111 Orte in Turin und im Piemont, die man gesehen haben muss: Reiseführer
Von Marx de Morais
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111 Orte in Turin und im Piemont, die man gesehen haben muss - Marx de Morais
111 Orte in Turin und im Piemont, die man gesehen haben muss
emons: Verlag
Impressum
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
© Emons Verlag GmbH // 2015
Alle Rechte vorbehalten
Texte: Marx de Morais
© alle Fotos: Douglas de Morais, Marx de Morais, außer
Kap. 7, 8, 26, 27, 36, 42, 58, 76, 81, 91, 109 Wolfgang Probstmeier; Kap. 60 La Deutsche vita; Kap. 72 Guido Gobino © Covermotiv: iStockphoto.com/dionisvero
Gestaltung: Emons Verlag
Kartenbasisinformationen aus Openstreetmap, © OpenStreetMap-Mitwirkende, ODbL
ISBN 978-3-86358-923-3
E-Book der gleichnamigen Originalausgabe erschienen im Emons Verlag
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Inhalt
Vorwort
1_Cristo Redentore | Alessandria/Acqui Terme
Die Arche von Acqui Terme
2_Die Quelle la Bollente | Alessandria/Acqui Terme
Die verbrannten Kinder von Acqui Terme
3_Das Wandgemälde | Alessandria/Camagna Monferrato
Das vielleicht längste Wandbild Italiens
4_Die Villa Pastore | Alessandria/Valenza
Das Haus der toten Kinder
5_Die Maison Fournier | Aoste/Antagnod
Die Tatze des letzten Bären von Ayas
6_Die Römischen Brücken | Aoste/Challand-Saint-Victor
Die Eselsbrücken von Vervaz
7_Die Grotte Busserailles | Aoste/Valtournenche
Von Regenbögen in Höhlen und Fabelwesen
8_Das Honighaus | Aoste/Valtournenche
Mou, Imker, Bürgermeister und Wetttrinkkönig
9_Der Biergarten alla piemontese | Asti/Moncalvo
Wie die Piemonteser Trüffel genießen
10_Der Ricetto von Candelo | Biella/Candelo
Die Zuflucht der stolzen Menschen vom Lande
11_Der Cromlech von Cavaglià | Biella/Cavaglià
Das italienische Stonehenge
12_Der Stein der drei Spiele | Biella/Valle Cervo/Campiglia Cervo
Die Spiele der Bergbewohner
13_Das gotische Rosazza | Biella/Valle Cervo/Rosazza
Die okkulte Stadt im Tal der Hirsche
14_Das Monument für Pietro Micca | Biella/Valle Cervo/Sagliano Micca
Der Held der Schlacht von Turin
15_Das Arione | Cuneo
Von Hemingway, Mastroianni und süßen Verführungen
16_Der Bahnhofsleuchtturm | Cuneo
In 80 Tagen bis zum Himmel
17_Bove’s 1929 | Cuneo
Mit »Meat & Coffee« für den Geschmack
18_Der Soleri-Viadukt | Cuneo
Das Wunder über der Stura
19_Das Holocaustdenkmal | Cuneo/Valle Stura/Borgo San Dalmazzo
Jüdische Deportation aus Borgo San Dalmazzo
20_Sant'Anna di Vinadio | Cuneo/Valle Stura/Vinadio
Das höchstgelegene Heiligtum Europas
21_Die Haustüren in Chianale | Cuneo/Valle Varaita/Chianale
Bauregister, genealogische Notizen, Segenswünsche
22_Das Leprosorium | Cuneo/Valle Varaita/Chianale
Der Spendenkasten für die lebenden Toten
23_La Polenteria | Cuneo/Valle Varaita/Chianale
Polenta die Erste, die Zweite und die Dritte
24_Der Prangerstein | Cuneo/Valle Varaita/Venasca
Warum man eine Standpauke hält
25_Die Pinocchiobilder | Cuneo/Vernante
Pinocchios Geschichte an den Wänden von Vernante
26_Der Heilige Berg von Orta | Lago Maggiore/Orta San Giulio
Wie Nietzsche durch Franziskus zu Zarathustra kam
27_Der Koloss San Carlo | Lago Maggiore/San Carlo
Eine Freiheitsstatue für religiöse Zwecke
28_Die Poesiebäume | Langhe/Roero
