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Freiwilligendienst in Peking: Ein Soziales Jahr in China
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Freiwilligendienst in Peking: Ein Soziales Jahr in China
eBook236 Seiten1 Stunde

Freiwilligendienst in Peking: Ein Soziales Jahr in China

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Über dieses E-Book

Der Autor hat ein FSJ in China abgeleistet. Seine Erfahrungen verbindet er mit Fotografien, persönlichen Erlebnissen und teils überraschenden Hintergründen,
Geschichten und Informationen. Dem Leser vermittelt er auf zugleich
unterhaltsame und informative Weise Kultur, Leben, Sehenswürdigkeiten,
Geschichte und Probleme im Reich der Mitte.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum11. Jan. 2016
ISBN9783860402542
Freiwilligendienst in Peking: Ein Soziales Jahr in China

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    Buchvorschau

    Freiwilligendienst in Peking - Sebastian Dern

    Kaiserstadt

    Vorwort

    Ein geheimnisvolles Land…

    „Eine Reise von tausend Meilen beginnt unter deinem Fuß."

    Laozi

    China ist momentan in aller Munde, doch nur wenige kennen wirklich die uralte Kultur, komplizierte Zeichenschrift, vielfältige Landschaft oder fremde Mentalität Chinas und seiner 1,3 Milliarden Einwohner. Seit ich aus purem Zufall einen Chinesischkurs besucht hatte, war ich von den Geschichten meiner Lehrerin über China fasziniert und wollte all dies mit eigenen Augen sehen. Nach dem Abschluss bot sich endlich die Gelegenheit, in die Welt hinauszugehen und danach jedem von diesem geheimnisvollen Land im fernen Osten zu berichten.

    Dieses Buch ist meine Geschichte aus dem sagenhaften Reich der Mitte.

    Sebastian Dern

    Für Cécile

    Abb. 1, Wächterlöwe im Sommerpalast

    Sommer

    Freiwilligendienst im Ausland

    „Ein Weg entsteht, wenn man ihn geht"

    Laozi

    Wenn man es genau nimmt, ist mein Freiwilligendienst in China nur einer Reihe glücklicher Zufälle zu verdanken.

    Abb. 2, Gastfamilie beim Auslandspraktikum in Schanghai

    Alles begann damit, dass ich auf eine Oberstufenschule wechselte, auf der überraschenderweise Chinesisch als dritte Fremdsprache angeboten wurde, was bundesweit nur an zwanzig Schulen der Fall war. Aus Spaß und Neugier wählte ich diese mir bis dahin völlig unbekannte Sprache und habe es seither nie bereut. Unsere Lehrerin brachte uns die Grundlagen der Aussprache, Schriftzeichen und Grammatik bei und erzählte uns Anekdoten aus ihrer Zeit in China oder der reichhaltigen Kultur und Geschichte des Landes. Mein Interesse war geweckt, doch wäre es vermutlich dabei geblieben, hätte meine Schule nicht ein Auslandspraktikum in China organisiert und mich dafür ausgewählt. Ich verbrachte fünf wunderbare Wochen bei einer chinesischen Gastfamilie in Schanghai. Auch wenn ich mich kaum verständigen konnte, lernte ich doch die unglaublich gastfreundliche Kultur Chinas kennen und lieben. Ich wollte wiederkommen, diesmal für eine längere Zeit.

    Die Gelegenheit dazu bot sich gleich nach meinem Schulabschluss, als ich zufällig mitbekam, dass man in China einen Freiwilligendienst absolvieren könnte. Das bedeutete für mich die perfekte Möglichkeit, Sprache und Kultur besser kennenzulernen und gleichzeitig einen kleinen Beitrag zur Völkerverständigung zu leisten. Ich recherchierte die vielfältigen Dienstformen, von denen für mich grundsätzlich ein Freiwilliges oder Ökologisches Jahr im Ausland oder die neueren Programme „weltwärts und „Internationaler Freiwilligendienst in Frage kamen. Letztere steckten jedoch noch in den Kinderschuhen, sodass ich mich für ein Freiwilliges Soziales Jahr im Ausland entschied, mit dem man auf der ganzen Welt spannende Projekte unterstützen kann und dabei Kindergeld- und Rentenanspruch erhält. Allerdings musste ich rasch feststellen, dass für diese Dienste so gut wie keine Einsatzstellen in China angeboten wurden.

    Ich wollte meinen Traum schon fast begraben, als ich glücklicherweise auf eine kleine Trägerorganisation in Nordhessen stieß, die gleich mehrere Einsatzstellen für ein Freiwilliges Soziales Jahr in China anbot. Der Soziale Friedensdienst Kassel e.V. wurde 1971 gegründet und ab 1996 als Trägerorganisation für so gut wie alle Freiwilligendienstformen im Ausland anerkannt. Neben Afrika und Südamerika liegt der Fokus auf Projekten in China und damit meinem Wunschland.

