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Das Erwachen
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eBook174 Seiten2 Stunden

Das Erwachen

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Über dieses E-Book

Derek, ein einsamer Mann auf einer Reise nach Nirgendwo, macht einen kurzen Zwischenstopp in der Kleinstadt Cider Springs. Bevor er seine Fahrt fortsetzen kann, erwachen uralte Mächte zum Leben und er wird in Ereignisse verwickelt, die vor ewigen Zeiten in Gang gesetzt wurden. Als einige Einwohner der Stadt den Tod finden, muss er ein Schicksal meistern, von dem er nichts gewusst hatte, und das unvergängliche Böse bekämpfen.

SpracheDeutsch
HerausgeberBadPress
Erscheinungsdatum15. Okt. 2015
ISBN9781507123027
Das Erwachen

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    Buchvorschau

    Das Erwachen - Rain Oxford

    Vorwort

    Mein Herr? Die Augen des jungen Soldaten waren voller Schmerz und Sorge, nicht wegen seiner Wunden, sondern der seines Meisters. Es bestanden kaum Zweifel, dass die Wunden seines Herrn tödlich waren, nachdem das Schwert des Gegners das Gewand aus Leder und Eisen bis tief in seine Organe durchdrungen hatte Die breite Brust war provisorisch verbunden und blutete mit jedem schweren Atemzug mehr. Der Herr hob seinen zottigen Kopf an und verdrehte seine Mundwinkel mit einem mürrischen Lächeln.

    Wir mussten einen hohen Preis bezahlen, um diese Schlacht zu gewinnen. Die Augen des Kriegsherrn wanderten über die zerklüfteten, kargen Hügel, wo viele seiner Männer tot oder im Sterben lagen, und er fühlte einen Schmerz in der Brust, der größer war, als ihm eine Waffe jemals zufügen konnte. Dass seine Männer, seine Freunde ausgerechnet hier sterben mussten! Hier, in diesem feindseligen Land, so weit von zu Hause entfernt. Seine grauen Augen waren hart und grimmig, als er sich wieder dem jungen Soldaten zuwandte. Lebt ihr Anführer, dieser Bastard, noch?

    Ja, mein Herr.

    Bring' ihn her. Ich will mit dieser Bestie sprechen, bevor sie stirbt.

    Der Soldat eilte davon und ließ ihn auf den wenig komfortablen, sonnendurchtränkten Felsen zurück. Er widerstand der Versuchung, sich hinzulegen, weil er wusste, dass er nie wieder aufstehen konnte. Dennoch musste er wohl für einen Moment eingeschlafen sein, weil er zu der Stimme und sanften Berührung desselben jungen Soldaten erwachte.

    Mein Herr, wir haben ihn laut Befehl hergebracht.

    Der Kriegsherr rieb sich die Augen und blickte in das Gesicht seines Feindes. Es war ein grausames, hämisches Gesicht, der Inbegriff des Bösen, so heimtückisch und pervers, dass nichts Menschliches mehr übrig blieb. Langsam, vor den verächtlichen Augen seines Bezwingers, verwandelte sich seine Trotzhaltung in einen Ausdruck von Furcht und Hass.

    Ich werde deine Verbrechen nicht aufzählen, begann der Kriegsherr. "Du kennst sie besser als ich und keiner von uns wird lange genug leben, um dieser Aufzählung gerecht zu werden.  Wir sind dir um die ganze Erde gefolgt, um dich und deine Anhänger zu zerstören und das Land von dem fauligen und verrotteten Fleisch, der Krankheit, die du präsentierst, zu befreien. Er bekam einen Hustenanfall. Als er seinen Kopf ein weiteres Mal anhob, schimmerte ein Blutstropfen an seinem Mundwinkel.

    "Die Menschheit kann nicht existieren, solange Deinesgleichen in ihrer Mitte weilt. Du möchtest das Böse anbeten, weil du davon besessen bist, die uralten Rituale zu bewahren und das Blut und Fleisch der Menschen zu verzehren.  Du wanderst durch die Nacht und wurdest in der Finsternis gesäugt. Man kennt dich unter vielen Namen, alle sind verflucht!