Die sprechenden Bäume der Langhe und des Roero
29_Die Büste von Pertinax | Langhe und Roero/Alba
Der Imperator aus Alba
30_Die Einaudi-Bibliothek | Langhe und Roero/Dogliani
Das kleine rote Haus am Fluss
31_Die Schellino-Tore | Langhe und Roero/Dogliani
Dogliani und seine einzigartige Architektur
32_Il Torchio | Langhe und Roero/Dogliani
Piemontesisch geht auch anders
33_Die Barolo-Kapelle | Langhe und Roero/La Morra
Konzeptkunst im Weinberg
34_Die Burg von La Morra | Langhe und Roero/La Morra
Die großzügige Spende eines Platzes
35_Gala di Massimo Ferrero | Langhe und Roero/Mango
Das Nougatlabor im Haselnusswald
36_Manzone | Langhe und Roero/Monforte d'Alba
Das Pfarrhaus und sein Wein aus Cinque Terre
37_Podere Ruggeri Corsini | Langhe und Roero/Monforte d'Alba
Den Sowjetkommunisten sei Dank
38_Die Banditen des Roero | Langhe und Roero/Monteu Roero
Warum Francesco Delpero seine Mutter biss
39_Die große Kastanie | Langhe und Roero/Monteu Roero
Alte Bäume und Fossilien
40_Cavaliere und Dindina | Langhe und Roero/Neviglie
Zum Wein und Dinner über den Wolken
41_Die königliche Brücke | Langhe und Roero/Pollenzo
Die maurischen Tore am Tanaro
42_Die Weinbank | Langhe und Roero/Pollenzo
Slow Foods Gedächtnis des italienischen Weins
43_Das Mastroianni-Relief | Langhe und Roero/Sinio
Eine Hommage an den Widerstand
44_Der Abgrund der sieben Brüder | Langhe und Roero/Treiso
Eine Ermahnung an ein gottesfürchtiges Leben
45_Der Pfad der Trüffelsucher | Langhe und Roero/Vezza d'Alba
Auf den Spuren der Trüffel
46_Die Basilica San Gaudenzio | Novara
Die Kirche mit den vielen Geheimnissen
47_Das Taufhaus | Novara
Die Apokalypse von Novara
48_Der Glockenturm | Novara/Galliate
Die frei stehenden Glocken von Galliate
49_Die heilige Agatha | Novara/San Nazzaro Sesia
Die Schändung der Agatha von Catania
50_25 Verde | Turin
Urban Gardening reloaded
51_Aperitivo da Torino | Turin
Was der italienische Abend Turin zu verdanken hat
52_Die Bibliomigra | Turin
Eine multiethnische Mini-Fahrbibliothek
53_Die Bocciofila | Turin
Von spielenden Männern und kochenden Frauen
54_Die Büsten der Dirnen | Turin
Ein Haus vergangener Lust
55_Caffè Fiorio | Turin
Die Erfindung des sozialen Netzwerks
56_Casa Scaccabarozzi | Turin
Eine Scheibe Polenta
57_Die Chiesa del Santo Volto | Turin
Die heilige Sonnenuhr
58_Das Dach der Bauern | Turin
Ein Markt für regionale Produkte
59_Das Dentalmuseum | Turin
Historische Sammlung der Zahnheilkunde
60_La Deutsche vita | Turin
So schön kann Deutschland in Italien sein
61_Das diamantene Plätzchen | Turin
Bestiarium aus Stein, (nicht nur) für Gottes Hunde
62_Die Eis-U-Bahn | Turin
Durch das Parkhaus zum Eishaus
63_Der Erzengel Michael | Turin
Ein vergessenes Meisterwerk
64_Die »ex voti« der La Conslà | Turin
Familiengeschichten
65_Faro della Vittoria | Turin
Ein Leuchtturm für den Sieg
66_FIAT Centro Storico | Turin
Mefistofele – der letzte Rekord des Roten Dämons
67_Der Finger des Kolumbus | Turin
Wie man sich ins Glück reiben kann
68_Der Garten Cisterna | Turin
Eine vergessene Idylle inmitten der Stadt
69_Das gepiercte Haus | Turin
Urbane Küsse
70_Das Ghetto ebraico | Turin
Die Tore zum jüdischen Ghetto
71_Das Grab des Henkers | Turin
Warum man Brot nicht umgedreht über den Tresen reicht
72_Guido Gobino | Turin
