Abend ein idyllischer Ausklang mit der Familie. Hätte er es nicht besser gewusst, hätte er genau so den typischen Durchschnittsbürger beschrieben. So normal, dass es fast schon wieder langweilig wirkte. Oder war genau das das Tüpfelchen auf dem i, das eine so gute Scheinidentität ausmachte?

    Seine Gedanken drehten sich im Kreis. Wenn der Hinweis falsch gewesen war, bedeutete das auch, dass alle Bemühungen nichts weiter als ein unnötiger Zeitvertreib gewesen waren. All die Überstunden, die dafür gesorgt hatten, dass so mancher eheliche Krach entstanden war, weil jemand ein Abendessen oder eine Theateraufführung verpasst hatte, hätte man sich dann schenken können. Es war zum aus der Haut fahren.

    Wann würde man den beschließen, dass eine weitere Überwachung überflüssig war und man sich wieder anderen Aufgaben widmen sollte? Wenn monatelange Ermittlungen nichts ergeben hatten, so müsste man doch irgendwann den Schlussstrich ziehen und sich eingestehen, in einer Sackgasse gelandet zu sein. Er war gespannt, wie sein Vorgesetzter die Situation einschätzen würde. Für den folgenden Tag war schließlich wieder ein Meeting einberaumt worden, wie es zu jedem Monatsbeginn der Fall war, um den aktuellen Stand der Ermittlungen zu besprechen. Er wusste, dass die Tatsache, dass absolut keine Spur auch nur einen Hauch einer Andeutung zu Tage gebracht hatte, ein schlechtes Licht auf ihn werfen würde. Aber anders betrachtet: Wenn es nichts zu finden gab, könnte er noch so lange suchen ohne Aussicht auf Erfolg. Oder lag es an ihm?

    Wenn es etwas zu finden gäbe, das er übersehen hatte und der Anschlag fände tatsächlich statt, wäre das vermutlich das Ende seiner Karriere.

    Wie man es auch drehte und wendete, es würde egal bei welcher Wendung schlecht für ihn aussehen.

    Kein Wunder, dass er in dieser Nacht kein Auge zugetan hatte. Stundenlang hatte er sich im Bett hin und her gewälzt, ehe er dabei zugesehen hatte, wie das Dunkel der Nacht langsam den ersten Sonnenstrahlen wich. Für ein Frühstück war sein Magen ohnehin zu unruhig und so würgte er bloß den Kaffee hinunter, um sich wach zu halten. An Tagen, an denen man sich einen Stau herbei gesehnt hätte, um eine unangenehme Situation noch ein bisschen weiter hinauszuzögern, waren die Straßen natürlich frei. Auch der Fahrstuhl wartete bereits im Erdgeschoss auf ihn. Als ob das Schicksal sich über ihn lustig machte.

    Andererseits war es aber ohnehin unausweichlich und er betrat das schöne Büro seines Chefs. Er wusste nicht, ob es die Größe des Raumes, die große Fensterfront oder die wundervolle Aussicht waren, die ihn einschüchterten, aber auch wenn er beruflich schon viel erreicht hatte, fühlte er sich in diesem Zimmer nach wie vor wie ein kleiner Versager.

    Das Gespräch begann mit den üblichen Fragen: Wie ist es gelaufen? Was hat Ihr Team entdeckt? Gibt es eine Spur? Unauffälligkeiten? Hinweise? Irgendetwas?

    Das «Nein» ging ihm beim ersten Mal noch recht schwer über die Lippen, aber je öfter er es wiederholte, desto einfacher wurde es. Er hatte den großen Sturm erwartet und befand sich stattdessen in einer leichten Sommerbrise. Es erstaunte ihn, wie nachsichtig sein Chef in dieser Situation war. Er hatte nicht das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen, denn es war eher ein konstruktives, lösungsorientiertes Gespräch. So, als ob zwei Kollegen zusammen an einem Problem arbeiteten, das sie nicht knacken können.

    «Sie wissen ja vermutlich genauso gut wie ich, wie islamistische Extremisten ticken, welche Kommunikationswege sie in Betracht ziehen. War denn da nichts Auffälliges?»