    Kurzerhand bewarb ich mich mit meinen bescheidenen Sprachkenntnissen, meinem großen Interesse an China und dem Wunsch, beide Völker einander mit sozialem Engagement und meinen Erzählungen näher zu bringen. Ich wurde zu einem Auswahlwochenende eingeladen, bei dem ich mich und meine Motivation vorstellte und auch die anderen Freiwilligen kennen lernte, die größtenteils nach Afrika oder Südamerika gehen wollten. Die Auswahlgespräche selbst liefen gut und bald darauf erhielt ich meine Zusage für ein Freiwilliges Soziales Jahr beim Roten Kreuz in Peking. Alles schien perfekt.

    Doch nach langer Zeit ohne Rückmeldung schrieb das Rote Kreuz in China unerwartet, dass sie nun doch keinen Freiwilligen aufnehmen könnten. Ich war am Boden zerstört, denn alle anderen Einsatzstellen beim Sozialen Friedensdienst waren mittlerweile ebenfalls vergeben worden. Ich suchte auf eigene Faust nach einer neuen Einsatzstelle in China, doch wie erwartet blieb meine Suche lange erfolglos und die Zeit schritt unaufhörlich voran. Wiederum war mir schließlich der Zufall gewogen und ein anderer Freiwilliger trat von seinem Auslandsdienst zurück, sodass sein Platz frei wurde und ich schließlich die heiß ersehnte Zusage für eine Freiwilligenstelle bei der Internationale Jugendherberge in Peking erhielt. So hatte mich der Zufall schließlich doch nach China geführt.

    Vorbereitungsseminare und Spendenakquise

    „Eine gute Vorbereitung ist die Hälfte des Erfolgs"

    Chinesisches Sprichwort

    Doch darauf ging der Stress erst richtig los, denn zur Anerkennung eines Freiwilligen Sozialen Jahres sind 25 Vor-, Zwischen- und Nachbereitungstage zu absolvieren. Mein Träger richtete dafür zwei einwöchige Seminare aus, die uns auf unsere Zeit im Ausland vorbereiten sollten.

    Abb. 3, Gruppenspiele auf den Vorbereitungsseminaren

    So reisten im Sommer alle Freiwilligen in das nordhessische Vereinshaus mit unzähligen Feldbetten, gemütlichen Gemeinschaftsräumen und einem großen Garten. Die Seminare boten eine ausgezeichnete Möglichkeit, die anderen Freiwilligen, insbesondere die „Chinesen", in einer gemütlichen Atmosphäre beim Kochen, Spielen oder Feiern besser kennenzulernen. Viele meiner künftigen Kollegen sprachen noch kein Chinesisch und waren eher zufällig auf China gekommen, doch uns alle verband ein großes Interesse am unbekanntten Reich der Mitte.

    Bei den inhaltlichen Tagesordnungspunkten wurde auf China allerdings nur am Rande eingegangen, im Mittelpunkt standen eher Themen wie die Entwicklungszusammenarbeit in Afrika, der Schutz vor AIDS und Tropenkrankheiten oder die alltägliche Kleinkriminalität in Südamerika. Doch in Rollenspielen wie einem Brückenbauprojekt mit verqueren Einheimischen, Filmabenden oder langen Diskussionen nahmen auch wir viel über kulturelle Probleme und die Freiwilligenarbeit im Ausland mit.

    Vor allem jedoch erhielten wir handfeste Informationen über den riesigen Berg an Vorbereitungen, um die wir uns bis zu unserem Abflug größtenteils in Eigenregie kümmern sollten. So mussten wir einen Vertrag mit unserer Einsatzstelle abschließen, die bei mir ewig nicht antwortete, eine günstige Auslandsversicherung suchen, uns gegen alles Erdenkliche impfen lassen und einen Spenderkreis aufbauen.

    Mit diesem sollen die Gesamtkosten in Höhe von ca. 5.000,- € für Flug und Lebensunterhalt im Gastland finanziert werden. Gleichzeitig sollten wir dadurch aber auch die Spendenproblematik sozialer Arbeit am eigenen Leibe erfahren, weshalb wir auch spontan eine kleine Spendensammelaktion in der Fußgängerzone durchführten. Die Vorbereitungen machten Spaß, doch das Spendensammeln auf offener Straße gestaltete sich wie erwartet äußerst schwer. Unser Stand mit Plakaten, Flyern und einer Theaterdarbietung lockte kaum Passanten an, erst mit kostenlosen Getränken kamen schließlich die Leute und spendeten gerade mal genug, um unsere Kosten zu decken. Doch dies war nur ein Vorgeschmack auf die wahren Herausforderungen der Spendenakquise, wie wir bald nach dem Seminar herausfinden sollten.

