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Die Tradition der Weisheit: Visionen und Prophezeiungen der Göttin
Die Tradition der Weisheit: Visionen und Prophezeiungen der Göttin
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eBook257 Seiten4 Stunden

Die Tradition der Weisheit: Visionen und Prophezeiungen der Göttin

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Über dieses E-Book

Mit dieser ersten Übersetzung des dritten Bandes aus der Serie „History Enlightened (Erleuchtete Geschichte)“ legt John Noyce einen qualifizierten Überblick auf mehr als 2.000 Jahre umfassende Einzelüberlieferungen spiritueller Tradition der Weisheit in Europa vor.
Er beschränkt sich nicht nur auf traditionell als religiös charakterisierte Arbeiten, sondern bezieht sich auch auf Werke von Dante Alighieri, William Blake, Nicholas Roerich oder Johann Wolfgang von Goethe – um nur die bekanntesten zu nennen.
Die Bezeichnung „Göttin“ auf die Qualität der Weisheit an sich anzuwenden, stützt für John Noyce nicht nur die für europäische Denkweisen eher ungewöhnliche Vorstellung von „einer Göttin, viele Manifestationen“. Besonders im Westen kann man die Weisheit auch als den vernachlässigten weiblichen Aspekt des männlich geprägten Gottesverständnisses verstehen, der unter unterschiedlichen Namen wie Sophia, Philosophia, Sapientia, Natura oder das Ewig-Weibliche mit Rat und Tat zur Seite steht. Die Ergebnisse des Autors lassen es nicht vermessen erscheinen, dieses Göttlich-Weibliche mit dem Heiligen Geist als mütterlichen Aspekt der christlichen Dreifaltigkeitsvorstellung gleichzusetzen.
Die angeführten Beispiele belegen nicht nur, wie das Göttlich-Weibliche im Großraum Europa wahrgenommen und verehrt wurde, sondern verweisen auch auf ein bevorstehendes, neues Zeitalter im Zeichen des Advents dieses Prinzips.
Das Buch offenbart einen in der europäischen Geschichte verborgen liegenden, gemeinsamen Schatz, den es lohnt, zu Tage zu fördern. Es ist ein Muss für jeden informierten und an Selbst-Erkenntnis interessierten Leser.
Weitere Informationen zur leicht überarbeiteten, zweiten Auflage dieses Bandes und anderen Ausgaben aus der Reihe "History Enlightened (Erleuchtete Geschichte)" finden Sie auf www.erleuchtete-geschichte.jimdo.com und www.lulu.com.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum7. Apr. 2016
ISBN9783741233098
Die Tradition der Weisheit: Visionen und Prophezeiungen der Göttin
Autor

John Noyce

John Noyce wurde 1950 in England geboren und studierte Mitte der 1970er Jahre Geschichtswissenschaften an der Universität Sussex. 1986 siedelte er nach Australien über und ist heute Inhaber australischer Magisterabschlüsse für Bibliothekswesen, Entwicklungsstudien, Religion und Theologie und arbeitet als Forscher, Autor und Herausgeber auf dem Gebiet der spirituellen Geschichte. Die "Tradition der Weisheit" war seine Abschlussarbeit in den Fächern Religion und Theologie an der Monash Universität Melbourne.

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    Buchvorschau

    Die Tradition der Weisheit - John Noyce

    Erleuchtete Geschichte

    Band 3

    Die Tradition der Weisheit

    Visionen und Prophezeiungen der Göttin

    © 2013

    von

    John Noyce

    aus dem Englischen übertragen

    von

    Uwe David

    Titel der Originalausgabe

    History Enlightened, Volume 3

    The Wisdom Tradition

    Visions and Prophecies of the Goddess in the Sapiential Tradition

    © 2007

    Books on Demand

    Dieses Buch ist der Erinnerung an

    Shri Mataji Nirmala Devi

    gewidmet.

    * 21.03.1923, Chhindwara, Madhya Pradesh, Indien

    † 23.02.2011, Cabella di Ligure, Italien

    Danksagung und Anmerkungen zur deutschen Ausgabe

    Auch dieses Buch basiert sowohl im Original als auch in seiner deutschen Übersetzung auf der Inspiration Shri Mataji Nirmala Devis. Mit ihrem unermüdlichen Lebenswerk hat sie Begriffe wie Wahrheit und Weisheit erneut mit Leben erfüllt.