Schokolade von Turin into space
73_Das Haus der Fledermäuse | Turin
Alles Spaß, oder nachts werden sie lebendig
74_Die Kanonenkugeln | Turin
Ein Stück Geschichte, das in den Fassaden steckt
75_Luxuriöses Crimea | Turin
Wie man sich eine Lange Weile schön vertreibt
76_Die Madonna del Pilone | Turin
Das Wunder der Lieben Frau vom Stab
77_MAU | Turin
Das Street-Art-Museum
78_Das Mausoleum der Bela Rosin | Turin
Die schöne Rosa, der man keine Ruhe gönnte
79_Das Mausoleum von Tamagno | Turin
Der weiße Turm von Verdis Otello
80_La Monachella | Turin
Pizza aus dem antiken Ofen von Carlina
81_Das Motovelodromo | Turin
Die Formel 1 der 20er Jahre
82_Das Museum Lombroso | Turin
Totenmasken, Mörderschädel und Verbrechen
83_Der olympische Bogen | Turin
Der Weg in die Geisterstadt
84_Die Osteria F. I. A. T. | Turin
Mach schnell und lass dir Zeit dabei
85_Der Palast von Carignano | Turin
Achtung, Indianer auf den Fenstern!
86_Der Palazzo di Levaldigi | Turin
Der Palast des Teufels
87_El Paso Occupato | Turin
Weder Zentrum noch sozial noch Hausbesetzer
88_Pepino | Turin
Das erste Eis am Stiel
89_Das Segeltuch | Turin
Ein italienischer Job auf dem Palavela
90_La Smarrita | Turin
Zum Dinner beim Grafen Cavour
91_Der Stier vom San Carlo | Turin
Wie man sich das Glück ertritt
92_I Tartufi | Turin
Auf Trüffelsuche in der Stadt
93_Die Trattoria del Grappolo | Turin
Piemontesische Küche wie bei Mama
94_Der Turm von SNIA | Turin
Freiheitskampf in der Viskosefabrik
95_Der Torre Valsorda | Turin/Carignano
Der Hexentanzturm von Carignano
96_Das Villagio Leumann | Turin/Collegno
Wie die Fugger, so die Leumanns
97_Der Menhir von Lugnacco | Turin/Lugnacco
Der Fruchtbarkeitsmegalith von Valchiusella
98_Die Festung Fenestrelle | Turin/Val Chisone/Fenestrelle
Die Große Mauer des Piemont
99_Die Eiserne Maske | Turin/Val Chisone/Pinerolo
Der Mann mit der eisernen Maske in Pinerolo
100_Colle del Nivolet | Turin/Valle Orco/Ceresole
Die faschistische Zeitrechnung
101_Das Mohammed-Relief | Turin/Valle Susa e Sangone/Borgone Susa
Der Prophet auf Besuch im Susatal
102_Die Grotte von Lourdes | Turin/Valle Susa e Sangone/Forno di Coazze
Die Berufung, eine Kopie von Lourdes zu bauen
103_Casa de Bartolomei | Turin/Valle Susa e Sangone/Susa
Susas Spuren in Dantes »Göttlicher Komödie«
104_Der Gòrgia-Wasserfall | Turin/Valli di Lanzo/Balme
Der Schlund von Balme
105_Die Teufelsbrücke | Turin/Valli di Lanzo/Lanzo Torinese
Wie Gottes Brücke zu der des Teufels wurde
106_Die Höhle von Pugnetto | Turin/Valli di Lanzo/Mezzenile
Auf der Suche nach dem Weg durch den Berg
107_Das Fresko von Voragno | Turin/Valli di Lanzo/Voragno
Die Reise des Grabtuchs von Turin
108_Piazza Annunziata | Turin/Venaria Reale
Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg
109_Tenuta Colombara | Vercelli/Livorno Ferraris
»Papa Riso«
110_Madonna delle Vigne | Vercelli/Trino
Die Partitur des Teufels
111_Factory-Outlets | Zuletzt
Piemont, das Mode-Mekka
Bildteil
Übersichtskarten
Vorwort
Über 15.000 Kilometer ging es durch dieses Land. Über längst verlassene Militärpisten in die Hochalpen, zu versteckten Ruinen und abgelegenen Dörfern. Immer wieder in die schönsten Städte und stets durch die großartigen Landschaften des Piemont, des Landes am Fuß der Berge.