    Ein weiteres Ziel der Akquise bestand nämlich darin, ein großes Netzwerk an Interessenten aufzubauen, denen wir im Folgenden regelmäßig durch Berichte Kultur und Leben im Einsatzland näherbringen sollten. Dies war genau in meinem Sinne, sodass ich diese Aufgabe sehr ernst nahm und hunderte von Spendenaufrufen an Familie, Freunde und mittelständische Unternehmen schickte, während sich viele Freiwillige den gesamten Betrag einfach von ihren Eltern „spenden" ließen. In meinen Briefen erläuterte ich meine geplante Freiwilligenarbeit zur interkulturellen Verständigung und verprach spannende Berichte mit Informationen und Erfahrungen aus China.

    Doch wie erwartet, erhielt ich von den meisten Unternehmen überhaupt keine Antwort oder höfliche Absagen mit Verweisen auf das anderweitig verplante Spendenbudget. Nur ein Unternehmen überwies mir kurzerhand einen ersten Betrag und markierte so den Beginn eines Stroms von kleinen und großen Zuflüssen aus meinem Freundes- und Verwandtenkreis. Erstaunlich viele fanden die Idee toll, freuten sich auf meine Berichte und wollten mich dadurch ein wenig unterstützen, sodass mein Spenderkreis auf dreißig Personen wuchs.

    Wie versprochen schickte ich allen dann auch jeden Monat ausführliche Berichte mit vielen Erfahrungen und Informationen aus China, die auf großes Interesse stießen und viel positives Feedback fanden. Auch wenn die Spendenakquise und die Verfassung der Monatsberichte ziemlich aufwendig gewesen waren, hatte sich die Mühe letztlich doch gelohnt.

    Im Visums- und Bürokratiedschungel

    „Besser auf neuen Wegen etwas stolpern,

    als auf alten auf der Stelle zu treten"

    Chinesisches Sprichwort

    Nicht ganz so gut verlief es für jeden von uns bei der Beantragung eines Visums für die VR China, denn zu einem Freiwilligen Soziales Jahr gibt es eigentlich keine passende Visumskategorie, sodass uns die Visumsbeantragung große Kopfzerbrechen bereitete.

    Grundsätzlich in Frage kommen das Touristenvisum (L), das Praktikanten / Kurzaufenthaltsvisum (F), das Studentenvisum (X) und das Arbeitsvisum (Z), deren Abkürzungen sich übrigens aus dem Anfangsbuchstaben des chinesischen Wortes ableiten. In dieser Reihenfolge steigen sowohl der Gültigkeitszeitraum als auch die Schwierigkeit der Beantragung der Visa:

    Ein zweimonatiges Touristenvisums ist zwar ziemlich leicht zu beantragen, man benötigt zur Beantragung neben einem Rückflugticket lediglich eine Hotelreservierung, jedoch kann man es nur einmal verlängern und muss zur Neubeantragung alle vier Monate nach Hong Kong ausreisen. Für ein maximal einjähriges Praktikumsvisum oder Studentenvisum benötigt man zusätzlich ein Gesundheitszeugnis mit HIV-Test sowie eine Einladung von einer staatlich anerkannten Firma/Universität im Original, womit die Einsatzstellen

    Abb. 5, Das heiß ersehnte Visum für die VR China

    häufig nicht dienen können. Die besonders aufwendige Beantragung des länerfristigen Arbeitsvisums setzt eine volle Anstellung voraus und kam eh nicht in Frage.

    Abb. 6, Frühstück auf Rädern

    Viele meiner Mitfreiwilligen hatten keine andere Möglichkeit, als ein Touristenvisum zu beantragen und alle vier Monate einen Kurzausflug in eines der benachbarten Länder zu unternehmen, was sicherlich auch seine Vorteile hatte. Ich entschloss mich stattdessen, mich für einen Chinesischkurs an einer chinesischen Universität einzuschreiben und so zunächst ein halbjähriges F-Visum zu beantragen. Doch obwohl dieses sicherheitshalber über eine spezialisierte Visumsagentur beantragt wurde, kam einfach nicht der ersehnte Brief. Mein Abflugdatum rückte stetig näher. Erst am Tag vor dem Flug hielt ich schließlich mein Visum in den Händen und konnte mein Jahr in China beginnen. Ein anderer Freiwilliger schaffte es jedoch nicht, sodass er sein Jahr daraufhin in Frankreich verbringen musste.

    Aber auch nach meiner Ankunft in Peking waren noch nicht alle Visumsprobleme vom Tisch, denn das befristete Einreisevisum war noch vor Ort mithilfe eines Gesundheitszeugnisses in ein richtiges Studentenvisum umzuwandeln. Dazu fuhr ich weit aus der Stadt heraus zur Gesundheitsbehörde. Deren hohen Ansprüchen genügte mein Gesundheitszeugnis von daheim natürlich nicht, weil einige bei uns längst ausgestorbene Krankheiten wie die Cholera natürlich nicht mehr überprüft worden waren. Somit waren diese Tests hier nun nachzuholen, so dass ich bereits in zeitlichen Verzug kam.

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