    "Wie du deine Anhänger behütet hast, sollst du über sie im Tod wachen. Du wirst in der Gruft deines Todes stehen und auf deinen eigenen Tod warten, in der Finsternis, deine abartige Seele wird auf ewig im Zauber des Lichts gefangen sein.  Du bist eine Krankheit, eine sich ausbreitende Seuche und wir müssen dich für immer loswerden. Erschöpft wies er die Wachen an, den Gefangenen abzuführen.

    Doch der Gefangene ließ sich nicht so einfach abführen. Er war riesig, beinahe so groß wie der Herr; jede Linie seines missgebildeten Körpers verriet seinen zwanghaften Hass. Er starrte den Mann an, der ihn verflucht hatte. Du und deine schwachen, dummen Leute! Die Stimme war obszön, ein fauchender, zischender Klang. Jetzt gewinnst du, aber nur dieses Mal! Mach' was du willst, es ist egal; du wirst leiden und ich werde lachen. Du kennst meine Macht nicht. Du wirst lernen. Ich komme zurück, um es dir zu zeigen!

    Der Herr beobachtete, wie die Wachen den Gefangenen abführten. Er drehte sich um, als er die Hand des jungen Soldaten auf seiner Schulter spürte und sah die Angst in seinem jungenhaften Gesicht. Du bist beunruhigt?

    Ja, über viele Dinge, mein Herr. Er ist mächtig und gefährlich.

    Ja, und das dürfen wir nicht vergessen. Er seufzte und schloss seine Augen.

    Der junge Mann ergriff die Hand des älteren und kniete sich neben ihn. Er hörte, wie sein Atem schwächer und flacher wurde. Er sah, wie sich die grauen Augen öffneten und fühlte den Schmerz, als sich ihre Blicke trafen.

    Ich hatte den Auftrag, dem Bösen ein Ende zu bereiten. Der Preis dafür waren Tod und Schmerz und ich bereue es nicht, obwohl ich sehr traurig bin. Selbst mein eigener Tod würde mich nicht davon abhalten, es noch einmal zu tun. Er schüttelte behutsam seinen Kopf und seufzte. Aus seiner Stimme wurde ein Flüstern, das sich an niemanden richtete. Ich hoffe, dass ich jetzt meinen Frieden finde. Seine Augen schlossen sich und die Lippen waren still; als ob das anstrengende Sprechen ihm die letzten Sekunden seines Lebens nahm.

    In der Brust des Soldaten mischten sich Wut und Verzweiflung und er kniff seine Augen zusammen, um die heißen Tränen zurückzuhalten. Er legte behutsam die Hand seines Meisters auf die nun reglose Brust. Die große Streitaxt, die so gut in die Hand des Herrn passte, lag neben ihm; er hob sie langsam hoch, während er die tristen Sonnenstrahlen beobachtete.

    Ein von unten kommender Schrei erregte seine Aufmerksamkeit, deshalb stieg er vorsichtig durch die Felsen vom Hügel hinab, bis er die kleine Gruppe von Männern erreichte, die am dunklen Eingang eines Tunnels arbeiteten. Der Tunnel bewirkte einen tiefen Einschnitt im Fuß des Hügels und endete in einer in Fels gehauenen Kammer. Die Eisentür am Eingang war geschlossen. Ein großer, rothaariger Soldat, einer der Wärter, salutierte, als er sich näherte.

    Es ist vollbracht, Sir. Er war nervös und wollte unbedingt und gehen.

    Gut. Er spürte etwas Schweres in seiner Hand und ihm wurde bewusst, dass er die Axt immer noch trug; jetzt hob er sie hoch und las die im Metall eingravierte Inschrift. Er schloss für einen Moment die Augen und warf sie in den Tunnel. Versiegle sie! Auf dass sie nie wieder geöffnet wird!

    Lange nachdem die Männer die Eisentür versiegelt und den Tunnel geschlossen hatten, stand der junge Soldat immer noch davor. Die Verbitterung fiel langsam von ihm ab. Es war vollbracht, zumindest im Moment, aber er konnte noch immer die in die Metallklinge eingravierten Wörter sehen. Lasst mich das Böse bezwingen.