    Er überlegte kurz, ehe er etwas zaghaft antwortete: «Nein, gar nichts! Wir haben jeden Stein umgedreht, jede Ecke seines Hauses abgesucht, alle Gespräche aufgezeichnet, seinen Weg zur Arbeit analysiert. Nichts! Einfach gar nichts!»

    Auch sein Chef fing nun an, die Situation im Geiste abzuwägen. Man konnte förmlich spüren, wie die beiden Köpfe ratterten.

    «Es muss eine Routine geben. Etwas, das er jeden Tag gleich macht. Etwas, das für einen Außenstehenden gar nicht nach Kommunikation aussieht. Das einem Eingeweihten aber dennoch alles mitteilt, was er wissen muss.»

    «Daran habe ich auch schon gedacht», entgegnete er, «aber da gibt es nichts. Morgens hört er sich den Verkehrsfunk im Radio an und entscheidet danach, welchen Weg er in die Arbeit nimmt. Zu Mittag geht er immer dort essen, wo seine Kollegen hingehen wollen. Er macht immer dann Feierabend, wenn ihn sein Boss nach Hause sendet. Es gibt also keine Routine, die er selbst bestimmt und von der er abweichen könnte, um damit die Aufmerksamkeit auf ihn zu lenken, um jemanden etwas mitzuteilen.»

    Er überlegte noch eine Weile weiter, ob ihm nicht doch etwas einfallen würde, das ihm bisher entgangen war. Aber es gab keine Routine. Dieser verdammte Anwalt richtete sein ganzes Leben nach anderen Personen aus und schien so viel Selbstentscheidungen zu treffen, wie ein Kleinkind, dessen Eltern den Tagesablauf für ihn festlegten. Hinweis hin oder her, dieser Mann wäre einfach gar nicht in der Lage, bei einem Anschlag ganz egal welcher Größenordnung mitzuhelfen, geschweige denn einen zu planen. Er war sich sicher, dass es am Hinweis lag. Es genügte schon, eine einzige Ziffer zu vertauschen, falsch zu verstehen, schlampig weiterzugeben und schon würde die gesamte Aufmerksamkeit auf ein anderes Haus gelegt. Ein anderes Haus … Ein Haus ... Oh nein, plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. «Wie konnte ich das bloß übersehen?»

    Die Aufmerksamkeit seines Chefs war geweckt. «Wir sind das total falsch angegangen. Niemand hat gesagt, dass wir den Anwalt unter die Lupe nehmen sollen. Es ging immer nur um das Haus.»

    «Worauf wollen Sie hinaus?»

    «Er ist nicht der Einzige, der in diesem Haus lebt. Wer sagt denn, dass er der Informant sein muss?», verdeutlichte er seine Ideen.

    «Wir haben auch die Frau zwei Wochen lang unter die Lupe genommen, aber nur unter dem Aspekt herauszufinden, ob sie über die Machenschaften ihres Göttergatten Bescheid weiß. Ihre Routinen haben wir nie analysiert, obwohl alles direkt vor unserer Nase lag. Routine könnte ihr zweiter Vorname sein. Sie geht jeden Tag zum Markt, kauft sich jeden Tag im gleichen Coffeeshop einen Kaffee, am selben Kiosk ihre Zeitung, die sie im Park auf der selben Parkbank liest, während sie das Baby im Kinderwagen in den Mittagsschlaf wiegt.»

    Sein Chef war plötzlich aufgesprungen und wirkte ungeduldig.

    «Dann rufen sie gleich ihr Team zusammen. Setzen Sie zwei Einheiten auf die Frau an, die sie rund um die Uhr beschatten. Und der Rest wertet alle Überwachungsvideos und Telefonmitschnitte aus, die wir von ihr haben. Innerhalb einer Woche will ich Resultate.»

    Danach lief alles ganz schnell. Innerhalb kürzester Zeit hatten sie ihre Muster geknackt und wussten, wie sie mit den anderen kommunizierte.

