Eine kleine Schwäche
Von Almut Weitze
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Über dieses E-Book
Almut Weitze
Almut Weitze, geboren in Jena, ist Autorin von Lyrik und Kurzprosa. Inzwischen sind fast ein Dutzend belletristische Werke von ihr erschienen, darunter auch zwei Kinderbücher.
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Buchvorschau
Eine kleine Schwäche - Almut Weitze
Inhalt
Alltagsporträts
Das Fenster
Eine kleine Schwäche
Das breite Grinsen
Bleibende Gegenwart
Heimatlos
Das Café
Nur die Familie
Spiegel-, Zerr- und Scheinbilder
Das Loch
Die Anstalt
Das Spielzeug
Der Keller
Traumzyklus
Wenn ich sterbe, stirbst auch du
Der Übermensch
Das Nicht-Bild
Der Anschlag
Die Straße
Das Kind
Todeszelle
Der Stein
Labyrinth
Der Mittelpunkt
Pygmalion
Die Fahrt
Alltagsporträts
(2005)
Das Fenster
Ich sehe sie. Wie sie mit zwei Einkaufsbeuteln in der linken, einem Stock in der rechten Hand auf gekrümmten Beinen in Richtung Stadtzentrum wackelt. Sie trägt noch immer ihren dunkelblauen Rock und die hellblaue Strickjacke. Ab und zu bleibt sie stehen, um den Neuigkeiten alter Bekannter zu lauschen. Ihre großen, feuchten Augen blicken aufmerksam und tragen doch eine stete, tiefe Traurigkeit in sich. Eine Traurigkeit, die mir Angst macht.
Da! Der graue Sims. Mein linker Fuß stößt sich ab. Schnell umfassen meine Hände den warmen, roten Backstein vorm Fenster. Schnell klopft die rechte Faust gegen die Scheibe, die in einem Lachen birst.
Warum bin ich vorbeigegangen?
Drei Blöcke Umdrehen. Drei Blöcke Winken. Drei Blöcke ungelenkes Kreisen einer faltigen, starken Hand. Jedes Mal die Freude, sie noch zu sehen und ihr doch immer ferner zu sein.
Sie macht Heringssalat mit Fischrogen und bäckt Eierkuchen. Hauchdünn, auf beiden Seiten gut gebräunt. Die besten der Welt! Keiner kann das. Keiner wollte es je lernen. Ich sehe nicht zu, wie sie in die Pfanne kommen. Ich will sie nur umdrehen. Viele hat sie davon gemacht. Nicht einmal drei Personen hätten die an einem Tage essen können. Mit Speck fängt man Mäuse!
Jedes Klopfen ein Lächeln. Jedes Klopfen ein Eis. Sie geht mit mir ins Kino. In den Zirkus. In den Zoo. Ich laufe, laufe, laufe und sehe, sehe alles. Sie sitzt, döst und isst Kekse aus einer Tüte, die meine Finger nur zu gut kennen. Sie schläft in Gesellschaft. Als könne sie nicht ohne schlafen. Ich schlafe nicht. Ich träume.
Jedes Klopfen eine Münze. Ich mag das Geld nicht. Ich liebe kleine Ausflüge auf wackligen Beinen und die große, schwere Hand, die ich vom Sims erreiche. Manchmal hält sie mich, wenn ich aufs Schuppendach klettere und nach heruntergefallenen Haselnüssen suche. Die teilen wir uns dann.
Ihre Wohnung ist einfach. Zwei Zimmer, eine Küche mit einem großen Tisch, der den ganzen Raum ausfüllt. Dahinter eine kleine Räucherkammer, in der ich einen Schatz vermute. Sie teilt sich das Bad mit den Nachbarn. Deswegen wäscht sie sich manchmal lieber in einer Schüssel in der Küche. Sie hat nicht viele Sachen. Doch was sie trägt, trägt sie gern. Sie sagt, sie braucht nicht mehr und steckt zwei Bonbontüten in meinen Rucksack. Aus einem Kofferradio dudelt Musik.
Ständig lauert sie auf Klopfzeichen. Fenster sind bei ihr wie Türen. Ihre Bekannten erkenne ich schon an der Art, wie sie ans Glas schlagen. Sie alle drücken die große, offene Hand. Nicht jeder drückt sie gleich. Hände sind blind.
Ich habe so getan, als hätte ich sie nicht gesehen.
Ich habe Angst, wenn ich allein nach Hause komme. Nein, ich fürchte mich nicht vor der Wohnung, nur vor dem Dunkel hinter der Tür.
Manchmal ist es anders. Die Luft trägt einen beruhigenden Geruch. Sie ist hier. Nein, sie war hier. Alles finster und die Meerschweine geben keinen Laut von sich. Kein Pfeifen und Quieken. Das konnte nur eines heißen: Sie hatte einen großen Futterbeutel dagelassen. Der reichte glatt für drei bis vier Tage! Sie hatte ihn gepflückt. Sie pflückt nicht gern, weil sie sich nicht gut bücken kann. Ich pflücke auch nicht gern. Und ich bin nicht da gewesen.
Niemand saß auf der Couch, raschelte in Tüten gefüllt mit Anisplätzchen, klapperte mit dem Gebiss oder schlief ein und fing an zu schnarchen, während ich meine Schularbeiten erledigen musste. Das Gras würde eine halbe Woche reichen! Sie hatte gewartet. Zehn Minuten, eine halbe Stunde vielleicht. Drei Tage ohne große, tiefe Augen. Ich füttere und mache meine Hausaufgaben.
Ich gehe nicht gern hinein, nicht gern um die Ecke, hinter der ich mich versteckte, als die Zeit noch ewig war. Ich erschrecke sie nicht mehr mit lautem Lachen. Ich erstaune sie mit leisem Lächeln.
Das Fenster umrahmt ihren Kopf, der stets den Gesprächen der Straße zugewandt ist. Sie lauscht jetzt fremdem Lachen. Ich gehe weiter. Auf der anderen Straßenseite. Drehe mich nicht um. Hat sie mich gesehen? Ich laufe. Keine Zeit! Keine Zeit. Hat sie? Ich weiß es nicht.