    Neben der für sich selbst sprechenden inhaltlichen Aufbereitung des für mich als europäischen Leser natürlich interessanten Themas, bin ich dem Autor für seine anhaltende Geduld bei der Beantwortung meiner zahlreichen Fragen sowie dafür zu Dank verpflichtet, dass er mir bei der Umsetzung des Projektes für den deutschen Sprachraum einen unbürokratischen und weitreichenden Spielraum eingeräumt hat.

    Mein Dank gilt ebenfalls Dr. Alexander Loose vom Lehrstuhl für Mittel- und Neulateinische Philologie der Martin-Luther-Universität in Halle-Wittenberg für die Übersetzung zweier mittellateinischer Texte von Alain de Lille.

    Ebenso bedanke ich mich bei Toni Grabmayer für seine unerlässliche Hilfe beim Korrekturlesen und seine Feedbacks sowie bei Arno Krimmer für seine Hilfe bei der Bildauswahl und allgemeine Beratung.

    Auch Herr Rolf Wolters, Inhaber des Christlichen Schriftenversands in Walzbachtal hat zum Gelingen des Werkes beigetragen, indem er mir kostenfrei Auszüge aus den Schriften von Johann Jakob Wirz zur Verfügung stellte. Gleiches gilt für das Nicholas-Roerich-Museum in New York sowie für das Antiquariat Weber in Neuenstein, die mir kostenfrei die Verwendung von Bilddateien erlaubt haben.

    Auch wenn ich das ebenfalls kostenfrei zugesendete Material leider nicht direkt verwenden konnte, bedanke ich mich ebenfalls bei Pater Kassian Lauterer aus der Zisterzienserabtei Wettingen-Mehrerau, Österreich, sowie bei Thomas Kaiser vom Latein-Online-Forum Auxilium, bei Dr. Ingo Schaaf vom Fachbereich Literaturwissenschaft der Universität Konstanz und all den anderen, die mir nicht direkt, jedoch indirekt geholfen haben.

    Mein Dank gilt ebenfalls meiner Mutter, Erika David, sowie Ulrike Deiseroth, die mich nicht nur bei diesem, sondern auch bei anderen Projekten in vielfältiger Weise unterstützt haben.

    Die Arbeit enthält sehr viele zitierte Passagen. Üblicherweise wird bei einer Übersetzung das jeweilige Zitat zu seinem Original zurückverfolgt, insbesondere, wenn es aus der Übersetzungssprache, also in diesem Falle dem Deutschen, entnommen wurde. Viele der im Text verwendeten Zitate stammen aus mittelhochdeutschen Quellen, die, wie ebenfalls üblich, wörtlich, nicht korrigiert und nicht an die heutige Rechtschreibung angepasst wurden. Dabei wurde aus Gründen der Lesbarkeit darauf verzichtet, die vielen, in diesen Zitaten auftretenden, vermeintlichen Rechtschreibfehler mit dem sonst üblichen „sic! zu kennzeichnen. Auch vermutliche Tippfehler, wie z. B. in „GOtt, sind Schreibweisen, die aus dem Originaltext übernommen wurden.

    Manchmal gelang es mir trotz intensiver Suche nicht, die jeweilige Originaltextstelle ausfindig zu machen. In diesem Fall musste ich aus der englischen Übersetzung zurück ins Deutsche übersetzen. Die entsprechenden Stellen sind natürlich gekennzeichnet.

    In den Fußnoten werden u. a. Übersetzungen der Titel zitierter Werke angeboten. Sofern tatsächlich eine deutsche Ausgabe des Werkes recherchiert werden konnte, wurde diese angeführt. Konnte ich keine deutsche Übersetzung der Arbeit finden oder liegt tatsächlich keine vor, so habe ich lediglich den Titel übersetzt.

    Alle Abbildungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Copyright-Inhaber verwendet, stammen aus Quellen, für die das Copyright entweder abgelaufen ist oder die ansonsten gemeinfrei verfügbar sind. Soweit es möglich war, wurden Schwarz-Weiß-Bilder mit Zustimmung des Autors durch farbige ersetzt.