Hier ist der Geburtsort Italiens, und als ob es so sein sollte, gibt es alles, was Italien ausmacht. Subtropische Gärten am Lago Maggiore finden ihre Pendants in Ligurien, und die im Licht leuchtende Toskana scheint sich in den mit Wein bepflanzten Hügeln der Langhe zu spiegeln. In den heißen Sommern kann es einem auch manchmal so vorkommen, als weilte man in Kalabrien. Aber dann macht man sich in die Seealpen auf, dorthin, wo die Luft immer klar und die Natur unberührt ist.
Garibaldi, die große Figur der italienischen Vereinigung, sagte einst: »Wenn etwas Italien vereint, dann die Makkaroni.« Aber das Italien danach, das hing an der Tajarin, der typischen Pasta von hier. Wie sehr, das merkt man an Turin. Keine andere Stadt ist so wenig und so viel Italien wie diese. Erst politische Hauptstadt und dann industrielles Zentrum, kamen Menschen aus dem ganzen Land. Sie brachten viel Eigenes mit, aber sie ließen sich vor allem ein auf die Faszination dieser Stadt. So gibt es zwar Menschen von überall, aber »überall« war vorher, das »danach« ist in Herz und Seele pures Turin.
Verwöhnt vom Erfolg, pflegt man Genuss und Kultur; hier suchte man nie das Gewöhnliche. Dieses Buch soll dem Leser zeigen, dass gewöhnliches Reisen hier nahezu unmöglich ist, und Vorfreude auf Entdeckungen machen.
Alessandria/Acqui Terme
Zum Vollbild
1_Cristo Redentore
Die Arche von Acqui Terme
Neben der Santo Volto in Turin ist die »Parrocchia Cristo Redentore«, die Christus-Erlöser-Kirche, eines der herausragenden Symbole modernen Sakralbaus im Piemont. Sie steht in San Defendent, einem vorgelagerten Wohnviertel von Acqui Terme. Angeregt wurde der Bau von Monsignore Livio Maritano, dem 2014 verstorbenen Bischof der Stadt. Die Kirche ist innovativ, wie auch dem Glauben angemessen, und symbolisiert in ihrer Architektur die Himmelfahrt des Erlösers.
Während außen Stahlbeton dominiert, versammelt sich die Gemeinde im Inneren unter einer Schichtholzkonstruktion. Einem Schiffsrumpf nachempfunden, ist der Innenraum eine Anlehnung an die Arche. Wie das Äußere ist auch dies ein Ausdruck des im Glauben verhafteten Architekturkonzepts. Die zurückhaltende Einrichtung unterstützt diese Wirkung, umso mehr mit dem vor einem Lichthof stehenden Altar. Die Jesusfigur darüber ist ungewöhnlich faszinierend und stellt Christus fast jugendlich dar. Zur rechten Seite liegt eine weitere Kapelle, der einzigeTeil, der von dem sonst ganz offenen Innenraum abgetrennt ist – dies aber nicht allzu deutlich, sondern durch Glaswände. Anstatt eines Kirchturms erhebt sich das Kreuz selbst zu diesem. Auf 25 Metern führt es geschwungen aus dem Gebäude heraus und bildet damit das visuelle Zentrum der Umgebung. Dieser ganz eigene Charakter ist Beweis dafür, dass die Mystik des Glaubens in Italien auch im modernen Alltag Platz hat. Die Glocke befindet sich in einem getrennten Turmbau. Dies scheint ja bei den moderneren Kirchenbauten im Piemont schon Tradition zu sein, man denke wieder an San Volto in Turin. Vom traditionellen Dreikönigskonzert im Januar über Lesungen bis hin zu wechselnden Ausstellungen wird die Kirche nicht nur von den 6.000 Gemeindemitgliedern genutzt. Sie ist eine angenehme Abwechslung in der auch sonst schönen, aber doch sehr klassischen Architektur von Acqui Terme.