    Die Botschaften verbargen sich in den Zeitungen, die sie im Park las. Bei den Observationen hatte er immer gedacht, sie würde das Kreuzworträtsel ausfüllen. Stattdessen unterstrich sie aber vielmehr Buchstaben in Texten nach einem bestimmten Muster, das der Empfänger dann lediglich zu entschlüsseln brauchte. Auch was den Kaffee betraf, gab es eine Routine. Sie verwendete auf dem Weg zum Park immer immer einen von zwei Abfalleimern für den leeren Becher. An Tagen, an denen eine Nachricht zu übermitteln war, benutzte sie den ersten. Und wenn sie mal nichts in die Zeitung kritzelte, war es der zweite, in den sie den Kaffeebecher warf. Es gab also zwei Ansatzpunkte, um weitere Komplizen aufzuspüren. Die Abfalleimer mussten überwacht werden, um zu überprüfen, wer jeden Tag zur gleichen Uhrzeit ein Auge darauf warf. Und dann natürlich der Mülleimer neben der Parkbank, in den sie die Zeitung immer warf, bevor sie nach Hause ging. Für beide Standorte stellte er sofort Teams zusammen.

    Es war kaum zu glauben. Wochenlang hatte er sich fest gefahren in eine Idee, die zwar die wahrscheinlichste Variante war, ihn dafür aber blind für die Realität machte. Er war so fest davon überzeugt gewesen, dass es der Anwalt war, nach dem sie suchten, dass es ihm gar nicht in den Sinn gekommen wäre, eine andere Richtung einzuschlagen. Und doch war nun alles anders gekommen. Wichtig war nun nur, dass sie schnell agierten und die Hinweise richtig deuteten. Dann war die Arbeit des verdeckten Ermittelns auf keinen Fall umsonst und sie würden es schaffen, den Anschlag zu verhindern und damit hunderte Menschenleben zu retten.

    Eingeschneit

    Sabine Siebert

    Es ist 16:00 Uhr und wer fehlt mal wieder?», machte sich Melanie, eine hübsche Blondine, lautstark Luft.

    «Reg dich nicht auf. Sie kommen sicher gleich.» Susannes Stimme klang versöhnlich. Sie war eine sympathische Frau, die einige Pfunde zuviel mit sich herumtrug. Auffallend waren ihre smaragdgrünen Augen und ihr rotes Haar.

    «Die beiden sind immer die Letzten», mischte sich Bernd, Susannes Ehemann, ein. Er war groß, schlank und konnte mit seinen himmelblauen Augen den Frauen den Kopf verdrehen.

    «Da kommen sie!», rief Walter, Melanies Ehemann, erleichtert.

    Um die Ecke bog der schwarze Mercedes von Harald und Corinna. Sie war die Eigentümerin der Firma, in der Bernd und Walter arbeiteten. Ihr Mann Harald führte als Prokurist die Firma. Corinna hatte das Sagen und behandelte ihren Mann wie einen Angestellten. Der kleine Mann mit dem Bierbauch und den Geheimratsecken passte äußerlich nicht zu der megaschlanken, stark geschminkten Brünetten, die während des Aussteigens zeterte: «Dass du dich nicht schämst in deinem Alter. Machst mich zum Gespött.»

    «Corinna, lass dir doch erklären.»

    «Ich will nichts hören und überhaupt habe ich keine Lust mehr auf diesen Ausflug.»

    Sie waren auf die Freunde zugekommen.

    «Tut mir leid, aber ich halte es mit diesem Subjekt kein Wochenende auf einer Hütte ohne Fernsehen und DVD aus.»

    Ehe die anderen etwas erwidern konnten, war sie zum Wagen zurückgegangen. Sie warf eine Reisetasche auf den Boden und rauschte davon.

    «Sorry. Das war’s dann wohl», bemerkte Harald, den seine Freunde nur Harry nannten.

    «Lass dir die Stimmung nicht versauen», trösteten ihn seine Freunde.

    «Wir haben auch ohne sie Spaß. Lasst uns aufsteigen, damit wir noch im Hellen ankommen», dirigierte Susanne.

    Jeder nahm sein Gepäck und dann marschierten sie los. Ihr Ziel war die Berghütte von Harald und Corinna. Jedes Jahr kamen die drei Ehepaare – die sich lange kannten – alle in den Vierzigern und kinderlos waren, für ein Wochenende. Der Aufstieg dauerte eine Dreiviertelstunde und mit den letzten Sonnenstrahlen erreichten sie die Hütte.