    Das Personen- und Sachverzeichnis wurde aus der englischen Vorlage übernommen, doch ebenfalls mit Zustimmung des Autors durch weitere Einträge ergänzt.

    Die Anmerkungen des Autors, die im Original hinter den jeweiligen Kapiteln aufgelistet sind, wurden ebenfalls mit seiner Zustimmung in einem Gesamtverzeichnis am Ende zusammengefasst.

    Alle Einträge oder Anmerkungen, die von mir gegenüber dem Originaltext ergänzt wurden, habe ich in eckige Klammern ([ ]) gesetzt. Sofern es sich um Originalanmerkungen des Autors handelt oder sie aus einem angeführten Zitat selbst stammen, wurde dies gesondert gekennzeichnet.

    Nicht zuletzt möchte ich mich beim Leser im Voraus bedanken, wenn er das Werk mit dem Wohlwollen liest, mit dem es geschrieben und übersetzt wurde und mögliche Fehler nachsieht, die wahrscheinlich trotz aller Sorgfalt immer noch vorhanden sind.

    Uwe David, im Juli 2013

    Inhaltsverzeichnis

    Widmung zur englischen Ausgabe

    Danksagung und Anmerkungen zur deutschen Ausgabe

    Einleitung

    1 Sophia und weibliche Weisheit

    2 Von Böhme bis Goethe – Visionen der Sophia im frühen modernen Europa

    3 Sophia und die mystische Tradition Russlands

    4 Prophetische Visionen der Göttin im 19. und frühen 20. Jahrhundert

    5 Schlussbetrachtungen

    Anhang Die Zeitalter des Menschen – eine Typologie

    Personen- und Sachverzeichnis

    Abbildungsverzeichnis

    Literaturnachweise

    Anmerkungen

    Einleitung

    Das wissenschaftliche Interesse im relativ neuen Bereich religiöser Studien, die sich der westlichen Esoterik widmen, hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Dazu gehört auch die Beschäftigung mit der Alchimie, der Astrologie, verschiedenen magischen Traditionen, Christlicher Theosophie und einer Vielzahl geheimer oder halbgeheimer Gruppierungen.² Diese Studie positioniert sich innerhalb dieses Forschungsgebiets und befasst sich insbesondere mit der Art, in der weibliche Bildnisse der Weisheit oder Göttlichkeit in den religiösen und literarischen Überlieferungen Europas angerufen worden sind.

    Während die Studien meiner Studentenzeit sich mit der modernen britischen und europäischen Sozialgeschichte befassten, erstreckten sich meine nachfolgenden Forschungsinteressen auf die Religionsgeschichte Südasiens. Somit erfolgten meine aktuellen Analysen der visionären Mystiker Europas auch erst, nachdem ich die südasiatische Perspektive kennengelernt hatte.

    Bei der früheren Lektüre europäischer Mystiker schien es mir, dass man die Vorstellung von „einer Göttin, viele Manifestationen", die in den historischen Studien der Religionen Südasiens akzeptiert ist,³ auch auf einige Aspekte der westlichen religiösen Überlieferung anwenden kann – insbesondere auf esoterische Traditionen, die im jüdischen und christlichen Mystizismus verwurzelt sind. Mit Anerkennung stütze ich mich dabei auf die wegbereitenden Arbeiten der Professorin Barbara Newman in God and the Goddesses: Vision, Poetry, and Belief in the Middle Ages (2003)i sowie der Professoren Peter Schäfer in Mirror of His Beauty: Feminine Images of God from the Bible to the Early Kabbalah (2002)ii und Arthur Versluis in Wisdom’s Children (1999) und Wisdom’s Book (2000)iii.⁴

    Diese Untersuchung ist Teil breiter angelegter Forschungen über das Göttlich-Weibliche, das, wie ich feststelle, ein wiederkehrendes Motiv in der religiösen und spirituellen Literatur einer Vielzahl von Kulturen zu sein scheint. Sehr mitreißend hat Prof. Nikky-Guninder Kaur Singh über dieses Thema in der Tradition der Sikh geschrieben.⁵ Ähnliche Studien über das Tao existieren in der chinesischen⁶ und islamischen Tradition⁷, und die Kabbala hat ihren Platz in der mystischen Überlieferung des Judentums.⁸