    Der junge Soldat spürte eine Kälte in sich aufsteigen. Er drehte sich um und eilte zu den anderen.

    *      *      *

    Die Gruft blieb seit Jahrtausenden unberührt, konserviert in Magie, unangetastet von den sich ändernden Zeiten, die das Land umgestaltet hatten. Die Silhouette der Berge war anders und weicher. Flüsse und Seen entstanden und trockneten aus, nur um sich wieder neu zu bilden. Sie schnitzten nach und nach neue Wunder in das Herz der Erde.

    Und Menschen kamen in das neue Land und hatten es für gut befunden; das einzig Böse war das, was sie dabei hatten. Ihre Sünden waren jedoch klein, es waren menschliche Sünden.

    Kapitel 1

    Die Reifen des alten Plymouth Cabrios pflügten Furchen in den zentimetertiefen Staub und schleuderten dicke Wolken und gelegentlich kleine Steine in den heißen Juli Nachmittag. Die Straße war nicht geteert und von Bruchstellen und Schlaglöchern, die von geringen Ärgernissen bis zu hochgradigen Gefahren reichten, zerklüftet.

    Derek Hanen nahm das Lenkrad in seine linke Hand und versuchte, die zerknitterte Straßenkarte in seiner rechten Hand zu lesen. Der Wagen federte jedesmal, wenn er das richtige Gebiet auf der Karte fand, was seine volle Aufmerksamkeit erforderte und er immer wieder die entsprechende Stelle verlor. Nach mehreren Versuchen warf er die Karte angewidert auf den Sitz.

    Biegen Sie auf der Route 8-A links ab, hatte ihm der Tankwart an der Tankstelle gesagt. Sie führt sie direkt zur 395.

    Derek schäumte vor Wut. Der Typ hatte sicherlich recht, aber er vergaß zu erwähnen, dass die Abkürzung ein besserer Feldweg war.

    Die grüne Karosserie des Plymouth wies tiefe Gebrauchsspuren auf. Was den Dellen an Größe fehlte, wurde durch ihre Anzahl ausgeglichen und die hintere Stoßstange war mit diversen Souveniraufklebern übersät, die Derek etwa einen Monat lang gesammelt hatte, bevor er das Interesse verlor. Dazu konnte man eineinhalb Jahre nicht dokumentierter Reisen und Umherirren addieren.

    Nicht dass Derek darüber besorgt war. Er hatte immer noch ein paar hundert Dollars von seinem letzten Job, wo er für einen fetten, kleinen Unternehmer, der zurechtwies, schrie und Zigarren rauchte, Rohre verlegte. Dem kleinen Gauner gefiel es auch, für seinen Teilzeitjob den halben gewerkschaftlichen Lohn schwarz auszuzahlen. Aber auch die Hälfte des gewerkschaftlichen Lohns war gutes Geld und Derek war zufrieden. Sollte ihm das Geld von diesem Job ausgehen, würde er irgendwo anhalten und einen anderen finden. Manche waren besser als andere, aber das spielte wirklich keine Rolle; sobald er genug Geld hatte, um eine Weile überleben zu können, würde er aufhören und wieder unterwegs sein.

    Es gab Zeiten, wo er dachte, sein Leben wäre sinnlos und voller verpasster Chancen und dass er sich vielleicht jetzt zusammenreißen und neu anfangen könnte. Und vielleicht sogar die gleichen alten Fehler vermeiden könnte. Dann überkamen ihn Selbstzweifel, er hatte Angst, es zu versuchen und ließ seine Chancen im Gegenzug für die Sicherheit, die er auf Reisen fand, verstreichen. Es war Zeit für die Heilung.

    Ein selbstmörderischer Hase hüpfte vor ihm über die Straße und er riss das Lenkrad herum, um ihn nicht zu überfahren. Er verpasste ihn, war erleichtert und warf einen Blick in den Rückspiegel. Außer vergilbtem, zerkratztem Plastik und Staub war nichts zu sehen. Er entspannte im Sitz, seufzte und lenkte seine Aufmerksamkeit auf die vorbeiziehende Landschaft.