    Während die beiden Frauen auspackten und die Lebensmittel verstauten, inspizierten die Männer die Holzvorräte und Sportgeräte. Rodeln und Schneeschuhwandern waren für die nächsten beiden Tage geplant.

    «Was ist passiert?», fragte Susanne Walter, der mit einer blutenden Kopfwunde in die Küche kam.

    «Halb so schlimm. Ein Holzstück ist beim Spalten abgesprungen.»

    «Tut es sehr weh?», fragte Melanie sanft, ging zu ihm und griff nach seiner Hand.

    «Nein», brummte Walter. Er überragte seine Frau um dreißig Zentimeter, war schlank und durchtrainiert.

    Fachmännisch versorgte Susanne den Freund. Als Krankenschwester fiel ihr das leicht.

    «Wo sind Bernd und Harry?», wollte Melanie wissen. «Das Essen ist gleich fertig.»

    «Walter habe ich vorhin im Geräteschuppen gesehen. Und Harry? Keine Ahnung.»

    Melanie ging vor die Tür und rief nach beiden.

    Sie kamen aus unterschiedlichen Richtungen. Bernd klopfte sich den Schnee von der Kleidung.

    Im Kamin prasselte das Feuer und zehn Minuten später saßen sie beim gemeinsamen Abendessen.

    «So kann man es aushalten», frohlockte Harry.

    Der Ärger mit Corinna schien vergessen. Der Prokurist wirkte entspannt.

    Nach dem Essen folgte der gemütliche Teil. Bei Jagertee und Glühwein saßen sie beisammen und schwelgten in Erinnerungen.

    «Lasst uns was spielen», schlug Susanne vor.

    «Haben wir was hier?», erkundigte sich Walter.

    «Auf dem Dachboden müssten noch Gesellschaftsspiele stehen.»

    «Ach, Harry, hol sie doch bitte», säuselten die Frauen einschmeichelnd.

    Also erhob sich Harry und kam kurze Zeit später mit einem eingestaubten Karton zurück. Unter dem Staub kam ein Monopolyspiel zum Vorschein. Um zehn Uhr erklärte Harry, der reichlich dem Alkohol zugesprochen hatte: «Ich bin müde, gehe zu Bett, damit ich morgen fit bin.»

    Auch Walter und Melanie verabschiedeten sich.

    «Für uns wird es auch Zeit, Schatz.» Bei diesen Worten zwinkerte Bernd seiner Frau zu. Er dachte ans Kuscheln, während sie sich auf einige Seiten ihres neuen Krimis freute. Am liebsten las sie Kriminalfälle, in denen Pathologen die Hauptrolle spielten.

    Die Schuppentür öffnete sich quietschend.

    «Na endlich, wo warst du so lange? Ich friere mir den Hintern ab.»

    «Ich wünsche dir auch einen guten Abend. Bist du gut hergekommen?»

    «Was soll das Gesülze? Es schneit wie verrückt. Wenn du das Licht nicht angelassen hättest, wäre ich vermutlich am Schober vorbeigelaufen.»

    Das Mädchen schüttelte wie zur Bestätigung die Flocken aus ihrer rotblonden Mähne.

    «Hast du das Geld?», fragte sie.

    «Ja. Aber wie kann ich sicher sein, dass du mich dann in Ruhe lässt?»

    «Das kannst du nicht. Du musst mir eben vertrauen.» Dabei kicherte sie. «Der starke Mann. Hast du Angst vor deiner Alten?»

    «Hör auf. Musst du mich auch noch verhöhnen?»

    «Ach, Alter, du hast es echt nicht anders verdient. Machst Männchen vor deinem Drachen. Wo hast du die Kohle her? Hast sie von ihr geklaut?» Sie lachte schallend.

    «Hör auf. Hör sofort damit auf, sonst.»

    «Was sonst? Du hast es doch nicht drauf. Bist ein echtes Weichei.»

    «Gib mir die Fotos!»

    «Hol sie dir!»