    Bei der Suche nach Beschreibungen der vielen Visionen der Göttin habe ich mein Netz weit ausgeworfen und Werke verwendet, die in der Moderne unterschiedlich als religiös, philosophisch und literarisch kategorisiert werden. Es bleibt jedoch für mich die Frage offen, warum einige Autoren der Religionsgeschichte, insbesondere der germanischen Tradition, die Behandlung des Themas nicht auf Texte ausgedehnt haben, die traditionell nicht unbedingt als religiös bezeichnet werden, um z. B. auch literarische Texte einzuschließen. Beispielsweise widmet der deutsche katholische Priester Thomas Schipflinger in seiner ansonsten umfassenden und ausgezeichneten Sophia-Maria: Eine ganzheitliche Vision der Schöpfung (1988)⁹ jeweils ein Kapitel Jacob Böhme und Gottfried Arnold und macht dabei von den Gedichten des letzteren Gebrauch. Er verzichtet jedoch auf jede Erwähnung ihres Einflusses auf spätere deutsche romantische Schriftsteller wie Hölderlin und Novalis, noch erwähnt er Goethe und das Ewig-Weibliche im Faust. In seinem Kapitel über die russischen Anhänger Sophias bespricht Schipflinger Solowjow und verwendet seine Gedichte. Doch er beschränkt die Diskussion von Solowjows Einfluss auf die späteren russischen Schriftsteller auf die orthodoxen Theologen Bulgakow und Florenski. Die symbolistischen Dichter Bely und Blok werden überhaupt nicht erwähnt.¹⁰

    Den Begriff Visionen habe ich verwendet, um die göttlichen Erscheinungen zu beschreiben, die in dieser Studie geschildert und besprochen werden, auch wenn andere dafür möglicherweise anderslautende Begriffe wie „Vorstellungen¹¹, „Träume¹² oder „mystische Erfahrungen¹³" verwenden.

    Zusammengefasst untersucht diese Arbeit die verschiedenen Arten und Weisen, in der sich eine weibliche göttliche Gestalt – die hier als die Göttin, als Sophia oder auch als das Göttlich-Weibliche beschrieben wird – überall im Lauf der Geschichte und in verschiedenen Erscheinungsformen manifestiert hat, um diejenigen zu leiten und zu ermutigen, die sie anbeten. Dabei wird besonderer Wert auf die Erscheinungen innerhalb der christlichen Tradition Europas gelegt. Schilderungen dieser Visionen tauchen in vielen schriftlichen Berichten der o. g. Kategorien auf und die alle in dieser Studie verwertet worden sind.

    Darüber hinaus muss ich mich bei anderen Forschern bedanken, die mir großzügig ihre Ergebnisse zur Verfügung gestellt haben. Dazu gehören insbesondere Kingsley und Ruth Flint aus der Schweiz sowie Dominique Abelard aus Frankreich.

    Mein Dank gilt ebenfalls den Wissenschaftlern der Monash University, Australien, mit denen ich studiert habe: Dr. Ian Mabbett, der die Anfänge der Abschlussarbeit beaufsichtigte, Dr. Nathan Wolski, der mich mit der jüdischen Mystik und insbesondere dem Zohar bekanntmachte sowie Privatdozent Prof. Constant Mews, der mich in die Frauenmystik des mittelalterlichen Europas einführte und mit beträchtlicher Geduld die Arbeit begleitet hat, die den Texten dieses Buches zugrunde liegt.

    Alle dargestellten Sichtweisen und noch verbliebene Fehler sind natürlich allein meine.

    John Noyce

    Melbourne, Australien, August 2007

    Abb. 1: Die Heilige Dreifaltigkeit (14. Jhd.)

