Philipp II.: Dramatische Episode in drei Akten
Von Emile Verhaeren und Stefan Zweig
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Über dieses E-Book
Verhaeren studierte Rechtswissenschaft an der Katholischen Universität Löwen, wo er 1879 erste eigene Artikel in Studentenzeitschriften veröffentlichte.
Beeinflusst durch Schriftsteller und Künstler der Avantgarde entschied er sich früh, seine juristische Laufbahn aufzugeben und Schriftsteller zu werden.
Stefan Zweig, der dieses Werk übersetzte, war ein großer Bewunderer Verhaerens.
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Buchvorschau
Philipp II. - Emile Verhaeren
Inhaltsverzeichnis
Philipp II.
Personen
Erster Akt
Zweiter Akt
Dritter Akt
Impressum
Philipp II.
Dramatische Episode in drei Akten
Nachdichtung von Stefan Zweig
Personen
Philipp II., König von Spanien
Don Carlos, Prinz von Asturien, der Infant
Die Komtesse de Cermont, Hofdame
Fray Bernardo, Beichtiger des Königs
Don Juan d'Austria
Don Francisco de Hoyos, Notar des Königs
Fray Hieronimo
Graf Feria
Soldaten und Mönche
Alle drei Akte spielen im Escorial
Eine Terrasse. Links der Pavillon des Don Carlos. Im Hintergrund der Szene der Escorial, wo nur ein Fenster, das Philipps II. erleuchtet ist. Zwischen dem Hintergrund und der Terrasse liegen die Gärten des Palastes. Zwei Stiegen, eine rechts, eine links, steigen von der Terrasse zu den Gärten nieder.
Erster Akt
Don Carlos
Oh, wie ich traurig bin und müde heute Nacht!
Und wie so traurig auch über die leeren
Gefilde fahl der Himmel Spaniens wacht!
Der kalte Escorial wirft seinen schweren
Schatten viel schärfer noch und schwärzer hin
Als all die andern, die ich mit dem Blick durchspüre
Und die mich ansehn und mich sterben sehen.
O mein verschlossner Traum, wann brech ich deine Türe,
Wann werdet, Wünsche ihr, mir in Erfüllung gehen!
Er geht gegen den Rand der Terrasse zu und wartet.
Gestern war ich noch klar und fest. All meine Kraft
Erbebte wie ein Schwert, das auf den Sieg sich stemmt;
Ich war begnadet, war empor gerafft
Zu Zukunftsträumen, oh, mit solcher Leidenschaft,
Sie hätte meinen Ahnherrn stolz gemacht!
Und nun wie immer, müde, leidend, schwach,
Den eignen großen Träumen fremd.
Er wendet sich zu der Seite, von der die Komtesse kommen soll.
Mein Gott, was kommt sie heute nicht!
Plötzlich heftig.
Was kommt sie nicht, da ich sie doch begehre!
Die Komtesse erscheint an der linken Stiege.
Carlos! Mein König Carlos!
Carlos sich in ihre Arme stürzend.
Geliebte! O das schöne Licht
In deinem Blick! Wenn ich nur deine Stimme höre.
Die Komtesse hastig.
Die Marquise von Amboise ist gerettet! Zu dieser Stunde ist sie schon auf offener See. Die Reformierten in England erwarten sie. All deine Befehle sind ausgeführt. Oh, was für ein edles Werk du tatest, mein König!
Carlos zerstreut.
Ah!
Die Komtesse
Bedauerst du's?
Carlos
Oh, wie ich mich krank und müde fühle!
Alle Schmerzen und Fieber spülen
Ihr Feuer in meine fahle Brust,
In mir wühlt heimtückisch das Leid,
Die alte Wunde hämmert und klopft.
O Liebste, wie da deine Liebe befreit,
Wie stark und schön die lebendige Lust
Von deinen versiegelnden Küssen tropft!
Die Komtesse
Carlos!
Carlos
Was bist du, Teure, nicht immer bei mir
Mit deiner Seele, die Sanftmut besternt,
Mit deinem Vertrauen in meine Kraft,
Das manchmal erschlafft
Und neu sich stet zu erflammen gelernt?
Don Carlos bin ich und trage die Glut
Und Trauer und Schmerz und den Glanz eines Traums.
Seit vielen Jahren nährt ihn mein Blut,
Doch ewig bleibt er im schwellenden Raum
Meines Herzens gefangen und rauscht nicht empor
Zur wirklichen Tat und zum Heldentum.
Aber ich habe nicht Zeit,
Denn bevor
Die Glocken trauernd mein Sterben verkünden,
Müssen sie erst meinen Sieg, meinen Ruhm
Jauchzend hinschreien zu allen Winden.
O Karl der Fünfte, ich bin ein Stein,
Von deinem Schwung in die Welt entsendet,
Ich will die funkelnde Waffe sein,
Die deine glorreiche Tat vollendet.
Die Komtesse
Endlich, Carlos, besinnst du dich!
Carlos
Eben noch fürchtete ich dein Wort. Ich war ohne Leben. Ich wagte nicht mehr an die Kühnheit meiner Pläne zu