    Wäre es heller im Holzschober gewesen, hätte sie seine funkelnden Augen und seinen hochroten Kopf bemerkt. So demütigte sie ihn weiter. Plötzlich war er mit ein paar schnellen Schritten bei ihr. Sie lachte noch immer. Blitzschnell traf seine Hand ihre Wange. Das Klatschen und der Schmerz schienen gleichzeitig da zu sein. Sie versuchte zu schreien, doch da hatte er ihr bereits die Hände um den Hals gelegt und drückte zu. Sie wehrte sich, schlug mit den Händen und kratzte ihn. Doch der Mann drückte erbarmungslos zu. Zuerst strampelte, dann zuckte sie, um anschließend leblos zusammenzusacken. Von ihr hatte er nichts mehr zu befürchten. Er durchwühlte ihre Tasche, fand den Umschlag mit dem Film und den verhängnisvollen Fotos. Er stopfte alles in seine Jacke. Jetzt musste die Leiche verschwinden. Es schneite noch immer dichte große Flocken, man konnte kaum die Hand vor Augen sehen. War der Schnee nicht sein Verbündeter?

    Niemand würde ihn beobachten. Wenn er die Leiche zwanzig Meter weit wegschaffte, würde der Schnee den Rest erledigen. Um wenige Spuren zu hinterlassen, trug der Mann das Mädchen aus dem Schuppen. Der Sturm zerrte an ihnen und die Schneeflocken blieben an ihrer Kleidung hängen. Der Mörder hatte einen idealen Platz gefunden, legte die Kleine ab, holte eine Schaufel und begrub sie im Schnee. Das Problem war gelöst. Zufrieden ging er in die Hütte zurück und schlich auf Socken ins Zimmer, damit ihn niemand hörte.

    Susanne war als Erste aufgestanden. Sie bereitete das Frühstück, als sich Walter und Melanie dazugesellten. Sie hielten sich an den Händen und sahen sich verliebt an. Susanne freute das, denn sie wusste, dass die beiden eine sehr schwere Zeit hinter sich hatten, nachdem Melanie von Walters Seitensprung erfahren hatte. Aber sie hatten die Krise gemeistert. Insgeheim bewunderte sie das Paar dafür. Bald darauf erschienen Bernd und Harry.

    Nach dem Essen wollten sie eine Schneeschuhtour machen.

    «Ich hole die Schuhe», schlug Bernd vor.

    Kaum hatte er das Haus verlassen, war er wieder zurück.

    «Wir sind eingeschneit.»

    «Total eingeschneit? Abgeschnitten von der Außenwelt?», frohlockte Melanie.

    «Ich fürchte ja. Wir müssen uns freischaufeln.»

    Die Männer machten sich an die Arbeit, während die Frauen die weiße Winterlandschaft genossen.

    «Es ist herrlich hier oben», schwärmte Susanne.

    «Du hast recht. Schneeballschlacht!»

    Schon rannte Melanie los, Susanne folgte ihr. Aus sicherer Deckung feuerten sie ihre Schneebälle ab. Die Männer revanchierten sich. Sie seiften die Frauen ein, kugelten durch den Schnee und tobten wie Kinder. Melanie hatte Walter in eine Schneewehe geschubst. Er fiel auf den Rücken und stützte sich mit beiden Armen ab. Als er sich erhob, stieß Melanie einen fürchterlichen Schrei aus. Die anderen kamen herbei.

    «Was ist los?»

    «Da.»

    Sie deutete mit der rechten Hand auf den Schneehaufen. Und jetzt sahen es auch die Freunde. Aus dem Schnee ragte ein Stiefel.

    «Was ist das?», flüsterte Susanne.

    Bernd holte die Schaufel und begann unter den Blicken der Umherstehenden vorsichtig den Stiefel freizulegen. Schließlich half auch Walter. Nach einer Viertelstunde kam der gesamte Körper zum Vorschein. Die Leiche lag auf dem Bauch. Susanne trat heran. Sie versuchte den Leichnam zu drehen. Doch er ließ sich nicht bewegen.

    «Bitte helft mir.»

    Bernd und Walter schafften es.

    «Das ist doch ...», weiter kam Walter nicht.

    «Das ist wer?», fragte Susanne.

    Auch Melanie war langsam näher gekommen und betrachtete die Tote voller Grauen. «Das ist das Flittchen aus eurer Firma», vollendete sie.

    Walter war kreidebleich geworden. Er musste sich übergeben.

    «Ihr kennt das Mädchen?», wollte Susanne wissen.