    Bäume, zum Großteil Fichten und Kiefern, standen in verwachsenen Baumgruppen da und übersäten die niedrigen Hügel wie Soldaten, die auf die Schlacht warteten; alte Zäune grenzten ihre Gebiete ab. Die paar Farmhäuser, die Derek sah, wirkten seltsam deplatziert, als ob sie unbemerkt aus der Tasche einer vorbeiziehenden Windhose gefallen wären.

    Ein verstaubtes, verwittertes Schild tauchte am Straßenrand auf und erfüllte seine Pflicht, den Reisenden über seinen Aufenthaltsort zu informieren (oder zu bezichtigen):

    Willkommen in

    Cider Springs

    Einw.      724

      Derek bremste den Plymouth bis zur minimalen Geschwindigkeit ab und passte auf, dass er keine unbeschilderten Geschwindigkeitsbegrenzungen überschritt, so dass er fast schleichend in den Ort fuhr. Ein uralter, roter Kleintransporter knatterte vorbei, verfolgt von seiner eigenen Staubwolke, und ächzte unter seinem schlechten Zustand.

    Cider Springs war nicht anders als hunderte anderer kleiner Provinzstädte auf seiner Durchreise. Der Highway verlief durch das Zentrum und diente als Hauptstraße, wo sich ein paar Läden und Shops anhäuften, in der Hoffnung, alle möglichen Geschäfte anzuziehen.  Das erste, worauf Derek aufmerksam wurde, war ein gekünsteltes Vorderhaus mit einem handgemalten Schild, auf dem Parker's General Store stand. Die Worte Kühles Bier waren darunter gemalt und er konnte dieser Aussicht nicht widerstehen. Er bog in den kleinen Parkplatz neben dem Laden ein.

    Ein paar Gänge mit Dosen und Trockenprodukten begrüßten ihn im kühlen Ladeninneren. In der hintersten Ecke stand ein Glasschrank mit einer Auswahl an Bier und Erfrischungsgetränken, die Kühleinheit summte ein einfallsloses, mechanisches Liebeslied für die Kasse. Derek nahm eine Dose Bier aus dem Schrank, ging zur Theke und lehnte sich an die Kasse. So weit er das beurteilen konnte, war er alleine im Laden.

    Hey, ist jemand da? Derek verlagerte sein Gewicht und öffnete die Dose. Das Bier lief durch den Staub in seiner Kehle und hinterließ eine Spur schmerzhafter Kälte. Sie haben hier einen Kunden, rief er lauter. Hinter der Ladentheke ging eine Tür einen Spalt auf und brachte ein wässriges Augenpaar in einem gräulichen, schmalen Gesicht zum Vorschein. Ein Auge blinzelte Derek zu und die Tür schloss sich für einen Augenblick und öffnete sich wieder, als der zu dem Gesicht gehörige Körper heraustrat. Derek hatte den Eindruck, dass der alte Mann aus einer Mischung aus Knochen, Leder und Barthaaren bestand.

    Ich musste erst meine Zähne suchen, entschuldigte sich der alte Mann. Ohne sie kann ich nicht sprechen. Er grinste Derek an, als ob er sie zur Schau stellen wollte. Was brauchst du, mein Sohn?

    Ich habe, was ich brauche. Derek hielt das halb ausgetrunkene Bier hoch, holte einen Dollarschein aus seiner Jeans und gab ihn dem alten Mann. Sind Sie Mr. Parker?

    Jawohl, das bin ich, Jeff Parker. Aber ohne 'Mister'. Jeder hier nennt mich einfach Parker. Er gab Derek sein Wechselgeld, dann schlüpfte er hinter der Theke hervor und nahm sich selbst ein Bier.

    Derek sah zu, wie er die Dose öffnete und trank. Etwas Bier verfehlte sein Ziel und lief stattdessen auf Parkers T-Shirt, um sich in die zahlreichen älteren Flecken einzureihen. Parkers rieb den

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