    Diese Darstellung stammt aus dem Beginn des neunten Jahrhunderts und befindet sich in der Kirche St. Jakobus im oberbayerischen Urschalling. Das interessante und selten angetroffene Porträt der Dreieinigkeit stellt unmissverständlich den Heiligen Geist als Frau dar und zeigt damit, dass sogar in dieser Zeit die Vorstellung vom Heiligen Geist als dem mütterlichen Prinzip der Dreieinigkeit nicht unbekannt war.

    i Gott und die Göttinnen: Vorstellung, Dichtung und Glaube im Mittelalter

    ii Spiegel Seiner Schönheit: Weibliche Gottesbilder von der Bibel bis zur frühen Kabbala

    iii Die Kinder der Weisheit und Das Buch der Weisheit

    1     Sophia und weibliche Weisheit

    Obwohl es weltweit viele Studien über die Göttin gibt – in der antiken Welt¹⁴ und, in der Tat, in spezifischen geografischen Gebieten wie Indien¹⁵ –, existieren verhältnismäßig wenige Studien über sie im Europa jüngerer Zeitperioden.¹⁶ In diesem Kapitel gebe ich einen Überblick der Tradition der Weisheit und diskutiere die Erscheinungen einiger christlicher Mystiker des mittelalterlichen Europas.

    [iv] (chochmah)[v] im Griechischen σοφία (sophia) und sapientia auf Latein.¹⁷ Die erste und bedeutende Erwähnung in den jüdischen Schriften findet man in Buch der Sprüche, das seine letzte Redaktion im sechsten Jahrhundert v. u. Z.[vi] oder vielleicht auch später erfuhr. Im einleitenden Kapitel heißt es:

    Die Weisheit ruft laut auf der Straße und lässt ihre Stimme hören auf den Plätzen. Sie ruft im lautesten Getümmel, am Eingang der Tore, sie redet ihre Worte in der Stadt: Wie lange wollt ihr Unverständigen unverständig sein und ihr Spötter Lust zu Spötterei haben und ihr Toren die Erkenntnis hassen (1:20–22)?

    Später behauptet sie:

    Ich, die Weisheit, wohne bei der Klugheit und weiß guten Rat zu geben (8:12),

    und macht deutlich:

    Meine Frucht ist besser als Gold und feines Gold, und mein Ertrag besser als erlesenes Silber. Ich wandle auf dem Wege der Gerechtigkeit, mitten auf der Straße des Rechts, dass ich versorge mit Besitz, die mich lieben, und ihre Schatzkammern fülle (8:19–21).[vii]

    Im Buch der Sprichwörter wird die Weisheit als Ziel des menschlichen Strebens präsentiert. Doch statt den Fokus auf Rechtsprinzipien zu legen, wie im Buch Baruch, konzentrieren sich die Sprichwörter auf die moralischen Anforderungen, die die Weisheit allen Menschen auferlegt.¹⁸

    Im späteren Buch Baruch, einer Kompilation biblischer Themen, die Gelehrte auf 200 bis 60 v. u. Z. datieren, spielt die Weisheit darauf an:

    Wer stieg zum Himmel hinauf, holte die Weisheit und brachte sie aus den Wolken herab? Wer fuhr über das Meer und entdeckte sie und brachte sie her gegen lauteres Gold? Keiner weiß ihren Weg, niemand kennt ihren Pfad (3:29–31).¹⁹, [viii]

    Hier wird die Weisheit zur Tora, zum Gesetz Gottes und ist gleichfalls der Träger sozialer Gerechtigkeit, von Stärke und Verständnis.

    Das Buch Sirach, auch bekannt als die Weisheit von Jesus Ben Sirach und als Ecclesiasticus,²⁰ wurde von einem ägyptischen Juden in Hebräisch verfasst und von seinem Enkel, Jesus Ben Sirach, ins Griechische übersetzt. In seiner hebräischen Fassung kann man es auf 190 v. Chr.[ix] datieren und es enthält Gedichte und Sprichwörter ähnlich denen im Buch der Sprüche. Hier behauptet die Weisheit:

    Ich ging aus dem Mund des Höchsten hervor

    und wie Nebel umhüllte ich die Erde.

    Ich wohnte in den Höhen,

    auf einer Wolkensäule stand mein Thron.

    Den Kreis des Himmels umschritt ich allein,

    in der Tiefe des Abgrunds ging ich umher.

    Über die Fluten des Meeres und über alles Land,

    über alle Völker und Nationen hatte ich Macht (24:3–6).²¹, [x]

    Während dieser Text mehr als die anderen jüdischen Weisheitstexte das Männliche ins Zentrum rückt, ermöglicht sein starker poetischer Aspekt es der Gestalt der Weisheit, sich

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