    «Sie sieht Jenny ähnlich», meinte Bernd zögernd. «Was meinst du, Harry?»

    «Ich weiß nicht.»

    Walter konnte sich kaum mehr auf den Beinen halten und Melanie begann zu kreischen.

    «Bitte sagt mir, was los ist? Ihr alle scheint sie zu kennen. Bitte Bernd», wiederholte Susanne.

    «Das könnte unsere Praktikantin sein, aber ich bin mir nicht sicher.»

    «Dieses Miststück hat Walter den Kopf verdreht und wollte ihn mir wegnehmen. Die ist doch mit jedem ins Bett gegangen. Jetzt hat sie bekommen, was sie verdient.» Melanie klang eiskalt.

    Aber Walter begann zu schluchzen: «Das ist nicht wahr. Sie ...» Ihm versagte die Stimme.

    «Wir können dem Mädchen nicht mehr helfen. Sie ist seit Stunden tot», stellte Susanne fest.

    «Frau Doktor muss es wissen, kennst dich mit Leichen aus», spöttelte Melanie.

    «Ja. Ich bin Krankenschwester und habe mehr Tote gesehen als mir lieb ist. Lasst uns ins Haus gehen und die Polizei rufen.»

    Alle folgten ihr. Susanne wählte den Notruf und schilderte die Situation. Mehrmals nickte sie und antwortete knapp.

    «Sie können nicht kommen, der Weg ist unpassierbar und mit dem Hubschrauber geht es auch nicht. Damit der Schnee keine weiteren Spuren verwischt, sollen wir alles gut abdecken. Hast du große Planen, Harry?»

    «Weiß nicht. Vielleicht im Holzschober.»

    «Jenny», flüsterte Walter und zitterte am ganzen Körper.

    «Du legst dich hin. Ich gebe dir was zur Beruhigung», bestimmte Susanne. «Bitte bleib bei ihm, Melanie. Und ihr zwei deckt draußen bitte alles ab.»

    Eine halbe Stunde später saßen die drei Freunde am Kamin.

    «Walter schläft und Melanie hat sich auch hingelegt», berichtete Susanne.

    «Ob sie erfroren ist?», fragte Bernd.

    «Was wollte sie hier?», überlegte Susanne

    «Das werden wir wohl nie erfahren», stellte Harry fest. «Überlassen wir das Ganze der Polizei.»

    Susannes Gedanken kreisten um das Mädchen und die Umstände ihres Todes. Sie hatte während ihrer Studienzeit in der Pathologie gearbeitet. Sie fand es damals spannend, was die Toten einem noch verrieten. Doch eine gefrorene Leiche war für sie neu und regte ihre Phantasie an.

    Es war später Nachmittag, die ersten dunklen Schatten erschienen, als Susanne entschied: «Ich rufe noch mal an.»

    «Warum?», fragte Harry.

    «Will wissen, wann sie kommen.»

    Als sie ins Kaminzimmer zurückkehrte, war ihr Blick finster.

    «Das wird heute nichts mehr. Sie versuchen es morgen Vormittag.»

    Sie nahm ihre Jacke und verließ das Haus. Walter wollte ihr folgen.

    «Lass sie!», mahnte Harry und goss die Whiskygläser voll. «Ein völlig verdorbenes Wochenende wegen einem totem Mädchen.»