Info
Adresse 24 Via San Defendente, 15011 Acqui Terme | Anfahrt E70, Ausfahrt Asti Est, dann A33 Ausfahrt Canelli, Straße bis Acqui Terme folgen und rechts halten | Öffnungszeiten Mo–So 10–18 Uhr| Tipp In der Kathedrale der Stadt, Santa Maria Assunta, gibt es ein sehenswertes Triptychon der Madonna del Monserrato. Es wurde 1496 von Barolomeo Bermejo, einem der wichtigsten spanischen Maler des 15. Jahrhunderts, geschaffen. Wer einen flämischen Eindruck hat, liegt nicht falsch. Ungewöhnlich für einen Spanier der damaligen Zeit, war er von dieser Schule maßgeblich beeinflusst.
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Alessandria/Acqui Terme
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2_Die Quelle la Bollente
Die verbrannten Kinder von Acqui Terme
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Auf dem Marktplatz von Acqui Terme entspringt eine berühmte, schlicht »La Bollente« genannte Quelle. Seit 1879 befindet sie sich in einem kleinen Wassertempel von Giovanni Cerruti. Im eklektischen Stil entworfen, aus weißem Marmor und mit dunklem Becken, bildet dieser heute den Mittelpunkt der Stadt. Am Tag befüllt man hier eine Flasche mit 74,5 Grad Celsius heißem Wasser, am Abend sitzt man um sie herum und hält das Gesicht in den Dampf. Das Wasser fließt durch das Sediment eines alten Urmeeres. Angereichert mit Mineralien und Wirkstoffen, tritt es nach bis zu 70 Jahren an die Oberfläche. Der Schwefelduft der jod- und bromhaltigen Quelle ist gewöhnungsbedürftig, lässt einem aber eine alte Legende wirklicher erscheinen.
Denn das heiße Wasser fließt hier schon weitaus länger. Seit dem Mittelalter bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts ließ man sich dieses Wasser von »Brentau« genannten Trägern nach Hause liefern. Davor kurten hier die Römer und genossen das Bad. Noch weiter zurück sollen es die Griechen gewesen sein: Angezogen von den heißen Thermen, gründeten sie hier eine Kolonie. Ob dies nun der Wahrheit entspricht oder nicht – dieser Legende schließt sich eine weitere an: Es heißt, dass es hier den Brauch einer heidnischen Taufe gab. Im gesamten Piemont hielten sich alte Religionen und Traditionen noch, als das Christentum ringsum schon Fuß fasste. Wahrscheinlich gab es hier bereits im 4. Jahrhundert eine christliche Gemeinde.
Info
Adresse Piazza della Bollente, 15011 Acqui Terme | Anfahrt A26, Ausfahrt Alessandria Sud, dann SS30 bis zum Ziel | Öffnungszeiten immer zugänglich| Tipp Das Piemont ist reich an Thermen, besonders an der Grenze zu Ligurien und in den Seealpen. Interessant ist der Besuch der Terme di Valdieri. Hier kurte seit 1755 das Königshaus und baute sein großflächiges Jagdrevier aus. Viktor Emanuel II. errichtete hier ein noch immer besuchbares Chalet für seine Geliebte und spätere Frau, die »Schöne Rosa«.
Die heidnischen Nachbarn waren am Ritual der Taufe besonders interessiert und wollten es möglichst eindrucksvoll umdeuten. Jedenfalls ahmten sie es hier auf ziemlich spezielle Art und Weise nach: So wird berichtet, dass sie ihre Neugeborenen in die heiße Quelle tauchten; die, welche diese Prozedur überlebten, waren es wert, Acqui Termer zu sein, und wurden stolz in der lokalen Mundart »Sgaientò« (verbrannt) genannt.
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