    Susanne war zu der Toten gegangen. Sie wollte sich die Leiche noch mal ansehen, bevor es dunkel wurde. Spuren wollte sie keine verwischen, aber sie hielt es nicht aus. Es erinnerte sie an die Krimis, in denen sie ab der ersten Seite mit dem Ermittler recherchierte. Schwungvoll hob sie die Plane und der Pulverschnee verteilte sich. Sie schaltete die Taschenlampe ein, der Lichtstrahl traf das Gesicht der Toten. Vielleicht hatte das Mädchen ihren Geliebten besuchen wollen und war gestürzt. Dagegen sprach der Fundort. Sie wurde im Schnee vergraben. Stück für Stück betrachtete sie den Körper. Doch außer dieser Starre konnte sie nichts feststellen. Ein Handy klingelte. Erschrocken fuhr Susanne auf. Es war nicht ihres. Susanne fingerte an der Kleidung der Toten. Das Klingeln verstummte. Das Telefon steckte in der festgefrorenen Kleidung. Sie konnte es nicht herausholen. Doch was war das? Sie stutzte. Das Mädchen trug keinen Schal und die Haut am Hals wies Flecken auf. Kamen die vom Frost oder hatte jemand die Kleine gewürgt? Sie überlegte. Gründe gab es genügend. Da war Walter, der ehemalige Geliebte von Jenny. Und welche Rolle spielte Melanie? Sie kannte Jenny und hatte sie als Flittchen bezeichnet. Auch Bernd und Harry kannten das Mädchen. Schließlich war sie Praktikantin in der Firma. Doch ihr Mann Bernd hatte nichts damit zu tun, da war sie sich sicher. Andererseits war sie an der Seite ihres überaus gut aussehenden Mannes nicht gerade eine gleichwertige Schönheit. Trotz vieler Diäten hatte sie einige Pfunde zu viel auf den Hüften. Ein Schauer ließ sie frösteln. Egal wie gründlich sie suchen würde, hier fand sie die Antwort nicht. Sie ging zurück ins Haus.

    Walter war am Kamin und Melanie hantierte in der Küche. Susanne ging zu ihr.

    «Wann kommt die Polizei?», fragte Melanie.

    «Nicht vor Morgen Vormittag. Wir können nur warten. Geht es Walter besser?»

    Sie nickte. Susanne griff sich ein Messer und half Melanie beim Kartoffeln schälen.

    «Was ich vorhin gesagt habe, war gemein», begann Melanie. «Aber sie hat beinahe meine Ehe zerstört. Sie rief bei uns an und Walter musste dann plötzlich zu einem Kunden. Einmal rief ich die Nummer zurück. Sie fühlte sich nicht mal ertappt, sondern lachte mich aus.»

    «Wie hat es aufgehört?»

    «Ganz plötzlich. Sie hatte wohl das Interesse an Walter verloren oder etwas anderes gefunden.»

    Susanne bekam einen trockenen Mund. «Was glaubst du, hat sie hier gewollt?»

    Melanie zuckte mit den Achseln.

    «Woher wusste sie von dieser Hütte?»

    «Viele in der Firma wussten von diesem Grundstück. Harry hat es allen erzählt. War es ein Unfall?»

    «Was denkst du?»

    «Ich weiß nicht genau, aber die Leiche war vergraben.»

    «Oder nur eingeschneit.»

    Die Stimmung beim Abendessen war gedrückt. Nur Harry lallte.

    «Hilfst du mir beim Abwasch, Bernd?» bat Susanne.

    Sofort stand ihr Mann auf und folgte ihr in die Küche.

    «Ich muss etwas tun.» Susanne lehnte sich an Bernds Schulter.

    «Überlass das der Polizei.»

    «Nein. Ich glaube, ich habe einen wichtigen Hinweis übersehen. Der Täter ist unter uns und die Polizei kommt erst morgen.»

    «Du kannst doch unsere Freunde nicht des Mordes verdächtigen!»

    «Siehst du die Hinweise nicht?»

    «Nein.»

    «Ich sage nicht, dass es Mord war. Ein heimliches Treffen? Ein Unfall? Ich muss den Beweis finden.»

    «Und wenn es den gar nicht gibt?»

    Susanne ging aufs Zimmer. Sie notierte, was jeder seit ihrer Ankunft getan hatte. Wann waren sie nicht zusammen gewesen? Zu dumm, dass sie den Todeszeitpunkt nicht kannte. Wieder und wieder las sie die Notizen. Plötzlich verharrte sie. Sie musste einem Hinweis nachgehen und noch mal nach der Toten sehen. Die Taschenlampe flammte auf. Mit steifen Fingern machte sie sich an der Jacke des Opfers zu schaffen.

    Susanne gesellte sich zu den anderen, die vor dem Kamin saßen.

    «Wo warst du?», fragte Bernd.

    «Bei Jenny.»

    «Was soll das? Warum hilft uns keiner? Der Täter könnte hereinspazieren und uns alle erschießen», jammerte Melanie.

    «Die Tote wurde nicht erschossen. Sie wurde erwürgt», erklärte Susanne.

    «Du kennst dich ja bestens aus», blaffte Harry. «Vielleicht weißt du das, weil dein Mann der Täter ist und es dir erzählt hat.»

    «Spinnst du?», schrie Bernd.

    «Das Mädchen war ein Flittchen, hat jeden angemacht. Dich doch auch, gib es schon zu», redete Harry weiter.

    «Das hat sie nicht», konterte Bernd.

    «Der Täter ist doch über alle Berge», bemerkte Walter lethargisch.

    «Der Täter ist unter uns», beharrte Susanne. «Die Polizei wird ihn morgen verhaften. Ich habe hier das Handy der Toten. Sie rief ihren Mörder gestern Abend um 22:30 Uhr an. Wenn ich die Wahlwiederholung drücke, klingelt es in diesem Zimmer.»

    Im selben Moment berührte ihr Finger die Taste und drei Sekunden später vibrierte Harrys Handy. Das war zuviel für ihn. Unter Tränen stammelte er: «Ich wollte das nicht. Wir hatten was miteinander. Aber sie hat alles aufgenommen und gedroht, Corinna das Video zu zeigen. Die hätte mich sofort ohne einen Cent rausgeworfen. Ich wäre erledigt gewesen.»

    Der Rest ging im Schluchzen unter. Harry war erledigt.

    In diesem Zustand befand er sich noch, als am nächsten Morgen der Hubschrauber mit zwei Polizisten landete und ihn verhafteten.

    Helens Geheimnis

    Werner Leuthner

    Da saß ich wieder einmal in meinem bequemen Ledersessel, eine Flasche trockenen Rieslings vor mir und Helens Niederschriften, neun dicke Hefte. Den heutigen Abend hatte ich mir frei gehalten – nach so vielen Anläufen sollte ich doch jetzt den Einstieg schaffen. Die Vertrautheit, die mich auch posthum mit ihr verband, verbot mir, diese Aufzeichnungen quasi im Vorbeigehen zu konsumieren. Ich wollte einen Raum der Erinnerung schaffen und so vorbereitet, mit dem Lesen beginnen.

    Ich hatte schon mehrfach einen Anlauf genommen, die Hefte zu lesen.

    Das erste Hindernis war, dass die Aufzeichnungen in Sütterlin geschrieben waren. Ohne den Inhalt lesen zu können, konnte ich mich an dem schönen Schriftbild gar nicht satt sehen. Völlig gleichmäßig in der Abfolge von Strichen und Bögen, verspielt wie mir schien, nie nur der Botschaft verpflichtet. Kurzum, ich lernte die Sütterlinschrift lesen.

    Einmal saß ich wie heute und wollte in die Texte einsteigen, als es an der Tür klingelte. Mein Nachbar beschwerte sich, ich hätte mein Auto in der Tiefgarage zu nahe am Trennstrich zwischen den Abstellflächen geparkt; er sei nur mit Verrenkungen aus seinem Auto heraus gekommen. Nach dem darauf folgenden Wortwechsel war mir die Stimmung vergangen, mich mit den Aufzeichnungen zu beschäftigen.

    Bei einem anderen Anlauf klingelte das Telefon und ein Freund rief mich um Hilfe, weil sein Auto streikte. Ich sollte ihn abschleppen.

    Ich könnte noch einige solcher Störungen aufführen. Ich fühlte mich jedes mal so aus dem Gleis geworfen, sodass ich dann nicht mehr daran gehen konnte.

    Doch heute waren alle Vorbereitungen getroffen; sogar das Telefon hatte ich ausgesteckt.

    Helen war meine Mutter und sie hatte nur ein Kind zur Welt gebracht, nämlich mich. Es war für meine Zeit absolut ungewöhnlich, seine Mutter mit dem Vornamen anzusprechen. Und ich tat es auch nur, wenn ich mit ihr alleine war. Nie wäre ich darauf gekommen, meinen Vater mit seinem Vornamen Gebhard anzusprechen. Ich mochte ihn auch nicht – weil ich spürte, dass meine Mutter unter ihm litt. Auch hatte ich Angst vor seinen cholerischen Anfällen. Das kam zwar selten vor, aber wenn, dann bibberte ich vor Angst. und umklammerte meine Mutter. Und über uns stand dräuend der Vater,

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